Tag 71, 23. August 2020
Aalborg (DK) – Hals (DK), 17 sm
Moni war heute vor mir wach. Ich bin um 9:00 noch kaputt. Die Sonne scheint, aber es ist immer noch sehr windig, fast stürmisch.
Nach dem Frühstück rufe ich den Brückenwärter der Limfjordbroen an. Er sagt die Brücke öffnet jede volle Stunde. Offenbar ganz anders als bei der Einreise nach Aalborg. Da mussten wir 1,5 Stunden warten.
Also los, wir nehmen den Brückenzug 11:00 Uhr. Also legen wir 10:30 Uhr ab. War wahrscheinlich doch ein bisschen zu früh. Fast eine halbe Stunde warten wir vor der Kulturbrücke. Dann endlich 10:55 Uhr, 3 rote Lichter. Jetzt passieren wir die erste Brücke. Mit uns noch 5 weitere Segler, alles Dänen.
Die Limfjordbroen lässt uns dann nicht lange warten. Sie setzt gleich danach 3 rote Lichter und öffnet. So, jetzt geht es wieder auf die Ostsee.
Gleich nach der Brücke, 11:05 Uhr setzen wir Groß und Focksegel. Haben erst mal Halbwind, der kurz darauf richtig raum wird. Es geht mit 5 ktn vorwärts. Das Vorsegel rutscht mal nach Backbord, mal nach Steuerbord, schwer stabil zu halten. Der Wind ist halt nicht stabil.
Nachdem wir die Zementfabrik, Aalborg Portland, an Steuerbord passiert haben wird der Wind stärker und kommt wieder von der Seite. Wir sind schnell und werden schneller.
Das geht so bis Höhe des stillgelegten Steinkohlekraftwerkes an Backbord. 12:00 Uhr, die Böen gehen jetzt auf 25 ktn. Moni meckert und ich muss die Fock einrollen. Na auch ohne Fock geht es noch mit 6 ktn und mehr vorwärts. Aber hinter uns baut sich eine ganz dunkle Regenfront auf. Hoffentlich erwischt es uns nicht. Ich ziehe mir erst mal das Naßzeug an.
Das Licht neben und vor der Regenfront ist toll. Die Böen packen uns und schieben uns schnell vorwärts. Ein Patrouillenboot der dänischen Marine zieht an uns vorbei.
14:00 Uhr sind wir vor der Hafeneinfahrt in Hals. Wir bergen das Großsegel. Moni hat die Fender und Anlegeleinen schon angebracht. Aber wir können noch nicht in den Hafen einfahren. Eine Regenwolke mit starken Böen erwischt uns. Wir warten ab.
14:18 Uhr legen wir an, beinahe an gleicher Stelle, wie schon vor zwei Tagen. Pos 56°59‘440 N 10°18‘374 O.
Erst mal trinken wir einen kleinen Anleger, dann schlafen wir fast bis 17:00 Uhr. Wir spazieren ein bisschen um das Hafenbecken. Wir hören einige Deutsche, alles Urlauber. Wir laufen bis zu den Eisbrechern. Hier stehen drei wundersame Schiffe mit Figuren darauf an Land.
Wir essen zu Abend. Nicht besonders gut… sehr südländisch. Na was Anderes gibt es nicht.
Es gibt hier auch ein Fort aus der Renaissance. Moni besucht es nach dem Essen. Sie erfährt bei ihrem erweiterten Rundgang auch, das Hals 1904 die Lotsenrechte erhielt und dass der kleine Leuchtturm auf dem Meer vor der Einfahrt 1912 gebaut wurde.
Wundersame Schiffe
Fort aus der Renaissance
Kirche von Hals
Tag 72, 24. August 2020
Hals (DK) – Grenaa (DK), 43 sm
Heute geht es weiter Südwärts. 7:30 Uhr ist Wecken. Draußen schönster Sonnenschein. Ich hisse unsere Nationale. Es ist kühl, der Wind hat abgenommen. Wir haben nur die Fock als Vorsegel. Hoffentlich reicht das.
8:40 Uhr legen wir ab. Draußen, gleich vor dem Hafen hissen wir das Großsegel und rollen die Fock aus. Moni ist beim Segelsetzen am Ruder und das scheint den ganzen Tag so zu bleiben. Wir haben 10 ktn Wind aus West. Wir schieben uns mit 4,5 ktn das Fahrwasser hinaus, bis zu den Einfahrtbaken des Fahrwassers. Die erreichen wir 9:10 Uhr. Jetzt gehen wir auf Kurs 145°, direkt auf unser Tagesziel zu. Wind ist 14 ktn, wir fahren 6,5 ktn.
Moni bleibt auf unserer gedachten Kurslinie. Es geht mal schneller, mal langsamer. Die Genua wäre jetzt das bessere Vorsegel.
