Tag 99, 19. August 2024, Stellendam (NL) – Scheveningen (NL), 31 nm
Ich bin zeitig wach, das erste Mal 4:30 Uhr, versuche aber noch zu Schlafen und wälze mich dann bis 7:30 Uhr in der Koje. Ich habe über Nacht vor dem Stellendam an der Schleuse an einem Ponton festgemacht. Ohne Landstrom und Wasser. Wollte hier nur die Nacht über bleiben, bis zur Weiterfahrt heute. Gestern Abend bin ich zeitig in die Koje, nachdem ich schon am Tisch eingeschlafen war, das muss so gegen 21:00 Uhr gewesen sein. Nachts gegen 24 Uhr haben die Fischtrawler abgelegt, da war ich dann erst mal hellwach. Kurz, es war keine erholsame Nacht.
Also mache ich mir zeitig Frühstück. Dann stelle ich die Fotos in meinen Blog ein und bin so gegen 10:00 ablegebereit. Das Wetter ist schön, Sonne und es ist warm. 10:15 Uhr sind die Leinen los und Fender und Leinen verpackt. Noch im Hafenbecken ziehe ich das Großsegel hoch. Die Maschine läuft keine 5 Minuten.
Raus aus dem Hafen habe ich abwechselnd achterlichen, raumen Wind, dann einen Halbwind Kurs und später fahre ich hoch am Wind. Ich muss die Mäanderfahrt von gestern Nachmittag umgekehrt zum Meer machen. Das Fahrwasser ist breit, dennoch muss ich aufpassen, steuerbords und backbords überall Untiefen und Flachs. Zwischendurch rolle ich auch die Fock aus und mache mit dem Strom von achtern 6,5 ktn ü.G. und viele Male auch über 7 ktn.
11:15 Uhr habe ich die 7 Meilen bis in die offene See unterhalb des Hoek van Holland geschafft.
Der Wind kommt aus südlicher Richtung, Ich versuch vor dem Wind zu segeln. Als erstes berge ich die Fock, die ist im Schatten des Großsegels. Aber das Fahren in der Welle vor dem Wind macht keinen Spaß, das Schiff rollt und das Großsegel knallt beim Rollen. Ich fahre höher ran an den Wind. Das ist nicht mein Idealkurs, aber ich komme von der Küste weg auf die Spitze des Hoek van Holland.
12 Uhr fahre ich dann eine Halse nach Nord. Jetzt habe ich fast wieder halben Wind. Es geht zügig voran, immerhin 5 ktn ü.G. bei 1,5 ktn Gegenstrom den ich immer noch von Nord habe.
13:00 Uhr bin ich am Hoek vorbei und fahre kurz danach in das Fahrwasser zum Hafen nach Rotterdam ein. Hier herrscht reger Schiffsverkehr, hinein und hinaus aus dem Hafen. Ein Dampfer ist freundlich und weicht mir sogar aus. 13:45 Uhr bin ich aus dem Fahrwasser raus und stelle einen direkten Kurs auf Scheveningen ein. Es sind nur noch 10 Meilen etwa. Die Sonne ballert und es macht Spaß diesen Kurs zu segeln.
13:55 Uhr habe ich heute schon 20 Meilen versegelt und rufe im Yachthafen in Scheveningen an. Ich reserviere mir den Anleger B 11.
15:25 Uhr fahre ich zwischen die Molen des äußeren Hafens ein. Ganz schöner Schwell der einlaufenden Welle erwartet mich hier. Ich werde erst mal richtig durchgeschaukelt, aber innen im Vorhafen wird es gleich ruhig. Fender und Leinen habe ich schon im freien Wasser, draußen noch auf der See bereitgemacht. Hier drin hätte ich eigentlich auch noch Platz und Zeit, aber wen man alleine ist weiß man nie was einen erwartet. Manchmal ist dann wenig Raum für Manöver und der Wind kann das Tun negativ beeinflussen.
