Tag 40, Montag, 8. September 2025, Marienhamn (FIN) – Furusund Marina (S), 42 nm
Ich werde schon 7:00 Uhr wach aber erst 8:00 Uhr schaue ich aus dem Niedergang, totaler Nebel, keine 100 Meter Sicht. Das kann ja heiter werden, denke ich. Ich gebe unzählige Wegpunkte in den Kartenplotter ein.
Dennoch, keine Planänderung, ich lege 8:35 Uhr ab. Kein Wind erst mal. Radar ist eingeschaltet und ich arbeite die Wegpunkte ab, einen nach dem anderen. Ab und an gebe ich ein Hupsignal, aber es ist niemand unterwegs.
9:50 Uhr, nach 5 Meilen Maschinenfahrt bin ich raus aus den Schären. Ich setze Großsegel und Fock. Der Wind kommt mit 8 ktn aus Südost, gut für mich. Ich fahre 4 ktn ü.G. Ich visiere. den nächsten Wegpunkt, 20 nm entfernt, in Schweden an und stelle den Autopiloten an. Ich beobachte die Instrumente, Radar, AIS Signale und schaue in den Nebel. Jetzt bekommt das Wort Wache seine wirkliche Bedeutung.
10:30 Uhr geht der Wind dann mal runter, Ich schalte die Maschine zu und rolle das Focksegel ein. Gegen 11:00 Uhr habe ich 10 Meilen geschafft. Der Wind kommt wieder und der Nebel hebt sich. Nicht, dass er weg ist, aber die Sicht wird besser. Ich rolle den Code Zero aus und mache plötzlich Fahrt bei der glatten See.
12:00 Uhr habe ich 20 Meilen versegelt. Zeitumstellung ist angesagt, ich habe wieder MEZ. Also, in Schweden ist es erst 11:00 Uhr. Ich habe eine Stunde gewonnen. Eigentlich wollte ich auf eine Insel gleich an der schwedischen Küste. Aber ich ändere meinen Plan, Ich werde noch 10…15 Meilen in den Furusund fahren. Da ist eine Marina die ich von früheren Reisen kenne.
Und der Nebel kommt wieder, je näher ich der schwedischen Küste komme. 13:30 Uhr ist der so dicht, dass ich mich nicht mehr auf den Code Zero konzentrieren kann. Ich rolle den ein, schalte Radar wieder an und arbeite neu gesetzte Wegpunkte ab. Ich muss jetzt auf die Betonnung und die Schären achten. Ich bin in den schwedischen Schären! Das Schiff fährt mit Maschinenkraft.
14:00 Uhr habe ich 30 Meilen versegelt und verfahren. Immerhin, bei dem Nebel bin ich 20 Meilen gesegelt! 15:30 Uhr berge ich nun auch das Großsegel und bereite das Schiff zum Anlegen vor. Ich erreiche die Marina Furusund 16:20 Uhr und lege an, längsseits. Die Marina ist leer.
Ich suche den Hafenmeister, keiner da, auch gut. Hier ist die Saison zu ende. Ich koche mir eine riesen Portion Sächsische Flecke aus der Büchse und verfeinere mit Kartoffelstücken, Kapern und saurer Gurke. Ich geniese das Bier dazu und werde müde.
20:00 Uhr bin ich in der Koje und schlafe über meinem Buch ein. Wird wohl noch lange dauern bis ich den Krimi durch habe.





Tag 41, Dienstag, 9. September 2025, Furusund Marina (S) – Stockholm Wasahmen (S), 34 nm
Überraschung, der Nebel ist weg und die Sonne scheint. Sommer in Schweden. In der Nacht noch und am Morgen habe ich die Typhone, die Nebelhörner, der großen Fähren die hier im Furusund verkehren, gehört und mir hat Schreckliches geschwant. Aber die Welt ist wieder heil, kein Nebel.
