Tag 29, 10.Juni 2024, Hjellestad (N) – Bergen (N), 15 nm
Ich werde schon zeitig wach, es ist 6:00 Uhr. Robert lasse ich schlafen. Ich mache Frühstück, erst dann ist Wecken für Robert. Wir wollen so zeitig wie möglich weg Richtung Bergen. Der Wind soll im Laufe des Tages immer stärker werden. Es soll 6…7 bft auf die Nase geben.
7:30 Uhr legen wir ab. Das erste Mal für Robert seit 6 Jahren auf dem Segelboot. Das Ablegemanöver läuft smooth. Robert ist Rudergänger. Wir kommen raus aus den Schären und dann kommt der Wind und immer auf die Nase. Gut ist, dass wir ein bisschen Strom von achtern haben.
Wir bemühen uns die Fahrt mit Maschinenkraft bei 5 ktn zu halten. Es gelingt, aber eine ganz schöne Welle kommt uns entgegen. Segeln macht keinen Sinn. Wir müssten ankreuzen gegen den Wind und das tun wir uns nicht an. Wir sitzen unter der Kuchenbude und schieben uns langsam vorwärts.
Unterwegs, 9:20 Uhr, kurz vor der ersten Bergener Brücke begegnet uns eine Motoryacht. Ein Verdränger mit deutscher Flagge und einer Gösch am Bug. Rot ist die Gösch mit einem Wappen. Ich traue meinen Augen nicht, es ist eine Stralsunder Flagge. Das Schiff heißt „Erik“ und ich nehme Funkkontakt auf, wir wechseln ein paar Worte und wünschen uns gute Fahrt.
9:45 Uhr unterqueren wir die zweite Brücke und beginnen Bergen zu sehen. Es ist nicht mehr weit. Mir kommt alles bekannt vor. Ich war ja schon zweimal mit der Segelyacht in Bergen.
10:10 Uhr fahren wir in das Hafengelände ein. Wir kommen vorbei am Hurtigruten Terminal. Weiter geht die Fahrt bis zur Fußgängerbrücke kurz vor der Gäste Marina. 10:40 Uhr sind wir hier. Wir fahren nahe an die Brücke ran, um die Tel.Nr. zu erspähen, welche man anrufen soll, wenn man um Brückenöffnung bittet. Auf der Nr. meldet sich niemand.
Wir legen an einer naheliegenden Pier an und versuchen zu eruieren wie man die Brücke geöffnet bekommt. Es ist schwierig. Die Tourist Information verweist auf ihre Webseite. Dort steht nichts über die Småpudden Brücke. Ich renne in die Marina. Einzig, ein paar Polen treffe ich an, aber die wissen nichts. Am Ende spreche ich einen Mann auf der Brücke an, mein Alter. Er führt seinen Hund spazieren und nennt mir die richtige Tel Nr. +4755567815. Wir werden registriert für die nächste Öffnung 14:00 Uhr. Nun heißt es warten. Die 10:00 Uhr Öffnung haben wir definitiv verpasst.
Also geht es 14:00 Uhr endlich durch die Brücke und wir legen 14:25 Uhr an. Pos 60°22‘823 N, 5°19‘684 O.
Wir trinken unseren Anleger und feiern unsere ersten gemeinsamen 15 Seemeilen.
Dann werden die Fahrräder auseinandergeklappt und ab geht es in die Stadt Bergen, Downtown.
Robert ist beeindruckt von dieser Skandinavischen Stadt. Wir fahren am Stadthafen bis zum Ende der Pier. Da ist eine Baar, die kenne ich vom meinem ersten Besuch in Bergen, 2022. Hier trinken wir erst mal jeder ein Bier, IPA.
Wir fahren mit dem Fahrrad kreuz und quer durch die City, bis wir hungrig werden. Robert hat ein Restaurant rausgesucht, wo es Walsteak gibt. Das „Brygeloftet“, wir bekommen Platz in der unteren Etage. Als Vorspeise essen wir Muscheln und als Hauptgang jeder ein Walsteak vom Vhagehval, auf Deutsch Zwergwal. Wir sind begeistert. Das Fleisch schmeckte vorzüglich.
Zurück auf dem Schiff sitzen wir noch bis 22:00 Uhr unter der Kuchenbude und trinken Bier und Whisky.
