Tag 64, 16. August 2020
Skagen (DK), Hafentag, keine Meilen
Wieder super Sonnenschein schon am Morgen! Wir mühen uns 9:00 Uhr aus der Koje und sehen, dass schon viele Wochenendsegler und –Motorbootfahrer den Hafen verlassen haben.
Beim Frühstück reden wir noch ein bisschen mit den Dänen von der Motoryacht neben uns. Sie sind vom Limfjord. Er hat eine Rinderfarm am Limfjord und beklagt das Corona Desaster. Die Restaurants in Dänemark waren geschlossen und es gab keine Abnehmer für hochwertiges Fleisch.
Genug gejammert! Die Fahrräder sind schnell aufgebaut und wir beginnen unsere Fahrradtour. Erst mal geht’s durch die Stadt hin und her mit einer Bierpause im Straßenrestaurant. Vergeblich suchen wir noch nach einer Gaspatrone für unseren Gasgrill – hoffnungslos.
Jetzt geht es zur Nordspitze Dänemarks aus dem Ort heraus. Vorbei geht es am VIPPEFYRET, dem ersten Dänischen Leuchtfeuer, zumindest ein Nachbau. 1627 ist das ursprüngliche Leuchtfeuer entstanden. Es sieht aus wie eine Ziehbrunnenkonstruktion. Anstelle des Eimers hängt ein Feuerkorb.
Bevor wir auf die Straße Richtung Nordspitze einbiegen machen wir noch kurz Halt an einem Turm, der als ältester Leuchtturm Dänemarks bezeichnet wird. 1747 wurde er als roter Backsteinbau erbaut und anfangs mit einer Laterne betrieben. Das Licht reichte nicht aus und die Laterne wurde durch einen Feuerkorb ersetzt. Der Turm wurde Außen mit einem weisen Anstrich versehen. So blieb es bis 1858. Jetzt bekam Skagen einen neuen moderneren Leuchtturm SKAGEN FYR der doppelt so hoch war.
Jetzt folgen wir dem Fahrradweg zu SKAGENS GREN. Die nördlichste Spitze Dänemarks wird auch als Ende der Welt bezeichnet. Irgendwann endet die Straße und wir parken unsere Fahrräder. Weiter geht es zu Fuß am Strand. Vor 12 Jahren waren wir mit der All Right 2 hier. Damals war Mai und hier konnten wir Robben beobachten. Jetzt sind keine hier. Viel zu viele Menschen dafür.
Wir steigen über Bunker. Überbleibsel des 2 Weltkrieges. Einige der Bunker sind inzwischen ins Wasser „gerutscht“, oder besser das Kattegat hat sich die Bunker geholt. Auch hier sehen wir Werbung für ein Bunkermuseum. Aber diesmal haben wir andere Interessen.
Wir wandern weiter am Strand Richtung Nordzipfel Dänemarks. Hier treffen die Wellen der Nordsee, des Skagerraks, und der Ostsee, des Kattegats aufeinander. Beim letzten Mal vor 12 Jahren konnten wir das gut beobachten. Diesmal ist die See glatt, kaum Wellen. Nur an der äußersten Spitze sehen wir dieses Phänomen.
Wir wandern an der Nordseite, am Skagerrak zurück und nehmen noch ein Bad im Meer. Hie sind kaum Leute. Wir haben kein Badezeug mit und gehen nackt ins Wasser.
Zurück an den Fahrrädern schlagen wir den Weg zurück nach Skagen ein. Hier essen wir einen Happen und trinken noch ein wohltuendes Getränk bei der Hitze.
Kirchen gibt es auch in Skagen. Im Ort sehen wir uns die Hansens Kirche und die Plesners Kirche an. In letzterer endet gerade eine Kindestaufe. Mit den Fahrrädern geht es dann zur 3. Kirche von Skagen.
Die St. Laurentikirche erreichen wir nach 4 km Fahrt. Sie ist die versandete Kirche. Es war Skagens erste Kirche. 1300 wurde sie erbaut. Sie steht heute mitten in den Sanddünen. 1775 war es unmöglich noch zur Kirche zu kommen. Sie ist ein Opfer der Sanddünen. 1795 wurde mit königlicher Genehmigung der Abriss der Kirche begonnen. Nur der Turm steht noch zwischen den Sanddünen.