12:20 Uhr haben wir 19 Meilen versegelt, Pos 56°43’99 N 10°37’67 O, Wind 8 ktn, wir fahren 3,6 ktn ü. Grund. Durchs Wasser fahren wir über 4 ktn. Wieder ein halber Knoten Gegenstrom.
Ich sitze unter Deck und lese weiter „Das Boot“. Das U-boot liegt jetzt vor Gibraltar auf Grund in 250 Meter Tiefe. Es ist spannend.
Moni ruft mich hoch in die Pflicht. Über uns schwarze Wolken. Moni berichtet, immer wenn wir genau unter den Wolken sind, wird der Wind weniger. Gut ist es am Rand der Wolkenformation zu sein, da bläst es richtig und wir fahren 7 ktn ü.Grund.
Also experimentieren wir. Unter der Wolke machen wir zusätzlich den Motor an und beschleunigen das Schiff, fahren an den Rand der Wolke und tatsächlich, jetzt machen wir wieder richtig Fahrt. Motor aus und vorwärts weiter unter Segeln.
13:15 Uhr mache ich einen Eintrag ins Logbuch. Wir sind jetzt 25 Meilen unterwegs. Der Wind kommt jetzt mehr aus WSW.
15:00 Uhr sind wir schon mehr unter Land. Wir sind in der Gjerrild Bugt. Über die Landmasse sehen wir schon Grenaa, das muss es zumindest sein. Wir sehen riesige Beine von Bohrplattformen die, so denken wir in Grenaa im Hafen liegen.
15:30 Uhr, unser Focksegel flattert schlaff hin und her. Der Wind bläst nicht mehr richtig, 6 ktn nur noch. Wir haben jetzt einen Knoten Gegenstrom. 16:00 Uhr haben wir querab steuerbords den Leuchtturm Farnǣs. Maschine an, sonst kommen wir nicht mehr Vorrang. Es sind noch 4 Meilen bis zum Hafen.
16:50 Uhr passieren wir die Einfahrt zur Marina Grenaa. 16:55 Uhr haben wir angelegt. Pos.56°24‘255 N 10°55‘534 O.
Sonnenschein im Hafen und wenig Betrieb. Als erstes wechseln wir das Vorsegel. Fock runter, Genua hoch. Der Wind soll morgen schwächer werden.
Wir spazieren ein wenig herum. Die Restaurants sind offen aber wir entschließen uns an Bord zu essen. Es gibt Szegediner Gulasch mit Knödeln.
Moni am Ruder Bohrinseln im Hafen von Grenaa
Leuchtturm von Grenaa
Tag 73, 25. August 2020
Grenaa (DK) – Gilleleje (DK), 52 sm
Wieder stehen wir 7:30 Uhr auf. Scheint zur Regel zu werden. Im Schiff ist es kühl. Nachts ist es draußen schon kälter. Moni bäckt im Backofen Brötchen auf. Es wird muschelig warm.
Ich mache das Schiff zum Ablegen klar. Moni klart unten auf.
8:45 Uhr legen wir ab. Vor der Marina setzen wir Segel. Ich bin froh, dass wir gestern das Vorsegel gewechselt haben. Es ist wenig Wind, 7 ktn und die See ist flach. Wir nehmen langsam Fahrt auf, 4 ktn. Na das kann ja was werden. Wir wollen 50 Meilen weit kommen.
Weiter draußen, 5 Meilen vor der Küste wird es besser. 10 ktn Wind. Es fährt sich so… wind kommt aus 240°, unser Kurs ist 115°.
10:20 Uhr, der Wind kommt weiter von hinten, baume ich die Genua aus. Wir fahren platt vorm Wind. Aber unser Schiff rollt. Wir bekommen keine Ruhe in die Segel.
Ich nehme den Baum wieder weg, nachdem mit Moni eine riesen Diskussion losgegangen ist. Sie will den Baum nicht. Mein Vorschlag, bei jetzt 8 ktn Wind endlich den Blister zu setzen stößt auf Ablehnung. Was soll ich machen… übliche Diskrepanz zwischen dem Alten und den 1.WO („das Boot“).
Na gott sei Dank hilft der Wind. Er kommt jetzt weiter südlich und mit beiden Segeln auf Backbordbug laufen wir nun doch über 5 ktn.
Das geht so bis 11:00 Uhr. Der Wind hat Mittagszeit. Wir holen das Vorsegel ein und nehmen die Maschine zur Hilfe. 2 Stunden motoren wir so dahin.
13:00 Uhr bekommen wir neuen Wind. Motor aus, Genua raus und ab geht’s! 10 …13 ktn. Wir laufen teilweise sogar über 7 ktn ü. Grund. So macht das Spaß!
