Tag 43, 25. Juli 2021
Vaasbacken (Götakanal) – Lyrestad (Götakanal), 12 nm
Was schreibt man eigentlich noch, wenn jeden Tag geschleust wird? Na wir legen 9:15 Uhr ab.
Während unseres Frühstücks sehen wir einen übereifrigen Norweger mit einer 45 ft Yacht, wie er ablegt. Wir sehen ihn den ganzen Tag bis zum Abend. Er ist nicht schneller als wir. Die Schleusensequenz bestimmt den Tag!
Also, 9:15 Uhr legen wir ab und die Brücke in Vaasbacken lässt uns schon 9:30 Uhr durch. Kurz danach kommt die Brücke Sträng. Hier müssen wir warten, 9:40 Uhr.
Der Kanal läuft jetzt ziemlich gerade und ist breit. Die „Abwärtstour“ unterscheidet sich von der „Aufwärtstour“. Die Landschaft hat sich verändert. Es geht nicht mehr durch Wälder und Felsen, jetzt geht es über Felder.
Noch zwei kleine Brücken, Jonsboda und eine weitere, alles kleine Rollbrücken. Wir sind in Töreboda. Es ist 10:35 Uhr. Hier müssen wir wieder anlegen. Halt für eine halbe Stunde bis die Eisenbahnbrücke öffnet. 3 Züge fahren durch, dann schaltet die Oberleitung ab. Wir hören den Trennschalter. Die Brücke öffnet und wir fahren durch, doch dahinter gleich noch eine Straßenbrücke. Sie ist noch geschlossen. Wieder warten. Aber es dauert nicht lange.
Nach Töreboda noch zwei kleine Brücken, immer dasselbe Procedere. 11:45 Uhr sind wir vor der Schleusentreppe Hajtorp. Zwei Doppelschleusen, eine mit drei Kammern. Nach 40 Minuten sind wir dran. Das Abwärtsschleusen geht schneller und einfacher als hochzu. Kurz nach Hajtorp noch die Schleuse Godhögen, zwei Kammern mit einem Gesamthub von 5,1 Meter. 15:40 Uhr sind wir durch.
Moni wollte in Norrkvarn festmachen. Daraus wird nichts, uns wird noch an der Schleuse zugerufen: Anleger voll, fahrt weiter bis Lyrestad.
Wir durchfahren wieder einen langen, geraden Kanalabschnitt, dann kommen die Schleusen Norrkvarn övere und nedere. Beides Einkammerschleusen mit einem Hub von je 2,90 Meter. 16:25 Uhr haben wir die Schleusen passiert.
Interessant ist, das bei unserer Bergfahrt der Schleusenhub immer 2,50 Meter war, jetzt bei der Talfahrt haben die Schleusen einen Hub von 2,90 Meter.
Vor Lyrestad noch eine große Klappbrücke. Hier geht die E20 lang. Und als letztes Lyrestads gamla bro. Ein großes Hafenbecken, ein sogenannter Umschlagplatz aus alten Kanalzeiten. Aber alle Anleger voll. Zwischen den Schiffen viel zu große Abstände, verursacht meist durch die Motorbootfahrer!
Wir gehen längsseits an einen Schweden. Eine 37er Bavaria aus dem Jahre 1991. Wir unterhalten uns ein bisschen mit den Bootsnachbarn, „Anleger“ und Abendessen.
Ich gehe zeitig schlafen, Moni liest. Mücken gibt es keine, aber lästige Fliegen…
Kirche von Lyrestad
Tag 44, 26. Juli 2021
Lyrestad (Götakanal) – Sjötorp (Ende Götakanal), 4 nm
Durch die lästigen Fliegen ist die Nacht kürzer als sonst. Und 7:00 Uhr läuten die Glocken der nahen Kirche von Lyrestad. Was soll’s, dann können wir auch aufstehen.
