Tag 36, 17. Juni 2024, Balta Sound (GB), Hafentag, keine Meilen
Nach einer langen Fahrt gestern, schlafen wir erst mal aus. Es gibt ein leckeres Frühstück. Alles machen wir mit Butangas. Wir haben keinen Landstrom.
Wir sehen, dass die Schweizer mit ihrer Segeljacht abgelegt haben. Ich dusche auf der Badeplattform. Robert hat das schon gestern Abend gemacht, gepaart mit einem Bad im Hafenbecken.
Und wir machen unsere Fahrräder fertig. Robert hat den Plan für die Fahrradtour gemacht. Na hoffentlich schaffen wir das.
Als erstes fahren wir am Baltasound entlang nach „Downtown Baltasound“. Unterwegs halten wir an und beobachten Robben, die auf einer Slip Anlage liegen. Als wir näher herangehen lassen die sich alle in das Wasser gleiten und beobachten uns von dort mit herausgestreckten Köpfen.
Weiter geht es in das Zentrum der 10 Häuser hier. Und hier gibt es ein Postamt, das nördlichste der Britischen Inseln. Wir schreiben Postkarten, die erhalten Sonderstempel. Und es gibt einen „Tante –Emma“ Laden, aber wir brauchen nichts.
Unsere Fahrradtour führt uns weiter Richtung Haroldswick. Bergauf schieben wir die Räder, runter zu fahren wir. Aber es geht meist bergauf. Die Landschaft ist einerseits langweilig über Land. Nur Gras, keine Bäume. Interessant wird es in Küstennähe. Tolle Blicke auf die Buchten haben wir. Und es gibt Sandstrände.
Wir kommen vorbei am „The Viking Unst Project“. Ein Freilichtmuseum, welches an die Wikinger erinnert. Ein Langhaus und ein Wikingerschiff. Das sehen wir uns an. Es gibt auch ein paar Touristen hier, wir sind nicht ganz alleine.
Unser Ziel, das Loch of Cliff. Ein langgestreckter Süßwassersee. Robert hat herausgefunden, dass der sehr forellenreich sei. Die Fahrt hierhin war anstrengend, weil es viel bergauf ging. Aber es lohnt sich. Am See beobachten wir eine besondere Art von Möwen. Sie sind braun und haben weise Federn an den Flügelenden. Eine Masse von diesen Tieren, die sich im See waschen. Und wir haben unser mitgebrachtes Lunchbrot.
Eigentlich hatte Robert noch 20 km geplant, aber wir schaffen es nur noch hoch zu einem Aussichtspunkt, den Burra Firth Beach Viewpoint. Tolle Aussicht von hier auf den Burra Firth Fjord.
Das Wetter ist ganz gut, kein Regen aber Sonne könnte auch mal scheinen. Macht nichts, wir sind ohnehin kaputt nach den 15 km Fahrt. Wir entscheiden uns für die Rückfahrt.
Zurück geht es auf der gleichen Straße. Einzig, jetzt machen wir Halt am Final „Checkout Cafe“. Es gibt lecker Kuchen und Kaffee. Und wir unterhalten uns mit britischen Rentnern, die Hobby Ornithologen sind und hier Urlaub machen.
Am Schiff angekommen lässt sich ein Hafenmeister sehen und wir habe 25 Pound für zwei Nächte zu bezahlen. Wir haben eine nette Unterhaltung mit dem Hafenmeister.
Robert macht Angelversuche von der Pier aus. Dann gibt es lecker Burger, die wir auf dem Gas Grill braten.
Tag 37, 18. Juni 2024, Balta Sound (GB) – Scalloway (GB), 83 nm
2:00 Uhr klingelt der Wecker. Wir haben einen langen Tag vor uns… 80 Meilen etwa.
2:35 Uhr legen wir ab, nur mit Kaffee und Tee. Wir haben uns vorgenommen die ersten 10 Meilen oben herum, um die nördlichste Insel Ust (der Shetland Inseln) unter Maschine zu fahren. Der Wind und der Strom sind gegen uns so zeitig am Morgen und so machen wir das. 2:50 Uhr sind wir raus aus dem Balta Sound.
Es geht vorbei Am Holm of Skaw. Wir müssen uns fern von der Küste halten, weil es hier unangenehme gefährliche Tide Rips gibt.
