Ich war bereits am 31. Juli einen Tag auf Ruhnu. Mir hatte es super gefallen. Meine Tour hatte ich damals erst am Nachmittag unternommen. Nachmittags sind das Museum und die Kirchen geschlossen. Man muss also vormittags hin. Moni war begeistert von meiner ersten Geschichte, also laufen wir Ruhnu am 6. August nochmal gemeinsam an und erforschen die Geschichte von Ruhnu am 7. August 2018 .
„Ruhnu“ ist Schwedisch, auf Deutsch würde es „Runö“ heißen. Die Insel gehört zu Estland, es ist die südlichste estnische Insel. Sie ist heute permanent bewohnt von 60 Esten. Das war nicht immer so.
Im wunderschönen Museum der Insel lernen wir über die Geschichte (kursiv gedrucktes aus dem englischen, wie im Museum gelesen):
1341 Verleiht Johannes, Bishop von Kurland, dazu gehörte Ruhnu damals, das Recht nach Schwedischen Recht zu handeln.
1627wurde die älteste bekannte Karte Ruhnus gezeichnet
1644 wurde die noch heute existierende Holzkirche fertiggestellt
1646 wurde, veranlasst vom schwedischen König Gustav II Adolf, das erste Leuchtfeuer gebaut.
1676 -1677 wurde die Insel von Piraten beherrscht… vielleicht Störtebecker?
1682 beginnen die Kirchenaufzeichnungen
1710 Die Pest sucht die Insel heim, es überleben nur 80…. Es gab damals offenbar mehr Einwohner als heute.
1712 Das Russische Imperium unter Zar Peter dem Ersten Übernimmt die Insel, erkennt aber weiter Schwedisches Recht auf der Insel an. Ein Jahr danach schwören die Einwohner dem Zaren Loyalität.
1877 wurde der noch heute existierend stählerne Leuchtturm von einer Französischen Firma aus Le Havre erbaut
1912 wurde neben der Holzkirche in 5 Meter Entfernung noch eine Steinerne errichtet.
13.Oktober 1917, 1. Weltkrieg, Deutsche Kaiserliche Truppen nehmen die Insel ein. Erstmalig in der Kriegsgeschichte werden die Truppen mit Wasserflugzeugen herangebracht.
1919, nach dem 1. Weltkrieg bestimmen die Bewohner durch Volksentscheid, dass sie zu Estland gehören wollen. Zuvor hatte der schwedische König die Bitte um Anschluss abgelehnt.
Seit 1927 haben die Menschen auf Ruhnu Nachnamen
1941, September, wird die Insel von der Deutschen Wehrmacht eingenommen
1944, August, die meisten Einwohner sind ja schwedisch, fliehen fast alle Einwohner mit dem Motorschiff „Juhan“ nach Schweden. Sie fliehen vor der herannahenden Roten Armee.
1944 wird die Insel Sowjetisch
1949 wird das Eigentum kollektiviert
1958 es wird ein Dieselkraftwerk gebaut, seitdem gibt’s Elektrizität.
1991 erklärt Estland seine Unabhängigkeit und die stationierten Sowjetischen Marineeinheiten verlassen die Insel 1992
Wir lernen weiter das ein verherender Sturm im Herbst 1988 die Insel und den Hafen verwüstet haben.
Schon interessant wie wechselhaft die Geschichte einer so kleinen Insel von 12 km² ist.
Wovon lebt man auf der Insel? Landwirtschaft ein bisschen. Früher ausgeprägt der Robbenfang. Dazu gibt’s eine eindrucksvolle Ausstellung in der neuen Kirche.
Weiter sehenswert das alte Langhaus. Rekonstruiert wurde ein gesamtes Gehöft, alles mit Reetdach.
Übrigens viele der alten Häuser auf Ruhnu werden rekonstruiert alle mit Reetdächern. Die neuen werden im angepassten Stil gebaut. Und es wird viel restauriert und neu gebaut… Ferienhäuser. Im Sommer leben doppelt so viele Menschen auf der Insel wie im Winter.
Wir besuchen die Kirchen. Wunderschön erhalten die alte hölzerne. Gründer, Margraf von Brandenburg und Preußen und Livland (Lettland).
In der Kirche hängen Segelschiffe, sicher wegen der Seefahrerei der Einwohner. Es wird dort geschrieben, dass besonders die Männer multilingual waren, neben Schwedisch auch Estnisch, Lettisch und Litauisch sowie Russisch sprachen, weil sie viel in den Häfen der angrenzenden Länder unterwegs waren.
Auf dem Friedhof gibt es Gräber mit schwedischen, russischen, deutschen und estnischen Inschriften.
Wir sehen ein Kreuz, beschriftet mit Runen. In der Kirche lernen wir das jeder schwedischen Familie ein solches Zeichen zugeordnet war. In der steinernen Kirche ist eine Übersicht, welche Familien nach Schweden emigriert sind.
Wir essen Mittag in der Dorfkneipe. Es gibt Soljanka. Schmeckt super. Danach geht’s zum Baden an die Nordspitze der Insel.
Wir fahren zurück durch den Wald, zwar schattig aber wir werden von irgendwelchen lästigen Fliegen verfolgt.
Wir beschließen den Ausflug mit einem Besuch am Leuchtturm. Im Gegensatz zu meinem ersten Besuch kommen wir diesmal richtig ran. Wir fotografieren den Turm und das Herstellerschild: FORGES ET CHANTIERS DE LA MEDITERANEE, Havre, 1875. Ein Foto noch mit der Russischen Inschrift: MAYAK RUCHNU, V OSNAMENOVANIE 100LETI SO DNJA POSTROIKI 1877-1977, was so viel heißt: Leuchtturm Ruhnu, in Erinnerung an die 100-Jährige Wiederkehr seiner Erbauung.
Wir radeln zurück zum Schiff. Machen noch mal Reinschiff mit viel Wasser und erfrischen uns dabei selbst. Moni bereitet ein köstliches Gulasch mit Pfifferlingen und am Abend gibt’s noch einen Absacker auf der Terrasse der Hafenschänke mit herrlichen Blick auf die Marina die von Schilf umgeben ist und aufs Meer.