Tag 50, 1. Juli 2024, Caledonian Canal, Fort Augusus (GB), Hafentag, keine Meilen
Wir schlafen lange, wollen heute hier bleiben in Fort Augustus. Ich bin immer noch erkältet. Schnupfen und Gliederschmerzen. Ein bisschen Ruhe wird guttun.
Erst mal müssen wir Roberts I Phone, welches er auf dem Schiff vergessen hat, zur Post bringen. Die Britische Postbeamtin ist eine Polin. Sie prononciert manche Worte schlecht und falsch. Zudem ist sie unfreundlich und kurz angebunden. Scheint als Migrant nicht einfach zu sein in Großbritanien. Jedenfalls ist die Aufgabe des Briefes mit dem Telefon eine Tortur. Na, irgendwie schaffen wir es doch.
Wir setzen unsere Wanderung durch den kleinen Ort fort, besuchen das Caledonian-Canal-Informationscenter und besuchen alle Souvenirshops. Viel gibt es nicht hier, außer der Schleusentreppe, einer Tankstelle, 2 Pubs, 4 Souvenirshops, einer geschlossenen Kirche, dem Caledonian Ferienressort und einer alten Abbey.
Wir wollen die alte Abbey, ein Kloster besuchen. Geschlossen, es ist umgebaut zu einem Clubhotel. Na wenigstens gibt es ein Bootshausrestaurant. Das hat für uns eine Kleinigkeit zu Essen und Tee und Internet.
Inzwischen ist die Sonne da und das Spazieren macht wieder Spaß.
Am Nachmittag kauft Moni noch ein bisschen ein und ich fülle die Reservekanister in den Dieseltank. Mit meinem kleinen Bord-Trolley fahre ich mit den zwei Kanistern zur Tankstelle und fülle diese wieder auf.
Tag 51, 2. Juli 2024, Caledonian Canal, Fort Augusus (GB) – Invergarry Castle (GB), 16nm
7:30 Uhr stehen wir auf, zeitig, aber wir wollen in die Schleusentreppe in Fort Augustus. Die Schleuse hat 5 Kammern und das dauert fast 1 Stunde, um hoch zu schleusen. Gestern ist uns vom Schleusenwärter gesagt worden, es wird kurz nach 9:00 Uhr losgehen, wenn die Schiffe von oben runter geschleust sind.
Gegen 9:00 Uhr kommt der Schleusenwärter zu uns an den Steg. Er teilt die Schiffe, welche auf die Schleusenfahrt warten, in 3 Gruppen ein. Wir sind in der dritten und letzten Gruppe. Wir müssen jetzt bis 11:00 Uhr warten. Nicht so schlimm, wir haben Zeit.
10:50 Uhr wird unsere Gruppe über CH 74 aufgerufen. Wir legen ab und fahren langsam Richtung Schleuse. 11:00 Uhr fahren wir in die erste Kammer ein, wir sind das zweite Schiff an der Steuerbordwand. Nachdem wir nach ca. 10 Minuten oben am Schleusenrand angekommen sind und die zweite Kammer öffnet, nimmt Moni die Vorleine und führt das Schiff wie einen Hund in die zweite Kammer. Moni bleibt jetzt am Schleusen-Kai stehen und führt die Vorleine. Ich werfe die Achterleine zum Schleusenwärter, der führt sie oben um den Festmacherhaken. Und so geht das weiter von Kammer zu Kammer.
11:50 Uhr verlassen wir die fünfte und letzte Kammer. Weiter geht es im Kanal. Wir haben gut Sicht, es ist kühl, 12…13°C und manchmal nieselt es.
12:40 Uhr fahren wir in die KYTRA Schleuse – nur eine Kammer. Die Schleusenfahrt geht schnell. Jetzt folgt noch das CULLOCHY Lock. 13:30 Uhr kommen wir an dieser Schleuse an und müssen am Warteponton bis zu unserer Schleusung 14:30 Uhr warten. Längsseits an unserem Schiff hat solange eine Britische Yacht festgemacht. Wir haben gute Unterhaltung mit den jungen Leuten. Der eine ist 37 Jahre alt, wie unser Sohn. Er ist Hubschrauberpilot und der andere ist Profiskipper auf einer Superyacht im Mittelmeer.
Wir meistern die Schleuse und müssen nun noch durch eine Drehbrücke. Die öffnet getaktet mit unserer Schleusenausfahrt.
Vorbei geht es an einem Wehr, über welches das Wasser des Loch Oich in den gleichnamigen Fluss läuft.
