Tag 15, 27.Mai 2024, Korshavn (N) – Kirkehamn (N), 25 nm
Nachts regnet es immer mal. Als ich aufstehe, gegen 8:00 Uhr kommen die letzten Tropfen runter. Es ist bewölkt und wenig Wind.
9:35 Uhr lege ich ab. Erst mal geht es durch die Schären und ein schmales Fahrwasser. 9:55 Uhr bin ich im freien Wasser und setze Großsegel und Fock. Bei dem Wind von 5ktn „nehme ich Fahrt auf“, satte 3 ktn ü.G. Was soll‘s! Es ist eben nicht jeden Tag super Segelwind.
10:30 Uhr reist mir der Geduldsfaden. Ich starte den Motor zur Unterstützung. Es geht ja überhaupt nicht voran. Ich bin verwöhnt vom Wind der letzten Tage. Ich fahre dann so bis 13:00 Uhr mit 1500 U/min und den Segeln. Die See ist flach, kaum Dünung.
13:00 Uhr habe ich die Halbinsel Lista an Steuerbord. Ich berge die Segel und mache eine Angel fertig, Pilger und Makrelenvorfach. Ups! Nach nur 5 Minuten habe ich einen Pollak an der Angel. Genau das Richtige für das Abendessen in Kirkehamn. Weiter angle ich nicht, Ich kann nur einen Fisch essen, aufbewahren im Kühlschrank bringt nichts.
13:30 Uhr fahre ich schon auf direktem Kurs Richtung Kirkehamn, genau nach Nord. Ich komme der Einfahrt in die Felsen näher. Es sieht schon gespenstig aus. Keine Sonne, die Felsen wolkenverhangen und da muss ich rein. Vor zwei Jahren habe ich durch diese Felsen Kirkenhamn verlassen, als ich auf dem Weg von den Lofoten nach Hause war. Damals habe ich von hier die direkte Überfahrt nach Dänemark, Thyboren, auf der Nordseeseite angetreten. Die Erinnerungen sind hellwach.
Also rein, das letzte Stück Weg nach Kirkenhamn. Und es geht durch eine ganz enge, nur 10 Meter breite Durchfahrt welche in die Felsen gehauen ist. Wassertiefe hier, 3 Meter. An der Felswand ist eine Krone eingemeißelt und darunter 1845 oder so. Genau kann ich das nicht lesen und auch nicht fotografieren, muss aufpassen.
Der Ort liegt um eine Bucht herum und ist allseitig von Felsen gesäumt. Der ideale Naturhafen. Ich steuere die Tankstelle an. Ich habe die in guter Erinnerung wegen dem billigen Diesel. Und siehe da, 15,80 NOK = 1,38 €. Unglaublich! Ich habe zwei Reservekanister leer mitgenommen, die fülle ich jetzt auf und auch, dass was ich aus dem Tank schon verbraucht habe. Auf meinem Weg hier hoch, 480 Meilen und 15 Tagen war der Motor 28 h in Betrieb. Das sind pro Tag zwei Motorstunden… Ganz gut!
Nach dem Tanken mache ich das Schiff an einem Fischereianleger fest. Der Gästeanleger ist klein und schon von einem Norweger so dämlich belegt, dass für mich kein Platz mehr war. Dafür brauche ich am Fischereipier nichts bezahlen, auch gut. Pos 58°13‘751N, 06°31‘816 O.
Ich unternehme eine Wanderung durch den Ort, rund um die Bucht. Zwei Ziele, mich interessiert die Kirche, nach der der Ort Kirkehamn (Kirchenhafen) benannt ist und ich kaufe ein im kleinen „Supermarkt“… besser Dorfkonsum.
Zurück am Schiff filetiere ich den gefangenen Fisch und koche Pellkartoffeln. Die Fischfilets lege ich in Alufolie würze mit Salz und Pfeffer und lege darauf Zwiebelringe, Tomatenscheiben und roten Paprika und ganz oben auf 3 Zitronenscheiben. Das Päckchen aus Alufolie schiebe ich in die Backröhre, 20 Minuten und fertig. Während der Fisch gart genehmige ich mir Wodka und Bier in Ermangelung von Weißwein.
Und es schmeckt lecker in der Plicht mit Blick zur Kirche und bei Sonnenschein, der endlich am Abend eingekehrt ist.
