Tag 36, 01. Juli 2023, Insel Tunø (DK) – Horsens (DK), 25 nm
Wie vorhergesagt hat der Wind extrem zugenommen. Als wir früh aufwachen haben wir 6 bft, in Spitzen 7 Bft. Moni verkündet mir beim Frühstück ihre Bedenken. Aber auch ich habe keinen Bock auf Welle und 6 bft und hoch ran an den Wind. Wir entscheiden uns bis zum Nachmittag zu bleiben, der Wind soll gegen 15:00 Uhr weniger sein.
Eine Gruppe Dänen läuft mit drei Schiffen aus, aber die Laufen nach Norden vor dem Wind ab. Da stören die Welle und der viele Wind nicht.
Wir unternehmen noch einen ausgedehnten Spaziergang. Moni will noch mal Gemüse im Dorfladen kaufen. Wir schauen uns noch mal die alten schönen Häuser an. Es ist wenig Betrieb auf der Dorfstraße. Die Häuser, aus denen Leute herauskommen, scheinen Ferienhäuser zu sein.
Wieder zurück auf dem Schiff macht uns Moni einen Chartcho, eine Georgische Suppe aus dem Glas.
Der Wind geht jetzt schon manchmal runter, zwischen 16 und 20 ktn. Moni schlägt vor, daß wir uns zum Ablegen fertigmachen sollen. Wir müssen heute Nachmittag noch von der Insel runter, sonst müssen wir hie bis Montag oder Dienstag abwettern. Das Tief von der Nordsee zieht immer weiter nach Osten, Richtung Kattegat und Belte.
13:45 machen wir die Leinen los. Der Wind hat jetzt nur noch 19 ktn aber es ist eine Scheiß Welle. Wir haben die Kuchenbude aufgebaut gelassen. Schwere Regenschauer kommen immer wieder.
Als wir von der Insel nach Südwesten rausfahren merken wir, den Wind werden wir voll auf der Nase haben. Also lassen wir die Maschine an und setzen auch keine Segel. Wir werden die 20 Meilen motoren, egal, wie langsam es geht, der Moni zu liebe. Wir fahren die nächsten 10 Meilen gegen die Welle von 1,5 Metern und den Wind – super! Es geht maximal mit 4 ktn ü.G. vorwärts.
16:45 Uhr sind wir drüben, vor dem Festland und biegen in den Skomager Grund. Hier ist der Regen weg und weniger Welle. Durch den Kurswechsel kommen wir jetzt mit 5 ktn ü.G. vorwärts.
18:00 Uhr endlich fahren wir in den Horsens Fjord hinein. Noch 7 Meilen bis nach Horsens. Und es regnet wieder. Das Radar haben wir eingeschaltet. Durch den Regen haben wir kaum Sicht.
In Horsens angekommen, fahren wir bis an das Ende des alten Industriehafens. Der ist mitten in der Stadt, geschützt und mit einem ziemlich neuen Gästehafen. Der Anleger ist solide gebaut mit schönen Stahlwänden und Eichenbohlensteg. Und gut ist auch der Preis pro Nacht bis 12 Meter Schiffslänge nur 130 DKR.
Wir liegen rückwärts am Steg, den Bug zwischen Dalben. Es ist 19:40 Uhr, unsere Pos. 55°51‘538 N, 9°51‘520 O. Wir essen Würstchen und Thunfischsalat und ruhen uns vor dem Fernseher aus.
Tag 37, 02. Juli 2023, Horsens (DK), Hafentag, keine Meilen
In der Nacht peitschen einige schwere Windböen in den Hafen. Und es kommen immer wieder schwere Regenschauer runter. Moni hört den Regen. Ich schlafe.
Bis 9:30 Uhr schlafen wir. 10 Stunden Schlaf, so wie es sich für Rentner gehört! Wir gammeln so vor uns hin, machen lange Frühstück.
