Tag 15, 10. Juni 2023, Lysekil (S) – Stromsted (S), 49 nm
Weil wir gestern faul waren und wegen des Windes in Lysekil im Hafen geblieben sind, müssen wir heute mal zeitig los. Irgendwie wollen wir es ja bis Oslo schaffen. Also stehen wir zeitig, schon 6:00 Uhr auf. Wir frühstücken ordentlich, wie sich das für einen Sonnabend gehört.
7:00 Uhr pünktlich sind wir dann fertig mit unseren Vorbereitungen und legen ab. Im Hafen schlafen noch alle. Wir fahren aus der Marina raus. Der wind heute moderat, 12…14 ktn aus Ost bis Südost. Das bedeutet für uns auf unserer heutigen Tour bis Strömstad meist Halbwind bis Achterlich.
Bis 9:00 Uhr fahren wir mit Großsegel und Fock. Es läuft gut. Flache See, kaum Welle und es geht mit 5…6,5 ktn ü.G. zügig voran.
Vor dem Sotenkanal geht es durch einen schmalen Fjord, auf der Steuerbordseite das Ufer bebaut mit hübschen Schwedenhäusern. 9:15 Uhr sind wir am Sotenkanal, auf Schwedisch SOTENKANALEN. Wir bergen die Segel. Im Kanal ist Segeln verboten und es gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 5 ktn. Der Kanal wurde zwischen 1931 und 35 erbaut und dann am 15. Juli 1935 eingeweiht.
Wir durchfahren den 4,5 km langen Kanal, der mit der Einmündung und den einbezogenen natürlichem Wasserweg aus meiner Sicht und mit Blick auf die Seekarte etwa 2,7 Meilen lang ist.
Bei der Kanaldurchfahrt sehen wir uns satt an der Umgebung. Gleich am Anfang, von Süden kommend, sehen wir auf der rechten Seite eine Fabrik. Es ist eine Fischfabrik und die produzieren die ABBA Fischkonserven. Wir kaufen die immer in Schweden und auch in Deutschland: leckerer Kaviar und schwedische Heringshappen. Aber das ist wohl die einzige Industrie hier. Links und rechts Ferienresorts und Marinas.
Bis zur Brücke ist der Kanal rechts und links von Granitschären und Granitbergen eingebettet, kaum Bewuchs. 9:45 Uhr sind wir an der Sotenbrö, einer Drehbrücke. Sie ist noch geschlossen, die Ampel auf Rot. Doch wir hören schon das Klingelzeichen der Schranke an der Straße. Heißt die Brücke wird gleich öffnen. Und so ist es, wir müssen nicht warten.
Nach der Brücke ist die Landschaft plötzlich eine andere. Viel Grün rechts und links und Weiden, dazwischen Häuser. Wir beobachten die Kühe, Schafe und massenweise Enten und Gänse.
10:10 Uhr sind wir raus aus dem Kanal. Weiter geht es mit Großsegel und Fock. Es geht immer nach Norden, durch die Schärengarten hindurch. Der Wind meint es immer noch gut mit uns, die Besegelung reicht für 5…6 ktn Fahrt ü.G.
13:00 Uhr herum wird der Wind weniger. Wir rollen die Fock ein und setzen den Code Zero. Dieses Mal das erste Mal auf dieser Reise auf Backbordbug.
Nach einer Stunde ist es dann mit dem Wind fast ganz vorbei. Das entspricht auch der Vorhersage im Windfinder. Wir rollen den Code Zero wieder ein und setzen unsere Fahrt mit Großsegel und Maschine fort.
15:10 Uhr, zwischen den Inseln Stora Båsen und Lilla Båsen ist wieder genug wind da. Wir schalten die Maschine aus und setzen mit Großsegel und Code Zero fort.
Gegen 16:00 Uhr bergen wir dann die Segel, Kein Wind mehr. Wir fahren die letzte dreiviertel Stunde mit Maschinenkraft. Das ständige Rein und Raus der Segel nervt. Die Sonne ballert und langsam wollen wir in den Hafen.