Wir frühstücken und Moni gibt vor bis wohin wir heute fahren. Sjötorp, das obere Hafenbecken. Das Wetter soll schlechter werden, Regen und Gewitter kündigen sich an.
Am Anleger kommt Bewegung auf. Die ersten 3 Schiffe legen ab und fahren Richtung nächster Brücke. Wir sind fertig mit Frühstück und Moni wäscht schnell auf.
Nun schließen wir uns der allgemeinen Bewegung an. Der Run um die Poolposition an den Schleusen beginnt. Wir legen 8:25 Uhr ab. Viel zu zeitig, denn die Brücke nach West öffnet erst 9:00 Uhr. Wir folgen den allgemeinen Trend und sind so das 4. Boot nach west…, das ist genau eine „Schleusenfüllung“.
9:00 Uhr öffnet die alte Eisenbahnbrücke, Drehbrücke. Hier ist lange kein Zug mehr rübergefahren, denken wir!
9:20 Uhr fahren wir in die Schleuse Sjötorp ein, Doppelschleuse. Wir hatten uns auf steuerbord eingerichtet. Nun müssen wir an Backbord festmachen. Also Fender und Leinen, zumindest zu einem Teil, nach Backbord.
Sjörtorp 7+8 haben wir schnell passiert. Danach geht es in Sjötorp 6, eine Einkammerschleuse. Es ist 10 Uhr.
Oh, was ist das, ein Schiff der schwedischen Marine kommt uns entgegen. Ein Minenräumer, gebaut aus Holz, besetzt mit Kadetten.
Jetzt die letzte Schleuse für heute, Sjötorp 4+5, Doppelkammer.
10:45 Uhr sind die Schleusenfahrt und der Kanal fast zu Ende. Wir sind im großen Hafenbecken von Sjötorp. Wir überlegen, bleiben wir hier, viel Platz ist, oder schleusen wir noch einmal weiter Sjötorp 2+3 ?. Die Gefahr, weiter unten ist alles belegt. Wir entscheiden, wir werden bleiben.
11:00 Uhr legen wir an. Pos 58°50‘243 N 13°58‘ 896 E.
Der Platz ist gut, neues Pier. Moni geht schnell auf Erkundungstour. Wie wir gedachte haben, weiter unten ist alles belegt. Unsere Entscheidung war richtig! Außerdem, nicht weit ein Restaurant, da gibt es Elch, berichtet Moni.
Mittags folgt ein handfestes Gewitter. Wir bauen rechtzeitig die Kuchenbude auf.
Gewitter vorbei, der Hunger kommt. Näher hingeschaut entpuppt sich das Elchrestaurant als ein ein Dönerladen. Also suchen wir ein anderes Restaurant. Das war dann ganz gut.
Den Rest des Nachmittags wird gegammelt. Nichtstun ist angesagt.
Morgen solle es den ganzen Tag regnen. Da bleiben wir hier. Mal sehen was wir gegen die Langeweile tun können.
Schwedische Marine auf dem Götakanal
Tag 45, 27. Juli 2021
Sjötorp (Ende Götakanal), Hafentag, keine Meilen
Am Morgen regnet es, doch später reist es auf. Ich wäre ja gerne weitergefahren, aber wir haben ja Demokratie an Bord und Demokratie ist die Kunst der ewigen Kompromisse. Als Moni möchte gern hierbleiben. Es soll ja noch eine Gewitterfront geben!
Also besuchen wir das 3. Kanalmuseum nach Motala und Forsvik. Auch das ist hübsch, ein Sammelsurium aller Dinge rund um den Kanal.
Dann wandern wir durch Sjötorp. Hübscher kleiner Ort. Eigentlich wollte Baltazar von Platen hier eine Stadt entwickeln. Hat wohl nicht geklappt. Der Ort hat viele kleine Hotels und Pensionen und Wohnmobilstellplätze – es soll wohl ein beliebter Urlaubsort der Schweden sein.
