Tag 100, 29. August 2022
Thyborøn (DK)- Hvide Sande (DK), 47 nm
Nachdem ich diese Nacht, also genau heute früh 2:00 Uhr erst hier in Thyborøn angelegt habe kam ich erst 3:00 Uhr zur Ruhe und in den Schlaf. Und der Mensch braucht seinen Schlaf, also werde ich erst 11:00 Uhr wach. Ich habe geschlafen wie tot. War ganz schön k.o. Es ist Sommerwetter hier in Dänemark. Die Sonne ist weit oben und es sind schon 28°C. Das Wasser hat 19°C. Unglaublich wenn man aus dem „hohen Norden“ kommt. Da wird der Heimweg wie Sommerurlaub.
12:00 Uhr kommt das ‚Leinen Los!‘ Kommando. Groß und Fock sind schnell gesetzt, im Thyborøn Kanal. Und ich segle gleich von Anbeginn der Tagesreise, auch hinaus aus dem Fjord. Interessant, die Dänen nennen das auch Fjord. Nachdem ich in Norwegen war habe ich allerdings eine andere Vorstellung zum Thema.
12:40 Uhr gehe ich auf Südkurs. Der Wind kommt aus Nordwest und bläst mit 10 ktn und ich mache 5,7 ktn ü.G.
13:45 Uhr reffe hole ich dann das Focksegel ein. Der Wind ist jetzt bei 15 ktn und ich fahre platt vor dem Wind.
14:00 Uhr telefoniere ich mit Moni und lasse mir Restaurantempfehlungen in Thorsminde geben. Sie gibt mir welche für Hvide Sande. Und 15:00 Uhr bin ich fast querab der Ansteuerung nach Thorsminde. Es ist noch zeitig am Tage, das Schiff läuft mit 6,5 ktn. Da kann ich auch noch die 25 Meilen bis Hvide Sande fahren. Gedacht, getan, ich fahre weiter.
17:40 Uhr schaue ich in der Karte nach, noch 16 Meilen.
19:50 Uhr sind es nur noch 5 Meilen, aber der Wind wird immer schlapper. Das Abendessen im Restaurant kann ich wohl vergessen. Es hat am Montag nur eine Gaststätte geöffnet und die nur bis 21:00 Uhr. Werde mir wohl mein eigenes Essen zubereiten müssen. Ich starte den Motor und unterstütze das Großsegel bei der Arbeit.
20:28 Uhr beobachte ich wie die Sonne untergeht. Wunderschön.
Den Hafen mit dem Gästeponton erreiche ich dann 20:50 Uhr. Ich mache auf Pos 56°00‘062 N, 008°07‘404 O fest. Außer mir kein Segler. Nur ein paar Fischerboote. Die Saison ist wohl vorbei. Und es ist schon fast dunkel.
Ich mache mir zum Abendbrot lecker Rindsroulade mit Rotkraut und Salzkartoffeln. Ich esse spät. Der Rest Rotwein schmeckt dazu vorzüglich, wahrscheinlich habe ich ein Glas zu viel getrunken… Ich schaue noch zu, wie kleinere Fischtrawler rausfahren, auf die Nordsee, mit ihren Auslegern an der Seite und den Netzen daran zum Fang der Nordsee Schrimps. Oder was weiß ich was die da rausholen…
Ich sitze noch in der Plicht. Mir ist nach Zigarre und ich rauche die letzte die ich an Bord habe. Und ich sinniere vor mich hin, denke zurück an meine Reise nach Norwegen und an die Heimat in Gustow.
Tag 101, 30. August 2022
Hvide Sande (DK)- Esbjerg (DK), 48 nm
Eigentlich will ich ausschlafen, aber vor meinem Schiff weckt mich mit lauter Unterhaltung eine Gruppe Männer. Ich schaue aus der Luke im Vorschiff und bedanke mich bei denen für den ungeplanten Weckruf. Unmittelbar nach meiner Ansprache verstummt deren Gespräch. Sie sind mit zwei Schlauchbooten da und wohl beruflich unterwegs.