Tag 30, 11.Juni 2024, Bergen (N), Hafentag, keine Meilen
Heute ist Ausschlafen. Wir frühstücken erst 10:00 Uhr. Wir haben Glück mit dem Wetter. Blauer Himmel aber Kühl und sehr windig.
Danach fahren wir mit den Fahrrädern in die Stadt. Wir wollen auf den Fløypilen. Da geht es hoch mit einer Bergbahn auf 850 Meter, auf den Berg. hat Bergen wohl seinen Namen.
Also parken wir die Fahrräder und kaufen uns Tickets. Und hoch geht’s. Ganz schöner Menschenandrang. Es liegen zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen und alle Kreuzfahrer wollen hoch auf den Berg.
Oben angekommen gibt es ein Gipfelbier und wir genießen die Aussicht. Robert ist begeistert. Die Stadt sieht schön aus von hier oben.
Irgendwann sind wir wieder unten und haben Hunger. Rentier Hotdog essen wir.
Weiter geht es zur Bergenhus Festung. Die schauen wir uns an. Überall hören wir Deutsch. Wir sehen ein Aida Kreuzfahrtschiff.
Robert kauft Norwegische Strickmützen und Socken.
Wir wollen in das Hanse Museum, aber das ist zurzeit geschlossen. Wir fahren mit den Fahrrädern herum, auf die andere Seite des Stadthafens. Hier sehen wir, wie Ein Schiff der Hurtigruten einläuft.
Wir besteigen noch die Frederiksberg Festung. Danach rollen wir zurück zum Schiff. Unterwegs machen wir noch ein paar Einkäufe.
Zurück auf dem Schiff kommen wir mit einem Norweger ins Gespräch. Ein junger Mann, Roberts Alter. Das Gespräch ist hochinteressant, hat er doch dieselbe Wahrnehmung vom gegenwärtigen Leben, der Politik, wie wir. Nach seiner Meinung geht es in Norwegen bergab.
Abends grillen wir Rindersteaks.
Tag 31 und 32, 12. und 13.Juni 2024, Bergen (N) – Shetland Iles, Lerwick (GB) 205 nm
Die Brückenöffnung haben wir schon gestern Abend bestellt, damit nichts schiefgeht. Ich schaue mir morgens, nach dem Aufwachen nochmal den Wetterbericht an. Der zeigt am Vormittag starken Wind aus Nord, welcher am Nachmittag abflaut. Dann immer noch 6 bft. Weiter im Laufe des Tages soll dann auf der Nordsee NW blasen mit 6bft, fallend. 70…80 Meilen vor den Shetlands soll am nächsten Tag, am 13. Juni um die Mittagszeit Flaute sein und der Wind dann auf Ost drehen. Und wir treffen die Entscheidung: wir fahren jetzt den nächsten Sund an Bergen nach Norden und dann raus auf das offene Meer. Wir ziehen das jetzt durch!
Nach dem Frühstück, kurz vor dem Ablegen und der bestellten Brückenpassage wollen wir noch mal unsere Bordtoilette besuchen. Die Handpumpe geht nicht mehr. Robert macht das Schiff zum Ablegen fertig, ich demontiere die Pumpe. Eine Sauerei, die ich „liebe“. Ich hatte schon im Vorjahr in weiser Voraussicht einen Ersatz gekauft.
Nach der Brückenpassage, 10:15 Uhr, legen wir noch mal an einem Pier an und ich montiere die neue Pumpe.
10:45 Uhr beginnen wir endlich unsere große Reise. Am Hafenausgang Bergen setzen wir Segel und es geht mit schnellem Hoch-Am-Windkurs nach Westen. Bis 12:00 Uhr können wir segeln. Dann biegen wir nach Norden in den Sund und haben 6 bft auf der Nase. Die Fock können wir einrollen. Kreuzen macht keinen Sinn. Wind und Strom auf der Nase… zu viel Versatz. Maschine an und wir versuchen es mit Großsegel und Maschine. Macht auch keinen Sinn. Wir bergen das Großsegel und kämpfen uns 9 Meilen gegen den Wind und Strom nach Norden. Es geht langsam voran.