Beim durchstreifen des Ortes stellen wir die Überalterung der hier wohnenden Bevölkerung fest. Von Spätherbst bis Frühjahr, wenn kein Kanalbetrieb ist, muss es hier sehr, sehr ruhig bis tot sein.
Auf dem Weg zur Kirche machen wir halt an einem Denkmal. Der Stein wurde 1922 zum 100-Jährigen Bestehens des Kanals und den Besuch König Gustav V. in Sjötorp errichtet.
In jedem Ort sehen wir uns die Kirchen an, hier auch. Interessant neben der Kirche steht der mit Holzschindeln gedeckte Kirchturm. Und es gibt ein Achteckiges Gemeindehaus, was ursprünglich wohl mal als Kirche gedacht war.
Wir schlendern am Kanal zurück. Ich unterhalte mich noch mit einem Norweger, Eigner einer 46 ft Yacht. Er und seine Familie sind aus Stavanger, Südost- Norwegen. Ich sage zu ihm, da habt ihr ja noch einen langen Weg zurück. Segelt ihr über Skagen in Dänemark?… Ja das wollten wir, aber jetzt trauen wir uns nicht wegen den Corona Restriktionen… was für ein Unsinn, antwortet er.
Ende des Spaziergangs ist der Biergarten „Kajüten“.
Der Rest des Tages wird nichts gemacht, abhängen…chillen, wie die junge Generation das nennt.
Die Ausfahrt zum Vänern Leuchtturm Die letzte Schleuse des Götakanals Hier ist auch das Museum drin 100 Jahre Götakanal Sjötorp Kirche Niedliche Kirche auch innen Schönes Winterbild Gemeindehaus
Tag 46, 28. Juli 2021
Sjötorp (Ende Götakanal) – Kristinehamn (Vänern See), 33 nm
Guten Morgen, der Götakanal ist geschafft. Haben gestern noch den Wecker gestellt, um die Poolposition an den letzten Schleusen zu bekommen. Aufgeregt, wie immer vor großen Reisen, werden wir vor dem Wecker wach.
Ich baue die Kuchenbude ab, sie ist trocken. Es hat die Nacht über doch nicht geregnet. Moni macht Frühstück. 8:00 Uhr sind wir mit dem Morgenprocedere schon fertig. Na ich fülle noch Wasser in den Achtertank und wir trinken noch einen Kaffee. 8:30 Uhr dann verlegen wir unser Schiff vor die Schleuse und warten. Mit unserem Ablegen kommt Bewegung in den Hafen. Jeder will der erste sein, aber wir haben den anderen die Position schon abgejagt.
Übrigens, wider Erwarten ist super Sonnenschein. Es wird wohl ein schöner Tag, obwohl Moni im Hinterkopf immer die zu erwartenden Gewitter hat.
Längsseits an uns hat sich noch ein Schwede festgemacht. Wir warten auf die erste Schleusung.
9:15 Uhr ist das Schleusensignal dann endlich auf Rot/Weis. Es geht los, ab in die letzten 3 Schleusen, eine Doppelschleuse und dann noch eine Einkammerschleuse. 9:50 Uhr sind wir auf dem Vänern See. Wir holen die Fender ein, verstauen das Schleusenutensil und laufen aus in den Vänern.
Groß und Fock sind schnell oben. Wir laufen mit 4 ktn nach Nord. Der Wind ist mäßig. Ich habe mir mehr erhofft. 7 ktn Halbwind… wir brauchen mehr Power. Also das Blistergeschirr raus.
Ab 10:30 Uhr dann mit Blister. Das bringt 1…2 ktn Fahrt mehr. Der Wind nimmt ein wenig zu, geht auf 8…10 ktn. Die All Right 2 nimmt Fahrt auf. Wir laufen 5 ktn.
Und an meinen Vater müssen wir denken. Er hat heute seinen 91. Geburtstag. Wir rufen an und gratulieren.
