Tag 64, 15. August 2021,
Mölle (S) – Helinsingør (DK), 17 nm
Heute beginnt die 10. Woche unserer großen Reise, voraussichtlich die letzte bis zum Eintreffen im Heimathafen Gustow.
Die Nacht war wieder unangenehm, Starkwind, 25…30ktn. Obwohl wir in Lee der Pier liegen, geht das Schiff durch den einlaufenden Schwell auf und ab. Im Rhythmus ruckt das Boot in die Springs. Wir verteilen den Ruck auf 6 Springs und in Vor- und Achterleine noch Ruckdämpfer. Moni zieht um und schläft dann mittschiffs, ganz gut wie sie am Morgen berichtet. Ich bleibe in der Koje im Vorschiff und warte im Schlaf auf den nächsten Ruck. Am Morgen scheint es dann weniger zu sein und wir wachen erst 10:00 Uhr auf.
Wir haben uns vorgenommen erst gegen 14:00 Uhr abzulegen, da soll der Wind dann runtergehen.
Also vertreiben wir uns die Zeit, gehen ein bisschen im Hafen spazieren, quatschen mit den jungen Leuten aus Dänemark, die mit ihrem Segelboot vor uns liegen und unser Schicksal teilen.
Und wir wechseln das Vorsegel. Genoa runter und die Fock wird angeschlagen. Hätten wir eigentlich gleich beim Anlegen Vorgestern machen sollen, da war Windstille und das stürmische Wetter war vorgeschaut.
Und ich trinke 12:00 Uhr ein Vormittagsbier… Man sagt zwar kein Bier vor Vier… aber das gilt nicht in der Seefahrt.
13:00 Uhr, der Wind nimmt ab, nur noch 20 ktn aber immer noch riesen Wellen, die in die Hafeneinfahrt einlaufen. Na, wir machen das Schiff fertig zum Ablegen. Entfernen die Ruckdämpfer und die zahlreichen Springs. Und wir bereiten das Groß für Reff 2 vor, ziehen die Reffleinen gleich im Hafen dicht.
14:00 Uhr, genug gewartet. Fertigmachen zum Ablegen, Rettungswesten legen wir an und dann Leinen los. Ich halte das Schiff solange im Hafen gegen den Wind bis Moni alle Fender und Leinen verstaut hat. Inzwischen ist die Maschine warm und nun mit viel Gas gegen die Welle raus aus der Hafeneinfahrt. Links und rechts ist es flach, Grundseen, muss höllisch aufpassen. Bei sowas denke ich immer, was wenn der Motor plötzlich streikt.
Unser Schiff geht hoch und runter in den 2 Meter Wellen. Weit genug weg vom Ufer und im tiefen Wasser ein bisschen runter mit der Drehzahl und Moni zieht das Großsegel hoch, wie geschrieben Reff 2. Und die Großschot gefiert. Wir setzen Kurs nach Südwest, Richtung der Einfahrt zum Øresund.
2 Meter Welle von Steuerbord und nur 4 ktn Fahrt. Der Wind schwankt zwischen 16 und 20 ktn. Und wir holen die Fock raus, ein wenig gerefft. Na geht doch, jetzt machen wir 6 ktn+ ü.G. Schräg schießen wir in die hohen Wellen und bekommen ganz schön Wasser über.
Nach 10 Meilen werden die Wellen flacher. Der Wind ist weiter um die 18 ktn, aber konstanter. Wir rollen die Fock ganz aus. Machen jetzt im Øresund über 7 ktn ü.G., manchmal 8 ktn. Wir haben 1,5 ktn Strom von hinten.
Einige Frachter kommen von Süd, einer noch von Nord. Wir sind im Verkehrstrennungsgebiet. Vor den von Süd kommenden Frachtern und der Fähre nach Oslo komme ich noch durch. In der Mitte zwischen den Fahrtrichtungen müssen wir „warten“. Fahren nach Süd genau auf der Trennungslinie zwischen den Fahrtrichtungen. Sobald der Frachter von Nord uns an Steuerbord passiert hat gehen wir durch das Fahrwasser nach Süd.
Voraus haben wir schönste Sicht auf das Helsingør Schloß. Wir denken an Hamlet.