17:25 Uhr legen wir in der Marina von Strömstad an. Zuvor streiten wir noch in welchem Teil der Marina. Den Teil, den ich ausgewählt habe findet Moni nicht gut. Wir fahren trotzdem rein, ziemlich voll und an vielen Stellen Reservierung durch rote Lampen angezeigt. Am Ende gehen wir auf Heckboje an eine Pier zwischen anderen Segelyachten.
Es gibt zum Abend Köttbullar mit Kartoffelbrei und leckerer Tomatensoße.
Moni geht nochmal in die Stadt. Ich lege mich hin. Als Moni wieder zurück ist gibt es nochmal einen Disput über unsere Satelitenanlage, HD und nicht HD und wie ich eigentlich umständlich und dumm bin. Na ja, was soll‘s, ich gehe ins Bett. Es gibt da übrigens ein Buch von Stefan Heym: „Immer sind die Männer schuld“. Ist zwar halb auf Jiddisch geschrieben, nicht jedermanns Sache, aber beschreibt doch recht gut das Verhältnis zwischen Mann und Frau nach vielen Ehejahren.
Tag 16, 11. Juni 2023, Stromsted (S), Hafentag, keine Meilen
Trotz meines zeitigen Schlafengehens gestern, schlafen wir lange, wie die Skandinavier. Habe ich schon letztes Jahr in Norwegen während meiner großen Reise bemerkt. Die Skandinavier sieht man sehr spät an Deck.
Moni hat für uns eine Fahrradtour geplant. Auf den Spuren der Vorchristlichen Zeit und wie ich im Laufe des Tags lerne auch auf den Spuren der ersten großen Völkerwanderung (heute haben wir ja wieder eine!)
Also, gegen 11:00 Uhr sind unsere Fahrräder aufgeklappt und wir fahren auf der Landstraße 176 nordwärts. Am Hinweisschild steht Riksgrensen, Richtung Reichsgrenze. Wenn man das in Deutschland an ein Schild schreiben würde wäre man sicher gleich im Visier des Verfassungsschutzes oder wäre rechts oder Nazi, ist ja heute das gleiche. Na die Schweden haben Geschichtsbewusstsein und Charakter, nein die leben ja noch in einem Königreich!
Und wir fahren auf super asphaltierten Fahrradwegen parallel zur Landstraße 176. Und es fährt sich gut und sicher. In Schweden macht man etwas für die alternative Fortbewegung. Vielleicht bekommen wir auf der Insel Rügen auch noch solche Fahrradwege durchgängig hin.
Der Fahrradweg leitet uns über die Autobahn nach Norwegen, die E6. Im Mai sind wir auf der mit dem Auto hoch und runtergefahren, als wir unsere Angelwoche hatten. Macht Spaß mal von so einer Brücke auf eine Autobahn zu schauen. Es ist eine andere Perspektive als heraus aus einem Auto.
Endlich sind wir am Ziel: Blomsholms skeppssätting, auf Deutsch: Blomsholms Schiffsetzung. STENSKEPPET auf Schwedisch, gehört wohl zu den größten in Schweden. Wir meinen beide übereinstimmend: die bei Kåsberga in der Nähe von Ystad ist wohl um einiges größer. Es ist wenig darüber bekannt, wohl, weil sehr wenig archäologisch erkundet ist.
Für die vorhistorischen Menschen von Bohuslän waren Schiffe und Boote sehr wichtige Gegenstände. Davon zeugen prähistorische Zeichnungen und auch diese Schiffssetzung. Die ältesten dieser Schiffssetzunge in Schweden stammen aus der Bronzezeit, viele davon unter einer Schicht aus Erde. Blomsholms skeppssätting, liegt und lag niemals unter der Erde. Es sollten wohl alle sehen.
Blomsholms skeppssätting, ist von weiteren Gräbern umgeben, wir besuchen alles, was uns zugänglich ist. Ein Pfad, gut gepflegt zeigt uns den Weg. Wir sehen keine Touristen, eigenartig. Na die Ferien haben noch nicht begonnen. Wir schauen uns noch den Blomsholms Steinkreis an.