11:15 Uhr sind wir querab der Insel Alholmen. Wir werden immer schneller. Jetzt laufen wir in Spitze schon mal 7 ktn. Der Genakerbaum knartscht, ganz schön Druck drauf.
12:40 Uhr sind wir am Timmerdalgrund. Es läuft super.
13:30 Uhr schläft der Wind ein, 3 ktn noch, wir laufen nur noch 1,5ktn. Wir holen das Groß runter. Nimmt den letzten Wind noch aus dem Blister. Aber irgendwann fällt der Blister dann auch ein. 14:00 Uhr holen wir den Blister dann auch runter und fahren unter Maschine.
Moni hat eine gute Idee, wenn schon kein Wind mehr, wir sind bisher ja schon 17 Meilen schön gesegelt, dann fahren wir einen Weg durch die Schären, dicht unter der Küste.
Es ist eine gute Entscheidung, wir sehen die schöne bewaldete Küste mit den vielen Ferienhäusern.
Und 15:00 Uhr ist der Wind wieder da, zumindest ein bisschen. Groß und Fock und wir fahren. Wir fahren wieder 3 ktn ü.G.
Es geht langsam vorwärts, aber wir sehen was von der Landschaft. Wunderschön die Fahrt durch die Schären hier oben. Müssen uns an das markierte Fahrwasser halten. Zweimal ist es sehr flach, 2,2 Meter tief nach Karte. In Wirklichkeit hatten wir immer 1 Meter unterm Kiel.
Wir erreichen das Hauptfahrwasser nach Kristinehamn 16:30 Uhr, holen die Segel ein und Motoren die letzte Stunde das Fahrwasser entlang. Die Einfahrt ist gleich eine Aufregung. An Steuerbord ein Seezeichen von PICASSO. Ja Picasso hat 1965 seine Skulptur von JAQUELINE an Kristinehamn verkauft, für 50.000 SKR !!! Für das Geld bekommt man heute keinen PIKASSO mehr. Dazu gibt es noch eine kleine Geschichte.
17:30 Uhr legen wir in Kristinehamn an. 3 Versuche. Die ersten zwei Anlegeplätze waren insoweit nicht gut, weil nur 380 V Landanschlüsse. Also der dritte Platz ist gut. Der Anleger ist sehr schön, direkt daneben Wohnmobile.
Ich melde uns beim Hafenmeister an. Der spricht Deutsch, ist super freundlich. Er lädt uns gleich zum Barbecue ein, direkt beim Hafenmeisterbüro. Es gibt für wenig Geld Hähnchenspiese mit Salat und Kartoffelsalt. Die alkoholischen Getränke bringen wir vom Schiff mit. Quick and efficient. Wir sind satt und gehen noch bei LIDL einkaufen. Moni verfällt in einen Kaufrausch, als ob es kein Morgen gibt. Unsere Rettung: der Hafenmeister ist zufällig an der Kasse und bietet uns an unsere 4 Einkaufstaschen mit dem Auto zum Hafen zu fahren. Wir nehmen an. Ich stelle ihm zum Dank ein paar Büchsen Bier ins Auto.
Schnell geht es mit Blister später mit Fock
Und die Camper Ferienhäuser das ganze Ufer entlang
Die Kanadagänse gibt es nicht nur in Kanada
Picassos Jaqueline Schöne Marinas hier im Norden des Vänern
Die Hafenkneipe und das Hafenmeisterbüro Das Auto von meinem Freund, dem Hafenmeister, hilfsbereit,
er bringt uns den Einkauf zum Schiff
Tag 47, 29. Juli 2021
Kristinehamn (Vänern See) – Karlstad (Vänern See), 33 nm
Heute ist Donnerstag. Die Nacht über hat es abartig geregnet. Ich habe nicht so viel davon gemerkt. Umso mehr Moni.