Irgendwann komme ich auf den Gedanken mal wieder Reinschiff zu machen. Und ich mache gleich los. Danach gibt es für mich eine Büchse IPA. Ein super Bier, so wie ich es mag.
13:00 Uhr machen wir uns fertig für einen Stadtspaziergang. Als wir loswollen fängt es wieder an zu regnen. Also bleiben wir im Schutze der Kuchenbude sitzen, bis der Regen vorbei ist.
Dann ist wieder schönes Wetter. Moni hat unser Ziel ausgewählt, das Industriemuseum von Horsens. Und wir kaufen Kombitickets für alle Museen in Horsens. Wollen ja morgen noch in das Gefängnis- Museum, das Kunstmuseum und das Stadtmuseum.
Also das Industriemuseum in Horsens ist wirklich einen Besuch und das Eintrittsgeld wert. Es gibt etwas über das Dänemark in Horsens, die Entwicklung der Industrie in der Stadt, die Textilindustrie, die Tabakindustrie, die Buchdruckerei. Wir sehen Arbeiterwohnungen von 1880-2000… Und im Ticket ist für jedes Museum ein Kaffee in der Cafeteria enthalten.
Wir schlendern noch über den Fußgänger-Boulevard. Es sind kaum Leute unterwegs. Es ist Sonntagnachmittag. Wir verstehen das nicht. Die Leute scheinen alle vorm Fernseher zuhause zu „chillen“.
Wir überlegen, ob wir noch irgendwo einkehren, entscheiden uns aber für den Rückweg zum Schiff. Wir essen Rinderrouladen aus dem Glas mit Rotkraut und Kartoffeln.
Tag 38, 03. Juli 2023, Horsens (DK), Hafentag, wieder keine Meilen
Wir schlafen aus und verlängern erst mal per App den Hafenaufenthalt um einen weiteren Tag.
In der Nacht war Starkwind. Ich habe das nicht gemerkt, sondern geschlafen. Moni berichtet am Morgen davon.
Nach dem Frühstück klappen wir die Fahrräder auseinander. Wir haben einen Museumstag vor uns. Das Wetter ist ganz annehmbar. Wir radeln zum Gefängnismuseum, Fǣngsels Museet. Ist 4 km entfernt vom Stadtzentrum. Gut, das wir Fahrräder haben!
Das Gefängnis von Horsens wurde im Jahre 1835 nach 4-Jähriger Bauzeit eröffnet. Und es hat männliche Gefangene immerhin bis 2006 beherbergt. Dann wurde es geschlossen und jemand kam auf den Gedanken, daraus ein Museum zu machen. Seit 2012 ist es dann Museum.
Wir betreten das Gebäude und das Territorium des Gefängnisses. Es sind alte Gebäude und es ist schon etwas bedrückend. Wir ziehen uns die Geschichte rein. Es ist eine Zeitwanderung von der Zeit, wo es in Dänemark noch die Todesstrafe gab, bis in die Neuzeit.
Das Museum zeigt in 3 Etagen das Leben nach der Verurteilung.
In der ersten Etage sehen wir wie die Gefangenen über die Schleuse eingeliefert wurden. Wir lernen über die Bewacher und wir sehen die alten Zellen.
Es geht dann in die vierte Etage. Wir lernen über die letzte Hinrichtung. Mit Beil wurde 1892 der Jens Nielsen geköpft. Und der Delinquent hatte es nicht leicht bis dahin. Er wollte nach vielen Jahren Gefängnis endlich sterben. Er hatte die Schnauze voll. Der Dänische König begnadigte ihn immer wieder. Der Nielsen griff immer wieder Bewacher an und versuchte sie zu töten, mit dem Ziel selbst auf dem Schafott zu landen. Beim dritten Mal klappte es endlich. Der König hat den Nielsen dann nicht weiter begnadigt. Der Henker kam mit seinem Beil in einem Futteral. Er bekam für die Hinrichtung ein Salär von 400 DKR.