Der Wind wird weniger. Jetzt reffen wir das Groß aus. Tut dem Segel gut, geht der Knautsch vom Reffen raus.
Mit Blick nach Backbord auf das Hamlet – Schloß holen wir die Segel ein. Im Hafen ist Hochbetrieb, na hoffentlich bekommen wir einen Platz. Die Längslieger haben alle schon ein Boot im Päckchen. Wir fahren die Stege ab, sind schon enttäuscht, da pfeift einer und gibt uns Zeichen wo noch ein Platz in der Box frei ist. Super! Wir fahren hin, 4 Meter breit, dennoch hat Moni Zweifel, dass wir in engen Manöverraum zum gegenüberliegenden Steg reinkommen. Aber ich mache das.
Unsere Lieblingsgaststätte in der Marina ist geschlossen. Moni bereitet Schweinefilets mit grünem Spargel. Dazu wird Rotwein gereicht.
Und wir gehen noch Baden am nahen Strand und nach einem Film im Fernsehen zeitig schlafen. Müssen die zwei vergangenen Nächte kompensieren.
Tag 65, 16. August 2021,
Helinsingør (DK) – Bäckviken, Insel Ven (S), 11 nm
10:00 Uhr sind wir wach. Es war eine ruhige Nacht und wir scheinen den Schlaf nachgeholt zu haben, den uns der Wind in Mölle genommen hatte.
Nach dem Frühstück gehen wir zum kleinen Hafenhandel. Milch, Mineralwasser, Wein und andere Dinge die knapp werden, müssen aufgefüllt werden. Auch müssen wir das Leergut der Dänen in Dänemark lassen: vor allem Bierbüchsen. Hier gibt es nur eine Krone pro Büchse (1 Cent), zum Vergleich bei uns in Deutschland 25 Cent. In Deutschland gilt in diesem Zusammenhang, wer viel ausgibt für Bier kann viel sparen – vom Pfand.
Neben dem Hafenmarkt gibt es ein super Geschäft mit Seglerbedarf. Hier gehe ich immer wieder gerne rein. Unheimliche Bestände, die der Händler vorhält… wie macht der das bloß? Wir kaufen neue Signalraketen für Seenotfälle. Die letzten haben wir vor 10 Jahren in Schweden, in Ystad gekauft. In Deutschland braucht man für so etwas Lebensrettendes einen extra Erlaubnisschein. Man muss sich den Widersinn vorstellen: Weil ich keinen Erlaubnisschein habe, darf ich im Seenotfall keine Rakete abschießen, werde nicht gefunden und ertrinke, ich bin aber gesetzeskonform in den Tod gegangen. Ähnlich ist das übrigens auch mit dem Funkgerät. Die deutsche Legislative war nie in Seenot – solche Deppen. Na ich habe jetzt wieder illegale Raketen an Bord, die können mich mal! Ich habe immerhin eine Sprengmittelberechtigung aus DDR – Zeiten…
Genug der Polemik! Wir sind 12:00 Uhr bereit zum Ablegen und machen das.
Bei wenig Wind fahren wir aus dem Hafen. Dänemark Auf Wiedersehen! Wir laufen ab sofort nur noch schwedische Häfen ab. Da brauchen wir die verflixten Einreiseregeln aus nur einem Land zu beachten.
Bei der Hafenausfahrt schniefen um uns herum erst mal Schweinswale. Wunderschön anzuschauen bei glatter See. Hier im Øresund gibt es viele davon, intelligente Viecher. Die lassen den großen Carrier vorbeiziehen. Die wirbeln mit ihren Schrauben und dem Sog die Fische auf und die Schweinswale fressen dann die verwirrten Fische.
Vor dem Schloß von Helsingør setzen wir die Segel, wo wir Gestern aufgehört haben. Mit ein bisschen Wind, 4 ktn und dem Strom von Hinten geht es Richtung Süd. Wir fahren Richtung der Insel Ven. Strom und Wind treibt uns aber bald nach West vom Idealkurs ab. Wir kreuzen. Glatte See und hoch am Wind. Die Wenden sind ohne Kraftaufwand, weil die Selbstwendefock so gut funktioniert.
