Tag 12, Montag, 11. August 2025, Fårö (S) – Ventspils (LT), 89 nm
Ich bin wieder richtig im Segelstress. Gestern Abend lege ich mich 21:00 Uhr in die Koje und schlafe gleich ein. Den Wecker habe ich auf 4:00 Uhr gestellt. Und irgendwann wache ich auf, schaue auf die Armbanduhr die neben mir liegt. Es ist schon 4:00 Uhr, warum klingelt der Wecker nicht. Ich raus aus der Koje und will Wasser für Tee und Kaffee aufsetzen. Da schaue ich noch Mal auf die Uhr. Ich habe die Uhr verkehrt herum gehalten und da bedeutet 4:00 Uhr halb Zehn (21:30 Uhr)… probiert das mal aus, mit einer Analoganzeige funktioniert das… Ich habe eine halbe Stunde ganz fest geschlafen und denke die Nacht ist zu ende. Na ich lege mich wieder hin und schlafe bis es wirklich 4:00 Uhr ist.
Also stehe ich zeitig auf frühstücke wie üblich nur eben zeitiger. Heute habe ich eine lange Reise vor mir. Pünktlich 5:00 Uhr lege ich ab und komme gut von der Pier weg. Ich fahre den Fårösund nach Osten, mit Maschinenkraft, will schnell auf die offene See. 5:50 Uhr passiere ich das letzte Tonnenpaar und ändere den Kurs exakt Richtung Ventspils/ Lettland. Ich setze das Großsegel, der Wind kommt achterlich und ist schwach. Also Maschine wieder an. Es hilft nichts, ich muss mindestens 5 ktn schnell fahren, um im Hellen in Lettland anzukommen.
6:30 Uhr versuche ich es mit Großsegel und Genua und setze einen Kurs weiter nördlich ab, um auf Geschwindigkeit zu kommen, muss ich eben später schiften. 8:35 Uhr schifte ich nach Südost. Ich habe 18 Meilen versegelt. Gotland ist inzwischen vom Horizont verschwunden, um mich herum nur Meer.
11:30 Uhr schläft der Wind vollends ein. Eigentlich wie vorausgesagt aber die Seglerhoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt. Na, da muss die Maschine ran. 12:30 Uhr habe ich dann 40 Meilen versegelt und verfahren, das ist fast die Hälfte meiner heutigen Reise.
Bis 14:00 Uhr herum, es sind 50 Meilen geloggt, läuft die Maschine. Dann kommt Wind auf. Der hat wie vorhergesagt gedreht, kommt jetzt aus Südwest. Also Großsegel und Genua gesetzt und jetzt läuft es. Immer über 5 ktn ü.G., oft um die 6 ktn. Ich bin froh: 14:45 Uhr 60 Meilen, 17:17 Uhr 70 Meilen, 18:55 Uhr sind 80 Meilen versegelt. Je später der Tag umso höher die Wellen.
20:00 (MEZ 19:00) Uhr sehe ich die Hafeneinfahrt von Ventspils. Es dauert aber noch eine Stunde bis ich zwischen den Molenköpfen durchfahre. Vor mir fährt erst noch ein großer Tanker ein. Der wird hier offenbar beladen, aber womit. Früher kam hier über die Pipeline Öl aus Russland. Aber nach dem Zerfall der Sowjetunion hat die Russische Föderation ihren eigenen Verladehafen in Ust Luga gebaut. Für mich unklar was es heute mit den riesigen Tanklagern in Ventspils auf sich hat.
Zurück zu mir, ich lege um 21:30 Uhr an (MEZ 20:30 Uhr), gehe längsseits an einen Schwimmsteg. Nicht sonderlich ruhig das Wasser hier und der Wind drückt mich gegen den Steg. Der Hafenmeister ist schon am Steg und nimmt mir die Leinen ab. Ich bin froh darüber. Ich bin ganz schön geschafft nach den 89 Meilen. Ich bezahle den Liegeplatz für 2 Nächte und unterhalte mich noch ein bisschen mit dem Hafenmeister auf Russisch.
Dann gehe ich aufs Schiff, mache mir einen Teller mit Käse und Wurst zurecht und trinke Bier und Wodka. Ich sitze in der Plicht beim Lichte der Handlaterne, die ich einst von meinem Freund Thomas geschenkt bekam. Ich rauche auf den 90 -Meilen -Erfolg noch eine Zigarre. 24:00 Uhr streiche ich die Segel und gehe in die Koje.








