Tag 8, 11. Oktober 2021
Ystad (S), Hafentag, keine Meilen
Heute ist ausschlafen, ich habe keinen Plan. Die Sonne scheint draußen. Um 9:00 Uhr stecke ich mal meinen Kopf aus der Luke und peile die Lage. Sehr schönes Wetter!
Heute backe ich mir Brötchen auf, der Backofen heizt das Schiff schön auf.
Nach dem Frühstück habe ich mal wieder ein langes Telefongespräch mit meinen Freund Wolle. Lange haben wir schon nicht mehr telefoniert.
Dann mache ich meinen Stadtspaziergang durch das schöne Ystad. Die Sonne lacht, aber es ist frisch. Zuerst besuche ich meinen Lieblingsladen, Skipershandel. Dann gehe ich zum Fährhafen und weiter zum Markt und zweimal die Fußgängerzone hoch und runter. Eigentlich hätte ich gern ein frischgezapftes Bier. Ich finde aber keinen Ausschank. Ich beende das Unterfangen und bewege mich zurück zum Schiff.
Und jetzt koche ich mal wieder. Lange ist es her, ich mache mir Spaghetti und das wichtigste, dazu einen schönen Roten, Shiraz&Tempranillo von Bodegas Osborne. Trinkt sich so weg.
Ich schaue mir noch mal die Rollanlage, Furlex, der Vorsegel an. Ich bin noch nicht zufrieden. Ich stelle fest, das eine wichtige Schraube nicht richtig angezogen ist. Die Fixiert die Trommel. Ich Depp, habe ich nicht angezogen. Jetzt ist wieder alles gut.
Für den Abend lade ich mir einen anderen Segler von dem kleinen Segelboot „Dokapi“ ein. Tillmann heißt er und ist aus Eslingen. Er hat sich eine Auszeit genommen und segelt mit seinem kleinen Boot alleine. Mutig! Na wir quatschen bis abends um zehn und trinken einige Bier. Er erzählt von seiner Tour. Er muss irgendwann zurück nach Neuhof. Dort stehen sein Trailer und sein Auto.
Gewaltig
Tag 9, 12. Oktober 2021
Ystad (S) – Gislövsläge (S), 20 nm
Der Wind hat genau gedreht wie vorausgesagt, kommt aus NW und moderat. 9:30 Uhr lege ich ab. Habe die Abfahrt so spät geplant, weil der Wind erst ab 8…9 Uhr von West auf NW eingedreht hat und weiter auf NWN drehen soll.
Raus aus dem Hafen setze ich Groß und Genua. Das dauert ein bisschen, im Großsegel war noch das Reff 1 von vor zwei Tagen drin. 9:40 Uhr bin ich in Fahrt, Kurs 245° und 5,5 ktn bei 12 ktn Wind. Wenig Welle und das Schiff raucht so dahin, gesteuert vom Autopiloten.
Über der Küste ein Regenbogenansatz, sieht geil aus.
Ab 10:30 Uhr geht der Wind immer weiter hoch, 17, 18, 19 ktn. Zeit für Reff 1 und auch die Genoa muss gerefft werden.
10:50 Uhr, querab der Marina Abbekås an der Küste Schonens. Überhaupt macht es Spaß mal so unter der Küste zu segeln. Ich fahre immer parallel zur Küste und ich fahre inzwischen schnell, 7 ktn und in Spitze auch darüber. Gut das ich gerefft habe, das Schiff ist auch mit weniger Segelfläche schnell.
12:00 Uhr bin ich 200 Meilen unterwegs auf meiner Herbsttour. 12:20 Uhr bin ich auf Höhe Smyggehamn. Nicht mehr weit bis zu meinem Tagesziel.
13:10 Uhr hole ich die Segel ein, ich bin etwa 1,5 Meilen vor Gislövsläge. Und ich befestige die Fender und Leinen. Ich werde vorwärts zwischen die Dalben gehen.
Gleich an der Hafeneinfahrt ist der Steg für Gästeboote und der Steg liegt günstig zum Wind, der kommt gerade von hinten. Ein Fischer eilt auf den Steg und nimmt die Vorleinen ab.
Ich trinke meinen Anleger, unterhalte mich mit den Fischern über den Rückgang des Herings und Dorschs.
Und ich muss essen. Mache mir den großen Rest der Spaghetti von gestern warm und schlage mir den Magen voll und werde müde. Eigentlich wollte ich mit dem Fahrrad nach Trelleborg. Daraus wird nichts, ich schlafe bis 17:30 Uhr und gehe dann erst mal zum Wachwerden in Gislövsläge spazieren.
So, das war‘s für heute!
