Vorbemerkung
Die letzte große Reise habe ich letztes Jahr im Oktober alleine unternommen, Gustow- Bornholm- Christiansø- Ystad- Kopenhagen- Rødwig- Gustow. Dann war die Segelsaison zu ende. Es folgte der Krantermin, die Schiffsreinigung und schnell den Rumpf poliert und gewachst.
Dann haben wir unseren Sohn in Kanada besucht. Und als wir zurück waren hat der Lauterbach wieder Coronapanik gemacht. Alles zu, kein Schwimmen mehr und die Angst, dass der Winterurlaub Corona zum Opfer fällt.
Am Ende durften wir dann doch nach Österreich zum Skifahren, mit FFP2 am Lift, versteht sich!
Im Februar waren wir dann schnell noch mal eine Woche in Kanada bei Robert. Bevor unser Impfstatus abläuft, wer weiß schon wann und wie wir jemals wieder hinkommen, so unser Gedanke.
Über den Jahreswechsel habe ich mir Gedanken gemacht wohin der Segeltörn im Jahr 2022 geht. Norwegen und die Lofoten. Und so soll es werden.
Den Winter 2021/2022 habe ich mit Freunden dem Angeln gewidmet. Dorsch war gut, der Lachs hat mich enttäuscht aber Hering und Hornhecht haben die Lachsenttäuschung dann wieder kompensiert.
Nach dem Winterurlaub war ich dann auch sehr oft im Winterlager und habe an der All Right 2 gebaut und gebastelt: Ölwechsel Maschine und Saildrive, Filterwechsel, neue Opferanoden, Heckankerhalterung, WEBASTO Heizung repariert, neuen Fernseher eingebaut, WLAN Extender installiert. Am 21. März war alles fertig und das Schiff wird gekrant.
Bevor die große Reise losgeht haben wir noch 4 kleine Segeltörns in den Boddengewässern und rund Usedom unternommen. Fazit: das Schiff ist fit für den dreimonatigen Sommertörn.
Am 17. Mai werde ich von den Hausnachbarn bei Wodka und Pelmeni (russischer Abend!) verabschiedet.
Am 19. Mai treffen sich die Stegnachbarn zum Saisonbeginn und zu meiner Verabschiedung bei Thüringer Bratwurst, Rostbrätl, Schnaps und Bier.
Den diesjährigen Sommertörn beginne ich erst mal alleine. Moni kommt Anfang Juli mit dem Flieger nach Bodo in Norwegen. Von dort aus werden wir die Lofoten dann gemeinsam besegeln. Auch hat sich ein Mitsegler für eine Woche Anfang Juni von Stavanger nach Bergen angemeldet.
Tag 1, 20. Mai 2022
Gustow (D) – Falsterbø (S) 75 nm
Ich stehe 6:00 Uhr auf und mache ein kleines Frühstück. Zeitig, aber das muss sein, ich will 8:20 Uhr durch die Ziegelgrabenbrücke in Stralsund und wegen des Starkwindes, welcher für den 21. Mai vorgeschaut ist, muss ich in einem Ritt nach Schweden.
Das alleine Ablegen gelingt und 8:20 Uhr bin ich in Warteposition vor der Brücke. 8:30 Uhr bin ich durch und vor Stralsund setze ich Gross und Fock. Ich hatte mich für die Selbstwendefock entschieden und das war erst mal richtig. Ganz schöner Knatter und ich mache schnelle Fahrt.
9:10 Uhr rolle ich die Fock ein und biege in das Fahrwasser nach Barhöft, der wind voll auf der Nase. Bis Barhöft reffe ich das Groß, Reff 2 ist angesagt, immerhin 20ktn Wind aus West.
Vor Barhöft geht es dann auf Halbwind, Fock und Gross, Reff 2. Schnelle Fahrt, 6 ktn und mehr. Hinter Hiddensee ist der Wind noch stärker und die Welle kommt fast von der Seite. Das Schiff läuft gut. 10:30 Uhr setze ich geraden Kurs Richtung Falsterbø ab.
Ich fahre immer geradeaus nach Norden. Ich werde müde, ganz schön eintönig, das Schiff lauft von alleine. Das Steuerrad habe ich festgestellt. Die Segelstellung stimmt und das Schiff bleibt schön auf Kurs. So soll es sein.
