Tag 29, 24. Juni 2023, Skagen (DK), Hafentag, keine Meilen
Gestern war es anstrengend und deshalb schlafen wir auch bis 9:00 Uhr. Wir sind eben Rentner!
Und wir frühstücken lang und gemütlich in der Plicht unseres Schiffes.
Der Hafen von Skagen ist schön, auf der einen Seite die alten Fischerhütten und Lager, die zu Restaurants umfunktioniert wurden. Auf der anderen Seite die Reparaturwerft für Fischtrawler aus Norwegen und Dänemark.
Wir sind nun das vierte Mal in Skagen. Es ist immer noch so, wie wir es in unserer Erinnerung haben.
Über Nacht sind noch Segler angekommen. Am Morgen legen einige Segler ab. Auch der Finne hinter uns. Er segelt alleine, ist 70 Jahre alt. Wir hatten uns gestern noch über Seglerziele im Bottnischen Meerbusen und über vergangene Segel Törns unterhalten. Und jetzt legt er ab Richtung Anholt.
Wir füllen nach dem Frühstück noch die Wassertanks auf und bereiten die Fahrräder für unsere Tour vor. Gegen 11:00 Uhr radeln wir Richtung Skagenreff. Das ist die nördlichste Spitze von Dänemark. Viele Male waren wir dort, aber uns zieht es immer wieder an den Punkt, wo sich Kattegat und Skagerrak treffen. Da treffen sich plötzlich Wellen aus Süd und aus West auf Gegenkurs.
Das Skagerrak wird als Wild beschrieben, das Kattegat als ruhig.
Wir fahren mit dem Fahrrad, bis es nicht mehr geht. Der Fahrradweg hört auf und wir müssen am Strand bis zum nördlichsten Punkt Dänemarks wandern. Es geht vorbei an den Bunkern der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg. Einer von den Bunkern verschwindet langsam im Kattegat. Darauf sitzen Vögel und scheißen den Bunker zu. Ich sage zu Moni, das sieht aus wie das untergehende Deutschland, es versinkt im Meer und wird noch zugeschissen.
Aber am Strand steht auch ein Schild, was auf die Britten verweist, die versucht haben Dänemark einzunehmen und das war lange, lange vor dem zweiten Weltkrieg. Da hat der Dänisch König angeordnet die Leuchtfeuer von Skagen zu löschen und da sind viele Britische Schiffe am Skagenriff aufgelaufen oder untergegangen. Also es gab auch neben den Deutschen noch andere böse Aggressoren.
Also wandern wir zum nördlichsten Punkt Dänemarks, fotografieren uns gegenseitig und wandern zurück zum Parkplatz, wo unsere Fahrräder stehen. Dann radeln wir zurück in die Stadt Skagen.
Wir setzen uns in ein Restaurant und trinken Bier, zumindest ich ein IPA aus Dänemark. Moni bleibt alkoholfrei, bei einer Limonade aus Ebeltoft.
Und dann geht’s zu ALDI. Wir kaufen ein, um unsere schwindenden Vorräte an Bord auszugleichen.
Gestern waren wir nicht ins Restaurant gegangen. Das holen wir heute nach im Restaurant Skagen. Es gibt das Skagen Spezial, eine Fischplatte und dazu Wein aus dem Elsas.
Tja, das war‘s für heute.
Ich mache mir noch Sorgen um die Situation in Russland. Pigoshin von der Gruppe Wagner übt den Aufstand. Wo geht das hin?
Tag 30, 25. Juni 2023, Skagen (DK) – Lasø, Vester Havn (DK), 28nm
Es ist besser vor dem Segeln richtig zu frühstücken. Es muss was im Magen sein. Moni hat es eingesehen. Also wir frühstücken erst mal.
Ich bereite das Schiff für das Ablegen vor. Heute wird wenig Wind, ich ziehe den Code Zero hoch. Es ist bedeckt, fast Nebel und wenig Wind. Die Panik des Hafenmeisters vom Vortage war sinnlos. Er bestand darauf, dass alle Schiffe mit Bug oder Heck zu den Schwimmstegen und der Pier liegen, also am Bug- oder Heckanker. Aber die meisten Plätze sind frei und wir haben uns umsonst an die Seitenpier verholt.
Also kommen wir 7:00 Uhr los. Draußen, vor dem Hafen ist die See glatt, keine Welle. Unter Maschine fahren wir zwei Meilen durch die riesige Reede der Ålbǣk Bugt. Wir zählen 25 große Frachter und Tanker, alle über 200 Meter lang. Darunter auch mindestens drei LNG Tanker. Von wegen Sicherheitsabstand, vor uns fährt ein anderer Segler direkt an der Ankerkette eines LNG Dampfers vorbei. Wir folgen, aber wir halten uns wenigstens 300 Meter frei von dem LNG Tanker.