14:30 Uhr geht es nach Südwesten durch einen kurzen schmalen Sund bis in die offene See. Raus auf dem Meer setzen wir die Segel. Wir können einen geraden Kurs, ziemlich hoch am Wind bis zu den Shetlands einstellen.
Die Welle ist erträglich, anfangs 2 Meter, später 3 Meter, schräg von Vorn. Es geht rauf und runter. Und wir fahren Geschwindigkeiten zwischen 5,5 ktn und 6,5 ktn. Alles ist gut. Die Sonne lacht aber der Wind ist kalt. Die Wassertemperatur liegt bei 9°C, die Luft dann wohl auch.
Wir segeln einen ziemlich geraden Westkurs. 18:00 Uhr sende ich über mein InReach Mini via Inmarsat eine kurze Message an Moni: „Alles läuft nach Plan!“ AIS-B terrestrisch läuft hier nicht mehr, weit draußen vor Norwegen. Moni verfolgt uns vielmehr über MapShare. Unsere Trackpunkte sende ich alle 10 Minuten.
Bis kurz vor Mitternacht scheint die Sonne Erst 23:00 Uhr geht sie unter. Es ist aber weiter hell.
Bis 1:00 Uhr am 13.Juni 2024 halten wir West Kurs. Vor uns sind jetzt die Norwegischen Gasförderfelder. Wir bekommen vom Dispatcher über Funk Anweisung unseren Kurs nach Südwesten zu korrigieren, um den Schiffsverkehr an der einen Plattform nicht zu behindern. Wir gehorchen.
2:00 Uhr nachts, dann wieder ein Anruf und noch einer. Mal sollen wir an einem Schiff eine Meile am Bug vorbei, später dann doch am Heck. Also müssen wir nach Norden aufkreuzen. Die Leute haben wohl nicht erkannt, dass wir ein Segler sind. Na, 3:00 Uhr sind wir endlich weg aus diesem Verkehrsgebiet rund um die Gasförderung. Inzwischen ist es dunkel-dämerich. Richtig dunkel wird es hier oben nicht.
Wir schlafen abwechselnd immer eine Stunde. Richtiger Schlaf ist das nicht. Robert kämpft noch mit der Zeitumstellung, Kanada-MEZ, immerhin 6 h.
Und 3:00 Uhr lässt der Wind auch nach. Unsere Fahrt geht auf 3 ktn ü.G. runter. Wir brauchen Fahrt. Wir starten die Maschine und unterstützen mit geringer Drehzahl. Wir müssen ohnehin mal die Batterien ein bisschen nachladen.
Gegen 4:00 Uhr gebe ich auf. Der Wind geht auf 4 ktn runter. Robert schläft, ich berge die Segel und wir fahren weiter mit Maschinenkraft. Schade, aber so ist das mit dem Segeln. Es ist nie alles beisammen. Die Nacht ist weiter kühl. Wir sitzen abwechselnd im dicke Overall am Steuer
Die See wird immer flacher. Es gibt zwar eine lange Dünung aber es kräuselt sich kein wenig auf dem Wasser.
Nachmittags, so der Wettervorcast, soll der Wind drehen und die Flaute vorbei sein. Wir hätten dann achterlichen Wind zunehmend aus Ost. Wir hoffen!
7:00 Uhr haben wir 106 Meilen versegelt. Es ist kaum noch Wind, 7 ktn weiter abnehmend. Wir fahren nun mit Maschinenkraft, Dass Großsegel ist noch oben. Aber wir fragen uns wozu.
Einer von uns ist immer unter Deck schlafen.
12:45 Uhr sind wir 138 Meilen unterwegs, 15:40 Uhr, so steht es im Logbuch haben wir 153 Meilen hinter uns.
Unglaublich, genau 8:00 Uhr überfahren wir den 0-Meridian. Wir sind im „Westen“. Das ist Timing!
19:00 Uhr sehen wir am Horizont die Shetland Inseln. Die letzten vielen Meilen sind wir mit Maschinenkraft gefahren. Totale Flaute. Aber der Wind kommt wieder. 19:30 setzen wir wieder Segel. 8 ktn Halber Wind. Wir segeln wieder mit 4,5 ktn ü.G.