Tag 16, 28.Mai 2024, Kirkehamn (N)- Egersund (N), 24 nm
Am Morgen regnet es ein bisschen. Als ich fertig mit dem Frühstück bin ist es regenfrei.
Ich bringe den Code Zero an bevor ich ablege. Heute ist achterlicher Schwachwind.
10:00 Uhr lege ich ab. Raus geht die Fahrt aus dem Naturhafen vorbei an den Felsen. Backbord sehe ich nochmal die Schmale Einfahrt. Durch die ich angekommen bin. Ich selbst nehme diesmal eine andere Route.
10:15 Uhr bin ich raus aus dem Felsenlabyrinth. Ich ziehe das Großsegel hoch und rolle den Code Zero aus. Langsam geht es vorwärts. 4 ktn ü.G. und weniger.
Die Welle rollt von der Seite ran. Und das Schiff rollt bei der langsamen Fahrt, es sind nur 5 ktn Wind! Shit!
Ein Drittel der heutigen Reise habe ich geschafft unter Segeln. Dann habe ich die Faxen dicke, 5 ktn Wind, 2…3 ktn Fahrt ü.G. Da komme ich nie an.
Ich berge die Segel und fahre den Rest der heutigen Tagesreise unter Maschine.
Rein geht es in den Egersund. Steuerbord und Backbords Fischtrawler. Einer größer als der andere. Ich erinnere mich an meine Reise vor zwei Jahren. Beinahe verpasse ich die Einfahrt Richtung Stadthafen und Marina Egersund.
15:15 Uhr lege ich rückwärts an in den Anlegefingern der Stadtmarina Egersund.
Ich trinke schnell ein kleines Bier, ein Anleger muss sein. Dann begebe ich mich auf Einkaufstour, brauche ein paar Lebensmittel.
Zurück am Schiff grille ich mir zwei Burger, einen für sofort und einen für morgen unterwegs.
19:00 Uhr lege ich mich in die Koje.
Tag 17, 29.Mai 2024, Egersund (N) – Kvitsøy, 46 nm
Die letzten Tage werde ich immer 2:00 Uhr morgens wach. Gestern bin ich schon 19:00 Uhr in die Koje gegangen. Ich wollte eigentlich lesen, aber schlafe wohl gleich ein. Jedenfalls ist 2:00 Uhr die Nacht für mich erst mal vorbei. Habe ja 7 Stunden geschlafen… Ich lese weiter den Kriminalroman und denke, das kann’s ja mit der Nacht noch nicht gewesen sein. Nach einer Stunde des Lesens werde ich wieder müde und schlafe bis 8:00 Uhr. Sind zusammen immerhin 12 Stunden…
Also 8:00 Uhr Aufstehen und Frühstücken. Draußen regnet es wieder ein bisschen, wie jeden Morgen in den letzten Tagen.
Ich bin fertig mit dem Frühstück und kümmere mich um das Schiff. Baue den Code Zero zurück, brauche ich bei der Windvorhersage nicht. Der unmittelbare Nachbar mit dem Motorboot hat schon 8:00 Uhr abgelegt. Der übernächste Nachbar, ein Deutscher, kommt mit mir ins Gespräch. Er sagt, wir kennen uns…. „Fiona“ heißt seine Segelyacht. Und in der Tat, ich erinnre mich, den Segler mit seiner Frau habe ich 2022 bei meiner Reise zu den Lofoten/ Vesteralen schon in Tanager getroffen. Man trifft sich im Leben wirklich und offenbar immer zweimal… unglaublich!
9:25 Uhr lege ich ab. Der Wind treibt mich von hinten aus den Anlegefingern. Ich steure das Schiff aus der Hafenbucht und verstaue die Fender und Festmacherleinen. Ich muss dann nach rechts abbiegen in den Egersund. Er geht östlich rund um die Eigerøya, eine Insel… sieht aus wie eine Niere.
Weiter fahre ich mit Maschinenkraft Richtung Nordwest. Ich durchquere die Brücke vom Festland zur Insel, Durchfahrtshöhe 22 Meter. Ich bin nun das dritte Mal dabei die Brücke zu unterqueren, bin mir inzwischen sicher, dass die Höhe für mich ausreicht.