5:00 Uhr haben wir dann die Bucht Burra Firth an Backbord, da wo wir gestern mit dem Fahrrad am Aussichtspunkt waren.
5:25 umfahren wir den Felsen Muckle Flugga mit dem nördlichsten Leuchtturm Großbritanniens. Jetzt endlich setzen wir die Segel. Der Wind kommt mit 12 ktn aus 220°. Gleich fahren wir 5,5 ktnü.G.
7:30 Uhr haben wir die Insel Yell an Backbord. Der Wind ist inzwischen auf 18 ktn angewachsen. Wir fahren 7 ktn ü.G. Und wir entscheiden uns für Reff 1.
8:40 Uhr haben wir Outastack an Backbord. Der Wind ist stärker geworden, über 20 ktn. Ein zweites Reff bauen wir ein in das Großsegel. Robert ist weiter Rudergänger und das schon seit heute Morgen. Es macht ihm sichtbar Spaß. Wir haben so 3 Meter Welle, die wir schräg schneiden. Es geht auf und ab.
10:10 Uhr fahren wir an Muckle Osa, einer gefährlichen Klippe vorbei. Inzwischen haben wir Welle an die 4 Meter. Robert hat sich mal hingelegt, ich stehe heute das erste Mal am Ruder. Und ich entscheide mich die Fock einzurollen. Danach wird die Fahrt nicht langsamer. Immer wieder fahren wir 7 ktn ü.G.
12:00 Uhr haben wir die Schären Ormal Ve Skerries an Backbord und wir ändern den Kurs, es geht jetzt nach Südosten, immer geradeaus Richtung Scalloway. Inzwischen haben wir 4 Meter Welle und mehr. Die Welle schiebt uns, wir haben jetzt einen Raumschots Kurs. Inzwischen ist Robert wieder Rudergänger. Es ist schwierig den Kurs zu halten ohne eine Patenthalse zu fahren. Wir fahren das Großsegel an Bakbordbug bis 13:40 Uhr. Dann halsen wir und schaffen einen geraden Kurs bis zur Einfahrt Middle Channel nach Scalloway.
16:05 Uhr bergen wir das letzte Stück Großsegel und fahren ein in das Hafengebiet. 16:50 Uhr haben wir endlich angelegt. Pos 60°08‘022 N, 1°17‘096 O.
Wir verholen unser Schiff nochmals, bauen die Kuchenbude auf und bewegen uns schnellen Fußes Richtung Restaurant. Das „TP“ hat geschlossen aber gegenüber ist das „Scalloway Hotel“. Und wir bekommen Platz. Super nette Bedienung und wir essen als Vorspeise Schottische Austern und Miesmuscheln und als Hauptspeise Thunfischsteak. Es ist einfach lecker. Das Bier schmeckt dazu und der schottische Whisky natürlich auch. Mit den Tischnachbarn, Rentner aus Kalifornien, haben wir ein gutes Gespräch.
Zurück auf dem Schiff nehmen wir noch einige Getränke und Gute Nacht! Es war ein schwerer Tag, super Segeln auf langer Distanz.
Tag 38, 19. Juni 2024, Scalloway (GB), Hafentag, keine Meilen
Heute ist Ausruhen in Scalloway. Viel los ist nicht hier. Ich mache mir Gedanken über den Wind der nächsten Tage. Robert beruhigt mich. Alleine wäre mir dass alles egal, ich würde das Wetter aussitzen. Aber Robert muss Richtung Inverness! Am 28.06.2024, 7:00 Uhr ist Abflug nach Kanada.
Also backen wir Brötchen auf und haben ein gemütliches Frühstück. Hier gibt es Duschen und wir betreiben Körperhygiene. Und wir nutzen Waschmaschine und Trockener und waschen unsere Wäsche. Selbst unser Schiff bekommt eine Reinigung.
Der Vormittag ist schnell vorbei und uns zieht es in ein nahes Fischrestaurant. 13:00 Uhr, eine gute Entscheidung: Fish and chips und Chardonay, lecker und preiswert.
Und wir machen einen Ausflug in die Stadt. Wir nehmen zwei Kanister auf einem kleinen Trolley mit, den ich immer an Bord habe. Am Ende haben wir nämlich eine Schiffstankstelle gefunden. Und Reservekanister an Bord zu haben macht sicher. Das Tanken der Schiffe hier auf den Shetlands ist nicht einfach.