Schonens Küste
Schön, die schonische Küste Gislövsläge Blick am Abend nach Trelleborg
Tag 10, 13. Oktober 2021
Gislövsläge (S) – Kopenhagen (DK), 35 nm
Ich bin schon mal zeitig wach, 5:30 Uhr – neeeee, das ist zu zeitig! Ich drehe mich nochmal rum. 6:30 Uhr stehe ich auf und gehe schnell duschen. In Kopenhagen gibt es keine Möglichkeit im Nynhavn. Dann mache ich ein schnelles Frühstück und lege schon 7:58 Uhr ab.
Ich hatte nochmals im Internet nachgeschaut. Die Brücke im Falsterbøkanal öffnet 6 Uhr und dann alle 4 Stunden. Also 10:00 Uhr die Brückenöffnung sollte ich schaffen.
8:10 Uhr stehen Groß und Genua am Wind. Ich fahre hoch am Wind unter der Küste Richtung Trelleborg. Ich beobachte das Ausfahren und Einfahren der Fähren und denke daran, dass man die Königslinie Saßnitz- Trelleborg nach 100 Jahren eingestellt hat. Warum?
8:30 Uhr kreuze ich das Fahrwasser der Fähren. Bis 9:00 Uhr segle ich noch, immer schön um die 5…5,5ktn. Dann wird es brenzlig. Ich rechne, wenn ich weiter so fahre schaffe ich die Brückenöffnung nicht. Ich starte die Maschine und rolle die Genoa ein und mache Fahrt Richtung der Einfahrt zum Falsterbøkanal. Ich muss fast 20° an den Wind um Zur Einfahrt des Kanals zu kommen, wäre mit segeln ohnehin nichts geworden.
9:42 Uhr erreiche ich die Einfahrt. Im Kanal habe ich den Wind genau von vorn und hole das Großsegel runter. Jetzt kann ich die Geschwindigkeit drosseln. Ich bin im Kanal und es ist nur noch eine Meile. Alles wird gut!
Vor der Brücke über den Falsterbøkanal muss ich dann doch noch 5 Minuten warten. Dann bekomme ich grünes Licht und fahre durch. Es ist exakt 10:00 Uhr. 5 Motorbote kommen mir entgegen. Im Internet habe ich gelesen, dass der Brückenposten nicht mehr besetzt ist. Alles wird ferngesteuert von Trolhattan, der schwedischen Kanalzentrale.
Weiter in Richtung Nord fahre ich unter Maschine. 10:40 Uhr setze ich die Segel und starte einen Segelversuch. 11:20 Uhr beende ich den Versuch, Der Wind kam zu sehr auf die Nase und ich bin immer mehr nach Osten abgefallen.
Ich setze jetzt einen Kurs Richtung Dänemark ab, nördlich vorbei an dem Windpark. An Steuerbord habe ich die Brücke. Am Anfang fahre ich mit Maschine und Großsegel. Die Genoa habe ich eingerollt. Aber der Wind dreht weiter auf SWS. Kurz hinter dem Windpark rolle ich das Vorsegel wieder aus und stelle den Motor ab. Na geht doch! Schone 5 ktn bei glatter See. Die Sonne scheint und kein Schiffsverkehr. Es ist 12:00 Uhr.
13:00 Uhr bin ich auf Höhe Flughafen Kopenhagen auf der Insel Amager. Es ist jetzt wieder vielmehr Flugverkehr als noch im August als wir in Malmö angelaufen sind. Ich fahre jetzt auf der linken, der grün betonnten Seite des Fahrwassers nach Kopenhagen.
14:20 Uhr an Refshaløen, einem früheren Werftgelände, hole ich die Segel ein und ich biege nach backbord ab, um in den Yderhavnen zu kommen. Hier geht es wieder nach backbord, nach Nyhavn, meinem Ziel, mitten in der Altstadt.
14:50 Uhr lege ich längsseits in Nyhavn an. Pos 54°40‘772N 12°35‘514O.
Es gibt einen Anleger, Bier und Gamledansk und ich schaue mir das Treiben in Nyhavn erst mal vom Schiff an. Bemerkenswert die Masse an Fahrradfahrern die die Straße entlangradeln… so ähnlich muss es früher in Vietnam gewesen sein, denke ich. Ein Segler liegt noch an der Pier. Ein Holländer, auch Einhand. Aber der scheint schon fertig zu sein mit Kopenhagen. Er macht sich fertig zum Ablegen.
Es ist schönes Wetter, immer noch scheint die Sonne und ich mache mich fertig für den Landgang. Ich marschiere los, über die Brücke und die rechte Seite Nynhaven hoch. Einen kleinen Hunger habe ich und nehme erst mal vor dem Skipperkroen Platz, esse Heringshappen und trinke ein Tuborg Classik.
