Tag 78, 29. Juli 2024, Padstow (UK) – Newlyn (UK), 58 nm
Wunderschönes Sommerwetter habe ich hier in Padstow, Cornwall. Ich frühstücke und überlege wie ich weitersegle. Gestern habe ich mir Padstow angesehen, zumindest die Region um den Hafen. Eine Menge Touristen sind hier. Ganz schön nervig, wenn man als Segler eigentlich kaum Menschen um sich hat, zumindest auf dem Schiff. Na ich bin in den Sommer und die Urlaubssaison in Großbritannien gesegelt. Da muss ich damit zurechtkommen.
Also überlege ich. Ich wollte eigentlich bis morgen hierbleiben aber da setzt das Hochwasser erst 13:00 Uhr ein und ich komme erst gegen 12:00 Uhr aus dem Hafentor. Also mache ich eine schnelle Entscheidung, ich lege schon heute ab. Das Hochwasser setzt heute zeitiger ein und ich komme schon 10:30 Uhr raus.
Also lege ich 10:35 Uhr ab, 1,5 h vor Hochwasser. 11:10 Uhr schon bin ich raus aus der Padstow Bay. Ich fahre an den bizarren Felsformationen vorbei und sehe auch noch eine Höhle an Backbord. Wind ist kaum, 3ktn. Da wird nichts mit Segeln. Ich motore und habe auch noch einen halben Knoten Gegenstrom.
12:00 Uhr zwischen Dinas Head und der kleinen Insel Quies setzt der Strom von achtern ein. Gleich geht es schneller.
13:15 Uhr kommt dann Wind auf. Ich setze gleich die Segel. Bei Wind um die 8 ktn fahre ich 3,5 ktn ü.G. Ich überlege ob ich den Code Zero setze. Bin aber zu faul, will nicht die Arbeit. Und ich habe recht, macht keinen Sinn. 14:00 Uhr etwa geht der Wind wieder auf schlappe 4 ktn. Da muss die Maschine wieder mitschieben.
16:00 Uhr habe ich schon 32 Meilen geloggt. Ich fahre inzwischen weit entfernt von der Küste auf geradem Weg zum westlichen Ende Englands/ Cornwall. Und trotzdem immer wieder Lobsterfallen. Kleine Bälle sind das an denen unten die Lobsterfalle mit Anker dran hängt. Ganz gefährlich, wenn man mit drehenden Propeller darüberfährt. Also muss ich aufpassen und ständig ausweichen.
17:00 Uhr habe ich den Leuchtturm Lighthouse Pendeen an Backbord, immer noch an der Nordküste von Cornwall. Ein schöner felsiger Küstenstrich ist das hier. Und ich sehe alte Industrieanlagen. Die scheinen hier untertage abgebaut zu haben. Ich sehe den Förderturm und viele alte zerfallene Industriegebäude und Schornsteine außer Dienst. Das sieht toll aus, direkt an den Felsen, welche in das Meer stürzen.
Nun geht es langsam südlicher, um den westlichen Zipfel von Cornwall herum. 17:30 Uhr passiere ich an Backbord das Cape Cornwell und hier setzt der Wind ein. Die Segel, die ich schon lange geborgen hatte setze ich wieder und stoppe den Motor. 18:20 Uhr lasse ich den Lands End Head an Backbord. Obenauf diesem Felsen steht eine Aussichtsgaststätte. Ich sehe die geparkten Autos und die Touristen da oben in der Nachmittagssonne. Ich stehe immer noch in kurzen Hosen und freiem Oberkörper hinter dem Steuerrad, wie den ganzen Tag schon. Hurra, es ist Sommer!
18:30 Uhr ist der Wind bei 17…18 ktn angelangt. Es geht zügig vorwärts. So habe ich nach dem langen fahren mit Motorkraft endlich noch mal Segelspaß.
Das Segeln hält bis 19:40 Uhr an. Ich bin inzwischen um Das Ende Englands herum und fahre jetzt auf Gegenkurs Richtung Osten. Und irgendwann berge ich die Segel, den Wind habe ich auf der Nase, wenn ich nach Nordwesten Richtung Newlyn einbiege.