Wir machen unseren Stadtrundgang, der vor einer Bar endet, in dem Hotel, wo wir gestern waren. Nochmal trinken wir leckeres „Tennet`s“. Robert verspürt nochmals Appetit. Er bekommt Pie of the Week.
Zurück auf dem Schiff macht Robert einen Nachmittagsschlaf und ich schaue mir das Fußballspiel Deutschland-Ungarn an.
Draußen pfeift der Sturm. Über Nacht werden wir 9 bft haben. Morgen Früh wird der Wind wieder runter sein 6 bft, abnehmend. Hoffentlich, das brauchen wir!
Tag 39, 20. Juni 2024, Scalloway (GB) – Fair Island (GB), 39 nm
6:30 Uhr klingelt der Wecker. Robert liebt diesen Ton. Ich bin schon vorher wach und backe die Brötchen auf. Schnell sind wir mit dem Frühstück durch. Der Wind ist runtergegangen, Gott sei Dank!
7:50 Uhr legen wir ab. Easy, wir liegen in Lee. Die Kuchenbude lassen wir drauf. Der Wind hier oben ist kalt und da haben wir guten Schutz und sehen den abartigen 4 Meter – Wellen nicht ständig ins Gesicht.
Wir nehmen den South Chanel. Die Sicht ist super und wir haben Sonnenschein. Dennoch, es ist hundekalt.
8:50 Uhr sind wir auf der offenen See, Atlantik! Wir ziehen das Großsegel hoch und belassen es gleich bei Reff 2. Auch die Fock rollen wir nur 2/3 aus. Wind haben wir 20 ktn und 3 Meter Welle. Wir segeln 30° hoch am Wind. Der Kurs stimmt, Richtung Fair Iles.
9:50 Uhr reffen wir das Großsegel aus, Reff 1. Der Wind ist runtergegangen auf 15 ktn. Wir fahren weiter 6 ktn ü.G. und schieben uns nach Süden an der Felsenküste von Mainland – Shetland. Es geht kontinuierlich voran. Robert ist Rudergänger. Er liebt den Kick.
Dan komme ich hoch, vom Navitisch und sage: Robert, in kürze habe ich 1000 Meilen auf der Reiselogge… Und Robert antwortet mir, es ist gerade soweit.
11:10 Uhr, wir fahren mit gerefftem Großsegel, Reff 2 aber das Focksegel voll raus. Der Wind ändert sich ständig. Man kann nichts planen. 12:00 Uhr reffen wir das Großsegel aus… der Wind bläst nur noch mit 14 ktn. Für Leute, die das lesen, wir haben Strom und 4 Meter Welle.
Robert erzählt mir unterwegs viel über seine Arbeit und das Leben in Kanada. Die Zeit vergeht schnell. Im AIS Tracking sehen wir andere Segler, die nach Fair Isle segeln. Wir kommen gut voran.
13:20 Uhr meldet Robert, Land in Sicht, es ist Fair Iles. Plötzlich erhebt sich ein Berg aus dem Meer. Jetzt haben wir einen Fixpunkt, auf den wir zuhalten können. Immer noch und nur mit kleinen Unterbrechungen ist Robert am Ruder. Schön für mich!
14:15 Uhr haben wir noch 5 Meilen vor uns und 15:40 Uhr bergen wir die Segel.
Wir fahren ein in die Bucht. Es ist Ebbe. Am Anleger, einer Pier liegen schon zwei Segler. Mehr passen nicht hin. Robert ruft einem US-Amerikanischen Segler zu, er solle sich verholen und nicht Platz für zwei Schiffe beanspruchen. Dennoch wir gehen Längs ins Päckchen an einem Deutschen Segler aus Bremen. Das Schiff heißt „Hilke“. Wir trinken mit dem Skipper Markus unseren Anleger zusammen.
Robert bereitet uns das Abendessen, Szegediner Gulasch mit Kartoffeln. Lecker.
Dann gehen wir auf Wanderung auf der Insel. Nicht lange aber hoch auf den Berg. Wir fotografieren von der Steilküste ganz oben, auch auf unseren Liegeplatz.