Na gut, dann komme ich eben zeitiger nach Esbjerg weg. Ist auch ein ganz schönes Stück!
Draußen ist wieder super Sommerwetter und ich baue erst mal die Kuchenbude ab. 10:00 Uhr dann, lege ich ab.
Ich setze Groß und Fock. Der Wind läßt zu wünschen übrig. Was soll’s, ich fahre so mit 3…3,5 ktn ü.G. bei raumen Wind. Ich telefoniere mit Moni und sie schlägt vor die Schleppangel mal hinterherzuziehen. 10 Meter Wassertiefe, ich nehme einen Löffelblinker und 120 er Paravan. Und schleppe und schleppe… keine Fische. Schade!
11:00 Uhr herum geht es noch langsamer, 2,7 ktn ü.G. Der Wind lässt weiter nach. 11:30 Uhr reicht es mir, ich starte die Maschine.
14:00 Uhr ist der Wind wieder da, bläßt wieder mit 14…15 ktn. Maschine aus und ich fahre mit Groß platt vorm Wind 5 ktn ü.G. Es ist langweilig, viel zu sehen ist nicht, kein Schiffsverkehr, keine Segler und eine gerade langweilige Küste. Aber das wusste ich schön von früheren Törns auf der Nordsee.
14:40 Uhr klingelt mein Telefon, eine Dänische Nummer. Der Anrufer stellt sich vor als Offizier der Dänischen Armee. Er sagt mir, dass ich durch ein Schießgebiet fahre und sofort abzudrehen habe. Auch sagt er, die hätten mich schon mehrmals auf Kanal 16 angefunkt und ich würde nicht reagieren. Unter der Rubrik Geschichten auf meiner Webseite werde ich den gesamten Ablauf nochmals wiedergeben.
14:41 Uhr drehe ich nach West ab. Wir haben vereinbart, ich solle auf Kanal 8 bleiben und das Militär wird mir dann mitteilen, wann ich wieder auf Südkurs gehen kann.
16:00 Uhr kommt dann nochmals ein Anruf auf dem Telefon, ich könne jetzt wieder auf Südkurs gehen und man sagt mir auch, ich würde auf Kanal 8 auch nicht reagieren.
Das mit meinem Funk kann ich nicht glauben. Bisher habe ich in Norwegen und auch hier in Dänemark die Ankündigungen für Gailwarning auf Kanal 16 gehört. Und den letzten Radiocheck habe ich nach der Saildrive Reparatur und dem erneuten Mastsetzen gemacht. Ich kann es nicht glauben.
Also gehe ich jetzt wieder auf Südkurs. Der Wind hat zugenommen, inzwischen 20 ktn. Ich reffe das Vorsegel ein wenig. Das Schiff läuft auf Halbwind und ich muss mich durch die Flachs durchmanövrieren. Ausgerechnet hier ist die Wassertiefe an einigen Stellen nur 2 Meter!
Nachdem ich den Flachs entkommen bin geht es mit schneller Fahrt auf geradem Kurs bis zum betonnten Fahrwasser nach Esbjerg.
19:00 Uhr fahre ich dann an der äußersten rechten Seite des Fahrwassers. Hier ist ein reger Schiffsverkehr, Frachter kommen und gehen, meist solche die zu den Ölplattformen fahren. Und die Lotsenboote fahren ein und aus und dann 19:30 kommen ein Fischtrawler nach dem anderen mir entgegen. Alle haben diese Ausleger mit den Netzen an Steuerbord und Backbord.
20:00 Uhr endlich lege ich an im Yachthafen von Esbjerg. Meine Pos 55°28‘914 N, 8°24‘575 O.
In dem Hafen waren wir schon mal, vor 6 Jahren oder mehr. Da war hier alles noch im Bau. Ist aber schön geworden, obwohl direkt daneben Bürohäuser und dahinter eine Werft und ein Industriegelände.
Mit einem Skipper des Segelbootes „Dana“ mache ich noch einen Check meiner Funkanlage. Ich kann hören und werde gehört. Also, an meiner „Funke“ hat es nicht gelegen, dass das Militär mich nicht erreichen konnte.
