Tag 93, 22. August 2022
Bergen (N) – Leirvik (N), 47 nm
5:30 Uhr bin ich auch ohne Wecker wach. Ich bereite mir mein Frühstück. Habe mir angewöhnt immer vor dem Ablegen zu essen. Es muss was im Bauch sein, so auch heute. Eigentlich habe ich nicht gut geschlafen. Ich schaue aus dem Schiff und sehe den Grund. Es muss wieder richtig geregnet haben über Nacht, das habe ich wiederum nicht gehört.
6:30 Uhr bin ich fertig mit Frühstück und eigentlich ist die Yacht auch fertig zum Ablegen. Hoffentlich macht die Brücke auf. Ich habe das gestern Abend angemeldet. In der Marina gibt es keine Bewegung außer auf meinem Schiff. Zur Sicherheit rufe ich den Brückendispatcher an. Er versichert, die Brücke wird 7:00 Uhr geöffnet.
Kurz vor Sieben fahre ich zur Brücke. Bis 7:00 Uhr bewegt sich nichts, dann 7:00 Uhr pünktlich beginnt das Klingelsignal und dann dauert es noch eine kleine Ewigkeit bis die zwei Brückenhälften sich ganz langsam öffnen.
7:10 Uhr ist es bis ich durch bin und ich fahre Richtung Süden. Hoffentlich habe ich keinen Strom gegen mich. Wind ist keiner, die See ist flach, ohne Wellen.
Aus der Marina und dem Hafen raus, geht es nach West, hindurch durch die erste Brücke. Außer den Katamaran Personenverkehr gibt es keine Schiffe auf dem Wasser.
Nach 3 Meilen dann biege ich nach Süd ab und wieder geht es durch eine Brücke. Was die Norweger alleine um Bergen für eine Menge Brücken haben und hoch sind die. In Deutschland würden wir schwimmen am Maßstab des Flughafens BER gemessen!
Seitdem es jetzt Südwärts geht macht es Sinn Segel zu setzen. Der Wind kommt zwar auf die Nase aber streckenweise komme ich mit Kreuzen ganz gut voran. Manchmal sind 8…9 ktn Wind, da komme ich mit 4 Knoten voran. Manchmal segle ich, manchmal unterstütze ich mit Maschine. Ich will vorankommen und wenn der Wind unter 7 ktn geht, komme ich ohne Maschine nicht voran.
Hoch zu bin ich weiter Westlich durch die Inseln. Um die Insel Stord gehe ich diesmal ab 13:00 Uhr an der Ostseite. Und auch hier, mal ist Wind da mal nicht. Maschine an, Maschine aus… Es sind jetzt nur noch 17 Meilen bis zum Feierabend. Einige Male versuche ich es noch mit Segeln. Aber mein schweres Schiff braucht Wind. Na am Ende schiebe ich mit Maschine.
17:00 Uhr lege ich an in Leirvik. Pos 59°46‘738 N, 5°30‘146 O. Die 3 Gästepontons sind so gut wie leer. Ich kümmere mich um das Großsegel. Schrauben nachziehen an den Schlitten am Mast. Und dann wechsle ich wieder die oberste Latte im Segel. Moni hatte eine mitgebracht, die ist wieder gebrochen. Jetzt führe ich ein Holprofil ein. Das ist sicher biegsamer, hoffentlich.
Ich habe die Hafengebühr bezahlt und kann die Sanitäranlagen nutzen. Eine super neue Dusche… Und ich stutze den Bart wieder zum 5-tage Bart.
Feierabend. Morgen geht es bis Haugesund, so ist der Plan.
Tag 94, 23. August 2022
Leirvik (N) – Haugesund (N), 29 nm
Auf 8:00 Uhr ist der Wecker gestellt. Der Harndrang ist früher, 7:30 Uhr muss ich raus und ich bleibe gleich auf. Habe super geschlafen. Meine morgendlichen Abläufe brauchen aber seine Zeit. Zu sehr drehe ich mich ohne merklichen Wirkungsgrad im Schiff.
Endlich 10:00 Uhr lege ich ab. Kein merklicher Wind. Na, dann eben motoren. Die Kuchenbude habe ich nach hinten zusammengerollt. Sonnenschein und es ist schon jetzt warm. Ich wechsle die Anzugsordnung. Kurze Hose und T-Shirt sind angesagt. Und ich brauche meinen Sonnenhut. Der Sommer ist da hurra!
