Im Moment bin ich im Restaurant „Slavjanskaja Trapesa“, eine Empfehlung von Hafenmeister Igor.
Ich bin inspiriert von der Musik von Taschaikovskij, die im Restaurant im Hintergrund läuft. Ich stehe natürlich auch schon unter dem Einfluss der Karaffe Zarskaya Wodka, welche ich mir bestellt habe und die langsam leer wird.
Also, ich habe es alleine durch 8 Schleusen zurück von Finnland nach Russland geschafft. Ein bisschen bin ich stolz, weil im Beisein von Moni bei der Bergfahrt mir immer das Selbstbewusstsein genommen wurde. Ich segle gerne mit meiner Moni, aber zwei Kapitäne an Bord…
Jetzt bei 200 g Wodka, Mors (Waldbeerensaft), Mineralwaser, Ogurzuij soljonuiye (eingelegten Gurken), Seldj s garnirom (Hering mit Kartoffeln und Zwiebeln) und Pelmeni, habe ich mein Selbstbewusstsein wieder. Irgendwie habe ich auch das Gefühl des Zuhause seins. Lange habe ich in Russland und den Ländern der früheren Sowjetunion gearbeitet. Ich komme gerne hier her und ich verstehe nicht warum so viele die Russen nicht mögen… beginnend mit Frau Merkel und einer Reihe der Ländervorstände der EU. Russland war immer Handelspartner für Deutschland, seit ewigen Zeiten. Wir haben sogar eine Zarin gestellt, Katharina die Zweite… Katharina von Zerbst…. Für die nicht wissen wo Zerbst ist… ist im Osten, in Sachsen-Anhalt.
An der Stelle erinnere ich mich. Als ich 1998 im Oktober/November zum Russisch Kurs in St. Petersburg war, habe ich die Niederschrift über das Leben der Katherina von Zerbst, einer Tochter eines Offiziers im Mittleren Rang gelesen. Die Katherina war ganz schön clever… und Machtbesessen wie heute Frauen in der ersten Reihe Deutschlands auch sind.
Also ich bin in Vyborg, früher finnisch, selbst die finnische Grenzkontrolle nutzt noch im Formular den alten Namen Viipori.
Es wäre jetzt langweilig nochmals zu erzählen wie Moni und ich den Saimaa Kanal hochgefahren sind und ich jetzt wieder runter. Nein ich möchte die Highlights der Talfahrt erzählen.
Erst mal war ich aufgeregt alleine in die Schleusen einzufahren. Über in Frage gestelltes Selbstbewusstsein habe ich schon geschrieben…Also die Schleusen kann man alleine mit zwei Springs und ein bisschen Erfahrung mit einer 37iger Yacht befahren.
Jetzt zu den Highlights. Ich komme am Finnische Grenzkontrollpunkt an. Habe gerade angelegt, da waren auch schon 3 finnische Grenzer da, zwei Männer und eine junge Frau und ein vierter vom Zoll mit extra Auto… aber der fuhr gleich wieder fort. Passkontrolle am Pass-Häuschen durch den mir von der Bergfahrt bekannten Finnen. Er war diesmal freundlicher. Lustig die vielen Kopien die von den Deklarationen gemacht werden. Aber meine Leser wissen ja das der Saimaa Kanal zum Holztransport genutzt wird und am Ende der Papierherstellung dient. Ich hoffe der Finnische und Russische Wald haben noch hinreichende Ressourcen für die Papierwut unserer Behörden.
Diesmal nehmen die jungen Finnen, eine Frau und ein Mann mein Schiff auseinander… aber es war sehr freundlich und die haben sich mit mir eigentlich nett unterhalten. Am Ende bekommen die meine www.breuer-sunsetyears.de Adresse. Es war eine fast herzliche Verabschiedung.