Tag 13, Dienstag, 12. August 2025, Ventspils (LT), Hafentag, keine Meilen
Heute schlafe ich erst mal aus, d.h. 9:00 Uhr ist auch Schluss. Ich widme mir ein langsames ausführliches Frühstück. Dann verlege ich das Schiff an einem anderen Platz. Ich lag von gestern zu heute längsseits. Und das Schiff lag nicht ruhig. Jetzt liege ich besser, rückwärts im Anlegefinger, gegen den Wind, kommende Nacht werde ich ruhig schlafen. Dann telefoniere mit Moni und lese eine Message von meinem ehemaligen Kollegen Pierre. Ich rufe ihn an, das Gespräch dauert dann auch eine knappe Stunde. Und ich lese die Nachrichten und so ist der Vormittag schon rum.
Gegen 13:00 Uhr ist dann das Klappfahrrad aufgeklappt und ich fahre in die Stadt Ventspils, ins alte Stadtzentrum. Ohne Fahrrad wäre ich aufgeschmissen. Es ist schon ein ganzes Stück in die Stadt.
Früher hieß Ventspils auch mal Windau, das ist auch ein Stück Geschichte, aber dazu komme ich später nochmal. Was bedeutet Ventspils: durch den Ort fließt der Fluss Venta, daher Vents. Und dann das Wort Pils, hat nichts mit Bier zu tun, nein es ist das lettische Wort für Schloss oder Burg. Das ist dann mal geklärt!
Mit dem Fahrrad geht es immer geradeaus, ich denke so zwei Kilometer. Ich bin hier 2018 ja schon mal langgefahren. Dann werde ich unsicher, ich frage eine junge Frau auf Englisch, wie komme ich zum Zentrum. Sie versteht mich nicht. Ich wiederhole die Frage auf Russisch und sie zeigt mir den Weg. So nun ist das mit den Sprachen auch geklärt. Ich höre übrigens im Restaurant, im Geschäft und auf der Straße viele Leute russisch sprechen. Offenbar kann man die Vergangenheit nicht wegzaubern.
Nun komme ich im besagten Zentrum an und sehe gleich das Restaurant „Rätsgalds“. Da habe ich schon 2018 davorgesessen und Bier getrunken, die Letten brauen übrigens gutes Bier. Aber jetzt habe ich Hunger und Appetit und da bietet sich dieses kleine Restaurant an. Und ich treffe eine ausgezeichnete Wahl, Wildentenschenkel in Rotweinsoße mit gegrilltem Gemüse. Dazu genehmige ich mir zwei Gläser Mukuzani, einen Georgischen Wein. Einfach lecker war das! Und für einen Preis, das Essen 14€ !!!
Und dann fahre ich weiter mit dem Fahrrad. Ganz in der Nähe steht ein Denkmal eines Janis Fabriciuss. Ich wunderte mich schon 2018 bei meinem ersten Besuch in Ventspils. Der Fabriciuss war ein lettischer Offizier und Kommissar der Roten Armee während des russischen Bürgerkrieges. Er war 1918 und 1927 Mitglied des Zentralkomitees der KPdSU. Ihm wurde 4 Mal der Rotbannerorden verliehen. Dass das Denkmal noch steht, bei all den Meinungen über die Sowjetunion?!
Ich sehe mir eine Evangelische Kirche an und Fahre über den Marktplatz mit seinem interessanten Glockenturm. Das Glockenspiel konnte ich leider nicht hören. Der Markt scheint übrigens ein Gemüse und Lebensmittel Markt zu sein. Heute war aber kein Markttreiben.
Mit dem Fahrrad fahre ich die schöne Uferpromenade entlang und komme an die Fähranleger der Passagierfähren nach Schweden, Lübeck und St.Petersburg… Ob letztere noch fährt muss ich mal hinterfragen. Und bei den Fähranlegern steht eine Russisch-Orthodoxe Kirche. Das interessiert mich. Die ist sehr schön, ich war drin. Und ich lese über die Geschichte der Heiligen Nikolski Kirche. Ich werde die Geschichte in einer extra Geschichte in meiner Geschichten-Rubrik wiedergeben.
Und dann überall die Plastiken von Kühen. Leider habe ich nicht rausbekommen, was das soll.