9:50 Uhr, nach der Brücke stelle ich mich in den Wind und ziehe das Großsegel hoch. Fahre dann mit Segel und Maschine bis in das offene Meer. Unterwegs an Steuerbord mehrere schöne Ankerbuchten.
10:20 Uhr bin ich dann im freien Wasser. Ich schalte den Motor aus und rolle die Fock aus.
11:00 Uhr dann habe ich Wind pendelnd von 15ktn bis 20ktn. Ich segle nach Norden nahe unter der Küste und fahre zwischen 7…9,5 ktn ü.G. Habe aber, das muss angemerkt werden, 1 ktn+ von achtern.
12:30 Uhr habe ich Steuerbord querab den Leuchtturm Revtangen in Obrestad. Es geht super voran, schneller als gedacht. Ich überhole 2 Segler. Was machen die bloß? Haben die Schleppanker draußen??
13:30 Uhr ist meine Entscheidung gefallen. Ich fahre weiter und gehe nicht nach Tanager. Also wechsle ich meinen Kurs am Jǣrensrev nicht. Ich fahre weiter nach Nord Richtung Kvitsøy. Die Insel habe ich schon zweimal angefahren, ich weiß wo es hingeht.
15:00 Uhr sehe ich die Insel. 15:10 Uhr berge ich die Segel. Die Fähre vom Festland fährt rein nach Kvitsøy. Und bevor ich in den Hafen einlaufe fährt die Fähre schon wieder raus, zum Festland zurück.
16:45 Uhr lege ich an. Pos 59°03‘636 N, 005°24‘120 O. Und ich rege mich auf… Ein Holländer liegt hier. Die Frau und der Mann kommen von Bord, barfuß. Und sie wollen beim Anlegen helfen. Die Frau in der Mitte an meinem Schiff, will in den Seezaun greifen und drücken… Ich schnauze die an nicht an der Reling zu drücken. Und nach meinem Schnauzer gehen die sofort. Die greifen nicht die bereitliegende Festmacherleine am Bugkorb und nicht die am Heck. Es war kaum auflandiger Wind, mein Schiff glitt sanft auf die Pier und dazwischen die Fender. Es war kein Notfall und die Leute die mir helfen wollten, als erstes der Griff in den Seezaun und dann barfuß… einfach nur bekloppt. Solch Leute helfen nicht, machen einfach alles nur kaputt und wenn es ernst wird sich auch die eigenen Füße.
Ich trinke meinen Anleger, telefoniere mit meiner Frau und dann gehe ich zu diesem Holländerschiff, bedanke mich erst und lasse denen aber dann wissen, dass man erstens sein Schiff so anlegt, dass man nicht den Platz für zwei blockiert und man nie am Seezaun drückt und niemals barfuß Hilfe leisten sollte. Da kommt bei mir der Ekelalfred durch…Ich kann nicht anders!
Heute gibt es bei mir Eintopf. Sächsische Flecke aus der Büchse, verfeinert mit Kartoffelstücken gekocht, sauren Gurkenstücken, Kapern, Essig und ein bisschen Zucker. Lecker für Sachsen.
Ich werde morgen weiter Richtung Haugesund segeln. Hier im Hafen gibt es nur Waschmaschine und keinen Trockner.
Tag 18, 30.Mai 2024, Kvitsøy – Insel Bukkøya (nahe Haugesund) (N), 30 nm
„Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang…“ haben wir nach der Jugendweihefeier meines Bruders gesungen, angeschwipst wie wir waren, bis unser Vater eingeschritten ist. Das war in Leuna und ist wohl 48 Jahre her, rechne ich. An so etwas denkt man als alter Mann beim Aufstehen.
Ich will weiter Nordwärts bis Haugesund. 9:30 Uhr lege ich ab. Ich fahre durch das Labyrinth zwischen den Schären der Insel Kvitsøy. Es ist schönes Wetter und ich genieße die Ausfahrt. Es geht im Zickzack raus nach Nord.
9:45 bin ich im freien Wasser und setze Großsegel und Fock. Es geht hoch ran an den Wind. Es sind nur 7 ktn Wind aber mein Schiff läuft bei 30° am Wind 4,5 ktn ü.G. Ich habe Zeit. Ich fahre die 5 Meilen gerade nach Nord bis zur Einfahrt in den Sund zwischen den Inseln Karmøy und Bokn. Hier angekommen muss ich zweimal kreuzen um weiter Richtung Nord zu kommen.
