Unsere Tochter braucht Hilfe. Sie hat sich die rechte Hand gebrochen. Wer kümmert sich um die Jungs, Heinz und Alfred? Da müssen die Großeltern einspringen. Aber eigentlich freue ich mich, habe vorgeschlagen wieder mal mit den Jungs, Heinz und Alfred, zu segeln. Es ist lange her, dass die Enkel mitgesegelt sind. Früher waren die beiden ziemlich regelmäßig in den Ferien bei uns an Bord.
Wir holen die beiden in der Lüneburger Heide ab und bereiten die Reise vor. Ich das Schiff und Moni geht mit den Jungs Proviant kaufen.
Am ersten August soll es losgehen.
1.8.2023, Tag 1, Gustow – Wiek, 28 nm
Am Vormittag gehen wir nach dem Frühstück an Bord und klarieren das Schiff. Heinz und Alfred packen mit an.
11:00 Uhr legen wir ab. 3 Männer an Bord, Alfred, Heinz und ich. Wir wollen 12:20 Uhr durch die Ziegelgrabenbrücke in Stralsund. Der Wind ist günstig, bläst aus West. Wir segeln bis zur Brücke und sind zu zeitig da. Wenn man segelt, gibt es keine Bremse. Wir bergen die Segel vor der Brücke und müssen eine halbe Stunde warten, bis 12:30 Uhr.
Bei der Brückendurchfahrt treffen wir ein Segelboot mit Kanadischer Flagge. Wir rufen rüber, es sind richtige Canadiens aus Victoria. Die haben gerade ihre Segelyacht, eine Moody, bei Hanse in Greifswald übernommen.
Raus aus dem Hafenbecken setzen wir wieder Segel. Bei Südwestwind geht es zügig hoch auf Nordkurs zwischen Rügen und Hiddensee. 15:10 Uhr schon biegen wir nach „rechts“ ab in das Fahrwasser Richtung Osten. Wir haben jetzt den Wind von Hinten. Es geht noch schnell aber doch ein bisschen langsamer als auf dem Halbwindkurs zuvor.
15:40 Uhr geht es wieder auf nördlichen Kurs, das letzte Stück bis nach Wiek. Wir sind jetzt wieder auf Halbwindkurs und unser Schiff fährt wieder schneller.
Kurz vor 17:00 Uhr fahren wir in den Hafen von Wiek. Der Hafenmeister weist uns einen Platz in einer Box zwischen Dalben an. Während ich das Schiff zum Anlegen vorbereite, Leinen und Fender, fährt Heinz Kreise im Hafenbecken. Er macht das super.
Kurz nach 17:00 Uhr ist das Schiff fest. Eine Holländerin vom Nachbarschiff beobachtet die schnellen und perfekten Handlungen meiner beiden Enkel. Der Hafenmeister nimmt die Festmacherleinen am Bug und schlägt sie an den Festmachern an.
Die Enkel haben jetzt nur ein Ziel: Pizza. Wir bezahlen die Hafengebühr und gehen schnell in die Pizzeria am Hafen. Es geht schnell mit den Pizzen. Wir sind schnell satt und bald in der Koje.
2.8.2023, Tag 2, Wiek – Ralswiek, 21 nm
Das Wetter sieht gut aus. Ist der Regen endlich vorüber? Es sieht jedenfalls so aus. Opa macht lecker Frühstück und räumt den Tisch ab und wäscht auf. Eigentlich hätte ich mir erhofft, dass die Enkel mit anpacken…
Kurz vor 10 Uhr legen wir ab. Raus aus dem Hafen setzen wir Groß und Fock. Ich mache das mit Alfred. Der Heinz ist nicht dabei, hat sich in die Achterkabine zurückgezogen – schade.
Alfred steht am Steuer. Er ist Rudergänger und fährt die fünf Wenden gegen den Wind heraus aus dem Wieker Bodden mit Begeisterung.
