Tag 22, 17. Juni 2023, Insel Nødre Kaholmen (S) – Insel Hankø, 31 nm
Wir stehen auf und es ist heiß wie damals in der Türkei. Das Wasser im Oslofjord hat auch schon 23°C. Es weht kein Lüftchen. Wir frühstücken unter Deck, da ist es auszuhalten.
Im Hafen legen einige ab, sicher getrieben von der Hitze. Unsere Nachbarn aus Deutschland machen sich auch fertig. Bevor sie ablegen kommen wir noch Mal ins Gespräch. Sie sind aus Kiel und den ganzen Sommer mit ihrer Bavaria unterwegs. Sie wollen an die Südküste von Norwegen. In unserem Gespräch schimpfen auch sie über die heutigen Zustände in Deutschland. Die Nachbarin sagt, überall wo wir anlegen liebe ich es in Schwimmhallen zu schwimmen. Das klappt in Norwegen und Schweden. In Kiel arbeitet nur noch eine Schwimmhalle und die ist marode.
Vor der Weiterfahrt gehen wir noch baden. Das ist angenehm und wäscht den Morgenschweiß, nach dem Frühstück ab, eine schöne Erfrischung.
10:10 Uhr legen wir endlich ab, kein Wind. Südwestlich der Insel Nødre Kaholmen ist eine Stromschnelle, die durch ein Flach im Oslofjord gebildet wird. Ich mache die Angel fertig und wir lassen uns treiben, Richtung Flach. Ich schleppe einen Pilger hinterher. Mal sehen ob ein Fisch beißt. Wir kommen der Stromschwelle näher, die Tiefe verringert sich zusehends und wie Moni vorhergesagt hat, ich habe einen „Hacker“, der Haken des Pilgers hat sich an einem Stein verhakt. Moni fahrt rückwärts damit die Spannung aus der Angelschnur schwindet. Es hilft nichts, ich bekomme den Pilger nicht los. Ich brauche die Schere und schneide die Schnur durch. Von Moni kann ich mir jetzt eine Predigt anhören, von wegen wie dumm ich doch sei.
Das Angeln stelle ich nun ein und wir fahren weiter unter Maschine nach Süden zu Ende des Oslofjords.
Unten dann, da wo der Fjord breit wird, kommt Wind auf. Nicht viel, 5ktn, aber immerhin. Wir setzen Groß und Fock. Es ist 11:45 Uhr. Unter Segeln kommen wir etwa bis Höhe Moos. Das ist da, wo wir auf dem Hinweg nach Oslo Halt gemacht haben. Auf Höher der Fähre Moos – Horten schalten wir die Maschine wieder ein. Und wir schieben weiter mit Maschine bis 16:00 Uhr.
Wir sind dann zwischen Inseln und hier ist wieder Wind. Wir können noch eine Stunde dann auf geradem Kurs hoch am Wind weiter segeln. 17:30 Uhr bergen wir dann die Segel endgültig. Wir biegen dann ab nach West zwischen kleine Schären. Wir wollen Ankern.
Die Bucht wo wir ankern wollen, an der Schäreninsel Risholmen, ausgewiesen als Naturhafen ist schon voll mit Seglern und Motorbooten. Wir finden dennoch einen Platz und lassen den Anker fallen. Da war es Moni dann zu nah am Fahrwasser, also Anker auf und wir versuchen es an einer anderen Stelle. Hier lasse ich zu viel Kette draußen und es vertreibt uns ziemlich nahe in Richtung eines ankernden Motorbootes. Ich hole die Kette kürzer und das war zu kurz, der Anker hält nicht mehr und wir vertreiben. Also Anker auf und ich habe jetzt die Schnauze voll.
Wir fahren in eine andere Bucht, an der Insel Hankø. Hier entdecke ich eine freie Mooringboje und an der machen wir fest. Ich muss mir dann von Moni einen Vortrag anhören, zum Thema „Wie ankere ich richtig“.
Ich baue den Gas Grill an und wir braten Beefburger. Lecker! Dazu gibt es was zu trinken und wir gehen baden. Danach ist die gute Laune wenigstens ein bisschen zurück.