Wir sind fast aus der Reede raus und wir setzen 7:40 Uhr das Großsegel und den Code Zero. Bei 5 ktn Wind kommen wir doch mit 4 ktn voran. Wir kommen auf 35° an den Wind und wir haben fast einen Knoten Gegenstrom aus dem Süden. Die Ostsee läuft aus, in das Kattegat!
Eine reichliche Stunde geht es gut mit dem Segeln. Aber der Wind geht immer mehr zurück, am Ende 2,5 ktn. Wir rollen den Code Zero ein und fahren weiter mit Maschine und Groß. Wir gehen auf direkten Kurs nach Lasø. Es sind noch 15 Meilen bis dahin.
Es ist langweilig. Ich lese John Gisham. Um uns ist es fast nebelig. Die Luft ist kühl ohne Sonne. Die See ist glatt.
Gegen 11:40 Uhr sehen wir die kleine Insel Nordre Rønner an Backbord. Eine kleine Insel mit einem Leuchtturm fünf Meilen nordwestlich der Insel Lasø. Noch ein kleines Stück bis zu unserem Ziel.
12:40 Uhr legen wir an, im Vestre Havn, dem Westhafen von Lasø. Hier gehen wir mit dem Heck zum Schwimmsteg. Am Bug machen wir uns mit der Mooringleine fest. Unsere Pos 57°17‘740 N, 10°55‘426 O.
Wir essen Spaghetti und ich verabschiede mich auf einen langen Mittagsschlaf. Ich schlafe 3 Stunden. Moni ist Eis essen in der nahegelegenen Eisdiele.
Der Tag ist gelaufen! Wir gehen noch ein Stück spazieren. Es ist gespenstisch. Trotz des schönen Wetters sind wenig Schiffe im Hafen. Wir sehen kaum Urlauber. Und die Restaurants sind wenig besucht. Was ist los? Es sind Ferien in Dänemark, Schweden und Norwegen!
Tag 31, 26. Juni 2023, Lasø, Vester Havn (DK), Hafentag, Fahrradausflug auf Lasø, 20 km
Unser Ziel ist Lasø nicht von ungefähr und weil es auf dem Weg nach Süden liegt. Die Insel ist schön und wir laufen sie immer wieder an, wenn wir im Kattegat sind. Die Insel hat zwei Häfen, einen im Osten und einen im Westen. Im Osten haben wir schon zweimal festgemacht, vor 15 Jahren das erste Mal mit Robert und Jessica, das zweite Mal mit Heinz und Alfred. Im Westhafen sind wir jetzt das 4. oder 5. Mal! Das letzte Mal waren wir hier vor zwei Jahren. Hier trafen wir auch unsere Segelfreunde Inge & Heinz.
Tja, der Grund für unser Hiersein ist das Lasø Salz. Hier gibt es eine Salz Syderi, Salzkocherei. Ich denke wir haben in der Vergangenheit schon große Mengen dieses köstlichen Salzes mitgenommen. Die Salzkocherei ist etwa 10 km vom Westhafen entfernt. Also radeln wir mit unseren Klappfahrrädern hin. Die Saltsyderi liegt im Südwesten der Insel Lasø, da wo die Insel flach ins Kattegat ragt. Ich habe in der Vergangenheit schon einige Male über die Salzkocherei berichtet. Deshalb schreibe ich hier nicht weiter darüber, sondern hänge den link an diese Aufzeichnung an.
Also sind wir schon 12:00 Uhr an der Salzkocherei und schauen uns ein wenig um. Alles so wie immer. Nur wenig Leute hier, wir verstehen nicht warum. Und dann kaufen wir Salz, verschiedene Sorten, für Rindfleisch, Wild, Fisch, mit Knoblauch und einfach Salz. Wir müssen unsere Kinder und Freunde versorgen. Und wir selbst haben auch unseren Bedarf. Mein Heringskaviar schmeckt nur, wenn er mit gutem Salz zubereitet ist.
Moni schaut pausenlos in die Wettervorhersage. Sie ist beunruhigt, eine Gewitterfront bewegt sich von der Nordsee kommend in breiter Front Richtung Westen und wird über die Insel kommen. Also radeln wir mit Affenzahn zurück zu unserem Schiff. Salz darf nicht nass werden! Schade, ich wollte in Byrum, der Inselhauptstadt noch ein Bier trinken. Das wird nun nichts.