Schwierigkeiten habe ich mit dem Bezahlen des Liegeplatzes. Das muss ich über das Internet machen und fliege immer wegen unerwarteter Probleme beim Zahlvorgang raus. Ich lasse das Moni morgen von Deutschland nochmals probieren.
Jetzt trinke ich erst mal meinen Anleger oder auch zwei und esse eine Büchse Makrelen in Tomatensoße.
Tag 102, 31. August 2022
Esbjerg (DK) – Hörnum, Sylt (D), 58 nm
Fast 60 Meilen muss ich heute zurücklegen, heißt zeitig aufstehen und lege 6:10 Uhr ab.Gleich im Fahrwasser vor dem Eingang zur geschützten Marina setze ich das Großsegel. Der Strom treibt mich mit einem Knoten raus auf die offene See. Ich gehe auf die linke Seite des Fahrwassers und dampfe mit Groß und Maschine teilweise mit 8 ktn raus auf die Nordsee.
7:00 Uhr zwischen Tonne N07 und N09 rolle ich die Fock aus, schalte die Maschine aus und segle. % ktn ü.G. läuft das Schiff.
7:30 Uhr bekomme ich die Bestätigung, mein Funkgerät arbeitet: ich höre Security, Security Limby Radio… Die Wettermeldung wird angekündigt. Super Empfang!
7:30 Uhr dann bin ich platt vor dem Wind. Ich rolle die Fock ein, fahre nur noch mit dem Großsegel.
10:30 Uhr habe ich dann schon 20 Meilen versegelt. Es geht gut voran. Die Sonne scheint. Der Autopilot ersetzt mich und ich lese.
11:00 Uhr sehe ich an Backbord voraus die letzte dänische Insel Rømo und das erste Stück Deutschland: Sylt!
11:30 Uhr bin ich schon 30 Meilen unterwegs, immerhin 55 km. Ich bin am Lister Tief. Das Wäre die Einfahrt zum Hafen im Norden von Sylt. Die All Right 2 segelt weiter.
13:00 Uhr an Backbord querab Westerland, hässlicher Hotelklotz! Wie kann man soetwas in die Natur bauen. Soll noch einer über die Plattenbauten im Osten lästern. Ähnlich hässliches gibt es auch auf Fehmarn in Burgtiefe. Tja der Westen kann es eben auch – systemunabhängig, es war der Zeitgeist.
13:30 Uhr, bis jetzt bin ich Halbwind gefahren. Ich muss jetzt parallel zu Sylt gehen, der Wind kommt glatt von hinten. Ich fahre platt vor dem Wind. Die Fock rolle ich ein. Das Schiff läuft immer noch 5 Knoten. Habe jetzt 40 Meilen versegelt.
15:00 Uhr habe ich die Südspitze von Sylt, das „Südkap“ an backbord. Aber ich kann nicht gleich nach Ost abbiegen. Hier an Backbord bis weit südlich lagert sich der von Sylt abgetragene Sand zu einer riesigen und weiten Sandbank ab. Also rundherum fahren, ein großer Umweg zum Hafen von immerhin 10 Seemeilen. Und die fahre ich dann auch, akkurat der Seekarte folgend.
Und ich sehe den Unterschied der Seekarte von vor 15 Jahren und heute. Ich habe eine aktuelle Navionics Karte auf IPad und IPhone und eine alte auf dem Kartenplotter. Man, ein drastischer Unterschied bei den Sandbänken. Und das hat nichts mit Klimawandel zu tun, das ist das Leben der Natur und des Windes und der Strömung. Unsere Grünen Politiker haben sicher eine andere Erklärung, vielleicht war es Putin?
Während der Ansteuerung nach Sylt hole ich das Großsegel ein, der Wind kommt auf die Nase.
Und ich sehe die Muschelzucht vor mir, die von einem Holländischen Unternehmen betrieben wird. Tja Deutschland kann das nicht, das machen die Holländer… man muss sich das vorstellen, Deutschland, kaum noch Fischfang und das auch noch, die Ausschreibung hat vor 7 Jahren eben dieses holländische Unternehmen gewonnen. Und es scheint zu laufen!
