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Tag 29, 30. Juli 2018
Möntu Sadam (EST) – Insel Rhunu (EST) 47 sm
Ich habe die Nacht schlecht geschlafen. Bin erstens zu zeitig in die Koje, es war 21:00 Uhr. Dann das Gewitter und der Schwell im Hafen. 1:00 Uhr früh bin ich hellwach. Es regnet nicht mehr. Ich gehe mal vom Schiff und schaue über den leeren Hafen und aufs Meer, alles ganz ruhig. Es ist Vollmond, klar, dass ich nicht schlafen kann, denke ich.
Ich lege mich wieder hin und lese noch ein bisschen, am Ende muss ich wieder eingeschlafen sein und wache um 8:30 Uhr auf. Schönstes Wetter. Ich laufe noch ein bisschen in der Hafengegend umher und überlege ob ich bleibe und einen Ausflug zur Südspitze der Halbinsel Sörve der Estnischen Insel Sarema machen sollte. Aber, so denke ich, das hebe ich mir für die weitere Tour mit Moni auf.
Ich lege also 10:30 ab, setze vorm Hafen das Groß und motore bis zu einer Gefahrentonne. Hier versuche ich in die Richtung wo ich hin will, Ost. Aber es bläst Ostwind. Ich gehe auf 170° und ich bewege mich Richtung östlich der Halbinsel Kolka in Lettland. Unterwegs komme ich immer höher ran aber kurz vor Kolka ist der Wind weg. Ich bin knapp 20 Meilen gesegelt. Ab jetzt dann unter Maschine. Die See ist glatt. Das ist was für den Autopiloten und ich lese. Die Sonne brennt.
15:00 Uhr lasse ich den Leuchtturm Kolka an Steuerbord querab. Er steht auf einer kleinen Insel 3 Meilen von der Spitze der Halbinsel und markiert das Riff zwischen Festland und Leuchtturminsel.
Jetzt muss ich mich entscheiden. Der Weg ist gleichlang nach Roja auf dem Lettischen Festland oder zur Insel Rhunu. Ich entscheide mich für die Insel Rhunu.
Rhunu ist für mich interessant. Mein Freund Valters hat mir erzählt das die einst von Lettland an Estland verkauft wurde… War wohl Geldmangel beim Lettischen Königshaus.
10 Meilen vor Rhunu kommt noch mal Wind auf. Ich, gleich Segel hoch und es geht noch mal sogar mit 7 ktn üG. Aber es war nur eine länger anhaltende Böe, angetrieben durch eine Wolke. Also nach 2 Meilen Segel wieder runter und dann bin ich auch schon gleich da.
Ich lege 19:00 Uhr an einem Schwimmsteg wie immer Rückwärts an. Ohne Wind aber 3 Leute wollen helfen. Als sie da waren, war ich schon fest.
Erst mal duschen am Heck und dann esse ich Fischsuppe und Fischsandwiches in einer Hafenkneipe.
Auf dem Weg zur Kneipe treffe ich zwei Besatzungsmitglieder der SY „Sealion“- fährt unter Red Ensign. Ich spreche sie an und sage wir haben uns doch in Klaipeda im Hafen gesehen… Einer ist Engländer der andere Schotte… Oh yes we remember, but sad news, the German who was sailing with us, died yesterday on board. Mit dem Deutschen hatte ich mich in Klaipeda noch unterhalten und ihm meine Websitenadresse gegeben. Jetzt ist er tot, mit 65 Jahren. Er klagte plötzlich über Herzschmerz und ihm war schlecht…
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Tag 30, 31. Juli 2018
Insel Rhunu (EST), keine Logge, ich bleibe auf der Insel.
Ausgeschlafen, wie schön. Ich verstehe immer noch nicht warum man sich in der Vergangenheit so gestresst hat. Ich habe den Stress und das schlechte Gewissen immer noch…wenn ich mal länger schlafe.
Meinen Super Ausflug habe ich einer Extra Geschichte gewidmet.
Hier nur noch ein paar Eindrücke vom Hafen. Als ich gestern einlief hat der Hafenmeister sofort die deutsche Flagge gehisst.
Ich habe heute nachdem Fahrradausflug die Waschmaschine und den Trockener benutzt.
