Tag 17, 06. Juni 2022
Egersund (N) – Tananger (N)
Es wird Zeit weiter zu segeln! Zwei volle Tage war ich in Egersund, um auf besseren Wind zu warten.
Gestern Abend hatte ich noch ein Tief. Hatte meine Wäsche gewaschen und im Trockner…viele Marinas bieten diese Möglichkeit. Doch meine Sachen waren noch nicht trocken und der Trockner lief. Als ich 22:30 Uhr die Sachen einsammeln wollte, war die Waschküche zugeschlossen… scheint jeden Abend 22:00 Uhr zu schließen, ein Holländer erwähnt das beiläufig. Ich werde fast verrückt. Mein Plan für den 06. Juni ist gelaufen oder ich finde jemanden der wieder aufschließt. Na, am Ende habe ich Glück. Der Hafenmeister hat einen Zweitschlüssel. Und ich lege die Klamotten noch zusammen und genehmige mir zwei Whisky.
Also, nun zu heute. Ich lasse mich vom Wecker 4:00 Uhr wecken. Hatte die letzten zwei Tage genug geschlafen. Ich mache mir Tee und Kaffee in den Thermobechern und toaste noch vier Scheiben Toast. 4:50 Uhr lege ich ab. Leise schleiche ich mich davon um die Stegnachbarn nicht zu wecken.
Ich fahre den Egersund zum Nordausgang. Kein Windhauch, die Sonne geht auf. 5:15 Uhr fahre ich durch die Brücke, die den nördlichen Egersund kreuzt. Gestern bin ich mit dem Fahrrad oben drübergefahren, auf meiner Fahrradtour zum Leuchtturm.
Im nördlichen Egersund gibt es noch eine Marina und viele schöne Ankerbuchten… Na auf dem Rückweg vielleicht.
5:40 Uhr erreichen wir den Ausgang vom Egersund. Hier habe ich 500 Meilen auf der Logge. Es ist ein bisschen welliger, aber auch auf der offenen See kein Wind… Shit! Ich muss den Motor weiter nutzen, nichts mit Segeln. Es geht immer geradeaus: 5:50 Uhr querab Sirevåg, 7:10 Uhr querab Kvassheimhamna.
9:00 Uhr platzt mir der Kragen… es ist ein bisschen mehr Wind. Bisher 2…3 ktn, jetzt 6…7 ktn. Das Segeln muss doch funktionieren, schließlich schon 22 Meilen unter Maschine gefahren. Ich setze die Segel. Und geht doch! 3 ktn ü.G. Und ab jetzt wird gekreuzt.
Nach 13 Wenden ist es 11:35 Uhr und jetzt geht es ein langes Stück gerade in die Bucht Boresanden.
Die Landschaft am Ufer hat sich verändert. Bis Egersund noch Felsen und Schären. Danach flache Küstenlandschaft mit Sandstränden. Die Berge sehe ich erst weit im Hinterland. Ich mache am Horizont noch schneebedeckte Berge aus!
Am Ende der Bucht Boresanden wende ich noch mal vom Ufer weg und gewinne Höhe bis zur letzten Wende des Tages, Richtung Tanager. Jetzt geht es auch zügig vorwärts.
13:45 Uhr ist Tanager Steuerbord voraus. Ich sehe eine Raffinerie, so denke ich. Später muss ich mich korrigieren lassen: Es ist eine Anlandungsstation einer Gaspipeline von einem Offshore Gas/Ölfeld.
14:30 Uhr lege ich längsseits an. Plötzlich ruft einer. Es ist der Bjørn, den ich von Egersund kenne. Er ist hier der Hafenmeister und er ist kurz nach mir hier in Tananger eingetroffen. Er bittet mich an einem anderen Anleger fest zu machen. Ich folge der Anweisung und danach trinken wir den Anleger zusammen.