Für die Reise habe ich mir ein INREACH Mini gekauft und einen Inmarsatvertrag über Garmin abgeschlossen. Tarif Recreation/ Freedom. Nach der Reise kann ich den Vertrag unterbrechen. INREACH Mini zur Erklärung ist ein Satelittengestütztes Tracking system. Es zeichnet alle 10 Minuten meinen aktuellen Wegpunkt auf und in Verbindung mit GARMIN Earthmate sehe ich und wo ich langgesegelt bin. Außerdem hat es eine SOS Funktion. Ich trage es an meiner Schwimmweste und wenn ich als Einhandsegler in den Teich falle, kann ich SOS auslösen. Heute überzeuge ich mich, es funktioniert. Mein IPad ist mit dem INREACH Mini über Bluetooth verbunden und in GARMIN Earthmate läuft die Aufzeichnung.
14:15 Uhr habe ich 35 von 70 sm geschafft. Bis 14:50 Uhr läuft das Schiff auch super und immer um die 6 ktn. Ich habe die Insel Møn (DK) querab an Backbord in 14 Meilen Entfernung und jetzt wird der Wind mit einmal so schwach, dass ich nur noch 3ktn üG fahre. Macht keinen Sinn, denke ich und unterstütze mit Maschine.
Vor dem Windpark ENBW Baltic 2 hole3 ich die Segel ein. Es macht keinen Sinn mehr, zu wenig bzw kein Wind.
Wegen dem Windpark muss ich einen Haken schlagen, danach geht es wieder auf geradem Kurs bis zum Falsterbøkanal. Ich fahre 6 ktn und werde die Brückenöffnung 21:00 Uhr schaffen.
20:45 Uhr fahre ich pünktlich in den Falsterbøkanal ein und bin 5 Minuten vor der Brückenöffnung an der Brücke. Was lese ich da: Öffnung 20:00 Uhr und 22:00 Uhr. Also warten. Ich mache provisorisch an einem Anleger fest und öffne eine Bierdose. Es ist noch nicht dunkel.
Endlich, 22:00 Uhr, die Brücke geht auf und es gibt Grün.
Am Ende der Reise lege ich an, längsseits, kein Wind, leichte Sache. 55°24‘724 N 12°55‘928E.
Ich giese mir schnell meinen Anleger ein, Bier und Gameldansk. Inzwischen ist es dunkel. Ich helfe noch 3 jungen Schweden beim Anlegen. Haben sich ein gebrauchtes Schiff gekauft und überführen es von Stockholm nach Göteborg. Wir reden noch ein bisschen über Deutschland und Schweden, Ergebnis, nach deren Erzählung ähnelt das dem deutschen Desaster.
So, jetzt gehe ich schlafen.
Tag 2, 21. Mai 2022
Falsterbø (S) – Insel Ven (S) 35 nm
Zeitig bin ich schon wach. Die Leinen rucken, unangenehm. Mein Fehler, gestern Abend spät habe ich längsseits festgemacht, ganz easy. Über Nacht als ich dann schlafe kommt der Wind aus west, immerhin mit 15…20 ktn. Gut der Wind drückt mich weg vom Steg aber im Rhythmus rucken die Leinen… lesson learnt – nächstes Mal Ruckdämpfer oder in eine Box zwischen die Dalben gehen.
Also nach dem Frühstück 20 Knoten Wind auf dem Windmesser. Ich entscheide mich gleich für Reff 2. Ich lege ab, 8:55 Uhr, stelle das Schiff gegen den Wind und das Großsegel hoch – Reff 2. Und schon nehmen wir Fahrt auf. Bis zur Hafenmole habe ich schon 4 ktn ü.G. Raus aus dem Hafen rolle ich die halbe Fock aus. Es geht hoch am Wind auf 30°. Alles stimmig, 6 ktn ü.G.
Der Wind bläßt konstant mit 20 ktn aus NW. 9:40 Uhr habe ich querab an Steuerbord Klagshamn. Noch 4 Meilen bis zur Øresundbrücke. Aus Richtung Kopenhagen sehe ich den Regen kommen. Hoffentlich bekomme ich den nicht ab.
10:55 Uhr durchquere wir die Brücke… (wir, sind die All Right 2 und ich!).
Der Wind nimmt auf der anderen Seite der Brücke ab… noch 15 ktn. Ich reffe Groß und Fock aus. Immer noch fahren wir hoch ran am Wind. Ich überlege wie weiter. Es ist zeitig am Tag und schon in den Hafen nach Malmö? Das war der Plan, aber den ändere ich jetzt. Es geht gut voran, immer zwischen 5…6 ktn Fahrt. Das neue Ziel ist jetzt die Insel Ven in der Mitte zwischen Dänemark und Schweden, 11 Meilen unterhalb von und Helsingør und Helsingborg. Und jetzt bekomme ich auch ein paar Tropfen Regen ab. Keine Sonne, es ist frisch. Ich ziehe Naßzeug an, entscheide mich für den gefütterten Overall und gefütterte Stiefel. Jetzt ist es muschelig.