11:20 Uhr biege wir in Richtung Breege ab. Das Wetter ist erfreulich schön, kein Regen. Und jetzt kommt der Wind wieder von der Seite. Es geht zügig voran. 11:35 Uhr passieren wir die Wittower Fahre, 12:00 Uhr haben wir Vieregge an Steuerbord.
12:30 Uhr sind wir durch den Breeger Bodden und fahren in den Jasmunder Bodden ein. Heinz sehen wir nicht. Er nimmt nicht teil am Segeln… Warum? – Wer weiß… Alfred dagegen hat Spaß.
Im Jasmunder Bodden geht es hoch an den Wind. Zwei Wenden müssen wir fahren. Alfred ist Steuermann. Er macht das super. Ich übernehme erst kurz vor der Marina in Ralswiek das Ruder.
Alfreds Augen leuchten als er die Kulissen der Störtebekerfestspiele an Steuerbord sieht.
14:30 Uhr legen wir in Ralswiek an. Diesmal macht auch Heinz mit.
Alle sind hungrig, Opa kocht mit Alfred Spaghetti. Lecker, alle sind satt. Alfred freut sich auf die Vorstellung von Störti. Heinz zieht sich zurück, wir wissen nicht was er hat.
16:00 Uhr wollen wir Tickets kaufen. Heiz will nicht. Wer nicht will, der hat schon. Am Ende kaufe ich Tickets mit Alfred und wir gehen nur zu zweit in die Vorstellung 20:00 Uhr.
Über Heinz ärgere ich mich den ganzen Abend. Was ist ihm für eine Laus über die Leber gelaufen…?
Trotz des Regens in der ersten Halbzeit der Vorstellung ist der Alfred begeistert. Es regnet bis zur Pause. In der Pause wärmt sich Alfred mit heißer Schokolade auf. Unsere Idee mit der Abdeckfolie als Regenschutz hatte nicht so richtig geklappt. Nass sind wir geworden, insbesondere an den Armen, mussten wir doch die Abdeckfolie immer hochhalten.
Die zweite Halbzeit beginnen wir mit frisch gekauften Regencapes. Aber es regnet nun nicht mehr. Wir genießen den Rest der Vorstellung und das Feuerwerk am Ende.
Dennoch, ich bin sauer wegen dem großen Enkel. Kein Interesse … – Ist das Generation Corona, so denke ich. Ich mache mir den ganzen Abend Gedanken. Heinz will nicht weiter mitsegeln.
3.8.2023, Tag 2, Ralswiek – Gustow, 36 nm
Gustow war nicht mein Plan. Wollte eigentlich mit den Jungs heute nach Vitte auf Hiddensee und dann weiter nach Dänemark. Aber wir müssen Heinz nach Gustow bringen.
Nach dem Frühstück legen wir 9:30 Uhr ab. Wir müssen im Schnitt 5 ktn fahren, um die Ziegelgrabenbrücke 15:20 Uhr zu schaffen. Beim Ablegen in Ralswiek sehen wir den Heinz noch, danach verschwindet er in seiner Achterkabine.
Und das Wetter heute Morgen ist schön. Die Sonne scheint und wir fahren bei 15 ktn Raumen Wind unter Segeln schnell durch Jasmunder Bodden. Im Breeger Bodden fängt es dann doch an zu regnen. Es schüttet. Bis Vieregge geht es noch mit den Segeln.
Querab Vieregge bergen wir die Segel. Der Wind kommt fast auf die Nase und keine Sicht und Wasser von oben. Ab jetzt geht es mit Maschinenkraft bis nach Gustow. Und es regnet immer wieder.
Vor Stralsund hört der Regen auf. Wir sind pünktlich an der Ziegelgrabenbrücke. Fast eine Punktlandung, nur 10 Minuten müssen wir noch warten. 15:30 Uhr haben wir die Brücke passiert.
In Gustow legen wir 16:15 Uhr an. Den Heinz bringe ich zu uns nach Hause. Schade, seine Segelreise ist zu ende, nach nur 85 Meilen. Ich fahre schnell zurück zum Schiff.
