Dieses Jahr bin ich alleine und teilweise mit Moni viel mit der All Right 2 unterwegs gewesen. Ich habe dieses Jahr bisher 3824 Meilen auf der Logge, Moni hat 1023 Meilen geloggt.
Nach meiner Rückkehr aus Norwegen gab es einiges zu tun in Gustow, Hecke schneiden, Pavillon – die Decke isolieren und einige Male Rasen mähen. Alles ist getan und ich kann nicht ruhig sitzen.
Also möchte ich noch mal segeln, muss schließlich die 4000 Meilen vollmachen. Moni zeigt wenig Lust, o.k. wir waren zusammen noch mal mit den Enkeln unterwegs und auch auf Hiddensee zur Ölzeugparty. Aber zum Herbstsegeln hat sie keine Lust. Vielmehr redet sie vom Pilze suchen, vom Wandern und und….
Also lege ich alleine ab.
Tag 1, Donnerstag, 13.10.2022
Gustow (D)- Peenemünde (D), 26 nm
Das Wetter ist sonnig, es ist aber Herbst. Zu Hause frühstücke ich noch mit Moni, fahre dann in die Marina und mache die Segelyacht klar.
10:30 Uhr lege ich ab. Im Sund, Richtung Greifswalder Bodden habe ich Halbwind mit Groß und Genoa. Viel Wind ist es nicht, 6…8 ktn. Aber immerhin ich komme mit 3…4 ktn über Grund in Richtung Bodden.
12:45 Uhr umfahre ich den Palmer Ort und ändere den Kurs Richtung Ruden. Bis Palmer Ort ist es sonnig aber kühl. Den Sund runter erfreue ich mich an der Herbstfärbung der Bäume am Ufer. Seit ich aber auf dem Bodden bin ist es bedeckt. Ich ziehe mir den gefütterten Overall an.
Schnelles Segln ist anders, aber immerhin es geht mit über 3 ktn vorwärts.
16 Uhr umfahre ich den Freesendorfer Haken, das Flach vor dem Peenemünder Flugplatz. Im Fahrwasser kann ich noch segeln, aber als es dann weiter nach Süd Richtung Peenemünde geht, habe ich den Wind auf der Nase- Motor an und Segel eingeholt.
16:55 Uhr lege ich im Hafen von Peenemünde an den Schwimmstegen an, direkt an der Kneipe „zum Dünnen Hering“.
Und das ist mein Tagesziel. Im „Dünnen Hering“ esse ich wie immer Sahnehering mit Pellkartoffeln, dazu ein Bier und einen Kräuterschnaps.
Ein bisschen unterhalte ich mich mit dem Wirt. Er sagt mir, dieses Jahr war schlechter als das Jahr 2021. Erst im Juni kamen Gäste…
Nach dem Kneipenbesuch wechsle ich das Vorsegel. Morgen wird wenig Wind sein und es wird Wind aus Süd, für mich mit meinem Ziel heist das Halbwind. Also schlage ich die Genoa an. Mit ein paar Anglern aus Eberswalde und Randberlin quatsche ich noch ein bisschen beim Bier. Die beklagen sich darüber, dass es immer weniger Fisch gibt. Ich entgegne: dafür gibt es mehr und mehr Kormorane, nur die kann man nicht essen.
Ich gehe zeitig schlafen, morgen will ich nach Polen, immerhin, fast 50 Meilen, da muss ich zeitig raus.
Tag 2, Freitag, 14.10.2022
Peenemünde (D) – Dievenow (PL), 41nm
Es ist dunkel draußen, als ich 6:15 Uhr aufstehe. Ich will nach Dievenow in Polen und das ist über 40 Meilen weit. Ich nehme meinen üblichen Reiserythmus von der Sommerreise nach Norwegen wieder auf. Es geht noch, noch nichts vergessen, nichts verlerrnt.
7:15 Uhr lege ich ab, es ist einigermassen hell. Raus aus dem Hafen ziehe ich das Großsegel hoch. Aber ich muß mit Maschine schieben. Der Wind ist noch zu schwach für die 8 Tonnen meines Schiffes.
Vor dem Ruden in der Reede setze ich die Genoa. Abe die Maschine muß weiter schieben, bis das Fahrwasser Richtung Osten abbiegt. Ab hier segle ich, zwar langsam, 4,5 ktn, aber immerhin bei dem bischen Wind…7…8 ktn.