Und dann ein zweistündiger Stadtrundgang. Wir waren ja schon viele Male in Kopenhagen, also kenne ich schon alles. Ich wandere an der Wasserfront bis zu Amalienhaven, von hier zur Amalienborg und weiter über den Kongens Nytorv, den zentralen Platz. Immer wieder bemerkenswert die Masse an Fahrradfahrern. Militant fast!
Na, ich mache meine Runde weiter. Magasin du Nord (vive la France), Richtung Börse und dann die Havengade zum Nyhavn. Groß war die Runde nicht, aber ich war in Kopenhagen!
Skipperkroen ist mein Ziel zum zweiten Male heute. Hatte mir einen Tisch innen bestellt. Salat und einen halben Lobster und Beef im Speckmantel und dazu Wein aus dem Elsass. Mit dem Nachbartisch komme ich ins Gespräch, ein Däne mit einer Norwegerin.
Ich war zwei Jahre nicht mehr in Kopenhagen. Ist immer wieder schön und Massen an Touristen, viel Betrieb, Leben auf der Straße und in den Restaurants, kein Anzeichen einer Pandemie.
Einfahrt zum Falsterbökanal Falsterbö, die brücke öffnet 10:00 Windpark , die Mühlen stehen still Öresundbrücke Ansteuerung auf Kopenhagen
Anleger Militante Fahrradfahrer Vive la France Theater Magasin du Nord Die Börse Amalienborg
Tag 11, 14. Oktober 2021
Kopenhagen (DK) – Rødvig (DK), 34 nm
9:05 Uhr lege ich ab. Es ist bewölkt. Ich habe mich warm angezogen.
Vor dem Park Amalienhaven setze ich das Großsegel und fahre weiter unter Maschine. Ein Wasserflugzeug landet steuerbord in einem für die Schifffahrt gesperrten Areal. Und bevor ich nach Steuerbord wieder raus aus dem Hafengebiet fahre sehe ich an Backbord noch die AIDA Sol liegen. Das Geschäft ist offenbar langsam wieder im Kommen.
9:40 Uhr biege ich auf die Hauptschifffahrtslinie nach Süd ein. Die Genua ist schnell ausgerollt, Maschine aus und ich mache 6 ktn Fahrt ü.G. Der Wind bläst um die 10 ktn aus S 190°. Ein schneller Kurs hoch am Wind und es wird immer schneller.
Vor dem Flughafen, Linie Øresundbrücke Flughafen bin ich 10:25 Uhr. Der Wind hat jetzt 12…13 ktn und ich fahre 7,5 ktn. Eine Freude, es könnte nur die Sonne scheinen!
10:30 Uhr lasse ich Dragør an Steuerbord und 10:40 Uhr setze ich Kurs Richtung Rødvig ab, 200°. Ich muss ziemlich hoch ran. Ist schwierig. Ich reffe die Genoa ein Stück ein. Jetzt geht es besser.
Die welle kommt am Anfang ziemlich von vorn. Immer wieder fahre ich mich fest. Später dreht der Wind und die Welle ein bisschen. Es fährt sich besser. Jetzt immer ein wenig über 5ktn.
14:00 Uhr, ich bin 25 Meilen unter Segeln unterwegs hole ich Groß und Genoa ein. Ich bin vor Stevns Klint, den Kalk und Kreidefelsen. Ab jetzt mit Maschine die letzten 5 Meilen, direkt gegen den Wind. An Backbord passiert mich eine Korvette der Dänischen Marine. Aus dem AIS Signal entnehme ich Danish Marine Patrol P524. Die geben sogar das taktische Zeichen im AIS an. Die Bundesmarine dagegen ist so geheim, ohne AIS Signal, inkognito.
14:45 Uhr bereite ich mein Schiff zum Anlegen vor. 15:00 Uhr fahre ich in den Hafen von Rødvig ein. Ich habe den Wind von hinten. Stoppe auf und will zwischen die Dalben an Steuerbord. Da versagt das Bugstrahlruder. Es blockiert, alles voll Seegras im Hafen. Jetzt das Manöver ohne Bugstrahlruder bei Seitenwind. Na ich bin schon bessere Manöver gefahren. Ein alter Segler an der Pier macht die Bugleine fest. Ich halte das Schiff erst mal provisorisch mit der Heckleine an einem Dalben. Ich probiere das Bugstrahlruder jetzt nochmals. Das Gras ist raus es schiebt wieder. Am Ende verhole ich mit Hilfe des anderen Seglers mein Schiff längsseits gegen den Wind.
