Wenn wir Rentner sind, so meine Frau und ich, dann gehen wir in den Wintermonaten auf Kreuzfahrt, so dachten wir vor Corona. Schließlich muss die Zeit, wo wir nicht mit dem eigenen Segelboot unterwegs sind, herumgebracht werden.
2020 buchen wir für Januar 2021 eine nicht ganz billige Kreuzfahrt: Argentinien, Antarktis, Falklandinseln, Argentinien, Uruguay, Brasilien, Atlantik, Kapverden, Kanaren, Marokko, Spanien. 46 Tage sollte die Reise gehen. Wir buchen bei Berge & Meer.
Dann wurde die Reise vom Veranstalter Plantours, mit seiner MS Hamburg, wegen Corona abgesagt. Berge & Meer reicht die Absage an uns durch. Wir hatten die Wahl, die 25% Anzahlung zurück oder eine äquivalente Reise im Jahr danach, also 2022.
Um dem Reisebüro die Liquidität in dem Corona-Schlamassel zu belassen, lassen wir denen unsere Anzahlung und warten auf ein Ersatzangebot.
Im späten Frühjahr 2021 kamen neue Angebote. Wir entscheiden uns für etwas Ähnliches, die Antarktis war uns wichtig. Reisedauer jetzt nur 36 Tage, Marokko fehlt und die Reise endet in Lissabon in Portugal. Preis bleibt gleich aber wir bekommen ja einen Corona-Rabatt von 1.000 € für uns beide. Immerhin… denken wir und freuen uns über den schlechten Deal.
Dann spielt die Welt verrückt wegen Corona, Deutschland mit seiner hochqualifizierten Regierung immer voran. Ab September/Oktober 2021 werden uns die Füße kalt. Wir reden mit Berge&Meer und fragen zum Ablauf unter den sogenannten Corona Regeln. Verwiesen an Plantours, den Eigner der MS Hamburg erfahren wir:
An Bord gilt 1G, überall im Innenbereich Maskenpflicht, in den Restaurants bis zum Tisch mit Maske, am Buffet Nahrungsentnahme mit Einweghandschuhen, an der Baar darf man nicht setzen, nur an den Tischen in der Nähe der Bar und nur mit Bedienung, Toiletten um die Baar und die Restaurants geschlossen… Pinkeln nur in der eigenen Kabine. Die Ausflüge in der Antarktis – auf den Schlauchbooten mit Maske. Landgänge in Südamerika, den Falklandinseln und den spanischen und portugisischen Inseln nur in Gruppen und mit Maske, Landausflüge in Bussen mit Maske. Na ja, zum kotzen…so haben wir uns die Reise unserer Träume nicht vorgestellt.
Wir wollen raus aus dem Vertrag. Unter solchen Umständen sein hart erarbeitetes Geld zu verbrennen ist nicht unsere Intension. Wir reden mit unserem Reisebüro, Berge&Meer. Die zeigen sich als Vermittler und nicht als Veranstalter. Obwohl unser Vertragspartner, interessieren die sich nicht für unser Anliegen. Wir schreiben Briefe die von aalglatten Typen beantwortet werden. Wir meinen das sich mit diesen verdammten „Hygienekonzept“ (was für ein Wort…) der Vertragsinhalt wesentlich geändert hat. Wir kommen nicht raus. Wir schalten Rechtsanwälte ein.
Man lässt uns wissen, dass die Corona Bestimmungen durch „Höhere Hand“ (gemeint ist Merkel&CO) erlassen sind und die Rechtsanwälte nicht wissen wie die (freien?) Deutschen Gerichte einmal entscheiden werden wenn wir wegen solcher Änderungen aus dem Vertrag wollen. Also stornieren und unsere 25% Anzahlung einklagen? Die Chancen für uns sind schlecht!
Die Zeit rennt dahin, es ist Ende November und meine Frau und ich entscheiden dann doch maskiert die Reise anzutreten. Wir sind geimpft, also passen in das 1G Schema. Wir schließen Versicherungen ab gegen Corona, Rücktritt und Abbruch und für Gesundheit… und leisten die Restzahlung. Die Augen tränen uns, wenn wir daran denken: für so viel Geld für einen Monat Maskerade.
