Logbucheintrag
Tag 8, 9.Juli 2018
Leba (PL) – Wladislawowo (PL) (früher GROßENDORF), 34 sm
Schönes Wetter als wir aufstehen. Wir legen 8:00Uhr ab. Bis zur Einfahrttonne geht’s unter Maschine. Nicht weit – 1 Meile. Hier setzen wir die Genua und es geht bei Westwind, 240° und 4 Knoten Richtung Wladislawowo.
10:01 Uhr bei 54°48‘931 N und 017°45‘593 O sichtet der Rudergänger auf Backbord eine Seemine. Den Rest könnt Ihr nachlesen unter der Rubrik Geschichten. Pflichtgemäß mache ich eine SECURITE Meldung an alle Schiffe in der Nähe und rufe die Polnische Küstenwache auf Kanal 16… Keine Reaktion.
10:15 Uhr SECURITE – Meldung wiederholt.
Untypisch nimmt der Wind um Mittag nicht ab, sondern zu- jetzt 13 ktn. Wir machen fahren 5,5 Ktn ü.G.
13:20 Uhr Detonation aus westlicher Richtung… Siehe meine Geschichte „Mine an Backbord“.
Querab ROXHÖFT schiften wir die Genua nach Backbordbug. Noch 5 Meilen bis Wladislawowo.
15:00 Uhr angelegt – der letzte Platz am Schwimmsteg, wie immer Rückwärts, leicht für mich einhand und mit Bugstrahlruder.
Wladislawowo ist ein riesiger Fischereihafen mit einer Fischfangflotte so groß, dass die Fische vor Angst nach Westen abgehauen sind.
Ich unterhalte mich auf Englisch mit Schweden und Isländern und treffe auf einen netten Einhandsegler (78) aus Greifswald.
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Tag 9, 10.Juli 2018
Wladislawowo (PL) – Hel (PL), 26 sm
Wir legen 9:20 Uhr ab. Es ist bewölkt und merklich kühler als an den Vortagen. Diesmal melde ich mich ordnungsgemäß über VHF CH 10 bei der Polnischen Grenzkontrolle ab. Am Abend vorher wurde ich von denen nett und unformel kontrolliert und gebeten Ankunft und Abreise in Zukunft über Funk zu melden.
Wir verlassen den viel zu großen Fischerhafen – War wohl früher eine ganze Flottille der Kriegsmarine, welcher auch immer, untergebracht.
Wir fahren unter Maschine nach Norden zur Einfahrttonne, setzen Groß und Genua. Setzen weiter fort nach Nord um noch Höhe zu gewinnen. Der Wind kommt aus NO 55° anfangs mit 11-12 ktn.
Bei 54°49‘800 N und 018°27‘300 O wenden wir nach Ost und laufen jetzt ´Hoch am Wind´ bis ´Am Wind´. Der Wind frischt auf, nun 15 …20 ktn. Fahren jetzt 7…7,5 ktn, eine Freude und das bis zum Ende der Halbinsel HEL. Hier gehen wir auf Süd und ´Raumen Kurs´, schiften die Segel und sind schon vor der Hafeneinfahrt HEL. Segel eingeholt und was ein Fehler war, rückwärts am Schwimmsteg direkt an der Hauptmole- einer Flaniermeile- angelegt. Fehler, weil so viele Menschen und laut.
Meine Freunde verabschieden sich zum Landgang. Ich beende mein Bier, klappe das Fahrad auseinander und fahre auf Erkundungsfahrt der Spitze der Halbinsel HEL. Hierzu lest eine kleine Geschichte.
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Tag 10, 11.Juli 2018
Hel (PL) – Kuznica (früher KUßFELD), 12 sm
Heute wird nur ein kleines Stück gesegelt. Wir haben noch 3 Tage bis die Freunde mich in Danzig verlassen werden. Also teilen wir uns die 3 verbleibenden gemeinsamen Tage ein.