So das war es für heute. Feierabend.
VIPPEFYRET, das ersten Dänischen Leuchtfeuer Der erste Leuchtturm Dänemarks
Der Ost Leuchtturm am Kategatt SKAGEN FYR
Bunker überall Das Meer holt sich die Bunker Links das Skagerrak, rechts das Kategatt
Der Sand hat sich die Kirche geholt Die St. Laurentikirche
Tag 65, 17. August 2020
Skagen (DK) – Vesterø / Insel Lasø (DK), 34 sm
Moni legt das Schiff ab, es ist 8:40 Uhr. Im Zickzack fahren wir aus dem Hafen, vorbei an den super Hochsee Drawlern. Eine riesige Flotte liegt hier! Aber auch der Hafen wird erweitert. Die neuen Molen sind noch gar nicht in den Seekarten eingetragen.
An dieser Stelle muss bemerkt werden, dass die Dänen eine eigen Hochseefischereiflotte haben, die hier in Skagen ihren Heimathafen hat. Die fischen sicher im Nordmeer und um Grönland… Ich glaube frei nach Sarazin, Deutschland hat die Hochseefischereiflotte abgeschafft. Mit dem Untergang der DDR wurde ja auch diese deutsche Hochseefischereiflotte tot gemacht… Hat sich sicher Freu Breul und Konsorten ein paar Mark verdient. Aber das hat nichts mit unserer Reise zu tun.
Also, wir sind raus aus dem Hafen und ziehen das Großsegel hoch und rollen die Genua aus. Der Wind kommt aus Südost. Nicht ganz die Richtung die wir brauchen. Immerhin, die 6 ktn Wind bringen uns mit 3 ktn Fahrt über Grund voran. Wir fahren hoch am Wind, kommen bei der flachen See unter 30° an den Wind!
Der Weg führt uns durch eine Reede, voll von Frachtern, Tankern und Kreuzfahrtschiffen. 5 Kreuzfahrtschiffe, davon 4 AIDA: Aida Perla, Diva, Mare, Blue… ein richtiger Aida Friedhof verursacht durch den Corona Wahnsinn. Wo geht das noch hin?
11:20 Uhr, es geht stetig voran, aber nicht zu schnell, wir haben 10 Meilen versegelt und fahren einen Bogen durch die Albǣk Bucht. So schlecht sieht der Kurs nun doch nicht aus.
11:55 Uhr haben wir 1700 Meilen auf der Logge dieser Reise.
Mittag, 13:00 Uhr, sind wir vor der kleinen Insel Hirsholm. Wir müssten daran vorne vorbei, schaffen es bei diesem Wind aber nicht. Also Wende nach Ost und dann 3 Meilen in diese Richtung. Dann wenden wir wieder nach Süd, Richtung der Insel Lasø.
Hinter den Inseln Hirsholm und Grǣsholm im flachen Wasser zum Festland sehen wir 3 Bohrplattformen. Man kann die Ständer und die Bohrtürme deutlich sehen.
Steuerbord an uns lassen wir Frederikshaven. Von hier sind wir mal vor 26 Jahren mit Wohnmobil und noch mit unserem Sohn mit der Fähre nach Norwegen gefahren. Erinnerungen kommen auf!
14:20 Uhr geht dem Wind die Puste endgültig aus, es war so vorausgesagt. Immerhin sind wir 20 Meilen gesegelt. Wir fahren nun unter Maschine.
15:45 Uhr stoppen wir und ich angle. Gleicht beißt auch ein Fisch auf 30 Meter Wassertiefe. Der Fisch war so klein und mir unbekannt. Ich setze das Fischlein wieder ins Wasser. Nichts beißt mehr. Wir fahren weiter und stoppen gegen 17:00 Uhr nochmals auf. Auch hier keine Fische.