Mit einem Estnischen Segelboot, eine Bavaria 44 Match, kam ich sofort ins Gespräch. Am Abend trafen wir uns auf deren Schiff und sie habe mir die erstrebenswerten Ziele meiner Weiterreise durch Estland erläutert. Dazu habe ich Schnaps an deren Bord mitgebracht. Im Gegenzug wurde Wein ausgeschenkt. Super Kommunikation, man bat mich nur Englisch zu reden, da man die sowjetische Okkupation hasst und nicht russisch sprechen wolle. Kein Problem, man ist ja schließlich multilingual. Natürlich haben wir auch auf Russisch gescherzt.
Anders eine Haberg Rassy unter deutscher Flagge. Scheint, wenn man aus Bremerhaven ist und merkt das die All Right 2 aus Mecklenburg-Vorpommern kommt, da kann man einfach nicht kommunizieren… hier scheint es nicht an der Sprache zu liegen….
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Tag 31, 1. August 2018
Insel Rhunu (EST) – Mersrags (LV)
10:00 Uhr laufe ich aus. Es ist schon wieder Sonnenschein satt. Der Himmel ist Blau. Ich verabschiede mich noch winkend von den Estnischen Stegnachbarn.
Es bläst der Wind aus Ost mit 11,5 ktn. Ich freue mich und denke nach dem Segelsetzen ich setze erst mal nach Ost, Kurs 110°…. Ziel eventuell Zvelniekciems (früher Skulte). Aber so hoch komme ich nicht ran. Ich müsste 150° schaffen, mehr wie 110° ist nicht drin.
Zum Kreuzen habe ich keine Lust, ich will einen geraden Kurs. Es ist so warm und jede Bewegung führt zu mehr Schweiß. Um 11:45 Uhr entschließe ich mich dann zur einzigen und letzten Wende heute. Ich gehe auf SSW 192°, später 210°. Ziel ist jetzt Mersrags.
Bis 15:00 Uhr hält der super Segelspaß an. Dann, wie die Tage zuvor, der Wind ist weg.
Was wir Mittagsflaute nennen ist in Lettland die Nachmittagsflaute… liegt wahrscheinlich an der Stunde Zeitverschiebung nach Ost.
Ich hole die Segel ein und motore bis zum Hafen, wo ich 16:00 Uhr backbords an einem Schwimmsteg festmache.
Ein kleiner Yachthafen, ein bisschen verlumpert, wenig Schiffe, ich zähle 10. Ein neues Marinagebäude. Die Hafenmeisterin erschien um 18:00 Uhr und nahme mir die Gebühr ab, 25 €. Auch nicht billig, wenn ich es messe an der Qualität und dem Umfeld. Es ist ein alter Verladehafen an der Mersrags- Kanalmündung. Der Kanal kommt von einem Binnensee im Hinterland.
Ich esse ein paar Wiener und beschließe nichts zu tun. Die Hitze macht einen fertig. Es sind jetzt jeden Tag auch um die 30°C. Die Wassertemperatur in der Rigaer Bucht ist zumindest an der Oberfläche 25°C.
Ich sehe mir das Prospekt an und lerne das Mersrags noch zum Kurland gehört, zwei schöne alte Kirchen hat eine hölzerne Lutherische von 1809 und eine Babtistenkirche aus Stein von 1936. Sehenswert soll der Mersrags Leuchtturm sein, gebaut als Stahlkonstruktion, später ummauert. Man kann ihn besteigen, wenn man nicht so faul ist, wie ich heute bin.
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Tag 32, 2. August 2018
Mersrags (LV) – Riga (LV)
Bin gestern schon um 21:30 Uhr in die Koje. Heute klingelt der Wecker um 6:00 Uhr. Ich bleibe noch bis 6:30 Uhr liegen. Habe noch keinen richtigen Antrieb und bin ja nun Rentner.
Mache mir nur heißes Wasser und backe schnell ein Baguette im Herd auf. Es wird wenig Wind sein und so kann ich unter Segel oder Maschine später frühstücken. Ich lege 7:20 Uhr ab und setze kurz hinter der Hafenmole Segel…, hätte ich mir auch sparen können. Mache sage und schreibe SOG 2,5 ktn !
Was soll‘s …. Ich frühstücke und fahre mit Groß und Maschine bei 1500 U/min mit direkten Kurs auf mein Zwischenziel Riga.
Dann kommt doch ein bisschen Wind. Ich kann zwar nicht mehr direkt auf Riga zuhalten, muss ein bisschen abfallen, aber ich segle.
12:30 Uhr wird’s dann wieder so langsam, dass ich mit Maschine fahre. Da ich Zeit habe fahre ich langsam, 2 ktn, und montiere meinen kleinen Downrigger an und bringe die Schleppangel aus. Dazu unter der Rubrik Angeln ein kleiner Beitrag.
