Tag 71, 22. Juli 2024, Dublin (IRL), Hafentag, Hop on hop off, keine Meilen
Es sind die letzten zwei Tage mit Moni. Wir wandern wie gestern geplant in die Stadt Richtung Clartiton Hotel. Das sind 20 Minuten Weg und hier ist die Haltestelle 22 der Hop On Hop Off Tour. Hier steigen wir zu und machen erst mal eine volle Runde ohne Hop Off. Wir bleiben einfach oben auf dem Doppeldecker sitzen und haben den Audioguide auf Deutsch. Das Wetter ist sonnig und warm. So lässt es sich aushalten auf dem Flydeck.
Von der Haltestelle Nr. 1 sitzen wir noch mal auf den Bus auf. Wir fahren nochmal bis zur O’Connel Street wir wollen in Murrays Restaurant. Da bekommen wir mit unseren Tickets für Sightseeing zwei Essen für den Preis von einem. Kurz davor geht der Bus kaputt und wir laufen durch eine tolle Fußgängerzone zu Murrays Bar & Grill. Und wir bekommen unser Essen und Getränke.
Nach dem Essen sitzen wir nochmals auf den Bus auf und fahren bis zum Steevens Green Park. Wir kommen vorbei am Parlamentsgebäude, schauen uns noch in einem Naturkundemuseum mit freiem Eintritt um.
Wir wandern noch zur St Patrick und anderen Kirchen.
Dann folgt die Wanderung in den Pub Distrikt. Wir trinken Bier in zwei Pubs mit Irischer Live Musik.
Mit dem Taxi kommen wir zurück zu unserer Marina. Mit dem Taxifahrer verabreden wir noch Monis Transport zum Airport übermorgen. Wir sind beide kaputt und geschafft. Eine Großstadt ist anstrengend.
Tag 72, 23. Juli 2024, Dublin (IRL), Hafentag, Hop on hop off, keine Meilen
Heute ist Tag zwei des Sightseeings. Wir steigen wieder vor dem Clariton Hotel zu und fahren bis zur Station Nr.1. Hier ist das Whiskey Museum. Wir besuchen es. Es ist eine interessante und lustige Tour rund um den Irish Whiskey mit anschließender Whiskey Verkostung.
Robert hat uns empfohlen auch den Campus des Trinity Colleges zu besuchen. Das machen wir, ist nahe am Whiskey Museum. Der Campus dieser ehrwürdigen Universität ist wirklich sehenswert.
Der Vormittag ist schon lange vorbei. Wir sind k.O. Wir steigen nochmals in den Bus und Fahren die Stadtrundfahrt runde bis zur O’Connel Street und gehen noch Mal essen in Murray’s Bar&Grill.
Mit dem Sightseeing Bus fahren wir bis zur Station in der Nähe unserer Marina und gehen noch Mal einkaufen für mich und die nächsten Tage.
Tag 73, 24. Juli 2024, Dublin (IRL),Poolberg Marina – Dun Laoghaire (IRL), 6 nm
Heute reist Moni ab. 6:30 Uhr ist Wecken. Moni bereitet das letzte gemeinsame Frühstück vor. Gemütlich sitzen wir noch einmal zusammen. 7:30 Uhr gehen wir hoch zum Parkplatz. Der Taxfahrer Christy kommt pünktlich wie bestellt um 7:50 Uhr. Wir verabschieden uns und Moni fährt zum Airport.
Ich gehe zurück zum Schiff und mache Reinschiff und fülle den Wassertank auf. Auch gebe ich den Wantenspannern noch eine Umdrehung, das hatte ich schon lange vor.
Früh, als Moni wegfuhr hatten wir extremes Niedrigwasser. Vor uns auf Mooring liegende Schiffe waren gar trockengefallen. Wir hatten noch 0,1meter unterm Kiel. Also warte ich fast bis 11:00 Uhr. Als ich ablege habe ich um 11:45 Uhr schon wieder 1,50 Meter unterm Kiel.
Ich versuche Dublin Harbour über CH12 anzurufen. Ich will mich abmelden und meine Fahrt in den Dublin Kanal ankündigen. Keine Antwort. Ein anderer Segler fährt schon den Kanal Richtung Irische See. Ich schließe mich an.