17:50 Uhr legen wir im westlichen Hafen Vesterø auf Lasø an. Interessant hier, Mooringleinen liegen aus, wie in der Türkei. Moni erinnert sich und mit unserer Türkeierfahrung aus Marmaris meistern wir das Rückwärts – Anlegen mit der Mooringleine. Moni greift sie mit dem Bootshaken und führt sie zur Klampe am Bug. Pos. 57°17‘752 N 10°55‘419 O.
Die Luft steht im Hafen, es ist heiß. Wir nehmen ein paar Erfrischungsgetränke, da ruft mein Vater an und sagt wegen Corona und den Panikmeldungen über ständige Neuinfektionen seine Feier anlässlich seines 90. Geburtstages ab. Schade!
Na, da müssen wir erst mal drüber hinweg. Wir gehen ins Restaurant auf der Insel und essen zu Abend. Keine sichtbaren Corona Ängste hier in Dänemark, keine Masken. Die Menschen scheinen hier auch mehr Vernunft zu haben als in Deutschland… ich erinnere an unsere Erfahrungen in Lübeck und auf Fehmarn, die ich in meinem Loggbuch beschrieben habe.
Es ist unser drittes Mal auf Lasø, das erste Mal mit Robert und seiner Freundin, das zweite Mal mit unseren Enkeln Heinz und Alfred. Jetzt sind wir alleine hier. Wir erinnern uns und planen die nächsten zwei Tage auf Lasø.
Aida auf Rede vor Skagen
Tag 66, 18. August 2020
Vesterø / Insel Lasø (DK), Hafentag, keine Meilen
Heute ist Ausschlafen angesagt! Als ich aufstehe hat Moni schon Brötchen geholt. Wir haben uns vorgenommen zwei Tage hier zu bleiben. Das ist dem wenigen Wind und der Windrichtung geschuldet.
Der Hafen ist schön. Es gibt auch eine Waschmaschine und einen Trockner. Moni nutzt das und wäscht den Inhalt unseres prall gefüllten Wäschesacks. Es war ja die letzte Zeit sehr warm und die Klamotten stinken. Es ist höchste Zeit.
Ich lese weiter „Das Boot“ von Lothar-Günther Buchheim. Die richtige Literatur, wenn man Skagerrak und Kattegat durchfährt. Spannend!
Um die Mittagszeit gehen wir baden am nahen Strand. Und dann gibt’s noch leckeres Eis.
Im Super Bruggsen kaufen wir noch Proviant für unsere Weiterreise. Auch kaufen wir eine erhebliche Menge verschiedener Sorten Lasø – Salz für Frauke, Robert und für uns und natürlich für Romé/ Jana die derweil unser Haus betreuen.
Ich Schreibe, Moni fährt ein bisschen mit dem Fahrrad herum. Den Abend beschließen wir mit BBQ und dem letzten bisschen Gas für unseren Gasgrill. Die blauen Gaspatronen von Campingaz sind in Dänemark überall ausverkauft. Sicher sind es auch die Lieferketten die durch Corona nach Dänemark versiegt sind. Wir haben es ja gut, alle Probleme können ja jetzt auf Corona zurückgeführt werden.
Über die Mole führt eine Brücke ins tiefe Wasser. Hier kühlen wir uns nochmal vor dem Schlafen ab.
Tag 67, 19. August 2020
Insel Lasø (DK), Hafentag und Fahrradtour, 25 km
Wir beginnen den Tag mit ein wenig Sport. Fahren erst mal mit dem Fahrrad zum Bäcker Brötchen holen. Dan gleich weiter zur Badestelle an der Mole. Die Sonne ballert schon und das morgendliche Schwimmen tut gut. Wir radeln zurück zum Schiff, frühstücken und machen uns fertig für die Fahrradtour.
Wir starten Richtung Byrum, dem Hauptort in der Mitte der Insel. In Byrum besuchen wir das Inselmuseum. Interessant aber schlecht zu verstehen. Alle Erklärungen in Dänisch. Weiter geht es auf den Turm von Thorvald Hansen. Sieht aus wie der Turm einer Moschee oder wie ein Leuchtturm. Weinror angestrichen und 14,5 Meter hoch. 1926 begann der Thorvald, weil er die Insel von seinem Hügel in Byrum nicht mehr überschauen konnte, mit dem Bau des Turmes. Vorbild war ihm dabei der Leuchtturm in Skagen. Erst mal kam der Turm auf eine Höhe von 11 Meter. 1928/29 hat er ihn dann nochmal auf 14,5 Meter erhöht. Ich war oben, ein schöner Ausblick, aber das Meer war schwer auszumachen.