Robert baut auf einem Berg noch einen Inuksuk, einen Steinmann, eine Inuit Tradition.
Zurück von unserer Wanderung helfen wir noch einem Schweizer Schiff und einem Schweden beim Anlegen, aber auf einer anderen Pier. Uns war es wichtig, die von unserem Päckchen fernzuhalten. Wir wollen morgen Früh 7:00 Uhr weiter Richtung Kirkwall auf den Orklands.
Robert und ich, wir enden unter der Kuchenbude bei Rum und Zigarre/ Zigarette. Und wir reden über den Segeltag. Die Fair Iles ist aus unserer Sicht das Schönste, was wir auf den Shetland Ilands gesehen haben.
Tag 40, 21. Juni 2024, Fair Island (GB) – Kirkwall (GB), 59 nm
Heute geht es weiter Südwärts. 6:00 Uhr ist wecken. Wir wollen zeitig weg. Unsere Reise soll nach Kirkwall, die „Hauptstadt“ der Orkney Islands, gehen. Mit dem Frühstück müssen wir uns beeilen. Auch die S/Y Hilke, an der wir im Päckchen liegen macht sich zum Ablegen bereit. Es wird also ein Schnellstart.
Raus aus der Bucht gehen wir unter Maschine nach Osten. Wir fahren uns frei von der Gezeitenströmung hier. 2 Meilen vor der Küste ziehen wir das Großsegel hoch. Reff 1 erst mal zur Sicherheit. Aber nach kurzer Zeit reffen wir aus. Der Wind bläst mit 16 ktn von schräg vorn, wir fahren hoch am Wind. Wir blicken zurück auf Fair Ile. Es war eine bezaubernde Insel. Empfehlenswert!
Gegen 11:00 Uhr haben wir 20 Meilen versegelt. Der Wind geht immer mehr auf Halbwind. Das Wetter ist angenehm, auch haben wir ganz moderate See. Das Meer meint es gut mit uns.
13 Uhr haben wir schon 37 Meilen versegelt. Der Strom schiebt achterlich mit einem Knoten
14:00 Uhr haben wir die Insel Holland steuerbord querab. Die Felsen sind weis vom Puffins-Kot. Die brüten hier am Felsen.
Wir biegen ein in den Auskerry Sound. Der Strom von hinten setzt ein und schiebt. Kurz danach überqueren wir noch die 9 Meilen über den Stronsay Firth. Hier schläft der Wind auf der Mitte ein. Wir starten die Maschine.
Und dann, immer näher an Kirkwall geht es durch eine Enge: The String. Hier packen uns 3 ktn Strom von hinten. Wir fahren fast ohne Wind 8 ktn ü.G. Gott sei Dank haben wir keinen Wind von vorn bei dieser Strömung, sonst gäbe es unangenehme Tide Rips!
Nachdem Wir die Engstelle passiert haben, biegen wir links ab, Richtung Kirkwall. Die Segel sind schnell geborgen und wir bereiten das Anlegemanöver vor.
Im Zickzack geht es hinter Meterhohe Spundwände in die Kirkwall– Marina. 16:30 Uhr sind wir längsseits am Schwimmsteg fest. Pos 58°59‘223 N 2°57‘512 W. Schnell trinken wir unseren Anleger und machen uns fertig für den Landgang.
Eigentlich sollte man sich erst mal den Ort ansehen, aber wir haben Hunger. Und im zweiten Anlauf klappt es, wir finden einen hübschen Pub. Hier wird das Essen vom benachbarten Hotelrestaurant serviert. Für uns gibt es Seafoodchowder und danach Schweinebauchbraten… lecker Schottisch! Wir runden mit IPA und Whisky ab: Whisky Highlandpark 18 Years aged… The Orkney Single Malt with Viking Soul!!! Und wir haben nette Gespräche mit dem Bartender, einem Australischen Archäologen und einem Touristenpaar aus dem US- Staat Whashington.
Lustig vom Bier und Whisky ziehen wir durch den Ort. Schöne alte Häuser, schmale Gassen und den Sitz des Bischofs samt seiner Kathedrale schauen wir uns an.
