Tag 5, Montag, 4. August 2025, Karlskrona (S) – Sandhamn (S), 17 nm
Heute musste ich erst mal ausschlafen. War wohl ein Bier und ein Schnaps zu viel, gestern Abend. Aber nach einem ausgiebigen Frühstück starte ich in die zweite Woche meines Spätsommertörns. Ich verabschiede mich noch von Inge und Heinz und lege 11:45 Uhr ab. Ich wähle für die Fahrt in den Kalmarsund die Innere Route. Die geht durch die Schären und enge betonnte Fahrwasser und durch eine Brücke mit lichter Durchfahrthöhe 18 m. Der Mast der SY „All Right 2“ misst von der Wasserlinie mit Antennenaufbau 17 Meter. Kein Problem, sind schon einige Male früher durchgefahren.
Bis zur Brück segle ich nur mit Fock am Wind. Immerhin 4 ktn ü.G. Ich habe Zeit. 13:15 Uhr habe ich die Brücke unterquert. Ab jetzt fahre ich nur mit Maschinenkraft, zu eng das Fahrwasser und später kommt der Wind ohnehin auf die Nase. Unterwegs kreuze ich eine Kabelfähre. Und ich komme an einigen Ferienhäusern am Ufer vorbei und ganz am Ende noch an einer kleinen Siedlung auf einer Insel.
14:40 Uhr bin ich am südlichen Ende des Kalmarsundes. Ich setze Groß und Fock. Der Wind kommt weiter aus Süd, leider nur mit 8 ktn… Downwind, da ist kein Vorwärtskommen. Ich versuche es in Richtung Kalmar, das Schiff kommt auf maximal 3 ktn Fahrt. Ich hatte schon von einer späten Ankunft in Kalmar geträumt, aber das ist hoffnungslos. An Backbord sehe ich Sandhamn und ich drehe dorthin ab. 15:20 Uhr berge ich die Segel und lege 15:35 Uhr rückwärts in Anlegefingern an.
Ich schaue mich ein wenig im Hafen um und bezahle die Hafengebühr mit der App GoMarina. An einem Schild lese ich, hier soll es Felszeichnungen geben, aber ich entscheide mich, diese an einem späteren Male zu suchen. Vielmehr gefällt mir die Idee – BBQ an Bord. Ich grille mir ein leckeres Steak. Ansonsten ruhe ich mich aus und schreibe ein wenig. Morgen ist starker Wind aus Süd bis SW. Den werde ich nutzen um nach Kalmar zu „fliegen“.




Tag 6, Dienstag, 5. August 2025, Sandhamn (S) – Kalmar (S), 41 nm
Gut geschlafen habe ich und wache wie immer eine halbe Stunde vor dem Wecker auf. 8:05 Uhr lege ich ab. Der Wind schiebt mich langsam aus dem Anlegefingern des Schwimmsteges. Solche einfachen Manöver liebe ich. Im Hafenbecken nehme ich mir noch die Zeit die Fender und Leinen zu verstauen. 8:15 Uhr sind die Segel gesetzt. Der Wind kommt aus WSW mit 18 ktn und die „All Right 2“ schiebt sich gleich mit 6 ktn dahin. Erst mal setze ich einen Kurs in Richtung Südspitze Ölands ab, um aus dem flachen Festlandsbereich herauszukommen. 8:30 Uhr kann ich dann nach Norden gehen, direkt Richtung Kalmar. Der Wind bläst jetzt mit 20 ktn und ich mache richtig Fahrt, Halbwind bis Raumschots. 10 Uhr sind schon mehr als 10 Meilen versegelt und ich muss die Seekarte im Plotter wechseln. 7 ktn und mehr ü.G. das macht Spaß. Zum Wind von halb hinten kommt noch ein halber Knoten Strom. 11:40 Uhr habe ich querab Steuerbord das Leuchtfeuer Utgrunden, ein Leuchtturm mitten im unteren Kalmarsund. Die Hälfte meiner heutigen Reise habe ich geschafft.
Mehrmals kommen von achtern Patrouillenboote der Schwedischen Marine. Ich fühle mich beschützt oder bedroht, die spielen wohl Krieg. Sicher müssen die Steuergelder der Schweden auch verbrannt werden. Na in Deutschland ist es nicht anders.