Ein Fischer kommt mir entgegen. Offenbar der letzte deutsche Küstenfischer. Ich sehe den ganzen Tag keinen mehr.
Ich setze einen geraden Kurs nach Dievenow ab. Der Autopilot übernimmt. Ich bin faul, die See ist glatt, keine Welle… Was für Motorbootfahrer!
Unterwegs kommt die Sonne raus, richtig schönes Wetter aber kühl. Ich habe den gefütterten Overall angezugen und trage Winterstiefel.
12:00 Uhr überfahre ich die seewärtige Grenze nach Polen. Ich ziehe die Polnische Gastlandflagge unter der Steuerbordsaling hoch. Den Stander der Kreuzerabteilung und der Pommernwimpel wandern nach Backbord.
12:05 Uhr rufe ich beim Hydrograpfischen Office der Polnischen Marine an und erkundige mich ob ich die Restricted Area No 13 durchfahren darf. Und ich bekomme Freigabe und muß keinen Umweg fahren. Leser meiner Webseite werden sich errinnern an meine Durchfahrung des Schießgebietes in Dänemark. Das brauche ich nicht nochmal.
14:30 Uhr ist der Wind dann so schwach, dass ich die Segel einhole und die restlichen vebleibenden 6 Meilen mit Maschine fahre.
15: 45 Uhr fahre ich zwischen die Mole ein, aus der der Fluß Dievenow in die Ostsee mündet. Ich sehe ein Schild am Ufer: Neubau der Mole mit EU-Mitteln.
16:00 Uhr lege ich an in Dievenow. Eine schöne Marina, gebaut mit EU-Förderung. Da kann man dann schon mal zusätzliche Reparationen von Deutschland fordern.
Die Hafengebühr ist klein, mit Landstrom und Duschen nur 17€.
Ich nehme meinen Rucksack und kaufe Krupnik -Wodka auf Vorrat und für die Hafenfreunde Rauchzeug. Dann gehe ich essen. Die meisten Restaurants sind geschlossen. Die Saison ist vorbei. Ich finde eine Taverne. Ich bin der einzige Gast. Das Essen ist lecker und am Ende bezahle ich für Biere und Schnäpse und Essen nur 20€. Mal sehen wie lange die, die Preise so klein halten.
Mit der Kellnerin unterhalte ich mich erst auf englisch. Ich stelle fest, daß auf der Straße keine Autos mit Ukrainischen Kennzeichen geparkt sind. Sie sagt mir, sie sei die einzige Ukrainerin hier in der kleinen Stadt. Sie ist schon 2018 hierher gekommen, also vor dem jetzigen Krieg. Das Gespräch fürhren wir weiter auf russisch und es ist interessant. Sie ist aus der Westukraine, aus Lemberg. Da ist Polen und Polnisch nicht weit. Sie ist sehr nachdenklich über den Krieg. Sie meint, der Krieg hat schon 2014 begonnen.
Ich wandere zurück zum Schiff, schalte den Fernseher ein und schlafe bei den Nachrichten ein. Ich habe immer noch Ohrenschmerzen. Nehme Ohrentropfen und hoffe, daß es morgen besser wird.
Tag 3, Sonnabend, 15.10.2022
Dievenow (PL) – Kolberg (PL), 33 nm
Und ich fühle mich besser, die Ohrenschmerzen sind weniger, obwohl ich die ganze Nacht an den Schmerz gedacht habe. Krankheit beginnt offenbar doch im Kopf.
8:00 Uhr rufe ich den Hafenkapitän in Dievenow über Kanal 10. Ich erkundige mich, ob ich die Restricted Area No 12 durchfahren darf, das nächste Schießgebiet. Ich bekomme die Erlaubnis.
8:20 Uhr lege ich ab. Draußen vor der Mole setze ich Groß und Genoa. Es ist diesig, schlechte Sicht, fast Nebel. Der Wind kommt schwach aus West. Ich fahre raumen Kurs, etwas um die 3,5 ktn herum. Ich habe Zeit.
10:20 Uhr fahre ich in das Schießgebiet im Westen ein und verlasse es nach einer Stunde im Osten.
Die Küste, soweit ich sie sehen kann, ist langweilig – ein kerzengerader Sandstrand und dahinter Wald.
11:20 Uhr habe ich Rewal querab an Steuerbord. Die Polen haben riesige Ferienhotels gebaut und bauen immer noch. Die sehen schon von weiten häßlich aus. Ich würde da nicht Urlaub machen wollen.