Ich fahre durch das zweite Hafenbecken und dann geht es noch in ein drittes und dann erreiche ich den Yachtklub in einem ausrangierten Hafenbecken zwischen Apartmenthäusern und Restaurants auf beiden Seiten. Ich wende und fahre gleich rückwärts in das Fahrwasser zwischen den Anlegern und find meinen Anleger, B11. Das Anlegen läuft problemlos. 15:50 Uhr bin ich fest.
Pos. 52°05‘755 N, 4°15‘943 O
Ich gehe die Hafengebühr bezahlen. Hier in Holland kostet der Meter so etwa 3€. Ich trinke meinen traditionellen Anleger, sitze in der Sonne und mache erst mal gar nichts.
Später gibt es sächsische Flecke und ich kümmere mich um die Satelliten Schüssel. Ich nehme den Dom ab und bewege von Hand den Mechanismus der über Zahnriemen getrieben wird. Den Dom baue ich wieder drauf und siehe da, die Anlage arbeitet wieder vorzüglich. Da hat sich wohl was beim starken Wellengang verhakt.
Jetzt schaue ich TV und schlafe bei den Lügennachrichten ein.
Tag 100, 20. August 2024, Scheveningen (NL), Hafentag 1, Ausflug nach Den Haag, Fahrradtour 20km
Am Morgen, nach dem Aufstehen schaue ich mir die Wetterprognose an. Der Wind wird die nächsten Tage immer mehr zunehmen. Morgen sind 5…6 bft angesagt. Eigentlich hätte ich da gleich heute weiter segeln sollen. Aber ich möchte meinen Ausflug nach Den Haag machen. Und das mache ich. Morgen 6 bft aus West sind für mich Halber Wind und das funktioniert.
Also mache ich 10:30 Uhr mein Fahrrad klar und fahre die 6…7 km bis Den Haag auf schönsten Fahrradwegen. Ich muss mich anfangs konzentrieren wieder rechts zu fahren… war wohl zu lange in Großbritannien unterwegs. Aber es gelingt mir, ich bin wieder in Europa-Mainland!
Ich lande mit meinem Fahrrad im Zentrum, auf einem zentralen Platz mit mehreren Freiluftrestaurants. Ich setze mich und trinke einen Capuchino. In einem Hostel in der Nähe hole ich mir einen Stadtplan. Aber der ist so klein gedruckt, dass ich nichts lesen kann.
Also entschließe ich mich kreuz und quer durch das Stadtzentrum zu fahren. Leider kann ich auf der Karte nicht identifizieren, welche Sehenswürdigkeit ich gerade sehe. Das Stadtzentrum ist sehr schön und sehenswert. Dennoch, die Masse an Menschen machen mir keinen richtigen Spass.
Für mich gibt es noch ein wichtiges Ziel: ich habe keine Zigarren mehr und über Google Maps finde ich zwei Läden im Zentrum. Bei der Fahrt dorthin komme ich noch durch viele schöne Gassen. Und ich bekomme auch Zigarren zu kaufen.
Weiter habe ich das Ziel eine Ansichtskarte und Briefmarken zu kaufen. Ich möchte meiner Enkelin schreiben, die freut sich so sehr über Post. Aber so ein Kauf erweist sich als ein unlösbares Problem. Die Leute schreiben ja keine Ansichtskarten mehr aus dem Urlaub. Ich muss es wohl in Amsterdam weiter versuchen.
Gegen 14:00 Uhr überkommt mich der Hunger und ich leiste mir Nachos und Bier. Über das Bier werde ich müde. Ich entschließe mich gegen 15:00 Uhr zur Rückfahrt, da fängt es an abartig zu regnen. Ich warte ab und dann radle ich los.
Unterwegs halte ich noch an einem kleinen Laden und kaufe Milch und Kartoffeln und was sonst noch fehlt auf dem Schiff.
16:00 Uhr bin ich durchnässt auf dem Schiff zurück. Ich entschließe mich nichts mehr zu machen.