8:25 Uhr lege ich ab, aber die Welt ist doch nicht ganz heil: der Wind fehlt zum Segeln. Na und, da muss die Maschine herhalten. Das Wasser ist glatt und die Sonne spiegelt sich drin. Ich sehe mich an den Schären, den mit hübschen Häusern bebautem Ufer satt.
Bis 9:00 Uhr herum geht das so, dann kommt langsam Wind auf. Ich setze Groß und rolle den Code Zero aus und komme bei 7ktn Wind auf immerhin 5,5 ktn Fahrt ü.G.
10:35 Uhr habe ich 10 Meilen versegelt und die Fähre Baltic Princes kommt mir mit 10 ktn entgegen. Ich halte mich ganz rechts im Fahrwasser.
Die Sonne scheint aber 12:00 Uhr ist der Wind erst mal weg. Ich rolle das Leichtwindsegel ein und schiebe mit Maschine. Und eine halbe Stunde später ist der Wind wieder da, Maschine aus und den Code Zero wieder ausgerollt. Zwischenzeitlich kommt immer mal eine Windböe zwischen den Schären durch, da fahre ich auch mal 7 ktn ü.G.
Bis 13:00 Uhr bin ich 20 Meilen gesegelt. Der Wind kommt jetzt ziemlich von vorn. Der Code Zero geht jetzt nicht mehr, ich rolle den ein. Es geht mit Maschinenkraft weiter, an Vaxholmen vorbei. Eigentlich wollte ich hier Halt machen, aber ich kenne die Burg und den Ort von früheren Reisen. Trotzdem, hübsch anzusehen die Burg und der Ort bei diesem Sonnenwetter.
Das letzte Stück vor Stockholm ändere ich wieder den Kurs. Und jetzt kann ich die letzten 5 Meilen nochmal segeln, mit Groß und Code Zero. Ich steuere auf Stockholm zu. Ein schönes Gefühl!
16:20 Uhr lege ich rückwärts zwischen den Fingern in der Wasahamen Marina an. Rasch gehe ich zum Hafenmeister. Der ist nicht da. Ich buche den Platz über die Dockspot App.
Dann mache ich mein Fahrrad fertig und radle in die Stadt. Ich suche die Altstadt mit ihren Gassen und Pubs. Viele Leute sind hier in Stockholm unterwegs und militante Fahrradfahrer. Ein ganz anderes Leben hier, nach Helsinki und gar Marienhamn. Die Stadt lebt und ich finde einen Pub und trinke IPA und esse eine Kleinigkeit. Dann radle ich zurück. Morgen dann ist Museum angesagt und ein bisschen Stadtrundfahrt mit dem Fahrrad.















Tag 42, Mittwoch, 10. September 2025, Stockholm Wasahmen (S), Hafentag, keine Meilen
Der Tag beginnt mit bestem Sommerwetter. Ich freue mich auf meine Tour durch die Stadt und die Museen. Ich bin noch am überlegen, ob ich heute Nachmittag die Marina verlasse und weiter Richtung Süden fahre. Na mal sehen!
10:00 Uhr bin ich mit all meinen Verrichtungen fertig und radle los zum Wasamuseum. Das ist mit dem Fahrrad nur 3… 5 Minuten entfernt. Gott sei Dank, denn ich habe mein Portemonnaie auf dem Schiff vergessen. Also noch mal zurückgeradelt und so bin ich erst 10:30 Uhr im Museum. Obwohl das erst 10:00 Uhr öffnet ist schon wahnsinniger Betrieb. Reisegruppen aus Indien und China oder Japan. Ein ganzschönes Gerammle. Und ich schaue mir die Wasa nun schon das vierte oder fünfte Mal an. Es ist immer wieder interessant. Auch welcher technischer Aufwand betrieben wird um das Schiff zu erhalten. Ich unterhalte mich mit Museumsmitarbeitern die Messungen vornehmen, wie sich die Lage des Schiffes eventuell verändert. Neue Stützen sind unter dem Schiff angebracht und überall Drucksensoren. Ich laufe alle Etagen ab und fotografiere. Einen Film schicke ich an meinen Sohn und meine Tochter und frage ob sie sich erinnern. Damals als wir im Jahre 2000 oder 1999 alle zusammen zu den Ålands gesegelt sind, haben wir in Stockholm Halt gemacht und uns die Wasa angeschaut.