Es weht ein 5…6 ktn Wind aus Nordost. Also Segel raus und auf raumen Kurs weiter südwärts. Das Schiff fährt nicht schnell. 3 ktn, aber immerhin.
An Steuerbord eine Werft. Hier werden riesen Schiffe instandgesetzt. Es sind Processing Schiffe. Die haben an Bord ganze Raffinerien oder Gas- Processing Anlagen. Die werden verankert, direkt an der Förderstelle und sind über Pipelines direkt mit dem Land verbunden und liefern sauberes entschwefeltes Erdgas zum Land. Na Scholz und Habeck waren ja hier schon betteln in Norwegen. Man stelle sich das vor, das führende Industrieland der G7 geht betteln. Jetzt übrigens auch in Kanada. Oh Gott, wo führt dieses grüne Desaster noch hin. Den Norwegern scheint es gut zu gehen, die haben die Technologie für sich selber!
Also fahre ich raumschots und langsam, 2,5 ktn. Und ich mache die Schleppangel klar. Mit Paravan, 200g und Löffelblinker, aber am Ende beißt kein Fisch.
Inzwischen bin ich näher unter Land und ich spüre den ablandigen Wind. Ich hole die Angel ein und das Schiff wird durch den ablandigen Wind um die Mittagszeit immer schneller. Das Schiff läuft schon 5 ktn.
12:00 Uhr dreht der Wind immer weiter auf Süd. Ich fahre jetzt hoch ran am Wind und es geht gut voran mit 5…6 ktn.
Und der Wind wird immer stärker, je mehr es Richtung offene See, den Atlantik geht. Auch die Welle spüre ich mehr und mehr. Macht super Freude.
13:30 Uhr, dann schon 17…18 ktn. Ich denke an das reffen und ich reffe das Großsegel. Reff 1.
Dann 20 ktn Wind. Das Schiff läuft 6,5ktn, ja schon 7 ktn. Ich reffe auch die Fock. Es macht super Spaß, nichts für Moni. Ich laufe 40° am Wind und das Wasser kommt bis zur Spüll. Ich sitze wie auf dem Hochstand, ganz schön Lage, nichts für Moni. Aber kaum Ruderdruck, die Segel sind richtig austariert.
Bis 14:30 Uhr halte ich den Kurs, dann macht das Land eine Kurve, weiter nach Süd. Der muß ich folgen, um nach Haugesund zu kommen. Also kreuzen. Der Wendewinkel ist gar nicht schlecht. Komme gut vorwärts, fahre 10 Wenden. Das ist Segelfreude und immer hoch am Wind.
16:00 Uhr, dann reicht es, Haugesund, die Einfahrt in die Schären ist nahe. Ich hole die Segel ein.
Weiter geht es rein nach Haugesund mit Maschinenkraft.
Als ich einlaufe läuft die „AIDA bella“ aus. Ein gigantischer Anblick. Und gut für mich, die Touristen sind weg aus der Stadt, keine Maskenträger mehr.
16:45 Uhr lege ich an, an der Gäste- „Brygge“. Pos 59°24‘662 N, 005°16‘123 O. Ich bin rückwärts in die Finger eingeparkt.
Schnell trinke ich mein Anlegerbier. Dann mache ich mich fertig zum Landgang.
Bis 18:00 Uhr hat der Vinmonopolet geöffnet. Ich benötige Rotwein. Und ich beeile mich.
Ich erledige meine Einkäufe, mache noch einen Rundgang an Land bei schönstem Sommerwetter. Ich laufe im T-Shirt und kurzer Hose herum. Das habe ich die letzten zwei Monate manchmal vermisst, das Gefühl vom heißen Sommer. Ich bin halt schon am 59. Breitengrad!
Den Rest des Tages verbringe ich in der Plicht der All Right 2, bei Rotwein und Zigarre und ich rede mit meinem Sohn. Er wird mir von Kuba eine Kiste Cohiba mitbringen.
Tag 95, 24. August 2022
Haugesund (N) – Insel Kvitsøy, 38 nm
Die Sonne scheint in Haugesund, je südlicher ich komme, umso sommerlicher wird es. Klar, es geht ja Richtung Äquator.
Die Kuchenbude klappe ich zurück bevor ich ablege. 9:30 Uhr dann Leinen los!