21:00 Uhr haben wir gar 12 ktn Wind. Unsere Fahrt ist wieder über 5 ktn. Wir sind 183 Meilen unterwegs. Von Südost ziehen dunkle Wolken heran. Es nieselt und dann wir der Regen stärker. Wir bauen die Kuchenbude auf.
22:30 Uhr holen wir die Segel ein. Die Sicht wird immer schlechter. Wolken und Regen. Robert kritisiert, dass ich aufgeregt sei. Der Hafen ist noch weit. Eine Stunde brauchen wir noch.
Wir fahren vom Süden in die Bucht von Lerwick ein. Ich hatte schon mit der Hafenautorität über Telefon gesprochen. Vor Hafeneinfahrt soll ich mich über CH 12 wieder melden und wir bekommen Anweisung wie weiter.
23:20 Uhr funke ich den Hafenkapitän an. Wir bekommen klare Anweisung, wo wir anlegen sollen. Und freundlich sind die und sagen noch, wenn weitere Fragen sollen wir funken.
23:46 legen wir längsseits im Albert Dock am Schwimmponton an. Zwei Seglerinnen aus Irland nehmen die Leinen an. Pos 60°09‘268 N 1°08‘483 W.
205 Meilen war die Überfahrt lang. 38 Stunden waren wir unterwegs.
Wir trinken unseren Anleger und sind fertig und gehen schlafen.
Tag 33, 14.Juni 2024, Lerwick (GB), Hafentag, keine Meilen
Erst mal schlafen wir lange, sind fertig. Ich gehe in den nächsten Laden und kaufe Eier. Und ich melde mich bei der Hafenbehörde. Ich wecke Robert gegen 10:00 Uhr lokaler Zeit. In Deutschland ist es schon 11:00 Uhr. Wir frühstücken in aller Ruhe. Ich habe leckeres Rührei mit Speck zubereitet.
Wir gehen nochmals gemeinsam zur Hafenbehörde, übergeben die ausgefüllten Papiere und bezahlen für zwei Tage die Hafengebühr.
Dann wandern wir durch den Ort und auf einem Küstenweg hin zum richtigen Supermarkt. Wir kaufen ein, arbeiten unseren Einkaufszettel ab. Es ist viel was wir gekauft haben. Und es ist viel billiger als in Norwegen. Wie bekommen wir den Einkauf nach Hause? Robert bestellt ein Taxi. Auch das kostet nur 8 Pfund.
Alles ist einsortiert im Schiff. Wir bekommen Anweisung von der Hafenautorität, dass wir unseren Liegeplatz räumen müssen. Ein Kreuzfahrtschiff wird über Nacht erwartet und unser Ponton dient dann als Anleger für die Tender des Kreuzfahrtschiffes. Wir gehen schnell längsseits an ein Traditionsschiff im Hafen.
Dann wandern wir wieder im Ort. Eigentlich haben wir einen kleinen Hunger. Aber eine Gaststätte finden wir nicht. Dafür eine Bar. „The Bar“. Nur zwei Leute sind drin. Wir sind zu viert. Und es folgt eine Bierrunde nach der anderen. Irgendwann sind wir und die freundlichen Shetlanders abgefüllt.
Wir gehen zurück zum Schiff. Robert bereitet Shrimps und dazu gibt es Weißwein. Und wir sehen uns das Europameisterschaftsspiel Deutschland- Schottland an. 5:1, das gibt es doch nicht.
Tag 34, 15.Juni 2024, Lerwick (GB), Hafentag, keine Meilen
Unser zweiter Tag auf den Shetlands beginnt 11:00 Uhr. Wir haben geschlafen wie tot. War wohl noch die Anstrengung der Überfahrt von Bergen (N).
Wir steigen von unserem Schiff über das Traditionsschiff an dem wir festgemacht haben. Einer von der Besatzung ist da und gibt uns Hinweise, wo wir noch hinfahren sollen und anlegen können auf den Shetlands. Robert erkundigt sich, wie wir an der Schiffstankstelle Tanken können. Wir erfahren, die ist kaputt. Wir werden abends unsere Reservekanister einfüllen.