Tag 23, 18. Juni 2023, Insel Hankø – Frederikstad (N), 16 nm
Die Nacht an der Mooringboje war ruhig, wie soll es auch gewesen sein bei null Wind.
Heute ist es bewölkt. Keine Sonne mehr. Regen ist angesagt. Wir frühstücken trotzdem noch in der Plicht.
9:30 Uhr legen wir lautlos ab. Wir fahren mit wenig Motorumdrehung langsam zwischen den Schären. Steuerbord und Backbord in jeder Bucht liegen noch Schiffe vor Anker. Ich schrieb ja schon, die Skandinavier schlafen lange.
9:45 sind wir im freien Wasser und haben ein wenig Wind. Also setzen wir das Großsegel und die Fock. Bei 5 ktn halben Wind lassen wir uns vorwärtstreiben. Wir haben keine Eile.
Kurz nach 10:00 Uhr nimmt der Wind zu. Wir fahren 5…6 ktn ü.G..
11:00 Uhr fahren wir wieder zwischen die Schären. Es geht „links ab“, Richtung Frederikstad. Wir bergen die Segel. Mit Maschinenkraft geht es Richtung Ziel.
11:30 Uhr fahren wir in den Fluß Glomna ein und wir fahren stromauf. Dabei kommt uns der Fluß anfangs mit 2 ktn und später mit 3,5 ktn Strom entgegen. Wir müssen die Drehzahl erhöhen, damit wir vorwärtskommen. Ich schaue später nach, der Fluss Glomna speist sich aus dem Øyeren See oben in den Bergen.
Wir schieben uns gegen den Strom und sehen dann an Steuerbord die Festung von Frederikstad. Höhe der Festung geht es nochmal durch eine Stromschnelle und dann biegen wir nach links ab. Wir fahren jetzt in einen Fjord ein, der wie ein Kanal von der anderen Seite in die Stadt reicht und die Stadt nochmals teilt.
Hier im Kanal liegt ein Tankschiff an der rechten Pier. Tankstelle, und der Liter Diesel nur 14,29 NOK, das sind nur 1,24 € !!! Und wir machen unseren Tank randvoll.
Und dann legen wir an der gegenüberliegenden Pier längsseits für unseren Aufenthalt in Frederikstad an. Unsere Position 59°12‘344 N, 10°56’39 O.
Moni macht uns zu Mittag Chili Con Carne, lecker mit einem Glas Rotwein.
Dann ist Stadtrundgang in der Gamlestad, der Altstadt angesagt. Dorthin geht es mit einer kostenlosen Fähre. Die Altstadt befindet sich an der Festung.
Wir wandern durch die Altstadt, besteigen den Festungswall und gucken so rum. Die Kirche hat leider geschlossen, aber das kenne ich und Moni nun von Norwegen zur Genüge. Gotteshäuser müssen offenbar geschlossen sein, vielleicht, weil es in Norwegen schon so Viele mit Migrationshintergrund gibt und die richtigen Norweger schützen vielleicht ihre Gotteshäuser vor denen? Wer weiß!
Aber im Museum sind wir gewesen. Das zum 2. Weltkrieg und der deutschen Besatzung war gut, wenn auch alles auf Norwegisch erläutert und erklärt. Es gab viel Widerstand aber auch viel Kollaboration in Norwegen!
Wir beenden unseren Rundgang dann an einer Bar, unter einem Schirm. Es regnet und Moni trinkt Aperol Spritz und ich ein IPA.
Zurück geht es mit der Fähre zu unserem Liegeplatz. Ich zähle die Weisen und die Farbigen auf der Fähre, das Verhältnis ist 1:3. Den Nordischen Menschen wird es nun auch nicht mehr lange geben. Was soll‘s…
Tag 24, 19. Juni 2023, Frederikstad (N) – Halden (N), 24 nm
Früh kommen ein paar Tropfen runter, schon wie in der Nacht. Die brütende Hitze ist nun wohl vorbei und wir kehren zu Norwegenwetter zurück.