14:30 Uhr lasse ich die Rega Mündung an Steuerbord. Ich fahhre immer noch zwischen 3 un 4 ktn ü.G. Es zieht sich. Na, 20 Meilen habe ich versegelt.
15:30 Uhr herum wird der Wind immer schlapper. Es geht nicht mehr vorwärts. Ich unterstütze mit Maschine.
6 Meilen vor Kolberg ist der Wind weg. Ich berge die Segel. Die Sicht wird auch nicht besser, den ganzen Tag dieser Dieß.
16:20 Uhr fahre ich in die Hafeneinfahrt von Kolberg ein und die Sonne kommt heraus und es wird gleich warm. Rechte Hafenseite habe ich das Militär, die polnische Marine. An Backbord den schönen alten Leuchtturm, der noch an die guten Deutschen Tage hier erinnert. Ansonsten an Backbord die Ausflugsschiffe und Rummel.
Zur Marina muß ich den Handelshafen und den Fischereihafen durchqueren. Es stinkt nach Fisch und Möwen.
16:50 Uhr lege ich an an einem Schwimmsteg, der völlig zugeschissen ist, von den Möwen. Und ich liege falsch, Gott sei dank! Ich muß mich an einen anderen Liegeplatz verholen. Pos 54°10‘706 N 15°33‘650 O.
Der Hafenmeister will Cash sehen, Karte geht nicht. Also mache ich erst meinen Landgang und werde nach Rückkehr bezahlen.
Als ich 2018 das erste und letzte Mal in Kolberg war, bin ich nur Richtung Mole marschiert und habe mich um den Leuchtturm bewegt. Dieses Mal spaziere ich in das richtige Zentrum und schaue mir den Dom an. Es geht nur von außen. Drinnen ist gerade Gottesdienst.
Der Dom, die Post und ein weiteres Gebäude und nur einige wenige Wohnhäuser haben den letzten Krieg überstanden. Der Rest ist neu gebaut und nicht richtig schön.
Und ich kehre in einer Gaststätte ein, in einem der Häuser aus Vorkriegszeit. Das Restaurant ist innen auf alt getrimmt, ob der wenigen Gäste aber ungemütlich. Egal, ich esse Rindermedallions und trinke. Mit der Zeit wird der Laden voller und die Athmosphäre bessert sich. Ich beobachte viel Deutsche, die sichtlich die vergleichbar niedrigen Preise und das gute Essen geniesen. Später kommt eine Horde Kasachische Spätaussiedler, auch „Deutsche“. Die sind scharf auf meinen Vierertisch. Wir unterhalten uns auf Russisch.
Ich wandere nach Hause auf mein Schiff und schaue mir die Nachrichten an. Kaum zu Ertragen der Unsinn, der da erzählt wird.
Tag 4, Sonntag, 16.10.2022
Kolberg (PL) – Roenne / Bornholm (DK), 65 nm
Die Sonne lacht, es ist 8:15 Uhr als ich ablege. Ich fahre heraus aus dem Hafen von Kolberg. Menschen sieht man keine, zu zeitig und es ist Sonntag. Aber es stinkt immer noch nach Fisch und Möwen. Im Vorbeifahren nehem ich noch einen Blick nauf den schönen alten Leuchtturm, aber er ist gar nicht alt. Er wurde erst 1945 erbaut, aus Abbruchsteinen und steht an der Stelle des Alten Leuchtturmes von 1909, welcher im letzten Krieg 1945 zerstört wurde.
Also, ich verlasse Kolberg, fahre aus der Mole raus. Die See ist flach, ich setze Segel. 11,5 ktn Wind aus SSW, für mich Halbwind auf meinem 65 Meilen Kurs nach Roenne.
9:45 Uhr habe ich schon 8 Meilen versegelt und fahre 5,5 ktn ü.G. Ich rechne: bei der Geschwindigkeit wird es schon dunkel sein, wenn ich in Roenne einlaufe. Ich hoffe also auf mehr Wind.
10:45 Uhr verlasse ich die Polnische 12-Meilen Zone. Ich laufe jetzt schon 6 ktn ü.G. Außer mir ist kein Segler zu sehen. Nur ein paar polnische Fischtrawler, welche der Ostsee den letzten Fisch entnehmen. Für die Polen scheinen die Fischereibestimmungen der EU nicht zu gelten. Ich habe früher, bei meiner Reise 2018 darüber berichtet.