Erst mal geht es mit Maschinenkraft durch Haugesund, heraus aus diesem Schärenkanal um den Haugesund gebaut ist. Ein idealer Naturhafen, müssen die auch früher schon gedacht haben als sie Haugesund gründeten. Die Stadt mit ihren 35.000 Einwohnern hat seit 1854 Stadtrecht und war Umschlagpunkt und Poststelle für Fischer zur Zeit des Heringsbooms, Ende des 19. Jahrhunderts.
Ich fahre durch die Brücke, die Haugesund mit der Insel Karmøy verbindet. Hier habe ich 2 ktn Strom von hinten. Der schiebt mich weiter näher an die Heimat. Ich setze Goß und Fock und fange an zu kreuzen. Es ist 10:15 Uhr.
Vor mir der LNG Tanker mit Chinesischer Kennung. Liegt immer noch hier. Entweder gibt es kein komprimiertes und verflüssigtes Gas oder der Tanker ist kaputt. Jedenfalls fährt er noch nicht zu Habecks und Deutschlands Diensten. Ich glaube ich hatte schon bei meiner Fahrt nach Norden über den Frachter geschrieben.
Na jedenfalls kein Regen, die Sonne lacht ab und zu und ich fahre eine Kreuz nach der anderen. Es geht leicht, Selbstwendefock arbeitet alleine und der Traveler der Großschot steht mittig. Ich rufe mir bei jeder Wende Ree zu, um das Sprechen nicht zu verlernen.
11:45 Uhr, vor Kopervik, einem Industriegelände mit Hafen, reffe ich aus. Ich hatte von Gestern noch Reff 1 in das Groß eingebunden. Jetzt laufe ich 1 Knoten schneller.
Über mir ein Hubschrauber der zu einem Hochspannungsmast an Backbord fliegt. Da oben am der Masttraverse arbeiten Monteure. Wechseln Isolatoren aus und der Hubschrauber ist der Kran. Ich erinnere mich an meine Zeit als ich noch Verkaufschef für Umspannwerke in Russland und der SNG war. Auch die Ukraine gehörte einst dazu. Na das Thema ist nun wohl endgültig gelaufen. Ich bin froh, dass ich raus bin, so geht es mir durch den Kopf.
12:00 Uhr habe ich an Backbord Vestre Bokn, eine Insel. Der Wind nimmt zu, jetzt 18 ktn und ich baue Reff 1 in das Großsegel. Ich fahre vorher wie nachher mit > 5ktn, nur die Lage und der Ruderdruck sind weg. Sage ich doch, hat Moni in so einer Situation immer gesagt. Die Frau hat immer Recht, auch wenn sie nicht mehr an Bord ist!
Ich fahre eine Kreuz nach der anderen. Ich Wende etwa alle 10 Minuten. Die Welle ist noch erträglich und versetzt mich kaum.
14:30 Uhr herum nehmen die Welle und der Wind zu. Ich komme raus aus den Inseln. Ich schätze die Welle jetzt auf 2 Meter+ ein. Der Wind geht über 20 ktn und es ist Zeit für ein zweites Reff im Groß. Auch reduziere ich die Größe der Fock. Es ist gleich angenehmer.
Bei den Wenden stehe ich kurz auf und setze mich um auf die hohe Seite in Luv. Macht Spaß ist vielleicht sportlich, aber nach 20 Wenden eben auch langweilig. Das Ruder stelle ich immer fest. Das Schiff steuert sich von alleine. Ich erwische mich beim einnicken.
16:00 Uhr bin ich meinem Tagesziel, der Insel Kvitsøy schon nahe. Ich schätze noch 4…5 Wenden und es heißt den Eingang in die Schären zu finden. Ich schaue in die Kursaufzeichnungen meiner Reise nach Nord. Als ich am 7.Juni von Tananger, westlich Stavangers nach Norden fuhr, bin ich durch das Insel Archipel gefahren. Damals hatte ich nicht haltgemacht, wollte zu den Lofoten!
Also fahre ich heute 17:00 Uhr ein. Durch die Schären in den Ort mit seinem Gästekai auf der insel Kvitsøy, direkt unter dem Leuchtturm.
17:30 Uhr bin ich fest. Pos 59°03‘651 N 5°24‘137 O.
Vor mir liegt eine 45er X Yacht, „Fritid 3“ aus Boltenhagen. Ich unterhalte mich mit dem Skipper. Der ist mit unterschiedlichen Crews oben um Island herumgesegelt und jetzt auf dem Rückweg. Auch er beklagt sich über das Scheißwetter unterwegs.