Ich Unterhalte mich mit Deutschen aus Bremen. Sie liegen am Nachbarsteg und erzählen mir, dass sie schon mehr als 10 Mal nach Norwegen gesegelt sind. Jetzt sind sie Rentner und haben auch 3 Monate Zeit.
Ich unternehme noch einen Rundgang im Ort. In einem Hotel finde ich endlich eine Gaststätte. Hier ist auch Pfingsten und alles tote Hose. Also finde ich im Hotel die einzige Möglichkeit zum Essen. Ich bestelle ein Bier und einen Hummer Burger mit Pommes… Es kostet 40 €, ist aber das Geld nicht wert. Egal, ich bin satt und gehe zum Schiff. Ich bin müde und merke jetzt, dass ich zu zeitig aufgestanden bin.
Am Ende unterhalte ich mich noch einige Minuten mit dem Stegnachbarn aus Bremen. Er war Betriebsrat bei Siemens Nixdorf und hat sich seinen Abgang von der Firma organisieren können, als er 50 war! Ab in den Ruhestand! – Mein Vater hätte gesagt, der kluge Betriebsrat denkt an sich selbst zuerst. Im Gespräch gehen unsere Meinungen auseinander. Dieser Rentner ist schon zu lange weg von der bösen Realität, so denke ich. Der Herr ist jetzt 70 und also schon 20 Jahre in Rente, also lange vor Corona, lange vor Beginn der Ukraine Krise in 2014 und lange vor der ersten großen Wirtschaftskrise 2008. Diese Art von Rentnern leben in ihrer eigenen Welt, hoffnungslos…!
Ich gehe deprimiert in die Koje.
Tag 18, 07. Juni 2022
Tananger (N)- Haugesund (N), 34 nm
Ich erschrecke als ich aufwache. Es ist schon 8:30 Uhr, aber in meiner Schlaftrunkenheit habe ich das falsch gelesen. Es ist erst 7:30 Uhr… jetzt bin ich wieder beruhigt. Ich habe wohl arbeitsmäßigen Leistungsdruck…
Nach dem Frühstück und dem, was am Morgen zu tun ist, habe ich das Schiff 8:40 Uhr fertig zum Ablegen. 8:50 Uhr, Leinen los! Kein Wind im Hafen und das setzt sich außen vor dem Hafen fort.
Die All Right 2 bewegt sich motorgetrieben bei 1500 U/min mit 5 ktn dahin.
Wir steuern das erste Ziel für heute an, fast geradlinig. Unser Ziel, die Insel Kvitsøy. Fast geradlinig heißt trotzdem aufpassen! Immer mal muss einer Schäre ausgewichen werden.
10:40 Uhr fahren wir vom Süden nach Kvitsøy. Es geht zwischen den Felsen erst nach Nord, dann im Ort Kvitsøy nach West und später wieder nach Nord. Der Ort Kvitsøy ist malerisch gelegen, Holzhäuser mit hölzernen Piers davor. Aber ich lege nicht an. Der Hafenmeister von Tananger hatte mir empfohlen hier einen Stopp zu machen, auf einen Kaffee oder Lunch. Ich streiche das, ehe ich eine Kneipe gefunden habe ist der Tag um, so denke ich mir. Also durchquere ich den Ort auf dem Schiff mit 3 ktn Fahrt.
11:00 Uhr verlasse ich die Insel im Norden. Kein Wind, null Wind, es ist zum Kotzen. Ich stelle den Autopiloten ein, Ziel ist der Eingang zum Egersund ein, zwischen den Inseln Karmøy und Jøsen. Den Rest macht der Autopilot. Ich gehe unter Deck und schreibe eine Geschichte über 1991 und unsere erste Reise nach Norwegen.