Nach Frühstück bei Sonnenschein legen wir ab. Flache See, keine Wellen und eine leichte Brise. Unter Segeln bei Halben Wind geht es Richtung Kuznica, ein kleines Fischerdorf ziemlich an der Wurzel der Halbinsel am Puziger Wiek (Zatoka Pucka). Wir segeln zwischen 3 und 5 ktn und erreichen den kleinen Fischerhafen um 12:20 Uhr.
Auch dieser Hafen mit EU-Mitteln rekonstruiert. Leider nur zwischen 1,50 und 2,50 m tief. Mit Not finden wir ein Plätzchen mit ausreichender Tiefe – direkt am Eingang zum Hafen hinter der Hafenmole. Für die eine Nacht sollte das gehen, wenig Wind und kein Schwell.
Wo wir festgemacht haben gibt es keinen Stromanschluß, habe damit kein Problem, habe ja eine Photovoltaikanalage an Bord. Meinen Laptop dagegen beschließe ich beim Bier in der Hafenkneipe aufzuladen. Es ist wieder super Sonne und heiß. Ich bade im Hafenbecken und die Freunde verabschieden sich zur Fahrradtour. Ich gehe in die Kneipe.
Am Abend dann wird gemeinsam an Bord gegrillt.
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Tag 11, 12 Juli 2018
Kuznica (PL) – Gdynia (PL) (früher Gdingen) 14 sm
Wir lassen uns am Morgen Zeit. Es regnet und das richtig. Doch nach dem das Frühstück beendet ist hört auch der Regen auf. Jetzt beeilen wir uns dann doch um trocken nach Gdynia zu kommen.
Gleich nach Erreichen der Einfahrttonne setzen wir Groß und Genua und Fahren dann einen Halbwind- Kurs. Di Kompassnadel zeigt 180°. Es ist nicht weit und wir werden auch nicht nass- der Regen verschont uns.
Auf dem weg queren wir ein militärisches Sperrgebiet. Zwei Korvetten der polnischen Marine fahren herum und verunsichern mich. Deshalb gehen wir ein Stück höher an den Wind und überqueren und verlassen das Sperrgebiet schleunigst. Danach geht’s wieder auf 180° gen Gdynia.
In der Marina legen wir 12:00 Uhr an, nehmen einen „Anleger“ und gehen zum Hafenmeister, hier BOSMAN. Der belehrt uns das wir uns hätten anmelden müssen. Nicht so schlimm wir legen noch mal ab und an einem anderen Steg wieder an, Grund für einen weiteren „Anleger“.
Für die, die nicht Segeln:
Es gibt Anleger und Ableger. Der Anleger, den trinkt man nach dem Anlegemanöver. Der Ableger wird nach dem Ablegen getrunken.
Gdynia wird für einen Stadtrundgang genutzt. Enttäuschend, die Stadt sieht aus wie zurzeit von Woyzeck Jaruzelski.
Einzig die Fregatte der polnischen Armee ORP „Blykawica“ und eine Dreimastbark „Dar Pomorza“ ein schönes Tail Ship, 100 Jahre alt. Beide Museumschiffe fest und sicher vertäut im Hafen und sehenswert.
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Tag 12, 13 Juli 2018
Gdynia (PL) – Gdansk (PL) (früher Danzig) 14 sm
Von Gdynia nach Danzig ist es nur ein Katzensprung. Wir haben Wind aus 330°, es sollte schnell gehen. Wäre da nicht die internationale Regatta. Wir Kreuzen das Regattafeld. Keine Angaben im Hafen über die Regattastrecke.
Wir müssen schauen das wir den Regattateilnehmern nicht im Wege sind. Einige Wenden und Halsen waren notwendig obwohl wir einen geraden Kurs hätten fahren können.
10:55 Uhr erreichen wir die Hafeneinfahrt Richtung Danzig. Über den Kanal „Portowy“ geht es vorbei an der Westerplatte und dem Passagierterminal. Hier liegt ein Aida Kreuzfahrtschiff. Weiter geht es auf der „Toten Weichsel“ vorbei an der alten Weichselfestung. Dann nur noch durch Industrie- und Werftgelände. Keine Augenweide.