Dann steigen wir auf unsere Fahrräder und ab geht’s zurück. Aber wir machen noch Halt an einem riesigen Steingrab, ein 6 Meter hoher Hügel. Grönehög ist der Name. Wir steigen auf den Hügel und dann treten wir entgültig die Rückfahrt nach Strömstad an.
Gegen 14:00 Uhr sind wir wieder in Strömstad und wir machen noch einen Stadtrundgang. Viel ist nicht zu sehen, eine historische Badeanstalt, ein überwältigendes Rathaus aus den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts, ein altes Hotel, viele Restaurants und Kaffees. Wir essen beide noch ein Eis und gehen zurück unserem Schiff.
Fahrradfahren macht müde und es folgt ein später Mittagsschlaf. Danach baue ich den Gasgrill an und wir grillen zwei schöne Steaks, wider den Grünen, die von uns mehr fleischarme Ernährung verlangen… Wir werden denen eins husten!
Tag 17, 12. Juni 2023, Stromsted (S) – Moss (N), 39 nm
17 Tage sind wir nun unterwegs. Regelmäßigkeit stellt sich ein. Ich werde jeden Tag ohne Wecker 7:30 Uhr wach, Moni schläft exakt bis 8:00 Uhr. Und jeden Tag haben wir schönstes Wetter. Die letzten Tage haben wir dann, wie heute auch in der Plicht gefrühstückt.
9:15 Uhr legen wir ab. Noch im Hafen haben wir den Code Zero hochgezogen. Werden wir auf jeden Fall brauchen. Der Wind kommt aus West. Unser Kurs weht nach Nord bzw. NON.
Bis 9:45 Uhr fahren wir erst mal unter Maschine gegen den Wind im markierten Fahrwasser aus Strömstadt raus. An Backbord und Steuerbord Schären. Dann sind wir im freien Wasser, setzen erst das Großsegel, fallen dann nach Nordwest ab und rollen den Code Zero aus. Wir segeln auf Halbwindkurs. Bei 6ktn Wind fahren wir 4,5 ktn ü.G.
In meinen Schilderungen schreibe ich oft über den Code Zero. Ein neues Segel und es ist eine super Kombination zur Selbstwendefock die wir meistens fahren. Wenn wir gegen den Wind kreuzen, klappt das super mit der Selbstwendefock. Fahren wir Halbwind und raumen Kurs funktioniert das bis 13 ktn Wind mit dem Code Zero. Fahren wir am Wind, und ich habe berichtet, bis 40° kommen wir mit dem Code Zero ran an den Wind, dann können wir den Code Zero bis 11…12 ktn Wind fahren. Und wir haben immer zwei Segel am Vorstag. Das ist fast wie ein Kuttergetakeltes Schiff. Geile Sache. Früher haben wir dann immer umständlich im Hafen das Focksegel gegen die Genua getauscht. Die Genua ruht nun schon die gesamte Reise unbenutzt in der Backskiste.
Also segeln wir wieder bei fast glatter See auf unserem Kurs nach Norden, Richtung Oslofjord. Wir kommen so mit 4,5…5 ktn ü.G. voran. Ein schönes Segeln, so wie es Moni gefällt.
11:00 Uhr Überfahren wir die Grenze nach Norwegen, die Riksgrensen – die Reichsgrenze! Das ist so bei der Insel Enga, bei 58°58‘9 N, 11°0’15 O. Minuten vorher habe ich noch unseren Alkohol an Bord beim Zoll über die Zoll App angemeldet und Zoll per Kreditkarte bezahlt. Obwohl uns keiner Kontrolliert, aber besser ist besser. Wir haben schon von Campern von saftigen Strafen und der Beschlagnahme aller Alkoholika die an Bord waren gehört. Wäre ja schrecklich. Von Seglern haben wir das zwar noch nicht gehört aber man weiß ja nie. Überall sammelt der Fiskus Geld für den Wasserkopf!