Tag 96, 25. August 2022
Insel Kvitsøy, Hafentag, keine Meilen
Ich versuche auszuschlafen und das ist der Plan. Ich will hier auf Kvitsøy ausharren, bis der Wind gedreht hat. Das soll morgen sein. Der Wind wird auf Nordwest drehen und für längere Zeit.
Das mit dem Ausschlafen will nicht richtig gelingen. 6:00 Uhr altersbedingter Harndrang und eine Fliege, die mir auf die Nerven geht. Es ist hier im „Süden“ viel wärmer und es gibt wieder Fliegen, das hatte ich die ganze Zeit in Norwegen nicht. Vom Pinkeln zurück erschlage ich die Fliege und schlafe bis 9:30 Uhr… geht doch!
Also mache ich mir erst mal ein gemütliches Frühstück und schaue mir immer und immer wieder den Wetter Forecast an. Also es wird ab morgen aus Nordwest blasen!!! Ich bin froh, eine Woche lang von Nordwest. Wenn alles so bleibt, gehe ich an der Westküste Dänemarks runter nach Brunsbüttel. Na mal sehen.
11:00 Uhr mache ich mir erst mal einen Gin Tonic und reinige das Schiff von innen. Muss auch mal sein.
Mit dem Schiff vor mir habe ich noch ein bisschen Small Talk. Auf der „Fritid 3“ ist ein Engländer. Macht Spaß mal ein bisschen Queens English zu hören.
Alles erledigt an Bord, klar Schiff ist erledigt und ich mache einen Rundgang auf der Insel. Gehe bei Coop noch Toastbrot kaufen. Die Insel ist schön. Alles in Schuß, schöne weise Häuser aber nichts los. Ich sehe 3…4 Leute auf der Straße.
Einen Leuchtturm gibt es hier. Der wird renoviert und ist eingerüstet. Neben dem Leuchtturm ein Relikt aus der Vergangenheit, eine Art Brunnenkran der einen Feuerkorb heben du senken kann. Die Vorstufe eines Leuchtturms.
Ich wandere zur einzigen Gaststätte. Es ist 14:00 Uhr und ich hoffe dort auf ein Fassbier. Denkste, die haben eine geschlossene Gesellschaft und auf meine Bitte, ich trinke das Glas Bier auf der Terrasse bescheidet mir der Bartender negativ… so ein Arsch.
Ich gehe zurück zum Schiff, gieße mir Rotwein ein und bereite mir mein spätes Mittagessen, Rindergulasch mit Rotkraut und Kartoffeln. Dazu passt der Rotwein vorzüglich.
Tja, das war es für heute. Ich werde zeitig Schlafengehen. Morgen werde ich 4:00 Uhr aufstehen und 5:00 Uhr ablegen… das ist der Plan… möchte 80 Meilen schaffen!
Tag 97, 26. August 2022
Insel Kvitsøy (N) – Kirkehamn auf der Insel Fidje/Hidra (N), 69 nm
Es geht weiter südwärts, das ist der Plan. 4:00 Uhr klingelt der Wecker. Es regnet abartig, der Regen trommelt auf dem Schiff. Und es ist noch Arschdunkel. Ich ändere meinen Plan, verschiebe das Aufstehen auf 5:00 Uhr.
Neben dem Frühstück mache ich mir noch paar hartgekochte Eier. Der Einhandsegler braucht Nahrung unterwegs.
6:10 Uhr lege ich ab. Einfach, der Wind steht auf Süd und ich liege im Lee, der Wind treibt mich von der Pier. Übrigens, hier sind keine Schwimmstege. Die Tide ist hier wohl nur ein halber Meter! Ich bin inzwischen Anderes gewohnt.
Bis 6:50 Uhr motore ich aus dem Schärengürtel der Insel Kvitøy. Dann setze ich das Großsegel. Ich reffe die Reffs von gestern aus. Es sind schwankend 15…18 ktn von NW. Die Fock rolle ich nur 2/3 aus. Ich gehe auf Halbwindkurs.
8:00 Uhr sind schon 10 Meilen verfahren… es geht zügig voran.
8:45 Uhr, der Wind ist inzwischen bei 20 ktn, ich reffe das Groß, Reff 1. Die Sicht ist schlecht. Immer wieder regnet es. Gut, dass ich die Kuchenbude aufgebaut gelassen habe.