Als die Rocker aktiv waren, in ganz Europa, Hells Angels und so… wurden viele von denen nach Bandenkriegen eingesperrt. Und die bekamen einen sogenannten Rockerflur, den sie sich selbst gestalten durften. Sie konnten selbst kochen, hatten Aufenthaltsräume und Einzelzimmer, fast wie im Hotel… nur sie mussten gemeinsam duschen.
Im Keller sehen wir die Einzelhaftzellen der Vergangenheit. Wir sehen die Räume für die Sonderbehandlung bei Vergehen, mit Rohrstöcken und Peitschen.
Und wir lernen über die spektakuläre Flucht des Gefangenen Lorenz im Jahre 1954. Er grub einen Tunnel aus seiner Zelle in die Freiheit. Er hinterließ einen Zettel in seiner Zelle: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Also grub er sich den Tunnel und war für zehn Tage frei. Als er was zu essen stahl, in der Freiheit, wurde er wieder verhaftet und zurück in das Gefängnis gebracht. Irgendwann, kam er dann richtig frei. Aber er wurde wieder straffällig. Und er kam wieder in den Bau. Mit 61 Jahren starb er dann an Herzversagen im Jahre 1958. Ich war damals gerade mal zwei Jahre alt.
Und am Ende des Gefängnisbesuches haben wir noch Freigang im Gefängnishof. Und wir bekommen unseren Gratis Kaffee in der Cafeteria.
Wir radeln in die Stadt zurück, zum nächsten Museum. Wir wollen in das historische Stadtmuseum von Horsens. Das hat aber am Montag geschlossen. Shit happen! Auch das Kunstmuseum hat zu am Montag.
Also radeln wir zum Fußgänger Boulevard. Und wir kehren in eine Straßenkneipe ein, auf Bier und Aperol spritz.
Zuletzt gehen wir noch in die Klosterkirche von Horsens. Sehr schön, aber es gibt nur noch die Kirche. Das Kloster war einmal.
Immer wieder müssen wir uns vor dem Regen verstecken. Selbst bis zum Schiff erwischt es uns noch einige Male. Wir müssen uns unter Torbögen und Bäumen verstecken.
Auf dem Schiff gibt es lecker Steak und Wein…
Tag 39, 04. Juli 2023, Horsens (DK) – Juelsminde (DK), 16 nm
In der Nacht hat es abartig geregnet. Trotz des Schlafes hören wir das Trommeln des Regens auf dem Deck.
5:00 Uhr ist Wecken. Wir wollen wenigstens ein Stück weiter nach Süden. Am zeitigen Morgen ist der Wind noch erträglich, so zumindest die Vorhersage.
Moni bereitet schnell Kaffee, Tee und ein paar Toastscheiben. Ich bereite das Schiff zum Ablegen vor. Die Kuchenbude bleibt drauf. Es wird nach Vorhersage immer wieder regnen.
5:35 Uhr sind wir fertig und legen ab. Im Hafen ist kaum Wind. Wir setzen gleich im großen Hafenbecken Großsegel und Fock.
Wir fahren als erstes ein betonntes Fahrwasser durch den Horsens Fjord. Vor drei Tagen sind wir den Weg in entgegengesetzter Richtung nach Horsens bei dichtem Regen und Gegenwind gefahren. Die See ist glatt und wir fahren bei raumen Wind Richtung Westen. Es beginnt mit 3.5 ktn ü.G. und steigert sich auf 6,5 ktn ü.G. Bei diesem gemütlichen Kurs schmeckt der Kaffee und der Toast unter der Kuchenbude.
Nach einer Stunde wechseln wir den Kurs. Es geht weiter nach Südwest. Der Wind ist stärker geworden, es geht jetzt auch höher ran an den Wind. Wir reffen das Großsegel, Reff 1.
6:55 Uhr haben wir den Kleinen Hafen von Snapun querab an Steuerbord. Hatten gestern schon mal überlegt am Abend hierher zu fahren. Aber der Hafen ist wirklich klein und wer weiß ob wir einen Platz bekommen hätten.