7 Meilen vor der Hafenmole kommt nochmal Wind. Angeln rein, Segel hoch. Ein Finne kommt mir hoch am Wind entgegen, fährt so 5… 6ktn mit Autopilot und spielt Gitarre.
Ich segle bis zur Hafenmole ziemlich Raumen Kurs.
16:00 Uhr Einfahrt Hafenmole. Von hier sind es dann noch mal 7 Meilen bis zum Yachthafen. Es geht vorbei an riesigen neuen Industrie- und Hafenanlagen. Um 17:30 Uhr lege ich an, rückwärts wie fast immer.
Als ich die Heckleine festmache, fällt mein Blick auf den Schiff Steven des Nachbarbootes. Kommt mir bekannt vor, der Metallbeschlag am Bug. Es ist die „Godewind“ aus Gustow mit Thomas und Thorsten an Bord…. Das gibt’s doch nicht oder? Ich werde sofort zum Anleger, Bier und Whisky eingeladen.
Nach dem Warmtrinken gehen wir zusammen ins Restaurant am Hafen. Ich war schon mit Valters hier, früher. Damit werde ich zum Restaurantführer. Den Absacker danach nehmen wir auf meiner All Right 2. Ich biete den Schnaps an den ich von Rolandas in Klaipeda geschenkt bekommen habe. Am Ende trinke ich diesen Schnaps alleine. Die Gustower bevorzugen den Marillen Schnaps. Die waren halt klug, ich habe von dem Rolandas Schnaps den ganzen nächsten Tag Kopfschmerzen.
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Tag 33, 3. August 2018
Riga (LV), keine Logge, Hafentag
Ich schlafe wegen dem Schnaps vom Vorabend bis 11:00 Uhr. Die Schiffsnachbarn aus Gustow laden mich zum Frühstück ein…. Die waren schon vorher im Supermarkt einkaufen. Wir unterhalten uns und 13:00 Uhr verabschiede ich mich auf mein Boot, um Reinschiff zu machen.
16:00 Uhr dann endlich gehe ich ins anliegende Hafenrestaurant und esse etwas und zwei Bier, damit die Kopfschmerzen weggehen. Hat aber nicht geholfen.
Später besucht mich mein früherer Kollege Valters. Wir fahren zusammen zum Supermarkt und kaufen die schweren Sachen ein, wie Bier, Wein und Wasser.
Die Suche nach einem Wechsel der Gasflasche schien fast erfolglos, am Ende jedoch in einer anderen Marine gibt es eine Möglichkeit. Valters wird die Flasche morgen für mich tauschen.
Die Zeit rennt dahin und wir essen noch etwas auf dem Weg zum Flughafen.
Moni kommt mit ein bisschen Verspätung an. Ich freue mich.
Den Abend beenden wir mit den Gustowern von der „Godewind“ im Hafen.
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Tag 34, 4. August 2018
Riga (LV), keine Logge, Hafentag
Heute habe ich endlich jemanden zum gemeinsamen Frühstück … Moni.
10:00 Uhr geht es gemeinsam los, mit dem Fahrrad. Erst Einkauf im Supermarkt. Dann Stadtrundgang… Rundfahrt mit dem Fahrrad. Moni und Ich, wir waren schon zusammen in Riga. Zu Riga gibt’s einen gesonderten Beitrag unter der Rubrik Geschichten.
Hier nur die Kurzfassung der Stadtbesichtigung. Beginn an der Marina gegenüber dem Fähranleger TALINK. Vorbei am Kronvalda Park die Elizabetes Iela entlang. Man kommt entlang der Botschaften anderer Länder, all untegebracht in schönen renovierten, vielfach Jugendstil Häusern. Etappe an der Orthodoxen Christi-Geburt-Kathedrale. Vorbei am Friedensmonument, dem Symbol der Unabhängigkeit Letlands. Wir streben direkt zur St. Peter Kirche, Lutherisch. Wir besteigen… befahren den Turm mit Fahrstuhl und genießen den Blick auf Riga von oben. Weiter der Rigaer Dom und nun genug mit Kirchen. Bier und Mittagessen sind angesagt… im Zentrum, ganz in der Nähe wo Moni und ich schon einmal vor 15 Jahren übernachtet haben.