Die letzten 3 Meilen bis zum Hafen von Newlyn fahre ich mit Maschine. Es ist immer noch hell, Gott sei Dank, immer wieder muss ich den Lobsterfallen ausweichen. Ich bereite das Schiff zum Anlegen vor und funke auf CH12 den Hafenmeister an. Der gibt mir Freigabe für die Einfahrt und teilt mir mit das er mich von der Pier einweisen wird.
Und er gibt mir Zeichen und ich muss längsseits an zwei Schiffe gehen, die schon im Päckchen liegen. Das große von der Fischereiaufsicht und das etwas kleinere Survey und Taucherschiff.
Ich klettere hoch auf die Pier und bezahle beim Hafenmeister. Er bestätigt mir gleich zweimal, dass die beiden Schiffe an denen ich liege morgen nicht ablegen. Ich will schließlich zwei Nächte hier liegen. Ich unterhalte mich noch ein wenig mit dem Hafenmeister, teile mit ihm die Sorgen um die Gefahr mit den Lobsterfallen. Er erzählt mir von sich und das er eine Zeit lang in Canada auf Vancuver Island gelebt hat. Und er erzählt mir, dass die vielen Fischerboote hier Sardinen anlanden.
Inzwischen ist es Dunkel und ich setze mich in die Plicht bei Kerzenlicht und Getränken und esse noch was. Es ist eine laue Sommernacht.
Tag 79, 30. Juli 2024, Newlyn (UK), Hafentag, keine Meilen
Ich schlafe fest als es vom Nachbarschiff, dem Survey und Taucherschiff, mehrmals Good Morning! ruft. Es ist 7:45 Uhr. Ich stecke meinen Kopf aus dem Niedergang. Der Skipper vom Nachbarschiff teilt mir mit, dass er gleich ablegt. Die Maschine seines Schiffes läuft schon. Also stimmte das nicht, was mir der Hafenmeister gestern am Abend versicherte. Shit happens!
Ich lege ab und lasse das Survey Schiff ablegen und gehe längsseits an das Riesenschiff der Fischereiaufsicht. Ich bin gerade fertig mit den Leinen und Fendern, da taucht aus dem Nichts der Kapitän des Fischereiaufsichtsschiffes auf und teilt mir mit, dass auch er 9:00 Uhr ablegen wird.
Die Leute sind zwar alle sehr nett und britisch höflich, dennoch bin ich angepisst. Ich gehe zum Hafenmeister. Der von gestern Abend hatte keinen Dienst, aber die Frauen im Hafenmeisterbüro geben mir ein Upgrade. Ich kann an den Ponton mit den Fingern gehen. Das ist gut, da habe ich Landstrom und bekomme mein Fahrrad für meinen geplanten Ausflug vom Schiff. Also lege ich mich um.
Und um die Mittagszeit bin ich endlich soweit. Ich mache das Fahrrad klar und fahre bei schönstem Sommerwetter Richtung St. Michael‘s Mount. Das ist eine Castle auf einer Insel in der Bucht. Bei Ebbe gibt es einen Weg rüber zur Insel. Aber als ich dort bin, am frühen Nachmittag ist Hochwasser.
Der Weg mit dem Fahrrad führt mich von Newlyn über Penzance nach Marazion auf einem sehr guten Fahrradweg. Sommerwetter, das Radeln macht Spaß. Aber es ist Urlaubszeit und Unmengen an Urlaubern unterwegs, im wesentlichen Britten, ich höre auch viel Französisch und ich sehe und höre einige Deutsche.
Ich mache erst mal Halt in Penzance. Ich habe Hunger und Durst, mache Halt in einem kleinen Pub, dem „Tolcarne Inn“, eine ‚Villa Bück dich‘. Sehr niedlich.
Die Küste und die Orte hier sehen sehr mediterran aus. Überall eine Art Palmen. Solche haben wir auch zu Hause aber die müssen wir im Winter in den Pavillon stellen, hier wachsen sie im freien, Sommer wie Winter.
Ich fahre in Penzance in einige Seitenstraßen herein und steige zu einer Kirche auf dem Berg.