Mit meinem Fahrrad komme ich an einem schönen Gebäude vorbei, ein Gymnasium. Am Gymnasium neben dem Eingang ist eine Tafel angebracht zum Gedenken an Theodors Grinbergs. Er war ein Lettischer Pastor und Hochschullehrer für Theologie. Er war der Erzbischof der Evangelisch- Lutherischen- Kirche Lettlands und emigrierte nach Deutschland nach Gründung der zweiten lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Welch ein Widerspruch zu dem Denkmal über das ich anfänglich berichtet habe.
Und ein Museumsbesuch gehört auch dazu. Ich besuche den Livonijas Ordena Pils, Die Burg des Ordens der Livonianischen Ritter (Castle of the Order of Livonian Knights). Das Museum wollte ich schon 2018 besuchen, da war aber in der Burg eine Trauung in der burgeigenen Kapelle. Na jetzt bin ich im Museum und lerne allerlei über die Geschichte Lettlands. Nach Knochenfunden lebten im Gebiet des Kurlandes schon Menschen und Jäger 10500 vor Ch. Und interessant waren die Kisten der deutschen Handwerkerstände. Eine hat es mir besonders angetan, die der Windauer Schlossergesellen.
Irgendwann reicht es, ich radle zurück zum Schiff. Unterwegs mache ich noch ein paar Einkäufe im Supermarkt.















Tag 14, Mittwoch, 13. August 2025, Ventspils (LT) – Roja (LT), 70 nm
Gestern Abend habe ich hin und her überlegt, was ich mache. Eigentlich wollte ich heute nach Möntu auf der estnischen Insel Saaremaa. Dann habe ich mir die Windaussichten angesehen: für heute kaum Wind, morgen kein Wind, am Freitag guter Wind aus Nordwest. Sonnabend und Sonntag ist Starkwind in der Rigaer Bucht, bis 8 bft. Also habe ich umdisponiert. Ich fahre heute mit Maschine bis Roja auf der Westseite der Rigaer Bucht, etwa 70 nm. Hier bleibe ich bis Donnerstag oder ich fahre am Donnerstag noch 14 Meilen bis Mersrags, da war ich 2018 schon mal.
Also heute ist 5:00 Uhr Wecken. Als ich aus dem Schiff hinaussehe ist dichter Nebel. Mir schwant Schreckliches. Na ich mache trotzdem Frühstück und bin 5:50 Uhr soweit fertig und bereite das Schiff zum Ablegen vor. Ich lege ab und drehe Runden im Hafenbecken bis ich Fender und Leinen verstaut habe. Dann geht es los, Radar ist eingeschaltet und ich fahre aus dem Hafen. Kaum bin ich aus den Molenköpfen raus und nach Osten aus dem Fahrwasser abgefallen sehe ich das AIS und Radarsignal der Fähre aus Schweden, Stena Lines. Das Schiff selbst sehe ich im dichten Nebel nicht. Ich höre nur das Schiffshorn der Fähre. Für mich kein Problem, ab jetzt bewege ich mich ostwärts außerhalb der Fahrwasser der Großschifffahrt. 6:00 höre ich über Funk den Wetterforecast von Riga Rescue Radio auf VHF CH 71. Der Nebel ist nur in den Vormittagsstunden. Und so ist es auch, die aufgehende Sonne drückt den Nebel weg, schon 7:00 Uhr hebt sich der Nebel.
Ich fahre mit Maschinenkraft, bei 3…4 ktn Wind geht nichts. Erst mal geht es ca. 8 Meilen bis ich steuerbord querab den Leuchtturm Ovisi sehe. Hier ändere ich den Kurs weite nach West, die Küste macht hier einen Bogen. Ab jetzt geht es ca. 30 Meilen geradeaus bis zum Ende der Halbinsel Kolka. Und es ist langweilig. Die ganze Strecke motoren, aber was soll ich machen, irgendwo im Hafen sitzen und abwettern und ewig nicht nach Riga kommen.
9:00 Uhr kommen 6 ktn Wind von der Küste. Ich setze Großsegel und Genua. Aber nur mit Segeln erreiche ich 3,5 ktn Fahrt ü.G. Also lasse ich die Maschine mit 1500U/min mitlaufen. So fährt das Schiff mit 6 ktn. Ich habe immerhin um 10:00 Uhr nur noch 50 nm vor mir. Und endlich Abwechslung, ein Tanker mit dem Namen Ontario kommt auf Gegenkurs. Und 11:30 Uhr kommt eine Segelyacht entgegen, ohne Segel unter Maschine.
