Tag 86, 15. August 2022
Ålesund (N) – Geiranger Fjord – Geiranger (N) 57 nm
Heute geht es zum Geirangerfjord. Viel gehört haben wir über den Fjord. Schon Wilhelm der Zweite, unser Deutscher Kaiser soll da gewesen sein und eine Reihe der Kreuzfahrtschiffe und die Hurtigruten fahren dorthin. Und das wird für Moni das Abschluss Event!
Wir machen uns also schon 7:00 Uhr fertig, Frühstück… und legen 7:50 Uhr ab. Es ist Sonnig und wir haben keinen Wind.
Und wir müssen zuerst einen Umweg um die Insel Sula fahren. Der kürzeste Weg wäre eigentlich nach Süd durch den Vegesundet, aber die Brücke hat nur 16 Meter Durchfahrtshöhe und wir sind mit Antenne 17 Meter hoch. Klar hätte man probieren können, bei Niedrigwasser. Aber wir meiden das Risiko. Lieber 10 Meilen Umweg.
8:30 Uhr sind wir hinter der Insel Sula im Sulafjorden der dann in den Storfjorden übergeht. Wir fahren mit Maschinenkraft immer dem Strom von 0,5 bis 1 ktn entgegen. Wir haben die Kuchenbude nach hinten gebunden und bestaunen die Berge rechts und links vom Fjord. Immer schauen wir in den Himmel. Es ist nach wie vor bewölkt, obwohl Sonnenschein vorausgesagt ist.
Unterwegs brät Moni die Walsteaks, welche wir vor einiger Zeit gekauft haben. Lecker mit grünen Bohnen und Stampfkartoffeln. Und nach dem Essen geht die Sonne auf.
14:00 Uhr haben wir Stordal an Backbord. Die Fahrt zieht sich, immerhin haben wir vorher um die 60 Meilen ermittelt.
16:00 Uhr geht es vom Storefjorden in den Sunnylvsfjorden. Der verläuft direkt nach Süd und von dem wird auch der Geirangerfjorden dann abgehen.
Je näher wir an den Geirangerfjorden herankommen umso mehr kleine Passagierschiffe sehen wir. Alle machen Ausflüge zum Geiranger.
Endlich, 17:00 Uhr biegen wir ein in den Geirangerfjorden. Geangelt wird hier wie verrückt. Wir sehen die Fische, es sind Köhler an der Oberfläche springen. Das Wasser „kocht“ förmlich. Darüber die Möwen und die Fischadler.
Und ein Ausflugsdampfer mit dem Namen „KEISER WILHELM“ kommt uns entgegen. Ein Zeichen, dass unser Kaiser wohl wirklich hier war.
Und der Fjord ist eng. Rechts und links hohe Felsen. In der Karte sehen wir, die Berge sind über 1000 Meter hoch.
Nach 4 Meilen an Backbord dann die Wasserfälle, Die sieben Schwestern – Dei sju systre. An Steuerbord der Freiwasserfall.
Wasserfälle über Wasserfälle.
Auf den letzten 2 Seemeilen bis zum Ort Geiranger an Backbord die Serpentinen des Ørnevegen, eine Strasse, die sich am Berg hochwindet.
An Steuerbord am Felsen eine Inschrift gemalt, MS Völkerfreundschaft 69-75… Eine Erinnerung an die DDR Seefahrt!
19:00 Uhr legen wir in Geiranger Ort an. Unsere Pos 62°06‘079 N, 7°12‘229 O.
Und vor dem Anleger liegt ein Kreuzfahrtschiff von COSTA, die Costa Diadema. Und die legt gerade von dem Anlegertonnen unter großem Hallo und Salutschüssen ab.
Und dann gehen wir spazieren, lange nicht so viele Touristen gesehen. Den Spaziergang beenden wir im Restaurant „Olebuda“.
Zurück am Schiff gehe ich noch baden, von der Heckleiter. Das Wasser ist hier Süßwasser. Ich bin erstaunt.