In Penzance gehe ich in eine Touristinformation. Mich interessieren Informationen zu den alten Industriebauten die ich an der Norwestküste von Cornwall bei meiner Umsegelung gesehen habe. Ich erfahre, dass hier Zinn gefördert wurde und die Küste heißt dann auch Zinnküste. Ich denke wegen der Zinnförderung an Freiberg in Sachsen.
15:00 Uhr bin ich in Marazion. Hier besteige ich ein Boot und fahre rüber zu der Insel mit der Burg oben drauf. Viel Zeit habe ich nicht mehr, 17:00 Uhr fährt das letzte Boot dann ist Niedrigwasser und es geht nichts mehr.
Der Inselberg sieht aus wie St. Michele in Frankreich und bei Ebbe führt der Weg rüber, den sehe ich durch das klare Wasser.
Ich steige hoch auf die Burg, habe ein Ticket für die Innenbesichtigung. Und ich schaue mir alles an. Die gesammelten Bilder und Möbelstücke und Trophäen einer militanten Adelsfamilie. Die Burg ist noch bewohnt von Lord St. Levan und Lady St. Levan. Auf den Möbelstücken stehen Bilder von den Besuchen der Königin Elizabeth und ihrem Nachfolger und Sohn. Die waren auch hier zu Besuch, wird stolz erklärt. Nach einer Stunde bin ich durch und steige wieder ab und fahre mit dem Boot zum Festland.
Auf dem Rückweg mit dem Fahrrad mache ich kurz vor Newlyn noch bei Lidl halt und fülle meinen Rucksack mit Proviant für die Weiterreise.
Und wie soll es anders sein, ich habe wieder Hunger und Durst. In der Nähe meines Hafens ist ein wirklich guter Pub, der „Red Lion“ mit gutem Atlantik Pale Ale und leckeren Essen und guten Preisen. Dort fahre ich hin.
Tag 80, 31. Juli 2024, Newlyn (UK) –Flussmündung Halford River, südlich Falmouth (UK), 31 nm
Ich lasse mich vom Wecker 7:00 Uhr wecken. Ich denke noch über das Weiterschlafen nach aber dann gebe ich mir einen Ruck. Ich frühstücke und bereite alles für den Code Zero vor. Es soll nicht viel Wind sein heute und da will ich es mal wieder mit dem Leichtwindsegel probieren.
8:35 Uhr lege ich ab nachdem ich mir über Kanal 12 vom Hafenmeister Freigabe geholt habe.
Und draußen vor dem Hafen ist tatsächlich Wind, 8 ktn. Großsegel und Code Zero sind schnell gesetzt. Es geht einigermaßen vorwärts bei halben Wind.
Der Wind wird mehr und mehr. 9:30 Uhr dann bei 13 ktn Wind berge ich den Code Zero und segle mit Groß und Fock weiter. Und 10:15 Uhr ist es dann vorbei mit Segeln. Der Wind schläft ein. Es war ein kurzes Segelvergnügen. Bei 4 ktn Wind ist weiteres Segeln sinnlos.
Ich besinne mich, dass ich Angelzeug an Bord habe. Vor Velan Head, nach etwa 11 Meilen Fahrt kommen einige Erhebungen unter der Wasseroberfläche. Da geht es von 35 Meter auf 16 Meter Tiefe. Ich bereite die Angel mit Dorschvorfach und einem 200 g Pilger vor. Ich lasse den Pilger auf Wassertiefe zweimal runter. Nach nicht einmal 10 Minuten ruckt es. Ich habe leichte Drift und denke der Pilger hackt auf dem Meeresgrund und ich bin fest. Ich rucke an, gebe Schnur und rucke ein zweites Mal. Und da merke ich, es ist ein Fisch. Ich lande einen schönen großen Polack, der hat sich ganz schön gewehrt. Da habe ich für die nächsten zwei Tage ein schönes Essen, wird zwei super Filets geben.