Ich habe mich satt gesehen und radle vom Museum in die Stadt. Eigentlich kreuz und quer durch das Alte Zentrum. Ich habe keine bestimmten Ziele. Ich will nur Stockholm einatmen und genießen. Ich schaue mir verschiedene Kirchen an. Die St. Dorothea kann ich ohne Eintritt besuchen. Innen ist ein Gottesdienst. Ich nehme auf einer der hinteren Bänke Platz und höre zu und ich verstehe: Jesu Christ, tak. (steht für Danke). Eigentlich schön in einer Kirche zu meditieren.
Die nächste Kirche, die ich besuchen möchte verlangt Eintritt. Das spare ich mir. Und weil ich einmal bei den Kirchen bin, es gibt in der Altstadt eine Deutsche Kirche, Tysk Kirke… Leider hat die nur am Freitag und Samstag geöffnet. Über dem Tor zum Kirchhof steht auf Deutsch: Fürchtet Gott! Ehret den König! Beeindruckend… Wenn ich an Gott glauben würde, würde ich ihn vielleicht fürchten aber unsere Regierung würde ich nicht ehren…
Die Altstadt ist wunderschön, mit ihren Gassen und den schmalen Seitenwegen und auch Treppen. Ich wandle ziellos in der Altstadt bis der kleine Hunger kommt. Eigentlich hatte ich eine Gaststätte geplant, wo es ein Buffet zu annehmbaren Preis gab, aber da sehe ich ein niedliches Italienisches Restaurant, wo man an der geöffneten Fensterfront dem Treiben auf der Gasse davor zuschauen kann. Und meine Wahl ist gut, es gibt ein Mittags-Lunch-Angebot für einen kleinen Preis.
Und dann gehe ich in die Palastgebäude des Königs, das heißt auf den Hof. Ein Bewacher weist mich zurecht, als ich eine nicht sichtbare Linie zum Fotografieren überschritten habe, aber er schießt nicht.
Überhaupt ist die sichtbare Polizeipräsenz überall auf den Straßen auffällig. Mit schusssicheren Westen und teilweise mit Maschinenpistolen patrouillieren die.
Ach, da fällt mir ein, gestern bin ich Zeuge einer Pro-Palästina Demonstration geworden. Mit einer riesigen Polizeipräsenz herum. Ich habe mich schnell vorbeigemogelt.
Ja, und ich besuche noch das Nobelpreismuseum in der Altstadt. Ich lese Namen wie Solchenizyn, Sacharov und Lech Walesa und Obama. Nicht finde ich den Albert Einstein der 1921 den Nobelpreis für Physik erhielt. Das Museum besteht aus Hinterlassenschaften und Gaben der Nobelpreislaureaten, Stifte, Apparaturen, Schriften und allerlei Dinge. Ich bin ein bisschen enttäuscht. Einzig die Medaillen die gezeigt wurden finde ich interessant.
Es ist dann 15:00 Uhr und es fängt an zu nieseln. Ich suche noch einen Supermarkt um nötiges einzukaufen. Als ich rauskomme regnet es. Ich fahre zurück zum Schiff und der Regen wird immer stärker. Ich werde patschnass.
Zurück auf dem Schiff rufe ich erst mal die Port and Traffic Control an. Ich erkundige mich nach den Brückenöffnungszeiten. Ich will morgen weiter Richtung Södertalje. Erste Öffnung der Danviksbron Brücke ist 9:30 Uhr. Das passt.















Tag 43, Donnerstag, 11. September 2025, Stockholm Wasahmnen (S) – Södertälje, Mälabron (S), 25 nm
Wie üblich, Wecker steht auf 7:00 Uhr und ich bin 6:00 Uhr wach. Ist das nun senile Bettflucht oder immer die Aufregung vor der Reise…es wird wohl eine Kombination sein. Also habe ich viel Zeit für das Frühstück und dann ist noch einiges zu klarieren an Bord.