Tag 87, 16. August 2022
Geiranger (N) – Ålesund (N), 57 nm
Und es geht wieder zurück nach Ålesund. Es wird wieder genauso lang wie Gestern. Wir stehen deshalb 7:00 Uhr schon auf. In der Nacht hat es abartig geregnet, heute Morgen aber ist Sonnenschein und die Restwolken ziehen nach oben ab. Wir frühstücken gemütlich. Immerhin ist es Monis vorletzter Tag auf dem Schiff.
Während Moni abwäscht und unten Klarschiff macht, bereite ich das Schiff zum Ablegen vor. 8:00 Uhr dann leinen los.
Wider die Vorhersage ist schönes Wetter, kein Regen. Unter Maschine fahren wir heute auf Gegenkurs von Gestern. Flache See, kein Wind und ein bisschen Strom von Hinten. Die Kuchenbude klappen wir jetzt wieder nach hinten und genießen nochmals die Aussicht im Geirangerfjord.
9:00 Uhr kommt mir dann das Angeln in den Sinn. Ich bereite die Angel vor und wir gehen mit der Maschinendrehzahl runter. Ich probiere ein bisschen. Kein Erfolg! Weiter geht es mit Maschinenkraft zum Ende des Geirangerfjords. Hier brodelt das Wasser. Und es sind Möwen in Warteposition. Wir sehen wieder die Fische springen. Schnell die Angel bereit. Moni ist am Ruder und geht mit der Motorendrehzahl runter. Ich lasse den Pilger, 400 ins Wasser gleiten. Gleich verspüre ich Widerstand und Rucken an der Angel… Biss. Ich pumpe. Es sind gleich zwei schöne Köhler am Vorfach und es hat keine 5 Minuten gedauert.
Moni sagt, es reicht. Dann einigen wir uns, dass wir heute und morgen Fisch essen können. Also geht die Angelschnur wieder raus und nach kurzen 2 Minuten zuppelt es wieder. Diesmal wieder zwei Köhler. Also haben wir jetzt vier Fische.
Moni filetiert die vier Fische, ich steuere das Schiff.
10:00 Uhr sind wir raus aus dem Geirangerfjord. Wir fahren raus und ein Kreuzfahrtschiff von MSC fährt ein in den Geiranger.
Und wir fahren wieder den Storfjorden abwärts. Wir haben nach wie vor keinen Wind, oder das bisschen kommt von vorn. Also kein Segeln, immer mit Maschine.
Einzig unterwegs an Steuerbord, wir fahren nahe heran, hier gehen Höhlen in den Felsen und daneben ein ausgebauter Anleger. Wir erkunden im Internet. Es war eine alte Mine in der Olivin gefördert wurde. Jetzt ist die Mine stillgelegt. Anstelle hat sich die „World Salmon Heritage“ angesiedelt. Die wollen hier in den Höhlen unterhalb des Wasserspiegels eine der weltweit größten Lachszuchtanlagen bauen.
Unterwegs brät Moni die ersten Köhlerfilets. Lecker. Danach werde ich müde und schlafe, Moni steuert derweil das Schiff.
Und irgendwann erreichen wir Ålesund. Und als erstes tanken wir. Ich bin froh, wenn der Tank voll ist. Durch die Motorenfahrt der letzten Tage haben wir ganz schön Diesel verbraucht. Immer der Wind auf der Nase, oder der Strom, oder kein Wind… Manchmal kotzt es den toten Hund an, so fluche ich immer.
18:30 Uhr dann endlich legen wir an. Pos 62°28‘312 N, 6°09‘176 O. Ein Breitengrad nach dem anderen wird weniger.
Eigentlich wollten wir noch das Vorsegel wechseln. Ich hätte gern wieder die Selbstwendefock. Aber, wir nehmen unseren Anleger zu uns und es fängt an zu regnen. Und es hört nicht auf zu regnen. Shit, also trinken wir Wein und Bier.
Es ist unser vorerst letzter gemeinsamer Abend an Bord. Moni bleibt morgen noch in Ålesund und fliegt am Donnerstag nach Berlin. Ich werde morgen alleine weitersegeln.