14:38 haben wir querab an Backbord den Leuchtturm der kleinen Insel Hesselø. Die Insel ist laut Handbuch unbewohnt. Wildschutzgebiet. Dennoch sehen wir 3 Gebäude, einen Fahnenmast und Schafe. Moni sucht durchs Fernglas die Sandbank vor der Insel ab. Sie hofft auf Robben, sieht aber nur Kormorane.
16:20 Uhr mache ich Eintrag. Wir sind 38 Meilen unterwegs. Der wind kommt immer westerlicher. Wir kommen südlich von unserem gedachten Idealkurs ab. Wir hoffen. Das unter der Küste der Wind einen Bogen macht und wir wieder besser nach West vorwärtskommen. Vor dem Wind ist es unmöglich zu fahren. Der Kahn rollt. Also müssen wir mehr an den Wind, Halbwind bis Raum. Das treibt uns immer mehr auf die Küste.
16:40 Uhr ist es vorbei. Wind nur 6 ktn, vor dem Wind müssten wir laufen aber die Segel schlappern unangenehm. Wir holen die Segel ein und fahren unter Maschine Richtung der Marina Gilleleje. Es liegen noch 10 Meilen vor uns.
18:50 Uhr laufen wir ein in den Hafen, links die Marina, rechts der Stadt- und Fischereihafen. Schon mal waren wir hier mit Heinz, unserem Enkel, es muss 2013 oder 2014 gewesen sein. Wir fahren erst die Marina ab. Die paar Plätze die frei sind, sind zu schmal. Also fahren wir in den Stadthafen. Gleich gattern wir einen Platz längsseits.
Ich unterhalte mich noch ein bisschen mit dem Schiffsnachbarn, einem Dänen. Moni macht mir Druck. Sie will essen bei Adamsens Fischladen. Na was sein muss, muss eben sein. Neben dem Essen gibt es hier eine Ansammlung Oldtimer zu bewundern. Die Dänen scheinen alte amerikanische Autos zu lieben und zu pflegen und sie zeigen sich damit. Ich hatte so etwas schon in der Vergangenheit in einigen Häfen festgestellt, aber nicht nur in Dänemark, nein auch in Schweden, Finnland und Norwegen. Leider kann ich diesmal keine Fotos machen. Wegen Moni’s Druck zum Fischladen habe ich mein Telefon/Fotoapparat auf dem Schiff vergessen. Ich werde es überleben.
Hinter uns zieht Regen auf Die Insel Hesselo Gilleleje in Sicht
Fahrrad ganz groß Der Hafen von Gilleleje
Tag 74, 26. August 2020
Gilleleje (DK) – Helsingbørg (DK), 13 sm
Ich bin heute mit Brötchen holen dran. Es ist 8:30 Uhr, Gott sei Dank, der Bäcker ist nicht weit weg. Hier ist zu erwähnen das Dänemark offenbar noch viele kleine Bäcker hat. Die Brötchen sind nicht schlecht, luftig gebacken. Und erst die Zimmtschnecken!
9:40 Uhr sind wir fertig mit Frühstück und dem übrigen arbeiten am Morgen und legen ab. Die See vor dem Hafen ist flach, keine Wellen wie am Vortag. Wir setzen Groß und Genua, 7,5 ktn Wind aus SO lässt uns mit 4,6 ktn vorwärtskommen.
10:50 Uhr sind wir Höhe Marina Hornbǣk. Manchmal fahren wir jetzt 6 ktn hoch am Wind. Wir kommen 30° ran an den Wind. Hinter uns eine schwarze Regenfront. Hoffentlich erwischt es uns nicht.
Um 11:00 Uhr herum wird es interessant. Mehrere Gruppen von Schweinswalen um uns herum. Moni ist begeistert. Flache See, die Tiere sind super zu erkennen. Immer kommen sie hintereinander 2 oder 3 Mal raus, dann tauchen sie weg für längere Zeit und das Ganze geht von neuem los.
Wir kommen jetzt richtig rein in den Øresund oder wie sich das jetzt hier oben vor Helsingbørg wohl nennt. Aber der Wind geht runter. Nur noch 4 ktn, dann gar nur 2 ktn. Segeln macht keinen Sinn mehr. Weiter unter Maschine. Aber das lockt die Schweinswale noch mehr an. Der Ton der Maschine, das Schraubengeräusch oder die Fische die im Sog der Schrauben zu erwarten sind. Die Schweinswale ziehen jedenfalls mit uns.
Es ist jetzt 11:30 Uhr, noch 4 Meilen bis zur Marina Helsingbørg.