11:00 Uhr kommt mir das Patrouillenboot P 967 mit 39 Ktn entgegen. So etwas habe ich vor zwei Jahren schon mal an der Halbinsel Slje am Horn von Norwegen gesehen. Gespenstisch und furchterregend. Der Norweger Stoltenberg schickt wohl schon seine NATO Vorhut, so denke ich bei mir.
Bis 12:10 Uhr segle ich. Es ist immer langsamer geworden. Ich berge die Segel, will ja vorwärtskommen. Also weiter mit Maschinenkraft. Nur 1600 U/min und das Schiff bewegt sich mit 5,5…6 ktn.
Ich komme vorbei an einem Werk des Konzerns „Hydro“. Eine Aluminiumaufbereitung und Schmelze, sehr energieintensiv. Frage mich wie man das in Zukunft mit Photovoltaik und Windkraft bewältigen will. Über den Sund führt eine Hochspannungsleitung 220kV an 3 riesigen Masten an der Festlandseite, geführt auf kleinere Masten an der Werksseite. Die Hochspannungsleitung dient einzig der Einspeisung der Aluminiumhütte. Ich erinnere mich, vor zwei Jahren, als ich hier entlangsegelte, nach Süden haben die mit Helikoptern an den Traversen der Hochspannungsmasten gearbeitet. Männer hingen an Seilen oben in den Traversen.
Also ich fotografiere wie wild das Werk und sende die Fotos meinem Sohn Robert. Der freut sich über die Bilder. Er arbeitet im Management einer Fabrik von „Hydro“ in Missisauga, ON, Canada.
14:00 Uhr bin ich 3…4 Meilen vor Haugesund. Ich will ankern in einer Bucht. Der Anker hält aber ein Fischer kommt mit seinem Kutter ran und ruft mir auf Deutsch zu, ich solle besser in die nächste Bucht fahren, dort sei es schöner und weniger Schwell von den vorbeifahrenden Schiffen. Ich folge seinem Rat und in der Tat, ich fahre in eine Bucht mit zwei Anlegern ein. Wunderschön! Kein Boot hier, ich mache fest, brauche nicht ankern, auch gut. Pos 59°21‘287 N, 005°18‘129 O.
Ich erkunde das Umfeld. Es gibt eine alte Kirche auf einem Berg und ein Wikinger-Freiluftmuseum. Das schaue ich mir morgen an. Ich werde hier die nächsten 3 Tage, bis Sonntag bleiben. Es wird Starkwind aus Nord geben, 6…7 bft und da will ich nicht gegen an. Ich habe ja Zeit bis zum 9. Juni, um bis Bergen zu kommen. Es sind ja nur noch 70 Meilen bis dahin. Irgendwie werde ich mir schon die Zeit vertreiben.
Ich bereite mir gerade mein Abendessen, da wird Betrieb in „meiner“ Bucht. Ein Rahsegler, 30 Meter lang legt mit einer Crew Jugendlicher auf der anderen Seite des Schwimmsteges an. Das ist ein Trainingskurs oder es sind Pfadfinder. Ein Älterer der dazugehört und früher bei Siemens in Erlangen gearbeitet hat erzählt mir auf Deutsch: Es ist ein Trainingskurs bei dem es um Werte der Jugendlichen in der heutigen Zeit geht. Na hoffentlich lernen die da was Vernünftiges…
Am Ausgang der Bucht fährt die Motoryacht des Norwegischen Königs nach Süden, ein Frachter mit zwei Rotorsegeln fährt von Süden Richtung Haugesund und es kommt noch ein Katamaran rein in „meine“ Bucht und legt am Nachbarschwimmsteg an.
Der Katamaran ist aus Deutschland und ich unterhalte mich mit dem Eignerpaar. Die sind aus Bayern. Nette Leute, er 57 und schon im Ruhestand.
Es fängt an zu gewittern. Ich verziehe mich unter Deck und Lese. Nach dem Regen setze ich mich noch ein bisschen in die Plicht.