An Snapun vorbei, sind wir aus dem Horsens Fjord raus. Wir müssen jetzt noch weiter südlich, heißt noch höher ran an den Wind. Moni ist nicht gerade begeistert. Aber es geht mit der Lage und Moni gibt schon immer mal Großschot.
Weiter 6 Meilen geht es auf diesem Kurs bis um das Horn am As Hoved Flak. Unterwegs reffen wir die Fock, sie ist jetzt nur noch ganz klein. Der Wind ist hoch auf 23 ktn.
Nach dem As Hoved Flak müssen wir fast 40° nach Südwest drehen, wenn wir im direkten Kurs nach Juelsminde wollen. Und das wollen wir! Da haben wir den Wind voll auf der Nase. Wir bergen die Segel und fahren mit Maschinenkraft die letzten 4 Meilen.
8:45 Uhr ist es geschafft. Wir haben angelegt zwischen Dalben. Pos 55°42‘992 N, 10°01‘119 O.
Morgen wird alles besser. Der Wind geht nach Vorhersage in den blauen Bereich, 3…4 bft. Wir werden mit raumen bis halben Wind Richtung Mittelfahrt gehen.
Nach unserer Ankunft legen wir uns wieder in die Kojen und holen den unterbrochenen Schlaf nach. Ich schlafe bis Mittag.
Den Nachmittag verbringen wir beim Spaziergang in Julesminde.
Julesminde hat eine große Marina. Die ist voll und wir mitten drin. Es ist eine Urlauberhochburg mit Ferienwohnungen und Caravan Stellplätzen. Viel mehr gibt es nicht zu berichten.
Tag 40, 05. Juli 2023, Juelsminde (DK) – Middelfart Marina, 25 nm
Es hat die ganze Nacht geregnet. Wir haben dennoch fest schlafen können. Ich bin seit 7:00 Uhr wach und schaue mir im Windfinder die Wetterentwicklung an. Gut sieht es nicht aus. Immerhin, Richtung Middelfart werden wir Halbwind bis Raumen Wind haben. Hauptsache Moni macht das mit. Wir werden 17… 23 Ktn Wind haben. Na mal sehen, noch schläft die Moni.
Wir frühstücken unten im Salon. Die Dieselheizung ist an. Hundekalt draußen. Im Schiff ist es gemütlich. 9:00 Uhr sind wir mit dem Frühstück durch. Ich wundere mich, Moni ist nicht dagegen weiter zu segeln. Ich erkläre die Taktik: wir werden mit einem Reff im Groß bei Halbwind bis Raum nach Süd ablaufen. Da brauchen wir nicht einmal ein Vorsegel. Und ich erhalte keinen Widerspruch, nein Zustimmung!
Also legen wir 9:30 Uhr ab. Ein bisschen tricky das Ablegemanöver. Wir haben straffen Seitenwind aus West. Abgefendert lasse ich mich auf das Nachbarschiff in Lee auftreiben und ich schiebe uns langsam in Richtung der Dalben am Bug. Moni bekommt die Vorleinen los und raus geht es aus der Bucht.
Ich fahre noch mal in den Haupthafen, damit Moni die Fender und Leinen klariert bekommt. Und das klappt super. Wir fahren aus dem Hafen raus und ich versuche den Fenderball am Heckkorb zu befestigen. Aber auch mir unterlaufen Fehler, der Fenderball, den ich voriges Jahr in Hirtshals (DK) aufgesammelt habe, fällt mir ins Wasser. Unglaublich, dass mir so etwas passieren kann.
Wir fahren noch 2 Meilen mit Maschinenkraft. Dann sind wir am Huck vor Juelesminde. Hir ziehen wir das Großsegel hoch. Reff 1 ist noch drin. Und jetzt nimmt das Schiff Fahrt auf, ohne Maschine. Ab jetzt mit Reff 1 und ohne Vorsegel und bei Scheißwelle von der Seite und achterlich – wir fahren mit 5,5 ktn bis max 7 ktn. Super, mir gefällt das. Auch Moni ist entspannt.