12:25 Uhr haben wir festgemacht auf Pos: 56°02‘547 N 12°36‘984 O. Auch hier, der Hafen nicht richtig voll wie früher. Kaum Schweden im Hafen, obwohl die Schwedische Küste nur 3 Meilen entfernt ist. Auch kaum Deutsche Segler. Eine Ausnahme, die Segelyacht „Mistral“ aus Mönkebude. Na das ist doch was, Segler ganz aus unserer Nähe, vom Stetiner Haff.
Das Mittagessen beschaffen wir uns im Fischkiosk am Hafen. Lecker Schrimps, eingelegt und welche gekocht und Brathering, ein bisschen süßer als wir den in Deutschland essen. Ein super Mittagessen.
Vielleicht war der Wein zum Mittagessen ein Glas zu viel. Ich bin müde. Aber Moni treibt mich in die Stadt.
Üblicher Weise gehen wir in das Marinemuseum und in das Hamletschloß „Kronenborg“. Nein, heute nehmen wir uns die Altstadt vor. Ich ergattere beim Hafenmeister ein Büchlein, Kulturspaziergang „Elsinore Walk“. So ein bisschen folgen wir diesem Stadtführer.
Erst mal mache ich paar Fotos vom Schloß Kronenborg. Dann Laufen wir über das „Dach“ des Marinemuseums. Man muss sich das so vorstellen: Das Museum hat seinen Eingang in einem alten Trockendock. Eindrucksvoll, diese Trockendocks. Bei mir werden spätestens vor der Kulturwerft, dem alten Werftgebäude, Erinnerungen wach an Kronstadt, die Trockendocks dort. Sehr ähnlich diesen Trockendocks hier. Nur hier in Dänemark sind die alle bewässert und werden als Kaianlagen genutzt.
Wir wandern weiter in die Stadt. Wir kommen an der St. Marienkirche und dem Karmeliterkloster vorbei. Alte Backsteinbauten von 1430. Entstanden mit dem SUNDZOLL. Heißt, auch die alten Dänen machen das wie die Deutschen. Für jede Scheiße ein Zoll oder Steuer. Die Regierung und der Bürokratieapparat müssen finanziert werden.
Auch soll es hier ein Werftmuseum geben. Das besuchen wir nicht. Bis 1983 gab es hier eine Werftindustrie. Alles tot. Früher wurden hier Fähren gebaut. Nach 100 Jahren war es auch hier vorbei. Die Gebäude werden dann zu Kulturwerften…
Es gab hier eine Lateinschule in Helsingbørg. Cristian Andersen ging hier zur Schule, der Märchenschreiber. Zwei Jahre hat er hier gelernt und hatte die Schnauze voll vom Schuldirektor. Er ging zurück nach Kopenhagen. Besser zu träumen und Märchen zu schreiben.
Wir gehen die Stengade entlang. Eine Fußgängerzone gesäumt von schönen alten Gebäuden. Wir machen Pause beim Eiskaffee. Ich schütte mir erst mal ´nen Schwapp übers Hemd und rege mich auf. Wir wandern weiter auf der Stengade und gehen nach rechts und links in die kleinen Gassen. Alte Fachwerkhäuser hier, vor den Türen rechts und links wachsen Malwen oder Stockrosen oder wie das Zeug heißt.
Auf dem Weg zurück kommen wir an einem weißen Gebäude, der Schließgesellschaft, vorbei. Das Gebäude aus dem Jahre 1791 schreibt Geschichte als der Marschal Napoleons, Jean Baptiste Bernadotte seinen Katholischen Glauben abgelegt, das war am 19.10 1810, um einen Tag danach schwedischer Kronprinz zu werden. 1817 wurde er dann der König von Dänemark, Carl XVI, Johan König von Schweden. Was lehrt uns das, für Macht und Geld schmeist man auch die Überzeugung über Bord.
Genug, wir gehen zurück zu unserer All Right 2.
Feierabend. Moni macht leckere Schnittchen und für mich gibt es Côtes du Rhône, die Moni trinkt ihren Rosé.
Wir haben Schloss Kronenborg vorraus Die Marina empfängt uns mit einem Fisch aus Meeresmüll
Schloß Kronenborg Diesmal gehen wir vorbei
Der Dom Wandmalerei, Graphitti mal schön
Kloster
Steingade kleine gasse zweigt von der Steingade ab
Tag 75, 27. August 2020
Helsingbørg (DK) – Dragør (DK), 28 sm
Am Morgen regnet es erst mal richtig. Es ist bedeckt. Insgesamt hat sich das Wetter zum schlechteren geändert. Der Sommer ist vorbei? Nicht so schlimm, es geht nach Hause, südwärts.
Solange es regnet gehe ich nach dem Frühstück ins Hafenmeisterbüro und nutze dort das WLAN, muß noch was an meinem Blog machen. 10:30 Uhr bin ich zurück am Schiff und der Regen ist vorbei.