12:00 Uhr herum nimmt der Wind weiter zu….15…18 ktn und die All Right 2 läuft jetzt 6,5…7,5 ktn. Die Sonne lacht, es ist schönes Segeln und ich lag richtig, als ich in Peenemünde die Genoa angeschlagen habe. 20 Meilen sind schon geschafft.
Gegen 13:00 Uhr geht der Wind auf 20 ktn. Der Ruderdruck nimmt zu, die Welle kommt seitlich, schwierig zu steuern. Und ich mache das, was man machen soll, wenn man daran denkt: Ich reffe die Genoa bis zur ersten Latte. Der Wind kommt weiter aus SSW und ich fahre jetzt immer über 7 ktn ü.G.
13:30 Uhr baue ich dann auch ein Reff in das Großsegel. Die Geschwindigkeit verringert sich nicht, im Gegenteil, die Welle packt mich inzwischen schräg von hinten. Das Schiff surft, 7,5 ktn, und einige längere Male über 8 ktn. Zweimal lese ich gar 9 ktn ü.G. ab.
14:15 Uhr sehe ich an Steuerbord voraus Bornholm.
15:00 Uhr überfahre ich die seewärtige Grenze Dänemarks, 12 Meilenzone um Bornholm.
Gegen 17:00 Uhr wird der Wind weniger. Genoa und Groß reffe ich aus. Und wieder fahre ich über 7 ktn. 56 Meilen habe ich versegelt. Es ist jetzt nicht mehr weit und ich werde im Hellen einlaufen. Nach meiner Berechnung werde ich vom Segel setzen vor der Mole in Kolberg, bis zum Bergen der Segel vor der Marina Roenne 9 Stunden unterwegs sein.
17:30 Uhr beobachte ich den Sonnenuntergang. Inzwischen passiere ich die Hafeneinfahrt Roenne. An Steuerbord stehen Pole für eine neue Off-Shore-Windkraftanlage. Die glänzen im Licht der untergehenden Sonne.
18:10 Uhr berge ich die Segel. Gar nicht einfach bei der Welle. Und ich bringe gleich die Fender aus. Ich weis nicht was mich in der Marina erwartet.
In der Marina entscheide ich rückwärts mit dem Wind in die Anlegefinger zu gehen. Das geht am einfachsten ohne fremde Hilfe.
18:30 Uhr ist das Schiff fest, Pos 55°06‘308 N, 14°41‘639 O. Es ist inzwischen dunkel.
Den Anleger habe ich mir verdient, oder besser gleich zwei. Ich rufe Thomas an und vermelde ihm, dass ich die überfahrt in nur 9 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,8 ktn ü.G. geschafft habe. Und ich werde zwei Tage in Roenne bleiben und am Mitwoch auf Heimatkurs gehen, damit ich am Donnerstag am Abend rechtzeitig zum Wildschweinessen bei HOCO sein werde.
Ich esse meine Restspaghetti von Gestern und trinke den Rest Rotwein. Ich schalte den Fernseher ein, will Nachrichten schauen. Schlafe aber offenbar gleich ein und wache bei Anne Will wieder auf. Die diskutiert mit der deutschen politischen Waffenlobby wie man schnell noch mehr Waffen in die Ukraine bringen kann. Ich bin da anderer Meinung und schalte den Fernseher ab.
Tag 5, Montag, 17.10.2022
Roenne, Bornholm (DK), Hafentag, keine Meilen
Der Hafenmeister weckt mich 8:30 Uhr. Er klopft an der Reeling. Ich habe gestern Abend den Hafensticker nicht angeklebt. War zu müde. Ich hole das nach.
Na, nun bin ich einmal wach, da mache ich mir das Frühstück und gammele so vor mich hin, ohne jeden Wirkungsgrad. Ich habe beschlossen bis einschließlich Dienstag hier in Roenne zu bleiben. Erst am Mittwoch habe ich den richtigen Wind, um wieder Richtung Heimat zu kommen.
Gegen 14:00 Uhr bewege ich mich zu Fuß in das Zentrum von Roenne. Einen Plan habe ich nicht. Wir und auch ich alleine waren schon so oft auf Bornholm und auch in Roenne. Einzig das Wetter ist schön, sonnig aber herbstlich. Es lädt zum spazieren ein.