Nach 12:00 Uhr sind wir im Egersund. Es ist wunderschönes Hochsommerwetter. Ich ziehe mir kurze Hosen an. Immer noch kein Wind. Der Autopilot steuert weiter. Ich packe eine Angel aus. Dann fahre ich an eine Stelle nur 50 Meter tief… ansonsten ist es 120 Meter und mehr. Ich lasse den Pilger mit Beifang runter. Ich probiere es eine Weile. Erfolglos, ich gebe auf und weiter unter Maschine gen Nord.
14:00 Uhr, kurz vor einer Fabrik an Backbord, kommt Wind auf. Ich setze die Segel und kann bis 16:00 Uhr gegen den Wind kreuzen. Ich habe keine Eile, die See ist flach und ich höre das Glucksen des Wassers bei 3…5 ktn Fahrt ü.G.
Kurz vor der Ortschaft Haugesund an Backbord ein LNG Tanker verankert. Der sieht nicht gut aus… wartet auf die Werft oder auf unseren Minister Dr.phil.Habeck.
Unter Segeln fahre ich noch durch eine große Straßenbrücke, Durchfahrtshöhe 45 Meter!
Dahinter, kurz vor Haugesund hole ich die Segel ein und bereite das Schiff für das Anlegemanöver vor.
Die Gäste Marina liegt in einer Art Kanal, direkt hinter einer Brücke, Durchfahrtshöhe 22 Meter.
Wenn ich mir überlege, wie viele hohe und superhohe Brücken Norwegen hat und wie schwer es war das bisschen Brücke über den Strelasund zu bauen… Deutschland glaubt immer noch eine führende Nation zu sein… ich glaube nicht mehr daran.
Ende der Polemik, ich lege an. Rückwärts im Anlegefinger, quer zum Haugesundstrom… Es gelingt schnell und war sicher perfekt für das Hafenkino.
Jetzt melde ich das Schiff über die App GoMarina an, oh wie hasse ich diesen Computerscheiß. Aber es gelingt mir.
Und jetzt Gibt es als Anleger ein Polenbier und einen Krupnik Wodka!
Ich bin hungrig und wider meinen Vorsatz gehe ich in das erste beste Hafenrestaurant. Ich esse Entrecote mit Pfeffer/Pilz Sauce und Stampfkartoffeln. Na diesmal hat es wenigstens geschmeckt obwohl das Preis-Leistungsverhältnis zu wünschen lässt. Aber der Bierpreis beeinflusst die Rechnungen in Norwegischen Restaurants unheimlich. Ich denke die deutsche Regierung hat schon Spione nach Norwegen geschickt um Möglichkeiten zu studieren wie man in Deutschland die Wegelagerergebühren noch steigern kann.
Und ich mache noch einen Stadtrundgang. Deshalb bin ich hierhergefahren. Nichts erinnert mich an 1991 als ich mit meiner Frau das letzte Mal hier war. Beeindruckend die Häuserreihe direkt an der Pier, eine einzige Strecke mit hübschen Restaurants davor. Parallel oberhalb des Wassers noch zwei Fußgängerpassagen, gesäumt von alten Holzhäusern.
Zum Abschluss gehe ich noch mal auf die Brücke oberhalb der Gäste Marina und mache schöne Fotos von der All Right 2 von oben, sowie von Haugesund.
Tag 19, 08. Juni 2022
Haugesund (N) – Insel Teløyna, 36 nm
In Egersund dauert das Aufstehen heute lange. Ich schaue auf die Uhr, schon 9:00 Uhr. Nicht so schlimm, bin schon weit gekommen und nahe an Bergen dran… am 10 Juni muss ich in Bergen sein.
Nachts war kein Wind und als ich aus dem Schiff schaue sind die meisten Segel-und Motorboote schon weg.
10:30 Uhr bin ich dann soweit und lege ab. Es scheint die Sonne und kaum Wind im Hafen. Ich fahre das Fjord hoch, die Häuser der Stadt Haugesund lasse ich an Steuerbord. Ich genieße nochmal den Anblick. Erinnerung an 1991 habe ich nicht.