Irgendwann um 14:00 Uhr werde ich von einem Segler überholt. Es sind vier Leute an Bord und die fahren mit Groß und Genua. Die Leute kenne ich vom letzten Hafen Sandhamn, lagen neben mir und sind heute früh später gestartet. Na es sind 4 Segler an Bord ich bin Einhand… Ich muss mit Bedacht fahren und 6 ktn ü.G. reichen auch.
Gegen 15:00 Uhr dann ein schöner Blick nach Backbord, das Schloß von Kalmar. Gleich bin ich da. Ich berge die Segel. Kurz nach 15:00 Uhr fahre ich durch die Hafeneinfahrt, vorbei an den großen Buchstaben „KALMAR“ auf dem Brakewater. Gerhard von der S/Y „Lady 2“ hat mir schon über WhatsApp mitgeteilt, dass der Hafen übervoll sei. Und so ist es auch. Ein Schlauchboot mit einer Hafenmeisterin kommt mir entgegen und ruft mir zu, ich müsse längsseits gehen, an einen anderen Segler und sie zeigt mir den Weg. 15:15 Uhr bin ich fest an einer „Swan51“… schönes Schiff aber hat keine Mittelklampen, so was… Gerhard erwartet mich an der Pier, ich lade ihn auf ein Anlegerbier auf meinem Schiff ein, er lehnt ab, ich bin enttäuscht. Wenn man alleine segelt freut es einen ein bisschen zu reden. Schade, muss ich mein Bier alleine trinken und mit mir selbst reden: Prost Steffen, war ein geiler Segeltag! Aber ich habe ja noch die Einladung zum Kaffee auf die S/Y „Lady2“. Also mache ich mich fertig zum Besuch auf der S/Y „Lady2“. Ich nehme vorsorglich eine Flasche Sekt, Flaschengärung, mit. Die Besatzung der S/Y „Mariell“ aus Gustow ist auch da. Liegen auch hier im Hafen und warten auf günstigeren Wind. Es gibt Kaffee, meinen Sekt möchte keiner. Die Flasche bleibt stehen. Meine zweite Enttäuschung.
Was soll’s ich bin Einhandsegler und in der Lage mich alleine zu unterhalten, gebe mir nicht nur selbst Kommandos auf dem Schiff, sondern wandere in die Stadt Kalmar. Mein Ziel, ein Restaurant, habe Hunger. Und ich bekomme in einem hübschen Straßenrestaurant ein Plätzchen alleine und ein IPA und ein schönes Heringsgericht. Auf dem Rückweg zum Schiff kaufe ich mir noch Eier und Grönlandkaviar.
Den Abend beende ich mit Dänen und Schweden in der Sauna im Hafen. Da habe ich noch meine lustige Unterhaltung und gegenseitigen Austausch über die einzelnen Segelreisen. Dann sitze ich noch eine Weile auf meinem Schiff in der Plicht und warte, dass es dunkel wird.





Tag 7, Mittwoch, 6. August 2025, Kalmar (S) – Oskarshamn (S), 42 nm
Ich bin schon 6:00 Uhr wach obwohl ich bis 7:00 Uhr schlafen wollte. Auf das inzwischen 3.Schiff im Päckchen habe ich gestern Abend einen Zettel geklebt, dass ich sie gegen 8:00 Uhr wecken werde damit ich ablegen kann. Das erübrigt sich. Die Leute kommen 7:30 Uhr vom Duschen über mein Schiff zurück. Wir stimmen uns kurz ab und 7:40 Uhr ich deren Leinen von der „All Right 2“ los und dann kann auch ich ablegen.
Der Wind kommt aus West und schiebt mich langsam aus dem Hafen, während ich die Fender und Leinen verstaue. Im Vorhafen setze ich noch das Großsegel und ab geht’s. Die Rauschefahrt beginnt Richtung Kalmarsundbrücke. Schon 6 ktn ü.G und ich rolle noch das Focksegel aus… 7 ktn ü.G. Der Strom schiebt mit 1,5 ktn unter der Brücke. 8:05 Uhr bin ich unter der Brücke durch. Der Wind kommt mit 20 ktn aus West, ich rolle die Fock ein. Ohne Vorsegel fahre ich 7 ktn.