Wir fahren über Neujahr 2021/22 nach Österreich zum Skifahren. Immer wieder finden wir im Internet Horror Nachrichten über Corona an Bord von Kreuzfahrtschiffen. Zwei sind besonders bemerkenswert:
Vor dem Einschiffen auf einem Hapag Lloyd Kreuzfahrtschiff wird ein Passagier positiv getestet und darf nicht aufs Schiff. Stattdessen Isolation in einem Hotel in Ushuaia/Argentinien für $650 / Nacht. Für diese Reise hat der Mann mit seiner Frau 40.000 € bezahlt.
Oder auf „unserer“ MS Hamburg: eine Frau wird während der Seereise positiv auf Corona getestet. Sie muss ihre Reise in einer Isolationskabine im Unterdeck fortsetzen. Ihre Reisepartner, Ehemann und Mutter (oder auch Schwiegermutter) sind Kontaktpersonen aber Corona-negativ und dürfen sich in ihren Kabinen im Oberdeck isolieren. Gute Reise! für 25.00 €, so lesen wir.
Uns wird himmelangst!
Dann die Erlösung. Am 5.Januar morgens erreicht uns eine E-Mail von Berge&Meer. Wir sind beim Skifahren und lesen die E-Mail am Abend. Wir haben bis zum 7.Januar 12:00 Uhr mittags Zeit zur Entscheidung.
Der Reiseverlauf hat sich geändert. Man teilt uns mit, das wider die Hoffnung Brasilien nun doch nicht angelaufen werden darf. Das heißt die Nasen beim Reiseveranstalter planen hoffnungsbassiert! Der Reiseverlauf jetzt: Argentinien, Antarktis, Falklandinseln, zurück Argentinien mit jetzt 3 statt zwei Anläufen, Uruguay und dann 12 Tage über den Atlantik bis Teneriffa und von dort mit dem Flieger direkt und schnell zurück nach Frankfurt. Kapverden und anderes entfallen. Wir schippern 4800 Meilen nonstopp ohne Landgang mit 16 Knoten maskiert zurück vor die Küste Afrikas auf die Kanaren und helfen dem Schiffseigner für unser Geld das Schiff nach Europa zurück zu bringen. Ok: man hat uns beiden zusammen 4.500€ Rabatt angeboten- immerhin…
Wir wählen die ebenfalls angebotene Alternative: Stornierung bei voller Rückerstattung des Reisepreises.
Man, sind wir froh. Wir haben jetzt Gewissheit!
Lesson learnt:
1.Buche und plane nie eine längere Schiffsreise, wenn die Welt in Angst, Schrecken und Panik versetzt ist. (wir hatten vor Beginn der Coronapanik gebucht)
2.Buche nie über einen Vermittler wie das Reisebüro Berge&Meer. Buche direkt beim Veranstalter.
3.Berge&Meer ist ein gieriger Laden ohne jegliches Added Value! Interessiert nicht am Kunden, aber am Geld!
Glücklicherweise haben wir von Berge&Meer unseren Einsatz zurück. Den Einsatz werden wir jetzt in Wein, Bier, neue Segel und Feiern mit Freunden investieren.
Von zuhause verfolgen wir über Marinetraffik, die uns entgangene Seereise:
Die Abfahrt de MS Hamburg in Ushuaia verzögert sich um einen Tag. Dann geht die Reise direkt nach Buenos Aires, von hier schnur stracks nach Teneriffa auf den Kapverden.
Wir forschen nach: Das Flugzeug aus Frankfurt trifft in Ushuaia leer ein und sammelt die negativ getesteten Passagiere die aus Chile in Ushuaia ankommen ein und fliegt sie nach Frankfurt. Die positiv getesteten Ankommer bleiben auf der MS Hamburg und verbringen ihre Quarantäne an Bord bis Buenos Aires. Von hier werden sie dann per Flug nach Europa gebracht.
Es gab keine Antarktis! Wir haben am Ende alles richtig gemacht.
Ihr Lieben, Glückwunsch und großes Bedauern zugleich. Danke für die spannende Schilderung. Im Miniformat haben wir das letzten Oktober in puncto mit Aida nach
Griechenland erlebt…. Man hätte
sich unglaublich zum Affen gemacht. Ihr seid noch jung, Antarktis usw. könnt ihr in zehn
Jahren immer noch machen.
Beste Dresden – Grüße kommen
von Inge und Dieter
Moin, ihr beiden.
Lange habe ich nicht auf meine seite geschaut. Danke für euren kommentar. Hoffen wir das corona im sommer vorbei ist. Steffn