9:10 Uhr legen wir ab und biegen schnell in den Fluss Glomna ein und fahren den jetzt Stromabwärts. An Backbord bleibt die Festung und die Gamlestad zurück. Der Strom schiebt jetzt mit 3 ktn von Hinten. Wir fahren, mit 1400 U/min und 8 ktn ü.G. Besser ist dann nur noch Gleitfahrt!
Als die Strömung nachlässt und wir in den Schären sind, setzen wir Segel. Der Wind ist nur 5 ktn stark. Aber es geht vorwärts. Ein Kreuzer der Norwegischen Küstenwache kommt uns entgegen. Ansonsten keine Segelboote und Motorboote. Offenbar noch zu zeitig, die Skandinavier schlafen noch.
Wir kreuzen gegen den Wind zwischen den Schären nach Südost, immer Richtung Haldenfjord. 16 Wenden fahren wir, so zähle ich auf unserem Track.
Unterwegs mache ich einige Angelversuche. Leider erfolglos.
14:45 Uhr erreichen wir den Eingang zum Haldenfjord. Wir bergen die Segel. Und weiter geht es mit Maschinenkraft. Und jetzt im Fjord scheint auch die Sonne.
Wir fahren durch die neue Svinesundsbrua, die Svinesundbrücke, fertiggestellt im Jahre 2005. Drei Jahre Bauzeit für dieses Riesenbauwerk! Darüber geht die E6 und bildet die Grenzbrücke zwischen Norwegen und Schweden. Wir sind darüber gefahren, zu und von unserem Angelurlaub im Mai.
Als nächstes fahren wir durch die alte Svinesundsbrua. An der wurde 7 Jahre gebaut, bevor sie 1946 in Betrieb ging, aber das war während des Krieges.
In Deutschland baut man an dem Brückenersatz auf der A20 schon 5 Jahre und das Projekt ist immer noch nicht abgeschlossen. Na wir sind ja auch im Krieg, wie die Baerbock sagte.
Weiter geht es im Fjord. Die Häuser auf der norwegischen Seite sind trister und nicht so farbenfroh wie auf der schwedischen Seite.
Kurz vor Halden sehen wir dann die Riesentürme der Kabelfabrik von NEXANS Norway AS. NEXANS ist sicher rasant gewachsen mit dien Offshore Windparks. Die Kabel müssen ja irgendwo produziert werden.
Und wir sehen die Festung von Halden. Und wir erinnern uns an unsere Segeltour im Mai vor 2008, vor 15 Jahren.
In Halden legen wir um 16:00 Uhr an. Wir liegen quasi am selben Schwimmponton und auf dem selben Platz wie vor 15 Jahren. Und wieder nur wenige Schiffe in der Marina.
Wir nehmen einige Getränke auf unsere zweite Anlandung in Halden. Es wird unser letzter Hafen in Norwegen in diesem Jahr sein. Der nächste ist dann schon in Schweden. Wir beschließen ins Restaurant zu gehen und sonst nichts mehr zu unternehmen. Die Festung kann warten und vielleicht machen wir morgen eine Fahrradtour und wir bleiben noch einen Tag in Halden… wer weiß, wir entscheiden morgen früh.
Tag 25, 20. Juni 2023, Halden (N), Hafentag, keine Meilen
Über Nacht regnet es. Und am Morgen auch, als wir aufwachen. Ich werde wach vom Trommeln der Regentropfen und ich frage mich ob die Idee, heute eine Fahrradtour zum Haldenkanal zu machen, machbar ist. Na mal sehen, was wird.
Also frühstücken wir erst mal und gehen den Tag ganz langsam an. Nach dem Frühstück gibt es keinen Regen mehr und wir machen die Fahrräder klar. Also wir machen unsere Tour.
Die eigentliche Idee ist um den Femsjøen See zu fahren. Das wären 37 km. Na mal sehen…
Also losgeradelt und mal sehen wie weit wir kommen. Es geht immer den Berg hoch. Hoch zu schieben wir die Fahrräder. Wenn es einigermaßen eben geht, radeln wir.