Tag 101, 21. August 2024, Scheveningen (NL), Hafentag 2
Eigentlich wollte ich heute Weiter bis Ijmuiden / Amsterdam. Aber über Nacht hat der Starkwind eingesetzt. Eigentlich würde es noch gehen heute, aber ich habe keine Lust bei 6 bft los zu segeln. Meine Unlust hängt wohl auch mit meinem niedrigen Blutdruck zusammen, der wiederum korreliert mit der Luftdruckänderung, die wohl auch den Sturm mit sich bringt. Na, mich treibt keiner, bin Rentner! Morgen und übermorgen sind 8…9 bft vorausgesagt. Also ändere ich meinen Plan und werde erst am Sonnabend weitersegeln und dann gleich bis Amsterdam.
Vielmehr gehe ich das Leben heute ruhig an. Bin mehr als faul am Vormittag.
Der Nachmittag führt mich auf meinem Fahrrad einige Kilometer nach Norden. Hier sehe ich mir die Reste einer Bunkeranlage des Atlantikwalls an. Und ich gehe an den Strand der Nordsee. Und das war es dann. Ich radle zurück zum Schiff und sehe mir den Teil Den Haags in umgekehrter Richtung an.
Tag 102, 22. August 2024, Scheveningen (NL), Hafentag 3, wieder keine Meilen
Den Sturm draußen merkt man hier im Hafen nicht sonders. Ich schlafe lange.
Ich erwarte Besuch aus Eindhoven. Eine Bekannte aus Moskau wird mich besuchen. 1997/98 hat sie in Moskau für ein anderes Unternehmen gedient. Solange kennen wir uns und haben immer versucht in Kontakt zu bleiben.
12:00 Uhr ist sie da am Schiff. Wir haben viel zu erzählen. Das letzte Mal haben wir uns in Gustow bei uns zu Hause getroffen. Wir entschließen uns Mittagessen zu gehen. Da setzen wir unsere Erzählungen fort.
Die Annemarie ist Kunstliebhaber und überredet mich noch zu einem Spaziergang in zwei nahegelegene Museen. Die arbeiten aber leider nur bis 17:00 Uhr und ich bin darüber froh. Ich muß nicht hinein. Das Kunstmuseum ist aus den 20ern des letzten Jahrhunderts im Bauhausstil gebaut. Dennoch war die Wanderung durch diesen Teil Scheveningens interessant. Schneverdingen ist ein Teil von Den Haag und hat sehr schöne Reihenhäuser.
Ich lerne von meinem Besuch, der mit dem Zug hier war, wie OPNV in den Niederlanden funktioniert. Du hast eine Karte, da steigst du in die Straßenbahn ein. Mit derselben Karte fährst du Zug und leihst am Bahnhof Fahrräder aus. Deutschland scheint da noch mehr unfähige Grüne in Verantwortung zu benötigen wird aber so eine Lösung nicht erreichen.
Wir verabschieden uns an einer Straßenbahnhaltestelle und ich laufe zurück zu Marina. Unterwegs finde ich endlich den Laden der Briefmarken verkauft.
Und mein Besuch hat mich überzeugt morgen nach Leiden zu fahren, mit dem Zug. Das ist wohl nicht weit und es soll eine schöne alte Holländische Stadt sein. So werde ich dann wohl auch den 4. Hafentag rumbekommen.
Tag 103, 23. August 2024, Scheveningen (NL), Hafentag 4, Ausflug nach Leiden (NL)
Bis 8:30 Uhr schlafe ich. Vom stürmischen Wetter, draußen auf dem Meer habe ich nichts mitbekommen. Von gestern Abend 21:30 Uhr, 11 Stunden, habe ich geschlafen. Der Körper holt sich was er braucht.
10:30 Uhr sitze ich auf dem Fahrrad und radle Richtung Central Station Den Haag. Das sind immerhin 8 km von der Marina in Scheveningen. Immer wieder halte ich an um mich mit Google Maps zu orientieren.
Ich komme an, am Bahnhof. Ich sehe ein Hinweisschild zu einer Aufbewahrungsstation für Fahrräder. Es ist wie eine Tiefgarage. Jetzt entscheide ich mein Fahrrad hier in der Aufbewahrung zu lassen, bewacht für 1,35€/Tag. Das Ticket für den Intercity kaufe ich als Retourticket für 9,20€. Hier in Holland funktioniert Fahrradfahren ob der Fahrradwege und OPNV funktioniert auch, wie gestern schon bemerkt! Und mein Zug fährt wenige Minuten nach meinem Eintreffen vom Bahnsteig 8 pünktlich auf die Minute los. Ich brauche auch während der Fahrt nicht aufgeregt sein, am Display wird die nächste Station und die Route ständig gezeigt und der Zug fährt mit 125km/h, so kann ich lesen.