Tag 88, 17. August 2022
Ålesund (N) – Måløy, 55 nm
Und heute Morgen, wie soll es anders sein, Regen, Regen…
Wir stehen kurz vor acht auf, das letzte Frühstück gemeinsam. Moni bleibt im Hotel in Ålesund und fliegt am Donnerstag nach Berlin. Ich dagegen lege heute bei dem Mistwetter ab und segle um Stott, dieses norwegische Horn nach Süden.
9:00 Uhr lege ich ab, Küsschen und Moni winkt. Ich fahre los, raus aus dem Hafen.
Erst mal vergesse ich die Fender reinzuholen. Ich habe mich an das „betreute Segeln“ gewöhnt. Das hat die letzten 4 Wochen immer Moni erledigt. Die Segel sind schon gesetzt und zwei Meilen sind versegelt, da merke ich, dass die Fender noch draußen sind. Moni ist nicht mehr an Bord, also muß ich die eigenhändig bergen.
Also kurz vor dem Hafen sind Genoa und Grosssegel gesetzt. Es geht gut los, Halbwind 14 ktn, die All Right 2 fährt knapp 7 ktn. Schön!
Ich fahre Richtung Langfallet. Hinter dem Berg der Insel Godøya geht der Wind dann runter, Windschatten. Als ich dahinter durch bin geht richtig Knatter los, 20 ktn Wind. Also erstes Reff in das Großsegel und auch die Genoa rolle ich zu 1/3 ein. Das Focksegel hätte gereicht, aber gestern Abend bei dem Regen ein Segelwechsel, nein danke!
Es geht zügig voran, immer über 6 ktn. Die Welle hat stark zugenommen, 3 Meter schätze ich und ganz schön ruppig und fast von der Steuerbordseite.
11:00 Uhr habe ich schon 11 Meilen versegelt. 12:00 Uhr fahre ich durch die Langfalletbrücke, 24 Meter Durchfahrtshöhe. Hier bin ich auch durchgefahren als es gen Norden ging. Habe jetzt 17 Meilen versegelt, das macht mich zuversichtlich für das, was ich vorhabe. Ich will Stott relativ weit draußen umrunden, dieses Horn, welches aus dem Kopf des Skandinavischen Löwen ragt. Auf meiner Fahrt nach Norden im Juni, hatte ich hier 7 Meter Welle, aber keinen Wind. Heute habe ich Wind zwischen 18 und 24 ktn.
Mit dem Wetter habe ich Glück, kein Regen und ich segle mit Kuchenbude, da spürt man den Wind nicht so. Die Genoa habe ich inzwischen ganz eingerollt, segle nur mit Groß und Reff 1. Je höher ich an die Westspitze Skandinaviens komme umso raumer wird der Wind. Und die Welle schiebt. Öfters zeigt das GPS 8 ktn ü.G. Es geht richtig zügig.
14:00 Uhr habe ich 28 Meilen versegelt. An Steuerbord habe ich querab Svinøy fyr, eine kleine Insel mit Leuchtturm. Vor mir an Backbord Stott.
15:30 Uhr fahre ich dann die langerwartete Halse Richtung Südost. Vorher war ich Südwestkurs gesegelt. Halse und Kurswechsel bedeuten, ich habe es geschafft, ich habe die westliche Spitze Skandinaviens rückwärts, Richtung Heimat gerundet. An Backbord kommt mir ein Frachter entgegen, der taucht mit dem Bug immer wieder total in die Welle. Sieht geil aus.
Von Buholmen an Backbord geht die Welle zurück, nur noch 2… 3 Meter und weiter abnehmend.
An Backbord kommt mir ein kleines Militärboot entgegen, na die haben was vor, immer gegenan. An Steuerboot überholt mich ein Schnellboot des Militärs mit Kanone auf dem Vorderdeck und Tarnanstrich. Ist der Krieg ausgebrochen frage ich mich… Ein solches Schnellboot kam mir im Juli vor der Insel Hitra entgegen und fuhr über 40ktn.
16:30 Uhr habe ich 42 Meilen versegelt, jetzt habe ich noch etwa 13 Meilen vor mir. Inzwischen habe ich die Genoa wieder am Wind. Es geht ein bisschen langsamer, die Welle schiebt nicht mehr und der Wind ist weniger.