Alfred ist an Bord geblieben und bereitet uns Käsespätzle. Wir essen lecker und gehen zeitig schlafen
4.8.2023, Tag 4, Gustow – Thiessow, 22 nm
Wir sind jetzt nur noch zwei an Bord, Alfred und ich. Wir frühstücken ausgiebig. Alfred freut sich über die Croissants.
9:45 Uhr ist das Schiff klar und wir legen ab. Alfred steht am Steuer und stellt am Ende der Fahrrinne Gustow zum Strelasund das Schiff in den Wind. Ich setze das Großsegel und kurz darauf die Fock.
Im Strelasund geht es mit 5 ktn ü.G. bei raumen Wind Richtung Palmer Ort.
Alfred ist guter Laune und steht lange Zeit am Steuerrad.
10:45 Uhr passieren wir die Fähre Schapprode. 11:40 Uhr sind wir an Palmer Ort vorbei und ändern unseren Kurs Richtung Thiessow.
Wir haben jetzt achterlichen Wind. Manchmal hole ich das Vorsegel ein, weil es nicht mehr steht. Alfred ist inzwischen müde und geht unter Deck und legt sich hin. Ein Fehler, wie sich später herausstellt. Ich glaube er ist ein bisschen Seekrank.
Kurz vor der Einfahrt in die Thiessower Bucht erscheint der Alfred wieder in der Plicht. Schnell geht es ihm besser. Wir bergen die Segel gegen 14:00 Uhr.
14:25 Uhr legen wir an der Kopfseite des Hafenbeckens an. Pos54°16‘833 N, 13°42‘583 O. Der Hafen ist voll. Wir haben den letzten freien Platz bekommen.
Wir machen schnell die Fahrräder klar und radeln nach Großzicker zum „Flammkuchenmann“. Es sind nur 6 km bis zum kleinen Restaurant „de Wienkist“. Wir essen lecker Flammkuchen und unterhalten uns mit dem Wirt und seiner Frau. Wir kennen uns nun schon seit den schlimmen Coronazeiten, als uns der Wirt nur im Freien bedienen durfte, weil nicht alle geimpft waren.
Zurück auf dem Weg zum Schiff gibt es noch eine Sonnenbrille für Alfred. Cool sieht er aus.
Im Hafen von Thiessow wird eine Bühne aufgebaut und der Bierausschank wird vorbereitet. Sommerfest, mir schwant schreckliches für die Nacht.
Und so kommt es: Je später, umso lauter wird die Musik. Solange die Sänger noch aufgetreten waren, ging es noch mit der Lautstärke und den Bässen. Aber ab 22:00 Uhr ist Idiotendisco. Kontinuierlich wird es lauter. Der Mast unseres Schiffes schwingt. Es ist nicht auszuhalten. Dennoch, Alfred ist k.o. vom Tag und kann schlafen.
Ich halte es nicht mehr aus und gehe mal zu den Leuten am Mischpult und bitte darum die Bässe etwas zurückzufahren und die Lautstärke zu reduzieren. Anstelle bietet man mir Dresche an. Bekloppte Leute, ohne Hirn!
23:41 Uhr wähle ich 110. Aber die Polizei findet die Veranstaltung nicht in ihrem Veranstaltungskalender und hat auch keine Leute, die mal vorbeischauen. Schade, es werden nur noch Rechte und Andersdenkende mit Polizeieinsatz belohnt. Wofür bezahle ich Steuern?
Na, vielleicht hat mein Anruf doch etwas genutzt. 24:00 Uhr ist Schluss und es kehrt Ruhe ein.
5.8.2023, Tag 5, Thiessow – Swinemünde (PL), 37 nm
7:00 Uhr ist heute Wecken. 8:15 Uhr schon legen wir ab. Es ist Sommerwetter. Alfred braucht heute seine neue Sonnenbrille!
Draußen auf dem Bodden setzen wir das Großsegel und rollen den Code Zero aus. Eine Stunde lässt es sich gut segeln. Dann wird der Wind weniger.
