Liebau im Kurland, auf Lettisch Liepaja in Kurzeme
Der 25. Juli gehört den ganzen Tag Liebau. Ich nehme mein Fahrrad und fahre ungefrühstückt bis zu einem kleinen Kaffee in der Liela Iela. Esse Croissant und trinke Kaffee. Erst mal studiere ich die Karte und die Broschüre die mir der Hafenmeister am Vorabend gegeben hat. Eigentlich dachte ich nur in der Altstadt zu bleiben, aber jetzt interessiert mich der Stadtteil Karosta.
Ich fahre los Richtung Karosta, sind ein paar Kilometer durch den Stadtteil Jaunliepaja und Ziemelu Priekspilseta. Erstes Highlight sollte die Oskars-Kalpaks-Brücke sein. Sie ist eine Doppeldrehbrücke, konstruiert von einem Deutschen – Harald Hals. Die beiden identischen Drehteile stehen auf offen, so dass mein Weg versperrt ist. Die Brücke wird repariert. Ich muss weiter einen riesigen Umweg von geschätzt 5 km fahren.
Also um nach Karosta zu kommen umfahre ich ein riesiges Hafenbecken in denen in der Reihenfolge folgende Kriegsflotten lagen: die zaristische Russische , die Deutsche des Kaiserreiches, die Lettische, dann die Deutsche des 3. Reiches, die Sowjetische Rotbannerflotte und jetzt ist es ein Industriehafen.
Auf Karosta hat der russische Zar eine Garnisonsstadt mit dem Hafen, beginnend ab 1890, errichten lassen. Ich besuche als erstes die orthodoxe Marienkathedrale von St. Nikolaus. Schon wieder recht gut renoviert, hat man doch die Kathedrale während der Sowjetzeit als Sporthalle zweckentfremdet.
Weiter führt mich meine Fahrradtour zur Nordfestung oder was davon noch übrig ist. Bunker, Artilleriestellungen. Die Natur holt sich das zurück. Es sieht bizarr aus wie das Meer den Beton zernagt.
Zurück nach Kosta fahre ich an der Nordmole vorbei, man hat hier der Ostsee schon zu Zarenzeit ein Riesiges Vorbecken abgewonnen.
Mich interessiert das Gefängnis von Karosta. Es war als letztes die ehemalige Komandantur mit angeschlossenen Gefängnis der Sowjetarmee für den Bezirk Liepaja. Heute ist es Museum.
Abschließend zu Karosta- es ist ein bizarrer Zusammenstoß solider schöner Backsteinbauweise des Zaristischen Russlands mit hässlichen Plattenbauten und schnell gemauerten Unterkünften der Sowjetzeit. Ich kann nur hoffen, dass man die Alten Kasernenbauten erhält und den Rest wegreist. Auch noch bemerkenswert sind die Alleen, alle Straßen beidseitig gesäumt von Bäumen aus jener Zeit.
Ich fahre zurück ins Zentrum, wieder bestimmt 8 km. Ich nehme diesmal einen direkteren Weg und komme an einem Umspannwerk 110kV vorbei. Mein Freund Valters hat hier seine Spuren in der Areva-Zeit hinterlassen: ich sehe Leistungschalter und Trenner von Areva… Die Wandler hat er von Pfiffner genommen.
In Jaunilipaja besuche ich die Lutherkirche, gebaut 1931. Weiter fahre ich vorbei am Raina Park, sehr schön aber die Trockenheit macht auch den Letten zu schaffen, das Laub fällt schon.
Ich komme jetzt wieder über den Tirdznecibas Kanal zurück wo mein All Right 2 liegt. Nächste Etappe ist die Altstadt, Vecliepaja. Viele Kirchen, Katholisch und Lutherisch, Bauten aus Holz und Stein, eine Universität die Stalinistisches Flair hat, aber sehr schön renoviert ist.
Ich schaue mir die St.- Anna –Kirche an und schiebe dann mein Fahrrad über den Markt vorbei an einer schönen Markthalle, gebaut zur Zarenzeit. Auf dem Markt erwerbe ich noch Zwiebeln, Gurken und Tomaten. Die Tomaten habe ich unten im Rucksack, am Abend waren dann alle gequetscht.
Ich gehe mir die St.-Josef Kathedrale ansehen, eine Katholische. Vor der Kathedrale ein Metallschild im Asphalt, Kyrilisch, welches auf die Firma verweist, die einst um 1900 asphaltiert hat.
Die Letten haben es mit den Musikern. Liepaja ist die Heimat vieler Musiker. Denen haben sie ein Denkmal gesetzt, Kleine Würfel mit Bronzenen Händeabdrücken der Künstler säumen eine Straße.
Inzwischen ist es 17:00 Uhr, ich bin kaputt und die Fahrradkette springt immer runter. Also ich suche noch einen Fahrradhändler mit angeschlossener Werkstatt. Das Problem ist nach 20 Minuten und für 5 € gelößt.
Brot kaufe ich noch und dann reichts für heute!