14:50 Uhr sind wir vor der Insel Ven und der Wind kommt immer mehr auf die Nase. Wir haben Bedenken keinen Platz in dem kleinen Hafen Bäckviken zu bekommen. Also, Segel runter. Ende dem Kreuzen und mit schneller Fahrt unter Maschine in den Hafen.
Platz ist genug und wir legen schnell zwischen den Dalben an. Pos 55°54‘183 N 12°43‘331 E.
Problem macht uns das Bezahlen in der Marina. GoMarina, alles geht nur noch über diese App. Der elektronische Scheiß holt uns überall ein. Während sich die Deutschen mit dem bargeldlosen Kauf noch schwertun, sind die Skandinavier beim Verfolgen der Geldflüsse schon am Ziel dessen, was der deutsche Finanzminister gernhätte. Na am Ende gelingt uns alten Leuten die Installation der App und wir können uns ehrlich machen.
Wir laufen noch ein bisschen im Hafen rum. Immer wieder beginnt es zu regnen. Wir beobachten das Ent- und Beladen der Fähre zwischen Insel und schwedischen Festland.
Unser Sohn ruft uns aus Kanada an. Er berichtet über einen Finanzanalysten, der vor baldiger Hyperinflation in Kanada und USA spricht. Der Analyst begründet wie folgt: Während der Ausgangssperren durch Covid-19 haben die Leute zwischen 10 und 15 Pfund zugenommen. Die brauchen alle neue Klamotten und das Geld wird ihnen mit den Preisansanstiegen aus der Tasche gezogen.
Die Hafenkneipe ist zu. Wir essen an Bord.
Helsingborg in Schwed Insel Ven, unser Hafen in Sicht
Unsere All Right 2 in Bäckviken
Fahrräder auf Ven für die Touristen, wenn mal kein Corona und besseres Wetter Fasane auf Ven
In Bäckviken
Tag 66, 17. August 2021,
Bäckviken, Insel Ven (S) – Malmö (S), 21 nm
Die Nacht über war es ruhig und ich habe schlecht geschlafen. Hängt mit dem Wetterwechsel und den aufkommenden Regenfronten zusammen.
Als wir aufwachen ist es noch ruhig draußen, wir liegen ja auch im Windschatten der Insel Ven. Also machen wir schnell, Frühstück und das Schiff ist 9:00 Uhr zum Ablegen bereit.
9:25 Uhr, noch die nächste Böe vorübergehen lassen und wir legen ab bei unangenehmen Seitenwind. Vor dem Hafen, noch einigermaßen im Windschatten der Insel, wir haben Westwind, setzen wir das Groß. Laufen gleich 5 ktn und entscheiden auf die Fock zu verzichten. Erst mal sehen was uns erwartet, wenn wir aus der Windabdeckung der Insel raus sind.
Und so kommt es, 18, 19, 20 ktn Wind. Wir laufen ohne Fock und nur mit Großsegel 7 ktn. Keine halbe Stunde segeln wir so. Die Welle wird stärker und der Wind geht hoch auf 22 ktn. Wir reffen das Groß, Reff1.
Es geht zügig voran. Meist über 7 ktn, mehrmals auch 8 ktn und mehr. 11:10 Uhr sind wir querab des Schwedischen Atomkraftwerkes Ringhals. 2 Blöcke stillgelegt in 2019 und 2020. 2 Blöcke a 1.000 MW arbeiten noch. Von den einstmals schwedischen 13 Installierten Blöcken sind 7 stillgelegt, immerhin sind noch 6.000 MW in Betrieb! So lese ich später nach.
Also, weiter zum Segeln heute. Wir haben noch 9 Meilen vom Atomkraftwerk bis Malmö. Der wind geht öfters über 25 ktn. Zeit für Reff 2. Es ist 11:25 Uhr und mit 2 Reffs im Groß fahren wir immerhin noch meist über 7 ktn. Welle und Strom schieben kräftig mit.
11:30 Uhr setzt starker Regen ein. Die Sicht ist schlecht. Unser Radar habe ich auch eingeschalten. Der Turm in Malmö ist nicht mehr zu sehen, war bisher ein schöner Orientierungspunkt. An Backbord lassen wir einen Frachter passieren, der von Süd kommt. Hatte ihn auf dem Radar und das AIS Signal.