Es sind nur ein paar Meilen bis zu meinem Ziel. Da ziehe ich keine Segel hoch. Außerdem fängt es an zu regnen. Ich halte auf DunLaoghaire Harbor, den Royal Irish Yachtclub zu.
Vor der Hafeneinfahrt eine Regatta. Und auch noch eine Regatta für kleine Segler im Hafenbecken. Die muss ich umfahren.
12:00 Uhr lege ich längsseits an einem der äußersten Pontons an. Pos 53°17‘977 N 6°08‘355 W. Ganze 6 Meilen habe ich versegelt. Ich lege mich erst mal hin, bin wohl das frühe Aufstehen nicht mehr gewohnt.
Lange kann ich nicht schlafen, ziemlicher Schwell, das Schiff ruckt in den Leinen. Ich stehe auf und verlege das Schiff an einen anderen Platz zwischen die Anlegefinger.
Dann überwinde ich mich und gehe den langen Weg bis zum Marina Office. Ich muss 53€ bezahlen, für eine Nacht. Das ist Wucher! Und ich muss auf Anweisung des Hafenmeisters das Schiff nochmals verlegen.
Ein Skipper von einer Schweizer Yacht hilft mir mit der Spring. Wir unterhalten uns über unsere jeweiligen Reisen und tauschen bei Bier Informationen zu den Häfen aus. Der Schweizer kommt von Süden, ich von Norden, so passt das.
Am Nachmittag koche ich mir noch leckere Sächsische Flecke.
Und ich treffe Segler im Hafen, die ich mit ihrem Katamaran schon in Ardglass in Nordirland getroffen hatte.
Nachdem ich den Wind und die Karten für die nächsten Tage studiert habe, ärgere ich mich. Eigentlich hätte ich heute noch 18 Meilen fahren können, bis nach Wicklow. Da hätte ich bessere Karten gehabt für meine Überfahrt nach Wales.
Morgen früh werde ich zeitig aufstehen und 120 Meilen fahren. Der Wind ist früh gering bis Null und frischt im Laufe des Tages aus Südwesten auf. Ich muss nach Südosten. Ich gehe zeitig schlafen. Werde gegen 4:00 Uhr rausfahren.
Tag 74, 25. Juli 2024, Dun Laoghaire (IRL) – Neyland (UK), 119 nm
Heute ist 3:00 Uhr Wecken. Schnell koche ich Kaffee und Tee. Zum Essen ist es zu Zeitig. Das werde ich auf der offenen See nachholen. 3:55 Uhr exakt lege ich ab. Es ist noch richtig dunkel. Aber ich finde den Ausgang aus dem Hafen.
Außerhalb vom Hafen ist nur wenig Wind, wie vorhergesagt. Trotzdem, der Wind kommt mit 10 Ktn aus der richtigen Richtung. Ich setze groß und Fock, schiebe aber noch mit Maschine. Habe 1,5 ktn Strom von achtern.
6:00 Uhr habe ich die Codling Bank passiert. Hier ist es nur 4 Meter tief und man merkt trotz des wenigen Windes von nur 10 ktn, dass sich die Welle in diesem Gebiet anders bricht. Aber es waren keine richtigen Tide Ribs. In der Seekarte wird vor Havy Over Falls gewarnt. Ich hatte Glück.
Bis 8:00 Uhr habe ich noch Strom von achtern. Dann setzt die Umkehr ein. Die Maschine läuft immer noch mit.
12:00 Uhr habe ich 3 ktn Strom von vorne. Bei 10 ktn gleichbleibenden Wind geht ohne Maschine gar nichts. 50 Meilen sind inzwischen versegelt.
Es ist viel Schiffsverkehr durch den St. Georgs Channel. Das ist der Seeweg unten um Irland herum in die Irische See.
Ab 13:30 Uhr gehet der Gegenstrom langsam zurück. Jetzt geht es auch ohne Maschine. 5 ktn ü.G. 60 Meilen sind bisher versegelt.
15:50 Uhr muss ich ein Ausweichmanöver fahren. Ein Fischereischiff schiebt sich mit irrer Fahrt über meine Kurslinie. Angeblich beim Fischen, so steht es in den AIS Informationen. Aber mit 15 ktn fischt man nicht, auch hat er keine Netze draußen, wie leicht zu sehen ist.