Zurück am Schiff, bauen wir erst mal die Kuchenbude auf. Dann gehen wir schwimmen am nahegelegenen Badesteg. Der befindet sich in der Nähe des Fähranlegers.
Es wird immer windiger und wir sehen die Gewitterwolken in unsere Richtung ziehen. Und wir ziehen uns in unsere Kuchenbude zurück. Moni bereitet das Kilo Jungfrauenhummer zu. Die haben wir am Morgen beim Fischhändler gekauft. Hatten Angst, keine am Nachmittag mehr zu bekommen, aber dieses Mal gab es genug, in Ermangelung der Touristen und Segler. Also Moni kocht die Jungfrauenhummer mir 3 Esslöffeln Salz für 3 Minuten und fertig. Lecker mit Chardonnay.
Und das Gewitter und der Sturm kommen. Das Gewitter und der Starkregen sind nach 2 Stunden vorbei, der Wind bleibt die ganze Nacht.
Tag 32, 27. Juni 2023, Lasø, Vester Havn (DK), Hafentag
Die ganze Nacht über waren 6…7 bft. Das haben wir auch im Hafen gemerkt, aber eigentlich nicht richtig. Wir schlafen fest und bis 9:00 Uhr. Es wird immer später mit dem Aufstehen. Das darf nicht so weitergehen.
Heute besteht unser Leben nur aus Frühstück, Mittagessen (ich), Mittagsschlaf (ich), Kaffee trinken und Abendessen.
Nach dem Frühstück spazieren wir wenigstens ein bisschen herum. Wir unterhalten uns mit Seglern aus Boltenhagen. Und wir kaufen nochmals beim Fischhändler ein, dieses Mal Filet vom Schellfisch und vier riesige Krabbenscheren. Das gibt es zum Abend und als Abschiedsessen von Lasø. Morgen geht es weiter.
Und Moni geht während meines Mittagsschlafs wandern in den Wald. Sie hofft auf Pilze und bringt nur Steine zurück. Es ist zu trocken, es gibt keine Pilze.
Tag 33, 28. Juni 2023, Lasø, Vester Havn (DK) – Halse (DK), 33 nm
Frühmorgens soll noch guter Wind sein. Deshalb müssen wir zeitig raus. Wir stehen schon 6:00 Uhr auf. Wir finden beide, das ist zuuuu zeitig. Aber jetzt sind wir wach, es gibt kein zurück.
Moni bereitet das Frühstück. Ich bereite das Schiff vor. Die Kuchenbude ist außen feucht. Über Nacht war es kalt – Kondensat. Na macht nichts, da müssen wir die später trocknen. Ich ziehe den Code Zero noch hoch. Können wir heute gebrauchen, so denke ich.
7:00 Uhr sind wir durch. Wir legen ab. Vor dem Hafen ziehen Wir das Großsegel hoch und rollen die Fock aus.
Wir müssen erst mal 7 Meilen gegen den Wind, weil, wir müssen um das Lasø Reff herum. Das ragt weit nach Westen und da ist die See nur 1,5 Meter tief. Wir fahren 3 Wenden. Um höher ranzukommen an den Wind schalte ich die Maschine zweimal zu.
Wir beobachten andere Segler. Viele verlassen jetzt den Hafen von Lasø.
8:10 Uhr haben wir die westliche Spitze des Reffs erreicht. Es ist markiert mit einer roten Tonne.
Wir können jetzt nach Südwest abfallen. Der Wind hat 6…8 ktn. Das ist gut für das Leichtwindsegel. Also rollen wir die Fock ein und rollen den Code Zero aus. Wir kommen 35° an den Wind ran und es geht mit 5 ktn voran. Da freut sich der Segler.
Wir setzen einen direkten Kurs auf Halse ab, 210°. Der Ort Halse liegt am Eingang zum Limfjord. Dort hin wollen wir in den Hafen.
9:30 Uhr haben wir querab Steuerbord den Leuchtturm Rasö Rende. Rund um den Leuchtturm ist es flach, nur 4 Meter tiefes Wasser. Unser Schiff fährt 6,5 kn ü.G.
Gegen 10:00 Uhr geht der Wind hoch auf 10…11 ktn. Das ist zu viel für den Code Zero bei dem Hoch- am-Wind Kurs. Wir wechseln das Vorsegel. Mit dieser Besegelung sind wir auch noch schnell. 6 ktn ü.G.
13:20 Uhr erreichen wir das betonnte Fahrwasser in den Limfjord. Wir bergen die Segel. Mit uns gehen zeitgleich noch andere Segler in Richtung Hafen.