Bisher laufen wir in Richtung unseres Lieblingshafens Frihamnen Malmö. Die Hafeneinfahrt dort ist sehr eng und nur 2 Meter tief. Wegen dem starken Wind aus West und der Welle haben wir bedenken dort rein zu fahren.
Also, Plan B, Dockan Marina mitten in den alten Docks und den neuen Apartmenthäusern. 12:30 Uhr legen wir hier an. Es ist ruhig im Hafen und kaum Wind, wir sind geschützt durch die Hochhäuser um uns herum. Unsere Pos 55°36‘923 N 12°59‘353 E.
Jetzt hängen wir nur noch ab. Erholen uns und essen an Bord.
Abends noch mehrmals Starkregen und die Blitze des Gewitters erleuchten unser Schiff im Inneren.
Blick zurück nach Bäckviken Insel Ven an Achtern
Im Hafen in Malmö Das haben wir uns verdient!
Tag 67, 18. August 2021,
Malmö (S), Hafentag, keine Meilen
Wir liegen geschützt im Hafen in Malmö, fast Windstill zwischen den Hochhäusern. Letzte Nacht war ja richtiges Scheißwetter aber uns hat das nicht gestört. Wir werden erst morgen weiterfahren.
Heute sind wir erst mal faul, ausgedehntes Frühstück und dann wandern wir durch die Altstadt. Viel gibt es da nicht zu berichten. Wir waren schon so viele Male hier, zuletzt im Oktober 2019.
Beeindruckend ist immer wieder das schlüssige Architekturkonzept in den alten Werft- und Dockanlagen. Unser Schiff liegt mittendrin. Um uns herum Apartmenthäuser und ein Universitätscampus.
Auf unserem Weg in die Altstadt kommen wir an den alten Amerika Kaianlagen vorbei, dort direkt auch der zentrale Bahnhof von Malmö.
Uns zieht es zu den zwei zentralen Plätzen, Lille Torgan und Store Torgan. Hier sind die Gaststätten. Einmal wollen wir noch in eine Schwedische Gaststätte wo man die Corona Panik nicht spürt. Und wir essen Kötbullar.
Auf dem Store Torgan steht das Denkmal vom berittenen Schwedischen König X Gustav umringt von den regenbogen-bunten Schwulen Flaggen. Hat der sich noch so spät geoutet? Überhaupt, überall Schwulenfahnen und Zeichen, die auf ein Schwulenfestival verweisen. Die Welt ist verrückt. Als normaler heterosexueller ist man wohl bald fehl am Platz in dieser Welt.
In die St. Petri Kirche gehen wir noch. Überall hängen auch hier die Regenbogenfahnen mit kirchlichem Verweis auf diese Bunte Welt.
Am Ende beeindruckt uns noch ein Rosa Einhorn auf einem regenbogenbunten Podest.
König X Gustav umringt von Regenbogenfahnen
St. Petri St. Petri ist bunt
Kranke Welt Ausgrenzung von Hetterosexuellen
Tag 68, 19. August 2021,
Malmö (S) – Höllviken/ Falsterbö (S), 17 nm
Das letzte Mal Brötchen im COOP holen, bei dieser Reise. Die Sonne lacht. Im Hafen sieht es ruhig aus. 10:30 Uhr sind wir fertig mit Frühstücken und legen ab.
Unter Maschine geht es hinaus aus dem langen Dock, immer geschützt durch die Hochhäuser an beiden Seiten. Ein Deutscher ruft uns zu: wollt ihr bei dem Wetter raus? Draußen aus dem Dock, sehen wir dann die See außerhalb des Hafens. 6bft, weise Schaumkronen. Im Vorhafen setzen wir das Groß, lassen das 2. Reff vom Gestern drin. Wie sich zeigt eine richtige Entscheidung.
Wir fahren gegen eine ganz schöne Welle an, bei der Ausfahrt aus dem Hafen. Eine Fähre von Finnlines kommt uns entgegen.
Bis zur Öresundbrücke fahren wir mit Groß und Maschine. Die Wellen sind hoch und wir müssen bis zur Brücke ziemlich hoch an den Wind. 11:50 Uhr sind wir durch die Brücke durch.
