Der Götakanal ist ein Teil von Schwedens „Blauem Band“, eine Wasserstraße quer durch Schweden von Mem im Osten an der Ostküste Schwedens hoch auf 91,8 Meter ü.d.M. durch den Vätternsee und den Vänernsee hinunter den Trollhätte Kanal nach Göteborg an der Westküste Schwedens.
In der Vergangenheit, bis ins 18. Jahrhundert träumten die schwedischen Oberen schon immer davon, übers Land eine Verbindung von Ost nach West oder umgekehrt zu haben. Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts schrieb schon der Bischof Brask über einen Graben zwischen dem Vätternsee und den Vänernsee.
Mit den Dänen haben sich die Schweden nie gut verstanden. Südschweden war auch mal Dänisch und, um vom Kattegat nach Ostschweden oder Stockholm zu gelangen, mussten die Schweden an die Dänen einen Sundzoll entrichten. Die Eisenbahn gab es ja damals noch nicht. Also träumte man von einer schiffbaren Verbindung Ost-West, West-Ost.
Baltazar von Platen
Also erst mal zum Gründer des Götakanals, Baltazar von Platen. Eigentlich ist er in Preußisch- Schweden, auf der Insel Rügen in Pommern geboren, nahe Schaprode. Dort gibt es seit 2004 übrigens auch einen Gedenkstein, welcher an Baltazar von Platen erinnert.
Baltazar von Platen sieht sich aber als Schwede. Schon sein Vater machte im Gegensatz zu anderen Pommerschen Adeligen eine Karriere in Schweden. Sein Sohn folgte seinem Vorbild, wurde Kadett in der schwedischen Marine in Karlskrona. Er machte Karriere in der Marine und verlies diese nach 20 Jahren als Oberst im Alter von 33 Jahren!
Als er die Armee verlassen hatte gründete er eine Familie und wurde Gutsherr. Er suchte nach neuen Herausforderungen. Eine ganzjährig segelbare Wasserstraße durch Schweden war eine solche. Er wurde in den Vorstand der Trolhätte Kanalgesellschaft gewählt. Der Trollhätte Kanal wurde 1800 eingeweiht. Von Platen hat damals wohl den Entschluss gefasst über den Vätternsee und den Vänernsee eine Kanalverbindung bis an die Ostküste Schwedens zu bauen.
Der Plan vom Göta Kanal
Als von Platen im Vorstand der Trolhätte-Kanalgesellschaft saß bekam er Einsicht in die Pläne des Trölhätte Kanals. Diese Pläne inspirierten ihn für die Idee mit dem Göta Kanal. Baltazar von Platen stand dem Königshaus nahe und konnte den schwedischen König von dieser Idee des Ost-West-Transportweges begeistern. Er bekam den Auftrag vom König Pläne vorzulegen, was er auch tat. König und Reichstag bewilligten die Pläne und Baltazar von Platen wurde beauftragt die Götakanal Gesellschaft, eine Aktiengesellschaft zu gründen und die Pläne umzusetzen.
Gemeinsam mit dem englischen Kanalbauer Telford erarbeitet er die Pläne. In nur 20 Tagen bereiste von Platen mit Telford die mögliche Kanalstrecke und nimmt die Nivelierungen und Messungen vor. Man richtet sich hier auch nach den vorher schon erarbeiteten Plänen eines von Thunbergs aus dem jahre 1774. 1809 waren der Vorschlag und die Pläne fertig. 1.597.481 Reichstaler soll der Kanal kosten und die Bauzeit wird auf 10 Jahre veranschlagt
Der Bau des Göta Kanals
König Karl XIII unterschreibt den Privilegien Brief für die Göta-Kanalgesellschaft und die Regeln der Aktiengesellschaft. Man legte den Staatlichen Kredit von 800.000 Kronen fest und wie der Rest finanziert werden sollte. Die Arbeitskräfte sollen aus der Armee rekrutiert werden. 60.000 Schwedische Soldaten haben zu bauen.
Der Bau ging nicht ohne Widerstände, die Aalfischer, die Besitzer von Sägewerken fürchteten um ihre Einnahmen…
Dennoch, die Soldaten graben von Hand. Für die komplizierten arbeiten werden Spezialisten aus England hinzugezogen, sie sind Vorarbeiter und Ausbilder.
1813 wurde die erste Schleuse eröffnet, aber es geht langsam. Langsamer als geplant und der Reichstag untersucht die Mehrkosten. Die Kritik war groß, nach 5 Jahren Bauzeit standen gerade mal 13 Schleusen, nur ein Viertel der Kanalstrecke waren gegraben. 50% des Budgets waren verbraucht. Aber so etwas ist ja heute auch Gang und Gebe!
Dennoch, der Reichstag unterstützte weiter und jährlich gab es ein Darlehen von 300.000 Reichstalern.
1817 werden die wichtigsten Schleusen zum Vättern See und in Motala fertiggestellt. Die Strecke Hjastorp- Fosvik wird fertig.
1822 wird der westliche Teil des Kanales mit königlichem Glanz eingeweiht. Im gleichen Jahr wird auch die Motalaverkstad gegründet.
1824 sprengt man sich durch die Landsenge Spetsnäset.
1829, das Geld ist wieder knapp. Baltazar von Platen spricht im Reichstag vor den Abgeordneten und überzeugt mit einer emotionalen Rede. Die Finanzierung des Restes des Kanalbaus ist geklärt.
Aber Baltazar von Platen erlebt die Vollendung seines Lebenswerkes nicht mehr. Er stirbt in Kristiana, dem heutigen Oslo.
Nach 22 Jahren Bauzeit wird der Göta Kanal 1832 fertiggestellt und durch den König eingeweiht.
Der Göta Kanal war ein Jahrhundertprojekt und war wichtig für die industrielle Entwicklung Schwedens. Eine Kanalschule entstand, die Motalaverkstätten.
Baltarzar von Platen stirbt in Norwegen
Baltazar von Platen stirbt hochdekoriert. 1815 wurde er vom König zum Grafen ernannt als Dank für seine Dienste beim Entstehen der Norwegisch-Schwedischen Union. Er wurde vom König zum Reichsstatthalter von Norwegen ernannt. 1822 erhielt er das Blaue Band des Seraphimerordens. Er stirbt in Norwegen und wird im Winter auf einem Schlitten nach Motala an den Kanal überführt. Hier liegt sein Grab, direkt am Kanal. Er hatte sich eine bescheidene Beerdigung gewünscht, der König jedoch zollt ihn militärische und königliche Ehre mit Salutschüssen und Kanonendonner.
Die wichtigsten Daten zum Kanal
Erbaut von von 1810 bis 1832
Am Ende beliefen sich die Kosten für den Bau auf 9 Mio Reichtaler, heute wären das ca 1,5 Mrd €.
Der Kanal hat eine Länge von 190 km, hat 58 Schleusen, 50 Brücken, 2 Aquädukte.
Der Götakanal durchquert von Ost nach West die Seen: Asplangensee, Roxensee, Norrbysjön, Borensee, Vätternsee, Vikensee.
Der Kanal beginnt im Osten in Mem und endet im Westen in Sjörtorp am Vänernsee.
Am Kanal haben 58.000 schwedische Soldaten und ein dessertiertes Batallion der Russischen Armee gearbeitet.
In Motola und Sjörtorp gibt es geniale Trockendocks.
In Motola, Forsvik und Sjörtorp gibt es kleine Museen zur Kanalgeschichte.
Und hier noch schöne Bilder aus den Musseen am Kanal