Tag 41, 22. Juni 2024, Kirkwall (GB) – Wick in Schottland (GB), 48 nm
Gestern haben wir uns noch die Gezeitenströme angesehen. Wir entscheiden uns für eine zeitige Abfahrt. Da haben wir 2…3 ktn Strom von hinten und wir werden auf die offene See hinausgeschleudert. Also stehen wir 5:30 Uhr auf, gehen nochmal schnell duschen, frühstücken und machen noch schnell ein paar Fotos von der Marina in der Morgensonne. Es weht kein Lüftchen und die See liegt flach wie ein Spiegel.
7:10 legen wir ab und hinaus Richtung Stronsay Firth. Draußen vor dem Hafen liegen zwei Norwegische Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Die Passagiere werden mit den Tendern in den Hafen gebracht. Gut für den Ort, die Touristen bringen ein bisschen Geld an Land.
Aber für uns geht es bei schönstem Sonnenschein in den Stronsay Firth und wie geplant schiebt uns der Tidenstrom mit 3 ktn raus auf das Meer.
10:00 Uhr setzen wir das Großsegel, schieben aber immer noch mit Maschine. 10:45 Uhr dann endlich segeln wir endlich mit Groß und Fock sehr hoch am Wind. An Steuerbord lassen wir die Inseln und Küsten der Orkneys liegen. Wir sehen Felsen voller Vogelkot, ganz weiß. Die Puffins brüten hier. Und die Logge zeigt die Schnapszahl 1111 nm. Soweit bin ich seit dem Heimathafen unterwegs.
11:00 haben wir 25 Meilen versegelt. Wir fahren über den Sound, der die Orkneys und Schottland trennt. Hier gibt es Tide Ribs und die bekommen wir zu spüren. Wir lassen uns weiter nach Osten abfallen, um aus diesen Turbulenzen zu fliehen.
12:40 Uhr haben wir querab Duncansby Head mit seinem Leuchtturm. Das ist Schottland! Und hier scheint die Sonne. Leider geht dem Wind 13:30 Uhr die Puste aus… der hat offenbar Mittagspause. Wir bergen die Segel und tuckern weiter mit Maschinenkraft.
13:40 Uhr sehen wir die Sinclair’s Bay querab an Steuerbord. 6 Meilen noch bis zur Bucht von Wick, messe ich.
14:20 Uhr sind wir am Nosshead (Nasenspitze). Jetzt biegen wir ein Richtung Hafen. Robert Telefoniert mit dem Hafenmeister und meldet uns für das Anlegen und Tanken an.
15:00 Uhr fahren wir rückwärts zwischen die Finger an einen Schwimmsteg. Der Hafenmeister steht bereit und hilft uns beim Anlegen. Er begrüßt uns freundlich, so etwas kennen wir nicht von Deutschland. Hier in Schottland scheinen alle noch freundlich und natürlich zu sein.
Der Hafenmeister sagt uns, trinkt erst mal euren Anleger und dann kommt ihr zu mir und wir machen die Registration. Gesagt, getan. Beim Hafenmeister bietet uns ein Kollege gleich einen lokalen Whisky an, wir lehnen aber ab. Stattdessen erkundigen wir uns in welchen Pub oder Restaurant wir gehen sollen.
Auf einem Wagen mit Pumpe bringt uns der Hafenmeister Diesel und wir pumpen den rein in unser Schiff. 1,30 Pound/ltr, ein guter Preis.
Das empfohlene Restaurant heißt „Norsman“. Wir wandern hin. Es ist eine halbe Stunde Weg und wir sehen was vom Ort. Alles typisch britisch. Wir kommen vorbei an der „Old Pulteney“ Destillery. Die kann man eigentlich besichtigen, aber dafür ist es zu spät. Wir wandern über zwei Brücken unter denen sich bei Ebbe, und wir haben Ebbe, der Fluss wie ein Rinnsal ins Meer schlängelt. Bei Flut dagegen, und das sehen wir, schiebt sich das Meer weit hoch über die Flussmündung in das Landesinnere.
Das Hotel und Restaurant „Norsman“ ist ein Bau aus den Siebzigern. Nichts Besonderes. Aber viele Leute essen hier. Und wir essen als Vorspeise Shrimps und Haggis. Danach gibt es Entenbrust. Und dazu gibt es Bier und lokalen Old Pulteny Whisky. Übrigens Haggis ist richtig schottisch: Innereien vom Schaf frittiert… lecker. Und wieder hat es super geschmeckt. Ich weiß gar nicht warum die Leute sagen, die Englische Küche sei nicht lecker… Aber wir sind ja in Schottland.