17:00 Uhr lege ich dann in Hörnum auf Sylt an. Der Hafenmeister weist mir einen Scheißplatz mit Lautsprecheransage zu. Er steht am Finger und nimmt die Vorleine ab, ich fahre vorwärts in den Finger. Die Nase von Hafenmeister legt die Vorleine um die Klampe am Steg aber belegt nicht, will sie mir zurückgeben. Der Wind treibt inzwischen das Heck vom Schiff nach Lee. So eine Nase und dan rufe ich ihm zu, belege doch einfach die Klampe mit der Heckleine. Und dann sehe ich den Räuberknoten den er legt. Hat sicher ein Westpatent als Hafenmeister, was soll‘s, da kann man nichts machen und meckern hilft auch nicht. Ich liege auf Pos 54°45‘596 N, 008°17‘340 O. Das ist schon fast geografische Breite der Heimat! Denke ich beim Notieren im Logbuch. Da bin ich heute wieder fast 60 Meilen unterwegs gewesen.
Jetzt trinke ich erst mal meinen Anleger und bezahle für 2 Tage die Hafengebühr. Dann gehe ich mal wieder duschen, war auch mal nötig. Hatte das Vergnügen auf der Insel Kvitsø in Norwegen das letzte Mal und das ist wohl schon eine Woche her! Ich rieche mich schon selbst.
Und dann gehe ich in das Restaurant „Sylter Muscheln“. Austern und gebratene Garnelen und eine schöne Flasche österreichischen Weiswein. Eigentlich hatte ich mich auf Sylter Austern gefreut. Aber die bieten welche aus der Bretagne an, obwohl, bei Niedrigwasser sehe ich die Austern an der Spundwand im Hafen wachsen… Unklar! Das ist Nachhaltigkeit… die werden aus der Bretagne mit dem Flieger nach Sylt gebracht. Egal, es war lecker.
Tag 103, 1. September 2022
Hörnum, Sylt (D), keine Meilen, Hafentag
Früher war am ersten September Schulanfang, zumindest in der DDR. Aber das war einmal und ich schlafe aus.
Den Vormittag lese ich erst mal im Internet über die verfahrene Situation in Deutschland. Ich mache mir Sorgen über die Zukunft, über unser Leben als Rentner, wo wir doch die ganzen Jahre geschafft haben und jetzt verspielt die Rotgrüne Regierung unsere Zukunft. Schlimm, Schlimm! Ich habe die nicht gewählt, aber das hilft dann auch nicht. Ich bin offenbar auf der Seite der Verlierer.
Na dann mache ich wenigstens Reinschiff, und gehe auf Landgang in der Hoffnung auf andere Gedanken.
Auf Sylt bin ich nun das dritte Mal. Ich laufe nach Süden, Richtung Leuchtturm. Auf dem Damm Sind Fahnenmasten mit den Flaggen der Bundesländer der nicht souveränen Bundesrepublik Deutschland. Ich vermisse die Fahnen der Bundesländer Sachsen, Sachsenanhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen. Sicher gibt es hier nur den einen Grund Ossis sind auf der Insel Sylt nicht willkommen, ich höre auch keine einschlägigen Dialekte und sehe keine Autos die auf diese Bundesländer hindeuten. Oder es hat sich bis heute nicht bis auf diese Deutsche Schicki-Micki Insel rumgesprochen, dass die DDR vor 30 Jahren einverleibt wurde. Was soll‘s, da feiert eben nur der Lindner hier Hochzeit und da sind die Wessis unter sich. Sollen sie doch, die Insel Rügen ist viel schöner! Aber da kommen die Wessis hin, da ist es billiger als auf Sylt.