Bis 12:15 Uhr geht es gut voran, dann geht der Wind auf 7 ktn runter. Also Machinenhilfe. An Steuerbord querab das stillgelegte schwedische Kernkraftwerk. Die Schweden haben es gut, denke ich… die werden das bald wieder in Betrieb nehmen und wir Deutsche sitzen bei Kerzenschein und werden frieren.
Es dauert nicht lange, 12:30 Uhr ist der Wind wieder da. Maschine aus aber der Wind kommt immer mehr von Nord. Wir fallen nach Steuerbord ab und es geht jetzt nicht mehr so schnell, nur noch 3,5 ktn. Und wir müssen kreuzen, 5 Wenden bis Höhe Landskrona. Ab hier in gerader Fahrt und wieder schneller bis vor die Insel Ven. Eine Meile vor dem Hafen Ven Bäckviken noch eine Wende nach Backbord. Ich bereite mich für das Anlegen vor: Fender anbringen, Vorsegel bergen und Vorleinen und Heckleinen. Maschine an und ich stelle das Schiff gegen den Wind, jetzt das neue Großsegel runter. Es ist 16:50 Uhr.
17:00 Uhr habe ich angelegt, die langen Heckleinen auf Slipp. Hier sind die Dalben alle soweit von der Pier weg, dass eigentlich nur 45 Fuß- Schiffe erwartet werden. Ein alter Schwede und sein Enkel nehmen die Vorleinen vom Bugkorb und belegen diese durch die Ringe auf der Pier.
Geschafft, die Sonne scheint und ich genehmige mir einen ‚Anleger‘: Büchse Polenbier!
Problem habe ich mit der Hafengebühr. Bezahlt werden muß über die App GOMARINA. Habe ich auf dem ipad und iPhone. Aber es funktioniert nicht. Abends kommt ein Kontrolleur und er sagt wir regeln das morgen Vormittag mit Cash.
Abends gibt es dann Rotwein, ich mache das erste 5ltr Vakuumpack auf. Dazu gibt es Pasta Arrabiata.
Ende für heute. Ich bleibe hier 2 Nächte. Morgen ist kaum Wind, da mache ich eine Fahrradtour auf der Insel. 20:15 Uhr nach den Nachrichten gehe ich schlafen.
Tag 3, 22. Mai 2022
Insel Ven (S), Hafentag, keine Meilen
Ich habe 12 Stunden geschlafen. Zuerst gehe ich nach dem Aufstehen ins Meer. Direkt vor der All Right 2 geht ein Steg über die Mole in den Øresund. 13°C Wassertemperatur, ich habe das vorher erst mal aus den Instrumenten am Schiff rausgelesen. Kalt, erfrischend und danach eine warme Dusche mit der Brause am Heck der All Right 2.
Ein gemütliches Frühstück folgt mit gekochtem Ei und Kaffee. Ich mache ganz langsam. Am Vormittag unterhalte ich mich mit dem Schiffsnachbarn, einem Holländer der in Dänemark lebt. Er fährt eine 34er Bavaria Baujahr 2001. Ein sehr gepflegtes Schiff.
Gegen 12:00 Uhr pumpe ich Luft auf die Räder des Fahrrades, eine Fahrradtour rund Insel Ven werde ich unternehmen.
Überall liegen Flyers aus, die die Insel beschreiben. Ich fahre erst nach NW und umrunde die Insel entgegen dem Uhrzeigersinn. Überall Felder mit Fasanen und Hasen und es gibt eine Unmenge Fahradverleihstationen mit hunderten Fahrrädern, die auf die Saison mit den Urlaubern warten.
Vorbei geht es an einem Golfplatz, Ich beobachte die alten Golfer. Dann führt mich der Weg steil runter zum kleinen Hafen Norreborg. Hier kann man nur mit flachgehenden Schiffen rein, nichts für Segler. Wieder bergauf, ich muss schieben, habe aber ein lohnendes Ziel vor mir!
Ich besuche die HVEN Destillerie. www.hven.com. Gin, Wodka, Aquavit und Whisky wird hergestellt. Besichtigen kann man die Destillerie erst im Sommer, während der Urlaubssaison. Aber die haben ein super Restaurant. Ich nehme an der Bar Platz, bestelle mir ein Bier und einen Whisky von hier und esse Schweinebraten mit Kartoffeln und Salat. Eigentlich hatte ich mir etwas zu Essen für unterwegs eingepackt, aber kultiviert zu essen kann man ja nicht ablehnen.