Bei Europcar frage ich nach, was der billigste Mietwagen für einen Tag kostet. Mir ging kurz durch den Kopf morgen eine Inselrunde zu machen. Die Dame am Counter errechnet 77€. Da habe ich keine Lust mehr. Letztes Jahr auf Gotland habe ich 35€ bezahlt…
Also Verwerfe ich den Gedanken und wandere auf den zentralen Platz. Ich komme vorbei an einer Wein- und Schnapshandlung. Als ich 2019 vom Botnischen Meerbusen zurückkam, habe ich hier guten Dänischen Rum gekauft. Inzwischen kosten die guten Sachen alle über 60 €. Da möchte man sich das Trinken abgewöhnen.
Ich wandere durch die Stadt. Es sind viele Leute unterwegs und sitzen in den Straßencafes, in der Sonne, aber zugedeckt mit ausliegenden Decken.
Ich setze mich auch ins Straßencafe „Munter“. Ich genehmige mir lokales Bier groß und klein von Svaneke. Und dann bekomme ich Appetit auf einnen Burger „Munter“. Ich löhne 260 Dkr… 35 €.
Also weiter durch die Stadt. Gegen 16:00 Uhr geht die Sonne weg und auch meine Lust weiter zu spazieren. Ich gehe zurück zum Schiff.
An einer Tankstelle komme ich vorbei. Ich rechne, der Liter Diesel kostet 2,11 € umgerechnet. Im Hafen kostet der Liter Biofrei 2,55 €. Gut dass ich Segler bin, dennoch ich brauche einen gefüllten Resrvekanister. Muß ich mich morgen kümmern.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Nichtstun und Fernsehen.
Am Abend gewittert es. Ich baue noch schnell die Kuchenbude auf. Es blitzt und donnert ganz schön. Im Schiff ist es gemütlich.
Tag 6, Dienstag, 18.10.2022
Roenne, Bornholm (DK), Hafentag, keine Meilen
Ein Segler schläft viel, so auch ich. Ich schlafe mich richtig aus. Erst 8:30 Uhr weckt mich das bisschen Licht, welches durch die Rollos blinzelt.
Frühstück und ein bischen Reinschiff innen und dann gammelt es sich so dahin. Ich lese, schreibe und bin faul.
Am frühen Nachmittag bereite ich mir was zum Mittagessen. Wollte Szegedioner Gulasch machen, aber ich stelle fest, keine Gulaschkonserve mehr an Bord. Ich improvisiere, brate Frühstücksschinken und koche ein paar Kartoffeln.
Der Tag vergeht. Und ich fülle an der Tanke noch den Kanister Reserve auf. Habe nur 2,11€/liter bezahlt, quasi ein Schnäppchen.
In der Marina, direkt neben der All Right 2 üben Kinder mit ihren Piraten segeln. Es regt miovh auf, bei dem Knatter rammeln die direkt zwischen den Anlegern rum. Ich sehe wie ein Junge voll gegen einen Anlegefinger knallt. Hoffentlich trifft es nicht mein Schiff.
Und ich wandere am späten Nachmittag nochmals auf ein Bier in die Stadt. Ich trinke leckeres lokales IPA in einem Irish Pub.
Morgen früh werde ich 5:00 Uhr aufstehen und will 6:00 Uhr ablegen. Deshalb ist zeitiges Schlafengehen angesagt. Die Kuchenbude baue ich noch heute Abend zurück und mache das Schiff soweit segelfertig. Es soll schnell gehen morgen in aller Frühe. Und es wird noch dunkel sein.
Tag 7, Mittwoch, 19.10.2022
Roenne, Bornholm (DK) – Saßnitz, Rügen (D), 56 nm
Das mit dem 5:00 Uhr Aufstehen verschiebe ich auf 6:00 Uhr. 5:00 Uhr höre ich noch dereartigen Knatter drausen, nee denke ich!
7:00 Uhr ist es dämmrig, ich lege 7:15 Uhr ab. Ich setze gleich Groß und Genoa. Der Wind geht, 14…18 ktn aus NNW. Aber scheiß hohe Welle. Ich setze direkten Kurs auf die Greifswalder Oie ab… 60 Meilen. Hoffentlich schaffe ich das vor dem Dunkelwerden.
Den Wind von hinten und die Welle auch. Das Schiff rollt und surft auf der Welle. Die Genoa habe ich wieder eingerollt, kann ich nicht stabil halten, und sie wird laufend vom Großsegel abgedeckt und zum Schmetterling ausbaumen bei der Welle – nein Danke.
9:20 Uhr habe ich die 4000 Meilen voll. 2022 mein Meilenstärkstes Jahr in meinem Seglerleben bisher!