8:45 Uhr lege ich ab. Ich verabschiede mich noch von dem Boot hinter mir, die Segler sind aus Köln. Wir hatten gestern Abend noch ein paar Worte gewechselt.
Es geht quer über das Wasser an das andere Ufer von Stockholm. 1 Meile ist das nur von meiner Wasahamenen Marina bis zur Danviksbron Brücke die am Anfang des Labyrinths nach Södertälje noch den Weg versperrt. Ich mache in dem Kanal vor der Brücke provisorisch fest und bekomme per Funk die Mitteilung, dass die Brücke um 9:30 Uhr öffnet. Und die öffnet sich pünktlich. Mit mir fährt noch ein anderes Segelboot durch.
Weiter geht es über kanalartiges Hinterland an Apartmenthäusern, rechts und links, vorbei. Dann kommt die nächste Brücke und darunter eine Schleuse. Die Schleuse ist einigermaßen synchronisiert mit der Brücke vorher, ich habe keine Wartezeit.
Weiter geht es durch ein Brückenpaar mit einer Durchfahrtshöhe von 25 Metern, kein Problem für meine All Right 2.
Und dann kommt die letzte Brücke, die Liljeholmbron. Die hat nur eine lichte Höhe von 13 Meter im geschlossenen Zustand. Ich muss auf die Brückenöffnung warten, sie wird angezeigt: stündlich zur halben Stunde nach der vollen Stunde, so wird es schwedisch und englisch angezeigt. Ich warte und 10:30 Uhr geht es durch.
Und jetzt gibt es keine Hindernisse mehr bis Södertälje. Der Wind weht achterlich mit 10…12 ktn. Erst mal verpacke ich den Code Zero, den brauche ich die nächste Zeit nicht. Dann setze ich Großsegel und Fock und es funktioniert eine knappe Stunde. Dann dreht der Wind von hinten mal nach Steuerbord und mal nach backbord. So wird das nichts. Ich berge die Segel wieder und fahre mit Maschinenkraft.
Das Wetter wird immer schlechter. Es fängt an zu regnen, ich baue das Bimini auf. Aber der Wind und der Regen kommen von hinten und da nützt das Bimini nur teilweise. Na. ich setze mich so weit nach vorne, fast unter die Sprayhood. Das Schiff läuft mit Autopilot.
13:10 Uhr bin ich an Langalsudde, der oberste Punkt des Seeweges nach Södertälje. Das ist wie eine Halbinsel und hier kehrt sich mein Kurs um. Ab jetzt sind es noch 7 nm bis Södertälje. Ich stelle mir jetzt die Frage, wann die Mälarbron Brücke vor Södertälje wohl öffnet und ich stelle im Internet fest, das die am Donnerstag dem 11.September ganztägig nicht öffnet, erst evtl. abends nach 19:00 Uhr wieder. Ich rufe den Brückenwärter an, der bestätigt und sichert mir zu, für mich die Brücke 19:00 Uhr zu öffnen. Jetzt bin ich erst mal beruhigt.
Der Regen wird immer stärker, es schüttet! Ich lege an einer Pier vor der Mälarbron Brücke längsseits an. Schön ist die Pier nicht, aber hier kann ich warten. Und ich melde mich nochmals beim Brückenwärter und sage ihm, dass ich für 19:00 Uhr bereit bin.
Ich koche mir Szegediner Gulasch mit Kartoffeln, esse und schaffe aber nur die Hälfte. Die zweite Hälfte werde ich morgen essen.
Inzwischen nimmt der Starke Wind immer mehr zu und es regnet abartig. Ich mache mir Sorgen, wie ich bei dem Wind von der Pier wegkomme und ich das Schiff in der Sleuse hinter der Mälarbron Brücke halte. Dann rufe ich den Brückenwärter an und wir einigen uns auf Brücken- und Schleusenpassage morgen 9:00 Uhr. Dann ist der Wind vorbei. Und ich bleibe heute hier an dieser nicht schönen Pier vor der Mälarbron Brücke liegen.