Es ist herrlicher Sonnenschein, dennoch fühlt sich der Wind kalt an. Ich ziehe mir obenrum eine weitere Schicht an. Gegen 9:00 Uhr geht der Wind auf 22 ktn. Ich denke an das Reffen und baue ein Reff in das Großsegel ein. Geschwindigkeit bleibt aber der Ruderdruck nimmt spürbar ab.
Gegen 10:00 Uhr habe ich querab an Steuerbord Borgholm mit seiner riesigen Burgruine. Eigentlich hätte ich gestern bis Borgholm segeln können, hätte mir heute 15 Meilen gespart… aber ich wollte ja die Segler aus Gustow auf einen Drink treffen. Und in Borgholm war ich schon alleine und einige Male mit Moni, man muss nicht alles mehrmals haben und außerdem gibt es noch den Rückweg.
Also segle ich weiter Nordwärts. Der Wind bläßt auf und ab zwischen 15 und max 27 ktn! Gegen 11 Uhr habe ich schon 20 Meilen versegelt und bin auf Höhe des Seezeichens „Slotsbredan“. Nach 11:00 Uhr pendelt sich der Wind auf beständige 23 ktn ein. Ich baue ein zweites Reff in das Großsegel. Zwar büße ich einen Knoten Fahrt ein und werde von einer anderen Yacht überholt, welche aus meiner Sicht völlig übertakelt fährt, aber für mich gilt Safety first!
Gegen 13:00 Uhr sind 30 Meilen versegelt und ich ändere den Kurs Richtung Oskarshamn. Trotzdem kann ich die Segelstellung lassen, es bleibt bei Halbwind. Die Welle ist jetzt zwar weniger, aber immer dieser Starkwind, wo kommt der her?! 14:00 Uhr, ich sehe den Hafen von Oskarshamn schon aber es ist noch eine Stunde. Dennoch ich starte den Motor und schiebe ein bisschen mit, gegen 14:30 Uhr berge ich das Großsegel.
In der Hafeneinfahrt immer noch Knatter, 19ktn Wind. Das ist aufregend für den Einhandsegler. Ich erreiche den Hafen und zwei Mitarbeiter vom Hafen stehen schon bereit. Ich habe die Wahl: auf Heckboje oder längsseits gegen den Wind. Natürlich entscheide ich mich für längsseits. Die zwei jungen Männer vom Hafen, Studenten bei der Sommerarbeit, nehmen mir geschickt die Leinen ab und schon bin ich fest. Sie erzählen mir, heute ist bei dem Wind niemand rausgefahren…
Mit dem Bezahlen gibt es ein wenig Ärger. Ich habe über die App „GoMarina“ bezahlt aber der Hafen ist nicht mehr in diesem App-Club. Na, die Jungs lassen meine Bezahlung gelten und wollen ihren Chef informieren, dass der Hafen Brädholmen immer noch von „GoMarina“ abkassiert wird.
Ich mache mir eine Portion Spaghetti und bin schon 20 Uhr in der Koje, der Tag heute hat mich geschafft.

Tag 8, Donnerstag, 7. August 2025, Oskarshamn (S), Hafentag, keine Meilen
Als ich aufwache ist es fast 9:00 Uhr. Ich habe 12 Stunden geschlafen. Das Segeln ist offenbar anstrengend, insbesondere bei Windverhältnissen wie gestern. Und da der Wind heute immer noch ziemlich stark ist lege ich einen Hafentag ein. Der beginnt mit Duschen, der Segler muss duschen, wenn er beginnt sich selbst zu riechen! Und dann frühstücke ich lang und ausführlich, muss reichen für den ganzen Tag, erst abends werde ich mir ein Restaurant suchen. Ich telefoniere mit meinem Vater, meiner Frau und meinem Freund Frisch. Dann kümmere ich mich um meine Homepage. Und weiter mache ich mir Gedanken über Photovoltaikanlage. Ich werde wohl am Laderegler die Prioritäten der Batterien verändern. Morgen sind nur 3 Bft und ich will nach Visby auf Gotland. Das werden 64 nm mit Kurs 70°. Der Wind wird aus SW bis Süd kommen. Ich entscheide mich mal wieder die Genua anzuschlagen. Junge Dänen vom Nachbarschiff helfen mir beim Anschlagen der Genua, das Einfädeln geht einfach leichter und zügiger. Bin vorige Saison und diese bis gestern immer mit dem Focksegel gefahren. Aber ich hoffe es macht mal wieder Sinn mehr Tuch am Wind zu haben. Spätnachmittags wandere ich durch Oskarshamn, will bei Systembulaget Wein kaufen, verwerfe aber die Idee. Vielmehr suche ich ein Restaurant auf, der Segler ist hungrig und durstig.