9:50 Uhr verlasse ich die Dänische 12 Meilenzone. Ich habe 14
Meilen versegelt.
Ich fahre 5…6 ktn ü. G. vor dem Wind.
11:45 Uhr bin ich auf Steuerbord Mittig querab dem Wikinger Offshore Windpark. Ein Drittel der Windmühlen steht. Ich habe 25 Meilen versegelt. Meine Segel arbeiten…
Und es geht weiter gut voran, Die Welle ist viel weniger geworden. Die Genoa habe ich wieder ausgerollt, Fahre inzwischen einen raumen Kurs. Die Insel Rügen ist an Steuerbord voraus zu sehen. Die Sonne scheint, es ist super Sicht, aber kalt.
14:20 Uhr habe ich 40 Meilen versegelt. Der Wind ist auf 8 ktn runter. Bei der Welle und dem wenigen Wind läuft das Schiff nicht mehr. Ich ändere meinen Plan, halte jetzt auf Saßnitz zu. Das Schiff läuft schneller.
Und immer sind es die letzten 10 Meilen, da geht es nicht mehr vorwärts. Ich unterstütze mit Maschine und berge die Segel. Ich habe einen super Blick auf die Kreidefelsen, wunderschön ausgeleuchtet.
17:30 Uhr lege ich an den Schwimmstegen im Saßnitzer Hafenbecken an. Kein Schwell heute, es sollte gehen.
Pos 54°30‘799 O 13°38‘771 O. Der Schwimmsteg ist voller Möwenscheiße.
Ich gehe zum Hafenmeisterbüro, dorthin, wo es früher war. Da steht ein Schild, der sitzt jetzt direkt in einer Bude an den Schwimmstegen. Also wieder zurück. Idioten denke ich, da gehört ein Schild an den Schwimmstegen aufgestellt. Dem Hafenmeister sage ich das und bezahle neben der Hafengebühr 2 € Servicegebühr…. Sicher für die Möwenscheißebeseitigung… wird aber erst nach meiner Abreise.
Ich lasse den Abend beim Italiener bei Pinot Grigio und Muscheln ausglingen.
Tag 8, Donnerstag, 20.10.2022
Saßnitz (D) – Gustow (D)
Schwell war zwar nicht im Hafen, aber ab Mitte der Nacht hat der Wind auf Ost gedreht und die Luv Leinen rucken rythmisch in den Klampen. Trotzdem halte ich es bis 7:30 in der Koje ausd und träumer irgendwelchenm Mist.
Ich frühstzücke und fülle noch den Kanister Dänischen Diesel in den Tank um.
Wunderschönes Herbstwetter erwartet mich drausen. Aber es ist kalt. Ich habe lange Unterhosen an.
8:45 Uhr lege ich ab.
Bis zum Nordperd geht es die ersten 10 Meilen mit Maschinenkraft. Der Wind kommt direkt von vorn. Kreuzen mit der Genoa macht da keinen Sinn. Ich will zeitig in Gustow sein, denn heute Abend geht es zu HOCO zum Wildschweinessen und Brille beschmieren.
11:30 uhr bin ich am Nordperd. Gegen Welle und Wind hat es doch etwas länger gedauert. Ich setze erst mal nur das Groß und schiebe noch ein Stück Richtung Ruden.
11:40 Uhr dan Groß und Genoa (ein bischen gerefft) und ab geht es ohne Maschine ins Fahrwasser in den Greifswalder Bodden.
12:50 Uhr bin ich im Bodden. Jetzt ändere ich den Kurs Richtung Zicker. Habe Halbwind bis Raum.
Unterwegs sehe ich noch einige Segler, die die Herbstferien und das Sonnenwetter geniesen. Die sind aber alle auch dick angezogen.
14:45 Uhr fahre ich am Zicker/ Palmer Ort in den Sund. Jetzt sind es noch 6 Meilen bis Gustow.
15:20 Uhr passiere ich die Fähre in Schaprode. Die fährt immer noch. Ich wundere mich.
16:00 berge ich das Großsegel. Den ganzen Sund bin ich nur noch mit Groß gefahren.
Maschine an und das Schiff fertig machen zum Anlegen.
16:30 Uhr bin ich fest auf meinem Liegeplatz in der ImJaich Marina.
Das war es von meiner Herbsttour. 278 Meilen in 6 Tagen. Vielleicht segle ich noch mal paar Tage mit den Enkeln. Dann ist die Saison endgültig zu Ende.