12:20 Uhr ist der Wind ganz weg. Die Segel berge ich. Und wieder eine kleine Abwechslung, ein Containerschiff, die MSC Yang R überholt mich mit 16 ktn.
Ab 13 Uhr habe ich an Steuerbord die Halbinsel Kurzeme. Als ich etwa 45 Meilen unterwegs bin habe ich es endlich bis zum Leuchtturm Kolka geschafft. Ab hier führt mein Kurs weiter nach Süden Richtung Riga… na erst mal nur bis Roja.
15:00 Uhr bin ich um den Leuchtturm rum und setze geraden Kurs auf Roja ab. 50 Meilen sind verfahren. Es bleiben noch 30 nm bis zum Ziel heute.
Nichts passiert, es ist inzwischen richtig langweilig. 16:50 Uhr habe ich 60 Meilen geloggt. 18:00 Uhr kann ich mich endlich fertig machen für das Anlegemanöver. Und dann bin ich fest In Roja um 18:30 Uhr. Kein Wind hier, ein total geschützter kleiner Hafen. Ich mache fest, längsseits an einem neuen Schwimmsteg. Es gibt hier eine ganze Menge Segelyachten, alles Einheimische. Vor mir im Hafen eine Brücke über den Fluss. Auf der anderen Seite eine Werft für Fischereischiffe. Und wieder auf der anderen Seite alte zerfallene ungenutzte Gebäude, der Rest der Vergangenheit.
Ich mache das Schiff also schnell fest und orientiere mich in Google Maps wo das nächste Restaurant ist. Und dahin wandere ich. Zwischenzeitlich rufe ich den Hafenmeister an. Ich kann zum Schiff nicht zurück, wenn ich den Code für den Eingang nicht weiß. Aber es wird alles gut.
Für mich wichtiger noch das Restaurant, das einzige das heute arbeitet. Ich finde es und es ist super. Ich bestelle mir Hirschgulasch auf Reibekuchen und bekomme auch Bier dazu. Am Ende bemerke ich beim Bezahlen: ein super Preis. Weniger als die Hälfte, die ich in Deutschland zahlen würde.
Als ich vom Restaurant aufbreche und in Richtung Schiff wandere, verfolgt mich eine attraktive Blondine. Ich haue ab, bin zu alt für so etwas.
Und diese Nacht im Schiff ist geruhsam. Das Schiff liegt ruhig und kein Schwell.








Tag 15, Donnerstag, 14. August 2025, Roja (LT) – Mersrags (LT), 18 nm
Ich scheine Stress zu haben, 5:00 Uhr werde ich das erste Mal wach… aber das war der Urindrang. Später, 6:30 Uhr werde ich wieder wach, das ist Segeldrang! Aber ich versuche weiter zu schlafen und das gelingt mir bis 9:00 Uhr…geht doch!
Ein bisschen Stress habe ich schon. Habe mich mit dem Hafenmeister verabredet mit meinen Kanistern zum Diesel-Tanken zu fahren. Zu Fuß wäre der Weg 2…3 km. Der Hafenmeister hatte mir gestern zugesagt mich zu unterstützen, mit seinem Auto. Also frühstücke ich schnell und bewege mich mit 3 Kanistern zum Hafenmeister. Der wartet auf mich. Die Büchse Bier, die ich ihm mitbringe lehnt er ab. Seit 2006 trinkt er kein Alkohol mehr. Ich sage ihm auf Russisch, er hat wohl sein Soll schon erfüllt? Er antwortet, er ist pensionierter Seemann und ist auf großer Fahrt gefahren, da gab es immer reichlich zu Trinken. Er kennt auch Stralsund.
Also, der Seemann, er heißt Valdis, fährt mich mit seinem VW Polo und meinen 3 Kanistern zur 3 km entferrnten Tankstelle. Für mich eine super Unterstützung. Ich gebe ihn ein Trinkgeld für den Dienst.
Und ich fülle zwei Kanister in den Schiffsdieseltank um. Ich fühle mich immer besser wenn der Tank voll ist! Und dann reinige ich noch das Schiff ein bisschen, insbesondere entferne ich die Spuren der Fender Autoreifen von Fårö. Das sieht immer beschissen aus, kann man aber manchmal nicht vermeiden und es schön, wenn die Spuren vergangener Anlegemanöver verschwinden.