12:00 Uhr bis 12:20 Uhr bin ich um Lizard Point herum. Mein bisheriger Kurs nach Südost geht über in einen Nordost Kurs. Der Lizard Point ist übrigens der südlichste Punkt Großbritanniens. Damit bin ich nun um den Nördlichsten (Shetlands) und den Südlichsten gesegelt.
Ich komme an einem Schlauchbot mit Taucherfahne vorbei. Es sind Wracktaucher wie mir die Besatzung zuruft. In der Karte sind Unmengen Wracks eingezeichnet.
Kurz darauf, bei spiegelglatter See sehe ich die Rückenflossen von Delphinen. Sie schwimmen an beiden Seiten in Gegenrichtung an meinem Boot vorbei. Ich zähle fünf.
Meine Fahrt geht Richtung Falmouth. 13:30 Uhr biege ich nach Westen in eine langgezogene Bucht, die zugleich Flussmündung ist, ein. Ich entschließe mich zu Ankern und hier über Nacht zu bleiben. Es ist Badewetter, die Wassertemperatur ist 20,5°C und die Sonne scheint. Und über Nacht wird kaum Wind sein.
14:40 Uhr fällt mein Anker auf 7 Meter Tiefe.
Ich bereite den gefangenen Fisch zu. Zwei schöne Filets. Eines für heute, das andere für morgen. Den Fisch gare ich mit Tomate, Paprika, Zwiebel und Zitronenscheiben in Alufolie in der Backröhre. Und es schmeckt lecker mit gekochten Kartoffeln.
Die Sonne macht müde und ich mache eine Stunde Siesta. Danach schwimme ich, um wieder wach zu werden zweimal um das Schiff. Und dann sitze ich in der Plicht bis zum Sonnenuntergang und mache gar nichts.
Tag 81, 1. August 2024, Halford River, südlich Falmouth (UK) – Plymouth (UK), 42 nm
Die Nacht lag das Schiff ruhig am Anker, es war kein Wind. Dennoch habe ich zweimal rausgeschaut in der Nacht und die Lage gepeilt.
Gestern Abend war ich schon zeitig in der Koje. Deshalb bin ich heute schon 6:00 Uhr wach. Die Sonne scheint und es ist ein wunderschöner Morgen am Anker. Ich frühstücke in der Plicht.
7:30 Uhr gebe ich mir das „Anker Auf“ Kommando. Und los geht es. Die Maschine lasse ich nur 15 Minuten laufen. Dann sind die Segel gesetzt und bei Halbwind fahre ich 5,5 ktn ü.G. Die See ist flach, kaum Welle. Ganz anders als im Norden von Großbritannien und in der Irischen See.
Später wird das Schiff noch schneller, ganze 6,5 ktn ü.G.. 9:00 Uhr setzt dann leichter Gegenstrom ein, 0,7 ktn und der Wind wird auch weniger. Ich helfe eine halbe Stunde mit der Maschine nach. Die musste ohnehin mal laufen, um die Batterien nachzuladen.
Die ganze Fahrt sitze oder stehe ich mit kurzen Hosen und freiem Oberkörper in der Plicht. Es ist richtiges Sommerwetter.
Seit 12:00 Uhr ist wieder richtiges Segeln. Ich komme gut voran. Unterwegs telefoniere ich mit der Queen Anne’s Battery-Marina und reserviere mir einen Platz für zwei Nächte. Ich möchte mir morgen Plymouth ansehen.
14:30 Uhr habe ich nur noch 4 Meilen bis zur Bucht vor Plymouth. 15:30 Uhr berge ich die Segel auf Höhe des großen Breakewater, welches sich quer durch die Bucht zieht. Ich sehe den kleinen Festungsaufbau auf dem Breakwater (Wellenbrecher).
Über CH80 funke ich die Marina an und melde meine Ankunft. Am angewiesenen Ponton A, Platz 17 steht eine Mitarbeiterin (studentische Hilfskraft) und nimmt die Spring und belegt die Mittelklampe auf dem Pontonfinger. Und es folgt Small Talk mit ihr. Sie studiert Geologie erzählt sie mir und arbeitet während der Semesterpause hier in ihrer Heimatstadt.
Dann trinke ich meinen Anleger…Meine Pos 50°21‘844 N, 4°07‘879 W.