14:00 Uhr segeln wir auf Höhe der Insel Søndre Missingen. Wir stellen fest, dass die Schäreninseln jetzt wieder anders aussehen als weiter südlich. Sie sind kahl und das Gestein ist nicht mehr rötlich, sondern dunkel.
14:00 Uhr schreibt die logge 400 nm, Nautische Meilen.
Tag 18, 13. Juni 2023, Moss (N) – Oslo (N), 34 nm
Im Hafen ist alles ganz ruhig. Es scheinen nur Dauerlieger hier im Hafen zu sein. Die müssen wohl alle arbeiten. Einzig, auf unserem Schiff ist Bewegung. Wir frühstücken in der Plicht.
9:30 Uhr legen wir ab. Wir haben kaum Wind, 1 ktn aus West, Südwest. Wir fahren erst mal gen West um das Horn von Rødsåsen rum, um nach Norden In den südlichen Oslofjord zu kommen. Vielleicht ist dort mehr Wind, immerhin bis dahin 2 Meilen. Fähren passieren uns an Backbord.
10:00 Uhr gehen wir nach Norden ab. Immer noch kein Wind. Na, dann weiter mit Maschinenkraft. Kein Wind und die Sonne. Wir schwitzen.
Höhe Ekrebukta fahren wir in den südlichen Oslofjord ein. Die Berge hier sind Steuerbords und Backbords höher und bringen Wind. Plötzlich 3,5…4 ktn. Wir können Segeln. Es wird Zeit nach zweieinhalb Stunden Motorfahrt. Also den Code Zero ausgerollt. Wir fahren 2,5 ktn ü.G. Wir waren auch schon schneller. Ich hole die Angel noch Mal raus. Mit Paravan und Löffelblinker schleppe ich.
Das mit dem Angeln wird nichts, kein Biss und der Wind wird stärker und unser Schiff schneller. Ich hole die Angel ein. Wir fahren jetzt schon 4 ktn ü.G.
Die Landschaft hier im Fjord ist eine andere. Es ist bergig rechts und links. Überall an den Bergen Häuser, sicher Ferienhäuser und Wochenendhäuser. Wir sind nahe an Oslo und die werden zu den Leuten aus Oslo gehören. Wir bekommen den ablandigen Wind um die Mittagszeit. Wir werden immer schneller.
Wir bekommen jetzt den Wind genau von hinten. Wir fahren den Code Zero an Steuerbordbug und das Großsegel an Backbordbug. Platt vorm Wind, Schmetterling. Über Grund fahren wir zwischen 5 und 6 ktn.
13:15 Uhr wird der Wind über 13 ktn, wir rollen das Vorsegel ein. Wir haben die Mitte des Oslofjords erreicht. Hier an der schmalsten Stelle haben wir 2 ktn Strom von hinten. Wir fahren nur mit dem Großsegel und durch Strom und Wind geht es nun mit 6,5 ktn voran.
An Backbord haben wir die Insel Håøya, darauf eine Festung mit Artilleriegeschützen. Auf dem Rückweg werden wir hier Halt machen.
Der Strom schiebt uns. Wir brauchen kein Vorsegel mehr. Das Groß reicht. Bis fast 15 Uhr haben wir genug Fahrt, obwohl, je nördlicher wir kommen umso mehr nimmt der Wind ab. 15:00 Uhr als bergen wir auch das Großsegel. Wind ist nun kaum noch. Die Maschine schiebt uns auf dem Nördlichen Oslofjord Richtung Oslo.
An Backbord kommt die Color Line Cruise entgegen, dann auch noch eine andere Großfähre. Wir sehen Oslo auf der letzten Stunde Fahrt.
16:30 Uhr erreichen wir die zentrale Marina Aker Brygge. Gegenüber, die alte Festung und auf Sichtweite das markante klobige Rathaus aus den 30ern des letzten Jahrhunderts.