Na hier gibt es auf meinem Weg um 13:00 Uhr an Steuerbord die Kneipe „Südkap“. Und ich bestelle mir ein frisch gezapftes Königs Pilsner für 4,90€, immerhin ein Schnäppchen nach den 3 Monaten Norwegen wo der halbe Liter 11…12 € gekostet hat. Da sieht man wie gut es uns noch in Deutschland geht. Aber ich denke das merken Lindner und Habeck auch noch, dass man aus Alkoholverkauf noch viel mehr für die leeren Staatskassen herausholen kann. Immerhin hat Deutschland Billionen Schulden… Eine Billion = 1000 Milliarden… Wenn die erst mal Zinsen zahlen müssen, na dann…
Also wandere ich an der Südspitze Sylts herum, ziellos und lustlos. Segeln füllt mich mehr aus, mir ist langweilig. Aber wenn ich auf die Nordsee schaue, heute ist Flaute und ich hätte bis Cuxhaven motoren müssen. Und Moni sagt ich soll mich ausruhen. Von Bergen in Norwegen, bis hierher hatte ich nur einen Hafentag.
Auf dem Rückweg zum Schiff gehe ich in ein Souvenirgeschäft. Ich möchte eine kleine Fahne von Sylt kaufen: Gelb Rot Blau… aber die haben nur große. Und die Verkäuferin steht hinter einem Plexiglasschild mit Maske… Ich denke, die hat doch nicht alle. Ich habe in 3 Monaten keine Masken gesehen außer bei bekloppten deutschen Kreuzfahrern. Die Deutschen glauben eben dem Karli Lauterbach und seiner Panikmache… Na die haben auch damals schon Göbels geglaubt und seien wir ehrlich, wir haben doch unserer DDR Führung, dem Walter und dem Erich auch geglaubt. So ist der Deutsche… Kadavergehorsam habe ich in der Schule gelernt.
Ich gehe in eine Galerie. Die Bilder die hier verkauft werden sind teilweise gar nicht schlecht. Aber der Stückprei immer weit über 1000 €. Die Galeristin fragt mich ob ich Fragen hätte… Ich antworte: nein, ich bin sprachlos, wer kauft für diese Preise, frage ich sie.
Und ich gehe zu Edeka einkaufen, Wein, Bier und andere notwendigen Lebensmittel. Und Maskenträger sehe ich viele. Ist hier eine Inselepidemie ausgebrochen? Eine junge Frau fallt mir auf mit ihrem Mann oder Freund. Sie halten Händchen. Sie mit Rosa FFP2 Maske im Gesicht, er ohne. Ich frage mich wie die das im Bett machen, lässt die dabei die Maske auf… Fragen über Fragen, die Welt ist verrückt. Und es kommt noch besser: Ich gehe schwer bepackt zurück zum Schiff. Besagte junge Frau Hand in Hand mit ihrem Lover überholen mich. Sie trägt jetzt hygienisch die rosa FFP2 Maske am Handgelenk.
Na gut, Sylt hat mich nicht so sehr interessiert, ich war schon das 3 Mal hier und beim ersten und zweiten Mal mit Moni viel mit dem Fahrrad unterwegs. Diesmal habe ich Milieustudien gemacht: Die reichen Wessis mit dem Porsche und der S-, E- und G-Klasse und die Wessis aus denen nichts geworden ist, die Currywurst mit Pommes essen und auf die Ausflugsschiffe warten.
Da ich gestern wie ein Wessi im guten Restaurant gegessen habe bereite ich mir heute ein Rindersteak mit grünen Bohnen und Nudeln als Beilage. Aber ich trinke einen guten französischen Rotwein dazu, aus dem EDEKA.
Der Rotwein macht müde. Ich verschlafe den ganzen Nachmittag bis zu den Lügennachrichten von ARD.
Tag 104, 2. September 2022
Hörnum, Sylt (D) – Cuxhaven (D), 63 nm
Heute geht es weiter runter an der Nordseeküste. Bis Cuxhaven ist es ein ganzes Stück, über 60 Meilen und ich weiß noch nicht, wie mir der Wind mitspielt. Der kommt aus OSO, zwar mehr östlich aber immer noch zu viel Süd! Ich hoffe ich bekomme den nicht zu sehr auf die Nase. Ich möchte Segeln aber nicht pausenlos kreuzen.