Mittag machen wir in einer kleinen Kneipe am Ortsausgang, gegenüber des Hansen Turmes. Hier waren wir schon mit Robert vor 11 Jahren eingekehrt und mit unseren Enkeln Heinz und Alfred vor 5 Jahren. Einzig das Haus ist nicht mehr Gelb, sondern braun gestrichen und die Bierwerbung von Tuborg fehlt, Aber das Bier ist immer noch gut. Ich trinke Tuborg Royal, 0,75 ltr.
Weiter geht es Richtung Salzsiederei. Hier waren wir auch bei früheren Besuchen schon, dennoch, ich will ein paar Fotos schießen für meinen Blog. Nichts Neues hier. Viele Leute, alles auf Abstand und wegen Corona kann man nicht mehr selbst Salz sieden. Vielleicht schreibe ich noch eine Geschichte über die Salzsiederei.
Wir fahren wieder zur Hauptstraße zurück. Mit den Tickets für das Museum gaben wir auch Zugang zum Freiluftmuseum im Inselinneren. Es nennt sich Museumsgarten und ist eigentlich ein altes Gehöft und eine kleine Windmühle. Die Dächer der Gebäude sind gedeckt mit Seegras. Ein traditionelles Verfahren. Wir sehen uns einen Film an der diese alte Dachdeckkunst zeigt.
Wir setzen unsere Runde über die Insel fort. Vorbei geht es am kleinen Flugplatz, entlang dem Doktovej und dann über den Plantanenvej zurück nach Vesterø.
Wir machen noch ein paar Einkäufe im Super Brugsen. Weiter geht es noch mal zur Badestelle – Erfrischung nach der Fahrradtour.
Gestern haben wir noch im Restaurant reserviert. Wir schaffen es und sind pünktlich 18:00 Uhr zum Jungfrauhummer- Essen. Lecker!
Kirche von Byrum Hübsches Kirchenschiff
Thorwals Hansen Turm Aussicht vom Turm
Salzsyderi Salzpfanne
Gartenmuseum
Bierpause, hier sind wir nun schon zum dritten Mal
Abendessen Jungfruhummer
Tag 68, 20. August 2020
Insel Lasø (DK) – Hals (DK), 39 sm
Erst spät werden wir wach. Nach dem Frühstück legen wir 9:40 Uhr ab. Bis zur Ausfahrt aus dem Hafen ist es sonnig. Draußen, als wir die Segel setzen bewölkt es sich mehr und mehr.
Bis zur roten Tonne, die das Ende des Notdvest Rev markiert fahren wir einen Ostkurs. Jetzt können wir höher ran an den Wind, weiter südlich, soweit es der Wind zulässt. Der Wind kommt aus 190°, 10 ktn. Gar nicht gut, wenn wir nach Anholt wollen.
Bis 13:20 Uhr fahren wir diesen Kurs, Südost. Dann die erste Wende. Wir kreuzen das Hauptfahrwasser. Zwei dänische Korvetten kommen von Nord und gehen hinten durch unsere Kiellinie.
Nach 4 Meilen Richtung Südküste Lasø wenden wir wieder nach Südost. Richt ig voran kommen wir nicht, ganz schöner Versatz durch Wind und Strom. Wir fahren 5 ktn durchs Wasser und 4 ktn über Grund.
Immer noch denken wir Richtung Anholt zu kommen. Aber bei dem Versatz bei den Wenden… Das wird wohl nichts. Wir entscheiden uns um. Es ist schon 14:30 Uhr, wir fahren nach Hals.
Erst war der Wind schwach, jetzt nimmt er stetig zu. Jetzt haben wir 15…17 ktn Wind. Wir legen ein Reff ins Groß. Es regnet jetzt auch noch. Wir ziehen uns Naßzeug an.