Aber so ein Mist, die Marina ist voll mit Tagesliegern. Wir müssen an der Außenpier anlegen. Ein scheiß Schwell hier durch die vorbeifahrenden Fähren. Wir trinken unseren Anlieger und ich gehe zum Hafenmeister. Auf dem Weg dahin sehe ich einen Platz der frei geworden ist. Ich renne zu unserem Schiff zurück. Wir legen wieder ab und fahren in die Marina rein um auf den freigewordenen Platz zu fahren. Der Hafenmeister aber weist uns einen anderen zu. Jetzt ist viel frei. Offenbar sind die Tageslieger alle abgefahren. Na jetzt haben wir einen ruhigen Platz für unsere Yacht. Ich bezahle für 3 Nächte. Wir wollen morgen eine Hop On Hop Off tour machen und übermorgen ein bisschen mit dem Fahrrad rumfahren.
Am Abend gehen wir spazieren und in ein Restaurant nahe der Marina. Wir essen Wal Steak und trinken eine Flasche Wein im Restaurant Rorbua Vertshus – Fischerhütten Wirtshaus.
Tag 19, 14. Juni 2023, Oslo (N), Hafentag, keine Meilen
Wir haben uns vorgenommen zwei volle Tage in Oslo zu bleiben. Die Windvorhersage zeigt nur sehr schwache Winde, nichts für Segler. Heute am ersten Tag wollen wir eine Busrundfahrt durch die Stadt unternehmen: Hop On Hop Off.
Wir frühstücken gemütlich an Deck in der Plicht. Es ist eine schöne Atmosphäre am Morgen im Hafen, mitten in der Stadt.
Wir brechen 10:30 Uhr auf und wandern Richtung COLOR LINE Pier. Etwa 30 Minuten laufen wir von unserer Marina dahin. Hier soll ein Haltepunkt der Hop On Hop Off – Tour sein. Der erste Flopp am Tage. Die Busgesellschaft weist den regulären Haltepunkt aus, aber er wird nur manchmal angefahren, wenn ein Kreuzfahrtschiff angelegt hat. Shit, also wandern wir Richtung Zentrum, am Nationalmuseum soll eine Haltestelle der Hop On Hop Off – Tour sein, na hoffentlich. Wir wandern also in Gegenrichtung, wieder 40 Minuten bei der Wärme.
Aber wir haben Glück, am Nationalmuseum ist Schatten von den Bäumen und ein Bus fährt auch. Wir kaufen Tickets im Internet. Und fahren mit dem nächsten Bus los, allerdings unten im Doppelstockbus. Oben auf der Flightbridge ist kein Platz.
Wir fahren vorbei am Königsschloß, dass wir nicht sehen können und steigen an der Station 2 aus, dem Vigelandsparken. Erst mal müssen wir auf Toilette, pro Person 20 SKR oder 2 €, die haben doch nicht mehr alle Latten am Zaun. Dann bekomme ich Hunger, wir kaufen zwei Stück Gebäck für 9 €. Hier steht nichts im Verhältnis.
Na, wir schauen uns den Park an, ein Schöner Park. Vigeland war ein Bildhauer und der Park ist voll von seinen Skulpturen. Aber die Skulpturen, eigenartig alle nackt und sehr „völkisch“, wie Moni bemerkt. Eigenartig… Von einer Erhöhung sehen wir die Holmenkollen Skisprungschanze.
Wir wollen weiter fahren mit dem Bus, aber wir müssen warten. Im Tracking sehen wir das die nur 3 Busse im Einsatz haben. Aber diesmal bekommen wir Platz auf der Flightbridge. Wir fahren in den Ortsteil Bygdøy, zum Kon-Tiki Museum. Hier werden wir morgen mit dem Fahrrad hinfahren und uns das Museum ansehen. Also bleiben wir im Bus sitzen. Es ist Grenzwertig. Der Fahrer fährt wie ein Verrückter. Und dann eine Gefahrenbremsung, einfach krank.