17:00 Uhr herum habe ich 70 Meilen geloggt und der Strom kommt mit 1,5 ktn von achtern. Der Wind ist bei 17 ktn angekommen. Es geht zügig voran. Ich träume schon von einer Ankunft im Hellen.
Bei 19 ktn Wind baue ich ein erstes Reff in das Großsegel. 18:25 Uhr folgt Reff 2 und auch die Fock verkleinere ich. Ich fahre 8 ktn ü.G. 80 Meilen bin ich unterwegs. Die Welle nimmt weiter zu. Ich sehe die Walisische Küste.
19:50 Uhr sind 90 Meilen versegelt. 20:30 habe ich an Backbord den Leuchtturm der Insel Skokholm. 21:30 Uhr bin ich 100 Meilen unterwegs und an Backbord der nächste Leuchtturm, der die Einfahrt Richtung Milford Haven markiert. Es ist schon dämmerig.
Ich berge die Segel. Die letzten 9 Meilen geht es mit Maschinenkraft Richtung Neyland. Es ist jetzt schon schnell dunkel geworden. Ich habe die Instrumente gedimmt, um nicht geblendet zu werden. Es wird ein richtiger Instrumentenblindflug. Die Nacht ist schwarz und ich sehe nur die blinkenden Bojen, die das Fahrwasser markieren. Und es gibt Störlicht welches blendet. Überall Steuerbords und Backbords Terminals die hell erleuchtet sind und Schiffe, die entladen werden haben alle verfügbaren Scheinwerfer an. Und dann ist da noch eine Ölraffinerie mit ihren beleuchteten Kolonnen. Schrecklich diese Störlichter. Da muss man sich schlicht und alleine auf die Seekarte verlassen.
23:00 Uhr biege ich Richtung Marina ein. Die Fender und Leinen habe ich vorbereitet. Gott sei Dank ist Hochwasser. Ich fahre in die Marina im Zickzack ein, ganz langsam zwischen den Bojen. Ich traue den Wassertiefen nicht. Und die Marina ist so gut wie nicht beleuchtet. Ich suche einen Platz. Ich finde nichts.
Ich erinnere mich, am Marina Eingang war ein Ponton mit einem freien Platz, direkt neben der Tanke. Da lege ich 23:35 Uhr nach 119 Meilen an. Pos 51°42‘549 N, 4°56‘550 W.
Ich nehme noch ein paar Getränke, einen späten Anleger, und falle geschafft in die Koje.
Tag 75, 26. Juli 2024, Neyland (UK), Hafentag, keine Meilen
Es ist ungefähr 8:00 Uhr, da klopft es am Schiff. Ein junger Mann erklärt mir, dass ich an dem Ponton, an dem ich liege nicht liegen bleiben kann, weil es ein privater Ponton einer Firma ist. Mein Verhandeln nützt nichts. Trotzdem ich noch todmüde von gestern bin lege ich ab. Ich weiß ja einen Platz in der Marina, wo ich hinpasse, dort habe ich mich in der Nacht bei meiner Ankunft in der Dunkelheit nicht getraut anzulegen. Zuvor fahre ich aber noch die Schiffstankstelle an und fülle die Kanister und auch den Tank mit Diesel auf. Viel ging in den Tank ja nicht rein, aber ich fühle mich sicherer wen alles voll ist, man weiß ja nie!
Nach dem Anlegen an meinem nun endgültigen Liegeplatz besuche ich das Hafenbüro. Der Hafenmeister registriert mich, ich soll aber erst am letzten Tag vor meiner Abreise bezahlen und ich bin mir ja noch nicht sicher wie ich weiterfahre.
Neben dem Hafenmeisterbüro ist ein hübsches Hafenrestaurant und ich beschließe hier zu Frühstücken. Gemacht getan!
Auf dem Schiff lege ich mich noch Mal hin und versuche zu schlafen, aber so richtig wird das nicht.