Aber der heutige Morgen ist sonnig. Wir frühstücken in der Pflicht, lassen uns den leckeren Aufschnitt von Lidl und die Croissants schmecken. War sehr lecker. Moni geht nochmals in den Lidl Markt, nicht weit vom Hafen und kauft gleich noch mal Nachschub.
10:15 Uhr haben wir das Schiff klar und legen ab. Das Wetter sieht noch gut aus. Wir fahren das Fahrwasser zum Väneren. Schon unterwegs nieselt es. An Backbord erscheint Jaqueline von Picasso, es ist 11:00 Uhr. Jetzt fängt es an richtig zu regnen. Wir bauen schnell das Bimini auf, hält das schlimmste ab.
Wir haben den Wind auf der Nase, wissen aber, dass wir später am Ende der Betonnung nach West abfallen. Aber die Welle von vorn macht uns immer mehr zu schaffen. Inzwischen ist die Welle 1,5 Meter hoch. Unser Schiff fährt sich immer wieder fest.
Wir sind an der letzten Tonne und wollen nach West abfallen, da kommt die Regenfront mit einer Affengeschwindigkeit auf uns zu. Sicht geht gegen null. Ich ziehe schnell Naßzeug an. Wind geht auf 22 ktn. Wir einigen uns darauf abzubrechen. Ich fahre einen U-turn und wir holen die Fock raus. Maschine aus und wir fahren mit 7,5 ktn zurück, da wo wir hergekommen sind.
Der Regen überholt uns und es wird ruhig. Schon fahren wir mit Fock vor dem Wind nur noch 3 ktn. Die Sonne kommt wieder raus.
Wir überlegen. Das Wetter ist wieder schön und für den Nachmittag ist ruhigere See angesagt. Also, wieder ein U-turn und raus geht’s unter Maschine auf den Väneren. Bei der letzten Tonne ziehen wir das Groß mit einem Reff hoch und fallen nach West ab. Noch haben wir die Maschine mitlaufen. Aber sobald wir klaren West Kurs haben schneiden wir die Welle einigermaßen und haben einen Am- Wind Kurs. Wir holen 2/3 Fock raus. Aber wir bekommen keine Ruhe rein. Also Fock wieder eingeholt und mit Groß Reff 1 geht es immerhin mit 4,5 ktn vorwärts.
Unbegreifliche Welle auf einem Binnensee. 1,5 Meter und jede 5. Mit 2 Metern von der Seite. Unser Schiff rollt. Es macht keinen Spaß.
Wir lassen an Backbord zwei Südtonnen. Unser Kurs wird immer mehr Halbwind. Wir kommen gut voran. 14:15 haben wir an Backbord querab die Insel Harö.
15:35 Uhr haben wir das Fahrwasser Karlstad erreicht. Wir haben den Leuchtturm Söököjan an Steuerbord. Die Welle ist weniger. Wir rollen die Fock aus. Jetzt geht es mit fast 7 ktn voran. Erst mal raumer Kurs. Dann geht es nach links um eine Kurve. Es geht höher ran, bis geht nicht mehr… Der Wind steht jetzt auf der Nase. Wir holen die Segel ein und fahren die letzte Meile, Wieder eine Rechtskurve, unter Maschine.
In Karlstad gibt es eine große Marina und ein Gasthamn direkt im Zentrum. Letzterer hat den Nachteil, man muss durch eine Klappbrücke rein und raus.
Wir entscheiden uns vor der Klappbrücke in die Marina zu gehen. Wir legen rückwärts mit dem Wind in Fingern am Schwimmsteg an.
Moni hat ein Restaurant für den Abend ausgesucht. Wir wandern hin, 30 Minuten. Drin die Enttäuschung: ohne Bestellung kein Platz. Leck mich… es ist zum Kotzen, überall in Schweden dieselbe Diskussion. Meine Laune ist auf dem Tiefpunkt. Ich bin sauer, Moni kann nicht ertragen, wie ich den jungen Schwedinen – alles Studenten anstelle geübter Kellner – erkläre wie mich all deren Geschäftsunfähigkeit ankotzt. Immerhin waren noch einige Tische frei.