Die Fahrt mit dem oben offenen Doppelstockbus durch einen Tunnel ist ein Alptraum und mehr als grenzwertig. Irgendwann sind wir wieder oben und kommen an der Akerhus Festung an, hier steigen wir aus. Ich beschimpfe den Fahrer noch, was er für ein rücksichtsloser Arsch er sei. Er hat Migrationshintergrund, nicht schwarz aber polnisch. War sicher früher polnischer Truckfahrer auf deutschen Autobahnen. Für uns ist die Stadtrundfahrt mit der Hop On Hop Off – Tour hier zu Ende. Es reicht.
Erst mal brauche ich ein Hot Dog. Dann sehen wir uns die Festung an. Wir waren schon vor 15 Jahren mit Robert und Jessica auf Segeltour hier und zuvor mit Robert vor 28 Jahren als wir mit dem Wohnmobil in Norwegen waren. Die Burg ist eine Besichtigung wert. Auch gibt es ein Museum im Schloß und ein Armeemuseum. Die lassen wir heute aus.
Wir sind k.o. und gönnen uns ein Bier und ein AperolSpritz für nur 20 €, ein Schnäppchen sozusagen.
Wir gehen am Hafen an alten Anlegern vorbei Richtung Aker Brygge. Wir kommen am Rathaus vorbei. Leider ist der Blick versperrt von einer riesigen Bühne die aufgebaut wird. Und überall wehen Schwulenflaggen. Was ist hier los in dieser Stadt?
Wir gehen noch im Mega COOP einkaufen und dann zurück zum Schiff.
Ich bin enttäuscht von dieser Hop On Hop Off – Tour. Zu wenig Haltepunkte, der Fahrer fuhr zu schnell. Hätten das Geld lieber in Bier und Aperol anlegen sollen.
Auf dem Schiff gibt es leckeren Mozarella Salat und 1kg Schrimps und Weißwein. Dann ist die Welt wieder heil. Wir beobachten dann die jungen Leute auf den Nachbarbooten. Was Alkohol aus Menschen macht…
Heute sind wir neben der Busfahrt immerhin noch 13km zu Fuß unterwegs gewesen.
Tag 20, 15. Juni 2023, Oslo (N), Hafentag, keine Meilen
Die Nacht war nicht einfach. 3:00 Uhr werden wir wach. Es ist laut. Der erste Schlaf ist verflogen und wir hören die familienlosen Menschen auf Partytrip auf den Nachbarbooten. In Norwegen ist Alkohol teuer aber das hält die Live Style Menschen nicht davon ab, dann durchgängig Party zu machen, bis zum Morgen. Irgendwann, gegen 4:00 Uhr platzt mir der Arsch und ich werde außenbords laut und teile denen unmissverständlich auf Englisch mit, das jetzt Schluss ist! Und die gehorchen und entschuldigen sich mit Yes Sir.
Wir können dann noch Mal bis 9:00 schlafen, frühstücken und machen die Fahrräder klar.
10:30 Uhr dann fahren wir los, mit unseren Fahrrädern. User Ziel, vier Museen, das KON-TIKI Museum, das FRAM Museum, das Norwegische Maritim Museum, das FOLKE Museum auf der Halbinsel oder besser dem Stadtteil Bygdøy.
Es fährt sich wunderbar mit dem Fahrrad auf den norwegischen zweispurigen Fahrradwegen. Die verlaufen getrennt und extra neben der Hauptstraße. Die machen das einfach anders als in Berlin, die bauen extra Fahrradwege und schließen nicht ganze Autofahrspuren zugunsten der Radler.
Irgendwann geht es dann nach links ab, hier gibt es keine Fahrradwege mehr, aber der Fahrradfahrer ist aufgefordert auf den Fußwegen zu fahren. Alles sicher!
Es ist warm und wir schwitzen gewaltig. Inzwischen hat es 28°C!
Nach einer dreiviertel Stunde erreichen wir die ersten drei Museen. Mit Robert waren wir hier vor 26 Jahren.