Beinahe wäre ich zu weit dem Fjord gefolgt, hier geht eine Brücke rüber, die hat nur 13 Meter Durchfahrtshöhe. Passt nicht für unsere 17 Meter! Ich muss nach Backbord abbiegen, in den großen parallelen Fjord. An einem Kai backbord liegt die AIDA nova und bereitet sich auf das Anlegemanöver vor.
Am Ende des Fjords setze ich 10:50 Uhr die Segel. Ich bleibe immer noch bei Großsegel und Fock. Der Wind kommt aus West. Wir fahren auf einem Halbwindkurs. Wind 10 ktn, Fahrt ü.G. 5 ktn.
Es sind Tiefhängende Wolken an Backbord zu sehen. Die kommen näher, aber das sind keine Wolken, es ist Seenebel, der vom Meer in den Fjord drückt, wo wir gerade segeln. Der Wind bleibt und die Sonne blinzelt durch den Nebel. Ein interessantes Naturschauspiel welches noch getoppt wird von der türkisblauen See. Ein großes Schiff kommt entgegen, aus dem Nebel.
13:30 Uhr bin ich querab der Insel Brødstampen und habe 12 Meilen versegelt.
Um 15:00 Uhr „biegen“ wir nach Nord ab, in den Stokksundet. 15:45 durchquere ich unter Segeln die Große Hängebrücke, über die der Bremnesvegen führt, der auf der Insel Føyno auf die Hauptstraße E-39 trifft, die hier nach Norden führt.
16:15 Uhr habe ich 600 Meilen auf der Logge. 17:00 Uhr verlassen wir den Stokksundet und laufen nach Steuerbord in die engen Schären ab. Hier wird die Landschaft dann auch wieder anders, mehr Schären und der Wald darauf nicht so hoch. Am Anfang des Tages hat mich die Landschaft stark an Marmaris in der Türkei erinnert, jetzt ist alles ganz anders.
18:00 Uhr sind wir unserem Tagesziel nahe, wir wollen ankern in einer kleinen Bucht. Ich berge die Segel.
18:15 Uhr fahren wir bei noch Sonnenschein in die Bucht ein. Ich bereite den Anker vor. Aber da sehe ich schon ein Segelschiff, festgemacht an einem einsamen Schwimmsteg. Und jetzt bringe ich die Fender aus und mache an der anderen Seite des Stegs fest. Eine Norwegerin aus dem nachbarschiff will mir helfen, als sie da ist habe ich bereits die Mittelspring fest und das Schiff ist sicher.
Ein bisschen schwatze ich mit den Nachbarn. Sie sind von den Lofoten auf dem Weg nach Süden.
Bei mir gibt es heute wieder Rigaer Sprotten in Olivenöl und mit Zitrone und Zwiebel. Das passt zum Bier und Gammeldansk.
Das Wasser in der Bucht hat 15°C, ich nehme noch ein Bad und danach eine warme Dusche an Bord. Nach den Nachrichten 20:15 Uhr gehe ich schlafen.
Tag 20, 09. Juni 2022
Insel Teløyna (N) – Insel Askøyana (N), 33 nm
10:00 Uhr lege ich ab. Großsegel und Fock, langsames Segeln. Ich habe alle Zeit der Welt, lasse mich treiben. Ich bin nahe an Bergen, wo ich den Christian an Bord nehmen werde. Keine Eile also.
Es geht immer so mit 3…4 ktn ü.G. vorwärts. Vielfach löst mich der Autopilot ab. Ich habe nichts zu tun.
12:00 Uhr schläft der Wind ein. Und ich bremse das Schiff noch ab, setze die Segel back. Und ich lasse die Angel mal runter, auf 50 Meter den Pilger. Gleich ruckt es. Und ich pumpe… Unten kämpft der Fisch noch. Da ist was dran! Dann rolle ich nur noch auf. Der Fisch wird sichtbar. Schönes Exemplar. Ein Leng, 80 cm. Super, ich freue mich, mein erster Fang in Norwegen.