Ich nutze noch die Sanitäranlagen und Dusche in diesem angenehmen kleinen Hafen. Dann lege ich gegen Mittag ab. Im Ablegemoment kommt ein Boot der Lettischen Küstenwache ran und fragt woher, wohin… alles gut. Bemerkenswert nur, die haben an dem Boot drei Außenborder mit je 350 PS, Summe 1050 PS. Die sind später an mir vorbeigezogen, mit 25 ktn, so sehe ich das AIS Signal… in einer Stunde braucht das Boot wohl 80 Liter Benzin oder mehr. Das bezahlt alles der Steuerzahler! Ich bin manchmal sehr traurig über diese Verschwendung. Die Leute die das Schiff führen, könnten sich das persönlich sicher nicht leisten.
Ich verlasse also den Hafen, fahre ein Stück, eine halbe Stunde mit Maschine. Dann beobachte ich den Wind, jetzt doch schon 8 ktn und die Richtung stimmt einigermaßen. Ich setze Groß und Genua und setze letztere richtig durch. Ich komme auf 30 Grad an den Wind ran und kann so 1,5 Stunden segeln, in Richtung Mersrags. Also 1,5 Stunden klappt das so. Ich bin nahe ran an Mersrags. Dann hole ich die Segel ein, bin zu weit unter der Küste und kreuzen möchte ich auch nicht.
Mit Maschinenkraft fahre ich rein, das letzte Stück bis in den Hafen von Mersrags. Aber ich erkenne nichts wieder. Die Pontonanleger an der Südseite der Flussmündung fehlen. Später erzählt mir ein Insider, die Marina hat zugemacht. Ich gehe gegenüber an die Nordseite. Eine Marina, Längsanleger mit hässlichen Autoreifen vor der schönen Holzverkleidung und finanziert über die EU. Ich gehe hier an die Pier, zwischen zwei Autoreifen.
Ich habe kaum angelegt, da kommt ein Deutscher der sich hier niedergelassen hat. Wir unterhalten uns angeregt. Er ist hierher umgesiedelt und hier wohnen einige Deutsche! Er erzählt mir, dass er mal Autohändler war und en Export/Importgeschäft betrieben hat und auch schon in Halifax/ Nova Scotia in Canada gelebt hat… Reisen bildet und man lernt interessante Leute kennen.
Ich jedenfalls öffne mir eine Flasche georgischen Wein und baue den Gasgrill an der Reling an. Ich brate mir ein Rindsfiletsteak. Dazu Salzkartoffeln und Paprika-Zwiebel-Tomatengemüse.
Ach so, ein langes Gespräch habe ich noch mit meinem Freund Valdis, ehemaliger Station Manager der Lufthansa in Jekaterinburg/ RF. Er ist eigentlich, zumindest vom Namen her Lette… oder im wirklichen Leben Bayer. Er ist interessiert am Segeln. Vielleicht treffen wir uns in Tallin.



Tag 16, Freitag, 15. August 2025, Mersrags (LT) – Riga (LT), 42 nmt
Gestern Abend war es im Hafen ganz schön wellig, dann über Nacht war es ganz ruhig. Ich stehe erst 7:00 Uhr auf und bin in einer knappen Stunde soweit fertig. 7:50 Uhr lege ich ab. 8:10 Uhr habe ich das Ende des Fahrwassers aus dem Hafen erreicht. Der Wind ist wie vorhergesagt um die 10 ktn. Ich setze Groß und Genua und fahre 30…40° am Wind. Es geht zügig voran. Gegen 10:00 Uhr habe ich 10 Meilen versegelt. Das Wetter ist schön, aber der Wind auf dem Wasser ist dennoch kühl. Es ist nun nicht mehr weit bis Riga, noch 20 Meilen bis zur Einfahrt in den großen Fluss Daugawa.
11:35 Uhr sind 20 Meilen versegelt und ich sehe zwei andere Segler, einen Dänen der aus Riga kommt und einen undefinierten anderen, der meinen Weg kreuzt.
Kurz vor der Einfahrt in die Daugawa ist eine Reede für die Berufsschifffahrt. Das Reedegebiet schneide ich. Drei Frachter liegen vor Anker, ein vierter ist gerade dabei den Anker fallen zu lassen. 13:35 Uhr notiere ich im Logbuch, dass ich 30 Meilen versegelt habe. Und 14:00 Uhr berge ich die Segel.