17:30 Uhr lasse ich Silda an Backbord und fahre in den Sund nach Måløy ein. Hier reffe ich das Großsegel aus und rolle die Genoa ein. Die letzten 5 Meilen geht es mit 5 ktn Fahrt vor dem Wind den Sund nach Süden.
18:30 Uhr lege ich längsseits in Måløy an. Pos 61°55‘928 N, 5°06‘826 O. Das war endlich mal wieder ein super Segeltag. Die Maschine hatte heute nichts zu tun.
Abends kommt noch ein Segler rein, eine Frau spricht mich auf Deutsch an. Ihr Mann ist Österreich-Norweger. Die Leute kamen gestern auch spät abends in Ålesund rein und ich habe ihnen empfohlen, wo sie anlegen könnten. Heute ist die Frau mit dem Bus hierhergefahren, während ihr Mann das Segelboot hierher gesegelt hat. Sie hat mir erzählt, dass sie die hohen Wellen nicht mag. Irgendwoher kenne ich diese Situation.
Und ich brate mir noch zwei Filets vom Fisch, dem Köhler aus dem Geiranger Fjord.
Tag 89, 18. August 2022
Måløy (N) – Askvoll (N), 51 nm
9:45 Uhr, nach dem üblichen Morgenritualen, lege ich ab. Ich baue die Kuchenbude zurück, es ist schönes Wetter. Was heißt schön in Norwegen: zumindest kein Regen, bewölkt aber die Wolken hängen nicht tief.
Also ich fahre los, vor der Maløysundbrücke muss ich aufstoppen. Vor mir eine Fähre, die kann nicht durchfahren weil ein riesiger Fischtrawler entgegenkommt. Aber es geht gleich weiter durch die Enge des Sundes. Und Gegenstrom 2 ktn, na das kann ja heiter werden, so denke ich.
Aber raus aus dem Sund und der Gegenstrom ist weg. Leider aber kein Wind zum Segeln. Es geht um die Insel Bremangerlandet herum. Die Insel ist ein riesiger Berg. Als ich Nordwärts gefahren bin, im Juni, da hatte ich Wind von hinten und mich hat es durch diesen Sund mit einer Affengeschwindigkeit geblasen. Heute muß der Motor ran. Aber nur das erste Stück, die 6 Meilen nach Osten.
Nachdem der Sund um den Barg nach Südwest abbiegt sieht das besser aus mit dem Wind. 10…12 ktn. Ich setze Segel, Groß und Genoa. Aber ich muss kreuzen, gegen den Wind. 12 Meilen ist die Strecke, bis zum Ende dieses riesig breiten Sund. Ich fahre 17 Wenden und das mit Genoa. Eine Fiecherei! Aus den 12 Meilen sind so 25 Meilen geworden. Schade, dass wir in Ålesund wegen dem Starkregen die Genoa nicht gegen die Fock tauschen konnten. Die Selbstwendefock ist einfach besser zu händeln für einen einsamen Einhandsegler. Und man kommt höher ran an den Wind! Heute nach Ankunft im nächsten Hafen muß ich das erledigen!
15:00 Uhr bin ich raus aus dem Sund und habe den Wind weiter auf der Nase. Und der Wind bläst nur noch mit 7 ktn. Nein, das tue ich mir nicht an, da komme ich nicht in Florø an. Ich berge die Segel und fahre mit Motorkraft. Wenigstens scheint inzwischen die Sonne.
Ich fahre jetzt auf direkten Südkurs und schaue mir die Seekarte an. Es ist 16:00 Uhr und ich bin fast in Florø. Das Wetter ist angenehm, ein bisschen Sonne, da kann ich auch weiter südwärts fahren bis Askvoll. Und so machen wir das, wir, die All Right 2 und ich.
Ich fahre durch ein Schärengebilde durch, ganz enges Fahrwasser, danach wieder freies Wasser. Mittendrin auf einem winzigen Felsen, dem Stabben, ein Leuchtturm mit Haus. Ich fotografiere.
Es geht weiter südwärts. Ich werde hungrig und brate mir nebenbei Fischfilet. Immerhin habe ich noch einige aus dem Gairangerfjord im Kühlaschrank. Und als ich brate kommt nochmals Wind auf. Ich schiebe die Pfanne von der Gasflamme und setze nochmals Segel. Es geht hoch ran, aber nur für eine dreiviertel Stunde. Na man muss nehmen was man nehmen kann.