Wegen der langen Strecke starte ich heute wieder zeitig, 6:10 Uhr sind die Leinen los. Es ist einigermaßen hell. Gut für den alten Mann!
Eigentlich wollte ich die ersten 10 Meilen bis in das „tiefe Wasser“ motoren. Aber gleich nach dem Ablegen sehe ich das der Wind gar nicht schlecht bläst. Ich setze vor Hörnum gleich das Großsegel und die Fock. Und das Schiff zieht an, 5 ktn ü.G.
7:15 Uhr habe ich querab an Backbord den Leuchtturm auf Amrum.
8:15 Uhr habe ich die Tonne Trapptief passiert und bis raus aus dem betonnten Fahrwasser nach Süd. Der Wind kommt weiter aus OSO mit 13 ktn und ich fahre 5,5…6 ktn ü.G. und habe 12 Meilen versegelt.
Auf meinen direkten Idealkurs nach Cuxhaven komme ich nicht voran, falle zu sehr ab. Na dann muss ich eben aufkreuzen. Zwei Wenden fahre ich bis 9:40 Uhr. Ich passiere das Rüttergatt Fahrwasser und habe die Inseln Japsand und Pellworm an Backbord.
11:15 Uhr habe ich querab an Backbord die Insel Süderoogsand und 27 Meilen versegelt. Es geht gut voran. Der Strom setzt von Achtern ein.
12:00 Uhr bin ich zwischen Helgoland an Steuerbord und St. Peter Ording an Backbord.
Obwohl ich weiter direkt nach Süd, nein ein paar Grad nach Südost muss, meint es der Wind gut mit mir. Er nimmt sogar zu und ich muss in das Groß ein Reff einbinden und ich komme auf direktem Kurs 30° an den Wind und fahre Direktkurs. Wie schön. Einzig, je südlicher ich komme umso stärker wird die Welle.
Meine Tochter ruft mich an und fragt, was ich davon halten würde, wenn sie mich mit den Enkelkindern in Brunsbüttel besuchen würde. Eine super Idee! Aber da kann ich nicht erst 14:00 Uhr mit einlaufenden Wasser von Cuxhaven Richtung Brunsbüttel fahren. Da müsste ich die Früh Tide nehmen… Da muss ich nachdenken.
16:00 Uhr dann gehe ich in das Hauptfahrwasser Richtung Hamburg. Ich fahre ein bei der Roten Tonne 20. Viel Verkehr hier, riesen Containerschiffe. Das Groß reffe ich noch mal aus. Mit Strömung und hoch am Wind laufe ich über 8 ktn. Zwei Mal muss ich noch Wenden fahren. Dann 17:10 Uhr das letzte Segel-Bergen für dieses Jahr auf der Nordsee. Morgen fahre ich unter Maschine bis zum Nord-Ostsee-Kanal.
17:30 Uhr gehe ich längsseits in der Marina von Cuxhaven. Aber die wollen da 50€ haben für die Nacht, weil es für Boote größer 14 Meter ist. Na da lege ich doch wieder ab und gehe rückwärts in die Finger für einen billigeren Preis… Pos 53°52‘457 N, 008°42‘389 O.
Aber mein Platz ist nahe dem Eingang zur Marina. Scheiß Schwell. Aber jetzt ändere ich nichts mehr und trinke meinen Anleger.
Und die haben ein ganz gutes Restaurant. Hier bekomme ich ein leckeres Fischgericht und dazu Bier vom Fass und Linie. Und ich rufe meine Tochter an: Ich werde morgen mit der Früh Tide, dem einlaufenden Wasser nach Hamburg in Richtung Kanal rutschen. Werde deshalb morgen schon 4:00 Uhr aufstehen und 4:30 Uhr starten. Mit anderen Worten, ich gehe gleich nach dem Essen in die Koje.
Tag 105, 3. September 2022
Cuxhaven (D) – Brunsbüttel (D) Eingang Nord-Ostsee-Kanal, 18 nm
Damit das Treffen mit der Tochter und den drei Enkeln zustande kommen kann muss ich zeitig raus. Ich stehe schon 4:00 Uhr auf, trinke schnell einen Saft, lege mir etwas zu Essen zurecht und bereite das Schiff zum Ablegen vor.