Der Fisch kommt an Bord und benimmt sich unmöglich. Ich haue ihm eine auf die Mütze und töte ihn weidmännisch.
Der Autopilot macht seinen Job, unter Deck filetiere ich den Leng. Es gelingt mir, nicht so gut wie Moni das machen würde, aber es gelingt. Zwei schöne Filets, jedes einen halben Meter lang. Ab in eine Tüte und in den Kühlschrank. Werde am Abend ein gutes Essen bereiten.
Dann gibt es wieder mal Wind, das Schiff schiebt sich vorwärts. 14:00 Uhr bin ich zwischen den Inseln Stollsøyi und Krosssøya.
15:00 Uhr sann, querab der Insel Klokkarvik ist der Wind wieder weg, Maschine muss unterstützen.
Danach geht es wieder ein Stück. 16:20 Uhr berge ich dann die Segel. Eigentlich möchte ich ankern. Ich fahre in eine Bucht, da liegen zwei Segler auf Mooringboje. Sie empfehlen mir einen Ankerplatz. Den finde ich aber nicht, ich halte weiter auf Bergen zu.
Kurz vor der großen Brücke vor Bergen habe ich 2 ktn Strom von hinten. Ich sehe das am Unterschied zwischen der Mechanischen Logge und der GPS Messung. An zwei Stellen schaue ich noch, ein Anleger gehört zu einem Restaurant. Da lege ich nicht an, ich will heute meinen eigenen Fisch zubereiten. Der andere Anleger gehört zu einem neuen Appartmenthaus, ist mir auch nichts.
Weiter geht’s Richtung Bergen durch eine Hängebrücke, imposant. Dann halte ich nach Backbord zur Insel Askøy. Hier ist eine Tankstelle. Ich fülle 50 Liter Diesel ein. Dann gehe ich in den Feierabend in einer kleinen Marina auf Askøyana. Und ich lege an auf Pos 60°24‘177 N, 5°11‘477 O.
Ein Mann spricht mich an und sagt hier kann ich nur bis morgen liegen, ich sage ihm, ich brauche den Platz nur für eine Nacht.
Auch hier mal wieder das Problem mit der Bezahlung des Liegeplatzes, die App GoMarina ist gefordert, aber funktioniert nicht. Am Ende bezahle ich 200 NOK in einen Briefkasten so wie früher.
Und jetzt bereite ich mir ein Filet des Lengs, gefangen heute zu: In Alufolie, ein bisschen Salz und Pfeffer drauf, darauf Zwiebelscheiben, Tomatenscheiben und roten Paprika. Dann die Alufolie ober zusammengefaltet und ab in die Backröhre. 25 Minuten Garzeit, inzwischen sind die Salzkartoffeln auch fertig. Dazu serviere ich mir Weißwein, Sauvignon Blanc. Lecker, ich schaffe das nicht alles und lasse mir den Rest für morgen. Das leckere Essen schließe ich ab mit einem… oder zwei Whisky Laphroaig und einer Pfeife.
Tag 21, 10. Juni 2022
Insel Askøyana (N) – Bergen, Stadthafen (N), 5 nm
8:00 Uhr klingelt der Wecker. Ich will noch nicht, halte bis 9:00 Uhr in der Koje aus. Dann raffe ich mich auf. Mein übliches Frühstück, 2 Toasts und ein weichgekochtes Ei.
Dann mache ich in den Kabinen und im Salon Reinschiff mit dem Staubsauger, schlägt sich doch in 3 Wochen Schmutz und Staub nieder.
Dann geht es 10:15 Uhr ab, Richtung Bergen. Das ist nicht weit. Habe keine Lust das Großsegel hochzuziehen. Der alte Mann muss sich seine Kräfte einteilen. Aber ich rolle das Vorsegel aus und es geht mit 5 ktn vorwärts und mich schiebt der Halb wind und der Strom, immerhin 1,5 ktn, von hinten.