12:15 Uhr fahren wir in die Engstelle zwischen der Insel Fynen und dem Dänischen Festland ein. Schnell haben wir an Steuerbord Fredericia. Vor uns der Leuchtturm an der westlichen Ecke von Fynen. Wir haben Strom von hinten, aber der Wind nimmt drastisch ab, von 18 ktn auf 10 ktn… Wir rollen die Fock aus und fahren wieder mit 6 ktn ü.G.
12:40 Uhr sind wir am Leuchtturm vorbei und müssen hoch an den Wind. Es geht langsamer, aber immerhin. 13:00 Uhr unterqueren wir die Autobrücke von Middelfart, Fynske Motorwej, E-20.
13:15 Uhr durchqueren wir die Eisenbahnbrücke von Middelfart. Wir schieben uns mit 4 ktn voran. Wir reffen das Großsegel aus und fahren Richtung Skǣrbeǣk. Da ist eine Marina. Kurz davor sehen wir das Kohlekraftwerk, links davon und der Wind blast voll in die Marina.
Wir drehen ab und fahren Richtung Middelfart, den hinteren Hafen. Wir fahren durch den Fǣnøsund dorthin.
Vor der ist Marina ist eine Segelregatta im Gange. Es sind pro Segler ein motorisiertes Schlauchboot unterwegs. Wir versuchen uns außerhalb des Regattafeldes zu halten. Die Einfahrt zur Marina ist mittig durch ein verankertes Motorboot, zugehörig zur Regatta, blockiert. Hinter dem Boot ist das Wasser flach, vor dem Boot spannt sich die Ankerleine. Ich beschimpfe den Bootsführer aus vollem Herzen auf Englisch. Ich mache einen großen Bogen, um die Ankerleine nicht in die Schraube zu bekommen. Ein weiterer Schlauchbootheini, zugehörig zur Regatta kommt längsseits und beschimpft mich wegen meines Tonfalles. Ich gebe denen zu verstehen, was sie für Versager sind, die das Minimum der Seemannschaft und der Regeln auf See verfehlen.
Wir fahren dennoch in die Marina ein. Überall, wo freie Plätze sind, stehen die Dalben zu eng. Alle Dickschiffe liegen längsseits an den Enden der Stege. Für uns ist kein Platz mehr. Wir fahren endlich zurück zum ersten Steg am Hafeneingang. Da passt es. Wir fahren zwischen die Dalben und sind ruck zuck fest. Pos 55°29‘534 N, 9°43‘465 O.
Wir helfen dann einem Einhandsegler aus Flensburg beim Anlegen. Es dauert eine Weile. Zwischenzeitlich kommt der Depp von der Regatta mit seinem Motorboot nochmal bei und erteilt mir Verhaltensunterricht. Ich erteile im eine Lektion in Seefahrtsrecht. So eine Nase!
Inzwischen hat der Wind weiter zugenommen. 28…33 ktn im Hafen… Super! Wir sind fest. Das Bier und der Schnaps schmecken!
Tag 41, 06. Juli 2023, Middelfart Marina (DK) – Faaborg (DK), 38 nm
Wir hatten eine schreckliche Nacht. Waren laufend wach. Draußen war ein Wind. Wir haben bis zu 33 ktn gemessen. Zwischenzeitlich haben wir dann auch noch eine Spring nach achtern zum Steg gelegt, um die Vorleine zu entlasten. Der Wasserspiegel ist um fast einen Meter gefallen. Wir sind zwar nicht im Tidengewässer, aber der Wind hat offenbar das Wasser durch die Middelfart nach Norden geblasen. Wir hatten das Gefühl, das unser Ruderblatt bei der Welle aufbumst und haben das Schiff noch einen halben Meter nach vorn Richtung Dalben verholt. Hier im Hafen sind 3 Meter Mindesttiefe ausgewiesen. Trotzdem, traue Seekarten nicht und lege nie Rückwärts in fremden Häfen an, wenn es keine Schwimmstege sind!