Den Code Zero bergen wir. Und wir unterstützen mit der Maschine. Alfred wird es langweilig und ausgeschlafen ist er auch nicht. Er zieht sich in seine Koje zurück.
Eigentlich wollten wir nördlich um die Insel Greifswalder Oie Richtung Swinemünde. Das geht vom Wind nicht. Wir gehen südlich um den Ruden.
Schade, die See ist flach und der Wind eigentlich günstig aber zu schwach, nur 4 ktn. Da bräuchten wir ewig bis Swinemünde. Also schieben wir mit Großsegel und Maschine mit 1200 U/min. Damit halten wir unsere Geschwindigkeit bei 5,5 ktn ü.G.
Wir beobachten wie die Deutsche Küstenwache ein kleines Segelboot kontrolliert, welches aus Richtung Polen kommt.
Und wir sehen wie ein riesiger Tanker aus der Swine herauskommt, der ist 350 Meter lang. Ein kleinerer Tanker fährt in die Swine ein.
14:30 Uhr bergen wir das Großsegel und fahren kurz danach in die Swine ein.
15:10 Uhr haben wir das Schiff längsseits in der Marina Swinemünde festgemacht. Unsere Pos. 53°54‘655N, 14°16‘103 O.
Und wir beeilen uns- schnell die Hafengebühr bezahlen und dann die Fahrräder aufgebaut. Wir fahren zu unserer Lieblingskneipe am Fort Zachodni. Hier gibt es eine schöne Gaststätte in der Bastion „Prochownia“.
Schock, wir haben das Fahrradschloß vergessen. Also müssen wir draußen auf den Freiluftplätzen sitzen um die Fahrräder im Blick zu behalten. Aber es ist schönes Wetter und wir essen Gulasch auf Kartoffelpuffern. Eigentlich wollte Alfred Rippchen und ich Bygosh, aber das war gerade aus…
Wir sind trotzdem satt vom reichlichen Essen, es hat geschmeckt und wir fahren zurück zum Schiff. Es reicht, wir gehen zeitig schlafen.
6.8.2023, Tag 6, Swinemünde (Pl) – Stettin (Pl), 36 nm
Eigentlich wollen wir den ganzen Tag hier in Swinemünde bleiben, Museen und Stadtbesichtigung, alles mit den Fahrrädern. Aber uns beunruhigt die Wetterentwicklung. Sturm soll morgen aufkommen, 8 bft. Dann würden wir hier festsitzen und das für die nächsten zwei Tage wenigstens. Soviel bietet Swinemünde auch nicht. Also entscheiden wir am Vormittag die Festung Zachodni und die Engelsburg zu besuchen. Und danach fahren wir mit dem Segelboot weiter in das Inland nach Stettin und verstecken uns vor dem Sturm.
Und so machen wir das. Mit den Fahrrädern geht es zur Festung Zachodni… Westbastion. Alfred liebt es mit dem Fahrrad zu fahren. Schnell sind wir in der Bastion und es regnet. Es gibt auch ein Museum innen in der Bastion und da beginnen wir, solange es regnet. Wir waren zusammen hier schon zwei, drei Mal. Aber es ist auch für Alfred wieder interessant. Geschichte von den Preußen über den ersten und zweiten Weltkrieg, Polnische Volksrepublik, Sowjetunion und all die Waffen dieser Zeiten.
Der Regen ist einigermaßen vorüber und wir schauen uns die Außenanlagen und die Küstenbatterien der Deutschen Kriegsmarine an und die Flakgeschütze die sich auch bewegen lassen. Alfred ist begeistert.
Danach fahren wir in die Engelsburg… Ein bisschen kleiner als in Rom, aber danach benannt. Wieder Waffen, Alfred interessiert sich für Rüstungen… aber auch eine Kalaschnikow hält sich gut in der Hand.
Wir beenden mit Bier und heißer Schokolade und fahren zurück zum Schiff.