Tag 9, Freitag, 8. August 2025, Oskarshamn (S) – Visby/Gotland (S), 64 nm
Der Wecker klingelt 5:00 Uhr. Wie schon oft stelle ich mir die Frage: warum tust du dir das an? Aber zu Hause faul rumsitzen… es ist besser als Rentner aktiv zu bleiben. Nicht wie die jungen Unwissenden in der Regierung verlangen, dass Rentner bis zum Friedhof arbeiten sollen! Nein, habe genug gearbeitet und jetzt muss ich mir Zeit für mich selber nehmen und was Aufregendes machen.
Also lege ich meinem Plan folgend, 6:00 Uhr ab. Es ist kein Wind im Hafen aber es nieselt. Ich habe Nasszeug angezogen. Mit Maschine schiebe ich mich raus aus dem Hafen und immer noch kein Wind, nur 3 ktn. Na hoffentlich bleibt das nicht so. Bis 7:00 Uhr motore ich aber der Wind kommt langsam aus südlicher Richtung. 7:10 Uhr, nördlich vorbei an der Insel Furö setze ich das Großsegel und die Genua. Super! Das Schiff nimmt Fahrt auf. Bei 10…12 ktn Wind aus Süd läuft die „All Right 2“ bei flacher See schon 6, 5 ktn ü.G. Ein bischen Segeltrimm und es wird noch schneller. Gegen 8:00 Uhr habe ich querab an Steuerbord die Insel Blå Jungfrun. Ich erinnere mich, vor vielen Jahren auf unserem Weg in den Götakanal haben wir da mal geankert. Ich bin an Bord geblieben aber Moni unsere Kinder und unsere damaligen Gäste waren mit dem Dingi dor und sind die Wanderwege abgelaufen. Vielleicht komme ich auch mal auf die Insel.
Ich habe einen geraden Kurs auf Visby eingestellt, 60°. 9:20 Uhr sind schon 20 Meilen versegelt. Vor mir an Steuerbord sehe ich die Nordspitze der Insel Öland, die Norra Udde, den Leuchtturm. Hier oben ist auch ein schöner Festmacher in einer Bucht hinterm Leuchtturm. Auch hier waren wir schon zweimal.
Eine Fähre kommt von Visby auf Gegenkurs. Die Ostküste Ölands bleibt hinter mir. Gegen 13:00 Uhr habe ich 30 Meilen versegelt, das ist etwa die Hälfte meiner heutigen Reise. Die Sonne scheint, dennoch ist der Wind kühl. Ich komme gut voran, immer über 6 ktn ü.G. In spitze läuft das Schiff knapp über 7 ktn.
Seglschiffe kommen mir entgegen. Die scheinen zeitgleich wie ich gestartet zu sein, sind auf Gegenkurs. 12:20 Uhr sind 40 Meilen versegelt, 13:50 Uhr 50 Meilen. Jetzt überholt mich eine Fähre von Oskarshamn kommend nach Visby. 24 ktn fährt die schnell, es ist offenbar jene, die mir früh entgegengekommen ist. Am Fährschiff steht „Destination Gotland“ und powered mit LNG.