9:30 Uhr sind wir mit dem Frühstück fertig und auch das Schiff ist zum Ablegen bereit. Vom Schiffsnachbarn lasse ich mir noch das Landkabel rüberreichen. Ich selbst komme nicht mehr von Bord, weil wir uns einen Meter vom Steg wegverholt hatten.
9:50 Uhr sind wir im freien Wasser und setzen Groß und Fock. Wir nehmen schnell Fahrt auf. Das Wetter sieht besser aus als Gestern und es freut, wenn wir wieder mal ohne Kuchenbude unterwegs sein können.
Wir müssen zwischen den kleinen Inseln Fǣnø und Fønnskov nach Südwestendurch, dann wird es fast immer geradeaus auf Südostkurs gehen.
10:00 Uhr kommt dann mehr Wind auf, 17 ktn. Wir binden das erste Reff in das Großsegel. Wir fahren unter dunklen Wolken durch und es fängt an zu regnen. Ich ziehe mir zum zweiten Mal auf dieser Reise meine neue Naßhose an. Und der Wind geht weiter hoch, jetzt 20 ktn. Wir rollen die Fock ein. Wir segeln bei halben Wind, da kommen wir auch mit dem Großsegel schnell vorwärts. Wir fahren 6,5 ktn ü.G.
12:10 Uhr lassen wir die Insel Bågøan Backbord. Wir korrigieren unseren Kurs noch ein bisschen weiter nach Osten, fahren jetzt auf 155°.
14:15 Uhr haben wir an Backbord den viereckigen Leuchtturm LindøHoved. Inzwischen haben wir das Focksegel wieder ausgerollt.
15:10 Uhr fahren wir dann in den Lyø Krog ein. Das ist so fast die Einfahrt Richtung Faaborg. Wir müssen zweimal Shiften, um an einer Landzunge, der LyøTrille vorbei zu kommen. Kurz danach geht es im Zickzack in den Faaborg Fjord. Im Schmalen Fahrwasser dahin kommt uns noch eine „fette“ Fähre entgegen. Trotz ihrer Breite kommen wir noch mit unserem Dickschiff durch.
Kurz vor dem Hafen bergen wir das verbliebene Großsegel und Moni bringt die Fender und Leinen an. Es ist 16:25 Uhr. 16:40 Uhr haben wir angelegt, diesmal vorwärts zwischen den Dalben. Pos 55°05‘667 N, 10°14‘331 O.
Das Wetter ist schön, die Sonne lacht und wir machen noch einen Stadtrundgang. Faaborg ist ein schönes altes Städtchen. Vor den Häusern wachsen richtige Rosen oder vielmehr auch Stockrosen. Sieht sehr schön aus. Faaborg hat zwei Kirchen. Die eine war sogar noch am Abend offen und wir gehen rein. Auf dem Markt gibt es zwei Freiluftrestaurants. Die Leute Sitzen und essen und freuen sich über das schöne Wetter. Wir waren den ganzen Tag an der frischen Luft und entscheiden uns für das Essen an Bord.
Tag 42, 07. Juli 2023, Faaborg (DK) – Lohals Haven, Langeland (DK), 30 nm
Es ist schönes Wetter, die Sonne scheint, nur der Wind lässt zu wünschen übrig. 9:45 Uhr fahren wir aus dem Hafen von Faaborg in Faaborg Fjord.
Wir haben Wind aus Südwest. Wir Ziehen das Großsegel hoch und den Code Zero rollen wir aus. Der Wind kommt mit 3 ktn. Wir fahren satte 2,5 ktn ü.G. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, also warten wir auf besseren Wind.