Ich begebe mich auf Landgang. Hier in Neyland in Wales ist richtiges Sommerwetter. Ich gehe in Shorts und kurzärmeligen Hemd. Ich komme nur bis zu einem Seglerbedarf. Ich kaufe einen neuen Flaggenstock für einen stolzen Preis, aber Mahagoni! Den bringe ich dann doch gleich zum Schiff zurück. Und vor dem Schiff warten auf mich zwei Beamtinnen der UK Bordercontrol. Sie Fragen warum ich keine Q-Flagge gehisst habe. Ich sage denen, dass ich die schon eingeholt habe, weil am Vormittag Keiner kontrollieren kam. Ich zeige den Damen dann, dass ich ordentlich eingecheckt habe über das Internetportal. Und sie stellen noch viele Fragen, einige sicher aus Neugier andere sicher um mich eventuell in Widersprüche zu verstricken. Aber ich bin freundlich und höflich. Sie wollen auch meinen Pass und die Schiffsdokumente sehen. Die Begegnung endete dann in eine nette Unterhaltung zwischen einem alten Mann und Segler und zwei jungen Frauen.
Und nun gehe ich endlich auf Landgang in Neyland. Als erstes auf der Uferpromenade. Hier stehen Hier sind Tafeln, die über einen Herren Isambard Kingdom Brunel (1806-1859) informieren. Der gilt als Gründer des modernen Neyland. Und der war ein innovativer Ingenieur. Mit 23 hat er die Clifton Suspention Bridge konstruiert, die 1863 fertiggestellt wurde. Er war wohl auch in der Entwicklung der Britischen Eisenbahn verbandelt und hat die Dampfschifffahrt nach Amerika mit der Britischen Eisenbahn koordiniert. Er war Tunnel und Brückenbauer für die Eisenbahn und Schiffbauer…
Dann war da noch eine Tafel, die über den Viktorianischen Briefkasten der hexagonal aus Gusseisen 1866-1879 hergestellt wurde. Der letzte dieser Briefkästen soll wohl auf dem Bahnhof stehen. Ich war dann aber doch nicht auf dem Bahnhof.
Vielmehr wandere ich durch die Stadt. Ich finde kein Down Town. Es gibt nur Wohnhäuser, meist Reihenhäuser. Sehr reich sieht der Ort nicht aus. Es gibt 3 Kirchen, so viele habe ich zumindest gezählt und zwei Läden für Lebensmittel. In einem kaufe ich Bier, das war mir wichtig.
Auf dem Weg den Berg runter zum Wasser ist ein Denkmal für die Soldaten aus dem 1. Weltkrieg. Gepflegt und frische Kränze von Vereinen drauf. Ich habe ja früher schon mal in Finnland eine Geschichte zum Thema „Pro Patria!- Für das Vaterland“ geschrieben. Vaterland und … für Deutschland sind ja bei uns inzwischen verpönt. Überall in Großbritannien sehe ich solche gepflegten Denkmäler und überall ist die Rede von: alles für Großbritannien, das Vaterland und den König.
Ich wandere zum Ufer des Meeresarmes der nach Neyland führt. Die Ebbe hat sich das Wasser geholt. 7 Meter Tidenhub und jetzt Ebbe. Das ist krass!
Ich komme vorbei an einem Segel- und Ruderclub. Der Club hat eine hübsche Klubgaststätte. Ich hatte außer dem Frühstück nichts und kehre ein. Ich sitze auf der verglasten Aussichtsterasse und schaue auf den Meeresarm, der an den Ufern weit trockengefallen ist. Dazu trinke ich zwei Pint Bier und esse leckere Spareribs aus dem Tagesangebot.
Zurück in der Marina treffe ich mich noch mit einem holländischen Segler. Der liegt direkt neben mir. Wir tauschen uns aus über mögliche Marinas und Häfen. Er ist auf Gegenkurs Richtung Caledonian Canal.
Tag 76, 27. Juli 2024, Neyland (UK) – Padstow (UK), 78 nm
Die Nacht über habe ich schlecht geschlafen, zumindest kam es mir so vor. Ich habe den Eindruck, dass ich schon wieder in dieser Reisehast bin. Für 5:30 Uhr habe ich den Wecker gestellt, wach bin ich seit 5:00 Uhr. Es macht aber keinen Sinn eher aufzustehen, ich muss warten bis das Wasser steigt.
Also frühstücke ich einigermaßen ausführlich und dann mache ich mich und das Boot Segelfertig. Ausgerechnet jetzt fängt es an zu regnen. Aber der Schauer ist nur von kurzer Dauer.