Immerhin geht es jetzt noch 4 Meilen im Fahrwasser hinein in den Limfjord. An Steuerbord passieren wir die beiden alten Eisbrecher die hier schon seit Jahren auf ihre Verschrottung warten. Direkt nach den Eisbrechern geht es nach rechts ab in den Hafen von Halse.
Im Hafen ist viel Betrieb. Viele alte Segler liegen hier. Der Hafenmeister weist uns mit Handzeichen einen Platz, längsseits an der Pier zu. 14:20 Uhr sind wir fest. Pos. 56°59‘440 N, 10°18‘376 O.
Tja, der Hafen ist ziemlich voll und nach uns kommen weitere Segelyachten rein. Wir erfahren den Grund für den Betrieb: hier ist ein Hafenfest zum 15-Jahrigen Bestehen des Yachthafens. Ein riesen Festzelt ist aufgebaut und eine Band mit Sängerin spielt schon am helllichten Tage. Es sind viele alte Segelboote in Hafen, meist Kuttergetakelt, Einmaster und Zweimaster. Die liegen alle im hintersten Hafenbecken. Das Hafenbecken ist völlig zugeparkt. Wir zählen ca. 25 Schiffe.
An der Pier zum Limfjord sind zwei schöne Zweimastbark festgemacht. Und an der Längspier im Hafeneingang ist ein weiterer Großsegler vertäut.
Wir gehen Eis essen. Alle hier in Dänemark und vorher in Schweden und Norwegen essen andauernd Eis. Scheint eine skandinavische Schwäche zu sein.
In Halse gibt es ein altes mittelalterliches Fort, es ist eine Festung aus Bergwällen mit Kanonen drauf und herum ein Wassergraben mit zwei Brücken. Wir wandern hin und inspizieren die Festung. Viel ist nicht zu sehen. Einzig, eine Schülergruppe übt auf einer extra aufgebauten Bühne ein Theaterstück ein. Moni meint, es sei ein kleines Störtebecker Spiel.
Wir wandern zurück zum Schiff und essen das nächste Kilo Jungfrauenhummer mit Chardonnay- Begleitung.
Den Rest des Tages hören wir der nächsten Band zu, welche im Festzelt spielt. Das geht bis 23:00 Uhr, dann ist plötzlich Ruhe.
Tag 34, 29. Juni 2023, Halse (DK) – Grenaa (DK), 43 nm
So früh wie gestern stehen wir nicht mehr auf. Also wird es 8:30 Uhr. Draußen legt ein Boot nach dem anderen ab. Wir sehen, dass auch die ganzen Oldtimer losfahren. Plötzlich wird Platz im Hafen. Wir frühstücken erst mal schön. Wir überlegen, wo wir weiter hinsegeln. Am Sonntag soll tüchtiger Starkwind sein, 6…7 bft. Eigentlich wollten wir heute nur bis zum nächsten Fjord in der Aalborg Bugt fahren. Das wären 25 Meilen. Aber wie sich das Wetter entwickelt ist es besser heute bis Grenaa zu segeln und dann am Freitag in die Gegend von Aalborg zu kommen und dort die weitere Windentwicklung abwarten.
Es ist bedeckt und wird wohl erst gegen Mittag aufklaren. Wir legen 9:30 Uhr ab und fahren erst mal unter Maschine das betonnte Fahrwasser aus dem Limfjord raus. 10:00 Uhr setzen wir dann den Kurs Richtung Grenaa ab, 145°. Der Wind ist 5…6 ktn und wir setzen Groß und Code Zero. Wir nehmen Fahrt auf und kommen so auf 4,5 ktn ü.G.
Bis 11:15 Uhr geht das gut so. Der Wind geht an die 9… 10 ktn. Wir fahren immer 5…6 ktn ü.G. Aber eben 11:15 Uhr wird der Wind immer schlapper und geht runter auf 3 ktn. Es macht keinen Sinn mehr. Wir starten den Motor und rollen das Leichtwindsegel ein. Immerhin sind wir reichliche 1,5 Stunden gesegelt.
Und jetzt geht es weiter mit Maschinenkraft, bis 14:50 Uhr. Der Wind bietet nur noch 2…3 ktn. Da geht nur die Maschine. Also Autopilot, ich lese, Moni informiert sich auf den Seekarten, wie weiter die nächsten Tage.
Und der Wind kommt wieder und dann nochmals ein kurzer Versuch unter Segeln. Das hält eine halbe Stunde an, dann ist der wind erst weg und dann voll auf der Nase. Wir fahren die letzten 12 Meilen unter Maschine.