Und wir fahren in das Loch Oich ein, ein kleinerer See der in den Kanal eingereiht ist. Die Landschaft ist gigantisch. An backbord geht der Berg auf 600 Meter hoch. Wir fahren an einigen Inseln vorbei. Hier soll es an Steuerbord eine Burgruine geben. Und wir sehen sie.
Vor der Ruine des Invergarry Castle gibt es einen Schwimmsteg. Hier legen wir an, für die Nacht. An Steuerbord querab am Ufer liegt ein Schiffswrack. Idyllisch, wir sind alleine. Wenn es nur ein bisschen wärmer wäre. Na wir trinken unseren Anleger. Pos 57°03‘962 N, 4°46‘753 W
Und wir gehen wandern. Erst zur Burgruine.
Die alte Burg ist eine Burg des Schottischen Mac Donald Clans. Die Burg wurde von den Britten geschliffen, als sie gegen die Schotten den Krieg gewonnen haben.
Dann geht es durch den Wald zum Castle Hotel. Überall wächst wild Rhododendron und Bäume, die riesig sind, Zedern und Mammutbäume. Die hat sicherlich der alte Schlossherr hier mal gepflanzt bevor er selbst gegangen ist.
Wir gehen in das Schlosshotel und trinken Tee in einem wunderschönen alten Salon. Das Schlosshotel ist aus dem 19. Jahrhundert, um 1865, und im Stile eines Schlosses gebaut. Es war der neue Herrensitz. Da schmeckt der englische Tee.
Zurück auf dem Schiff sehen wir Fernsehen. Ein österreichischen Krimi, den wir schon kannten.
Tag 52, 3. Juli 2024, Caledonian Canal, Invergarry Castle (GB) – Laggan Locks, 3 nm
In unserer Bucht am Castle liegen wir geschützt. Unser Ziel heute am Vormittag ist ein Anleger, quasi um die Ecke. Dort ist ein Denkmal mit sieben Köpfen und ein kleines Café. Aber als wir 11:00 Uhr abgelegt haben und wir wieder mitten auf dem See sind, hat es 20 Ktn Wind und Regen. Wir entscheiden uns zur Weiterfahrt bis zu der Laggan Schleuse.
Wir passieren 11:30 Uhr die Laggan Swing Bridge. Der Brückenwärter öffnet als wir in Sichtweite sind. Es ist eine Straßenbrücke.
12:00 Uhr sind wir an der Laggan Schleuse und machen oberhalb fest. Pos 57°01‘666N 4°49‘468 W.
Ende für heute. Das Wetter soll morgen noch schlechter werden. Der Wind nimmt weiter zu. Erst am Freitag ist mit weniger Wind und besserem Wetter zu rechnen. Wir werden hier abwettern. Hier gibt es Duschen und Strom und ein Pub auf einem alten Lastenkahn.
Also gammeln wir und „hängen ab.“
Den Pup im Lastenkahn können wir leider keinen Besuch abstatten. Der hat geschlossen wegen Krankheit. Na wir haben einen Ausweg. Noch geht das Wetter und wir sitzen in der Plicht bei Getränken und Zigarre.
Tag 53, 4. Juli 2024, Caledonian Canal, Laggan Locks, Hafentag, keine Meilen
Die ganze Nacht über hat es geregnet. Kondensat hat sich an den Aluminiumrahmen der Fenster und Luken gebildet. Draußen ist es kalt gewesen in der Nacht sagt uns das. Das Kondensat muß nach dem Aufstehen erst mal weggewischt werden. Unsere Webasto Heizung und der elektrische Heizlüfter laufen parallel. Zum Frühstück ist es muschelig warm.
Gegen 10:00 Uhr beginnt ein Wetterfenster mit ein wenig Sonne und keinem Regen bis ca. 13:00 Uhr. Das nutzen wir, wir gehen wandern. Bergstiefel und unsere Segelanzüge ziehen wir an, der Regen kommt bestimmt.
Unser Ziel ist ein Denkmal mit 7 Köpfen in 4 km Entfernung entgegen unserer Fahrtrichtung auf dem Kanal. Wir wandern also oberhalb des Kanales zurück. Der Weg führt hoch auf einem Damm, wie ein Deich. Das war wohl der Aushub als der Kanal gebaut wurde. Dieser Streckenabschnitt ist von hohen Bäumen, einem dichten Wald gesäumt. Die Bäume sind gepflanzt worden um den Aushub am Kanalrand zu befestigen. Der Weg durch den Wald macht Freude. Er ist gut verfestigt und die riesigen Bäume sind beeindruckend.