Ich habe immer gedacht die Deutschen Wohnmobilisten und Segler gehen nicht ins Restaurant, um zu sparen… Aber ich möchte gerne Geld ausgeben und kann auch nicht in das Restaurant meiner Wahl. Verrückt! Na wir finden dann was, fast Außengastronomie… Uns ist kalt, wir essen schnell.
Später machen wir wenigstens noch einen Stadtrundgang und werden wieder ein bisschen warm. Wir merken jetzt, das es noch viele Restaurants gibt. Sicher hätten wir im Zentrum auch einen Platz gefunden. Die Restaurants sind aber alle ziemlich voll, als ob Wochenende wäre oder es kein Morgen gibt.
Eine alte Stadt finden wir nicht vor, außer Kirchen, Gymnasium und das Rathaus und auch sonst ein paar Ausnahmen. das Meiste ist neu. Sicher ist das hier auch so, die alten Städte bestanden aus Holzhäusern und dann gab es große Brände und dann war alles weg.
Noch was zur Geschichte: Kristinestad wurde vom Dänischen König Christian IV 1614 gegründet. Zuvor hatten die Schweden unter Gustav Adolf II die Stadt, früher Vä, geschliffen.
Im 17 Jahrhundert war es Grenzbefestigung gegen die Schweden. Später wurde die Stadt dann schwedisch und wandelte sich von einer Grenzbefestigung in eine Handelsstadt mit Hafen… sicher auch Eisenhandel.
Hinten braut sich was zusammen
Einfahrt nach Karlstad Die All Right 2 in der Marina von Karlstad
Karlstad Gasthamn Stadtrundgang
Ich
Tag 48, 30. Juli 2021
Karlstad (Vänern See) – Lackö Slott (Vänern See), 48 nm
Haben den Wecker gestellt, doch sind wir beide wach. Es ist wie ein Wettbewerb und errinnert an den Dauerstress der Arbeit, früher.
Es ist bedeckt draußen. Aber kein Regen. Der frühe Vogel fängt den Wurm… Wir machen schnell Frühstück.
8:15 Uhr, so sagt unser Logbuch, verlassen wir die Karlstad Marina. Ich habe gerade das Bimini zurückgebaut, dann fängt es an zu pieseln. Also Bimini wiederaufgebaut, immerhin ein Büschen Schutz gegen den Regen.
Ein paar Meilen fahren wir mit Maschine. Es dauert ja noch ein Stück, bis auf den Vänern. Es ist trüb, liegt das an meiner super Sonnenbrille? Moni putzt die andere und ich wechsle gegen Klarsichtgläser. Die Welt sieht heller aus.
8:40 Uhr, das Fahrwasser macht einen Knick nach links (Backbord?), wir fahren gerade weiter und Ziehen Groß hoch und rollen die Fock aus. Wind 8 ktn und wir nehmen Fahrt auf, raumer Wind. Die Maschine läuft noch mit…
9:00 Uhr, es geht nach Steuerbord. Maschine aus, und es geht am Wind mit 4 ktn vorwärts.
Links haben wir jetzt den Leuchtturm, den wir gestern am Nachmittag rechts hatten.
Der offene Vänern beginnt und unsere All Right 2 nimmt Fahrt auf. Wir setzen geraden Kurs ab, 195°…
Es läuft nicht schlecht. Am Anfang manchmal langsam, nur 4 ktn ü.G. Aber der Wind entwickelt sich genau wie vorhergesagt. Wir werden schneller und schneller. Die Spitze heute 7 ktn!
14:30 Uhr haben wir schon 30 Meilen geschafft.