Ich melde mich im luxurösen Hafenbüro an und bezahle für zwei Nächte. Die Frau die mich hier im Büro des Hafenmeisters spricht mit hübschen Akzent einer Französin. Ich rate richtig und es ist eine lustige Unterhaltung.
Unter dem Hafenmeisterbüro ist ein nettes Hafenrestaurant mit Terrasse. Ich will es links liegen lassen und zurück zum Schiff. Aber es zieht an wie ein Magnet. Ich gehe an die Bar und bestelle mir ein leckeres Pint Ale. Die Bartender-in ist Rumänin. Wir schwatzen. Sie lebt seit 10 Jahren hier und ist zufrieden mit dem Job an der Bar obwohl sie studiert hat. Sie sagt, studieren bringt nicht viel. Und dann prahle ich mit meinen geografischen Kenntnissen über Rumänien, schließlich waren wir als Studenten dort fast in jedem Gebirge wandern.
Zurück am Schiff bereite ich mir das zweite Filet vom gestrigen Fang zu. Dazu gibt es lecker Wein und das macht mich müde. Muss wohl sehr zeitig in die Koje gefallen sein.
Tag 82, 2. August 2024, Plymouth (UK), Hafentag, keine Meilen
Gestern war wohl ein Schluck Wein zu viel. Ich weiß gar nicht mehr wann ich eigentlich in die Koje gefallen bin. Na das Leben geht heute weiter. Ich mache mir ein schönes Frühstück mit Aufbackbrötchen und Ei.
Ich telefoniere mit einem Kollegen aus England mit dem ich an einem HVDC Projekt in Russland dran war. Das war damals die Interconnection LAES-Vyborg. Leider nichts geworden. Sicher werden das die Russischen Energetiker nun ohne Europas Hilfe bauen. Frau Baerbock hat daran mit Sicherheit aktiven Anteil. Anyway, ich vereinbare mich mit Raphael, dass wir uns am 14. August in Dover treffen werden. Ich freue mich darauf.
Und ich kläre noch mit AMEX die Flugbuchung nach Neuseeland für unsere geplante Reise im Januar/Februar nächsten Jahres.
Ich sitze über den Seekarten und den Hafenführern und versuche zu planen wie weiter. Morgen Ist der Wind gut, dann segle ich nach Torquey.
Reinschiff ist auch mal wieder fällig. Außen habe ich das Schiff das letzte Mal in Inverness gewaschen. Alles klebt vom Salzwasser. Und ich dichte das Backbordfenster im Rumpf von außen ab. Mal sehen ob es hilft.
Mittag will ich mit dem Fahrrad in die Stadt. Da kommt der Hafenmeister und sagt, dass ich wegen der früheren Rückkehr des Liegeplatzdauermieters ich mich umlegen müsse. Das mache ich dann gleich und schon muss ich wieder schwitzen. Hier ist Sommer.
Meine neue Pos 50°21‘918N, 4°07‘893W
Nun geht es in die Stadt, aber ich habe auch Hunger und esse erst mal einen Burger im Hafenrestaurant und ein Bier dazu.
Der Weg in die Stadt führt über eine Schleuse, die zum oberen Hafenbecken führt. Die ist gerade auf, weil ein Fischerboot reinkommt. Ich beobachte den Vorgang.
Rüber über die Schleuse bin ich gleich im alten Stadtzentrum. Unmengen Pubs gibt es hier. So viele Pubs habe ich so gehäuft in keinem Hafen gesehen.
Und eine Gin Destillery gibt es hier. Ich belasse es beim Fotografieren von außen. Schön sieht das Gebäude aus.
Nächste Station ist der Münster St. Andrew, Eine riesige Kirche mit Kreuzschiff. Ich unterhalte mich mit zwei älteren Frauen, die am Eingang sitzen. Sie erzählen, dass die Kirche im zweiten Weltkrieg auch zerstört war. Wir unterhalten uns über Krieg. Ich erzähle, dass ich in Dresden geboren wurde und meine Mutter und meine Oma während des Angloamerikanischen Angriffes in Dresden waren. Und die Frauen erzählen, dass die Britische Regierung durch die US Regierung geführt wird. Und die sagen mir, dass seitdem die letzte Kriegsgeneration ausgestorben ist, die jetzigen Politiker alle zu Kriegstreibern geworden sind. Die alten Frauen sprechen aus was ich auch denke und empfinde.