Zuerst fahren wir auf der linken Seite des Flusses. Überall alte Wassermühlen und alte Schmieden. Verblichener Glanz der vorletzten Jahrhundertwende. Offenbar gab es bis in die 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts hier noch Industrie. Die ist aber jetzt tot.
Einzig, überall Wasserkraft, auch an kleinem Gefälle. Überall kleine Wasserkraftwerke. Die Deutschen reden davon, dass die Norweger einen Vorteil haben, in Sachen Wasserkraft. Aber die scheinen den zu nutzen, auch wenn es Kleinkraftwerke sind.
Und wir fahren über eine Brücke auf die rechte Seite des Flusses. Wir fahren am Ufer des Fremsjøen Sees entlang unser Ziel ist die Brekke Sluser, die Brekke Schleuße am Halden Kanal. Der Halden Kanal gibt mir Substanz für eine extra Geschichte.
Die Landschaft ist einfach schön. Es sind hochgelegene Fjorde, die keine direkte Verbindung mit der Ostsee haben. Alles gefüllt mit Süßwasser. Und die Seen ergießen sich dann über Wasserfälle immer in den Nächsten.
Nach 13 km kommen wir an der Brekke Schleuse an. Machen unseren Brötchen Lunch. Dann sehen wir uns die Schleusen Kaskade, 4 Kammern an. Und wir sind schon ganz schön K.O. Also um den See Femsjøen, noch weitere 25 km werden wir nicht fahren.
Wir treten die Rückfahrt an. Es geht jetzt meist bergab und die Fahrt ist schnell. Bis Halden sind es weitere 14 km. Wir fahren mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 km/h und in Spitze waren es 30 km/h mit unseren Klappfahrrädern.
In Halden haben wir noch ein Ziel. Wir steigen auf die Festung. Unsere Fahrräder schließen wir an einem Verkehrsschild an. Heute beginnt in Norwegen die Hauptsaison. Aber es sind nur wenige Leute unterwegs. Wir klettern auf den Festungsmauern herum und haben einen super Blick auf Halden. An der Festung sind Bilder von allen europäischen Herrschen angebracht. Auch August der Starke spielt hier eine Rolle und der Pascha des Osmanischen Reiches und ein Fürst aus Ungarn. Denn der schwedische König musste sich mal nach Istanbul ins Exil begeben. Und dann hat man ihm keinen Kredit mehr gewährt und er musste über Ungarn nach Schweden zurück. So ist das mit den Flüchtlingen…
Eines hat mich dann doch beeindruckt. Auch eine Büste von Peter dem Ersten aus Russland. Darunter stand geschrieben: „Ich bin ein Großer Zar mit einem großem Reich und das möchte ich nach Westen erweitern. Ich muss die lästigen Schweden loswerden in Finnland und den Baltics. Zusammen mit Frederik von Norwegen und August dem Starken werde ich den jungen Schweden besiegen. Ich werde eine Russische Flotte schaffen, das Land modernisieren und ich werde eine neue Hauptstadt an der Ostsee bauen“. So steht es auf Russisch geschrieben. It sounds like a plan…
Tag 26, 21. Juni 2023, Halden (N) – Nordre Koster (S), 20nm
Moni treibt mich, ich bin zu langsam bei meinen Morgenritualen, Frühstück und schreiben an meinem Logbuch. Die Moni will nach Schweden. Sie hat sich die zwei Inseln Nord Koster und Syd Koster ausgesucht. Nur 19…20 Meilen entfernt. Und sie hat elektronisch den Liegeplatz vorgebucht und das für zwei Nächte. Wir müssen jetzt auf der Hut sein, in Kürze ist Mittsommer und bei den Schweden sind die Häfen dann voll.
9:15 Uhr legen wir also endlich ab in Halden. Unser letzter norwegischer Hafen, zumindest für dieses Jahr.
Bis zum Ausgang des Haldenfjordes in das Skagerrak fahren wir mit Maschinenkraft, 6 Meilen bei null Wind und Sonnenschein. Wir bewundern noch Mal die Svinesund Brücken.