Weiter geht es oben an der Steilküste rund um die Nordspitze der Insel. Und dann geht es wieder runter auf Meeresniveau. Kyrk-Backen auf der Westseite. Diesen Hafen kann man auch mit dem Segelboot anlaufen. Sehr hübsch der Ort. Beim nächsten Mal!
Wieder geht es bergauf Richtung Tuna By. Jetzt bin ich auf den Spuren von Tycho Brahe, einem Astrologen, der hier im 16. Jahrhundert lebte. Ein emigrierter Astrologe aus Prag. Ich kaufe mir ein Ticket für Rentner und sehe mir das Museum und den Garten an. Das Observatorium schaffe ich nicht, es ist schon spät am Nachmittag. Aber wir waren ja schon mal hier mit unseren Enkeln.
Wenn ich morgen beim Segeln Zeit habe und alles gut läuft werde ich über den Astrologen, das Museum und sein Observatorium eine Geschichte schreiben. Eines habe ich gelesen und das ist Wiedergebens wert. Zitat in Englisch: Most Migrants in history have been forced on the road because of war, unrest, persecution… Not so many migrants have left a home that was luxurious, legendary palace on an island. At least not on an island between Denmark and Sweden. The two main reasons why Tycho Brahe left form Bohemia forever: 1. His wife was a commoner. 2. A king he was unreasonable.
Meine Frau ist auch Bürgerliche aber unser vergangener König und der neue, sowie unsere vergangene Kanzlerin und der neue sowie die vergangene Regierung und die neue könnten auch mich in die Emigration treiben… aber wohin, überall der gleiche Mist. Also weiter segeln solange es noch geht!
Vom Museum fahre ich direkt zum Hafen Bäckviken. Die Sonne scheint und ich trinke erst mal Kaffee und esse leckere Nutella Biscuits.
Mehr wird heute nicht. Morgen will ich sehr zeitig raus. Der Wind soll günstig auf Südost drehen. Das muß ich nutzen.
Tag 4, 23. Mai 2022
Insel Ven (S) – Anholt (DK), 67 nm
Ich bin verrückt, will richtig Strecke machen und lasse meinen Wecker schon 2:30 Uhr klingeln. Ich bin schon kurz nach 2 Uhr auf, ohne Wecker und muss pinkeln.
Also, ich ziehe die Sache durch, stehe auf, mache mir Magentee und Kaffee und zwei Toasts und ich drehe mich ohne Wirkungsgrad, wie ein alter Mann… bin ja auch schon 65.
3:25 Uhr lege ich ab, ganz leise… Seitenwind. Lange Vorleine und die Achterleine hole ich mit der Winsch ran. Dann gebe ich die Vorleine frei, gehe schnell in die Plicht und fahre rückwärts durch die Dalben und bin frei ohne Bugstrahler!
Es ist noch Arschdunkel und ich fahre aus dem Hafen, setze Segel, Gross und Fock. Halbwind aber kein starker. Bis Helsingborg unterstütze ich mit Maschine. Der Strom ist trotz Südostwind noch nicht gekippt. Immer noch Gegenstrom.
Vor Helsingborg kommt die AIDA Diva auf Gegenkurs. Corona vorbei, die Kreuzfahrtschiffe fahren wieder, Märchen vom tödlichen Virus ist vorbei… oder… jetzt kommt die Affengrippe habe ich in den Nachrichten gehört!
Höhe Helsingborg sieht es besser aus, das Schiff segelt alleine, Maschine aus!
5:20 Uhr dann der Sonnenaufgang, die Sonne scheint auf das „Hamletschloss“-schön anzusehen!
5:30 Uhr, der Wind geht runter, ich bereite alles für den Blister vor. 6:00 Uhr Einfahrt Kattegat. Blister an Backbord, Groß an Steuerbord, platt vorm Wind. Eigentlich sollte man hier den Spinnaker fahren, aber für mich alleine ist der Blister schon anstrengend genug.
8:05 Uhr sind wir querab von Kullen. Wind 11ktn, fahrt 5,9 ktm ü.G. Kullen und Molle, hier war ich mit Moni letztes Jahr auf der Rückfahrt vom Götakanal.
8:30 Uhr bekomme ich bedanken. Der Wind geht auf 15 ktn… ich hole den Blister runter. Fahre weiter mit Fock und Groß, Schmetterling, platt vorm Wind. Dann gehet der Wind wieder runter. Ich shifte nach Backbord und Steuerbord.
Der wind ist armselig. Ich versuche es nochmals mit dem Leichtwindsegel… Der wind ist schlapper als vorgeschaut.
Dann geht der Wind wieder auf 15 ktn. Mit aller Kraft hole ich den Blister wieder runter.