Moni ist einige Male aufgeregt, Regenfronten kommen uns links und rechts entgegen. Ich freue mich, jede dunkle Wolke bringt Wind und daher nehme ich die Spitzengeschwindigkeiten die ich benenne.
Immer wieder freue ich mich über unsere Selbstwendefock von Dimension Sails. Gut genäht! Schiebt super. Ich bin immer wieder happy.
16:30 Uhr haben wir dann schon 40 Meilen geschafft. Immerhin 5 Meilen/h. Nicht schlecht bei Winden um 10…12 ktn und 40° am Wind.
So, das Schloss ist in Sicht, aber auch die Reusen. Die Fischer sind doch Arschlöcher, keine Reusen aber Stellnetze mit ekligen weisen Schwimmkörpern. Aber Super- Steffen und seine überreichliche Aufmerksamkeit helfen uns das fast unvermeidliche zu verhindern. Wir überleben, umfahren die Gefahr und kommen dem Lackö Slott auf Fotografie Entfernung nahe. Shooting…
18:30 Uhr legen wir auf Mooring boje am Heck an. Das Schloss ist nun direkt vor uns. Morgen schauen wir es an, dann geht es weiter…
Am Ufer steht eine Familie mit zwei Kindern. Die bewundern unser Schiff. Er Belgier, sie Italiener, die Kinder, deren Kinder. Alle sprechen Deutsch. Schweitzer Deutsch. Unterhaltung beginnt und endet mit der Arbeit. Er von ABB und hat bei AEG angefangen… Die Welt ist eine Erbse.
Moni macht Rundgang und Fotos. Ich schreibe…
Der Tafelberg
Ansteuerung aufs Schloss Lakö Slott Moni denkt!
Tag 49, 31. Juli 2021
Lackö Slott (Vänern See) – Sunnanå Hamn (Vänern See), 25 nm
10:00 Uhr macht das Schloss seine Pforten auf. Das ist eigentlich der Hauptgrund für unser Hiersein. Vor 20 Jahren haben wir hier auch festgemacht, hatten aber wenig Zeit damals. Haben damals erst spätabends festgemacht und sind am nächsten Tag schnell zum Schloss und dann weiter.
Also heute nehmen wir uns mehr Zeit. Wir sind pünktlich vor dem Eingang und los geht’s. Das Wetter ist ohnehin nicht mehr so schön, Bewölkt und immer ein bisschen Regen – Museumswetter. Über das Schloss werde ich noch extra was schreiben, ist es wert.
Die Besichtigung im Inneren beenden wir gegen 12:00 Uhr, machen noch ein paar Fotos von außen. Ein Gang noch durch den Schlossgarten. Beete in Buchsbaumhecken eingefasst. In der Mitte des Gartens verläuft ein Gang in Form einer Pergola, dicht zugewachsen mit Buche. Moni hat schon vor dem Besuch gesagt, sie errinnert sich an den Schlossgarten. Jetzt fällt auch bei mir der Groschen.
Den Landgang am Schloss beenden wir mit einem Besuch im nahen Café. Es gibt Kaffee und schwedischen Kuchen mit viel Nüssen.
12:50 Uhr legen wir ab. Ein letzter Blick zum Schloss und es geht nach Westen, durch die Schären. Wir fahren immer im Zickzack in engem Fahrwasser. Rechts und links, die Felsen und Schären. Das Fahrwasser ist mit einer Mindesttiefe von 3 Metern in der Karte ausgewiesen. In Realität war es durchweg tiefer.
14:00 Uhr erreichen wir das offene Wasser des Vänern See. Ganz leichte Welle, Wind aus Südwest und nur 6…8 ktn. Wir segeln hoch am Wind nach West auf das andere Ufer zu. Es geht langsam voran. Moni ist ungeduldig. Ich muss mit Maschine nachhelfen.