7 Meilen vor der Einfahrt in das Limfjord rollen wir die Genua ein. Es ist ganz schön Knatter inzwischen. Bis zur Einfahrt in das Limfjord fahren wir halt unter Maschine.
17:20 biegen wir in das Fahrwasser des Limfjords ein. Vor der Hafeneinfahrt liegen zwei dänische Eisbrecher… Na vielleicht wird’s noch kalt. 17:40 Uhr legen wir in der Marina von Hals an. Pos 56°59‘450 N 10°18‘383 O. Schit-Wetter, Regen.
Na wir essen erst mal. Der Regen hört auf. Wir wechseln noch das Vorsegel. Der wind wird stärker die nächsten Tage und kommt ja noch aus Süd. Also besser mit der Fock.
Heute gehen wir zeitig in die Koje. Wollen morgen 5:00 Uhr ablegen. Es soll weiter nach Anholt gehen.
Moni Dabnish Navy
Einfahrt nach Hals, Limfjord Eisbrecher, noch ist es nicht soweit Schwimmende Kreaturen
Tag 69, 21. August 2020
Hals / Eingang zum Limfjord – Aalborg (DK), 49 sm
Wecken ist heute 4:30 Uhr. Wir wollen zur kleinen Insel Anholt, 45 Meilen entfernt. Früh morgens, bis Mittag soll der Wind noch erträglich sein und aus Süd kommen – sagt der Windfinder.
Es ist noch stockdunkel draußen und so frühstücken wir erst mal. Sonnenaufgang ist für 5:57 Uhr angekündigt, ermittelt Moni.
Die Dämmerung ist endlich da und wir legen 5:35 Uhr ab. 6:15 Uhr sind wir raus aus der Einfahrt zum Limfjord. An den Einfahrttonnen setzen wir Segel, Groß und Fock. Wind kommt aus SSE 110°, 4 bft, 11,5 ktn. Unsere Besegelung ist richtig gewählt, Durch unsere Selbstwendefock kommen wir hoch ran. Alles perfekt denke ich.
7:05 Uhr trägt Moni unser Position ins Logbuch, 56°53‘671 N 10°29‘370 O. Wir fahren 5 ktn ü. Grund, durchs Wasser sind es 5,5 ktn. Gegenstrom und Wind!
Wir kommen immer weiter nach Nord ab, der Wind dreht weiter auf Ost. Wir haben jetzt mehr OSO! Schit, wir fahren eine Wende nach Süd, wollen wieder ran an unsere gedachte Kurslinie nach Anholt. In die Richtung segeln wir schnell, 6 ktn ü. Grund aber das ist nicht unsere Richtung. Wir fahren über unsere Kurslinie Richtung Anholt und wenden wieder nach West. Der Wind ist inzwischen viel stärker geworden, 19 ktn schon. Zeit für Reff 1.
Der Wind wird weiter stärker, die Welle ist inzwischen 2 Meter schätze ich. Moni wird unruhig. Wir kommen immer weiter vom Kurs nach Nord ab. Wir haben inzwischen Ostwind. Also Welle von vorn, den Wind auf der Nase und noch 30 Meilen bis Anholt. Die Wolken sind dunkel über uns.
Es ist 9:00 Uhr, Wind 26 ktn. Unsere Position 56°53’67 N 10°41’23 O. Es wird ungemütlich! Das erste Mal in meiner Zeit als Segler entscheide ich: Ablaufen vor dem Wind. Heißt wir gehen auf Gegenkurs, zurück nach Hals. Wir suchen noch in der Seekarte nach einer Möglichkeit, südlicher als Hals, aber da kommen wir nur mit Fock nicht ran, das Groß haben wir ja schon kurzzuvor geborgen. Es regnet.
Also fahren wir nur mit Fock und surfen auf der Welle Richtung Hals zurück. Wir segeln 6 ktn ü. Grund, oft bis zu 7 ktn. Zwischenzeitlich haben wir auch schon mal 30 ktn Wind. 11:30 Uhr sind wir wieder zwischen den Einfahrttonnen wo wir heute Morgen 6:15 Uhr schon mal waren. Shit happen!