Zeit zum Ablegen, es ist 10:50 Uhr. Im Hafen sieht es nach sehr wenig Wind aus. Na mal sehen. Wir fahren raus in den Sund, vorbei am Schloß Kronenbørg und wir kreuzen die Fährverbindung nach Hlesingør.
Jetzt haben wir 8…9 ktn Wind, von hinten. Die See ist flach. Wir entscheiden uns für den Blister. Noch ist nicht klar, fahren wir den an Backbord oder Steuerbord. Eigentlich ist das ja ein Spinnaker Kurs. Anyway, wir fahren den Blister an Steuerbord. Wir halten auf die Nordspitze der kleinen Insel Ven zu. Sie ist schwedisch und liegt mitten im Sund. Wir waren hier früher schon einige Male. Ein schönes Ziel und was für Astronomen. Hier gibt es die Sternwarte Stjerneborg aus dem Mittelalter. Der Astrologe Tycho Brahe lebte hier 1576 bevor er nach Prag ging.
Wir besuchen die Insel diesmal nicht, schwedisch und Corona. Wir lassen die Insel an Backbord liegen. 12:00 Uhr etwa haben wir die Mitte der Insel querab. Mit unserem Blister kommen wir gut voran, immer über 4,5 ktn. Moni sieht durchs Fernglas an Backbord auf einem Stein eine Robbe. Vor uns, 3 Meilen entfernt läuft die Alexander von Humboldt, genannt Alex, eine Dreimastbark mit ihren grünen Segeln auch nach Süd. Das Schiff der Becks Werbung vor uns fährt mit 3,5 ktn entnehme ich seinem AIS Signal. Jetzt haben wir ein Ziel, die werden wir überholen.
Wir sind am Ende der Insel Ven. Den Blister schiften wir nach Backbord. Es geht Richtung Kopenhagen. Die Alex kommt immer näher, nur noch 1,9 Meilen, dann sind wir auf gleicher Höhe.
An Steuerbord kommt jetzt mit 14 ktn Fahrt ein Tanker von SIBUR. Ein Schiff einer russischen Öl- und Gas Firma. In Tjumen glaube habe ich deren früheres Headquarter einige Male besucht, das war vor 15 Jahren oder mehr, und auch deren Generaldirektor getroffen.
14:35 Uhr haben wir die Einfahrt nach Kopenhagen an Steuerbord. Über Kopenhagen sehen wir dunkle Regenwolken. Hoffentlich holen die uns nicht ein. Die Alexander von Humboldt ist jetzt 300 Meter vor uns.
15:10 Uhr sind wir querab an der Steuerbordseite der Alexander von Humboldt. Wir machen viele Fotos. Obwohl das Rahsehgel gesetzt sind lassen die die Maschine laufen.
Wir haben die Alex überholt und sind fast am Windpark vor Kopenhagen vorbei, da geht der Wind auf 19 ktn hoch. Schnell müssen wir den Blister bergen. Nichts mit Bergeschlauch einfach runterziehen. Ganz schöner Druck auf dem Segel. Moni luvt an und das Segel flattert, jetzt kann ich den Bergeschlauch runterziehen… geschafft.
Weiter fahren wir mit Genua, aber wie es immer ist, der Wind ist wieder auf 12 ktn runtergegangen und wir werden langsamer. Die Alexander von Humboldt zieht jetzt wieder an uns vorbei.
Steuerbord haben wir jetzt den Flughafen von Kopenhagen querab. Einige Maschinen, von Norwegian zwei und von SAS drei, starten. Wenig für diesen großen Flughafen. Corona macht alles fertig, nicht nur gesundheitlich.
16:20 Uhr sehen wir die Marina von Dragø. Wir holen die Genua ein. Ab geht es in die Hafeneinfahrt. 15:55 Uhr gehen wir längsseits an eine Pier. Pos55°35‘674 N 12°40‘752 O.
Wir bezahlen die Hafengebühr und machen einen ausgedehnten Spaziergang durch den Ort. Meist gelbe Häuser, sehr schön. Viele Restaurants, wir zählen fünf. Eine hübsche Kirche mit einem sehr schönen Friedhof. Einige Grabsteine weisen auf das Ende des zweiten Weltkrieges hin, Dänischer Widerstand, lesen wir.
Wir bewegen uns südlich an das Ende des Ortes, hier biegen wir links ab Richtung Sund. Eine Badeanstalt gibt es hier und ein Fort.
Das Fort, so lesen wir am Eingang zu den Kasematten geht zurück auf die Jahre 1914-18. Wir steigen hoch auf die Befestigungsanlage. Man sieht die Fundamente der Küstenbatterien. Das ist sicher im Zweiten Weltkrieg ausgebaut worden. Beim runtersteigen sehen wir, der untere Teil ist heute ein Hotel.