Alles gut, ich trinke meinen Anleger und bin kaputt. Das Wetter ist häßlich.
Ich bezahle die Hafengebühr, auf dem Rückweg esse ich in einem südländisch bewirtschafteten Marina Cafe einen American Burger. Na ja, der Hunger drückt es rein.
20:00 Uhr bin ich in der Koje, schaue mir das Wetter für die nächsten Tage an. Es sieht nicht gut aus. Werde wohl hier in Rødvig zwei Tage abwettern müssen.
Vor dem Ablegen Oper im Vorbeifahren Luftwasser in Kopenhagen bei Ausfahrt Aida sol hat corona überlebt Marine Patrol Kirche an stevens klint mit 10 facher Vergrößerung
Tag 12, 15. Oktober 2021
Rødvig (DK), Hafentag, keine Meilen
Bis 10:00 Uhr bleibe ich in der Koje. Über Nacht hat es ganz schön gestürmt und am Morgen dann geschüttet. Ich habe Gott sei Dank gegen den Wind gelegen. Trotzdem hat das Schiff geschaukelt wie verrückt.
Es folgt ein ausgedehntes spätes Frühstück. Ich überlege was ich mache. Am besten gar nichts. Dann raffe ich mich auf. Ich suche nach dem Fehler an der Satelitenanlage. Schon zwei Tage konnte ich die ARD Nachrichten nicht mehr hören obwohl ich die Abgabe bezahlt habe. Irgendwas ist faul. Ich baue das Steuergerät für die nachgeführte Antenne aus. Spannung kommt an. Das Steuergerät schaltet sich nicht zu. Ich verfolge die Leitungsführung, schaue die Sicherungen nach. Wackle an den Leitungen, aber nur bis zur zentralen Schalttafel. Dann schaltet sich das Steuergerät plötzlich zu. Ich programmiere meinen Standort neu. Das Gerät zeigt Fehler am Motor der Antenne an. Ich konsultiere den Hersteller per Telefon. Die sagen mir, das sind reine Kontaktprobleme. Der Motor wird nicht mit der notwendigen Spannung versorgt. Ich denke, da regle ich das im Winterlager, doch dann plötzlich ist die Fehlermeldung weg und ich empfange Fernseh- und Radioprogramme.
Jetzt geht der Fernseher wieder. Ich höre Radio MV und mache mir Spaghetti. Dazu öffne ich zur Unterstützung eine Flasche roten.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Fernsehen und ZDF Info über den 2. Weltkrieg. Das war‘s, mehr gibt es nicht zu berichten, außer, das Wetter draußen ist scheiße.
Tag 13, 16. Oktober 2021
Rødvig (DK), Hafentag, keine Meilen
Das Wetter hat sich beruhigt. Ich schaue 7:30 Uhr aus dem Schiff, es ist hier in der Bucht nicht mehr so stürmisch und der Himmel sieht auch gut aus. Ich überlege, noch ein Tag hier und warten bis 4…5 bft sind, oder heute schon bei 6 bft losfahren. Habe solche Überlegungen in der Vergangenheit nie angestellt. Ich war immer nur auf vorwärts programmiert, scheiß auf das Wetter. Seit ich dieses Jahr mit Moni unterwegs war scheint sich bei mir eine Änderung vollzogen zu haben. Ich bin Rentner, habe Zeit und kann warten, bis Welle und Wind stimmig sind! Was für eine Erkenntnis oder besser welche Evolution hat sich vollzogen?
Also bleibe ich in Rødvig und mache das Fahrrad fertig für den Ausflug. Nach dem Frühstück geht es 9:15 Uhr los. Ich fahre die Stevens- Klint-Route ab, die geht parallel zu einem sogenannten Steven- Klingt-Trampelpfad.
Erste Station Rødvig selbst, hier der Flintofen. Hier brannte man die Feuersteine. Die wurden dann nach Kopenhagen in die Fayencenfabrik Alumina geschickt und gemahlen der Keramik beigemischt. Flint wurde ja schon in der Steinzeit für Waffen und Werkzeuge verwendet. Da gab es ja mal im Fernsehen die Serie die Feuersteins und da war von Flintstone die Rede!
2 km weiter, nächster Halt, die Broesdal Kalkbrud ein Kalkbruch. Hier sehe ich ein altes Kalkwerk mit Kalköfen. Hier wurde Kalk gebrannt und auch mit Wasser in Löschkalk umgewandelt. Baustoff, Kalkfarbe und Dünger! Und dann gibt es die „Pyramide“, eine riesige pyramidenartige Halle. Der gebrochene, getrocknete vom Gestein entfernte Kalk wurde über Förderbänder von oben in die Pyramide eingefüllt und bis zum Abtransport eingelagert.