Es geht weiter mit den FSB- Beamten der Russischen Grenzkontrolle, diesmal auch gemischtes Doppel, Frau und Mann. Für die Leute, die keine Ahnung haben… der Grenzschutz der Russischen Föderation ist dem FSB, früher KGB, unterstellt… das ist sowas wie die Stasi ( Erklärung für den Westdeutschen). (FSB- Federalnaya Sluschba Besapasnosti- Föderaler Sicherheitsdienst)
Also wir begrüßen uns an der Schleuse, nachdem ich angelegt habe… mit Handschlag. Freude… Breuer spricht russisch und ist für den Grenzübergang auch noch vorbereitet mit allen Dokumenten, wie ein Deutscher. Also, scheint ich habe mir etwas bewahrt. Die Towarischtschi kommen schnell mit mir klar. Dokumente perfekt, ich immigriere per Dokument in die Russische Föderation.
Aber es gibt noch die Besichtigung meiner Yacht. Man lässt sich wieder alle Backskisten und Schapps zeigen. Inzwischen kann ich eine Yacht auf Russisch erklären… Das war nicht immer so, früher habe ich Leistungsschalter- Silovuiye Vykluchateley, erläutert oder Umspannwerke… Podstanziii.
Ein bisschen hatte ich bei den russischen Grenzern den Eindruck… übrigens auch bei den finnischen, das die durchaus Interesse hatten mal eine Yacht von innen zu sehen.
Ich kann mich nicht beklagen… sowohl die Finnen als auch die Russen waren akkurat, höflich und geduldig. Ich verstehe die Leute nicht, die aus den Grenzübertritten von und nach Russland so eine Schwierigkeit machen.
Jetzt noch zur Russischen Zollkontrolle. Herr Michailov war handelnder Beamter, wie schon bei der Bergfahrt. Er begrüßt mich und fragt wo ich meine Frau gelassen habe. Er fragt mich nach meinen Dokumenten. Viele Formulare. Als ich mich runterbeuge, um noch etwas auszufüllen, sagt er, komm wir gehen in meine Amtsstube. Dort war es in der Tat bequemer zu schreiben.
Er erkundigt sich über das Rentensystem in Deutschland… ich denke er war mein Alter.
Am Ende muss auch er noch eine Begehung meiner Yacht machen. Immerhin Fremenye Vos- Zeitweise Einfuhr. Und er sagt und belehrt mich und bittet um meine Zustimmung, dass er den Vorgang der Kontrolle mit Kamera aufzeichnet. Ich habe keine Geheimnisse, sage ich ihm. Das dauert 10 Minuten. Wir verabschieden uns mit Handschlag, fast herzlich. Er wünscht mir gute Reise und immer 7 Fuß Wasser unterm Kiel.
So jetzt habe ich es geschafft. Moni hat mir Campari übriggelassen. Ich genehmige mir Campari mit Orangensaft.
Am Ende des Kanals ist eine Tankstelle von ROSNEFT. Ich Tanke 90 Liter Diesel, per Liter umgerechnet 67 €cent. Netter Tankwart. Kleines Trinkgeld und schon ist mein Platz im Yachthafen von Vyborg gesichert. Der Tankwart gibt mir sein Mobiltelefon und ich spreche mit Igor, dem Hafenmeister von Vyborg. Er ist auf seiner Datscha (Für den Westdeutschen… das ist das Wochenendhaus). Wir verabreden uns in einer Stunde am Hafen in Vyborg.
Als ich eintreffe, steht er schon mit dem Bootshaken bereit. Nette Begrüßung. Er ist verwundert das wir alles auf Russisch klären können. Ich erzähle meine Geschichte und er seine.
Seine Geschichte ist interessant. Er war der Hubschrauberpilot von Turkmenbashi, dem Turkmenischen Präsidenten über 20 Jahre lang, so lange wie Turkmenistan noch sowjetische oder russische Hubschrauber nutzte. Er hat 20 Jahre diesen Job als Chefpilot gemacht. Jetzt nutzt der Nachfolger von Turkmenbashi einen Sigorski Hubschrauber, benannt nach dem Polnischen Russen Sigorski, der dann nach Amerika emigriert ist um Hubschrauber für den Vietnamkrieg zu bauen.
Ich bin in Vyborg immer noch in derselben Kneipe. Der Wodka schmeckt und ich muss jetzt noch einen Wifi Hotspot finden um das Aufgeschriebene weiterzugeben.