Tag 54, Montag, 22. September 2025, Simrishamn (S) – Nexö (DK), 43 nm
Gestern Abend war ganz schön Wind in Simrishamn, Maximum 24 ktn im Hafen habe ich gemessen. Über Nacht im Schlaf mache ich mir Gedanken, wie ich vom Anlegefinger wegkomme. Ich liege Leeseitig auf dem Finger. Als ich heute früh aus dem Schiff schaue ist kein Wind, still ruht die See. Ich mache mir eben umsonst Gedanken. Auf jeden Fall bin ich zeitig wach.
7:30 Uhr dann lege ich ohne jede Schwierigkeit ab. Ich bin gleich erst mal sauer, weil kein Wind ist. Aber es scheint die Sonne. Ich fahre aus dem Hafen mit Maschinenkraft und noch ein Stück weiter. 8:00 Uhr setze ich die Segel. Der Wind bläst nur mit 7…8 Knoten, ganz anders als vorhergesagt. Ich segle und schiebe mit dem Motor.
8:15 Uhr regt sich was, der Wind kommt mit 10…13 ktn. Ich schalte den Motor aus und fahre 4,5 ktn ü.G. Ab 9:00 Uhr dann entspricht der Wind der Vorhersage. 12…14 ktn, jetzt geht es vorwärts, bei raumen Wind aus Nordwest.
9:30 Uhr habe ich schon die ersten 10 Meilen versegelt.
Vor mir ist Schiffsverkehr im Bornholmsgatt. Das Verkehrstrennungsgebiet muss ich von Nord nach Süd überqueren. Ich markiere alle AIS -Schiffssignale mit Vektoren. Die zeigen mir an ob die Frachter vor oder hinter mir durchgehen.
9:30 Uhr fahre ich ein in das Verkehrstrennungsgebiet, 10:00 Uhr bin ich in der Mitte und 10:30 Uhr verlasse ich die Verkehrstrennung im Süden, gleich neben der Davids Bake.
Ich sehe Bornholm vor mir. 11:10 Uhr habe ich 20 Meilen geschafft. 11:20 Uhr habe ich die Nordspitze von Bornholm an Steuerbord querab.
Ab jetzt segle ich an der Ostseite Bornholms südwärts. 11:35 Uhr bin ich auf der Höhe von Alinge. Es ist schön die Küste von Bornholm wieder zu sehen.
Ich nehme jetzt das Vorsegel weg, der Wind kommt direkt von hinten und da steht das Vorsegel im Schatten des Großsegels nicht mehr.
12:35 Uhr habe ich 30 Meilen versegelt, ich bin auf Höhe Gudhjem. Die Welle ist jetzt nicht mehr so stark wie im Bornholmsgatt und der Wind kommt mehr von West. Ich rolle das Vorsegel wieder aus.
Den ganzen Tag ist es schon bedeckt und es gibt keine wärmende Sonne. Ich habe obenrum vier Schichten an, unten rum nur 3 Schichten. Ich denke, wenn es so weitergeht brauche ich ab morgen den gefütterten Overall.
14:00 Uhr habe ich an Steuerbord Svaneke. Es ist nicht mehr weit, ich bin schnell bei halben Wind. Jetzt sind es sogar manchmal 8 ktn ü.G.
14:45 Uhr berge ich die Segel. 15:00 Uhr habe ich längsseits angelegt.
Ich trinke meinen Anleger und sehe wie der Segler, der mich am Morgen in Simrishamn verabschiedet hat, hier im Hafen einläuft. Mit seiner kleinen Segelyacht „Frieda“ ist der Skipper mir schnell gefolgt. Ich helfe ihm beim Anlegen, er ist auch Singlehand.
Und wir kommen ins Gespräch. Er heißt Stefan und ist Österreicher. Also trinken wir dann gleich auf meinem Schiff noch ein Bier zusammen. Wir verabreden uns für den Abend zu weiterem Biergenuss.
Dann kommt der Gang zum hinteren Hafenbecken. Dort ist ein Seglerladen und die Hafengebühr ist ebenda zu zahlen. Und ich kaufe mir dort gleich ein paar einfache Seglerschuhe. Als wir mit Robert im Juli hier waren hatte sich mein Sohn auch Schuhe gekauft. Als ich dann hin bin war der Laden schon zu. Also heute klappt das aber mit dem Schuhkauf.
Ein bisschen laufe ich noch durch Nexö und mache kleine Besorgungen im Lidl Supermarkt.
Und wie verabredet treffe ich mich mit dem Stefan auf meinem Schiff und wir machen ein Sixpack Bier nieder. Dabei reden wir über das Segeln, über uns, was wir machen und gemacht haben und über die Blödheit mancher Politiker in Österreich wie in Deutschland.