Ich fahre 2 km weiter, Stevensfort. Ein Relikt aus dem kalten Krieg. Eine Küstenartilleriestellung und Radarbeobachtung der Fahrwasser im Sund, welche der Dänischen Marine unterstanden und eine Stellung der Luftabwehr mit HAWK Boden-Luft Raketen und die zugehörige Luftraumüberwachung mit Radar. Hochinteressant, hatte ich nicht erwartet. Ich warte bis 10:00 Uhr und mache eine 90-minütige Führung mit die auch in den unterirdischen Teil führte. Darüber schreibe ich nochmal eine extra Geschichte.
12:00 Uhr radle ich weitere 3 km nach Höjerup. Hier steht eine alte Kirche direkt an der Abbruchkannte der Kalkfelsen. Im Jahre 1928 ist ein Teil vom Kirchenschiff abgestürzt in die Ostsee. Schön anzusehen und eine sehr gute Aussicht über den Eingang zum Sund und bis nach Møn. Und ich habe Hunger vom Radeln. Hier gibt es einen riesigen Parkplatz und eine Gaststätte. Die vielen Autos auf dem Parkplatz sind dem Betrieb in der Gaststätte zuzuordnen. Trotzdem, ich als Einzelperson bekomme Platz. Ich bekomme mein Bier und kann mich für Vor-und Hauptgang am Buffet bedienen. Buffet nach deutschen Corona-Verständnis unvorstellbar. Ich finde es gut und esse dänische Nationalspeise, im Ofen gebackene Schweinebauchscheiben.
Die Zeit ist fortgeschritten. Ich fahre weitere 2 km zum Stevns Fyrcenter. Der Leuchtturm steht hinter der Bezeichnung. Man kann hochsteigen, ich verzichte. Vielmehr besuche ich ein kleines Leuchtturm- Museum. Auch das war bis zum Jahr 2000 militärisches Sperrgebiet. Hier befanden sich auch Radaranlagen, genau wie in Stevensfort.
Eigentlich könnte ich jetzt noch weiter an der Küste radeln, nach Mandehoved, da gibt es einen Vogelturm und weitere Radaranlagen aus dem kalten Krieg. Und noch weiter nach Holtkrug Kridtbrud, einen Kreidebruch. Ich breche ab, es ist 15:00 Uhr und ich muss zurück zum Schiff. Ich entscheide mich für einen Weg übers Land. Ich fahre über Store Heddinge und Lille Heddinge zurück nach Rødvig.
Flintofen Klköfen Die Pyramide
Stevensfort HAWK
Tag 14, 17. Oktober 2021
Rødvig (DK) – Barhöft (D), 57 nm
6:00 Uhr klingelt der Wecker, war eigentlich nicht notwendig, weil ich schon eine halbe Stunde wach bin. Draußen regnet es leicht, kann ein gleich den Morgen versauen. Na mal sehen wie es in einer Stunde ist.
Nach einer Stunde bin ich mit Frühstück, Abwasch und Schiff vorbereiten fertig. Ich habe mir das gefütterte Naßzeug angezogen und schwitze schon, ohne etwas gemacht zu haben.
7:00 Uhr wird es draußen ein kleinbisschen heller, immer noch arschdunkel würde mein Enkel Heinz sagen. Macht nichts, Positionslichter an und ich lege ab.
Wind kommt wie vorgeschaut aus West. 7:30 Uhr gehe ich gegen den Wind und setze Groß und Genoa. Kurs direkt auf Barhöft abgesetzt, 148°, Wind WSW, das Schiff fährt 50° am Wind. Es wird langsam heller, und das Schiff fliegt. Ich fahre 7 ktn bei inzwischen 12…13ktn Wind. Die Welle ist angenehm.
9:17 Uhr bin ich 2 Stunden unterwegs und habe schon 13,5 Meilen versegelt.
9:30 Uhr ist es dann richtig hell und ich schalte die Possitionslichter aus. 9:40 Uhr bin ich querab dem Leuchtturm Møn Hellehavn Nakke, 16 Meilen sind versegelt.
10:20 Uhr querab dem nächsten Leuchtfeuer Møn. Wind ist bläst mit 16…18 ktn. Es läuft sehr gut.
Doch dann, an der Spitze von Møn, hier kommt der Wind südlich und nördlich von Møn zusammen und das ist ungünstig für mich. Ich werde langsamer. Sicher ist es auch der Windschatten hinter den Kreidefelsen.