Nach dem kleinen Essen setzen wir fort zum Ständehaus. Nahe ran und viel gesehen haben wir nicht. Ein Sportevent: Orientierungslauf war im Gange. Das Okupationsmuseum schenken wir uns, Hatten wir beim vorherigen Besuch besichtigt. Eigentlich wollten wir noch zum Pulverturm aber das Wetter scheint unbeständig, Regen kündigt sich an. Außerdem müssen wir noch Besorgungen fürs Barbecue mit Valters Familie am nächsten Tag machen.
Wir fahren mit den Fahrrädern zu den riesigen Markthallen, nahe dem Hauptbahnhof von Riga. Unmengen Fisch werden dargeboten. Anstelle Fleisch kaufen wir dank Filets von Meerforellen und Gemüse, Achika…
Wir sind müde und radeln zurück, am Ufer der Daugava… zurück zu unserem Schiff. Unterwegs sehen wir uns das Rigaer Schloss, den heutigen Regierungssitz, von außen an.
Wir sin zurück auf der ALL RIGHT 2 und es fängt an stark zu regnen. Es kühlt sich endlich ein bisschen ab. Wir halten Siesta.
18:15 Uhr holt uns mein Freund Valters ab. Wir fahren zu ihm nach Hause. Hier gibt es einen Aperitif und eine Garten- und Hausbesichtigung. Danach zum köstlichen Dinner mit Lettischer Volksmusik… Schlager im Golfclub. Wir beenden den Abend bei Valters zuhause im Garten beim Digestive, georgischen „Scharadishvilli“ XO (steht für Khorocho…) und Zigarre… Wie in alten Zeiten.
Wir verabreden uns für den nächsten Tag zu einem Familien-Segeltörn nach Jurmala.
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Tag 35, 5. August 2018
Riga (LV) – Jurmala (LV), 15 sm
10:00 Uhr treffen unsere Freunde ein, Sarmitte und Valters zusammen mit ihren Kindern Elizabeth und Richard. Wir haben uns zu einer Segeltour nach Jurmala verabredet.
10:15 Uhr schon legen wir ohne Zeitverzug ab. Valters klagt noch über Kopfschmerz und wir trinken 10:30 Uhr, kurz nach dem Ablegen das erste Bier… es wird besser.
Wir fahren den Dauga Fluß hinab. Nach kurzer Zeit setzen wir die Segel, fahren hoch am Wind. Die Strömung und der Wind machen 6 ktn möglich. Valters am Steuer.
12:00 Uhr verlassen wir die Hafenmole und segeln am Wind Richtung Jurmala nach West. Die Welle und der Wind von Steuerbord. Das Schiff rollt. Beiden Kindern ist nicht ganz wohl. Die Erwachsenen dagegen mit Wein, Bier und Campari in guter Stimmung.
14:00 Uhr schon nehmen wir die Segel runter und ab geht’s in die Flußmündung nach Jurmala.
Interessant ist die Einfahrt in den Fluß. Tiefe im markierten Fahrwasser 3,50 Meter. Steuerbords und Backbords geht es außerhalb des Fahrwassers auf 1 Meter und weniger. Wir überfahren eine Sandschwelle. Drinnen landeinwärts geht die Tiefe wieder auf 5…7 Meter.
Moni bereitet die Forellenfilets in Folie mit Tomate und Zwiebel. Dazu gibt es Baklashan… gegrillte Paprika und Zuchinies die ich außenbords auf dem Grill bereite.
Der Tag endet mit Angelversuchen, Fisch scheint’s zu geben aber die Geduld reicht nicht.
Valters fährt mit Familie zurück nach Riga, wir machen noch einenSpaziergang und gehen zeitig schlafen.
Hallo Steffen,
ich lese deine Einträge regelmäßig und gerne.
deine Ausführungen oben – ich bin auch der Meinung „Deutschland einig Vaterland“ ist noch weit entfernt. Hat sicherlich mit Desinteresse + Bildungsferne zu tun. Ich meine da Defizite in der neueren deutschen Geschichte. Und natürlich die Besitzstände . . .
Guten Abend von der estnischen Insel RUHNU. Wolle, Ich freue mich dass Du Abonoment meiner Seite bist. Be den Letzten Artikeln fehlten noch die Bilder. Der Kern Deines Kommentars trifft das was ich meinte. Bald ist alles vergessen. Die jungen Leute tätovieren sich nur noch und haben sichtbar weniger Interesse. Die Leute verdummen beim Tittytainment. Moni ist jetzt seit Riga an Bord!
Grüsse and Katrin.
Euer Steffen