Ab jetzt wird es schönes Segeln, Motor aus und die Fock ein Stück ausgerollt, aber immerhin nur ein Stück. Wir laufen 6,5…7 ktn ü.G. Haben jetzt fast den erhofften Halbwind. Der Wind 17…21 ktn aus West.
12:30 Uhr haben wir an Steuerbord das Leuchtfeuer Höllviken. Unser Kurs geht jetzt auf 155°, jetzt richtiger Halbwind. Die Fock rollen wir jetzt voll aus und wir fahren über 7 ktn. Super, die Welle ist auch weniger.
Der Wind geht weiter runter, zumindest zeitweise, 14ktn. Das Großssegel reffen wir voll raus. Jetzt läuft das Schiff über 7 ktn, oft 8ktn.
13:30 Uhr holen wir die Segel ein, vor der Mole zum Falsterbökanal. Dann fahren wir ein in die lange Einfahrt zum Kanal. An Steuerbord die Marina. Wir suchen nach Platz. Erste und zweite Einfahrt vergeblich. Keine Bucht mit entsprechender Breite. Dann der letzte Versuch, mit dem Bug gegen die Kaimauer und den Wind der immer noch mit 17 ktn bläst. 13:45 Uhr haben wir festgemacht. Pos 55°24‘898N 12°55‘759E.
Erst mal gibt es einen Anleger und dann wandern wir ein bisschen im Hafen rum und zur Brücke. Wir müssen uns zu den Öffnungszeiten für morgen erkundigen. Ab 6:00 Uhr dann alle zwei Stunden. Wir werden morgen um 8:00 Uhr durch die Brücke in den Kanal fahren.
Wir haben Hunger, einmal gibt es noch selbstgemachte Burger aus Schweden.
Durch die Öresundbrücke
Tag 69, 20. August 2021,
Höllviken/ Falsterbö (S) – Kloster auf der Insel Hiddensee, 57 nm
Wir sind, wie immer vor einer längeren Überfahrt mit Brückentermin, vor dem Wecker Klingeln wach. Haben genug Zeit für das Frühstück. Die Brücke zum Falsterbökanal öffnet 8:00 Uhr. Wenn ich mich recht erinnere, hat die Brücke früher stündlich geöffnet. Heutzutage nur noch alle zwei Stunden.
Also wir legen 7:40 Uhr ab und fahren raus in den Vorhafen vor dem Kanal. Wir sind die ersten, aber es werden immer mehr Segelyachten, die hier umherkreisen und warten. Kurz vor 8:00 Uhr geht das Signal auf Rot/weis, vorbereiten, gleich geht die Brücke auf. Das Klingeln, welches den Autoverkehr zum Stoppen bringt, ist zu hören.
Pünktlich 8:00 Uhr geht die Brücke auf. Der Konvoi der Segelschiffe, 8 habe ich gezählt, setzt sich in Bewegung. 8:25 Uhr sind wir durch den Kanal durch. Der Kanal ist kurz, nur 1,6 km lang, und trennt die Halbinsel Falsterbö vom schwedischen Festland. Er wurde 1940-41, während des zweiten Weltkrieges gebaut. Schon 1884 hat man versucht den Kanalbau im Schwedischen Reichstag zu beschließen. Das blieb ohne Erfolg wie auch eine weitere Debatte während des ersten Weltkrieges. Der Durchbruch kam Anfangs des Zweiten Weltkrieges, als die Deutsche Marine um Falster selbst auf die 3-Meilen Zone keine Rücksicht mehr nahm und alles verminte und damit die Küstenschifffahrt um die Halbinsel Falster lahmlegten. Also wurde der Kanal schnell gebaut und funktioniert auch noch heute in Friedenszeiten. Wir sind schon viele, viele Male durchgefahren.
Also sind wir 8:25 Uhr durch und setzen innerhalb der Südmole Groß und Fock. Und los geht’s. Die See ist flach, keine großen Wellen und wir nehmen schnell Fahrt auf. Wir fahren einen direkten Kurs, 170°.