Nach ¾ des Weges überqueren wir den Kanal über die Laggan Swing Bridge. Gestern sind wir mit unserer Segelyacht hier durchgefahren. Auf der anderen Seite des Kanals, nein es ist der Loch Oich, kommen Wasserfälle vom Berg und hier ist der Eingang zu einer Baustelle der STRABAG. Hier wird ein Pumpspeicherwerk gebaut.
Wir erreichen das Denkmal und die kleine Kneipe über die Straße.
Moni erzählt mir die Geschichte der 7 Köpfe. Es gab vor langer Zeit einen Familienstreit als Mitglieder eines schottischen Clans aus Zentraleuropa zurückkehrten. Zwei Leute starben im Streit. Die Täter lebten unbehelligt weiter, 7 Brüder. Bis eines Tages einer die Tat von vor zwei Jahren rächt. Den 7 Brüdern werden die Köpfe abgeschlagen.
In der Gaststätte gegenüber bestellen wir leckere „Well of the Seven Heads Burger“. Wir hatten zuvor eine positive Rezension für die Kneipe gelesen. Und die Burger waren wirklich lecker.
Wir wandern zurück zum Schiff und es regnet wieder. Aber wir sind richtig bekleidet. Auf dem Rückweg finden wir eine Menge Pfifferlinge. Die gibt es heute zum Abendessen.
Tag 54, 5. Juli 2024, Caledonian Canal, Laggan Locks – Oberhalb Benavae Locks, 6 nm
Heute wird wieder gesegelt. Wir wollen über Loch Lochy, den letzten See und zweitgrößten See im Verlauf des Caledonian Canal.
9:20 Uhr legen wir ab. Es regnet nicht, es ist bewölkt, keine Sonne aber es soll ein wenig Wind auf dem See sein. Wir fahren 9:35 Uhr in die Logan Schleuse rein. Und es geht abwärts, ab hier nur noch abwärts bis zum Meer.
9:50 Uhr sind wir auf Loch Lochy, wir setzen die Segel. Viel Wind ist nicht, 5…6 ktn und ziemlich von West. Wir kreuzen gegen an. Beidseitig vom See erheben sich steil die Berge des Schottischen Hochlandes. Ein toller Anblick.
12:20 Uhr sind wir so gut wie durch, durch den See. Der ist ja nur 7 Meilen lang. Wir bergen die Segel und fahren mit Maschinenkraft vor die nächste Schleuse, Lock Gerloch. Wir melden uns über CH 74 an und müssen warten. Es ist Lunchtime bei dem Schleusenwärter.
Wir machen an einem Warteponton fest. Es vergeht eine halbe Stunde, da werden wir zur Einfahrt in die Schleuse Gerloch aufgefordert. Und 13:40 Uhr sind wir bereits runter geschleust. Wir setzen unsere Kanalfahrt fort, es ist fast das letzte Stück Caledonian Canal.
14:30 Uhr legen wir an, oberhalb der Neptuns Stair Cases, der Banavea Locks. Das ist die größte Schleusentreppe mit 8 Kammern. Pos 56°50‘965 N, 5°05‘351 W.
Hier werden wir bis morgen warten und uns dann runterschleusen lassen, fast auf Meeresniveau.
Wir sind faul, haben die Kuchenbude aufgebaut und lauschen dem Regen, der immer wieder kommt und geht.
Irgendwann legt hinter uns eine Motoryacht mit Österreichern an. Wir helfen beim Anlegen und spendieren denen auf Leihe ein Verlängerungskabel. Wir werden auf ein Glas Wein aus Niederösterreich eingeladen.
Tag 55, 6. Juli 2024, Caledonian Canal, Oberhalb Benavae Locks – hinunter bis Corpach, 1 nm
Überraschung, die Sonne scheint. Wir bauen die Kuchenbude ab. Wir wollen Handlungsfreiheit und freie Sicht bei der Schleusenfahrt zum Meer hinunter. Und wir verholen das Schiff bis direkt vor die Schleusentreppe. Wir wollen eine Pool Position!
Ich funke den Schleusenwärter über CH74 an. Er sagt, früheste Schleusung ab 11:00 Uhr. Erst wird ein kleines Kreuzfahrtschiff hochgeschleust und das dauert. Also warten wir, genießen die Sonne und gehen noch mal Duschen, liegen wir doch jetzt direkt vor den Sanitäranlagen.
Wir wandern die Schleusentreppe 3 Kammern runter und beobachten den Schleusungsvorgang des Kreuzfahrtschiffes. Da ist vorn und achtern und backbord und steuerbord nur Luft für Fender. Maßarbeit!
Wir sprechen mit dem Schleusenwärter. Der sagt uns, erst müsse er eine Gruppe Holländer runter schleusen, die haben sich vorangemeldet. Moni regt sich auf, heben wir uns doch auch angemeldet. Der Schleusenwärter will sehen was er machen kann. Er wird sich bei uns melden und die Einteilung machen.