Tag 44, Freitag, 12. September 2025, Stockholm Södertälje, Mälabron (S)- Landsort (S), 30 nm
Meine Entscheidung war richtig, hier in Södertälje vor der Mälabron Brücke liegen zu bleiben. Gestern Abend habe ich die Sturmausläufer gespürt. In Böen neigte sich mein Schiff enorm zur Seite auf die Pier hin. Ich musste noch zusätzliche Fender ausbringen. Aber alles gut, nichts kaputt. Und dann der Regen in der Nacht. Obwohl ich gut geschlafen habe, war da im Unterbewusstsein das ständige Auftreffen der Regentropfen. Und dann in der Nacht kamen auch immer große Frachter vorbei, die die Brücke in Södertälje passiert haben.
Heute, am Morgen sieht alles wieder besser aus. Der Regen scheint nachgelassen zu haben und setzt auch manchmal aus. Scheint!!! Es ist nur der Schein.
Nach meinem Frühstück rufe ich den Brückenwärter wie vereinbart an, nur Anrufbeantworter und alle Ansagen in Schwedisch. Ich versuche es über VHF CH 68, und endlich eine Rückmeldung. Ich bekomme Anweisung, dass ich die Brücke passieren soll, wenn ein Frachtschiff nordbound kommt und ich soll vor dem Schiff durch die Brücke.
Dann kommt das weise Licht zum roten. Ich lege ab, die Brücke geht auf und da kommt der „Nordbound“-Dampfer schon und fährt unter die Brückendurchfahrt. Ich muss also dann doch warten. Und endlich, der Frachter fährt an mir vorbei nach Norden und ich fahre durch die geöffnete Brücke nach Süden.
Hinter der Brücke überall Wasserbaustellen. Die Pier zwischen Brücke und Schleuse wird neu gebaut. Überall gelbe Sperrtonnen. Jetzt ist mir klar, warum an manchen Tagen keine Brückenöffnung stattfindet. Also habe ich nichts verpasst. Gestern Regen und jetzt setzt auch wieder Starkregen ein.
Ich funke die Schleuse in Södertälje an und bekomme Freigabe für die Einfahrt. Ich kann kaum sehen, so regnet es. Ich schaue steuerbords unter dem Bimini raus. Dabei werde ich klitschnass. Na ich schaffe es in die Schleuse ganz vor hinter das südliche Tor und halte mich an den kurzen Tampen fest, die für die Segler gedacht sind. Der rechte Arm ist inzwischen klitschnass. Die Brille muss ich auch absetzen, keine Durchsicht mehr.
Endlich ist die Schleusung geschafft, das Schleusentor geht auf, ich lege ab. Aber halt! Da sehe ich, das die angeschlossene Klappbrücke noch nicht geöffnet ist. Maschine voll zurück. Ich warte, dann ist die kleine Brücke auch offen und ich habe freie Fahrt.
Und jetzt hört der Regen plötzlich auf. Weiter fahre ich durch Wasserbaustellen. Am Ende von Södertälje ist dann die Welt wieder schön. Ich fahre mit Maschinenkraft immer nach Südosten. Das ist fast Heimatkurs. Und die Sonne lacht jetzt auch. Ich hole die Fender und Anlegeleinen ein und rolle das Bimini zusammen und fange an die Sonne zu genießen. Endlich Sonne!
Leider habe ich den Wind genau von vorn, also weiter motoren! Ich genieße die Aussicht auf die Ufer und Schären. Vor mir ein Segler mit polnischer Flagge aber unter der Backbordsaling eine Schweizer Flagge und eine vom Berner Oberland. Offenbar Schweizer an Bord oder emigrierte Polen, was auch immer. Ich überhole die, fahre immer so 5,6 Ktn ü.G.