Wir gehen zurück zum Hafen. Die alten gelb gestrichenen Häuser auch im Hafengebiet sind schön. Ein alter Lotsenturm ragt in die Höhe und blickt in Richtung Sund, zur Øresundbrücke.
Wir gehen ins Strandhotel. Auf der Terrasse essen wir jeder eine Portion Muscheln in Weinsoße. Soll eigentlich eine Vorspeise, Forretter, sein. Wir sind aber satt davon.
Insel Ven Alexander von Homboldt vorraus
Gleich haben wir sie jetzt sind wir querab
Hafengebäude und Lotsenturm unser vorletzter Hafen in Dänemark auf dieser Reise
Kneipenstrasse im Ort
Das Fort Küstenbatterie Auch hier gibt es eine Meerjungfrau
Tag 76, 28. August 2020
Dragør (DK) – Rotvig (DK), 25 sm
Wir lassen den Tag langsam angehen, die Strecke, die wir vor uns haben ist nicht so lang. Moni geht erst noch mal einkaufen, Brötchen aber auch gutes Rindfleisch für BBQ zu Hause in Gustow.
Wir legen erst 11:20 Uhr ab. Letzte Nacht hat es ja tüchtig geregnet, jetzt ist es aufgeklart und der regen ist vorbei. Hoffentlich bleibt das so den ganzen Tag.
Wir fahren erst mal unter Maschine. Kaum Wind, 2..3 ktn. Ich hole die Schleppangeln raus und wir fahren 5…6 Meilen unter Maschine mit den Angeln hinten raus. Keine Fische!
Die See ist fast spiegelglatt, aber langsam kommt mehr Wind auf. Also Angeln rein und wir versuchen es mit segeln, Groß und Genua. 5 ktn Wind, wir kommen auf 3 ktn Fahrt ü. Grund.
Der Wind kommt mehr von der Seite. Ich überzeuge Moni, wir setzen den Blister. Paar Meilen geht das so. Immerhin fahren wir jetzt 3,5…4 ktn ü. Grund. Ich schalte auf Autopilot. Wir haben Zeit, noch 20 Meilen zu fahren.
Ich bin unten im Schiff, da flattert der Blister. Das Vorliek fällt ein weil der Wind jetzt weiter von vorn kommt. Also den Blister wieder runter. Und weiter mit Genua. Der Wind hat nun zugenommen, 8 ktn. Unsere All Right 2 läuft jetzt 4 ktn, geht doch!
Der Wind nimmt zu, wir werden immer schneller, kommen jetzt mit 5 ktn voran. Immer noch haben wir einen halben Knoten Gegenstrom.
An Steuerbord voraus sehen wir einen Schleppverband. Der ruft uns über Funk an, das wir abstnd halten sollen, weil er selbst schwer manövrierfähig ist. Was soll das, wir sind weitab und schnell aus seinem Fahrwasser. 14:04 Uhr ist der Verband querab an Backbord, unsere Position 55° 26‘712 N 12°35‘563 O. Nicht mehr weit bist Stevns Klint.
15:00 Uhr haben wir den Leuchtturm an Steuerbord. Der Wind und die Welle nehmen zu. Wir müssen weiter nach Steuerbord. Es geht „um die Ecke“. Dann kommt der Wind fast auf die Nase. Also die Maschine an und die Genua rein. Die letzten 4 Meilen müssen wir also unter Maschine fahren.
An Steuerbord sehen wir die Kliffs von Klint. Oben steht direkt am Abgrund eine alte Kirche.
Weiter umfahren wir zwei Stellnetze. Die umfahren wir südlich. Dann geht es rein in die Hafeneinfahrt nach Klintholm. Wir legen an gegen den Wind mit dem Bug zur Mole. Pos 55°15‘133 N 12°22‘623 O. Wir lagen hier im Hafen fast an gleicher Stelle vor 5 Jahren oder so schon mal.
Ein bisschen laufen wir noch im Hafen rum und schauen von der Mole aufs Meer. Ganz schöne Welle hat sich aufgebaut. Hoffentlich ist das morgen besser.
Wir schauen uns noch den FLINTOVENEN an, einen Turm, sieht fast aus wie ein Seezeichen. Nein es war ein Ofen. Hier hat man früher Feuersteine gebrannt. Die zerspringen dann. Das Resultat wurde dann in den 1870er Jahren an die Feyencenfabrik Alumina in Kopenhagen verkauft. Die haben es dann Keramiken beigemischt.
Moni macht uns noch ein leckeres Abendessen, super Steak mit Pfifferlingen.
Feierabend, morgen haben wir eine lange Tour vor uns.