Ich bewege mich auf dem Fahrrad mal fahrend, mal schiebend zum Hoe Park. Der Hoe Park ist direkt zur Bucht von Plymouth gewandt. Und hier gibt es Denkmäler die an die Kriege der Vergangenheit erinnern: das Naval War Memorial, das Merchant Navy Memorial, das Armada Memorial und das RAF Commonwealth and Allied Forces Memeorial. Und eine Statue von Admiral Drake.
Das RAF Denkmal beeindruckt mich. Darauf ist eine lange Inschrift von Churchill von 1945. Da wird neben den 107.000 Members der RAF und die 84.000 Members der US Airforce auch an die 42.000 Memebers der Soviet Airforce erinnert. Und weiter oben im Text von Churchill ist die Sovietunion auch noch aufgeführt. Churchill hat den Anteil der Sovietunion am Kriegsgeschehen noch anerkannt. Ich habe den Eindruck in der deutschen Politik wird in dieser Richtung zurzeit Geschichts-verfälschung betrieben.
Und hier oben steht ein Leuchtturm, der den Eingang in die Bucht markiert. Ich habe einen herrlichen Ausblick auf die Bucht und eine vorgelagerte Insel und ich sehe das massive Brakewater welches die Bucht mit ihren Häfen schützt.
Ich radle mit dem Fahrrad bergab und komme vorbei an der Royal Citadel. Die ist von riesigen Mauern umgeben. Ich komme nicht hinein. Das Ding lebt. Drinnen ist die das 29. Commando Regiment der Royal Artillery untergebracht. Draußen steht: United we conquer!
Unten in der Altstadt angelangt kehre ich zum Abschied dann doch noch mal in einen Pub ein und trinke ein Ale.
Zurück am Schiff habe ich noch eine nette Unterhaltung mit einem Mann meines Alters und seinem Sohn. Sie bringen gerade eine Segelyacht in Ordnung, die der Sohn gebraucht gekauft hat. In der Unterhaltung geht es um die Unmenge Lobsterfallen die die Segler behindern. Und der Vater erklärt mir, dass es in Plymouth so viele Pubs gibt weil hier das Hauptquartier der 3. Brigade der Royal Marines stationiert ist und es eine große Fischereiflotte gibt. Alle die brauchen Bier und Schnaps…
Tag 83, 3. August 2024, Plymouth (UK) – Torquay (UK), 45 nm
In Plymouth lege ich schon 7:20 Uhr ab. Im Windfinder ist ganz guter Wind vorausgesagt.
Schon 7:35 sind die Segel gesetzt und ich fahre zügig aus der Bucht von Plymouth.
Aber ab 8:30 habe ich die Welle 90° von der Seite. Der Wind hat nur noch 6…7 ktn von achtern, das Schiff rollt. Die Segel schlagen. Bis 10:00 Uhr lasse ich mir das gefallen, dann berge ich die Segel und schiebe mit Maschine.
11:00 Uhr ist mal wieder mehr Wind. Ich setze die Segel wieder. Aber ich mache wenig Fahrt, also lasse ich die Maschine mitschieben.
Kurz nach 11:00 Uhr habe ich Bolt Head an backbord. Bolt Head ist eine weitere Südspitze hier an der Südküste, die ich umrunden muss. Obenauf, auf Bolt Head ist ein Militärflugplatz der Royal Air Force, entnehme ich aus der Seekarte.
Bis ich Gommon Head, einen weiteren Vorsprung, an backbord habe schiebe ich mit Maschine. Dann ist mal wieder Wind und es geht eine Stunde mit Segeln.
Unterwegs sehe ich wieder eine Gruppe Delfine. Ein Foto gelingt mir mit einer Rückenflosse.