Und Segel wieder geborgen und jetzt das Filet mit Nudeln und ein Bier dazu.
Es ist nicht mehr weit bis Askvoll. 10 Meilen noch. Die Norwegische Küstenwache kommt mir mit einer Korvette entgegen. Ich winke, die grüßen nicht zurück.
20:00 Uhr lege ich an in Askvoll. Ich gehe längsseits obwohl hier Anlegefinger sind. Ich will noch Segel wechseln. Meine Pos 61°20‘768 N 5°03‘912 O. Ein Segler am Ponton nimmt mir die Leine ab.
Anstelle Anleger zu trinken mache ich mich an den Segelwechsel. Kein Wind, kein Regen, ich bekomme die Genoa trocken ins Schiff. Der Segler, der mir beim Anlegen „half“ bietet mir seine Hilfe beim Segel zusammenlegen an. Ich nutze das Angebot. Er interessiert sich für meine Selbstwendefock und das Segeltuch welches ich fahre. Ich biete ihm noch ein Bier an für die Hilfe, aber er trinkt nicht sagt er. Und er erzählt er ist 70, in Rente und seit April unterwegs und er sei aus Ålesund. Und er hat allen Respekt vor der Umfahrung von Stott, das ist das Schwierige Stück was ich gestern erledigt habe. Und er muss zu seiner Frau zurück an Bord.
Also trinke ich verspätet mein Anlegerbier. Und ich mache den Fernseher an. Meine Satelittenantenne findet Astra wieder, ich bin näher am Äquator… Ich schaue Maischberger und die diskutieren der Grüne Vorsitzende mit Migrationshintergrund und hängenden Liedern ohne Studienabschluß, die Linke Vorsitzende, unser früherer Gesundheitsminister und einer aus der Wirtschaft. Sie diskutieren über Gasumlage, Gasmangel und die Wirtschaft. Mindestens vier von den Diskussionsteilnehmern verstehen von Wirtschaft und Ökonomie so viel wie die Blinden von der Farbe. Schrecklich! Ich fürchte mich vor dem Land, in das ich in kürze zurückkehren werde.
Tag 90, 19. August 2022
Askvoll (N) – Skjerejehamn (N), 31 nm
Von der gestrigen Tour muß ich ganz schön platt gewesen sein. Ich wache erst 9:00 Uhr auf. Untypisch, wenn ich alleine unterwegs bin… da bin ich immer wie ein Getriebener. Aber draußen ist norwegischer Regeln, es prasselt auf das Oberdeck. Also mache ich langsam, frühstücke in aller Ruhe.
Ich studiere die Seekarten und überlege wie weiter. Ich schaue mir den Windforecast an und bin enttäuscht, weiter Wind aus südlichen Richten. Gegen Ende August scheint der Wind auf Nordwest zu drehen. Das muss ich mitnehmen, ich muss so schnell wie möglich und so weit wie möglich an die Südspitze Norwegens.
Nachdem ich an meinem elektronischen Logbuch gearbeitet habe, es hat inzwischen aufgehört zu regnen, gehe ich in den Supermarkt in Aksvoll und spaziere noch ein bisschen durch den Ort.
Zurück am Schiff ist Mittagszeit. Ich mache das Schiff zum Ablegen fertig. Die Kuchenbude bleibt drauf, entscheide ich. Das Wetter ist weiter unbeständig. Der Stegnachbar von gestern, welcher mir beim Anlegen „half“ steht schon wieder da und schaut meinen Handgriffen zu. Er bietet Hilfe an und nervt mich mit seinen Hinweisen. Dann spricht er von aufkommendem Gewitter, schaut selber im Internet nach und sagt es ist schon durch. Es nervt. 12:30 Uhr lege ich ab und entziehe mich der Nerverei!
Es regnet wieder und ich bin froh über die Kuchenbude und motore erst mal gegen den Wind, weg von Aksvoll.