Ich fahre ein in den Hafen, an Backbord ein deuitsches U-Boot. Sieht neu aus, wohl schon ein Stück von den 100 Milliarden der deutschen Nachrüstung. Ich salutiere militärisch beim Vorbeifahren. Die Besatzung an Bord erwiedert militärisch.
11:30 Uhr lege ich in Bergen an. Bergen soll eine der schönsten Städte Norwegens sein. Ich bin gespannt. Ich gehe längsseits an Backbord. Pos 60°23‘784 N, 5°19‘430 O. Inzwischen habe ich seit Rügen 649 Meilen auf der Logge.
Toll der Hafen hier. Am Eingang Kreuzfahrtschiffe, Drinnen 3 Superyachten von nichtrussischen Oligarchen. Die Yachten der russischen Oligarchen sind ja alle an der Kette. Zeigt sich also, es gibt auch Oligarchen in anderen Ländern.
Erst mal trinke ich meinen Anleger. Dann treffe ich die Holländer von der SY Nautilus wieder. Und ich muss denen helfen ein elektrisches Problem an Bord zu lösen.
Dann gibt es den Fisch vom Vortage. Ich esse in der Plicht und lasse mich von den Passanten begucken. Und hier sieht man deutlich die deutschen Seefahrer von den Kreuzfahrtschiffen. Einige selbst hier an der frischen Luft mit Masken. Die werden mich überleben, so denke ich.
Und dann fängt es an zu nieseln und zu Regnen. Ich baue die leichte Kuchenbude auf.
Dann beginne ich meinen Stadtrundgang. Ich wollte eigentlich in Museen. Das werde ich wohl auf dem Rückweg tun. Auch gibt es hier eine Zahnradbahn auf einen Berg. Auch das mache ich auf dem Rückweg. Heute gammle ich erst mal durch die Stadt. Sehr schöne Hafenstadt mit vielen Restaurants und Bars. Mein Problem, erst mal stoppe ich an einer Bar auf 2 Bier… 20 € weg. Aber es war nett. Der Barmann war sehr unterhaltsam. Es kam sofort ein beherztes Gespräch zwischen mir und dem Barmann und zwei anderen auf. Es ist nie langweilig!
Ich setze dann irgendwann meine Wanderung durch Bergen fort. Ich kaufe mir noch Norwegersocken und ein Norweger Stirnband und eine Norweger Mütze. Jetzt bin ich perfekt für die Weiterfahrt ausgerüstet.
Und das Schiff richte ich her für einen Passagier oder Mitsegler. Die Achterkabine mache ich klar für Christian. Den erwarte ich gegen 22:00 Uhr. Dann gibt es noch Schnittchen und einen Begrüßungstrunk und dann gehen wir noch in eine Bar. Mal sehen wie das ausgeht.
Tag 22, 11. Juni 2022
Bergen, Stadthafen (N) – Insel Fedje (N), 32 nm
Tja gestern Abend hat alles geklappt. Der Christian war gegen 22:00 Uhr mit seinem Auto am Pier. Schnell war das Bier und seine Sachen umgeladen. Dann sind wir gemeinsam zum Parkhaus gefahren. Die Anfahrt war ein bisschen tricky aber am Ende haben wir das Parkhaus gefunden und das Auto abgestellt. Wir erkundigen uns noch wegen der Bezahlerei, eine Woche 75 €. Wir finden den Weg zurück zum Schiff. Christian räumt seine Sachen noch ein, ich verstaue das Bier und wir nehmen noch Begrüßungsgetränke, am Ende wird es 1:30 Uhr am heutigen 11. Juni.