Seit gestern schon diskutieren wir, wohin wir fahren sollen. Nach Süd, Richtung Vänersborg, ausgeschlossen. Geht nur mit Maschine und wenn wir kreuzen würden bräuchten wir 20 Stunden. Ecki hat mir geschrieben, wir sollen in den Dalslandkanal fahren. Das würde passen. Aber dort sind die Anlegemöglichkeiten nicht gut und wir müssten dort den Sonntag abwarten- wegen des Windes kommen wir erst am Montag nach Süden weiter. Der Kanal würde uns schon interessieren. Es gibt ein Viadukt und ein Aquädukt. Aber, aber: Masthöhe 12 Meter, Tiefgang 1,80 Uhr.
Auf der Karte sehen wir einen Hafen ein bisschen südlicher. SunnanÅ Hamn. Das ist jetzt unser Kurs, 276°. Solange ich am Steuer stehe kann ich den Kurs nicht halten. Ich komme nicht hoch genug an den Wind. Ich übergebe Moni das Steuerrad. Und jetzt wird der Wind stärker und die Moni macht den Kurs wieder gut. Was soll ich sagen…
Von Süden her nähern sich Regenwolken. Die bringen immer mehr Wind, 15…18 ktn. Die All Right 2 geht ab, wie „Schmidts Katze“. Wir fahren jetzt so zwischen 6,5 und 7,2 ktn ü.G. Das macht Freude. Ich rechne, gegen 18:00 können wir da sein.
18:00 Uhr sind wir vor der betonnten Einfahrt in die Marina. Wir bergen die Segel. Mit Maschinenkraft geht es durch die Schären in den Hafen. Wir legen längsseits an. Keine Gäste im Gashamn.
Ich erkundige mich, es gibt ein Restaurant Skepskrogen Sunnanå. Wir haben ein Ziel vor den Augen… und Hunger. Und wir bekommen Platz, obwohl hier eine Abendveranstaltung mit Live Musik in Vorbereitung ist. Wir essen Schweinefilets mit grünen Spargel und Pommes und anderem Gemüse. Dazu trinken wir reichlich Rosé aus Südafrika. Es werden immer mehr Leute, wir sitzen drin, draußen regnet es. Immer mehr Sonnenschirme werden als Regenschutz aufgespannt. Irgendwie geht das mit der Musik nicht los.
21:00 Uhr gehen wir zum Schiff zurück. Satt und angeschwippst. Moni will noch in der Pflicht sitzen und auf den Mondmann warten. Ich lege mich hin, will noch lesen, aber ich schlafe sofort schnarchend ein.
Letzter Blick zurück
Hafenrestaurant
Gefällt mir wie Du viele genaue Beobachtungen beschreibst.
Gruss Urs
Moin Urs,
schön von Dir zu hören und danke für Deinen Kommentar. Wir haben den Götakanal jetzt hinter uns gelassen und segeln auf dem Vänern See nach Norden.
Wo bist Du? Warst Du in Stockholm?
Melde dich. Weiter gute Reise und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel
Steffen & Moni
Moin Urs,
habe jetzt erst den Link zu Deiner Seite gefunden. Schön gemacht. Du hast ja ne tolle Tour gemacht. So etwas geht nur wenn man alleine ist. Wir sind im Trollhattan Kanal und haben gerade 9:50 Meilen auf der Logge. War auf meinen früheren Reisen mehr unterwegs.
Weiter gute Reise Dir und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel
Steffen
Lieber Steffen,
wir sind wieder a Jour. Deine Wahrnehmungen und Meinungen gefallen mir.
Ihr seid herzlich willkommen in Tirol.
Ben und Rosi.
lieber ben, liebe rosi,
ihr seid treue und tapfere leser meiner seite. habe die orthographischen anmerkungen berucksichtigt. mein schwedisch ist weiter in entwicklung.
haltet mir die treue.
euch immer eine handbreit vodka unterm kiel. steffen und monil