Ich habe Euch im Logbuch versprochen noch eine Geschichte zu erzählen – wahr ist sie.
Am 2. Juli laufen wir auf die Greifswalder Oie zu. Ich habe Freunde an Bord. Das ist wichtig zu wissen, denn sie leisten erste Hilfe.
Vor dem Einlaufen in den Schutzhafen, denn er ist eigentlich leider nur ein Schutzhafen, übergebe ich das Ruder meinem Freund. Ich will die Leine und den Mooringhaken vorbereiten. Heißt, öffnen der Backskiste und das Zeug rausholen. Normal sichert man den Deckel- darüber belehre ich immer die Mitreisenden. Mich hat keiner belehrt und der Deckel fällt mir auf den Kopf, besser die Kante vom Deckel. Adrenalin und kein Schmerz, umso mehr Blut.
Leine und Haken waren raus aus der Backskiste. Jetzt schnell Notverband anlegen. Man findet schnell die Kiste mit Medizin und Verbandszeug. Mein Hausarzt und wichtiger Freund am alten Wohnsitz in Sachsen, hat mir trotz seiner Nierensteine noch schnell vor der Reise ein Sortiment zusammen-gestellt. Also, ohne Kompresse schnell einige Windungen Mullbinde um den Kopf und Blutung stoppt. Musste schnell gehen, denn wir laufen ja gleich in den Nothafen ein.
Nachdem wir nun verbunden waren mit der Mooringboje kam die 2. Hilfe. Binde ab und Desinfektion mit Wunddessinfektionsspray und danach mit Betaisodona Lösung von außen und Wodka von innen.
Dann ein paar Haare weggeschnitten und der Versuch mit Platzwundenstretch den Laden zusammenzuziehen. Der Versuch misslingt da Pflaster auf Haaren schlecht hält und rasieren lassen wollte ich mich nicht. Im Jahre des Ausscheidens der Deutschen aus einer Fußball WM wollte man doch nicht seinen Haarschopf aufgeben. Macht der Bundestrainer ja auch nicht nach all der Schmach.
So, jetzt haben wir endlich den Grund für den Nothafen… klingt wie Heimatschuß.
Ich habe Kopfschmerzen und lege mich 15:00 Uhr kurz hin. Gefühlt eine Stunde schlafe ich, da wecken mich meine Mitreisenden: Polizeikontrolle, Bundespolizei/Küstenwache. Drei berittene Beamte auf 200 PS Schlauchboot, Kugelsichere Westen, Schwimmwesten darüber, Handfeuerwaffen am Koppel, und vieles mehr. Die Kontrolle verlief ohne bV. Eine Frage hatte der protokollierende Beamte doch noch: Sie wissen aber das die Greifswalder Oie ein Nothafen ist. Ich: NATÜRLICH! Und zeigte meine Kopfwunde. Die Beamten wünschen gute Besserung und fahren davon.
Das Mutterschiff der Küstenwache, 64m LüA liegt in Lee der Greifswalder Oie vor Anker. Das ist vom Nothafen, ich denke 30 Minuten Entfernung. Ein Motorboot mit 200 PS braucht locker 25 Ltr + pro Stunde! Also kostet die Kontrolle unserer Papiere und dass wir über die Ostsee keine Flüchtlinge nach Deutschland gebracht haben 25 Ltr x 1,50 € + den Stundensatz von 3 Beamten. Jetzt weiß ich warum ich so viel Lohnsteuer zahle.
Du solltest auf jeden Fall weiter schreiben. Gut zu lesen. Aber bitte nicht weiter verstümmeln, um in den Nothafen fahren zu dürfen.
Steffen, Please take care! You need us strong and healthy.
I’m recoverd already. But anyway you right. My family needs me as well.
Good morning Azam,
I’m sailing again.
Steffen