Gegen 7:00 Uhr ist die Nacht zuende. Wir müssen zeitig weg von der Pier, 9:00 Uhr hat man uns angekündigt, der Grund, ein Volksfest mit Traditionsschiffen. Und während des Frühstücks, 8:20 Uhr klopft es schon am Schiff und wir bekommen die erste Mahnung.
Also legen wir 8:40 Uhr ab. Und los geht es weiter gen Norden. Bei der Ausfahrt noch ein kurzer Kontakt mit der S/Y Tide. Der Skipper ist Christoph und er segelt auch alleine, auf einer Vilm 101.
Im äußeren Hafen setzen wir das Großsegel. Christian ist Rudergänger, ich der Fockaffe. Wir fahren wieder vorbei an dem Deutschen U-Boot. Es liegt immer noch an der Stelle von Gestern. Ich grüße, aber unsere Bundesmarine erwidert den Gruß nicht. Eben eine Armee der Verlierer oder verlorene Armee…
Na wir fahren raus Richtung Nord. Haben achterlichen Wind, die Fock bekommen wir nicht beruhigt und rollen sie wieder ein. Macht nichts, der Strom und der Wind schiebt uns mit 6 ktn ü.G.
10:00 Uhr biegen wir nach Backbord in den Herdlefjorden. Die S/Y Tide fährt weiter in den Salhusfjorden.
11:20 Uhr dann Reff 1 im Großsegel und Fock. Wir laufen 6,5 …7,5 Ktn ü.G.
12:10 Uhr sind wir zwischen den Inseln Stora Agnøy und Hols Nøy. Wir kommen langsam raus, es geht offshore weiter. Und wir reffen das Großsegel weiter, Reff 2 ist angesagt. Und die Fock brauchen wir nicht mehr. Wir surfen auf der Welle, unsere Geschwindigkeit ist immer über 7 ktn. 13:25 Uhr messen wir 30 ktn Wind.
13:45 Uhr sind wir dann schon querab der Insel Fedje. An der fahren wir nordwärts hoch. 14:00 Uhr dann geht es Richtung Hafeneinfahrt.
14:30 Uhr haben wir dann angelegt, bei ablandigen Wind an der Pier. Das Mittelspringmanöver klappt.
Zum Mittagessen gibt es das zweite Fischfilet vom Leng und Weißwein.
Einem ausgiebigen Mittagsschlaf folgen eine Wanderung und ein Besuch in der Dorfkneipe. Die Wirtin fragt uns woher wir sind, Deutschland… Sie erzählt uns ihr Vater sei aus Rostock. Er ist vor der Mauer in den Westen gegangen und dann nach Norwegen.
Am Abend studieren wir die Route für den morgigen Tag ein.
Tag 23, 12. Juni 2022
Insel Fedje (N)- Vik im Sognefjorden, 71 nm
Heute ist der letzte Tag der dritten Woche. Die Nacht über war Wind ohne Ende, immer von Südwest. Und seit 2:00 Uhr Nacht hat es mit kleinen Unterbrechungen geregnet. Ich werde 3:00 Uhr vom Regen endgültig wach und hoffe, dass es am Tage nicht sooo schifft!
Bis 8:00 Uhr habe ich doch noch geschlafen, Christian ist schon wach. Bis 9:50 Uhr haben wir gefrühstückt und sind segelfertig. Und wir legen ab, sind auf das schlimmste gefasst. Es sind 3 Meter Welle angesagt und 25 ktn Wind. Na mal sehen!
Raus aus dem Hafen fahren wir in das „Vorfjord“. Hier ziehen wir das Großsegel hoch, vorsorglich lassen wir es bei Reff 2, wie gestern.
Wir fahren raus auf die offene See. Eigentlich weniger Welle und weniger Wind als gestern, so denken wir.