Leuchtturm an Stevns Klint Die Kliffs von Klint
Kirche am Abbruch
Elektrikerschwalben Flintofen, kein Seezeichen
Tag 77, 29. August 2020
Rodvig (DK) – Barhöft (D), 57 sm
Heute geht es zurück ins tolle Deutschland, zu den bekloppten Maskenträgern.
Weil wir uns so freuen stehen wir schon 6:00 Uhr auf. Die Freuden sind unterschiedlich, während Moni wirklich nach Hause möchte wäre ich sicher gerne noch weitergesegelt. Norwegen haben wir gestrichen, ich hätte das gerne noch ersegelt. Anyway, es kommt ein nächstes Jahr.
7:00 Uhr legen wir ab, wir verlassen den letzten dänischen Hafen dieser Reise…
7:12 Uhr schreibt Moni ins Logbuch, dass wir die Segel gesetzt haben. 8 ktn Wind aus Süd und 5,4 ktn Fahrt ü. Grund. Wind ist noch nicht so viel, dafür nördlich von uns düstere Gewitterwolken. Es donnert, Moni ist schon „exited“. Nach Ost, Richtung Kreisverkehr sehen wir eine Wasserhose. Panik, Panik. Obwohl der Mist nach Ost zieht muss ich erst mal das Vorsegel einholen und die Maschine zuschalten. Subordination auf unserem Schiff ist ein Fremdwort, der 1. WO hat mehr zu sagen als der Kapitän! Das ist wie in der Deutschen Regierung.
Es ist 8:50 Uhr. Der Wind hat gedreht, kommt jetzt aus Nord! 4bft, 15 ktn… steigend.
Aber ich darf die Maschine wieder stoppen und wir segeln. 10:00 Uhr sind wir querab den Kreidefelsen von Møn. 13,5 ktn Wind aus Nord. 5,5 ktn ü. Grund, durchs Wasser 6 ktn.
10:30 Uhr, der Wind dreht wieder, von 360° auf 110°. Der Wind geht runter, Fahrt nur noch 1,5 ktn. Shit! Was soll‘s, Maschine an. Groß und Genua lassen wir oben. Wir fahren eben wie die Dänen.
12:00 Uhr legt sich das Schiff auf die Seite. Plötzlich ist der Westwind da. Maschine aus und schon fahren wir 7 ktn ü. Grund. 18 ktn Wind. In freudiger Übereinstimmung mit Moni reffen wir das Grosegel, Reff 1. Auch das die Genua reffen wir zur Fock.
13:00 Uhr Groß, Reff 2. 14:30 Uhr sehen wir die Insel Rügen… oder Hiddensee. Ganz schöne Welle, 1…1,5 m. Für mich ein schönes segeln. Moni hat da eine andere Meinung. Wir fahren 7ktn und mehr. Wir haben noch 13 Meilen bis zum Ziel Barhöft.
15:40 Uhr sind wir im Fahrwasser Richtung Barhöft. Der wind ist weniger, die Welle auch. Jetzt reffen wir alles wieder raus. Es geht so mit 5…6 ktn voran.
Vor dem Hafen Barhöft bergen wir die Segel. Rein geht es in den Hafen. Wir legen an auf Mooringboje. Pos 54°26‘033 N 13°01‘883 O. Ein einfaches Anlegemanöver bei 0 Wind, dennoch zwei Leute nehmen mir die Heckleinen ab. Bisschen zum Lachen. Moni sagt Hilfe soll man nicht ablehnen.
Anleger und dann duschen. Heute machen wir nichts mehr. Getränke nach 57 Meilen sind durchaus angebracht.
Kreidefelsen von Møn
Willkommen zurück
Tag 78, 30. August 2020
Barhöft (D) – Gustow (D), 14 sm
Heute ist der letzte Tag unserer großen Segelreise. Fast 80 Tage zu zweit auf engem Raum.
Die Sonne scheint, kein Wind als ich die Nationale vorheiße. Wir frühstücken nochmal in der Pflicht. Sehr schön.
9:20 Uhr legen wir ab, um gleich danach wieder an der Tankstelle von „Borbe“ anzulegen. Ich möchte den Tank auffüllen, um zu wissen wieviel Diesel wir in den 11 Wochen auf unseren 2000+ Meilen verbraucht haben.
9:40 Uhr verlassen wir vollgetankt die Pier Richtung Heimathafen. Kein Wind, totale Flaute. Ich messe die Entfernung bis Stralsund und stelle den Motor auf die Drehzahl, dass wir ohne großes Warten vor der Ziegelgrabenbrücke dort ankommen. Wir tuckern so mit 3,5 ktn vor uns hin. Es ist heiß und 11:00 Uhr genehmige ich mir dann ein Budweiser.