13:10 Uhr, dann endlich kommt der raume Wind mit aller Kraft, wie vorhergesagte mit 15…18 ktn. Jetzt reicht das Groß bis Anholt.
Eigentlich wollte ich bis Skagen oder wenigsten bis zur Insel Lasø. Aber ich bin müde und entscheide mich für die Insel Anholt. Ich werde mir hier ein Steak grillen, so denke ich und bin ohne Moni und muss nicht die ganze Insel wegen ein paar Robben abwandern.
Endlich, 15:50 Uhr bin ich vor der Einfahrt in den Hafen Anholt. Groß runter, mit Maschine rein in den Hafen.
In der Saison ist der Hafen knacke voll. Jetzt in der Vorsaison kann ich längsseits am Schwimmsteg festmachen, easy, gegen den Wind. 16:30 Uhr bin ich fest. Ging ganz schnell und ich mache mir gleich ein Bier auf und dazu ein Gammeldansk… Ich beobachte Charterer mit eine 42er Bavaria von Mola… Hafenkino pur.
Jetzt mache ich mir einen Salat und Kartoffeln und grille ein Steak, dazu Rotwein, danach einen Talisker und eine Zigarre! Feierabend! Über Nacht wird hier über die Insel richtig Knatter rübergehen. Werde morgen ausschlafen und gegen 11:00 Uhr ablegen, dann ist die Welt wieder heil.
Tag 5, 24. Mai 2022
Insel Anholt (DK) – Insel Lasø, 49 nm
Manche werden sich fragen, wie hält der Breuer seine Seite aktuell. Einfach: abends, egal wie spät, hinsetzen und den Tag zusammenfassen. Man gewöhnt sich dran! Ich habe erst 21:30 Uhr angelegt. Die Heizung im Schiff läuft. Es ist muschelig warm, links von mir ein Glas Rotwein, rechts die Maus und in der Mitte der Laptop. Ich bin frisch geduscht und nun schnell der heutige Tag.
Wie berichtet hatte ich gestern ein Steak, Zigarre und Rotwein. Heute werde ich erst 9:30 Uhr wach. Ich lasse es langsam angehen, draußen regnet es und es ist immer noch starker Wind.
Ich frühstücke wie üblich, zwei Toasts, eines mit Käse und Wurst, das andere mit Marmelade welche Moni gekocht hat.
10:30 Uhr gebe ich dann die Hafenkarte ab und bereite meine Lady All Right 2 und mich zum Ablegen vor. Langsam… Es regnet immer noch, viel Sicht ist nicht, aber der Wind ist günstig, ich ziehe das jetzt durch.
11:25 Uhr, Leinen los! Gleich im Hafen ziehe ich das Großsegel hoch, Reff 1!
Raus aus dem Hafen, Maschine aus, ich drehe nach Norden ab, raumer Wind 19 ktn. Das Groß reicht. Wir fahren 6 ktn ü.G.
12:10 Uhr hört der Regen endlich auf. Ich ziehe mir erst mal den gefütterten Overall aus. Bin völlig durchgeschwitzt. Ich ziehe mich um. Die All Right 2 wird vom Autopiloten auf Kurs gehalten.
13:24 Uhr haben wir die ersten 10 Meilen verfahren. 14:00 Uhr ist dem Wind die Luft ausgegangen. Ich bringe den Genakerbaum aus. Eigentlich kotzt mich das an. Ich hatte auf kontinuierlichen Knatter gehofft um gemütlich in der Plicht zu sitzen und lässig das Ruder auf Kurs zu halten. Aber das Seglerleben ist immer anders als gedacht und geplant! Ich bereite alles für den Blister vor, zurück in der Plicht ist der Wind wieder da. Also weiter mit inzwischen ausgerefften Groß.
Zu Mittag, spät, 15:00 Uhr gibt es Tomatensuppe aus der Tüte, eine Knackwurst und Trockenbrot.
Das Schiff fährt und ich werde müde. Ich stelle das Ruder fest. Das Schiff scheint Kurs zu machen. Ich schlafe eine ¾ Stunde. Ich wache auf, weil wir langsamer werden. Das Schiff ist dem Wind gefolgt, wir sind ein ganzes Stück nach West vom Kurs abgekommen.
Der Wind bietet uns jetzt nur noch 8 Ktn. Ich hole das Groß runter und entscheide mich für den Blister. Jetzt, mit Blister bei Halbwind bis Raum laufen wir wieder 4 ktn.
16:35 Uhr habe ich wieder, wie gestern schon Probleme mit dem Kartenplotter. Es hilft nur Rebooting. Ich bin sauer, das Raymarineequipment ist sauteuer und taugt nichts. Habe ich es doch vor 6 Jahren gegen neues austauschen lassen, aber das ist offenbar die Lebenszeit und Nachhaltigkeit von Raymarine!