15:30 Uhr sind 60 Meilen versegelt. Ich sehe die felsige Küste Gotlands, die ich von früheren Reisen und von den Gotlandkrimis kennen. Gegen 16:00 Uhr berge ich die Segel und bereite das Schiff für’s anlegen vor. 16:35 lege ich an. Der Hafenmeister hat mir, mit dem Motorboot vorausfahrend, einen Platz an einer Mooringboje zugewiesen und hackt mir sogar von seinem Boot aus die Heckboje – so ein Service! Später sehe ich den Preis für den Liegeplatz… da ist dieser Service nur selbstverständlich. Ach so, die Vorleinen nehmen zwei Frauen auf dem Schwimmsteg ab. Ich rufe denen auf Englisch und Deutsch zu: am Steg belegen! Aber die Frauen können keine Knoten, selbst ein Halber Schlag war nicht drin. Ich bedanke mich dennoch freundlich nachdem ich die Leinenenden entgegengenommen habe.
Ich bin müde. Ich schaffe noch einen Anleger und koche mir schnell Spaghetti. 19:00 Uhr bin ich in der Koje.
Bevor ich einschlafe denke ich noch an unsere Begegnung mit der Besatzung der S/Y „Finally“. Wir lagen damals am selben Schwimmsteg, fast gegenüber. Ich hatte damals verrückten Motorbootfahren Dampf gemacht, weil sie mit lauter Musik um Mitternacht die Nachtruhe störten. Das waren so Typen der Art, von Beruf Sohn. Mein nächtlicher mutiger Auftritt damals hatte Wirkung gezeigt und die Musik verstummte. Am nächsten Tag bedankten sich die Leute von der S/Y „Finally“ für mein Einschreiten. Und die luden uns gleich zu sich auf das Schiff zum Wein ein. Er Holländer, sie Österreicherin. Wir kamen uns schnell näher, zumal wir eins im gleichen Konzern gearbeitet gaben und Leute kannten, die nur Insider kennen. Am nächsten Abend saßen die dann bei uns an Bord und es gab ausreichend Wodka, echten russischen. Der ist ja wegen Brüssel jetzt in Deutschland vom Markt… Danke den hohen Kommissaren und ihren Sanktionen.





Tag 10, Sonnabend, 9. August 2025, Visby (S), Hafentag, keine Meilen
Bis gegen 1:00 Uhr schlafe ich fest. Dann knartschen und rucken die Vorleinen. Ich gehe raus und baue Leinen mit Ruckdämpfern an. Jetzt geht es, ich schlafe weiter. Und 7:00 Uhr bin ich dann wirklich ausgeschlafen, bleibe aber noch bis 9:00 Uhr in der Koje, wahrscheinlich bin ich wieder eingenickt. Für die teure Hafengebühr, 50€ + 7€ Strom gehe ich wenigstens duschen und lasse meinem Bordabfall auf Gotland. Dann frühstücke ich, obwohl, richtigen Hunger habe ich nicht. Die Spaghetti gestern nach Ankunft auf Gotland waren wohl zu viel des Guten. Draußen ist schönstes Wetter, ich habe aber einige kleine Verrichtungen an Bord. Erst mal versuche ich die Satellitenschüssel für Astra 1 neu zu parametrieren. Seit ARD und ZDF und andere in HD ausgestrahlt werden haben wir Probleme. Die nicht HD-Sender funktionieren, bei HD Sendern sucht sich die Antenne tot. Na es geht halbwegs, aber zufrieden bin ich nicht. Dann schaue ich mir meine zusätzliche transportable Photovoltaikanlage an. Letztens hat es nicht funktioniert mit dem Laden, heute funktioniert es. Auf das Umklemmen des Ladereglers und Ladeverteilers für die fest installierte Photovoltaikanlage verzichte ich einstweilen. Ein bisschen schreibe ich noch an meiner Homepage und ärgere mich über die Meldung auf meinem IPad, dass der Speiche voll sei. Die Seekarten und die Garmin Karten für meine Iridium-Tracking-Aufzeichnung nehmen viel Speicherplatz in Anspruch. Ich lösche überflüssige Apps und anderen Mist.