Ab jetzt geht es den Fluss Daugawa hinauf. Anfangs habe ich 1 ktn Gegenstrom, später wird es weniger, nur 0,5 ktn. 7 Meilen sind es bis zur Marina im Stadtzentrum. 16:00 Uhr lege ich dann endlich an. Es sind dann heute doch 42 Meilen geworden.
Ich rufe meinen Freund Valters an und melde meine Ankunft. Er holt mich 19:00 Uhr ab und wir kaufen noch schnell die Zutaten für das BBQ ein, Fleisch und so. Zuhause bei ihm unterhalte ich mich mit seinen Söhnen. Leckeres Fleisch braten wir und essen und trinken Rotwein. Spät am Abend bringt mich ein Taxi dann zu meinem Schiff.
Und über Nacht wäscht die Waschmaschine bei Valters zu Hause meine Dreckwäsche der ersten 3 Wochen.




Tag 17, Sonnabend, 16. August 2025, Riga (LT), Hafentag, keine Meilen
Ich wache gegen 8:00 Uhr auf und schreibe an Valters eine Message, dass wir uns besser erst 11:00 Uhr treffen und nicht wie gestern Abend vereinbart schon 10:00 Uhr. Der Grund ist der viele Wein gestern bei Valters, es war georgischer Wein „Mukuzani“.
Also kommt Valters kurz nach 11:00 Uhr und bringt mir die gewaschene und getrocknete Wäsche. Und wir laden meine Dieselkanister ein und fahren erst für mich Einkaufen und dann die Dieselkanister füllen. Selbige und den Einkauf bringen wir zurück auf mein Schiff. Inzwischen ist es Mittag und wir entschließen uns zu einem gemeinsamen Mittagessen. Ich lade Valters ein. Es ist von der Einrichtung und vom Essen ein wirkliches Superrestaurant. Ich stell aber fest, dass hier in der lettischen Hauptstadt die Preise den deutschen ähneln. Und nach dem Essen verabschiede ich mich von meinem Freund und ehemaligen Kollegen. Wir wollen uns wiedersehen bei mir zuhause oder auch in Riga.
Ich klappe dann mein Fahrrad auf und begebe mich in die Stadt. Viel zu viel Betrieb. Riga feiert den Tag Lettlands. Es scheint, alle Einwohner Rigas sind unterwegs. Überall laute Musik, gar nicht meines.
Ich war viele Male in Riga, mehr als 10 Mal. Eigentlich kenne ich alles aber Riga ist immer wieder schön. Ich fange am Rigaer Schloss an und wandere dann, das Fahrrad schiebend, durch die Altstadt. Das Fahrrad hätte ich mir sparen können. Kopfsteinpflaster und zu viele Menschen behindern mein fortkommen. Und dennoch, ich besuche den Rigaer Dom, die St. Peters Kirche, Ich sehe den Pulverturm, das Schwarzhäupterhaus, die 3 Brüder (Häusergruppe) und vieles mehr. Unterwegs mache ich eine Pause auf einen Cocktail. Am Ende komme ich am Freiheitsdenkmal raus. Und von hier aus kann ich mein Fahrrad wieder als Fahrrad benutzen, ich radle zurück zum Schiff.
Und heute kommt nun auch der Hafenmeister und will, dass ich löhne. 3 Mal habe ich ihn schon angerufen, eilig hatte er es jedenfalls nicht.









Tag 18, Sonntag, 17. August 2025, Riga (LT), Hafentag, keine Meilen
Heute ist mein letzter Tag in Riga und es regnet als ich aufstehe. Es kommt mir vor wie Herbst. Als ich das letzte Mal 2018 hier war, hatte ich Sommerwetter. Na nichts destotrotz, das Leben muss weitergehen. Erst mal frühstücke ich ausgiebig und ohne die übliche Hast. Ich habe letzte Nacht 12 Stunden geschlafen und fühle mich erholt. Also lasse ich es erst mal regnen und schreibe an meinem Blog.
11:00 Uhr scheint der Regen vergangen zu sein. Ich ziehe mich an und nehme Regenbekleidung mit. Heute ist Museumstag!