Viele Schiffe sind von und nach Hiddensee unterwegs, alle unter Maschine. Olaf Nehmzow kommt uns mit seiner Familie mit seiner Segelyacht entgegen. Wir grüßen uns aber die Freude ist eher verhalten. 13 Jahre bin ich bei der Motorenwerkstadt Nehmzow Kunde und seit 6 Jahren sogar mit der Segelyacht und dem Motorboot. Na die Stimmung ist getrübt seit dem Desaster mit meinem 115 PS Suzuki Außenborder.
Wir sind 12:10 Uhr vor der Ziegelgrabenbrücke. Hier stauen sich die Yachten und warten auf die Durchfahrt. Zwei Hotelschiffe liegen auf Dauerparkposition, wahrscheinlich Corona bedingt im Hafen, oder haben die den regulären Betrieb wiederaufgenommen? Die Gorch Fock haben die Stadtväter auf die Nordpier verholt. Die anderen Piers sind marode und müssen rekonstruiert werden. Mal sehen wie lange das dauern wird. Vielleicht ist es fertig bis die Corona Krise durch die Entwicklung geeigneter Impfstoffe überwunden ist und sich die Touristenströme über Pommern wieder ergießen können.
12:25 Uhr ist endlich Brückenzug. Wir vom Norden bekommen zuerst Grün. Na jetzt los nach Hause!
Ich flagge noch über die Toppen, soweit die Fähnchen reichen. Hisse die Gastlandflaggen der Länder, die wir besucht haben. Diesmal nur Polen, Dänemark und Helgoland. Letzteres ist ja kein Land, hat aber eine eigene Flagge.
Über Funk rufe ich auf Kanal 16 die „Time Bandit“, damit das Bier kalt ist, wenn wir anlegen. Keine Antwort. Ich schreibe eine Whats App Nachicht an Thomas. Jetzt schaltet er die Funke ein. Er ruft über Ch16 an und wir snacken auf Ch 67.
Ich mache unser Nebelhorn klar. Auf dem letzten Stück beginnt das Hupkonzert. Unsere Einfahrt ist eingeläutet.
13:10 Uhr, das letzte Anlegemanöver dieser Reise. Thomas und Fiona haben Blumen am Steg befestigt und eine kleine Flasche Whisky. Romé und Jana sind da und Mario als Hvd auch. (Hafenmeister vom Dienst).
Jetzt gibt es erst mal Getränke und ein kurzes Reiseupdate. Alle freuen sich, dass es Moni so lange mit mir ausgehalten hat. Wir freuen uns auch wieder in Gustow zu sein, obwohl, ich hätte noch einen Monat gekonnt.
Den ersten Abend an unserem Haus beenden wir mit BBQ, Radeberger, Wein, feinem Wodka und anderen Kaltgetränken. Romeé und Jana, die Nachbarn, haben Haus und Garten betreut. Alles ist idyllisch und gepflegt.
Resümee der Reise:
78 Tage, 2059 sm. Nur 80 Motorstunden, 1,02h/Tag… das ist ein recht gutes Ratio.
Winde waren oft Halbwinde bis Raum. Aber es ging auch oft auf schnellem Kurs Hoch am Wind.
Genua und Groß waren die meiste Besegelung. Wir haben öfters reffen müssen, bis Reff 2. Wir sind die Selbstwendefock einige Tage gefahren. Hatten einen Tag den Spinnaker genutzt und viele Male den Blister.
Entlang der deutschen Ostseeküste ging es von Swinemünde bis Flensburg, zwei Runden durch die Dänische Südsee, durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Hamburg, von Hamburg über Cuxhaven, Helgoland und Sylt auf der Nordsee rund Dänemark.
Das Wetter war die meiste Zeit sonnig. Nur in der letzten Woche wurde es kühler und auch regnerisch.
Wir sind viel Fahrrad gefahren, bestimmt auch 100 km.
Wir hatten die ersten zwei Wochen die Mitsegler Christian und Maik dabei, ehemalige Kollegen von Moni, Whisky- und Rum Spezialisten und angenehme Besatzungsmitglieder.
Sehr schön waren aber auch die 2,5 Wochen mit unseren Enkeln Heinz und Alfred an Bord.
Leider sind wir wegen Corona nicht nach Schweden gekommen. Dadurch, dass wir uns wegen der Enkel ein zweites Mal in der Dänischen Südsee gedreht haben, was sehr schön war, haben wir den unteren Teil von Norwegen nicht geschafft. Aber das wird das nächste Mal!
Stralsund hat uns wieder
Noch die Ziegelgrabenbrücke und dann um die Ecke
Einfahrt, unsere Box ist tatsächlich auf Rot Blumenstrauß und Whisky am Steg erwarten uns