Nach 3 Meilen, einer halben Stunde etwa, setze ich Segel, Groß und Fock. Der Wind aus Süd und ich gehe nach Südwest. Super, mit meiner Selbstwendefock komme ich hoch ran. 4 Wenden auf 6 Meilen geradem Weg. Und inzwischen lacht die Sonne wieder. Die windabgewande Seite der Kuchenbude und hinten mache ich auf. So sitze ich windgeschützt und sehe was.
14:00 Uhr gehe ich vom Südwestkurs auf Südostkurs. Jetzt muss ich öfterer Wenden fahren, aber es macht Spaß mit der Selbstwendefock. Nur den Traveler der Großschot muss ich immer gegen den Wind stellen, aber das mache ich vor unmittelbar vor den Wenden, da geht das kraftlos.
16:00 Uhr fahre ich in einen Sund zwischen hohen Felsen ein. Hier ist es wie im Windkanal. Der Wind kommt von vorn, direkt auf die Nase. Segeln macht nun für die nächsten 5 Meilen keinen Sinn. Der Sund ist schmal und der Wendewinkel vom kleinsten! Also Segel runter, Maschine an und durch. Aber dafür die Landschaft, so schön zwischen den Felsen und die Sonne leuchtet die Berge der Inseln Losna an Backbord und Sula an Steuerbord wunderschön an.
17:00 Uhr bin ich durch die Berge durch und ich kann wieder segeln. Ich kreuze jetzt wieder gen Südwest, 4 Meilen weit. 18:30 Uhr, hinter der Insel Hisarøya, geht es dann auf geradem Kurs nach Südost. Ich brauche keine Wenden mehr zu fahren.
Eigentlich habe ich keinen 100%- igen Plan wo ich heute festmache, aber hier nach der Insel Hisarøya gibt es ein kleines Eiland, Sandøyna. Hier ist ein Anleger in der Seekarte verzeichnet. Die Insel werde ich ansteuern.
19:50 Uhr bin ich längsseits fest, geschützt vor dem Schwell, hinter der Insel. Meine Pos 60°56‘578 N, 4°57‘330 O. Und hier gibt es eine schöne Gaststätte, aber ich habe noch Fischfilet vom Geirangerfjord. Also koche ich selber. Ich dampfgare den Fisch in Alufolie mit Zwiebel, Tomate und Paprika. Ich habe zwar keinen Wein mehr, aber Bier geht auch zum Fisch.
Dann laufe ich noch ein wenig auf der Insel herum. Auf dem Berg ein Monument von König Olaf. Wenn es richtig schön ist, in der Sommersaison, ist hier bestimmt richtig Betrieb. Die Gaststätte ist sehr hübsch rustikal und einladend in einem alten Speicher untergebracht.
Und über meine Gedanken beim Sonnenuntergang schreibe ich eine extra Geschichte.
Tag 91, 20. August 2022
Skjerejehamn (N) – Bergen (N), 52 nm
Der Wecker klingelt schon 6:00 Uhr, ich muss weiter nach Süden!
7:20 Uhr lege ich ab. Ich liege in Luv und der Wind macht es mir schwer. Aber das Bugstrahlruder macht es dann doch einfach.
Ich gehe auf Südkurs und setze gleich Segel. Einen Sund zwischen zwei Inseln muss ich südwärts kreuzen. Bei glatter See. Es macht Spaß. Eine Brücke die die Inseln Mjømna und Sandøyana verbindet, durchsegle ich.
8:45 Uhr bin ich durch und ich fahre um den Leuchtturm auf der Landzunge Vikingneset nach West herum. Es geht in ein Hauptfahrwasser, Fairway. Hier kann ich auf geradem Weg nach Südwest segeln, hoch am Wind.
Und jetzt mache ich einen Fehler. Gerade nach Süden geht es in einen schmalen Sund, der mich bei wenig Welle nach Süden führen würde. Aber den Fehler merke ich erst 10:00 Uhr. Ich lasse mich also verleiden geradeaus nach West in den Hjeltefjorden zu segeln, um diesen dann nach Süden zu kreuzen. Wie gesagt, 10:00 fahre ich die erste Wende und die Welle von Süd versetzt mich. Ich reffe, Groß Reff 1 und ich verkleinere auch die Fock. Ich fahre eine und eine weitere Wende. Kein Vorwärtskommen!