In Leiden nieselt es am Vormittag. Ich ziehe die Segeljacke an. Und dann wandere ich durch die schöne alte Stadt.
Leiden ist eine Stadt in der Provinz Südholland. Es ist eine schöne alte Stadt mit erhaltener Architektur und den Grachten die die Altstadt durchziehen. 1575 wurde in Leiden die älteste Universität Hollands gegründet. Auf dem Uni- Gelände gibt es einen Botanischen Garten der seit 1590 existiert. Von diesem Garten wurde die Tulpe in Westeuropa eingeführt, sagt man.
Die Uni schaue ich mir an. Das ursprüngliche Gebäude der Uni befindet sich in einem alten Kirchengebäude in den extra Etagen eingezogen wurden, wie ich lese. In das Hauptgebäude komme ich hinein, die Tür ist offen. Innen findet in einem Auditorium eine Graduierungszeremonie statt. Auch besuche ich den Botanischen Garten. Eine riesige Orangerie steht hier am Rande, aber die ist nicht aus dem 16. Jahrhundert, die ist jüngeren Alters.
Ich wandere also die Grachten ab und gehe durch kleine Gassen und ich mache Halt in einer hübschen Kneipe, esse ein Makrelengericht und trinke belgisches Bier. Am Nachmittag ist das Wetter viel besser. Es macht Spaß.
Was ich nicht gemacht habe, ich war nicht im Kunstmuseum. Hier sollen auch Werke von Rembrandt hängen. Der ist schließlich in Leiden geboren, wie ich lerne.
Aber gegen 16:00 Uhr bin ich Fußmüde. Ich fahre zurück nach Den Haag und nehme mein Fahrrad aus der Aufbewahrung. 18:00 Uhr bin ich wieder auf meinem Schiff.
Tag 104, 24. August 2024, Scheveningen (NL) – Amsterdam (NL), 39 nm
Heute muss es endlich weitergehen. Vier Hafentage, das macht einen Segler meschugge. Also habe ich mir den Wecker schon auf 4:45 Uhr gestellt und bin schon vor dem Klingeln wach. Ich schaue nach draußen, es ist noch stockdunkel, aber windstill. Na mal sehen!
Ich beginne keinen Segeltag ohne Frühstück. Der Segler muss etwas im Magen haben. Das handhabe ich schon immer so, egal wie zeitig es ist. Also frühstücke ich und lasse mir Zeit. Erst wenn es dämmert werde ich losfahren.
Der Grund für das zeitige Aufstehen und den gewollten zeitigen Start liegt im Wetter und den Gezeiten. Für den Nachmittag ist schon wieder Starkwind angesagt und da will ich schon in Amsterdam im Hafen sein. Und Hochwasser vor Schneverdingen ist etwa 7:30 Uhr, zwei Stunden davor setzt der Strom nach Norden ein. Das muss ich mir zunutze machen, Amsterdam liegt im Norden.
6:10 Uhr lege ich ab. Über CH 21 rufe ich Traffic Control Scheveningen und bekomme Freigabe: „Good Morning Sir, please proceed! “Ist die klare Anweisung. Und im Vorhafen, bevor ich auf das offene Meer fahre ziehe ich noch das Großsegel hoch.
An der Hafenausfahrt, wo die Molen/ Breakwaters enden drückt die Welle von Süd, gleich mal 1,5 Meter aus dem Nichts und der Strom packt mich mit 2,5 ktn von Süd nach Nord, wie vorausgeschaut! Eine halbe Meile weiter draußen ist die Welle weg und die See relativ ruhig. Ich habe halben Wind von der Küste aus Ost, Südost, 7…8 ktn, ich rolle die Fock aus und los geht es mit achterlichem Strom 7 ktn+.