12:05 Uhr, wir sind 24 Meilen schnell gesegelt, meist 6 ktn ü.G. Aber hier in der Mitte versperrt uns die Grüne Energie den Weg. Zwei Windparks, ein Dänischer im Westen und Baltic 2 im Osten liegen vor uns. Sperrgebiet, dazwischen ein 1 Meilen breiter Streifen nach Süd, der befahren werden darf. Wir beobachten die AIS Signale. Ein Kontrollboot nähert sich schnell einem Segler vor uns, der die „neutrale Zone“ durchfährt. Aber diese Kontrolldeppen drehen wieder ab. Also fahren wir auch nach Süd, zwischen den beiden Windparks durch. Die 5 Meilen nach Süd müssen wir so hoch an den Wind, das wir mal die Maschine mitschieben lassen müssen. Na 12:55 Uhr sind wir durch und können wieder Richtung Hiddensee abfallen.
14:20 Uhr ist dann mal der Wind fast weg. Wir sind unter einer Regenwolke. Wolken bringen oder nehmen den Regen. 20 Minuten müssen wir mit Maschine nachhelfen, dann geht es wieder.
17:00 Uhr fahren wir in das Fahrwasser zwischen Hiddensee und Rügen ein. Der Wind kommt beim „Rechtsabbiegen“ auf die Nase. Also holen wir die Segel ein. Das letzte Stück motoren wir nach Kloster.
Vor uns am Passagier Kai legt ein Dampfer der Weisen Flotte an. Am Kai eine lange Schlange Menschen, die alle auf den Rücktransport nach Stralsund warten. Alle haben Masken auf. Oh Gott! Wir sind in Deutschland.
17:50 Uhr legen wir zwischen Dalben an. Pos 54°35‘017 N 13°06‘736 E
Wir rufen den Hafenmeister an, sein Büro ist nicht besetzt. Er sagt, wir sollen morgen bezahlen, er hat frei.
Wir überlegen weiter, was wir tun. Essen gehen oder an Bord essen. Wir entscheiden uns für letzteres. Kaufen noch im kleinen Supermarkt ein. Die Verkäuferin sitzt mit einer Schwarzen Maske an der Kasse… na ob die Maske hilft. Hygienisch sieht das nicht aus. Wir müssen uns auch wieder dran gewöhnen, nach 10 Wochen in Skandinavien. Wir tragen wieder den Maulkorb.
Tag 69, 20. August 2021,
Höllviken/ Falsterbö (S) – Kloster auf der Insel Hiddensee (D), 57 nm
Es geht los Durch sind wir
Unser „Durchbruch“ Baltic 2
Der Hafenmeister und sein Empfang ist eine extra Geschichte wert Willkommen in Deutschland
Tag 70, 21. August 2021,
Kloster auf der Insel Hiddensee (D), Hafentag
Wir wollen noch nicht nach Hause. Wir müssen uns langsam an Deutschland gewöhnen. Wir merken, es hat sich nichts geändert. Die Menschen glauben an die Null-Covid-Politik der Regierung und tragen fleißig die Masken. Der Hafenmeister verlangt einen Impfnachweis und selbst beim Bezahlen der Hafengebühr besteht er auf Maskentragen, obwohl er selbst keine trägt. Gib kleinen Menschen Macht und die machen was draus! Darüber und über den Wahnsinns-Empfang auf der Insel Hiddensee gibt es eine extra Geschichte – ist es Wert, finde ich.
Na wenigstens lacht die Sonne. Wieder, oder besser nochmals ein richtiger Sommertag. Wir frühstücken in der Sonne auf unserem Schiff – ohne Maske.
Unseren Sohn rufen wir in Kanada an. Er hat heute seinen 34. Geburtstag. Seit zwei Jahren dürfen wir uns nicht treffen, wegen Covid-19. Er war 2019 das letzte mal in Deutschland. Ich Ende 2019 in Kanada. Im September, am 7.09.2021 soll Kanada vielleicht wieder für Touristen öffnen. Dann werden wir gleich hinfliegen.
Wir warten auf die MY „Time Bandit“ aus Gustow. Wollen uns hier auf Hiddensee treffen und zur Begrüßung die „Brille beschmieren“.