12:00 Uhr habe ich 30 Meilen versegelt. Es läuft!!!, inzwischen fahre ich einen raumen Kurs.
Bis 12:30 Uhr geht der Wind weiter runter. Ich reffe aus.
13:40 Uhr 40 Meilen versegelt, 15:20 Uhr sind es schon 50 Meilen. Ich fahre immer zwischen 5 und 6 ktn. 14:10 Uhr passiere ich die Einfahrt nach Egersund. Die Segelyacht „Frited3“, die in Kvitøy vor mir an der Pier lag und mir heute gefolgt ist, läuft nach Egersund ab. Ich fahre weiter
Ab 16:30 Uhr geht der Wind dann auf 8 ktn. Das Schiff wird langsamer. Die Fock flattert schlaff im Schatten vom Groß. Die rolle ich ein. Aber ab und zu kommt der Wind wieder und das Schiff läuft wieder mit 5 ktn. Aber es klart auf. Die Sonne kommt raus und vor mir über den Bergen ein Regenbogen.
17:20 Uhr habe ich 60 Meilen geschafft. Das Ziel, welches ich mir gestern gesetzt habe, auf 80 Meilen zu kommen, werde ich wohl nicht schaffen. Ich schaue mir die Seekarte an. Es gibt vor dem Haken Vanse noch eine Inselgruppe mit einem Hafen und einer Gaststätte. Ich will heute mein Abschiedsessen und Abschiedsbier von Norwegen. Ich werde Kirkehamn anlaufen.
18:00 Uhr lasse ich den Fjord Åna-Sira an backbord. Hier bin ich am 1.Juni reingefahren, als ich nach Norden unterwegs war. Auch sehe ich von Seeseite jetzt die Eingänge zu den Höhlen, die ich am 2.Juni 2022 erwandert habe. Schön mal die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen.
18:20 Uhr dan ist mir der Wind doch zu schlapp. Ich fahre nur noch 3…4 ktn. Ich will in die Kneipe! Also hole ich das Groß ein. Und die letzten 4 Meilen geht es mit Maschinenkraft bis zum Anleger.
Kirkehamn liegt geschützt in einer Bucht zwischen den Inseln und es hat eine weise Kirche die mir entgegenlacht. Ich lege an, bin das einzige Schiff, nein noch ein Motorboot. Meine Pos 58°14‘057 N, 006°31‘855 O. Es ist 19:15 Uhr. Und ich beeile mich. Ziehe mich schnell um und schon sitze ich im Restaurant mit einem Bier und bestelle Entrecôte. Mein Abschiedsessen in Norwegen!
Tag 98, 27. August 2022
Kirkehamn auf der Insel Fidje/Hidra (N)- Korshavn (N), 26 nm
Der gestrige Tag hat mich ganz schön geschafft. Also schlafe ich doch bis 8:30 Uhr, verrückt. Das ist selten. Kein Problem. Heute will ich nicht weit. Also in aller Ruhe frühstücken. Dann sind noch einige Schrauben nachzuziehen am Segel. Ja da gibt es Schrauben, da wo die Latten an den Mastrutschern gehalten werden.
10:00 Uhr habe ich alles erledigt und lege ab. Fahre erst mal eine halbe Meile zum Hafen gegenüber. Da ist eine Tankstelle. Ich möchte das der Dieseltank immer voll ist, man weiß ja nie. Für die, die nicht wissen wieviel so ein Vierzylinder Diesel, 40 PS, von Volvo Penta verbraucht: bei 1900 U/min, das heißt Marschfahrt 5…6 ktn: 2,5 Liter pro Stunde! Nicht viel, aber ich bin mir sicher, die Grünen werden uns die Dieselantriebe auch noch auf den Segelyachten verbieten, dieses grüne ungebildete Pack!
10:40 Uhr bin ich draußen auf der offenen See. Groß und Fock sind schnell gesetzt. Der Wind kommt aus West. Die Yacht nimmt schnell Fahrt auf bei dem Halbwind, den ich die nächsten 5 Meilen habe, bis zur Spitze der Halbinsel Vanse. Ich fahre 6 ktn ü.G.