Tag 19, 31.Mai 2024, Insel Bukkøya (nahe Haugesund) (N), ich bleibe in der Bucht, keine Meilen
Diese Nacht schlafe ich wieder mal ziemlich durch. Habe bis 23:00 Uhr gelesen und muss 6:00 Uhr für kleine Jungs. Danach schlafe ich noch bis 9:00 weiter.
Während meines Frühstücks legt der Rahsegler mit den jungen Leuten ab. Ich bin schon fast wieder alleine.
Jetzt gehe ich erst mal baden bei 15°C Wassertemperatur und dusche mich warm mit der heckdusche ab. Irgendwie sind wir ja alle Warmduscher, der eine mehr, der andere weniger.
Ich überlege was ich mache. Ich richte die Solarpanele nach der Sonne aus und dann gebe ich mir einen Ruck. Ich ziehe mir kurze Hose und T-Shirt an, darüber eine Weste und wandere los Richtung Kirche. Es ist nur ein knapper Kilometer. Der Weg ist voller Schafscheiße. Die laufen hier frei herum.
Ich komme vom Weg ab und muss zu der Kirche hochklettern. Die Kirche ist von 1560, so steht es an der Giebelseite des Kirchenschiffes. An der Südwestseite der Kirche ein riesiger Friedhof. Die Gräber angeordnet auf einer fein gemähten Rasenfläche. Sieht schön aus in der Sonne.
Vom Kirchberg hat man einen herrlichen Ausblick. Ich sehe die Bucht mit meinem Schiff und kann bis Haugesund schauen. Toll sieht die Stahlgitterkonstruktion der Brücke, die vom Festland bei Haugesund auf die Insel Karmøy führt, aus. Ich lese später nach, es ist die Karmsund Bru, Karmsund Brücke.
Von hier oben sehe ich auch die beiden LNG Tanker die hier vor Anker mit Heckleinen zum Land liegen und wohl auf ihre Abschlachtung oder einen Käufer warten. Vor zwei Jahren lag nur einer hier. Jetzt sind es zwei. Vielleicht kann die der Habeck abholen lassen für seine geliebte Firma REGAS. Da kann dann das dreckige Fracking Gas unter weiterer Energieverschwendung komprimiert und auf die Insel Rügen bugsiert werden. Ohne CO2 Abdruck versteht sich.
Die Kirche ist zu, ich kann nicht rein. Ich habe den Eindruck in Norwegen sind die Kirchen immer verschlossen. Einzige Ausnahme in meiner Erfahrung war Trondheim, aber da musste man Eintritt bezahlen.
Ich will zurückwandern, zum Schiff. Da sehe ich den Eingang zum Museum „Norvegen Historiesenter“. Ich gehe rein, aber die wolle Eintritt und ich bin ohne Portemonnaie unterwegs. Ich nehme mir das für morgen vor und da nehme ich Geld und Kreditkarte mit.
Hier auf der Insel ist auch ein Wikinger Freiluftmuseum. Ich wandere auch dorthin. Das ist heute zwar zu aber die Gebäude und Hütten kann ich mir von außen anschauen.
Zurück am Schiff laden mich die Nachbarn am Schwimmsteg auf Kaffee und Kuchen ein. Der Mann heißt Stefan, leicht zu merken. Das sind die Leute, die mit ihrem Lagoom 39 Katamaran gestern angekommen sind. Das Schiff heißt „Breinwave“ (Gehirnwelle) und ist mit Heimathafen Regensburg registriert. Die beiden wollen auch bis September unterwegs sein. Auch er ist eher aus dem Berufsleben ausgeschieden. Also wir unterhalten uns über bisherige Reisen, das Segeln und Ziele hier an der norwegischen Küste.
Heute kommt nichts im Fernsehen, ich entscheide mich fürs Lesen… gut für den Kopf!
Tag 20, 1.Juni 2024, Insel Bukkøya (nahe Haugesund) (N), ich bleibe in der Bucht, keine Meilen
Der zweite Tag in der Bucht an der Insel Bukkøya beginnt für mich 8:00 Uhr. Ich schaue aus dem Schiff. Es ist bedeckt und ich lege mich wieder hin. Ich habe alle Zeit der Welt und die muss ich rumkriegen. Also noch eine Stunde Matratzenhorchdienst.