Denkste! nach einer halben Stunde haben wir die 3 Meter Welle, man kann das im Foto nicht erfassen und wiedergeben. Wir haben den Wind fast von hinten, SSW. Das Schiff surft in der Welle, 8 ktn Fahrt ü.G. und mehr. Es geht zügig vorwärts. Christian ist Rudergänger. Schön wenn einer die Arbeit macht. Ich gebe den Kurs vor.
Ich vertue mich bei der Auswahl des Fjordes – zu zeitig. Wir müssen in einen Fjord nördlicher. Wegen meinem Fehler müssen wir einen Haken schlagen. Die Welle nimmt zu… wir denken es sind 4 Meter. Das Schiff versinkt im Wellental und dann geht es wieder hoch.
10:50 reffen wir das Großsegel aus. Nur noch Reff 1. Der Wind hat 20 ktn. Wir fahren 6,5 ktn ü.G.
12:20 Uhr erreichen wir den Ziel- Fjord, das Sognefjord, das längste in Norwegen, geht über 100 Meilen in das Landesinnere. Der Fjord ist über 1000 Meter tief, die Berge steuerbord und backbord fa gehen 1000 Meter hoch. Bei der Einfahrt in den Fjord kreuzt die norwegische Küstenwache unser Kielwasser. Beachtlich wie so ein großes Schiff in die Welle eintaucht.
13:00 Uhr haben wir 700 Meilen auf der Logge. Es regnet immer wieder. Vorsorglich fahren wir mit der leichten Kuchenbude… biminiartig, habe ich voriges Jahr anfertigen lassen. Es ist bedeckt, die Wolken hängen tief.
13:30 Uhr hat sich Christian erst mal hingelegt, ihm ist kalt und er ist müde vom Steuern. Ich reffe das Groß jetzt vollends aus und rolle die Fock aus. Es geht gut voran, immer über 6 ktn.
14:30 Uhr werden wir langsamer. Wir sind zwischen den Bergen. Wir haben mindestens noch 30 Meilen vor uns, bis Vik.
Unterwegs gibt es mal Kaffee und Kuchen und später, als Mittagessen Beefburger, selbst bereitet in Pfanne und Backofen.
16:30 Uhr, querab an Steuerbord das Kiefjord. Uns kommt an Backbord ein Kreuzfahrtschiff entgegen, die „Le Dumont De’Urville“, unter französischer Flagge. Die fahren für Polaristours, so google ich. Da wird sicher der Kabinenpreis weit über 20 k€ liegen. An Steuerbord sehen wir den Eingang zum Fugsetfjorden.
Der Himmel reist immer wieder auf. Es kommt auch mal Sonne durch. Wir sehen schneebedeckte Berge und überall kommen Wasserfälle runter und stürzen sich in „unseren“ Fjord.
Immer wieder kommt mal ein Regenschauer runter, aber es kommt auch genauso oft die Sonne durch.
Es ist 20:00 Uhr, wir haben 744 Meilen auf der Logge, für heute sind es bereits 63 Meilen. Und es sind noch knapp 10 Meilen bis nach Vik, unser Ziel für heute. Seit 14:00 Uhr haben wir die Maschine mitlaufen. Mit Segel, raumer Wind und Maschine, 1500 U/min machen wir fast immer 7 ktn.
Kurz nach 21:00 Uhr, wir schauen nicht mehr auf die Uhr, legen wir an. Christian macht das heute und gleich zwei Mal. Erst mal Längsseits zum Lagepeilen, dann wissen wir wo wir Landstrom bekommen und der Christian geht rückwärts in die Anlegefinger am Schwimmsteg. Wir liegen auf Pos 61°05‘409 N, 6°34‘717 O.
71 Meilen waren wir unterwegs, jetzt sitzen wir in der Plicht, trinken einen Anleger nach dem anderen. Und erfreuen uns an den Bergen rund um uns. Wir haben einen super Blick in den Fjǣrlandsfjorden, wo wir morgen hinwollen.
Bis Mitternacht ist es hell, aber wir beenden den Tag!