Inzwischen kommt Sonne raus und ich sehe die Kreidefelsen in ihrer vollen Schönheit, zuvor waren die immer im Dunst.
Na super, südlicher von der Insel Møn, ich habe wieder raumen Wind mit 18…20 ktn. Die All Right 2 läuft wieder an, 7 ktn +.
11:40 Uhr fahre ich in das Verkehrstrennungsgebiet, südlich von Møn ein. 12:10 Uhr bin ich in der Mitte des Verkehrstrennungsgebietes. Ganz schöner Verkehr von Ost nach West, kaum Verkehr von West nach Ost. Wind um die 18 ktn, die All Right 2 läuft um die 7ktn.
12:40 Uhr bin ich aus der Verkehrstrennung raus. Ich habe 35 Meilen versegelt. Hiddensee sehe ich schon voraus, nach achtern sehe ich immer noch Møn. 13:30 Uhr habe ich 40 Meilen versegelt. Die Heimat kommt näher.
15:20 Uhr fahre ich in das Fahrwasser nach Barhöft ein. Ich wechsle die Flaggen unter der Saling. Die dänische Gastlandflagge wird ein geholt, der Stander der Kreuzerabteilung und der Wimpel von Pommern gehen unter die Steuerbordsaling.
Es ist 15:30 Uhr, ich bin im Fahrwasser westlich Hiddensee nach Barhöft. Ich hole die Genoa ein und fahre weiter mit 5…6 ktn, nur mit dem Großsegel. Es geht zügig weiter. Ich telefoniere noch mal mit Moni und sage ihr, wo ich bin. Ich auf dem Weg von Nord nach Süd, sie von Süd nach Nord. Die Moni hat die Schwiegermutter nach Berlin zurückgebracht und fährt Richtung Küste wieder nach Nord. Sie will zum Hafen nach Barhöft kommen und ich freue mich.
15:30 Uhr hole ich das Großsegel im Fahrwasser, kurz vor Barhöft runter. Ich bereite das Schiff zum Anlegen vor und fahre nach Barhöft rein.
Verschiedene Anlegemanöver habe ich vorbereitet, längsseits und auf Heckboje. Doch der Hafen ist leer. Ich gehe durch die Heckbojen durch und gehe längsseits am Schwimmsteg ran. Ein anderer Segler hilft. Ein einfaches Manöver, dass hätte ich ohne diesen dummquatschenden Heini hinbekommen. Er scherzt, ich lege an, alleine und sage ihm: das letzte was ein Einhandsegler beim Anlegen braucht, sind Scherze und Dummquatschen! Er verpisst sich. Ich bin eben „Ekelalfred“.
Was juckt es mich, 16:20 Uhr habe ich sicher angelegt. Ich trinke meinen Anleger zur Belohnung, gehe mich duschen und warte auf Moni,
Moni kommt exakt 18:00 Uhr. Habe gerade noch paar Zeilen geschrieben für meinen Blog.
Und wir gehen in das Restaurant „Waterkant“. Ich scherze über die Kellner und die Besucher wegen der Masken. In Deutschland fühlt man sich wie auf der Intensivstation. Bekloppt. Nur Moni verbietet mir die Scherze. Auch ich verstehe, das die bekloppten Deutschen solche Scherze nicht mehr verstehen. Wir essen im Restaurant dann ohne Maske und leben immer noch.
Das Rest an Getränken nehmen wir auf unserem Schiff auf, da schreibt uns die Regierung noch keine Masken vor. Wir genießen diese demokratische Freiheit bei Wodka (Moni) und Whisky (ich) und diskutieren über die vollendete Verblödung Deutschlands.
super Überfahrt, 9 Stunden
Mon bei diesigem Wetter Und dann kommt die Sonne
Barhöft Zurück zu Hause
Tag 15, 18. Oktober 2021
Barhöft (D) – Wieck (D)
Moni, die Havenfru, verabschiedet sich nach dem Frühstück gegen 10:00 Uhr. Sie fährt mit dem Auto nach Gustow zurück. Ich lege 10:00 Uhr ab und will nach Gustow fahren. Scheiß Wetter, Nebel, Regen, beschissener geht es nicht. Ich fahre los und schalte auch das Radar ein. Und ich fahre Richtung Stralsund.
Im Dunst im Fahrwasser und im Radar sehe ich ein Hindernis. Ein Segler, der sich abseits vom Fahrwasser im Kreis bewegt. Ich komme näher und denke die haben sich abseits vom Fahrwasser im Schlick festgefahren. Ich fahre ran und rufe, was ist los? die antworten, wir haben das Ruderblatt verloren. Shit, ich überlege, wie helfen, Nebel, kaum Sicht und Regen. Eine scheiß Situation. Das Wasser rechts und links vom Fahrwasser unter einem Meter Tiefe.