Ich laufe mit dem Wind nach Nord ab und suche in der Karte eine Alternative. 5 Meilen Südwärts gibt es eine Durchfahrt zwischen den Schären in geschütztes Wasser und zur eigentlichen Route, welche ich hätte nehmen sollen. Also Segel runter und mit Maschine gegen die Welle, Wind und Strömung dorthin!
11:30 Uhr bin ich wieder in ruhigem Wasser, geschützt durch die Schären. Und ich segle wieder, muss zwar gegen den Wind kreuzen, aber lange Schläge. Ungefähr 10 Meilen komme ich so Bergen näher.
Gegen 14:00 Uhr hole ich die Segel ein. Es geht ab jetzt für 10 Meilen durch ein enges Fahrwasser. Und wie soll es anders sein in Norwegen, es beginnt abartig zu regnen.
16:00 Uhr erreiche ich die Fjorde oberhalb Bergens, nur noch 10 Seemeilen. Der Wind kommt aus Südwest, also gegenan. Aber ich habe keine Lust mehr zu kreuzen, also das letzte Stück auch unter Maschine. Das Wetter ist schön, Sonne. Auf den letzten Meilen rechne ich. Immerhin bin ich 26 Meilen gesegelt.
Ich gehe diesmal nicht in den Stadthafen, will zwei Nächte bleiben ohne Schwell und möchte am Schwimmponton liegen. Das geht im Stadthafen nicht. Da liegt man bei ständigen Schwell und mit langen Leinen an der Pier, wegen der 2 Meter Tide.
Also, ich fahre die Gästemarina an. Die liegt eine Meile südlich vom Stadthafen. Kurz vor 18:00 Uhr komme ich vor der Klappbrücke für Fußgänger an. Dahinter ist die Marina. Ich rufe die Nummer an und bitte um Brückenöffnung. Die Frau sagt mir man müsse sich eine halbe Stunde vorher anmelden. Aber sie lacht und macht eine Ausnahme für mich.
In der Marina liegen die Nasen von Amateuren mit riesen Abständen längsseits und beanspruchen meist zwei Plätze für einen. Was soll‘s! Im Innenbereich gibt es Anlegefinger. Ich fahre rückwärts ein, gegen den Wind und steuere rückwärts in zwischen zwei Finger, mein Lieblingsanlegemanöver, aber immer wieder spannend, auch für mich. Ich liege auf Pos 60°22‘823 N, 5°19‘694 O. Ich bin kaputt.
Heute gibt es schnell noch ein Fertignudelgericht, ein Bier, einen Schnaps und ich gehe schon 20:30 Uhr in die Koje und lese Uwe Steimles „Meine Oma, Marx & Jesus Christus – Aus dem Leben eines Ostalgikers“. Empfehlenswert!
Tag 92, 21. August 2022
Bergen (N), Hafentag, keine Meilen
6:00 Uhr werde ich wach, habe an Robert, meinen Sohn gedacht und rufe ihn gleich an. Er hat heute seinen 35 sten Geburtstag und er fliegt in den Urlaub nach Kuba. Offenbar denkt man immer an seine Kinder, auch wenn sie erwachsen sind. Er ist auf dem Flugplatz in Toronto und wartet auf seinen Abflug.
Und ich schlafe dann erst mal bis neun. Draußen ist Sonne aber während ich frühstücke fängt es wieder an zu regnen. Es trommelt auf das Oberdeck. Zum kotzen, scheiß Wetter. Also gammle ich vor mich hin bis Mittag.
Ab 12:00 Uhr wird es besser mit dem Wetter, es klart auf und ich klappe das Klappfahrrad auf. Ich fahre in das Zentrum von Bergen.
Habe mich zu warm angezogen, es scheint „Sommer“ in Bergen zu sein, mindestens 18°C…!
Als ersten Halt auf dem Weg zur Standseilbahn, zur Fløibanen, kehre ich ein. Eine richtig schöne Kneipe in der Altstadt. Ich trinke ein leckeres IPA… und ich stelle fest, die Kneipe ist richtig gut besucht, kein Essen, nur Getränke.