Unser erstes Ziel, die Festung, „Fort Charlotte“. Ein Museum ist es nicht, aber man kann die gesamte Zitadelle begehen. Gut erhalten und sehr gepflegt. Es wurde gebaut im 16. Jahrhundert und diente dazu den wichtigen Ankerplatz im Bressay Sound vor Dänischen und Französischen Kriegsschiffen zu beschützen. Wir schauen von der Zitadelle auf den Sound, hier ankert heute ein Kreuzfahrtschiff. Die Zeiten ändern sich.
Und unten Auf der Straße um die Zitadelle ein Menschenumzug, mit Marschmusik, nein nur Trommeln. Davor die Polizei und dahinter. Alles in Regenbogenfarben. Ein LKW, auf dem tanzen Halbnackte bei Regen und 10°C. Bekloppt! Es ist „Pride Month“. Die Schwulen und Lesben und Woken und was sie sonst noch sind, sind stolz auf sich und haben Ausgang. In Lerwick leben 20000 Einwohner. Eine Kleinstadt mit gemessen an dem Umzug großen Anteil Befürwortern dieser Woken Bewegung. Ein Mann meines Alters steht mit seiner Frau neben mir und schüttelt den Kopf.
Wir wandern weiter durch die Stadt. Alles sieht schön Viktorianisch aus. Lerwick hat ein wunderschönes Rathaus, richtig britisch. Und wir sehen das schönste Polizeipräsidium ever.
Wir laufen 3 Kirchen an. Alle sind zugeschlossen. Schade. Scheint wie in Norwegen zu sein.
Wir wandern weiter zum „Broch of Clickimin“. Eine runde Steinbefestigung aus der Eisenzeit. Die Befestigung steht auf einer Insel, inmitten eines Sees. Robert doziert über die Geschichte: Als erstes lebten hier Picmies. Die bauten die Burg 500…800 v.Ch. und wurden später durch die Kelten von den Britischen Inseln vertrieben. Die kamen von dort wegen der Römer. Und dann kamen die Wikinger 1000…1300. Und die wurden wiederum von den Sachsen und Angelsachsen abgelöst.
Auf dem Weg zum Zentrum zurück kommen wir an einer neugebauten High-School vorbei. Sehr schön mit riesigen Sportplätzen. „Dispecta Est Thule“ steht dran… Nur in Sicht kam Thule, weil der Auftrag nur soweit reichte und überdies der Winter kam.
Unser nächstes Ziel, das Shetland Museum. Robert hat Hunger, die Restaurants sind geschlossen. Wir ergattern ein Sandwich und eine Cola. Das Museum liegt an einer alten Hafenanlage und verlangt keinen Eintritt! Die Ausstellung geht über Geologie und Historie, schön gemacht und sehr interessant!
Wir wandern zum Stadtzentrum zurück. Es ist viel Betrieb in der kleinen Stadt. Das Kreuzfahrtschiff hat immer noch Ausgang. Wir haben ein letztes Ziel: die „Thule Bar“. Laute Musik und viele Leute. Aber Pub Besuch muss sein. Ein halber Liter Bier 4,50 Pfund…5,20 €. Im Pub lauter Betrunkene. Ein weiblicher Junggesellenabschied… übelst, keine davon würden wir nehmen ist Roberts und meine Meinung.
Zurück auf dem Schiff wollten wir eigentlich Steaks grillen, aber es regnet. Wir sind auf den Shetlands! Es gibt nun Sauerbraten aus der Büchse mit Rotkraut und Kartoffeln.
Wir legen uns zeitig in die Kojen. Morgen wollen wir schon 6:00 Uhr aufstehen und weiter nach Norden segeln.
Tag 35, 16.Juni 2024, Lerwick (GB) – Baltasound, 45 nm
Der Wecker klingelt. Ich schaue in die Wettervorhersage. Es sieht nicht zu gut aus. Wir haben ein Langfristziel und das heißt Inverness in Schotland. Wir müssen dahin, von dort geht Roberts Rückflug und da kommt Moni, meine Frau an. Also müssen wir gute Winde und Wetterfenster nutzen. Eigentlich war unser heutiger Plan auf die Out Skerries, eine kleine Inselgruppe, nur 20 Meilen entfernt zu segeln. Da aber die weiteren Wetter und Windlöcher nicht so gut aussehen, entscheiden wir gleich in den Norden der Shetlands zu segeln. Unser Ziel Baltasound. Da werden wir einen Tag bleiben und die nördliche große Shetlandinsel „Unst“ mit dem Fahrrad erkunden.