Wir halten das so aus bis 11:30 Uhr, bis zur Insel Store Selmø. Hier wird es uns zu langsam. Wir schieben nun mit dem Motor mit 1100 U/min und fahren mit 4,5 ktn weiter. Die See ist glatt. Nur die vorbeikommenden Motorboote wackeln uns richtig durch. Langweilig die Fahrt, einzig der Blick auf die Ufer steuerbords und backbords sind interessant.
Gegen 13:00 Uhr fahren wir in den Iholm Vesterrøn Sund ein. Hier kommt wieder Wind auf. Der Wind kommt aber raum, fast von hinten. Wir bergen das Großsegel, welches unseren Code Zero beschattet hat. Jetzt lassen wir uns nur vom Vorsegel ziehen und das läuft gut. Fahren mittlerweile über 4 ktn.
Die Ufer sind jetzt nahe und wir haben einen schönen Blick auf die Siedlungen an Steuerbord und Backbord. 13:45 Uhr fahren wir unter der Svendborg Sundbrücke durch. Jetzt kommt der Wind auf die Nasse und schnell bergen wir das Vorsegel. Wir überlegen, ob wir hier in Svendborg gleich festmachen und übernachten. Der Ort sieht schön aus und lädt ein. Wir überlegen hin und her, fahren aber dann doch weiter. Wollen bis zur Insel Langeland, das sind noch 18 Meilen.
Höhe Christiansminde, 14:10 Uhr rollen wir den Code Zero wieder aus. Wir fahren 5 ktn, es läuft super. Wir fahren vorbei an Seglern, die unter Maschine fahren.
15:30 Uhr haben wir die Insel Thurø südlich umfahren, erreichen das Thurø Rev. Wir setzen jetzt direkten Kurs auf Lohals Haven auf der Insel Langeland ab, 30°. Der Code Zero macht sich gut, wir haben den Wind fast von hinten.
16:00 Uhr ist es vorbei mit dem Wind, Flaute, Vorsegel eingerollt. Es sind noch 5 Meilen bis zum Ziel. 16:45 Uhr versuchen wir es noch mal mit dem Vorsegel, das geht 10 Minuten gut, dann kommt der Wind von vorn. Jetzt hören wir endgültig auf mit dem Segeln.
17:20 Uhr biegen wir nach Steuerbord ab, Richtung Hafen. An Backbord ein anderes deutsches Segelboot. Die geben Gas, damit sie vor uns im Hafen sind. Aber da sind zwei Häfen, eine Marina und ein alter Fischereihafen. Die wissen nicht wo sie hinwollen, fahren von rechts nach links und umgekehrt vor uns her. Deppen, denke ich. Wir werden in den Hafen fahren, wo die nicht hinfahren. Das Boot geht zum rechten Hafen. Wir schwenken nach links. Dann fahren die wieder einen Haken nach links und fahren schnell vor uns in den alten Fischereihafen. Die Einfahrt ist eng, wir direkt hinter dem anderen Boot. Innen im Hafen ist alles voll. Nur in der Hafeneinfahrt war ein Platz längsseits frei. Und jetzt sind wir im Vorteil. Das Boot vor uns wendet, wir auch. Und unser Vorteil, wir sind jetzt den ersten am verbleibenden Anlegeplatz und legen an. Pos 55°08‘100 N, 10°54‘087 O.
Wir gehen so wie wir sind zum Hafenkontor und bezahlen. Der Ort und der Hafen sind niedlich. Keine Fischerei mehr, es gibt nur noch zwei Fischkutter. Auf dem Rückweg zum Schiff kehren wir ein in ein Hafenrestaurant. Die bieten ein Buffetmenü an, eat as you catch can! Klingt gut und schmeckt auch gut und für einen annehmbaren Preis.
Zurück auf dem Schiff ziehen wir uns Badesachen an und gehen erst mal in der Ostsee schwimmen. Schöne Erfrischung bei 19°C Wassertemperatur.
Wir verbringen den Abend auf dem Schiff, lesen und beobachten den schönen Sonnenuntergang.