Gegen 12:00 Uhr erreichen wir die Altstadt. Der Anblick ist eine Überraschung. Man Fühlt sich in die Vergangenheit zurückgesetzt. Unser Weg ist versperrt von einer Klappbrücke. Wir wollten gerade davor festmachen, da öffnet sie und kurz dahinter erreichen wir unsere Marina. 12:10 Uhr haben wir festgemacht und trinken Bier. Es ist regnerisch.
Der Nachmittag gehört der Stadt. Meine Freunde kümmern sich um ihre Zugtickets für den nächsten Tag. Regenschirm war angesagt!
Abends ist dann unser Abschiedsessen in der Altstadt am Kanal.
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Tag 13, 14 Juli 2018
Gdansk (PL) (früher Danzig), keine Meilen, Hafentag
Wir müssen zeitig aufstehen, wollen ja noch gemeinsam frühstücken. Gegen 8:00 Uhr verabschieden sich die Freunde. Tut weh aber man sieht sich ja im Oktober wieder und dann zum Angeln!
Ich mache Reinschiff, ordne das Schiff ein bisschen um. Ich ziehe jetzt in die Vorschiffkabine.
Erst bestücke ich eine Waschmaschine mit meiner Dreckwäsche in der Marina. Dann gehe ich einkaufen, Bier und auch was zu essen.
Ich beginne mich um die Mittagszeit mit meiner nächsten Etappe nach Kaliningrad (Früher Königsberg) auseinanderzusetzen. Die Angaben sind widersprüchlich. Ich schreibe eine e-mail nach Kaliningrad.
Ich mache dann Mittagsschlaf. Etwas was es während der Arbeitsjahre selten gab. Da muss ich jetzt nachholen.
Heute Nachmittag kann ich mir die Stadt noch mal bei Sonnenschein ansehen. Ich mache das mit dem Fahrrad. Die Polen haben echt was geschafft. Ich kenne die Stadt nicht vor dem Krieg, aber ich glaube die Altstadt ist ziemlich originalgetreu wiederaufgebaut.
Am Abend bekomme ich eine Antwort aus Kaliningrad. Ich bin erleichtert. Rufe dort gleich an und man freut sich über mein Russisch. Da ich jetzt mehr Klarheit habe bestelle ich die Grenzkontrolle für den Sonntag um 6:10 Uhr zur „All Right 2“. Ich verlasse die EU und den Schengen Raum. Da muss ich ordnungsgemäß bei STRAZ GRANICZNA ausklarieren.
Ich bin ein wenig aufgeregt, zugegebenermaßen. Das erste Mal werde ich die Grenze nach Russland mit dem eigenen Schiff überqueren! Flugzeug und Auto habe ich vorher ungezählte Male geübt.
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Tag 14, 15 Juli 2018
Gdansk (PL) – Baltisk (früher Pillau) (RUS) – Kaliningrad (früher Königsberg) (RUS), 79 sm
Ich bin zeitig wach 5:00 Uhr, esse Tost – mit dem neuen Toaster gemacht, gekauft im Danziger Mediamarkt.
6:10 Uhr Grenzkontrolle. Die Herren, genauer gesagt eine Beamtin und ein Beamter, sind pünktlich. Ich erwarte sie schon. Habe vorsichtshalber den 3. Hilfs Ständer unter der Gastlandflagge gehisst. Ist aus dem Flaggenalphabet und bedeutet das ich auf Abfertigung warte- ich glaube das braucht man nur bei Einreise, aber man kann ja nie wissen… Es wird der Pass gescannt, wie am Flughafen nur mit mobilen Computer und dazugehörigen Kartenleser. Eine Passagierliste war noch gefordert. Die hatte ich am Abend zuvor noch für die Einreise nach Russland vorbereitet. All das ging schnell.
Ich mache das Schiff zum Ablegen fertig und verlasse die Marina 6:30 Uhr. Die Heckleine hat sich verklemmt, so dass ich einen zweiten Anlauf brauche.