Das machen wir schnell klar, packen die Fahrräder ein und legen ab. Es regnet, die Kuchenbude bleibt drauf und wir legen ab. Es geht in die Kaiserfahrt. Es ist 12:30 Uhr.
An Steuerbord eine Italienische Fregatte. Die liegt hier schon seit meiner letzten Fahrt nach Polen, drei Wochen zurück. Offenbar massiert man hier die Militärpräsenz wegen dem Konflikt in der Ukraine.
13 :50 Uhr sind wir raus aus der Kaiserfahrt, im Stettiner Haff. Und hier ist richtig Knatter, 24 ktn Wind. Der Wind kommt achterlich, aber es regnet in Strömen. Wir könnten segeln, aber Das Groß setzen und reffen bei dem scheiß Wetter. Wir verspüren keine Lust und motoren ohne Segel über das Stettiner Haff nach Süden, Richtung Oder.
Unterwegs über das Haff haben wir in Spitze 29 ktn Wind und einen schönen Meter Welle von hinten… wir surfen. Alfred ist im Schutzmodus. Er stellt sich schlafend in der Plicht.
15:30 Uhr sind wir übers Haff und fahren in die Oder ein, wir sind querab Zeigenort… Trzebiez.
Wir fahren die Oder stromauf, trotzdem haben wir Strom von hinten. Es geht zügig voran. Wir fahren bei 1700 Umdrehungen 6 ktn ü.G.
18:30 Uhr legen wir in der Nordost Marina in Stettin an. Pos 53°25‘676N, 14°34‘235O. Einer vom Hafenteam will beim Anlegen helfen, aber da sind wir schon fest. Die hatten Angst um die anderen Schiffe. Wir haben eine richtige kleine Lücke gefunden. Vorn und achtern sind nur je 50 cm frei. Im Hafenbüro wird Bewunderung zum Ausdruck gebracht.
Es regnet wie aus Eimern und Wind ist auch schon ganz schön. Wir bezahlen für zwei Nächte im Hafen.
Und Opa Steffen macht Putenschnitzel mit Salzkartoffeln und Paprika. Alfred ist fertig, er geht gleich nach dem Essen in die Koje… Ich nicht viel später.
7.8.2023 Tag 5, Stettin (Pl), Hafentag, keine Meilen
Wir schlafen aus, die Nacht über hat es abartig geregnet. Und Opa bäckt Brötchen auf und wir frühstücken. Es regnet immer noch und nach dem Frühstück spielen wir wie bekloppt Mau Mau.
Der Regen hört gegen 11:00 Uhr auf und wir mache die Fahrräder klar. Wir wollen in das Nationalmuseum.
Wir fahren mit den Fahrrädern hin. Und das Museum hat montags Ruhetag. Ich recherchiere im Internet. Alle Museen sind montags zu- Arschkarte.
Und dann noch mein Fahrrad, habe mir im Hinterreifen einen Platten eingefangen. Wir schieben die Fahrräder zu einem hübschen Restaurant: „Bachus“. Einzig der Tisch war ein bisschen klebrig. Wir essen lecker zu Mittag: Alfred Piroggen, ich Bygosh und trinken Bier und was Alfred so trinkt. Die Kellnerin hilft einen Fahrradservice zu finden.
Während der Fahrradreparatur besichtigen wir die Jakobskathedrale. War alles mal deutsch hier…
Da das mit den Museen heute nichts ist fahren wir zurück zum Schiff. Das Fahrrad ist wieder heile und wir rollen. Alfred ist müde, braucht Ruhe in seiner Koje und hat zu nichts Lust.
Aber mit der Idee am Abend noch mal mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren und essen zu gehen locke ich ihn!
Und wir besuchen das zweite Restaurant heute in Stettin. Es gibt lecker Tatar im Restaurant „Harnas“. Und dann geht’s wieder zurück und zeitig schlafen.