Als erstes steuere ich das Nationalmuseum an. Ich bekomme Nachlas als Rentner. Und ich schaue mir die Kellergewölbe an, alles schön restauriert und hier und da ein paar alte Steine und was die Archäologen sonst noch fanden. Beim Treppe hochsteigen bewundere ich den alten Hinweis zum Landgericht, geschrieben mit Lateinischen und Kyrillischen Buchstaben. Und bewundernswert auch die Sammlung alter Gedenkmedaillen. Auch für wichtige Deutsche, u.a. für Johann Gottfried von Herder. Memento Mortuorum.
Und ich wechsle in das nächste Museum für Geschichte der Stadt Riga und die Seefahrt. Ich fange an mit dem Studium der Urgeschichte des Unterlaufes der Daugava (Düna). Dann kommt Riga als Bestandteil von Livland. Weiter besuche ich die Abteilung, die Riga unter Polnischer und Schwedischer Herrschaft beschreibt (1581-1710). Und dann folgt Riga im Russischen Reich (1710-1918). Und dann kommt das was später war…
Bei der Schifffahrt spielt die Hanse eine große Rolle. Riga war Hansestadt. Informiert wird per Karte über alle Hansestädte und über die Branches, Vertriebsbüros würde man heute sagen.
Beim Abgang aus dem Museum sehe ich noch eine Gedenktafel für den Architekten als Erbauer des Saales, Christoph Haberland, Stadtbaumeister in Riga von 1750- 1803.
Aber jetzt packt mich der kleine Mittagshunger. Ich verlasse das Museum und suche eine Kubanische Baar auf und esse Nachos und dazu ein lokales Bier.
Immer wieder nieselt und regnet es. Ich besuche als nächstes das Schwarzhäupterhaus. Das ist das Versammlungshaus der Schwarzhäupter Bruderschaft. 1334 wurde es erbaut. Die Schwarzhäupter war ein Zusammenschluss junger unverheirateter Kaufleute, Kapitäne und Goldschmiede. Am 29 Juni 1941 im Zweiten Weltkrieg brannte das Gebäude nieder. Später wurde es dann gesprengt. Schon zu Zeiten der Sowjetunion dachte man über den Wiederaufbau nach. Von 1994 bis 1999 wurde es dann wieder in seiner einstigen Schönheit errichtet. In dem Gebäude finden wichtige Empfänge statt, Viele europäische Präsidenten waren hier, EU Bürokraten und die Königin Elisabeth. Frau Merkel war hier noch am Ende ihrer letzten Amtszeit. Die Wände sind voll mit Bildern. Tolle Kachelöfen und Möbel hat es hier, eben ein Museum. Beim Verlassen des Schwarzhäupterhauses sehe ich noch eine Tafel, die an Richard Wagner erinnert. Der dirigierte hier Konzerte im Haus in den Jahren1837-1839.
Mein nächstes Ziel sind die Markthallen des Rigaer Zentralmarktes. Aus den beiden historischen Zeppelinhangars sind fünf Pavillons entstanden. Seit 1930 ist der Markt in Betrieb. Ich kaufe im Fischmarkt Wildlachskaviar. Früher kam der aus Russland, jetzt kommt der aus Alaska. Ich frage die Verkäuferin auf Russisch, ob den Putin dorthin gebracht hat. Sie antwortet scherzhaft, der ist doch schon zurück.
Mein letztes Museum ist das Kriegsmuseum. Wenn man sich das anschaut kommt einem der Gedanke, dass Lettland immer im Krieg war. Schwedisch russischer Krieg, erster Weltkrieg, Bürgerkrieg, zweiter Weltkrieg. Waffen und Uniformen sind zu sehen und es ist eine Werbeplattform für die NATO. Und die heldenhaften Kämpfer der ukrainischen Armee werden gezeigt. Am Eingang des Museums steht ein Militärfahrzeug der Ukrainischen Armee, zerschossen im Konflikt mit der Russischen Föderation. Schlimm, wenn man das sieht. Das sollten sich mal die jungen Politiker in Deutschland anschauen. Kriegstüchtigkeit wollen die und wissen aus ihrer Vergangenheit nicht was Krieg ist, geschweige denn haben viele von denen sicher nie eine Waffe in der Hand gehabt.
So, für heute reicht es. Morgen segle ich weiter.










Lieber Steffen,
Hier etwas zu Deiner Frage bezüglich der Kuhstatuen in Ventspils…..