Wir kaufen Kombitickets für die ersten drei Museen und beginnen mit dem KON-TIKI Museum. Wir sind auf den Spuren Thor Heyerdals. Wir lassen uns Zeit und ich ziehe mir alle Poster über die Reise von KON-TIKI 1947, RA und RA 2 1969-70, ein. Das war so interessant. Unser Sohn wollte vor 26 Jahren unbedingt das Museum besuchen. Er hatte zuvor ein Buch darüber gelesen.
Mit KON-TIKI hat Heyerdal die Ost-West Theorie der Wanderung über den Pazifik in 101 Tag widerlegt. Es war anders herum, von Peru sind die damals nach Polynesien!
Im Museum sind auch die Reisen auf dem Atlantik im Papyrus Boot beschrieben. Im Reed Boot über den Atlantik, das sollte die Rüganer interessieren, mit ihren Reed gedeckten Dächern. Man kann auch Boote davon bauen aber das kann man nur noch mitten in Afrika. Früher konnte man das auch am Nil.
Wir wechseln in das FRAM Museum, sind jetzt auf den Spuren von Amundsen, auf seinem Weg zum Südpol und zum Nordpol. Wir besichtigen das originale Schiff und lernen über die Expeditionen. Das Schiff ist original erhalten und man hat nur die Masten abgesenkt, um das Schiff in der Museumshalle unterzubringen. Hochinteressant für jemanden der das Meer und die Seefahrt liebt.
Wir machen eine Pause und essen mitgebrachte Sandwichs, um die norwegische Kostenfalle zu unterlaufen.
Dann geht es in das Norwegische Maritim Museum. Das ist nicht so interessant, wie die beiden vorherigen. Aber dennoch, wir lernen über die Norwegische Seefahrt, sehen unzählige Schiffsmodelle vergangener und neuerer Zeit. Und Es gibt viel zu lernen über die Zusammensetzung der Besatzungen der verschiedenen Schiffe. Und es gibt noch einiges über die Wikinger zu sehen.
Und es reicht mit der Schifffahrt. Wir fahren wieder zurück. Auf dem Rückweg liegt das FOLKE Museum. Hier ist was über das Leben der Norweger an Land zu erfahren. Aus allen Teilen Norwegens hat man hier alte Holzhäuser hergebracht. Es erinnert uns an Besuche in Karelien und nahe Moskau am Goldenen Ring und in Dänemark, Ahus, Gamelstad. Ähnliche Ausstellungskonzepte.
Irgendwann bin ich Müde. Moni geht noch in zwei Innenraumausstellungen mit Trachten, Handwerkskunst und Möbeln.
Wir schreiben noch Postkarten an unseren Son und die Tochter und ihre Kinder.
Dann radeln wir wieder zu unserem Schiff.
Heute waren wir 12 km mit dem Fahrrad und 6 km zu Fuß unterwegs! Zurück am Schiff gibt es erst mal kalte Getränke.
Wir hatten gehofft es gibt Gewitter und Abkühlung, aber das Gewitter zieht vorbei.
Am Abend gibt es lecker Wal Steaks. Das Fleisch haben wir gestern bei COOP gekauft und es ist super. Wir essen Wal –Hvalbiff auf Norwegisch-, gegrillt auf unserem Gasgrill. Die Grünen werden sich ärgern, wegen der Verwendung von Butangas und dem geschützten Wal. Uns hat es super geschmeckt. Ein super Fleisch, es zerfällt auf der Zunge, so zart. Immer wieder und gegen die grüne Idiotie.
Tag 21, 16. Juni 2023, Oslo (N) – Nodre Kaholmen, Oscars Burg (N), 16 nm
9:00 Uhr verlassen wir die Aker Brygge Marina. Gestern Abend waren die Verrückten wieder zurück zu ihren Booten gekommen. Besoffene Norweger sind scheiße. Denen musste ich um 24:00 Uhr nochmals erklären, was Anstand im Hafen ist. So eine Saubande. Also wir sind froh aus dieser (Work)-Life – Balance Stadt wegzukommen. Wir sind keine Großstadtmenschen und wir sind nicht Schwul und haben Kinder und Verantwortung wahrgenommen. Das kennen diese Youngsters nicht, die kennen alle nur verantwortungslos leben für sich selbst.