In Visby ist Volksfeststimmung. Ein Mittelalter-Fest. Die Leute verkleiden sich und laufen rum wie Mägde, Ritter oder Mönche. Ich mische mich in das treiben und mache ab 13:00 Uhr eine Stadtwanderung. Ich kenne die Wege. Es ist mein viertes Mal in Visby. Ich wandere am Meer, immer der alten Stadtmauer entlang. An einem Tor in der Mauer geht es auf eine Wiese. Hier ist eine mittelalterliche Zeltstadt aufgebaut. Es ist ein Markt. Aller Plunder und Essen wird hier feilgeboten. Die Touristen sind begeistert, ich fliehe dem Geschehen schon nach einer halben Stunde.
Ich wandere weiter der Stadtmauer entlang und denke an meine letzte Segeltour mit Moni hierher zurück. Das war während Corona. Wir sind damals um Gotland herumgesegelt um danach in den Götakanal zu fahren.
Ich war damals mit Moni in einem kleinen Restaurant, da kam ein älteres Pärchen rein. Moni sagte, der Mann sieht aus wie ein Professor. Und so war es auch, wir unterhalten uns. Er hatte eine Professur für Baustatik in Hamburg und die lebten in einer Villa in Berlin Dahlem oder so… Und dann sprachen wir über Freunde. Sie sagten uns, Corona hat uns gezeigt, dass wir eigentlich keine Freunde haben. Die hatten zu Hause eine Galerie und machten immer private Kunstausstellungen mit Sektempfang und so. Viele ‚Freunde‘ kamen. Aber als Corona kam und die beiden sich nicht impfen ließen und sie das Publik machten, gab es plötzlich keine Freunde mehr. Tja, so ist das mit den Freunden…Das war eine kleine Geschichte am Rande.
Die Stadtmauer führt hoch auf den Berg. Von hier kann man bis zu Hafen sehen. Ich sehe die Fähre einlaufen und habe einen herrlichen Blick auf die St.Maria Domkirche. Ich steige die Treppen hinunter, aber in die Kirche komme ich nicht rein, drinnen findet gerade eine Trauung statt. Ich mische mich draußen unter die Leute, die auf das Ergebnis der Trauung warten. Bald kommt das Brautpaar raus und die Leute jubeln. Na mal sehen ob das Brautpaar in 7 Jahren noch jubelt.
Ich wandere weiter Richtung altem Markt. Mich beschäftigt der aufkommende Hunger und in einer kleinen Gasse ist ein Eingang zu einem Kellerrestaurant, ein Italiener, der bis 15 Uhr ein Mittagsbuffet anbietet und das für einen guten Preis. Ich gehe rein und habe ein vorzügliches Mediterranes Vorspesenbuffet und Pasta und Pizza aller Sorten. Dazu gibt es zwei Gläser leckeren Italienischen Rotwein und danach noch Zuckermelone und Ananas und Kaffee. Das war wieder zu viel zu essen, aber man lebt ja nur einmal.
Na ich laufe noch ein bisschen durch das alte Zentrum von Visby und werde dann erst mal müde. Zeit für ein Nickerchen an Bord. Viel wird heute nicht mehr. Die jungen Leute heute würden sagen, Zeit zum Chillen oder Abhängen. Ich mache das.










Tag 11, Sonntag, 10. August 2025, Visby (S) – Fårö (Fårösund)(S), 40 nm
Eigentlich ist der Wecker auf 7:00 Uhr gestellt. Aber ich bin schon 5:30 Uhr wach. Offenbar bin ich beim Ablegen der Nachbarn aufgewacht. Ich nutze die Gunst des zeitigen Wachwerdens und stehe auf. Jede Stunde zählt!
7:10 Uhr bin ich fertig zum Ablegen. Ein bisschen habe ich immer Bedenken bei diesen Mooringbojen. Habe immer Angst beim Rausfahren über so ne Boje zu laufen. Ich habe Glück, der Wind kommt schräg von vorn. Ich schlage das Ruder nach Steuerborg ein und laufe Rückwärts und löse die Vorleine Backbord und das Schiff bewegt sich genau zwischen zwei Mooringbojen. Jetzt kann ich die andere Vorleine lösen und laufe raus aus dem Mooringbojengefängnis. Alleine ist das ein bisschen schwieriger als mit einem zweiten Mann oder Frau. Fakt ist, für die Liegegebühr von 50€ könnten die Heinies in Visby die Mooringbojen mal wieder ausrichten, nach Linie und Abstand. Na ich meckere gerne! Also bin ich raus aus dem Anleger und fahre in das Hafenvorbecken und verstaue Leinen und Fender. Aber ich kann den Hafen nicht verlassen. Eine Fähre fährt ein und die hat Vorfahrt. Ich nutze die Zeit und stelle mein Schiff gegen den Wind und setze das Großsegel.