Bei der Fahrt erinnere ich mich an meine Reise 2018. Und da überlege ich mir an meiner Lieblingsinsel, Stora Arkholmen, vorbeizuschauen. Da lag ich auch im September und für zwei Tage zum Abwettern. Und das war am 14. September, heute ist der 12.September. Und ich mache einen kleinen Abstecher zu der Insel hin und überlege ob ich hier bleibe für die Nacht. Aber ich fahre weiter Richtung Landsort.
Als ich raus bin, fast auf dem offenen Meer, habe ich noch 6 Meilen und muss nach Osten abfallen. Jetzt habe ich eine Amwindkurs und überlege ob ich Segel setze. Aber Lust habe ich für die letzten paar Meilen nun auch nicht mehr. Ich fahre bis in meinen anvisierten Hafen weiter mit Maschine.
Und endlich, 15:00 Uhr lege ich an, in Norrhamen auf Landsort. Erst mal gehe ich Längsseits auf ausgewiesenem Marinatarain. Da ist aber so viel Schwell. Später verlege ich mich an einen anderen Platz.
Eigentlich habe ich darüber nachgedacht, mit dem Fahrrad zum Leuchtturm an der Südspitze von Landsort zu fahren. Aber nach meinem Rest Szegediner Gulasch, Bier und einem Schnaps werde ich faul. Ich lasse die Sonne auf mich scheinen während ich in der Plicht sitze. Und so geht der Rest des Tages auch rum.











Tag 45, Sonnabend, 13. September 2025, Landsort (S) – Arkösund (S), 43 nm
Heute ist das erste Mal, dass ich bis zum Weckerklingeln schlafe. 6:00 Uhr ist die Nacht zu ende.
Ich mache die üblichen Verrichtungen am Morgen. Bevor ich ablege fülle ich auch noch zwei Kanister Diesel in den Tank. Das Motoren durch die Södertälje und auch sonst fordert Diesel. Nur Segeln klappt eben nicht.
7:30 Uhr lege ich ab, mit der Hoffnung, dass der Südostwind mir erlaubt zu segeln. Ich habe mir zum Ziel gesetzt bis Gryts Varv zu kommen. Schönes Wetter ist ja heute. Ich fahre also raus aus dem kleinen Hafen, durch das Bojen Paar davor und dann stelle ich meinen Kurs ein bis zur Abbiegung nach Gryts Varv ein. Und ich habe den Wind auf voll auf der Nase. Aber ich kann nicht motoren bei der Welle. Also setze ich Segel und hole die richtig dicht und kreuze gegen an. Es geht langsam vorwärts in die Richtung die ich anvisiert habe, obwohl, ich fahre immer über 5 ktn ü.G. Langsam wird Landsort aber immer kleiner. Der Wind schwankt immer um die 12 ktn herum.
Später zähle ich die Wenden, die ich gefahren bin, 17 an der Zahl! Die Strecke von 16 nm Luftlinie auf der ich Wenden gefahren habe, ist dann 22 nm lang.
Unterwegs, 11:30 Uhr überlege ich, ob die Entscheidung Gryts Varv richtig ist. Ich bin jetzt 18 Meilen unterwegs und müsste noch weitere 45 Meilen segeln. Ne, das wird nichts, ich bin nicht auf der Flucht. Ich schaue mir die Karte an, Arkösund wäre eine Möglichkeit, nur noch reichlich 20 Meilen. Und das mache ich, ich ändere den Kurs ein wenig und schon komme ich ohne weitere Wenden vorwärts.
13:45 Uhr habe ich 30 Meilen versegelt.
15:00 Uhr ändere ich meinen Kurs von Südwest nach West. Und jetzt kommt der Wind aus 60° und ich werde richtig schnell. Auch ist der Wind jetzt viel stärker, 15…20 ktn, und das Schiff läuft schon 7 ktn. Ich sehe aber auch böse Regenwolken, die die Ursache für die Windzunahme sind. Na, hoffentlich muss ich nicht jetzt noch kurz vor dem Ziel reffen.
Nein ich reffe nicht, ich rolle die Fock ein und fahre weiter mit dem Großsegel, ungerefft und immerhin noch über 5 ktn.