6:55 Uhr lege ich ab. Der Wasserstand ist schon um 1,60 Meter über Niedrigwasser. Erst mal muss ich 9 Meilen im betonnten Fahrwasser zur offenen See bei 0,5 bis 1 ktn Gegenstrom zurücklegen. Es ist einlaufendes Wasser. Und jetzt sehe ich bei Tageslicht wo ich vorgestern Abend spät reingefahren bin. Ich sehe wie die Ufer bei fast noch Ebbe aussehen und in welchem Zickzackkurs ich gefahren bin. Hatte mich ja vorgestern nur an den Instrumenten orientieren können!
Die Fahrt geht vorbei an riesigen Tanklagern und Ölterminals, an einem Gaskraftwerk, Hochspannungsleitungen und die dazugehörigen Schaltanlagen. Gut, dass ich nicht in Milford festgemacht hatte. Da hätte ich die ganze Zeit auf die Industrieanlagen blicken müssen.
8:40 Uhr verlasse ich das Milford-Hafengebiet, die lange Industriebucht. Kurz vor dem Ausgang in den Bristol Channel sehe ich an Steuerbord noch eine kreisrunde Festungsanlage, das Stack Rock Fort. Es wurde zwischen 1850 und 1871 gebaut, ergibt meine Recherche. Im Moment ist es nicht zugänglich, aber man arbeitet wohl daran, es Besuchern zugänglich zu machen. Und dann noch ein Highlight an Backbord, Thorne Island. Ein Felsen der von einer Festung gekrönt ist. Wie ich nachlese ist sie in Privatbesitz und wird als Wohnhaus genutzt.
Also biege ich in den Bristol Channel ein. Wie der Name sagt führt dieser Meeresarm aus der Irischen See nach Osten bis noch Bristol und Cardiff. Den muss ich überqueren. Vor mir liegen etwa 70 Meilen auf geradem Südkurs. Mit Großsegel und Fock gehet es so hoch wie möglich ran. Ich schaffe bei dem Wind 40°. Es könnte mehr Wind sein! Ich rechne. Ich möchte im Hellen und zwei Stunden vor Hochwasser, also 21 Uhr in Padstow sein. Ich bin zu langsam, komme gerade mal auf 5 ktn ü.G.. Durch das Wasser sind es 6 ktn… aber ich habe eben Gegenstrom von Süd. Shit happend! Bis 13:00 Uhr lasse ich die Maschine die Segel unterstützen. 30 Meilen bin ich unterwegs.
Der Wind ist mehr geworden, jetzt 12…14 ktn. Die Maschine brauche ich nicht mehr. Das Schiff fährt 6 ktn ü.G. Das Wetter ist schön, es ist merklich wärmer als im Norden, wo ich war. Die Wassertemperatur ist hier 18,5°C. Beachtlich, auf den Shetlands waren es nicht mehr als 10°C im Wasser. Ich scheine in den Sommer reinzusegeln.
14 Uhr baue ich ein Reff in das Großsegel ein. Ich bin zu schnell. Darf erst 21:00 Uhr am Ziel sein, sonst muss ich dort warten bis das Hafentor geöffnet wird. Und es ist schon besser mit einem Reff, weniger Ruderdrück und Kränkung und die Geschwindigkeit hat sich auch nur wenig verringert.
14:00 Uhr habe ich 40 Meilen versegelt. 15:00 Uhr reffe ich dann wieder aus, der Wind nimmt ab. Ich segle jetzt 40…45°C am Wind. Es sind noch 30 Meilen, ich rechne, bei meiner Geschwindigkeit noch 5,5 h. Bisher war es sonnig aber über mir jetzt eine dunkle Wolke. Hoffentlich fängt es nicht an zu regnen. Aber ich habe Glück, die Sonne kommt wieder.
16:00 Uhr kommt mir dann ein Segler exakt auf Gegenkurs entgegen. Schön anzusehen und wieder eine Abwechslung. Wir winken uns zu.
17:30 Uhr habe ich 58 Meilen versegelt. Im Plotter sehe ich das AIS Signal eines großen Schiffes. Es kommt schnell näher und eigentlich auf Kollisionskurs, aber ich sehe den Haken bei seinem AIS Signal. Der Kapitän hat den Kurs um einige Grad nach Steuerbord korrigiert. Sehr höflich denke ich. Aber ich gehe auch höher ran an den Wind und kann auch einige Grad nach Steuerbord gehen. Als der Dampfer vorbeikommt denke ich, mit dem zu kollidieren… da bleibt von mir nichts übrig und der merkt das gar nicht. So ein riesiger RORO Frachter, ein Kasten!