8.8.2023 Tag 8, Stettin (Pl), Hafentag, keine Meilen
Heute starten wir den zweiten Versuch, um die Museen zu besuchen. Zuvor verlängern wir unseren Aufenthalt im Hafenbüro um eine weitere Nacht. Es ist immer noch Starkwind. Man merkt hier in Stettin zwar nicht zu viel aber der Windfinder alarmiert uns. Also heute noch Museum und morgen geht es weiter.
Also fahren wir mit den Fahrrädern zum Nationalmuseum. Heute hat es auf und wir holen uns die Tickets. Aber was ist das für ein Nationalmuseum. Wir denken etwas über Polen zu erfahren. Aber die Ausstellungen zeigen eine Abteilung über die Antike, eine Abteilung über Afrika, eine über Südamerika, eine Abteilung beschäftigt sich mit den deutschen Kirchengütern aus Pommern, und eine Abteilung beschäftigt sich mit einem Deutschen Maler. Alles interessant aber dennoch sind wir enttäuscht.
Beim Verlassen des Museums lernen wir am Eingang, dass es noch andere Häuser gibt, welche zum Nationalmuseum gehören.
Aber erst mal hat Alfred Appetit und wir kommen vorbei am Restaurant „Columbus“ und kehren ein. Es ist Mittagszeit, das passt.
Danach gehen wir in das Nationalmuseum welches die Geschichte von Stettin beherbergt. Das ist schon interessanter.
Nach dem zweiten Museum ist Alfred platt. Ich überzeuge ihn noch einen Blick in das Schloss zu werfen, nur in den Schlosshof. Immerhin haben hier die Pommerschen Herzöge gehaust.
Und wir radeln zurück zu unserer All Right 2. Alfred muss chillen. Ich trinke Bier und vertreibe mir die Zeit und bereite für Alfred die nächste Mahlzeit vor.
Das war es für heute. Morgen solle es zeitig losgehen, wir wollen bis Ueckermünde und das wenn möglich segeln.
9.8.2023 Tag 9, Stettin (Pl) – Uckermünde (D), 42nm
Wir wollen heute weit, bis Uckermünde. Also stehen wir zeitig auf und legen nach unserem Frühstück 8:45 Uhr ab. Die Sonne scheint und wir sehen etwas. Das war herzu nicht so!
Wir fahren ohne Kuchenbude und genießen erst mal bei Motorfahrt die Oder hier bei Stettin. Bis 1945 hat das alles mal zu Deutschland gehört. Am Ufer ist einiges rekonstruiert und schön, gerade im Zentrum von Stettin. Aber die Oder hinab wird es trist. Da stehen Wohnhäuser, da ist seit 1945 nichts passiert. Na, die Polen warten noch auf weitere Reparationszahlungen…
8:30 Uhr sind wir querab dem Alpha-Terminal. Hier setzen wir die Segel. Der Wind reicht und wir segeln die Oder hinunter.
8:50 Uhr machen wir einen Abstecher nach rechts in ein Haff. Hier liegt ein Betonschiff auf Grund gesetzt. Die „Ulrich Finsterwalder“ hat hier ihre letzte Ruhe gefunden. Dykerhoff hat 1940 Schiff rümpfe aus Spannbeton gebaut. Die „Ulrich Finsterwalder“ war ein Tanker. Aber das ist eine extra Geschichte.
10:35 Uhr haben wir Ziegenort querab an Backbord und jetzt geht es hinaus auf das Stettiner Haff. Wir setzen einen Kurs nach Nordwest ab.
Wir müssen höllisch aufpassen, überall Stellnetze auf polnischer Seite. Wir müssen uns da durchmogeln und kreuzen. Der Wind kommt immer mehr auf die Nase.
Nachdem wir die Grenze nach Deutschland überschritten haben, gibt es keine Stellnetze mehr. Deutschland hat keinen Fischfang mehr… Immerhin, gut für uns Segler, freie Fahrt!
14:50 Uhr sind wir fast am Fahrwasser nach Uckermünde, da kommt eine schwarze Wolke und abartiger Regen. Schnell holen wir die Segel runter.