17:45 Uhr gibt es Kaffee und Süßes. 18:00 Uhr sehe ich an Backbord das Dänische Festland… Ich denke sofort an Dr. Habeck, den Philosophen und Wirtschaftsminister, der dänisch spricht und Deutschland an die Wand fährt. An Steuerbord sehe ich die Insel Lasø. Dabei denke ich nicht an die ungebildete Baerbock…
19:45 Uhr hole ich den Genacker… Blister ein. Er hat uns zwischen 6,5 ktn und 4 ktn Fahrt beschert, bei Wind von 15ktn… 8 ktn. Es hat Spaß gemacht, trotz der Anstrengung des Aufbaus und Abbaus.
Eine reichliche Stunde fahre ich noch mit wenig Wind bis zum Westhafen von Lasø. 21:30 Uhr ist die All Right 2 längsseits steuerbord festgemacht. Der Anleger, Bier und Schnaps folgen, habe ich mir verdient! Feierabend, ich schaue mir noch das Wetter für morgen an, laufe mit einer Bierbüchse ein bisschen im Hafen rum. Ich gehe duschen und dann schreibe ich den Tagesbericht.
Tag 6, 25. Mai 2022
Insel Lasø (DK) – Hirtshals (DK), 58 nm
Wecken ist heute 7:00 Uhr. Ich brauche aber dennoch meine Zeit bis ich gefrühstückt habe und das Schiff segelklar ist.
8:45 Uhr lege ich ab. Der Wind kommt von hinten, ich fahre rückwärts gegen den Wind von der Pier weg. 8:55 Uhr, außerhalb vom Hafen setze ich Groß und Fock. Kurs nach Nord. Das Rønnerreff lasse ich an Steuerbord liegen. Nach Osten sehe ich den Leuchtturm auf der kleinen Insel Lille Stenholm.
Wir fahren sehr schnell, immer über 7ktn bei Halbwind aus West, der bläßt mit 14…19 ktn. Vor uns ein anderes Segelboot. Das fährt langsamer, hat das Großsegel bereits gerefft, werde ich wohl auch bald machen. Ich dachte ich kann den Segler überholen, aber der fällt nach Osten ab, will wohl nach Göteborg.
10:00 Uhr gebe ich mir Befehl: Groß Reff 1! Ausgeführt und der Ruderdruck ist weg. Fahren dennoch fast genauso schnell wie vorher.
Es ist bedeckt und die Wolken über mir lassen es immer wieder tröpfeln. Ich schaue auf die Logge, kurz nach 10:00 Uhr sind schon 11 Meilen versegelt.
Und der Wind geht runter, ich reffe aus. Und 11:45 Uhr wieder 19 ktn Wind, wieder ist Reff1 angesagt. 11:50 Uhr haben wir 20 Meilen versegelt. Es geht gut voran.
12:15 Uhr habe ich an Backbord die Reede in der Ålbǣk Bucht. Ich zähle 17 große Frachter, und 3 Tanker-leer. Die warten wohl auf die neue Weltordnung oder zumindest warten die Tanker wo die EU sie hinleitet. Früher sind die einfach nach Ust Luga in der Russischen Föderation gefahren und haben das Schwarze Gold aus Sibirien getankt.
12:00 Uhr habe ich Skagen querab an Backbord. Eigentlich hatte ich gedacht hier zu pausieren, bis zur Überfahrt nach Norwegen. Aber solange das Wetter geht, wir fahren weiter bis Hirtshals im Skagerrak. Hirtshals nach Kristiansand ist so ziemlich der Kürzeste Weg von Dänemark nach Norwegen. Nur 60 Meilen!
12:30 Uhr habe ich das Skagenrev passiert. Hier treffen Kattegat und Skagerrak zusammen, Und zwei Strömungen. Das Kattegatt strömt von Süden, das Skagerrak strömt von west nach Ost, zumindest ist das heute so. Gegenläufige Welle baut sich auf.
Ich halte weiter Nordkurs aber versuche so hoch wie möglich an den Wind zu kommen. Ende dem gemütlichen und schnellen Halbwindkurs der uns durch das Kattegat begleitet hat. Jetzt habe ich Welle fast gegen an und 2,5 ktn Strom vom Westen.