Seitdem ich draußen bin auf der See nieselt es, es ist wolkig, bedeckt. Das war wohl auch der Grund warum es erst spät hell wurde. Um mich vor dem Nieseln zu schützen baue ich das Bimini auf.
8:15 Uhr habe ich 14 Meilen versegelt, 9:10 Uhr sind es 21 Meilen. Es ist nicht mehr weit bis zur Einfahrt Richtung Amsterdam.
10:00 Uhr bin ich 1 Meile vor der Hafeneinfahrt und hole die Segel ein, Maschine an und ab geht es zwischen die Hafenmolen. Zur Sicherheit rufe ich Ijmudien Traffic und bekomme Freigabe für die Einfahrt mit dem Hinweis mich streng Steuerbord an der Fahrwassergrenze zu halten. Zügig fahre ich in Richtung Südschleuse zum Nordseekanal.
10:45 Uhr rufe ich über CH 22 die Südschleuse. Freundlich wünscht mir der Schleusenwärter Guten Morgen Sir und teilt mir mit, sobald die zwei Schlepper raus sind aus der Schleuse darf ich einfahren. Alles geht zügig. Ich bin das einzige Schiff, dass Richtung Amsterdam in der Schleuse ist und bin schon 10 Minuten später auf der Seite des Nordseekanals wieder raus und einen halben Meter tiefer.
Und jetzt fahre ich auf dem Nordseekanal und lasse den Nieselregen hinter mir. 15 Meilen geht die Fahrt bis zur Amsterdam Marina.
Die Fahrt im Kanal ist Interessant. Ich überfahre zwei Tunnel für den Autoverkehr. Ich unterfahre die Einflugschneise für den Flughafen Schipol. Interessant, ein Flugzeug der Emirates hat an der Unterseite das Logo der Emirates, genauso wie ein Flieger der Delta Airlines. Das hatte ich aus so einer Perspektive noch nie vorher gesehen.
Und ich habe Gegenverkehr von der Großschifffahrt und auch überholen mich zwei Schiffe. Ich fahre Vorbei am Amerikahafen, am Afrikahafen und am Petroleumhafen… Die haben alle ihre Namen.
Bei der Amsterdam Marina melde ich mich telefonisch an und bekomme den Liegeplatz Papa 6 zugewiesen. Und der Liegeplatz ist günstig, ganz weit entfernt von dem windigen Nordseekanal. Ich kann windgeschützt problemlos rückwärts anlegen… Das wievielte Anlegemanöver war das eigentlich bei dieser Reise…? Pos 52°24‘320 N, 4°53‘239 O.
Nachdem ich meinen obligatorischen Anleger getrunken habe bezahle ich die Hafengebühr für zwei Nächte und esse den großen Rest Spaghetti von Vorgestern und das war zu viel. Ich werde müde nach dem Essen. Eigentlich wollte ich noch nach Amsterdam in die Stadt aber das kann ich vergessen. Ich lege mich nach dem Essen hin und wache bei Gewitter erst 18:00 wieder auf.
Tag 105, 25. August 2024, Amsterdam (NL), Hafentag
Über Nacht scheint es draußen kalt gewesen zu sein, zumindest hat es sich abgekühlt. Die Luken sind beschlagen, ich hatte wegen des Regens gestern alles geschlossen gehalten.
Es ist Sonntag und ich gehe den Hafentag ruhig an, mit gemütlichem Frühstück. Ich trinke meinen Kaffee.
10:00 Uhr bin ich fertig und klappe das Klappfahrrad auseinander. Ich finde die Fähre nach Amsterdam Central Station. Leute warten schon, mit und ohne Fahrrad. Die militanten Fahrradfahrer fahren selbst auf die Fähre radelnd und steigen nicht mal ab, als sie am Bug der Fähre angelangt sind. Sie steigen nicht ab und halten sich an der Reling fest. Krass!