Wir fahren das letzte Stück mit Maschinenkraft. In der Ucker steuert Alfred und der Opa macht das Schiff fertig für das Anlegen, Fender und Leinen.
15:30 Uhr haben wir längsseits festgemacht. Pos 53°44‘179 N, 14°03‘020 O.
Wir liegen direkt vor dem Restaurant „Backboard“. Aber das macht erst 17:30 Uhr auf. Also warten wir und vertreiben uns die Zeit.
10.8.2023 Tag 10, Uckermünde (D) – Peenemünde (D), 40 nm
Wir wachen zeitig auf. Es soll 9:30 Uhr losgehen, so war das Ziel. Aber Alfred hat am Handgelenk einen entzündeten Mückenstich. Und in unserem Arzneimittelbestand finde ich kein Finistil. Also muss Opa zur Marienapotheke. Dort angekommen stelle ich fest: ich habe mein Portemonnaie vergessen. Also mache ich den Weg noch mal. Das Wohlergehen von Alfred ist wichtig.
Mit einer kleinen Verspätung legen wir dann 9:45 Uhr ab. Alfred fährt das Schiff die Ucker bis zum Haff. Er macht das super! Der Opa verstaut Fender und Leinen und macht das Schiff segelklar.
Das Wetter sieht vielversprechend aus. Am Morgen auch ein paar Sonnenstrahlen.
Auf dem Haff angekommen fährt der Alfred das Schiff in den Wind und der Opa setzt die Segel, Groß und Fock. Der Wind kommt aus West und wir bekommen einen schönen Hoch-am-Wind-Kurs hin. Alfred steuert das Schiff. Bei 12…16 ktn Wind kommen wir mit bis zu 6,5 ktn ü.G. schnell voran. Alfred ist begeistert.
10:00 Uhr sind wir am Hauptfahrwasser durch das Haff. Alfred steuert weiter und fährt 5 Wenden und gibt klare Kommandos: Fertigmachen zur Wende, Klar bei Vorschot? Und Ree!
11:00 Uhr sind wir an der schmalen Durchfahrt vor der alten Eisenbahnbrücke. Wir bergen die Segel.
11:15 Uhr haben wir die alte Eisenbahnbrücke an Steuerbord.
11:30 Uhr dann setzen wir die Fock und kreuzen uns an die Zecheriner Brücke ran. Wir haben noch viel Zeit bis zum Brückenzug. Und es gibt Tomatensuppe, Alfred’s Lieblingsessen für Unterwegs.
12:50 Uhr sind wir durch die Brücke durch, mit uns 14 andere Segler.
Gleich hinter der Brücke gehen wir in den Wind und setzen Groß und Fock. Die anderen Segler fahren uns kurzzeitig davon. Die rollen alle ihre Genoas aus. Aber wir holen rasch auf. Am Ende des Fahrwassers bis Rankwitz haben wir alle überholt. Alfred ist inzwischen müde und zieht sich in die Vorkabine zurück. Opa segelt das Schiff weiter.
Unterwegs, kurz nach Rankwitz muss ich ein Reff in das Groß einbauen. Starke Böen durch dunkle Wolken verursacht, zwingen mich dazu… immerhin 20 ktn Wind.
Und wir kommen unter Segeln bis Wolgast. Das habe ich noch nie geschafft!
16:00 Uhr bergen wir die Segel und legen kurz in Wolgast an. Bis zum Brückenzug 17:45 Uhr haben wir noch anderthalb Stunden Zeit. Opa kocht schnell Spagetti. Und wir essen lecker.
17:50 Uhr sind wir durch die Wolgaster Brücke. Dahinter setzen wir groß und Fock, aber der Wind ist nicht mehr stark. Wir unterstützen mit Maschine.
18:50 Uhr sind wir kurz vor Peenemünde und bergen die Segel. 19:00 Uhr ist unser Schiff fest. Unsere Pos 54°8‘155N, 13°45‘789 O.