Wir machen noch eine ausgedehnte Wanderung durch den Ort zurück zum Schiff. Unterwegs im COOP Supermarkt kaufen wir noch Proviant und eine Flasche Old Pulteny Whisky. Auf dem Schiff nehmen wir davon noch einen guten Schluck.
Tag 42, 23. Juni 2024, Wick in Schottland (GB) – Inverness (GB), 69 nm
Das wird heute die letzte große Etappe mit Robert. Heute Abend wollen wir in Inverness sein. Moni/Mutti wird anreisen.
Wieder stehen wir 5:30 Uhr auf. 7:05 Uhr legen wir ab. Die Windvorhersage ist schlecht. Max 7 ktn Wind und auf der Nase. Aber es hilft nichts, wir müssen nach Süden.
Wir setzen Groß und Fock und segeln und motoren und segeln und motoren… Am Anfang haben wir den Strom von vorn. weiter dann von hinten.
An Steuerbord sehen wir permanent die Schottische Küste. An Backbord haben wir auf lange Strecke einen riesigen Windpark, teilweise in Betrieb, teilweise im Bau.
Heute haben wir kaum Welle, komisch nach den bewegten Segeltagen.
15:00 Uhr fahren wir in den breiten Moray Firth ein. Jetzt sehen wir an Steuerbord und an Backbord die Schottische Küste. Wir fahren parallel zur Küste an Steuerbord. Die Küste ist anders als auf den Schetlands und Orkneys, runder, sanfter und bewaldet.
14:30 Uhr haben wir querab an Steuerbord den Leuchtturm Torbat Ness. Er liegt schön in der Sonne. Bis Inverness sind es noch etwa 25 Meilen. Segeln geht bei dem wenigen Wind nicht mehr. Vielmehr kommt Hunger auf und ich bereite Spaghetti während Robert das Schiff führt.
Gegen 17:00 Uhr sehen wir an Steuerbord den Eingang zum Comarty Firth, ein Fjord, der nach Nordost abzweigt. Hier liegen im Wasser schwimmende Öl- oder Gas-Bohrturminseln. Die scheinen hier auf einer Werft in Invergordon gebaut zu werden. Invergordon ist übrigens mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und Scapa Flow in Verbindung zu bringen. In Scapa Flow in den südlichen Orkneys hat Admiral von Reuter die Deutsche Kaiserliche Kriegsflotte selbst versenken lassen um sie nach Deutschlands Kriegsverlust nicht den Entente- Mächten zu übergeben. Die gefangenen Matrosen und Offiziere der Kaiserlich Deutschen Marine sind von Invergordon in die Kriegsgefangenschaft gegangen.
Um 18:30 Uhr fahren wir in die Meerenge zwischen Fort Georg an Backbord und Fortrose mit seinem schönen Leuchtturm an Steuerbord. Hier haben wir die Strömung mit 2 Ktn von vorn und reichlich Wirbel und Tide Rips.
Robert telefoniert mit dem Hafenmeister der Inverness Marina und meldet unsere Ankunft an.
20:00 Uhr exakt durchfahren wir die Hängebrücke vor Inverness. Kurz danach fahren wir bei Niedrigwasser in die schmale Einfahrt der Inverness Marina ein. Durch den Tidenhub bei Niedrigwasser mutet das wie ein tiefes Loch an. Wir finden den vom Hafenmeister telefonisch zugeordneten Platz und legen rückwärts zwischen den Fingern an. Pos 57°29‘651 N 4°14‘064 W. Es ist 20:12 Uhr. Just in Time! Es ist gerade noch Zeit für den obligatorischen Anleger.
Wir ziehen uns zivilisiert an, bestellen ein Taxi und fahren 21:30 Uhr zum Flughafen Inverness. Moni/ Mutti landet aus Amsterdam kommend 22:15 Uhr pünktlich. Nach herzlicher Begrüßung geht es mit dem Taxi zurück zum Schiff. Jetzt sind wir drei an Bord. Wir begießen unser Wiedersehen. Am Ende sind wir alle erstaunt und beeindruckt, dass wir bei diesen unberechenbaren Winden und Wetter es pünktlich nach Inverness geschafft haben!