Bevor wir lossegeln füllen wir noch unsere 3 Reservekanister Diesel in den Tank. Jetzt ist er wieder fast voll. 8:10 sind wir dann soweit und legen ab. Wir verlassen Lerwick, die Hauptstadt der Shetland Inseln. Wir fahren nach Norden, raus aus dem Hafengebiet mit Maschinenkraft.
8:40 Uhr setzen wir Segel. Robert ist Rudergänger und weist an mit Reff 2 zu beginnen. Der Wind hat 20 ktn und wir müssen hoch ran… 30°. Auch die Fock fahren wir ein wenig gerefft. Es geht gut voran, 5,5 ktn. Wir haben ganz schöne Welle, es ist ein Auf und Ab.
9:40 Uhr gehen wir auf Reff 1 und reffen die Fock aus. Wir halten die Geschwindigkeit. Es ist diesig. Die Inseln und Ufer sehen gespenstisch aus. Eigentlich wollten wir östlich an der Insel Whalsay vorbei aber wir entscheiden uns westlich durch den Linga Sound zu gehen. Hier haben wir den Strom von hinten. Und es geht schnell, wir fahren 7 ktn+ hoch am Wind. Aber am Ausgang des Sunds haben wir Tide Rips. Die bilden sich, wenn der Wind entgegen dem Gezeitenstrom weht. Unangenehme Hackwellen entstehen und wir kommen schlechter voran. 11:40 Uhr haben wir das geschafft.
Inzwischen haben wir auch das Großsegel ausgerefft.
12:00 Uhr sehen wir an Steuerbord die Out Skerries. Wir fahren vorbei, weiter nach Norden.
13:00 Uhr ist der Wind mal unter 7 ktn. wir helfen ein Stück, eine halbe Stunde mit Maschine nach.
Robert ist die meiste Zeit am Ruder und hat seine Freude. Er entscheidet, dass wir zwischen den Inseln Fetlar (Stb) und Hascosay (Bb) durchgehen. Und das läuft sehr gut. Wir segeln wieder schnell und ohne Maschinenhilfe.
Nach der Insel Fetlar dann kreuzen wir Richtung Osten in die offen Nordsee. Die Welle wird größer und größer.
Und zuletzt, von 16:20 Uhr an geht es auf geradem Nord Kurs Richtung Balta Sound. 17:25 Uhr dann Maschine an und wir bergen die Segel. Inzwischen haben wir wie vorhergesagt Sonnenschein!
Ich übernehme das Ruder und Robert bereitet unser Schiff für das Anlegen vor. Es gibt eine kleine Hafenpier und wir legen innen um 17:30 Uhr an. Eine Schweizer Crew, die schon mit ihrer Yacht „Smiling Swith“ hier liegt, nimmt uns die Leinen ab. Pos 60°45‘539 N, 0°50‘288 W.
Wir genießen unseren „Anleger“ und sitzen und trinken und genießen die Ruhe und den Blick.
Wir kommen ins Gespräch mit einem 82-Jährigen Shetlander von den Orkneys und schwatzen mit der Schweizer Crew und den Leuten von einem Britischen Segler. 3 Segler sind hier im Hafen bzw. vor Anker.
Wir spazieren noch ein bisschen im Hafengebiet herum, machen unzählige Fotos und erfreuen uns an der totalen Ruhe und der Natur.
Und wir beenden den Segeltag mit BBQ, Schottische Rindersteaks, dazu gibt es Mischgemüse von Roberts Hand und kleine Schottische Kartoffeln.
Hallo Steffen,
ich warte jedesmal voller Ungeduld auf deine Reisberichte. Sie sind in deiner offenen und ungeschönten Art und Weise einfach super und fesselnd geschrieben. Sehr informativ, oft mit geschichtlichen Hintergründen und gespickt mit den vielen persönlichen Eindrücken, die du sehr gut und unverblümt rüberbringst. Was hin und wieder bei mir lautes Lachen hervorruft. Ich wünsche euch weiterhin noch eine gute Reise und uns, die zu Hause geblieben sind, interessante Reiseberichte! Viele Grüße und die besagte Handbreit….
Hape