Es ist kein Wind auf dem Oslofjord. Die Luft steht und es ist heiß, auch auf dem Wasser. Wir fahren ohne Segel mit unseren 40 PS den Oslofjord hinunter. Immer noch haben wir Hoffnung auf Wind, aber die gehen und gehen nicht in Erfüllung.
Die Fähre der DFDS Reederei kommt uns entgegen. Ihr folgt in kurzem Abstand die Color Line Cruise.
Wir stehen in Kontakt mit unseren Freunden. Die kommen mit ihrer 36er Bavaria den Oslofjord hoch, Richtung Oslo.
10:45 Uhr kommen die Freunde auf Gegenkurs entgegen. Wir treffen uns auf dem Fjord, stoppen beide auf und tauschen uns aus über die Möglichkeiten in Oslo festzumachen und was man sich ansehen sollte.
Wir fahren weiter mit Maschinenkraft. Wind kommt nicht auf. Wir fahren exakt auf unserer Kurslinie vom 13.6.2023, als wir Richtung Oslo gesegelt sind.
Kurz vor 12:00 Uhr nähern wir uns der Inselgruppe Nodre Kaholmen – Søndre Kaholmen. 12:15 Uhr legen wir dann an, in der Marina Oscarsborg Fortress. Mooring boje am Bug, mit dem Heck zum Schwimmsteg. Unsere Position 59°40’63 N, 10°36’27 O.
Erst mal gehen wir baden. Das Wasser hat inzwischen hier im Fjord 21°C! , trotzdem eine Erfrischung.
Moni kocht lecker Spaghetti und wir essen. Ich trinke ein zwei Glas Rotwein dazu. Dann brauche ich erst mal einen Mittagsschlaf.
Und dann, 15:00 Uhr schaffe ich den Ausstieg aus der Koje und wir wandern die Insel Søndre Kaholmen ab. Wir inspizieren die Oscarsborg Festung. Und die ist berühmt und verbunden mit der Weserübung der Deutschen Wehrmacht im Jahre 1940.
Ein Schiffsverband der Reichsmarine war am 9.April 1940 Richtung Oslo unterwegs. Der Verband wurde vom Deutschen schweren Kreuzer Blücher angeführt. Die Positionslichter waren abgeschaltet, es war Nacht und Nebel.
Die Oscarsborg sicherte die Zufahrt zur Norwegischen Hauptstadt Oslo. Die drei Kanonen der norwegischen Küstenbatterie, Kaliber 28 cm aus dem Jahre 1893, geliefert von der deutschen Firma Krupp wurden dem Deutschen Schlachtschiff Blücher zum Verhängnis. Die Blücher wurde getroffen und schwer beschädigt, fuhr aber mit Volldampf weiter. Die Torpedos von der Torpedobatterie der Festung gaben der Blücher den Rest. Das Schlachtschiff sank über den Bug. Der Kommandant der Blücher, Kapitän zur See Heinrich Woldag übergab das Kommando an den Kommandeur des nächsten Schiffes. Die folgenden Kriegsschiffe des Verbandes drehten dann erst mal ab, zurück Richtung Skagerrak.
Die Deutsch Luftwaffe hat dann die Inselgruppe und die Festung bombardiert. Der Kommandeur der Norwegischen Festung, Oberst Birger Eriksen hat dann kapituliert. Dennoch, die Verteidigung der Passage nach Oslo hat es ermöglicht, dass der norwegische König mit Teilen des Parlamentes und den Goldreserven des Norwegischen Königsreiches die Flucht aus Norwegen gelang, bevor die Deutsche Okkupation vollzogen wurde.
In der Festung kann man sich dazu eine Animation im Museum ansehen.
Den Rest des Tages verbringen wir bei Getränken und Salat. Die Marina füllt sich immer mehr. Die Norweger haben Wochenende und kommen mit ihren Segel- und Motoryachten hierher, um zu baden und zu chillen.