Die Fähre kommt an, an der Central Station und ich merke mir die Abfahrtsposition für die Rückfahrt. Jetzt reihe ich mich ein, in das militante Radfahrerfolk und radle durch eine Unterführung durch den Bahnhof direkt in di Innenstadt, Down Town. Beim Radeln denke ich mir: dass hier keine Unfälle passieren ist ein Wunder. Fußgänger und Fahrräder, alles durcheinander! Eigentlich nichts für einen Dorfbewohner.
Ich radle die Grachten entlang und die Gassen und schmalen Straßen. Zum Luftholen halte ich an der erstbesten Kneipe, bestelle und trinke ein Bier.
Ich habe mich nicht in einer Karte orientiert, ich fahre einfach kreuz und quer durch das Zentrum von Amsterdam. Amsterdam liegt bei Nordseehochwasser 1,5 Meter unter dem Meeresspiegel. Der Flughafen Schiphol gar 5 Meter unter dem höchsten Hochwasserpegel der Nordsee. Ich hoffe die Holländer wissen was sie tun.
Viel weiß ich nicht zu berichten. Ich radle unvoreingenommen und ohne Ortskenntnis. Ich glaube ich war in Amsterdam das letzte Mal, als ich dienstlich hier zu tun hatte, im Jahre 2016…
Es ist eine schöne Stadt, aber zu viele Menschen, Touristen, auf der Straße. Und ich beobachte die Masse an LGBTQA– und Ukraine-Flaggen. Ich dachte ich bin in den Niederlanden!
Gegen Mittag komme ich an einem Anleger der Reederei P.Kooij vorbei. Und ich kaufe mir ein Ticket für die Bootstour durch die Grachten und den alten Hafen. Und die Tour ist eine gute Entscheidung. Ich geniese die Rundfahrt. Kein Tourist der einem im Weg ist, einfach erholsam und informativ.
Es geht den Amstel Fluß entlang. Es wird aufgeklärt, dass früher hier im Dorf nur Fischer gelebt haben. Wir schippern vorbei an den Tanzenden Häusern. Der Schiffsführer klärt auf: früher waren die Häuser auf Holzpfeiler gebaut und die Häuser neigten sich ob der Absenkungen mal nach rechts und mal nach links, hinten und vorn.
Wir fahren an der 1884 erbauten Blauen Brücke vorbei, so was wie das Blaue Wunder in Dresden nur einfacher. Weiter geht es die Herrengracht entlang. Die Häuser sind alle schmal, das hat seinen Grund, auf die Häuser wurde eine Grundsteuer ob ihrer Breite gezahlt, prompt wurde schmal aber in die Tiefe gebaut. Offenbar brauchte es eine Grundsteuerreform wie sie die deutsche Regierung jetzt durchpeitscht.
Und wir schippern durch den Brauereikanal. Hier waren früher die Brauereien zu Hause. Weiter geht es durch den alten Hafen. Hier muss früher ein Gewimmel beim Entladen der Schiffe der Ostindien- und Westindien-Companie geherrscht haben. Schließlich ist Holland eine alte Kolonialmacht. In der Stadt Amsterdam und in den anderen Städten der Niederlande, die ich besucht habe, merkt man das. Ein Haufen Leute aus diesen ehemaligen Kolonien, die sich hier niedergelassen haben. Das ist Holland selbstgemachtes Leid. Hier verstehe ich den Zusammenhang, aber Deutschland hatte keine Kolonien in Syrien, Afghanistan und, und, und…, na, ich muss nicht alles verstehen.
Die Bootstour geht raus in den alten Seehafen. Der Schiffsführer erzählt, die Schiffe wurden zu groß und deshalb wurden am Nordsee Kanal neue Häfen gebaut. Hier, im alten Hafen legen jetzt nur noch Kreuzfahrtschiffe und Fluss-Hotelschiffe an.
Zurück in die Innenstadt geht es durch den alten Binnenhafen über eine alte Schleuse. Das Alte Schleusenhaus wird als Rembrandthaus bezeichnet.
So, jetzt habe ich alles gesehen, es war sehr effektiv, aber ich habe jetzt auch Hunger und kehre auf der Rückfahrt bei einem Italiener ein.
Ich bin geschafft und trete die Rückfahrt mit der Fähre zur Amsterdam Marina an.