Auf dem weiteren Weg reffe ich mal ein und mal aus und das ganze gleich zwei Mal. Der Wind geht hoch und runter.
18:00 Uhr helfe ich dann gar noch mal mit der Maschine nach, aber dann ist der Wind stärker und die Maschine kann ich stoppen. Bis fast 20:00 Uhr segle ich. Dann muss ich mich beeilen. Ich berge die Segel und fahre das Schiff unter Maschine Richtung Padstow. Bis zum Hafentor bringe ich Fender und Leinen an und rufe den Hafenmeister auf Kanal 12. Erst mal keine Antwort.
Es ist schon fast Hochwasser aber das Hafentor ist noch zu. Über CH12 teilt der Hafenmeister mit, dass das Tor in etwa 20 Minuten erst geöffnet wird. Offenbar wartet der Hafenmeister auf den Moment, wo der Wasserpegel außerhalb und innerhalb des Hafenbeckens gleich ist.
21:10 Uhr passiere ich das Hafentor nachdem der Hafenmeister mir über Funk Anweisung gegeben hat, wo ich mich hinlegen soll. Ich gehe längsseits ins Päckchen an eine Bavaria aus Wales.
Pos 50°32‘519 N, 4°56‘263 W.
Ich bin kaputt, geschafft von dem langen Segeltag. Ich esse eine Kleinigkeit und dann gibt es Bier und Whiskey und eine Zigarre. Ich bin in England! Überall ist hier im Hafen Party. Eine Urlauberhochburg. Gegenüber auf der anderen Hafenseite spielt Livemusik. Ich habe Unterhaltung! 24:00 Uhr ist plötzlich Ruhe… Hier scheint es eine Polizeistunde zu geben! Ich sitze noch bis 1:00 Uhr, es ist warm. Ich will noch sehen wie sich das Hafentor schließt. Dann gehe ich in die Koje.
Tag 77, 28. Juli 2024, Padstow (UK), Hafentag, keine Meilen
Heute ist der letzte Tag der 11. Woche meiner Reise. Eine Woche bin ich schon wieder alleine gesegelt und habe in dieser Woche 203 Meilen zurückgelegt. Moni ist wieder zu Hause und Irland liegt hinter mir. Seit zwei Tagen bin ich in Großbritannien zurück, war in Wales und nun bin ich in England. Und es gibt Unterschiede im Vereinigten Königreich und Irland. Vor allem die Sprache. Englisch ist nicht gleich Englisch! Auf den Shetland Islands merkt man den Norwegischen Einschlag in der Sprache. Die Shetlands unterscheiden sich sprachlich von den Orkneys und wieder anders ist das Englisch in Schottland. Und dann sprechen die Iren wieder ein anderes Englisch. Vorgestern in Wales habe ich wieder eine andere Erfahrung gemacht und seit gestern bin ich in Südengland. Im Gespräch sind die Sprachunterschiede nicht so schwierig zu umgehen, komplizierter ist das beim Funkverkehr in den Häfen und auf See. Genug dieser philosophischen Betrachtungen!
Heute habe ich erst mal bis 9:00 Uhr geschlafen. Geweckt haben mich die Leute im Hafen. Ich bin in einer Urlauberhochburg inmitten der Urlaubssaison gelandet.
Ich mache mir selbst ein englisches Frühstück mit Eiern, Schinkenspeck und Bohnen. Habe schließlich gestern nichts Warmes gegessen, dafür reich das Frühstück nun bis heute Abend.
Der Ort ist ein hübscher Ferienort und das Hafenbecken liegt mittendrin. Ich brauche mich also eigentlich nicht von Bord zu bewegen und sehe alles. Und das nutze ich, ich sitze an Deck und sonne mich und beobachte die Leute. Das Leid ist groß! So viele fette Menschen und die hauen sich dann Fritten und Sandwichs und Eis rein, noch und nöcher. Auf dem Weg zum Hafenmeister und zur Dusche mache ich meine Studien. Und die Leute kleiden sich unpassend bei ihren Fettwülsten.
Am Nachmittag, nachdem ich an meinem Blog gearbeitet habe, sehe ich mich weiter im Ort um.