Was mache ich heute? Erst mal in aller Ruhe frühstücken. 11:00 Uhr verabschiede ich mich von den Bayern auf dem Katamaran nebenan. Die wollen am Mittag ablegen und nach Haugesund weiter.
Ich mache mich auf zum Museum, zum „Norvegen Historiesenter“. Heute nehme ich die Kreditkarte mit um den Eintritt bezahlen zu können. Am „Morgen“… es ist Mittag, bin ich der einzige Gast. Ich werde als Senior eingestuft und bezahle weniger.
Die Führung beginnt mit einem Film. Dann geht es um die Gründung des Norwegischen Königreiches. Dessen Hauptstadt war einst hier auf der Insel Karmøy, der Nachbarinsel nebenan. Avaldsens war einst der Königssitz. Und es begann mit den Wikingern. Die wurden durch den Norwegischen Herrscher einst christianisiert. Und das auch mit Gewalt. Im Mittelalter dann wurde einer der Norwegischen Könige der König von Norwegen und Schweden. Die Zeit mit den Hanseaten begann. Auch Avaldenes war einst eine Stadt die zur Hanse gehörte. Aber dann verlor Avaldenes seine Bedeutung. Der König von Norwegen siedelte um… Was man alles auf Reisen lernt, Reisen bildet eben.
Als ich gehe, kommen andere Touristen und Gäste. Die Ausstellung ist sehenswert und lehrreich, aber zu viel Information auf einmal. Ich hatte einen Audioguide. Das war hilfreich.
Ich wandere zurück zum Schiff. Auf dem Weg mache ich noch einen Abstecher auf die Nordspitze meiner Insel. Da sind die beiden LNG Tanker „Bering Energy“ und „Gulf Energy“ mit ihren Hecks vertäut. Der letztere liegt mindestens schon zwei Jahre. Den hatte ich schon 2022 hier gesehen. Der andere kam offenbar später dazu. So wie die aussehen warten die auf die Verschrottung. Die teuren Satelliten Antennen sind schon abgebaut… Schade für den Robert Habeck. Zwei LNG Dampfer weniger. Wer soll denn nun das sau-teure ineffiziente Gas nach Mukran auf die Insel Rügen bringen. Na die Weltenherrscher werden schon eine Lösung haben.
Also gehe ich zurück zu meinem Schiff. Ich überlege wie weiter. Ich nehme eine Cola mit Schuss und meine, Essen wäre gut. Also grille ich mir das übrige Steak von vorgestern, dazu gibt es wieder Gemüsereis und ein bisschen Roten. Es folgt der späte Mittagsschlaf. Der dauert zwei Stunden. Nichts gemacht und trotzdem müde.
Am Nachmittag ist endlich die Sonne da, ich geniese das, war doch der Vormittag ziemlich trübe. Ich gehe über die Heckleiter ins Wasser und schwimme 5 Meter bei 15°C.
Ach so, und ich setze den Schlauch an der Wasserpumpe neu an, schneide ein marodes Stück ab und mache den Schlauch mit der Schlauchschelle wieder fest. Sieht so aus, als ob ich die Ursache für das Tropfen an der Kühlwasserpumpe gefunden habe.
Tag 21, 2.Juni 2024, Insel Bukkøya (nahe Haugesund) (N) – Haugesund (N), 4nm
8:00 Uhr schon treibt es mich aus der Koje. Ich entscheide mich für ein Morgenbad bei 14°C Wassertemperatur. Ich schwimme eine Schiffslänge hin und zurück und danach eine Dusche mit Süßwasser. Jetzt ist mir richtig heiß, mein Körper entwickelt Wärme.
Es folgt das Frühstücksritual, ein Ei, Käsetoast und eins mit Wurst und eines mit Marmelade. Das Toastbrot ist ungetoastet in Ermangelung von 220V Landstrom. Geht auch.
Bis 12:00 Uhr ist Lesen und Schreiben angesagt. Dann geht es zur Wikinger Siedlung. Ich habe eine geführte Tour in Englisch. Aber ich finde niemanden der mich führt. Na, ich schaue mir alles an, wie ich das auch am ersten Tag schon mal gemacht habe. Das reicht, denke ich. Ich entschließe mich den Inselaufenthalt zu beenden und nach Haugesund weiter zu fahren.