Obwohl der Hafenmeister gesagt hat, hier wird nichts reserviert, reserviere ich selber. Moni hat am gleichen Steg, gegenüber von uns eine 4,90 Meter breite Box entdeckt. Wir kleben dort ein selbstgemachtes Reserviert Schild an. 14:00 Uhr läuft die MY „Time Bandit“ ein. Wir sind beim Festmachen behilflich. Eine herzliche Begrüßung mit angstlosen Umarmungen folgt. Dann halten wir die Abstandsregeln wieder ein und trinken unsere „Anleger“. Es gibt viel zu erzählen.
Wir entschließen uns nicht in die Gastronomie der Insel zu gehen und bauen anstatt den Gas Grill an der Reling an. Dann gibt es Bratwürste und Steaks und Getränke auf dem Flydeck. Es macht Spaß mal wieder mit Freunden zu reden. Die letzten hatten wir auf Lasø getroffen.
Tag 71, 22. August 2021,
Kloster auf der Insel Hiddensee (D) – Gustow, Im Jaich Marina, unser Heimathafen, 23 nm
Wir frühstücken gemeinsam mit unseren Freunden auf deren Motoryacht. Thomas, genannt Glatzi hat schon frische Brötchen im Inselladen gekauft. Sehr schön, aber die Frühstückseier fehlen, so finde ich.
Gegen 11:00 Uhr legen wir dann ab und setzen gleich in Kloster das Großsegel. Wir haben Wind aus Ost 12…15ktn und werden einen schönen Segeltag haben. Die Sonne lacht und sobald unser Kurs gen Süd geht setzen wir die Fock und schalten den Motor aus. Wir wollen erst 15:20 Uhr durch die Ziegelgraben Brücke in Stralsund.
Wir laufen Halbwind und manchmal auch höher am Wind. 5…6 ktn ü.G. Schönes Segeln, so als Abschluss der Reise. Einige Segelboote überholen uns. Haben Mehr Tuch draußen. Mit Genoa wären wir auch schneller. Aber wir haben ja Zeit.
Am Fahrwasser aus Barhöft biegt die SY „Lady2“ ein und fährt vor uns. Die ist aus Gustow, aus unserem Hafen. Wir fahren fast gleichschnell, kommen aber nicht ran. Die haben die Genoa als Vorsegel, da sind wir mit unserer Selbstwendefock ein wenig langsamer.
14:00 Uhr machen wir bei der Borbe– Tankstelle fest und tanken. Ich rechne, wir haben in den 10 Wochen 172 Liter Diesel verbraucht, bei 120 Motorstunden. 1,5 ltr/h, nicht schlecht. Macht sich eben bemerkbar, wenn man Zeit hat, mit niedriger Drehzahl fährt und auf richtigen Wind warten kann.
In Stralsund sind die Kaianlagen alle gesperrt wegen Reparatur oder belegt mit Fluss -Kreuzfahrtschiffen. Also bleiben wir bei Borbe liegen und ich hole Fischbrötchen. Zwei Fischkutter verkaufen Fischbrötchen am Stadtkanal. Lange Schlangen mit Touristen. Der Kutter, bei dem ich anstehe hat als Besatzung Südländer. Die deutschen Imbissinhaber scheinen verdrängt zu sein. Egal, einer von denen spricht Deutsch, die Fischbrötchen haben mit „Bismarck“ einen deutschen Namen und schmecken.
Gegen 15:00 Uhr sammeln sich die Segelboote vor der Brücke. Wir reihen uns ein. Ich zähle von Nord kommend 15 Schiffe. Nord nach Süd fährt zuerst. Auf der Werftseite der Brücke zahlen wir noch mehr Schiffe, 20 oder mehr.
Vor der Werft setzen wir ein letztes Mal bei dieser Reise Groß und Fock. Wir müssen hoch ran und es geht zügig in Richtung Heimathafen.
Im Strelasund, an der grünen Tonne vor dem Abzweig in unseren Hafen bergen wir die Segel. Vor uns die SY „Lady2“ die immer langsamer wird. Aber wir müssen dahinter bleiben, weil die am Ende unseres Steges liegen.
Stralsund in Sicht
Warten an der Ziegelgraben Brücke