Und endlich kann ich aus dem Hafen raus und falle sofort nach Norden ab. Jetzt setze ich noch die Genua. Wieder Wind von der Seite, Halbwind. Ein schönes Segeln, 40 Meilen habe ich vor mir. Der Wind weht anfangs mit 10…12 ktn, heißt für mich 6 ktn ü.G Fahrt.
9:45 Uhr habe ich den Leuchtturm Steynkyrkehuk an Steuerbord. Es ist eine interessante Fahrt, immer an der Küste Gotlands nordwärts. 10:10 Uhr sehe ich an Steuerbord den kleinen Hafen Lykershamn mit seinen imposanten Felsskulpturen, den so genannten Rauken. Hier war ich schon mit dem Mietauto, als ich meine erste große Reise 2018 durch den Finnischen Meerbusen gemacht habe. Und auch haben wir hier kurz festgemach als wir vor vielen, vielen Jahren mit einer gecharterten Bavaria 31 mit den Kindern von den Ålands zurückgekommen sind. Es war am 21 August, am Geburtstag meines Sohnes. Wir haben Dorsch beim Fischer gekauft und sind gleich weitergefahren, hatten Zeitdruck… unterwegs gab es dann Dorsch mit Rotkraut und Kartoffeln.
10:30 Uhr habe ich 20 Meilen versegelt. Die Hälfte ist geschafft. 12:00 Uhr ändere ich den Kurs weiter nach Osten Richtung Fårösund. Jetzt kommt der Wind genau von hinten. Die Genua, das Vorsegel weiß nicht recht wohin, ich rolle das Segel ein und fahre weiter nur mit dem Großsegel. Ich fahre jetzt vorbei an der Bucht nach Kappelshamn. In der Bucht haben wir bei unserer Umrundung von Gotland vor einigen Jahren schon gelegen.
13:10 Uhr passiere ich die kleine Insel Fahl, auch hier eine Reihe von Felsskulpturen, Rauken.
13:45 Uhr bin ich an der Einbiegung in den Fårösund. Ich schifte nach Steuerbord, das Gr0ßsegel geht von Steuerbordbug auf Backbord. Und das Schiff läuft mit fast 6 ktn in das betonnte Fahrwasser in den Fårösund. Noch 4 Meilen und dann bin ich am Ziel. Mit dem Hafenmeister spreche ich am Telefon. Er sagt mir, ich soll in den ersten Hafen bei der Fåröfähre gehen.
Ich hole das Großsegel ein und bereite das Anlegemanöver vor. Im Hafen drehe ich das Schiff um und fahre Rückwärts hinter die Pier und lege längsseits gegen den Wind an. Ein Platz war für mich noch frei. Morgen werde ich wohl rückwärts in dich Achterspring dampfen müssen um das Schiff durch den Wind drehen zu können. 14:45 Uhr ist die „All Right 2“ an der Pier fest. Ich habe mir meinen Anleger verdient. Ich bezahle per App „Dockspot“. Mit dem Hafenmeister, einem 83-Jährigen Mann mit Rollator, unterhalte ich mich eine Weile. Er ist auf Kontrollgang.
Ein bisschen laufe ich noch auf der Pier herum und schaffe es bis zum Fähranleger der Fähre nach Fårö. Und da sehe ich eine kleine gemütliche Hafenkneipe. Ich entscheide mich für ein gepflegtes IPA. Und dann lese ich die Speisekarte. Es gibt Lammfilet vom Gotland Lamm. Ich kann nicht widerstehen.







So ein schöner Bericht. Da werden viele (Segel) Erinnerungen wach.