Es ist noch zeitig am Tag und die nächsten Tage soll der Starkwind anhalten. Also fahren wir an Hals vorbei in den Limfjord hinein. Wir wollen jetzt nach Aalborg.
In den Limfjord geht’s mit dem Strom, ein halber Knoten. Wir lassen uns von unserem kleinen Focksegel Richtung Aalborg treiben. Immerhin noch 5 ktn ü. Grund, manchmal auch mehr.
Ab 13:00 Uhr klart es auf. Sonnenschein, aber immer noch deftige Böen über 25 ktn. Interessante Fahrt durch den Limfjord, unser zweites Mal nach 11 Jahren. Steuerbord passieren wir ein Steinkohlekraftwerk. Sieht aus als ob es die Grünen auch in Dänemark geschafft haben. Scheint nicht zu arbeiten, Auf den riesigen Kohlehaufen wächst Unkraut hoch auf. Dafür stehen daneben und auf der anderen Limfjordseite Windräder. Nur wer es selbst gehört hat, versteht die Leute, die sich gegen den Lärm der Windkraftanlagen stark machen. Na wir sehen eine Windmühle, da ist ein Flügel abgebrochen. Sicher Eigenresonanz wegen des Lärms der Windräder oder ist ein Vogel dagegen geflogen?
Über Whats App telefoniere ich mit meinem Freund, er ist nach OP und einem dreiwöchigen Krankenhausaufenthalt wieder zu Hause. Er erzählt mir, wie das Gesundheitswesen in Deutschland abgleitet. Er meint, man solle die Krankenhäuser in Siech- Häuser rückbenennen. Was er mir erzählt lässt mir die Haare im Segelwind zu Berge stehen. Na, Ähnliches habe ich schon beobachtet, als mein Schwiegervater in Berlin im Krankenhaus war. Aber Frau Kanzlerin lässt die Dissidenten aus Russland zur Behandlung nach Deutschland einfliegen und bietet auch unseren Türkischen und Syrischen Mitbewohnern Krankenhausbehandlung vom feinsten.
Aalborg empfängt uns am Westufer des Limfjords mit einem riesigen Zementwerk. Ich rufe bei der Limfjordbroen an. Der Brückenwärter sagt mir, nächste Öffnung 16:00 Uhr. Es ist 14:30 Uhr. Wir können jetzt ganz langsam machen.
Das Segel ist eingerollt und wir tuckern langsam Richtung Brücke. Wir müssen nun warten, der Hafen, wo wir hin wollen ist hinter der Brücke. Also fahren wir auf das Luv – Ufer zu und lassen uns langsam nach Lee treiben. Das Wiederholen wir jetzt 4 Mal, dann ist es gleich 16 Uhr. Wir haben Zeit das Treiben am Stadt Kai zu beobachten und planen den Tag morgen.
Endlich, zwei rote Lichter übereinander blinken, Fertig machen zur Brückendurchfahrt aus Ost. Dann, die Brücke öffnet sich und wir sehen zwei fixe rote Lichter übereinander. Wir können passieren.
Dann ist ja noch eine ehemalige Eisenbahnbrücke dahinter, die jetzige Kulturbrücke, eine Fußgängerbrücke. Aber sie öffnet gleich nachdem wir sie erreichen.
Endlich, 16:37 Uhr legen wir an in der Westmarina. Wir finden gleich einen Platz auf Pos. 57°03‘522 N 9°53‘847 O.
Das war es für heute, Abendessen und ich telefoniere mit alten Kollegen, Valters aus Riga, Alexander aus Moskau, Azam aus Dushanbe und Pierre aus Dresden. Na es sieht nicht gut aus, für das was ich einst mit meinen Kollegen aufgebaut habe. Mit meinem Freund Uwe von einem Logistikunternehmen spreche ich über alte Zeiten in Moskau und das keine solchen Deutschen mehr in Russland arbeiten, welche das Geschäft verstehen. Na wenn ich auch schon die deutschen Politiker wie Rötgen und Konsorten höre, sind doch alles Russenhasser! Geschäft geht doch nur, wenn man seinen Geschäftspartner achtet.