2 Meilen vor dem Ziel berge ich das Großsegel und fahre das letzte Stück mit Maschine. Bei der Anfahrt bereite ich das Schiff für das Anlegen vor. Ich denke der Hafen wird leer sein und ich kann längsseits rangehen.
Bei der Anfahrt auf den Hafen kommt mir alles bekannt vor. Ich war schon hier, ich denke sogar zweimal schon.
16:00 Uhr bin ich fest und sitze auf dem Schiff, trinke meinen Anleger und geniese die Sonne. Auf dem Wasser war es kalt und hier schwitze ich.
Heute mache ich nichts mehr, bin wieder kaputt.
Einzig nach dem Duschen unterhalte ich mich mit Schweizern aus dem Berner Land. Es ist die Nauticat 35 „Sealion“. Die hatte ich gestern überholt auf meiner Fahrt von Södertälje nach Landsort. Nette Leute. Er ist 53 und hat eine Auszeit bei der Schweizer Bundesbahn genommen, um zu segeln.








Tag 46, Sonntag, 13. September 2025, Arkösund (S) –Lilla Måsholmen/Fiskehamn, 34 nm
Ich habe keinen Wecker gestellt und werde 7:30 Uhr wach. Workaholic, denke ich und stehe auf. Ich schaue aus dem Schiff raus, das Wetter sieht gut aus. Ich absolviere meinen Frühstücksablauf.
9:00 Uhr lege ich ab, erst mal zur Schiffstankstelle. Das letzte Mal habe ich in Estland, vor Tallin getankt. 89 Liter tanke ich zu und rechne. Bei den 49,5 Motorstunden heißt das, der D2-40 braucht bei den Drehzahlen die ich fahre 1,8 l/h.
Nachdem ich alles gerechnet und die Fender und Leinen verpackt habe, lege ich von der Tankstelle 9:40 Uhr ab. Ich fahre ein Stück aus der Bucht raus und setze das Großsegel.
Ich setze meinen geplanten Kurs ab, da kommt Gewitter auf. Und der Wind kommt nun auf die Nase. Das Großsegelsetzen hätte ich mir sparen können. Ich berge das Großsegel wieder, baue das Bimini auf und verstecke mich vor dem Regen. Es kotzt den toten Hund an, so denke ich.
12:00 Uhr, der Regen ist weg, endlich segeln. Der Wind kommt aus 30°, ich setze Groß und Fock und segle gegen an. Es mach Spaß zwischen den Schären. Ab und an muss ich mal aufkreuzen, aber ich komme ziemlich geradlinig voran.
15:15 Uhr ist der Segelspaß vorbei. Der Wind wird weniger und kommt auf die Nase. Macht keinen Sinn mehr. Ich fahre mit Groß und Maschine weiter.
Nach 14 :00 Uhr habe ich 22 Meilen versegelt und verfahren. Und ich schiebe weiter mit Maschine. Segeln wird wohl heute nicht mehr. An Gryts Varv bin ich lange vorbei und halte immer Ausschau wo ich festmachen könnte. Ein bisschen habe ich geliebäugelt mit Lofthammar, eine super Marina mit Sauna. Aber das sind noch 15 Meilen, weitere 3 Stunden.
Dann entdecke ich auf der Seekarte einen kleinen Anleger, Fiskehamen. Ich beende meine Reise und lege hier an. Ein Segler liegt hier an. Ansonsten kein Mensch hier. Wunderbar! An der Tafel steht: Anlegen kostet nichts und eine Steckdose für Landstrom gibt es gratis dazu.
Ich trinke meinen Anleger, gehe baden über die Heckleiter und habe danach eine schöne warme Dusche am Heck meines Schiffes. Dann gibt es den Rest der Spaghetti von gestern. Aber ein letzter Rest ist noch für morgen da. Alte Leute essen eben weniger.
Nach 19:00 Uhr wird es schon duster, mental stelle ich mich schon auf das Schlafen ein!