Tag 55, Dienstag, 23. September 2025, Nexö (DK) – Diwenow (PL), 65 nm
Der Wecker klingelt 5:00 Uhr. Es geht heute weit. Bis 6:00 Uhr bin ich soweit fertig. Ich wechsle noch die Seekarte im Kartenplotter. Als ich das Schiff außen klarmache, sehe ich das der Stefan von der S/Y Frieda sein Schiff auch fertig macht zum Ablegen. Er ruft mir zu, dass er sich nach unserem gestrigen Gespräch auch für Diwenow entschieden hat. Er legt sodann gleich ab, ich brauche noch ein bisschen.
6:20 Uhr bin ich dann soweit, Leinen los!
Es ist noch duster, die Positionslichter habe ich ein geschaltet. Als ich aus dem Hafen rausfahre ist die See flach und der Wind lässt zu wünschen übrig. Dennoch, ich setze Segel.
Erst mal muss ich wegen schwachen Wind bis Höhe Südspitze Bornholm mit Maschine schieben. Diese Position, querab Duderode erreiche ich 7:00 Uhr etwa.
8:00 Uhr habe ich reichlich 10 Meilen geschafft. Der Wind weht mit 10…11 Knoten. Ich fahre hoch am Wind und komme auf etwas über 5 ktn ü.G. Aber die Welle kommt von der Seite und das Schiff rollt. Das nervt!
Viel zu berichten über die lange Fahrt gibt es nicht. 9:30 Uhr 20 Meilen, 11:10 Uhr 30 Meilen, 12:45 Uhr 40 Meilen, 14:20 Uhr 50 Meilen und 16:10 Uhr 60 Meilen versegelt.
Unterwegs, innerhalb der polnischen 12-Meilenzone übt die Polnische Marine Seekrieg.
Die letzten 9 Meilen schiebe ich mit Maschine bis zum Hafen. Die Segel habe ich eingeholt.
17:30 Uhr habe ich in der hübschen Marina Diwenow angelegt. Der Hafenmeister kam mit dem Fahrrad herumgeradelt und nimmt mir die Leinen ab.
Etwa eine Stunde nach mir trifft der Stefan mit seiner SY Frieda ein und legt neben mir an.
Und wir gehen gemeinsam zu Fuß in den kleinen Ort Diwenow. Unser Ziel ein Restaurant. Der Ort ist leer und wir sind fast die einzigen Gäste im Restaurant. Aber es schmeckt für kleinsten Preis. 21:00 Uhr verlassen wir die Gaststätte und wandern zurück zur Marina. Es ist stockdunkel.





Tag 56, Mittwoch, 24. September 2025, Diwenow (PL) – Peenemünde (D), 62 nm
7:00 Uhr schaue ich aus dem Schiff. Ein schöner Herbsttag mit Sonne. Heute wird die Reise nicht so lang, 45 Meilen habe ich vorgeschaut. Ich nehme mir Zeit und ich nehme die Sanitäreinrichtung im Hafen für die Körperwäsche in Anspruch. Nach dem Frühstück baue ich den Code Zero an. Ich erwarte zumindest am Anfang wenig Wind.
9:15 Uhr verabschiede ich mich von Stefan, den Skipper der Frieda, nachdem ich ihm noch den Weg über Swinemünde, die Kaiserfahrt und das Stettiner Haff, den Greifswalder Bodden bis Barhöft erklärt habe.
Also ich fahre aus der Mole der Dwina-Mündung raus. Hier an der Mole versandet es ganz schön. Ich muss mich an der grünen Seite halten, aber auch hier geht es von 4 Meter unterm Kiel auf 2 Meter.
Die See auf der Ostsee ist flach aber langgezogen wellig. Ich setze das Großsegel und rolle den Code Zero aus. Der Wind kommt aus Südost. Ich komme nicht auf Idealkurs Richtung Oie. Vielmehr komme ich Richtung Saßnitz. Na ich fahre erst mal in diese Richtung. 10:00 Uhr habe ich 10 Meilen versegelt.
Später schifte ich den Großbaum nach Steuerbord und fahre den Code Zero weiter auf Backbordbug, Schmetterling. Es geht einigermaßen vorwärts, hätte mir aber eine schnellere Fahrt gewünscht.
13:30 Uhr passiere ich das betonnte Fahrwasser Richtung Swinemünde. Ich habe schon 22 Meilen geloggt. Bis 14:30 Uhr fahre ich weiter den Code Zero und das Großsegel wieder auf Backbordbug. Dann nimmt der Wind zu, 15 ktn schon. Ich rolle das Leichtwindsegel ein und die Fock aus.
14:50 Uhr sind schon 17 ktn Wind und meine Fahrt geht jetzt in Richtung Idealkurs und ich werde schneller. Je näher ich an die Insel Oie komme umso zügiger geht die Fahrt. Halbwind bis Raum, manchmal fahre ich 7 ktn ü.G.
Im betonnten Fahrwasser hinter der Insel Ruden rolle ich die Fock ein. Es geht nur mit Großsegel schnell genug.