Na ich mach es, Seemannschaft nennt sich das. Ich fahre langsam aus dem Fahrwasser, immer auf der Hut, gleich abzubrechen. Ich rufe den Leuten zu: Schleppleine klarmachen. Na ja, richtig Ahnung haben die nicht, nicht mal die Schleppleine ist richtig aufgeschossen.
Ich fahre rann und fange die Schleppleine und belege die auf Winsch und Achterklampe und ziehe an. Jetzt bin ich Schlepper einer 36 iger Bavaria, die ich auf dem Haken habe. Eigentlich ist die jetzt meine, die haben mir die Leine zugeworfen und in den Übergabevertrag des Bergungsgutes eingewilligt…
Es ist schwer ein ruderloses Schiff zu ziehen, es geht immer nach Steuerbord und Backbord und jedes Mal geht das eigene Schiff aus dem Ruder. Ich schleppe mit 3 ktn ü.G.
1 Stunde schleppe ich die und denke wie weiter. Eigentlich wollten die nach Wieck. Ich habe denen zugerufen, mein Ziel ist Stralsund. Eine Stunde habe ich Zeit zu denken, wenn ich die in Stralsund anlande haben die noch ein riesen Problem, eine Woche im Hafen Stralsund und dann der Wassertarnsport nach Wieck.
Am Ende des Fahrwassers, im tiefen Wasser nehme ich das Schiff an Backbord ins Päckchen und mache denen ein großzügiges Angebot: Ich bugsiere Euch bis Wieck. Die freuen sich und ich informiere Moni über meinen Plan und wir ändern den Kurs nach Nord.
Wir haben jetzt eine Breite von 3,85 + 3,65= 7,70 Meter, ein richtiges Dickschiff. Ich hoffe uns kommt kein Dampfer der Weißen Flotte entgegen oder von achtern in der dünnen Fahrrinne nach Norden zwischen Hiddensee und Rügen. Einige Male kommen rücksichtslose Motorbootfahrer vorbei. Deren Hecksee schaukelt unsere Schiffspaarung jedes Mal auf, unangenehm und gefährlich. Idioten diese Motorbootheinies.
Wir haben Glück, keine Weiße Flotte von vorn und von achtern. 14:00 Uhr sind wir im Fahrwasser nach Ost und außer Gefahr.
Der Eigner des geschleppten Schiffes, der Uwe, ist angenehm. Er ist aus dem Harz. Sein Spannemann ist schon schwieriger. Er weiß alles und davon viel und noch mehr. Dieser Roland ist auf meinem Schiff und labert mich zu. Manchmal wünsche ich mir, dass die Reise bald zu Ende ist. Na Gott sei Dank gibt es noch Bier. Dem Roland gebe ich sogar noch einen Segelanzug von mir, er ist mit Jeans und einem Anorak unterwegs? All das nennt man gute Seemannschaft… oder?
What a fuck? Alles das manage ich und lege unser Päckchen 15:15 Uhr in Wieck an, direkt unterm Kran. An Land stehen Freizeitkapitäne und bieten Hilfe an, nehmen die Leinen an und wissen nicht wie man eine Leine auf einem Poller belegt. Ich, der „Ekelalfred“, raste aus und brülle diesen Freizeitkapitän an. Er zu mir, ich fahre Motorboot seit 20 Jahren. Ich zu ihm: ich sehe das du null Ahnung hast.
Ich ziehe mich dann auf eine Position ein Stück weiter zurück. Pos 54°37‘255N 13°17‘103O.
Ich ziehe mich um, landfein. Habe gedacht, ich werde jetzt noch zum Essen eingeladen. Aber das ist eine extra Geschichte unter der Rubrik Geschichten!
Der Delingquent
Tag 16, 19. Oktober 2021
Wieck (D) – Gustow (D), 30 nm
Ich stehe 7:30Uhr auf und drehe mich mit geringem Wirkungsgrad. Ich schaue noch zu beim Mastkranen der SY Auszeit, welche ich gestern nach Wieck bugsiert habe. Endlich um 8:40 Uhr lege ich ab.
Den Wind habe ich aus Süd, voll auf der Nase. Ich fahre mit 2000 U/min. Und ich rechne, es sind 21 Meilen bis Stralsund, Ziegelgrabenbrücke. Ich muss 6,5 ktn fahren, um die Brückenöffnung 12:20 Uhr zu schaffen. Na, da merke ich, dass ich mich wohl verrechnet habe. Bin von 3 Stunden Fahrt ausgegangen, wie von Vitte, wo wir oft sind. Nein, hier braucht man doch 4 Stunden, es ist doch ein ganz schönes Stück noch über den Wiecker Bodden.