Kurz vor 11:00 Uhr kommt Bewegung auf am Anleger. Der Schleusenwärter hinterfragt nochmals unsere Schiffsmaße. Und wir sind das 7. Und letzte Schiff in der ersten Groppe auf der Backbordseite.
Und wir lassen alle erst einfahren und folgen als letztes Schiff. Es ist eng. Vor uns liegen 3 Schiffe nebeneinander. Wir müssen weit genug vorn sein vor der CILL, ein Absatz in der Schleuse auf der das obere Schleusentor sitzt. Gefährlich so weit hinten, da kann das Ruderblatt aufsitzen, das wäre der Super Gau. Aber alles geht gut. Moni fiert die Vorleine vom Schleusenrand oben. Ich fiere vom Schiff.
Bis zur letzten Schleusenkammer dauert es. 13:15 Uhr fahren wir in die letzte Kammer. 13:24 Uhr öffnet sich das letzte Schleusentor, aber wir müssen warten. Vor der Schleuse ist eine Eisenbahndrehbrücke. Wir warten auf einen Zug.
Inzwischen fängt es an zu regnen, wie aus Gießkannen. Und dann, die Schleusenkammer über uns ist voll und läuft über. Ein Wasserfall hinter uns. Man versteht sein Wort nicht mehr und zum Regen von oben sprüht das Wasser des Wasserfalls jetzt noch von hinten. Und ein Wasserdruck schiebt unser Schiff immer schräg zur Fahrtrichtung. Die Achterleine ist gespannt wie ein Flitzebogen.
Endlich öffnet sich die Eisenbahnbrücke und wir sind 13:35 Uhr sind wir raus aus der Hölle. Jetzt fahren wir noch eine Meile auf dem Kanal und dann gibt es noch zwei Schleusenkammern und 14:45 Uhr sind wir auch durch die durch und legen 14:50 Uhr im Hafenbecken Corpach, des Caledonian Canals an. Pos 56°50‘537 N, 5°07‘240 W.
Wir lauschen dem Regen, trinken unseren Anleger und wärmen uns auf. Den Anleger haben wir uns nach der Schleusenfahrt wirklich verdient!
17:00 Uhr ist der Regen vorbei und wir wandern 2 Landmeilen bis zum nächstgelegenem Pub am Kanal. Der Pub heißt „The Lochy“. Und wir essen lecker. Vorspeise Heggis und Hauptspeise Mongolian Beef und Haddock.
Wir wandern zurück am Meer. Am Ufer ein gestrandeter Segler und ein gestrandeter Fischkutter. Scheint gefährlich zu sein bei Sturm hier.
Tag 56, 7. Juli 2024, Caledonian Canal, Das Ende vom Kanal, Corpach, Hafentag, keine Meilen
Wir liegen jetzt in diesem Vorhafen, am Ende des Caledonian Canals. Früh morgens verlassen alle die Holländer das Hafenbecken durch die letzte Schleuse zum Meer. Nervig, denn die Holländer lassen ihre Maschinen lange vor dem Ablegen an. Wir ertragen das mit Geduld.
Irgendwann, 11:00 Uhr tritt Ruhe ein, alle weg, ein belgischer Segler und wir sind alleine zurück.
Wir machen unsere Fahrräder klar und radeln dann Richtung Fort Williams.
Es ist ein schöner Fahrradweg, asphaltiert, an der Küste. Wir sehen nochmals die gestrandete ausgeschlachtete Segelyacht und den gestrandeten Fischkutter. Tut einem weh, wenn man das so sieht.
Wir stoppen als erstes an Old Inverlochy Castle. Eine alte Ruine. Die ist abgesperrt, wir können nicht rein.
Wir radeln weiter nach Fort Williams. Als erstes sind wir am alten Fort. Nur einige Mauern und Kanonen. Nichts mehr zu sehen von der alten Vergangenheit.
Wir wandern durch die Stadt. Es gibt eine Fußgängerzone mit Kneipen und alten Häusern. Zwei drei alte Kirchen sehen wir, eine können wir innen besichtigen.
Bisher war das Wetter angenehm und bisweilen sonnig. Dann fängt es an zu regnen. Wir flüchten uns in einen Pub. Essen ein paar kleine Sachen und nehmen Bier und Wein.
Wir radeln zurück. Es ist super Wetter, fast wie im richtigen Sommer. Wir grillen an Bord, BBQ.
Mit dem Schleusenwärter vereinbaren wir das Ausschleusen morgen gegen 8:15 Uhr, dann ist Hochwasser.