Die letzten 4 Meilen im Fahrwasser nach Peenemünde starte ich dann den Motor und bereite das Schiff schon für das Anlegen vor. Ich will schnell anlegen, weil die Hafenbar „Dünner Hering“ nur bis 18:00 Uhr geöffnet hat. Das muss ich schaffen.
Und ich lege Punkt 17:00 Uhr am Schwimmsteg an der Hafenbar an und sitze kurz danach in der Gaststätte. Das heißt auf einem alten Schiff, wo sich die Hafenbar befindet und esse den Sahnehering, auf den ich mich gefreut habe.
Dann setze ich mich in die Plicht meines Schiffes und genieße bis zum Dunkelwerden den letzten Rotwein an Bord und eine Zigarre.






Tag 57, Donnerstag, 25. September 2025, Peenemünde (D) – Gustow (D), 27 nm
Heute geht es endgültig nach Hause. Zuvor gönne ich mir noch ein letztes ordentliches Frühstück mit Brötchen, die ich in der Hafenbar gestern Abend noch bestellt hatte.
9:45 Uhr lege ich ab. Der Wind kommt aus dem Osten und bläst kräftig. Wird wohl eine schnelle Fahrt werden. Das Großsegel setze ich gleich vor der Hafeneinfahrt.
Dann geht es raus in das betonnte Fahrwasser Richtung Ruden. Schon mit Großsegel alleine fahre ich über 5 ktn. Kurz rolle ich die Fock aus. Aber es ist so ein Knatter. Der Wind bläst mit 14…15 ktn. Gleich fahre ich 7 ktn ü.G. Das ist mir zu schnell im betonnten Fahrwasser. Ich rolle die Fock wieder ein.
10:35 Uhr bin ich aus dem Betonnten Fahrwasser raus und im Greifswalder Bodden. Inzwischen bewegt sich der Wind zwischen 16 und 20 ktn. Ich fahre raumen Kurs nur mit dem Großsegel. Es geht auf direkten Kurs Richtung Palmer Ort. Zwischenzeitlich fahre ich oft über 7 ktn, Spitzengeschwindigkeit war 8,2 ktn ü.G. 12:20 Uhr schon bin ich an der südlichen Einfahrt zum Strelasund.
Auch den Strelasund geht es hinauf nur mit Großsegel. Einzig ich schifte on Backbordbug auf Steuerbordbug. 13:00 Uhr bin ich an der Stahlbroder Fähre, die heute wegen des Starkwindes nicht fährt.
Vor dem Fahrwasser nach Gustow berge ich das Großsegel und rege mich noch über eine Charteryacht auf, die beim Bergen des Segels direkt auf mich zufährt.
13:55 Uhr lege ich in meinem Heimathafen an. Ich werde begrüßt von meiner Frau und der Besatzung der S/Y Sundjunge. Dann schimpfe ich erst mal mit den Leuten der Charteryacht. Auch mein Freund Thomas von der M/Y Time Bandit und einer seiner Kollegen kommen noch zur Begrüßung und später auch die Besatzung der S/Y Lady 2.
Die Leute von der Charteryacht lade ich dann zur Versöhnung auf unser Schiff ein. Dabei stellt sich heraus, dass es Physiker vom Helmholzinstitut sind und einer von denen gar an der Humboldt Uni mit Moni studiert hat (aber jüngeres Studienjahr als Moni). Und deshalb laden wir die drei, Ulli, Marcus und Guido zu uns noch nach Hause ein.
Und so endet der Tag feuchtfröhlich.
Statistik:
Reisedauer 57 Tage, davon 13 Hafentage; 6 Länder: Dänemark, Schweden, Lettland, Estland, Finnland, Polen; 1.746 Nautische Meilen; Durchschnittliches Tagesetmal 44 nm; Längste Strecke 89 nm, kürzeste 16 nm; Durchschnittlich 3 Motorstunden pro Segeltag.


Lieber Steffen,
Sonnige Grüße der Crew von Frieda!
Wir haben den Heimathafen Wackerballig gestern erreicht und dank deiner ausführlichen Schilderunger und guten Tipps alle Schäge durchs Haff und nach Strahlsund gut geshafft.
Deine Geselligkeit habe ich sehr genossen und hoffe, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen.
Immer schon hart am Wind Wind bleiben, Steffen.
Bis bald, Stefan
Moin Stefan,
Die freude war ganz auf meiner seite. Als singlehand freut man sich immer über kommunikation.
Freue mich ,dass meine ratschläge zum haff auf nährboden gefallen sind.
Ich werde im oktober noch mal 150 meilen mit frau und enkelin um usedom herumsegeln. Dann habe ich für dieses jahr wieder mehr al 3000 meilen geschafft. Am ende des jahres geht es nach saalbach hinterglemm zum skifahren.
Also alles gute dir. Weiter immer eine handbreit wasser unterm kiel. Wer weis, die welt ist klein und man sieht sich wieder.
Viel erfolg bei deinem promotionsvorhaben.
Habe die ehre!
Steffen