Brückenöffnungszeit ist normalerweise 7:00 Uhr, aber als mich der Brückenwärter sieht, ist Brückenzug schon 6:45 Uhr. Gut so, denn der Weg nach Baltisk ist weit. Ich fahre auf der „Toten Weichsel“ zum Meer. Früh im Morgenlicht sieht alles schön aus, auch die alten Industriegebäude und die Werften. Am Passagierkai an der Westerplatte legt gerade ein Kreuzfahrtschiff an. Die Wirbel durch Bug und Heckstrahlruder spürt man beim Steuern der Yacht.
7:35 Uhr Einfahrtmole passiert. Ich setze Groß und Genua, fahre Halbwind, Kurs 50°. Der Wind bläst aus NW, 330°. Den Kurs halte ich bei bis zur Russischen 12 Meilen Zone. Unterwegs geht der Wind auf 20 Ktn und ich reffe das Groß, Reff 1. Auch die Genua reduziere ich. Über 35 sm fahre ich meist über 7ktn.
Erst auf Höhe der 12 Meilenzone, wo das Verkehrstrennungsgebiet nach Baltisk beginnt werde ich langsamer. Ich fahre jetzt raumen Kurs fast vor dem Wind nur mit Genua. Das Groß habe ich eingeholt.
6 Meilen vor der Einfahrt nach Baltisk rufe ich BALTISK TRAFFIK auf VHF CH 74. Der Dispatcher meldet sich schnell zurück und fragt nach meinem Ziel. Er erlaubt die Weiterfahrt und ich solle mich 2 Meilen vor der Einfahrt noch mal melden.
4 Meilen vor der Einfahrt rolle ich die Genua ein und fahre unter Maschine. Es ist viel Verkehr. Die großen Schiffe die auf Reede liegen werden eines nach dem anderen zur Einfahrt aufgerufen. Ich nutze die Zeit und bringe die Fender an. Übrigens bewege ich mich, seitdem ich alleine segele nur mit Rettungsweste und angeleint.
2 Meilen vor Einfahrt bekomme ich PERMISSION FOR ENTERING BALTISK HARBOR FOR BORDER CONTROL AND CUSTOMS CLEARANCE.
Nach Passage der Hafeneinfahrtsmole sehe ich ein Motorboot der Russischen Küstenwache „BEREGOVAYA OCHANA“. Sie setzen sich erst hinter mich, dann überholen sie. Das Manöver galt alleine mir. Höhe Hafenbecken 81 geben Sie Zeichen das ich zu folgen habe. Sie weisen mir den Weg zum Zollanleger, ein Schwimmsteg wie in einer Marina. Ich bringe die Fender aus und ein junger Beamter nimmt mir die Vorleine ab und hilft freundlich beim Anlegen.
Über die Grenz und Zollabfertigung berichte ich in einer kleinen Geschichte. Der ganze Vorgang dauert nur 40 Minuten und ich kann die Fahrt auf dem KMK „KALININGRADSKIJ MORSKI KANAL“ fortsetzen, 21 Meilen stehen mir bevor- unter Maschine mit 6 ktn- 3,5Stunden.
Vorbei geht es an Anlegern der Russischen Marine mit großen Fregatten und Korvetten, Luftkissenfahrzeugen, Landungsschiffen und einem U-Boot. Weiter vorbei an Trockendocks und Werften- sowohl für Zivile- und Kriegsmarine. Ganz neue Industrien und riesige Tanklager von Lukoil sind hier mit den Schiffsterminals entstanden. Ein neues Kraftwerk entsteht mit 3 Blöcken. Man kann die Konturen erkennen. Ich glaube es ist das von INTERAO. Die Generatorschalter sind, so erinnere ich mich in unseren Projektlisten. Auch eine neue 500kV Überspannung des Kanals ist in Bau. Landschaftlich ist die Fahrt schön- erinnert mich an die Fahrten durch den Kaiserkanal von Swinemünde zum Stetiner Haff.
Ich erreiche die Marina um 19:30 Uhr. Es ist keine Marina, nur ein hässlicher Industrieanleger. Zwei fremde Segler, Ich und ein Schwede.
Ich esse Abendbrot und feiere meinen Grenzübertritt nach Russland auf dem eigenen Boot mit Schnaps und Bier.
Heute sind 79 sm auf der Logge dazugekommen.