15:00 Uhr lege ich ab. Meine Fahrt geht nur „lange“ 4 Meilen, bis Haugesund. Hier mache ich in der Gästemarina fest. Ich gehe längsseits am Schwimmponton ran, gerade gegen den Wind. Ein Däne nimmt die Leinen ab und belegt schnell die Klampen. Gemeinsam verholen wir das Schiff noch ein paar Meter nach vorne zum nächsten Boot. Es sollen ja noch andere hinter mir Platz finden. Meine Pos. 59°24‘663 N, 005°16‘112 O.
Die Frau vom Stefan, dem Bayerischen Katamaran kommt zur Begrüßung zu mir. Sie liegen auch hier in Haugesund. Und sie bringt Kaffee und Kuchen. Ich freue mich über diese Überraschung. Werde am Abend mit einer Flasche Rotwein hingehen und mich revanchieren.
Ich buche den Hafen über GO Marina. Und ich schaue mir die Facilities an. Hier kann ich Wäsche waschen. Eine Trommel Wäsche kostet 6,50€ und wie ich später feststelle kostet der Trockner auch noch mal 6,50€. Es lohnt sich immer, wenn man alleine segelt die Klamotten bis zum Selbstriechen zu tragen!!
Ich begebe mich auf schnellen Stadtrundgang. Ich kenne Haugesund und will eigentlich nur in den Supermarkt und in das VINMONOPOLET. Monopole und Kartelle sind eigentlich etwas Schlechtes, aber wenn es um Schnaps, Bier und Wein geht, vergessen die Regierungen den Compliance-Gedanken.
In Googlemaps habe ich mich schlau gemacht und eile zum Supermarkt. Vor dem Einkaufsmarkt merke ich bei einem Gespräch am Telefon mit meiner Frau: es ist Sonntag. Alles ist geschlossen, nur die Souvenirläden und die Eisdielen sind offen. Also muss ich morgen früh, am Montag nochmal los. Die machen 10:00 Uhr auf, also kann ich sicher 11:00 Uhr ablegen.
Über Umwege wandere ich zurück zum Schiff. Auf dem Weg finde ich einen Bierausschank. Das IPA, welches ich liebe, ist ausgetrunken. Ich nehme Carlsberg. Der Per aus Dänemark, ein Schiffsnachbar in der Marina, welcher mir beim Anlegen die Leinen abgenommen hat verfolgt mich. Er kauft sich auch ein Glas Bier und bittet mich Empfehlungen für seine weitere Norwegengreise zu geben. Ich mache das gerne und wir fachsimpeln übers Segeln. Er wird mir noch Empfehlungen für die Shetlands und Schottland geben. Er war schon dort. Ich hoffe wir können noch morgen am Vormittag reden.
Na und da bekomme ich noch Besuch von Stefan und seiner Frau Margit vom Katamaran. Wir nehmen eine Flasche Wein bei mir an Bord und reden übers Segeln und das Leben vor und nach der Pensionierung. Es sieht so aus, dass ich auch als Einhandsegler nie einsam bin. Ein schöner Abend. Zum Abschluss schaue ich mir noch deren 39-er Katamaran von innen an und wir nehmen noch einen Absacker auf deren „Brainwave“. Es ist ein Haus auf zwei Kielen.
Auf dem Rückweg zu meinem Schiff sammle ich noch die gewaschene Wäsche vom Trockener ein. Es war eines meiner Hauptanliegen endlich die Sachen zu waschen, die ich bisher schwitzend am Leib getragen habe. Es ist mir gelungen, wie geplant.
Hallo Steffen,
tolle Bilder und schöne Geschichten.
Wir sind heute in Leirvik. Da sind Waschmaschine, Trockner, Strom, Wasser und Dusche für 290kn inklusive.
Wenn du wieder mal Wäsche hast …
Wir hätten noch eine Bitte. Könntest du uns das Bild vom König seiner Motoryacht und unserem Katamaran zusenden?
Ist eine tolle Aufnahme.
Viele Grüße und weiter eine schöne Reise
Margit und Stefan
Moin ihr beiden,
Danke für den lieben Kommentar und das unerwartete Telefongespräch.
Ich schicke das Bild per e-mail.
Eich weiter gute Fahrt