Mit der Fløibanen fahre ich auf den Berg. Und ich habe Glück, habe bei Sonnenschein einen super Blick auf Bergen. Zu viele Touristen hier, der große Nachteil: ein Kreuzfahrtschiff hat angelegt. Der Deutsche Tourist hebt sich vom Rest der Standseilbahnfahrer durch tapferes Maskentragen ab. Bekloppt, ich will eine Bemerkung machen aber reise mich zusammen. Der Deutsche Michel ist der Lauterbachschen Propaganda verfallen. Die Deutschen haben das in den Genen. Offenbar bin ich kein Deutscher.
Auf dem Berg sind Ziegen. Die werden ohne Zaun gehalten, um den Berg zu beweiden, damit er nicht zuwächst. So war das früher in Norwegen und so soll es wieder werden. Die Ziegen werden mit GPS Sendern überwacht und zusammengehalten, so steht es geschrieben.
Oben auf dem Berg wehen die skandinavischen Flaggen, Finnlands, Schwedens, Norwegens und Dänemarks. Aber was macht eine Schweizer Flagge hier? Die Bergbahn ist ein Schweizer Produkt.
Hier oben gibt es ein Fløien Folkerestaurant, Volksrestaurant. Ich schaue rein, bin hungrig, aber das tue ich mir nicht an, ein bisschen zu sehr Mitropa – Charakter. Eben volksnah. Sicher auch deshalb ein Zeichen durch den Schwarzen (auf sächsisch: Näscher) mit seinem Kind, der sich direkt vor dem Eingang platziert hat und auch nicht weicht, als ich fotografiere.
Ich fahre mit der Bahn wieder runter in die Stadt und setze meine Radtour fort. Erst mal zur Brygge, der Straße direkt am Kai des Stadthafens. Hungrig schaue ich in einige Gaststätten. Alles voller dämlicher Touristen und nicht gut.
Am Ende finde ich ein edles Restaurant, mehr abseits vom Touristenstrich. Ein Italiener. Im Unterschied zu den anderen Gästen, die alle Pizza essen, esse ich lecker Lamm und trinke Rotwein. Auf dem Schiff habe ich ja nur noch Bier und Schnaps, da freut man sich auf ein zwei Glas Roten zum Essen.
Bei meiner weiteren Stadterkundung fällt mir ein Denkmal auf, was an die Auswanderer nach Amerika erinnert. Ein Duplikat davon stünde in Montreal, so steht es geschrieben, nämlich da wo die Leute angelandet sind die die Schnauze voll hatten von Europa. Ich denke darüber nach, wohin ich gehe, wenn es soweit ist.
Ach, und Bergen hatte eine Straßenbahn, sieht aus wie die von Leuna nach Halle. Ich sehe eine, aber die fährt nur noch für Liebhaber und ist eine Art Erinnerung an gute alte Zeiten, wo es noch keine Elektroautos und keine Elektrobusse mit Batterien gab… eben Oberleitungen und Stromabnehmer.
Ich fahre auf und ab in Bergen. Bergen scheint offenbar Bergen zu heißen, weil es auf Bergen gebaut ist. Ich merke das beim Fahrradfahren.
Ich beende die Besichtigung mit einem Barbesuch. Das kann ich wohl am besten. Die Barfrau war zwar dumm und unkommunikativ, dafür war das Bier, norwegisches IPA, gut. Aber ich treffe auf einen Britten an der Bar, der fängt ein Gespräch mit mir an und es ist eine nette Unterhaltung bis das zweite Bier geleert ist und ich zahle und fahre heim aufs Schiff.
Die Brückenöffnung bestelle ich noch für morgen früh 7:00 Uhr. 8:00 Uhr, sagte der Dispatcher mir, geht nicht, erst Neun, und das ist mir zu spät.
Die 13. Woche meiner Reise geht zu ende. Noch zwei oder 3 Wochen, dann bin ich im Heimathafen zurück.
Hello Steffen,
I follow you all the time….beautiful photos and an article from the last few days…
Peter wishes you a good wind in your sails….
I’m back to Danmark. Yesterday I have crosed the Skagerrak
Hello Steffen,
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