Vor der Bucht von Torquay berge ich die Segel. Über CH 14 rufe ich den Hafen Torquay, erst keine Antwort, dann meldet sich endlich der Hafenmeister. Er teilt mir in Devon-Englisch mit, dass wenig Platz sei. Ich versuche es dennoch. Ich möchte in die billigere Stadt Marina und nicht in die MTL Marina.
17:00 Uhr gehe ich längsseits an einen Engländer mit einer 30-er Bavaria ins Päckchen. Da kommt der Hafenmeister und gibt mir einen Platz längsseits direkt am Ponton.
Meine Pos 50°27‘499N, 3°31‘641W.
Ich trinke meinen Anleger, gehe zum Hafenmeister bezahlen und habe zu nichts weiter Lust. Nicht mal Essen möchte ich mir machen. Vielmehr mache ich eine Büchse Wiener auf und inhaliere die mit einer Scheibe Brot.
Ende, der Segler ist müde und fertig.
Tag 84, 4. August 2024, Torquay (UK), Hafentag, keine Meilen
Ich wache 8:00 Uhr auf, bleibe aber noch liegen und lese Nachrichten im I Pad. Nicht die Nachrichten die demagogisch und nichtjournalistisch über ARD und ZDF verbreitet werden. Nein ich schaue Ostfernsehen. Früher, vor 1989 haben wir Westfernsehen gesehen und heute muss ich in die andere Richtung schauen, um nicht total zu verblöden.
Na irgendwann treibt es mich raus aus der Koje und ich mache mir ein fettes Frühstück mit gebratenem Schinken und drei Eiern drauf. Gestern Abend, nach Ankunft habe ich ja nur eine Büchse Wiener mit Brot runtergeschlungen, weil ich zu nichts mehr Lust hatte. Also heute ein ausgiebiges Frühstück, es ist Sonntag und ich habe Hafentag und Landgang.
Und heute, bevor ich mir Landgang genehmige, mache ich erst mal Reinschiff innen und ich dichte das Steuerbordfenster im Rumpf ab.
Meine Tochter schreibt mir über Whats App, dass sie 1997 in Torquay zum Sprachkurs war. Danach unterhalten wir uns darüber telefonisch. Mein Sohn erzählte mir auch, dass er während einer seiner Sprachreisen malm hier in Torquay war. Ich bin zum ersten Mal hier.
Um die Mittagszeit beginne ich meine Wanderung durch Torquay.
Es gibt wahnsinnig viele Englische Touristen hier und es ist ein richtiges Gerammel. Ich gehe an der Uferstraße entlang. Restaurants und Pubs reihen sich aneinander und Eisbuden und Kitschläden.
Der Ort sieht ziemlich verbaut aus. In den 70igern sind hier viele hässliche Bauten zwischen die schönen alten englischen Häuser geklatscht worden.
Ich gehe rechts vom Hafen eine Strasse hoch. Da steht eine Kirche, aber die ist keine mehr. Vielmehr ist sie jetzt ein privates Wohnanwesen, schick gemacht mit scharfen Autos und einem Boot auf Trailer davor. Das Anwesen nennt sich Trinity House, private residence. Was es alles gibt…
Dennoch es gibt auch noch schöne englische Reihenhäuser mit Palmen davor. Aber es sind alles Ferienwohnungen und Hotels und Pensionen.
Ich gehe in die andere Richtung die Straßen bergauf. Torquay ist am Berghang erbaut. Ich habe von oben eine schöne Aussicht auf den Hafen und die Bucht von Torquay. Ich schaffe es bis zur St. Johns Kirche, eine evangelische Kathedrale. Leider ist sie zugeschlossen.
Ich wandere hinunter auf Hafenebene und flaniere noch durch eine Einkaufsstraße. Dann bewege ich mich zurück zum Schiff. Alle Städte sehen sich ziemlich ähnlich hier an der Südküste Englands.
Auf dem Rückweg zum Schiff kann ich nicht wiederstehen. Ich esse in einem Fischrestaurant Englische Austern und trinke Chardonnay dazu. Das war mein erster Gang. Auf dem Schiff zurück brate ich mir ein Rindersteak als Hauptgang.