10:30 Uhr sind wir draußen auf dem Skagerrak. Wir setzen die Segel und fangen an gegen den wenigen Wind zu kreuzen. Zwischenzeitlich müssen wir mal die Maschine zuschalten, weil der Wind keinen Vortrieb mehr bringt.
Doch dann kommt er der Wind, gegen 11:00 Uhr und geht von 7ktn kontinuierlich auf 15 ktn. Es geht gleich schneller. Wir fahren 6,5 ktn ü.G. Mir macht es großen Spaß: hoch am Wind und schnelle Wenden, super. Moni gefällt das nicht mehr richtig.
Wir sehen Regen auf uns zukommen. Und der soll heftig werden. Moni schlägt vor die Kuchenbude aufzubauen und die Segel zu bergen. Wir machen das so. es sind nur noch 4 Meilen bis zu den Koster Inseln.
Und es fängt an zu regnen und kräftig. Unter der Kuchenbude bleiben wir trocken.
13:20 Uhr legen wir rückwärts am Schwimmsteg an. Platz 20 haben wir gebucht und der steht auf Rot, reserviert für uns.
Wir setzen uns geschützt unter unsere Kuchenbude und essen zu Mittag. Danach geht Moni den kleinen Ort und den Hafen erkunden. Ich mache Reinschiff.
Mit den Norwegern vom Nachbarschiff unterhalte ich mich. Die haben Aufkleber am Schiff von Schottland, den Orkney Islands und den Shetlands. Das interessiert mich. Und die sind in der Tat durch den Caledonian Chanel gefahren. Wir tauschen uns aus über das Segeln um die Britischen Inseln. Also ich muss jemanden finden, der mit mir die Überfahrt macht, dann setze ich mein Ziel nächstes Jahr um!
Tag 27, 22. Juni 2023, Nordre Koster (S), Hafentag, keine Meilen
Der Regen ist vorbei und die Sonne scheint. Aber es ist sehr windig, wie vorausgesagt. Also machen wir einen Tag auf der Insel und „wettern ab“.
Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir die geplante Wanderung um und auf der Insel Nord Koster.
Viel gibt es da nicht zu berichten. Die schwedische Insel ist schön. Es gibt keine Autos, nur Lastenfahrräder, Lastenmopeds und elektrische Golf Cars.
8km sind wir dann unterwegs. Ein herrlicher Ausblick vom Leuchtturm auf die Schären rundherum und die Insel selbst. Die Sicht ist klar, wir können im Osten bis nach Strömstad sehen und machen ohne Fernglas sogar das Rathaus mit seinem grünen Dach aus. Moni sammelt wieder Muscheln und dreht jeden Stein um.
Zurück im Hafen gibt es im Hafenkrug ein frischgezapftes schwedisches Bier und für Moni eine Weinschorle. Während wir für so eine Paarung in Norwegen 22…25 € bezahlt haben, sind es hier nur 15 €.
Tag 28, 23. Juni 2023, Nord Koster (S) – Skagen (DK), 78 nm
Wir haben heute eine lange Reise vor uns und müssen zeitig aufstehen. 5:00 Uhr klingelt der Wecker. Moni toastet noch ein paar Scheiben Brot und kocht Kaffee. Ich mache das Schiff für das Ablegen fertig.
5:25 Uhr legen wir ab, ganz leise, damit die Schweden und Norweger im Hafen nicht wach werden. Ich benutze nicht einmal das Bugstrahlruder. Es ist hell wie am Tage. Die Sonne scheint. Es ist Mittsommer.
Bis 6:00 Uhr fahren wir durch die Schären. Moni ist aufgeregt und schaut in die Navionics Karte auf dem I-pad. Ich regle die Fahrt durch das Schärenlabyrinth über Navionics auf dem Raymarine Kartenplotter. Und das ist das Scheißproblem, wenn zwei Kapitäne an Bord sind. Es geht Hü und Hot. Den Deutschen hat das im letzten großen Krieg ganze Zerstörer gekostet, weil sich die Kapitäne und Admirale an Bord nicht einig waren. Na Gott sei Dank, ich kann mich durchsetzen und wir schaffen es heraus aus den Schären, auf das Skagerrak.