Es ist Stockdunkel draußen. Ich dimme die Navigationsgeräte und schalte Rotlicht am Navitisch ein um nicht geblendet zu werden. Das schrecklichste bei Nachtfahrten geblendet zu werden. 4:50 Uhr lege ich ab. Habe starken Seitenwind und werde in die Fahrtlinie zwischen den D und C Steg mit meinem Bug gedrückt. Ich fahre dann rückwärts heraus in den Vorhafen. Ich packe schnell die Fender und die Leinen ein und fahre hinaus in das Stockdunkel des Hauptfahrwassers.
Ich sehe nichts, Wasser und Himmel sind gleichdunkel. Einzig die Lichter am Ufer Steuerbords. Ich navigiere nach Kartenplotter. Der Strom nimmt zu, die Tide ist gekippt. Ich werde mit 2,5 ktn Strom die Elbe hochgeschoben.
Ich fahre am Rande des Fahrwassers der Großschifffahrt. An mir fährt ein riesen Containerschiff vorbei. Ich fahre 7 ktn ü.G, der Frachter vielleicht 10 ktn. Ich habe ihn nicht gehört und er macht keine Hecksee. Es ist als ob eine große Insel vorbeifährt. Beängstigend der Verkehr, aber da muss man sich stur an die Regeln und Karte halten und hoffen, dass die anderen das auch machen und die sind Profis.
6:00 Uhr wird es hell, ich bin schon 1,5 Stunden unterwegs und habe schon reichlich 2/3 bis Brunsbüttel geschafft. Mit Tageslicht ist es jetzt einfacher und ich bin nicht mehr so angespannt.
Ich schreibe meiner Tochter 6:30 Uhr eine WhatsApp, dass alles nach Plan geht!
Ich bin 7:17 Uhr gegenüber der Schleuse Brunsbüttel. Ich muss jetzt rechtwinklig das Hauptfahrwasser kreuzen um zur Schleuse zu kommen, ich muss von der Grünen zur Roten Fahrwasserseite. Und das klappt.
Ich rufe Kiel Kanal 2 und melde mich an. Der Dispatcher sagt mir, sobald der Bagger in die Elbe geschleust ist, bekomme ich Weises Signal und kann einfahren in die Schleuse.
Ich bin aufgeregt, das Anlegemanöver muss auf Anhieb klappen. Ich bin schließlich alleine! Und ich bin dann 7:40 Uhr in die Schleuse 1 eingefahren und bin ganz alleine… Ich werde als einziges Schiff in den Kanal geschleust.
7:55 Uhr bin ich schon raus aus der Schleusenkammer und fahre in die kleine Marina direkt neben den großen Schleusenkammern und bin 8:08 Uhr fest. Pos 53°53‘767 N, 009°08‘817 O. Und jetzt trinke ich mein zeitigstes Anleger-Bier während meiner großen Reise.
Im Hafen liegt ein Norwegisches Segelboot. Ich unterhalte mich mit dem Eigner und seiner Frau. Die sind auf dem Weg in die Karibik. Ich sage denen, ich komme aus dem verregneten Norden Norwegens.
Ich esse noch einen Happen und lege mich hin und hole Schlaf nach, geht nach frühem Biergenuss gut.
10:30 Uhr rammelt es auf dem Freibord der All Right 2, meine Tochter ist mit den Enkeln, Greta, Alfred und Heinz angekommen. Die Freude ist groß! Wir haben uns 3,5 Monate nicht gesehen.
Erst mal fressen die Kinder sich durch meine Vorräte an Knoppers, Pick Up und anderen Waffeln und verwandeln das Schiff in eine Würfelbude.
Das Wetter ist wunderbar, Sonne und warm. Wir besuchen das Kanalmuseum. Familienkarte für 6€. Daran sollten sich andere Museen in Deutschland ein Beispiel nehmen… Wenn alles in Zukunft teurer wird, dann werden die Eltern mit Kindern wohl andere Sorgen haben als ihren Kindern Bildung in Museen nahezubringen. Aber das ist ja gewollt, der ungebildete wehrt sich nicht gegen die Dummen Regierenden.