Wrack eines Seglers Der alte Leuchtturm an der Einfahrt zum Limfjord
Flügel gestutzt Kaltes Kraftwerk
Das neue Aalborg an Backbod Limfordbroen Kunstbrücke
Tag 70, 22. August 2020
Aalborg (DK), Hafentag, keine Meilen
Es ist sonnig als wir aufstehen, aber immer noch windig. Unser Versuch den Frühstückstisch in der Pflicht zu decken scheitert. Der Wind weht alles weg. Wir weichen dem Wind und frühstücken unten im Schiff.
Bevor wir in die Stadt radeln ist Segelreparatur mit Bordmitteln angesagt. Eine Öse am Segel, an welcher der Schäkel für den Mastrutscher befestigt ist reist aus dem Segel aus. Wir fixieren die Öse mit schmalen Segelklebebändern. Na ich bin zufrieden mit dem Resultat. Mal sehen was der Wind damit macht.
11:00 Uhr fahren wir mit den Fahrrädern in die Stadt. Uns interessiert die Altstadt. Aalborg, eigentlich Ålborg, ist die Hauptstadt der Provinz Jytland. Hat Hafenanlagen und eine riesige Zementindustrie. Es ist die viertgrößte Stadt Dänemarks. Schon 1342 erhielt Aalborg vom König das Stadtrecht. Das Monopol des Handels mit gesalzenem Hering macht Aalborg reich. Es gab auch Tabakindustrie und Aalborg ist durch seinen Aqvavit bekannt. Aqvavit, Linie usw… wurde hier bis 2015 produziert. Aber die Fabrik ist Teil eines Norwegischen Konzerns. Jetzt wird der Aqvavit in Norwegen produziert.
Wir besuchen das Historische Museum. Erst lernen wir über die Geschichte. Interessant ist, dass es hier in Jytland mal Separationsbestrebungen nach dem Kriege gab. Nordjytland, der Bereich oberhalb des Limfjordes wollte sich abspalten. Eine eigene Flagge hatten die schon.
Ein Teil der Ausstellung ist der deutschen Besatzung von 1940-45 gewidmet. Schade, die Erklärungen sind alle in dänischer Sprache. Ein kleines Papier in englischer Sprache behandelt das Thema eher oberflächlich und geht auf den Wiederstand (Resistance) ein der seit 1943 begann und durch britische Lieferungen aus der Luft unterstütz wurde.
Na reden wir über Dänemark, so spielte die Tabakindustrie eine große Rolle, vor allem hier in Aalborg war diese Industrie ein wichtiger Zweig… Der Genuss einer guten Zigarre – C.W. Obels Tobaksfabrik, so die Werbung. Die Fabrik wurde 1787 gegründet.
Aber wir schauen uns auch das historische Sammelsurium an. Einen richtigen Stil erkennen wir nicht. Es ist auch der Erklärung nur auf Dänisch geschuldet.
Wir bewegen uns über die Fußgängerzonen in der Altstadt. Schöne Häuser, viel Fachwerk. Es gibt in der Altstadt einen richtigen Nightclub- und Partymeile. Wir nehmen auch ein Getränk.
Der Weg führt uns zum Stadtschloß, Aalborghus. Eigentlich sollte es eine Befestigungsanlage werden. Das war in den Jahren 1539-55. Aber die Anlage war nicht als Fort geeignet. Vielmehr diente sie immer dem Gouverneur als Sitz.
Am Kai, direkt am Schloß liegt ein Schiff unter Deutscher Bundesflagge, die UTHÖRN. Ich gehe hin und versuche ein Gespräch mit einem Besatzungsmitglied. Nicht sehr gesprächig. Ich erfrage: es ist ein Forschungsschiff. Die machen Meeresuntersuchungen im Auftrage eines Deutschen Institutes.
Wir lassen die Stadtbesichtigung ausklingen und trinken Cappuccino in einem Straßenkaffee mit Livemusik. Dann geht es zurück zum Schiff.
Partymeile in der Fußgängerzone
Rathaus Kloster Kirche
Schloß
Die Uthörn aus Deutschland, Besatzung kommunikationsgehemmt