6:00 Uhr setzen wir die Segel, Groß und Fock. Wir haben 12 ktn Wind und 2 Meter Welle. Ich habe nach der Ausfahrt aus den Schären erst mal gefrühstückt. Moni trinkt nur Kaffee. Das ist nicht gut. Bei der Hackwelle und der Lage des Schiffes. Und Moni wird schlecht. Das ist das erste Mal, dass ich das erlebe, bei den vielen gemeinsamen Seemeilen. Aber ich denke: gehe niemals ungefrühstückt segeln!
Bis 9:30 Uhr haben wir 21 Meilen versegelt. Der Wind ist jetzt weniger, 9…10 ktn. Zeit für den Code Zero. Wir fahren einen Halbwindkurs und da werden wir mit dem Leichtwindsegel punkten.
Bis 14:00 Uhr geht das gut mit dem Code Zero. Wir haben inzwischen 40 Meilen versegelt. Aber inzwischen geht der Wind fast permanent auf 11ktn. Wir müssen den Code Zero einrollen und weiter mit der Fock fahren. Und auch mit der Fock geht es mit fast 6 ktn ü.G. weiter.
Das Wetter während der gesamten Reise ist bisher wunderbar. Moderater bis bester Segelwind. Wir kommen gut voran, eigentlich besser als ich mir vorgestellt hatte. Gegen 18:00 Uhr haben wir 65 Meilen geloggt.
Die letzten 6 Seemeilen bis zur Gefahrentonne vor dem Skagenriff müssen wir über das Hauptfahrwasser der Großschifffahrt. Es ist ein übler Verkehr in beide Richtungen, vom Kattegat in das Skagerrak und umgekehrt. Moni versieht alle Schiffe mit einem Richtungsvektor im Kartenplotter. So kann ich sehen, wann wer unseren Kurs kreuzt. Einem Großen Frachter, der aus dem Kattegat kommt weiche ich dann doch aus. Er kommt mit 9 ktn und hat eigentlich seinen Kurs schon so geändert, dass er hinter uns durchgeht. Aber es ist mir zu heiß. Ich gehe erst mal so hoch wie möglich an den Wind und komme auf parallelen Gegenkurs mit dem Frachter. Dann halte ich auf sein Heck und kann immer weiter auf unseren Idealkurs zurückdrehen.
19:00 Uhr erreichen wir die Gefahrentonne vor Skagen, eine Osttonne, muss man östlich umfahren. Jetzt und hier treffen sich die Strömungen aus dem Skagerrak und dem Kattegat. Wir hatten den ganzen Tag einen Knoten Gegenstrom. Jetzt sind es gar 2 Knoten.
Es sind noch 6 Meilen bis in den Hafen von Skagen. Wir entscheiden uns für das Segelbergen. Und dann schieben wir mit 4,5 ktn gegen den Strom das letzte Stück in den Hafen.
Hier im Hafen von Skagen wird es tricky. Wir müssen auf Heckanker oder Buganker an die Pier oder die Schwimmstege. Das ist eine Scheiße, so eng wie die Schwimmstege schwimmen und bei dem Seitenwind. Na wir versuchen es mit dem Buganker. Moni lässt den Anker fallen und ich fahre rückwärts zum Schwimmsteg. Aber der Anker hält nicht. Wir brechen ab und gehen Längsseits an den Schwimmsteg. Was soll‘s, es sind genug freie Plätze im Hafen.
Es ist inzwischen 20:30 Uhr, als wir angelegt haben. Unsere Pos 57°43‘128 N, 10°35‘323 O.
Eigentlich wollten wir noch ins Restaurant. Aber es ist spät und wir machen ein kleines Abendbrot und trinken an Bord. Es war anstrengend, heute sind wir fast 80 Meilen gesegelt und waren 15 Stunden unterwegs.