13:00 Uhr gebe ich auf. Ich starte die Maschine und hole die Segel ein. Ich merke den Gegenstrom, 2…3 ktn. Die All Right 2 kommt mit 3…4 ktn vorwärts, bei 190 U/min. Ich rechne: Ankunft in Hirtshals gegen 20:00 Uhr. Ich hatte es geahnt, Wind aus West und einlaufendes Wasser am Nachmittag im Skagerrak. Macht nichts, muss ich durch. In Skagen den Wind der nächsten Tage abzuwarten ist keine Option. Ich muss näher ran an die Westküste Norwegens!
Weiter versuche ich es noch zweimal mit segeln. Aber der Aufwand zahlt sich nicht aus, kein Vorwärtskommen.
18:40 Uhr, noch 5,5 Meilen. Ich sehe Fähren in den Hafen einlaufen. Eine von Colorline. Mit der Linie bin ich mal mit Moni an Ostern 1990 oder 1991 nach Kristiansand in Norwegen gefahren. Verrückt, aber das ist eine andere Geschichte!
20:10 Uhr mache ich rückwärts an einem Schwimmsteg fest. Es gibt hier nur einen! Der Bug des Schiffes ist an einer Mooringboje fest. Das Manöver war nicht schwierig. Es war wenig Wind im Hafen.
Erst mal esse ich ein Würstchen und trinke ein Bier. Dann mache ich mich auf die Suche nach einem Bezahlautomaten für die Hafengebühr. Ein Motorbootfahrer aus dem Hafen hilft mir. Das Gebäude ist versteckt hinter einem Zirkuszelt. Elektrizität muss ich extra über eine App bezahlen. Das alles dauert, aber ich habe Zeit. Es dämmert erst 23:00 Uhr.
Ich sitze noch ein bisschen mit Polenbier und Russischem Wodka… geht das überhaupt in der heutigen Zeit und bei dem Russenhass der Polen gerade aktuell.
Morgen ist Vatertag… Und ich telofoniere noch mit unserem Sohn Robert.
Tag 7, 26. Mai 2022
Hirtshals (DK), keine Meilen, abwettern!
Nachdem ich gestern Abend noch lange mit unserem Sohn in Kanada telefoniert habe, lege ich mich gegen Mitternacht hin. Ich musste ja den Tag, eigentlich die ganze erste Segelwoche verarbeiten.
Nachts, ich werde aus dem Tiefschlaf gerissen, es ist 4:30 Uhr. Der Sturm hat eingesetzt und das Schiff ruckt an der Mooringleine. Ich setze mir die Stirnlampe auf, mache die Decksbeleuchtung an und schaue mir das Desaster an. Mittelhohe Wellen im Hafen, angetrieben von dem Westwind. So hatte ich es mir nicht vorgestellt, obwohl schon der Sturm angesagt war. Auf dem Windmesser lese ich 30 ktn Wind. Ich habe Angst um die Mooringleine. Wenn die bricht, dreht es das Schiff entweder nach Backbord oder Steuerbord, nicht vorherzusehen, der Wind kommt genau von vorn. Zur Stabilisierung der Schiffslage im Wind setze ich steuerbords und Backbords eine Spring von den Vorschiffsklampen zum Schwimmsteg. Das Heck ist gefedert mit einem großen Fenderball. Was soll ich machen. Aus dieser Falle gibt es bei dem Wind keinen Ausweg. Der Einheimische vom Vorabend hätte mir sagen können wie der Hafen windanfällig ist. Was soll‘s, ich lege mich wieder hin und schlafe bis 8:00.
Erst kontrolliere ich die Lage. Keine Veränderung, Wind bewegt sich immer von 25 ktn bis 30 ktn hin und her. Ich finde am Steg angebunden noch einen vergammelten Fenderball. Den binde ich noch hinter das Heck. Die Last des Schiffs, 8Tonnen drückt auf die beiden Fenderbälle und zieht an der Mooringleine. Die Mooringleine sollte damit nicht so belastet werden… Ich glaube die hatte 8t Bruchlast…
Frühstück ist angesagt. Dann lasse ich Wasser in den achterlichen Wassertank. Das Wetter ist sehr sonnig, wenn bloß der Wind nicht so stark wäre. Hätte, hätte, Fahradkette…
Ich lege mich unter Deck in den Salon und schlummere ein. Als ich aufwache ist mir fast wie Seekrank durch das schaukeln des Schiffes.
Heute ist Himmelfahrt, Vatertag oder Männertag. Es ist inzwischen Mittagszeit, 14:00 Uhr und ich spüre leichten Hunger und Männertagsdurst. Es gibt Rigaer Sprotten in Öl mit Zwiebeln und Zitrone, dazu Ein Polenbier und einen Gameldansk.