12:00 uhr, vor der Halbinsel gehe ich auf Westkurs. Der Wind kommt aus West mit 22 ktn, die Welle auch und schiebt. Die Fock steht nicht mehr und wird eingerollt. Wind und Welle schieben mich zwischen 7 und 8 ktn ü.G. Das ist Freude, aber ich muss höllisch aufpassen den Kurs zu halten und nicht eine ungewollte Halse zu fahren.
13:00 Uhr habe ich 16 Meilen versegelt. Die Sonne scheint und die Welle hat Schaumkronen. Der Wind geht hoch bis 23 ktn. Es wird aber Zeit den Kurs weiter nach Nordwest zu ändern, ich will ja noch Korshavn. Und nun ist die Halse notwendig. Die Baumbremse hilft mir…
14:00 Uhr ist es nicht mehr weit bis zum Tagesziel. 14:30 Uhr, geschützt hinter einem Felsen hole ich das Großsegel ein und fahre langsam in den Kanal noch Korshavn ein.
Den Gästeanleger kenne ich von meiner Fahrt nach Norden. Hier liegt ein bekloppter Motorbootfahrer der mit seinem Boot mindestens 3 Plätze längsseits belegt. Na ich finde noch eine Ecke für mich. 15:10 Uhr lege ich an auf Pos 58°01‘267 N, 007°00‘096 O.
Geschafft für heute. Ich trinke Gin Tonic mit Gurke… lecker bei der Sonne und der Wärme. Das Thermometer misst 28°C.
Ich rauche meine letzte Zigarre auf Norwegischem Territorium und sonne mich und trinke.
Zum Abend gibt es Szegediner Gulasch. Ich esse nur die Hälfte, die andere gibt es morgen bei der Passage des Skagerraks.
Lange rede ich noch mit meinem Studienfreund Jürgen aus Meiningen. Ich empfehle ihm Uwe Steimles Buch zu lesen… Mir gefällt es, beschreibt es doch die Deutsche Wirklichkeit und die Klugheit derer die den Osten Deutschlands übernommen haben am Beispiel des Sachsenlandes… in Metaphern natürlich, versteht nur der gelernte Ossi.
So, das war mein Bericht von Norwegen. Ab Morgen haben meine Destinationen ein DK für Dänemark.
Tag 99, 28. August 2022
Korshavn (N) – Tyboren (DK), 102 nm
Es ist der letzte Tag der 14. Woche. Ziehe ich von den 14 Wochen die eine ab, die ich bis nach Hirtshals (DK) am Skagerrak gebraucht habe, war ich 13 Wochen in Norwegen. Heute am letzten Tag der Woche geht es über das Skagerrak zurück nach Dänemark.
Ich stehe 4:45 Uhr auf, eher lohnt nicht, es ist noch dunkel. 5:50 Uhr lege ich ab, Norwegen Good Bye! Nächstes Jahr vielleicht wieder, als Ausgangspunkt nach Schotland zum Caledonian Chanal. Das kann sich der geehrte Leser meiner Logbücher schon vormerken!
Also 5:50 Uhr, Leinen los. Es ist noch dämmrig, aber gute Sicht. Fender rein und leinen verstaut, dann geht es erst mal 30 Minuten raus aus den Schären, auf die offene See. Heute muss ich richtig schaffen, auf geradem Weg sind es nach Tyboren in Dänemark 95 Meilen.
6:20 Uhr setze ich Großsegel und Fock. Es ist wenig Wind und ich fahre erst mal eine Stunde nach Wes in den Wind. Der Wind kommt nach Windfinder mit 5 bft an der Küste Norwegens von Norden. Auch kommt Wind aus dem Osten übers Skagerrak an der Südküste Norwegens an. Beide Winde treffen sich dann am Westlichen Skagerrak und gehen vereint nach Süd. Soweit die Theorie.
Also ich halte mich westwärts, Kurs WSW, in der Hoffnung den Wind zu treffen. Erst mal treffe ich nur auf 3 Meter Welle. Ich fahre Halbwind, schräg in die Welle hinein. Habe zu tun, das die All Right 2 nicht ins Rollen kommt. 2 Stunden fahre ich diesen Kurs aber der Wind kommt nicht mit 5 bft. Shit!
Also, 8:20 Uhr reist mir der Geduldsfaden. Ich gehe auf Südkurs, Richtung Tyboren. Ein raumer Kurs, Welle von der Seite und das Schiff rollt. Die Fock weis nicht wohin, die Rolle ich ein und konzentriere mich auf das Groß. Na wenigstens ist schönes Wetter. Der Wind ist warm und die See hat 17°C.