Als wir auf Höhe Grenaa sind, zwischen den beiden Gefahrentonnen, die uns um das Flach vor dem Industriehafen leiten, da kommt von hinten an Backbord ein bekloppter Schwede. Er hat die Segel oben und Maschine Volldampf und kommt bis auf 10 Meter von hinten von der Seite ran. Wie blöde dieser Mensch. Ich rufe ihm zu, warum bedrängst du mich, du bist auf Kollisionskurs. Ich stoppe auf und lasse diesen Depp vorbei. Na wir überleben, weil der Klügere nachgibt!
18:00 Uhr finden wir in der Marina von Grenaa zwischen Dalben unseren Liegeplatz für die Nacht. Pos. 56°24‘258 N, 10°55‘445 O.
Grenaa hat eine schöne Marina. Wir gehen noch ein Stück spazieren. Und wir essen Käse und trinken Wein dazu.
Tag 35, 30. Juni 2023, Grenaa (DK)- Insel Tunø (DK), 33 nm
Moni weckt mich, Kaffee fertig! Es ist 7:30 Uhr. Ich wundere mich. Normalerweise schläft Moni immer noch, wenn ich schon wach bin. Dann erzählt mir Moni, das alle deutschen Segler mit ihren SPW Propellern und den Bugstrahlern schon seit 5:30 Uhr, einer nach dem anderen abgelegt haben. Nein, das ist nicht nur senile Bettflucht, auch jüngere Segler aus Deutschland haben schon abgelegt. Es ist deren Angst im nächsten Hafen keinen Platz zu finden. Ich jedenfalls habe wenig gehört. Ich schlafe immer fest. Aber es scheint was dran zu sein an der Interpretation der Situation. Die Deutschen sind bekloppt. Skandinavier schlafen sich im Urlaub aus. Offenbar haben sich die ganzen Corona Vakzine negative Auswirkung auf die Psyche der Drei-und Viermal- Geimpften.
Wenigstens kommen wir durch solche Weckrufe zeitig aus dem Knick. Nach unserem Frühstück legen wir schon 8:30 Uhr ab.
Wir setzen Segel, Groß und Fock und segeln am Wind bei 12 ktn Wind mit 6,5 ktn. Das geht so bis 9:00 Uhr. Der Wind nimmt zu, über 16 ktn. Moni sagt an: Reff 1 und ich führe aus. Und wir fahren weiter mit weniger Ruderdruck bei gleichbleibender Geschwindigkeit. Wir erreichen die Spitze von Skov.
Der Wind nimmt ab und wir reffen aus. Bis 13.00 Uhr, kurz vor der Insel Samsø läuft das so. Aber dann wird der Wind immer weniger und wir kommen nicht mehr hoch ran. Also hilft die Maschine. Der Volvo Penta D2-40 schiebt uns wieder auf Idealkurs.
14:00 Uhr erreichen wir die Nordspitze von Samsø. An Backbord sehen wir die Flachs vor Samsø. Hinter uns geht die Schnellfähre von Århus nach Schweden durch. Und der Wind ist wieder da! Motor aus und es geht wieder mit 5 ktn voran, Richtung Tunø. Ich rufe den Hafenmeister von Tunø an und frage nach Reservierung eines Platzes. Er sagt, keine Notwendigkeit für Reservierung. Der Hafen ist fast leer.
Bis 15:00 Uhr segeln wir noch mal richtig. Dann sind wir querab von Tunø, dem Hafen, unserem Ziel. Wir bergen die Segel. Wir fahren ein in den Hafen und in der Tat, nur ein Drittel belegt. Wir gehen Längsseits an einem neuen Schwimmsteg. Pos. 53°56‘950 N, 10°27‘194 O.
Nach dem Anleger gehen wir durch das einzige Dorf der Insel spazieren. Interessant ist die alte Kirche, welche zum Leuchtturm von Tunø umfunktioniert ist. Die Kirche ist von einem wunderschönen Friedhof umgeben. Da möchte man auch liegen, denke ich.
Und wir fragen uns wieder warum die Insel so leer ist. Es sind Ferien! Vor 3 Jahren waren wir das letzte Mal hier, da war alles voll, die Kneipen, die Gaststätten, der Hafen. Was ist los? Ich habe das schon mehrmals erwähnt. Es sind trotz der Ferien in Skandinavien nur wenige Segler und Touristen unterwegs. Wer weiß, Corona hat die Leute auseinandergebracht und die Wirtschaft geht überall den Bach herunter. Die Portemonnaies werden immer leerer.
Was soll‘s, wir sind am Schiff zurück, gießen uns Wein ein und grillen uns leckere Rindersteaks. Wenn das Cem Ozemir sehen würde, er wäre sicher nicht einverstanden mit unserem antigrünen Fleischkonsum.