Wir wollen in der Hafenkneipe „Zum dünnen Hering“ den Liegeplatz bezahlen und einen Anleger trinken, aber die machen gerade zu. Wir gehen auf deren Rat zur Strandbar. Wir bestellen unseren Anleger, aber der Barmann ist das Letzte, total unfreundlich und die Musik ist Scheiße: bum, bum, bum… einfach krank. Wir sind schnell wieder auf unserem Schiff!
11.8.2023 Tag 10, Peenemünde (D) – Gustow (D), Heimathafen, 26 nm
Das Brötchen Bestellen hat geklappt. Opa holt die Brötchen ab und bereitet unser letztes Frühstück an Bord vor. Gegen 9:00 Uhr sind wir soweit fertig mit dem Frühstück und dem Klarieren vom Schiff.
9:00 Uhr legen wir mit der All Right 2 ab. Im Hafen ist kaum Wind. Es fährt sich leicht heraus aus dem Anlegefingern am Schwimmsteg. Das Wetter ist schön, die Sonne lacht. Es wird wohl noch mal Sommer!
Alfred ist Rudergänger. Vor dem Hafen stellt er das Schiff in den Wind und ich setze das Großsegel. Auch den Cade Zero rolle ich aus. Motor aus und unser Schiff nimmt ein wenig Fahrt auf, bei 5 ktn Wind. Halbwind ist angesagt. Hinter uns fahren einige Schiffe, aber langsam fahren wir denen davon. Es geht den Rest vom Peenestrom hinunter.
Auf dem Flugplatz Peenemünde, steuerbord querab, sehen wir ein Transportflugzeug der Luftwaffe. Das haben die wohl hier vergessen. Es stand schon das letzte Mal hier.
Am Flugplatz biegen wir links ab, es geht im Fahrwasser Richtung Greifswalder Bodden. Alfred steuert weiter unser Schiff. Ein Lotsenboot von Barhöft überholt uns. Auch eine 42iger Yacht, die „Möner“, zieht an uns vorbei. Aber die hat neben dem Großsegel auch noch den Motor an.
10:00 Uhr umfahren wir den Freesendorfer Haken. Jetzt geht es von Halbwind an den Wind heran. Alfred schaut ständig hoch zur Windex um zu sehen das er so hoch wie möglich rankommt. 40° schaffen wir, der Wind ist zu schlapp. Wenn mehr Wind wäre, würden wir höher herankommen.
Immerhin kommen wir am Großstubber südlich vorbei, wir halten auf das Gelbe Ufer zu. Opa übernimmt das Ruder und Alfred ruht sich aus. Er hat ein Buch über das Segeln im Schiff gefunden und liest.
Gegen 12:00 Uhr dann kommt der Wind immer mehr von vorn. Wir können unseren Kurs nicht halten, müssten Richtung der Insel Vilm abfallen. Aber was soll das. Opa birgt die Segel und wir fahren mit Maschinenkraft Richtung Strelasund. In den fahren wir gegen 13:00 Uhr ein.
Alfred isst die letzten Nudeln vom Vortag und wir fahren zügig Richtung Heimathafen. Unterwegs verpacken wir die Segel und bereiten das Schiff zum Anlegen vor. Alfred ist wieder Steuermann, bis zu unserem Hafen in Gustow.
Auf dem Steg in Gustow warten Greta, Heinz, Frauke, Thiemo und die Moni. 14:20 Uhr haben wir angelegt.
Unsere Reise ist zu ende. 11 Tage hat sie gedauert und 288 Meilen sind wir unterwegs gewesen. Alfred macht einen zufriedenen Eindruck.
Aber jetzt geht es erst mal nach Hause nach Gustow. Greta und Alfred wollen ins Jacuzzi. Die Erwachsenen wollen Kaffee trinken.
Und 17:00 Uhr fahren die Enkel mit den Eltern wieder zurück in die Lüneburger Heide. Moni und ich bleiben in Gustow.