Also Ausgang Wiecker Bodden nehme ich die Drehzahl zurück, fahre nur noch 5 ktn und finde mich damit ab nicht 12:20 Uhr durch die Ziegelgrabenbrücke zu fahren, sondern erst 15:20 Uhr.
Also fahre ich so unter Maschine, mit Wind aus Süd, voll auf der Nase. Am Ausgang des Fahrwassers zwischen Hiddensee und Rügen setze ich dann Großsegel und Genoa. Motor aus und bis Stralsund kreuze ich jetzt, Wendewinkel 45°, ich fahre 8 Wenden. 13:40 Uhr bin ich vor dem Stadthafen Stralsund, berge die Segel und lege an der Spundwand bei der Seenotrettung an.
Ich verbringe die Zeit mit Warten, mache mir einen großen Rest Spaghetti warm nehme die mit einem guten Roten zu mir.
15:05 Uhr lege ich ab. Ich bin pappe satt. Und schiebe mich Richtung Brücke. 15:20 Uhr öffnet die Brücke pünktlich und ich bin der erste der durchfährt. Unter Maschine fahre ich bis Gustow und lege 16:15 Uhr an. Moni ist da und nimmt mir die Leinen ab.
In den reichlich zwei Wochen war ich 383 Meilen unterwegs, die meiste Zeit unter Segeln. Der Wind war Seglerfreundlich, moderat und meist aus der richtigen Richtung. Ich hatte nochmal einen schönen Herbsttörn und das Wetter hat mitgespielt.
Mit Moni lege ich gleich noch das Vorsegel, die Genoa zusammen, ist gerade schön trocken. Und wir räumen gleich einiges aus dem Schiff.
Die nächsten Tage muss ich das Großsegel abnehmen und das Schiff für das Kranen und Winterlager fertigmachen. Nächste Woche am Montag ist Krantermin!
Zuhause haben wir Besuch, Jörg und Patty aus Großenhain, unserer alten Heimat.
Die „Auszeit“, die ich gestern bugsiert habe hängt schon am Kran Hätte hern gesehen, wie der Ruderschaft aussieht, aber ich muß los
Wieck adee, das war meine letzte Destination in dieser Saison
hey alter „knurrhahn“, lese deine berichte sehr gerne, wirklich super, was du da ins netz stellst, macht kaum ein anderer seemann, allerdings müssen wir
uns im hinblick auf die „feindliche übernahme“ nochmal unterhalten;
auch ich finde nicht alles super was gelaufen ist, was die „wiedervereinigung“ betrifft, aber du solltest doch mit deinem segler- und anglerleben in der
brd doch recht zufrieden sein, und wenn nicht, dann fahre wieder tabbi und segle hiddensee!
ja, nicht nur du hast das recht übermässig krass zu sein, nein auch ich; aber lassen wir das doch beiseite und freuen uns , dass wir unter segel das leben geniessen können!!!
Schätze dich als stegnachbst und seemann sehr
dietmar von santadi
Moin Dietmar,
danke für Deinen netten Kommentar und ich freue mich, dass Dich meine Berichte interessieren. Hoffe Dir sind die Reiseberichte auch Anregung für längere Alleinreisen. Ich komme ganz gut zurrecht, obwohl, manchmal bräuchte man jemanden zum quatschen.
Bezogen auf unsere unterschiedlichen Wahrnehmungen zur Vergangenheit: natürlich freue ich mich über die grenzenlosen Freiheiten im Westen, aber diese Freiheiten reduzieren sich gerade drastisch. Das Wort Demokratie kommt unter ein großes Fragezeichen in der heutigen Zeit. Wer gegen den Strom schwimmt ist raus aus dem Geschäft. Und ich habe vor allem auch eigene Erfahrungen gemacht nach dem Anschluß der DDR an die BRD. Bezogen auf das Geschäftsgebaren der Kriegsgewinner waren das nicht immer gute.
Aber Demokratie heist Meinungsvielfalt… noch! Und so habe ich meine Meinung und Du eine andere. Aber das ist ja ganz natürlich…
Morgen gehe ich Richtung Barhöft, am Montag bin ich wieder in Gustow.
Steffen
moin steffen,
danke für deine nette und ehrliche antwort, die ich zu schätzen weiss. vielleicht kommen wir ja mal zum quatschen und finden mehr gemeinsamkeiten über das segeln hinaus als gedacht.
in diesem sinne verbleibt dein
stegnachbar dietmar