Es geht langsam, 4…5 ktn ü.G. 10:00 Uhr habe ich die Nase voll. Der Wind ist zu schwach für die große Welle von 3 Metern. Ich habe zu wenig Geschwindigkeit, das Schiff rollt und das Groß schlägt dabei. Also Maschine an und Groß eingeholt, was soll’s will ja auch ankommen. Es sind immer noch 78 Meilen bis zum Tagesziel.
Es ist relativ wenig Schiffsverkehr, aber 11:45 Uhr endlich eine Abwechslung. Die „Costa Diadema“, ein Kreuzfahrtschiff, welches wir im Geiranger Fjord gesehen haben, kreuzt meinen Kurs von Ost nach West… wird wieder zum Geiranger Fjord fahren und die Touristen in den Souvenirshop dort bringen.
13:00 Uhr dann, ich habe noch 65 Meilen vor mir, kommt der Wind ein wenig stärker aus SO mit 8 ktn. Also Segel wieder gesetzt. Das ist hier auf See bei inzwischen zwar weniger Welle, 2 Meter, nicht so einfach wie in einer Bucht. Schiff in den Wind stellen, stabil gegen die Welle fahren, auf das Vordeck laufen, geduckt und manchmal kriechend, dann am Mast den Großfall aushängen, wieder zurück in die Plicht und dann das Segel hochwinschen. Aber es klappt schnell, habe ja ein wenig Übung inzwischen.
Und noch ein bemerkenswertes Ereignis: 13:00 Uhr habe ich 2900 Meilen für diese Reise auf der Logge.
In mein Logbuch, welches ich natürlich auch mit Hand und Kuli schreibe, notiere ich jede Stunde, wie viele Meilen ich versegelt habe und wieviel noch bleiben bis zum Ziel. Es passiert nichts, außer, dass die Welle runtergegangen ist, 1…2 Meter nur noch, da fährt es sich ruhiger. 13:00 Uhr habe ich also noch 65 Meilen, 17:00 Uhr nur noch 44 Meilen zu schaffen.
Leider geht dann 17:00 Uhr der Wind unter 7 ktn, bei raumen Wind, kein vorwärtskommen, auch wenn die Welle schiebt. Ich starte den Motor und hole die Segel ein.
Bis 20:00 Uhr muss ich motoren, dann kommt wieder genug Wind, 10 ktn. Ich setze die Segel wieder und mache 4..5 ktn ü. G. Es sind noch 27 Meilen bis Thyboren.
20:30 Uhr beobachte ich den Sonnenuntergang und dann wird das Tageslicht weniger und weniger. 22:00 Uhr ist es dunkel und ich leuchte die Segelstellung immer mal mit der Handlampe ab. So etwas kenne ich noch vom Mittelmeer. Da war es auch immer arschdunkel.
Es ist 23:00 Uhr, ich fahre nicht mehr auf Idealkurs, der Wind schiebt mich immer weiter nach Ost. Es reicht, genug gesegelt, ich hole die Segel in tiefschwarzer Nacht ein. Aber ich habe schönsten Sternenhimmel, vielleicht, weil es so schwarz ist.
Unter Maschine fahre ich die letzten 12 Meilen auf direktem Kurs bis zur Einfahrt in den Limfjord.
Schwarze Nacht und ich sehe nur die beleuchteten Tonnen, die Richtfeuer und orientiere mich an der Karte auf dem Kartenplotter. 1:30 Uhr bin ich endlich durch die Hafeneinfahrt. Fender und Leinen bringe ich im Hafen an, hier ist wieder genug Licht.
Punkt 2:00 Uhr, am Montag nun schon, lege ich an der Pier längsseits an. Hier sind zwar Dalben, zwischen denen auch ein paar wenige Segler liegen, aber das ist mir um diese Zeit zu kompliziert.
Ich liege auf Pos 56°42‘394 N, 008°13‘333 O.
Und jetzt rufe ich Moni an und teile ihr mit, dass ich sicher gelandet bin und beginne schnell die „Druckbetankung“. Nach 102 Meilen habe ich mir schon Bier und Schnaps verdient.
Ach so, was habe ich eigentlich unterwegs gegessen: den vorgekochten Szegediner Gulasch vom Vortage. Hat noch für Mittag und Abend gereicht.