Dann lese ich ein bisschen und schaue mir die Wetterapp, Windfinder an. Kommende Nacht soll der Wind 2:00 Uhr mal aufhören, Kurz, für eine Stunde vielleicht. Ich lege das Schiff dann eventuell an eine geschützte Kaimauer, die direkt neben dem Marinasteg liegt. Die Mooringleine zeigt bisher keine Verletzungen, es scheint alles sicher.
Und jetzt traue ich mich dann doch von Bord. Ich unternehme einen kleinen Spaziergang und gehe für das Abendessen in ein kleines Restaurant oberhalb des Hafens, „Lilleheden“ heißt die Kneipe. Gemütlich und ich esse Stjerne skud, eine Art Smørebrod. Dazu ein Store und ein Lille Pilsner von Carlsberg.
Zurück auf dem Schiff sehe ich, dass die Lücke im Wind in der Nacht nun wohl doch nicht kommt. Ich berate mich noch mal mit Moni über WhatsApp. Sie schlägt vor zur Mooringboje zu schwimmen und eine zweite Mooringleine auszubringen. Verrückt, bei 12° Wassertemperatur, der Welle und ohne Sicherung. Ein weiterer Vorschlag mit dem Schlauchbot hin. Das verwerfe ich auch. Das Boot aufpumpen…
Dann kommt mir DER EINFALL! Ich ziehe den Teleskopbootshaken maximal aus, befestige daran eine Verlängerung mit dem Schrubberstiel. Dafür nutze ich Panzerband. Vorn dran an der Spitze des Bootshakens befestige ich dann einen Mooringhaken, in dessen Öse ich mit Palsteak die zweite Mooringleine befestige. Ich hole jetzt die Jetzige Mooringleine mit der Wisch durch, starte den Motor und fahre mit 1500 U/min in die Springs, die Mooringboje kommt 30 cm näher, was reicht um mit meiner Konstruktion den Mooringhaken in die Öse der Mooringboje einzuhaken. Geschafft, ich habe jetzt auf der zweiten Vorschiffsklampe noch eine zweite Mooringleine. Jetzt bin ich sicher und brauche das Schiff in der Nacht nicht zu verholen.
Ich bin durchgeschwitzt und muss mich erst mal mit Apfelsaft runterkühlen bevor ich in die Koje falle.
Tag 8, 27. Mai 2022
Hirtshals (DK), keine Meilen, weiter abwettern!
Ich schlafe wie ein Toter, trotz der Schiffsbewegung. Gegen 2:00 Uhr, dann doch, der Wind setzt aus. Ich gehe Pinkeln aber lege das Schiff nicht um. Vielmehr schlafe ich gleich wieder ein und spüre wie der Wind wiedereinsetzt.
9:00 Uhr werde ich wach, bereite mir ein gutes Frühstück. Der teuer gekaufte Strom vom Ankunftstag hat nicht lange gereicht. Ich will neuen buchen, aber es funktioniert nicht. Insgesamt habe ich 9€ für Strom bezahlt und es hat nicht mal 24h gereicht. Verbrecher denke ich und backe mir das Brötchen im Gasofen auf, Kaffeewasser und Aufwaschwasser wird am Gasherd bereitet.
Hafenrundgang, Stadtrundgang sind angesagt. Im Hafen spreche ich mit einem Angler aus Bayern. Die haben sich für 4 Tage auf einem Hochseekutter zum Angeln eingemietet und können wegen dem Sturm nicht raus, vielleicht morgen sagt ihr Skipper.
Am Ufer gehe ich Richtung Leuchtturm und Wohnwagenstellplatz. Gegenn den Wind, es ist wie im Sandstrahlgebläse. Ich bin froh dann auf dem Weg zurück durch die Stadt dem Wind den Rücken zu kehren.
Ich kaufe noch ein bisschen ein, Bananen, Weintrauben und Cola, Tonic gab es nicht.
Zurück auf dem Schiff mache ich mir Spaghetti und trinke ein zwei Glas Roten dazu. Es folgt ein ausgedehnter Mittagsschlaf.
Und nun in die Hafenkneipe “Peter Most“. 10Dkr für ein Bier!
Hi Steffen, wünsche Dir einen schönen Törn. Sind gerade in Südfrankreich und den franz. Alpen. Leider noch einige Pässe zu, ziemlicher Mist! Aber Essen und Wein entschädigt etwas. Lass es Dir weiter gut gehen.
Gruß Uwe
Moin Uwe,
danke für Deinen lieben Kommentar. Du/ ihr seid in Frankreich. Mit dem Motorrad? sobald ich mal Zeit im Hafen habe… wegen schlechtem Wetter, dann werde ich die Webseiten, deine und deiner Frau besuchen. Schöne Zeit bei den Frocs.
Steffen