Und wir gehen auf die Aussichtsplattform und schauen zu wie große Schiffe geschleust werden.
Ich, der Opa, koche uns zu Mittag Spaghetti mit Tomatensoße und Jagdwurst und wir essen in der Plicht des Schiffes.
Und meine Besucher an Bord der All Right 2 verabschiede ich mit Eis essen in der Eisdiele.
Habe mich sehr gefreut über den Besuch. Aber als die Enkel wieder im Auto sitzen und abfahren werde ich müde und halte einen Nachmittagsschlaf… ist dringend notwendig.
Tag 106, 4. September 2022
Brunsbüttel (D) Eingang Nord-Ostsee-Kanal – Rendsburg (D) Eidersee, 36 nm
Heute ist Sonntag, der letzte Tag der vorletzten Woche meiner großen Reise nach Norwegen. Ausschlafen nehme ich mir immer vor, aber ich bin wieder schon 7:30 Uhr wach. Es ist schönster Sonnenschein. Sommerwetter eben.
9:10 Uhr lege ich ab und beginne die Fahrt auf dem Nord-Ostsee-Kanal. Ich fahre mit 1700 U/min und knapp über 5 ktn ü.G. Der Kanal ist ein stehendes Gewässer, das haben wir gestern mit meiner Tochter und dem großen Enkel diskutiert. Der Heinz hatte recht. Im Kanal gibt es so gut wie keine Strömung.
Ich beobachte den Schiffsverkehr. Habe Entgegenkommer und große Schiffe überholen mich. Auch ein Kreuzfahrtschiff kommt auf Gegenkurs. Segler fahren kaum in meine Richtung zur Ostsee, vielmehr kommen viele Segler aus Richtung Kiel-Holtenau, von der Ostsee. Deren Urlaub dort scheint zu Ende zu sein.
14:50 Uhr bin ich an der Fähre Schülp und habe 30 Meilen verfahren.
Und ich fahre durch die große Stahlbrücke in Rendsburg. Und ich sehe, die Schwebefähre hängt wieder an ihren Seilen und transportiert Autos und Leute rüber und „nüber“.
15:48 Uhr biege ich vom NOK in die Eider ab, Richtung Rendsburg. Heißt ich muss das Fahrwasser kreuzen. Also erst überholt mich ein Frachter. Dan kreuze ich in dessem Schraubenwasser das Fahrwasser. In der Mitte muss ich noch ein wenig nach Ost abfallen, um einen Entgegenkommer passieren zu lassen. Vorbei an einem Werftgelände an Backbord geht es in den Eidersee.
16:10 Uhr habe ich angelegt in der Marina Rendsburg. Pos 54°18‘414 N, 009°40‘301 O.
Ich bezahle beim Hafenmeister und auf dem Rückweg zum Schiff bleibe ich in der Hafengaststätte hängen. Ich esse Wiener Schnitzel vorm Kalb, lecker. Und ich trinke Veltins vom Fass.
Abends legt direkt neben mir am Stegkopf längsseits eine Mega Segelyacht an. 34 Meter lang, 8 Meter breit, die SY „KAWIL“. Sie läuft unter der Flagge der British Vigin Islands. Steueroase, denn auch die Wohlhabenden müssen Steuern sparen.
Ich unterhalte mich mit einem von der Crew, Deckshand. Die haben eine ständige Crew von 5 Seeleuten. Und abends begrüße ich mich noch mit dem Skipper, David. Er ist 38 Jahre alt und erzählt mir, er hat auch als Deckshand angefangen und hat vorher das Kommando auf einer 25 Meter Yacht gehabt und dieses Kommando erst vor kurzem übernommen.
Und über den Nord-Ostsee-Kanal, den Kaiser- Wilhelm- Kanal habe ich einen Bericht unter der Rubrik Geschichten vor zwei Jahren veröffentlicht.