Nysted ist die südlichste Stadt Dänemarks. Die Stadtprivilegien erhielt Nysted von König Erich von Pommern. Die Stadt war von einer Burg geschützt und lebte vom Handel über die Ostsee mit Getreide und vielen anderen Waren. Nysted liegt in einem Boddengewässer auf der Insel Lolland, gleich 8 Meilen westlich gegenüber von Gedser /Falster, dem bekannten Fährhafen.
Heute am Montag, dem 13. Juli 2020 werden wir 7:00 Uhr vom schier endlosen Glockengeläut der Kirche, unweit unsers Hafens geweckt. 8:00 Uhr dann beginnen wir unser Frühstück in der Pflicht unserer Segelyacht, begleitet von dem stündlichen Glockenspiel des Rathauses. Hier spielt die Musik!
Ich mach dann mal die Fahrräder klar. Es ist schönstes Sommerwetter, ein bisschen frisch noch am Morgen. Wir sind uns unklar darüber, ob wir nun kurze Hosen oder lange anziehen. Wir bleiben bei kurz und nehmen die langen im Rucksack mit.
10:00 Uhr geht’s los. Am Informationsstand am Hafen wählen wir die Route, 25 km folgend den Hügelgräbern… thematisch, Steinzeit, Bronzezeit, „Die Vorzeitroute“.
Wir fahren mit dem Uhrzeigersinn, erst nach Nord.
Erster Stopp gleich unten am Wasser noch, ein Denkmal für einen abgeschossenen amerikanischen Bomber. Ein Propeller, verbogene Blätter, erinnert an den Abschuss 1944 und die 10 Besatzungsmitglieder
Zweiter Stopp, der Schlosspark des Nysted Schlosses. Das Schloss steht am Standort einer ehemaligen Burg aus dem 14. Jahrhundert. Wir können es nicht besichtigen, aber in den Schlosspark darf man hinein. Früher konnte man das Schloss aus dem Jahre 1869 besichtigen und es gab eine umfassende Oldtaimer- Sammlung zu bestaunen. Heute nicht mehr, denn der Baron, dem das Schloss gehörte hat alles verzockt. Alles wurde meistbietend versteigert, auch das Mobiliar aus dem Schloss. Das Schloss ist in Privatbesitz eines Investorenkonsortiums. Geblieben ist uns, durch die schönen Kastanienalleen im Park zu spazieren, Fahrradfahren ist hier verboten.
Weiter geht es auf unserer Fahrradtour vorbei an einem Weiher, umgeben von Schilf und toten Bäumen. Auf diesen sitzen die Kormorane und scheißen alles weiß. Rundherum ein Vogelparadies. Die verschiedensten Arten von Enten, ein Schwanenpaar an seinem Nest.
Weiter geht unsere Tour wieder durch den nordwestlichen Teil von Nysted, entlang dem Kettingeveij. Wir fahren auf einem asphaltierten Feldweg nach Kettinge. Hier machen wir den ersten Halt an einer wunderschönen, scheinbar intakten Windmühle. Draußen steht was dran von 1940-1945. Was das bedeutet bekommen wir nicht heraus.
Nächster Halt, Kettinge die Kirche und sein wunderschöner Friedhof. Früher um 1200 stand hier wohl eine hölzerne. Ursprünglich war die Kirche in einem spätromanischen Stil erbaut. Im 14 Jahrhundert ist das Kirchenschiff verlängert worden und innen ein Spitzbogengewölbe gebaut. Seither ist sie, vor allem das Kirchenschiff gotisch geprägt. Wir gehen hinein. Die Decke des gesamten Kirchenschiffes ist mit schönen Fresken aus dem 15 Jahrhundert bemalt. Alles in allem eine wunderschöne Kirche. Die weise Kirche ist umgeben von einem wunderbar gepflegten Friedhof. Alle Gräber sind mit Ligusterhecken, niedrig geschnitten eingesäumt. Normalerweise sieht man als Einfriedung Buchsbaumhecken, aber das beschränkt sich auf diesen Friedhof auf 2…3 Gräber.
Wir verlassen Kettinge. Rechts und links Getreidefelder. Auf der linken seiet dann ein Hügelgrab, mitten im Getreide. Wir sehen die aufgestellten Steine und rechts und links je ein schön gewachsener Baum. Barnehøj – Langdolmen aus der Steinzeit.
Wir durchqueren Frejlev mit unseren Rädern. Kurz hinter dem Ort auf der rechten Seite, Skalkekorset- Gedenkkreuz für die böswilligen Bauern. Die Geschichte dazu: Seit Ewigkeiten besutzen die Bauern um Frejlev die großen Wälder. Im Jahr 1533 wurden ihre Besitzrechte vom Schlossherrn von Ålholm verletzt. Sie wurden enteignet. Die Bauern rächten sich sodann am Voigt von Ålholm, sie brachten ihn um. Die Bauern wurden dafür bestraft. Sie mussten als Strafe 24 weise Ochsen mit roten Ohren an den Schlossherrn liefern. Da sie nicht so viel Ochsen mit roten Ohren zusammenbekamen, malten sie bei einigen die Ohren einfach rot. Der Betrug wurde selbstverständlich bemerkt. Daraufhin befahl der König ein weises Kreuz zur Erinnerung an die schalkhaften Bauern zu errichten. Das Kreuz wurde immer wieder erneuert und steht bis heute.
Weiter führt uns der asphaltierte Weg nach Osten. Wir kommen zu einem Wald linkerhand – Frejlev Skov. Wir biegen nach links in den Wald und fahren ein Stück hinein. Ziel sind Hügelgräber. Das letzte Stück müssen wir durchs Unterholz. Alles ist gut ausgeschildert. Es soll 150 solche Gräber und Bodendenkmäler hier geben. Wir treffen auf das erste. Ein Hügel, umgeben mit einem Steinwall und mittendrin eine Art Höhle, gebildet aus einigen Riesensteinen. Die Dolmen- Grabsteine- sind mehr als 5000 Jahre alt. Die Ganggräber stammen aus der Jungsteinzeit und sind 3500 Jahre alt.
Wir fahren zurück zu unserem asphaltierten Weg. Und biegen nach Süd ab. Es wird holperig. Der Asphalt weicht einer Schotterstraße. Es fährt sich schwerer. Es geht durch einen Buchenwald. Ein Jagdrevier.
Am Ende des Waldes geht es wieder nach West den Vantorevej entlang. Wieder Asphalt auf den letzten 7 km. Rechts sehen wir noch eine Dorfkirche ansonsten Getreide und Rübenfelder.
15:00 Uhr beenden wir unsere Tour in Nyborg. Wir wollen noch in die Kirche, aber die ist zu. Noch ein paar Blicke durch die Gassen der Stadt und wir sind zurück am Schiff.