Seit meiner Überfahrt von Hirtshals (DK) nach Kristiansand (N) bemühe ich mich an 1991 zu erinnern. Ich denke seitdem immer wieder an unsere erste Reise nach Norwegen.
Es war wohl 1991, denn an dem Auto hatte ich noch ein DDR-Nummernschild… Das Westnummernschild bekam ich erst Ende 1991.
Ich wurde gerade Prokurist und Leiter eines Geschäftsbereiches in der damaligen AEG Starkstromanlagen Dresden GmbH. Es war kurz nach der Wende. Ich bekam mein erstes Westdienstauto, einen Opel Vectra. Und ich war stolz und happy. Vorher fuhr ich als Dienstwagen in der DDR einen Wartburg 353.
Plötzlich waren wir im Westen. Einerseits war ich stolz auf mein neues Auto und stolz Prokura zu haben… andererseits war immer die Angst, dass dieses neue Glück nicht lange anhält und ich meinen Posten und das Auto wohl dann an einen Wessi abgeben muss. Die Ossis waren ja mit dem Klammersack gepudert während der Wessi rein alles konnte.
Es war Ostern 1991, da sage ich kurzerhand zu meiner Frau: lass uns eine Ostertour nach dem Norden machen, ohne die Kinder und mit dem schicken Opel Vectra. Also lassen wir unsere Kinder kurzerhand bei den Schwiegereltern im Wochenendhaus in Storkow und fahren nach Norden. Das Ziel war uns nicht wichtig. Wir waren bisher weder in Bremen, Lüneburg oder Kiel, auch nicht in Dänemark.
Irgendwann sind wir dann in Dänemark und Skagen. Der 2. Weltkrieg, Schlacht im Skagerrak… zwei Seen begegnen sich mit ihren Wellen, das Skagerrak und das Kattegat.
Und dann stehen wir am Fähranleger der Colorline in Hirtshals. Es ist windig erinnere ich mich, und wir waren frühlingshaft gekleidet und der schicke Opel Vectra mit Sommerreifen! Und wir sagen uns, wenn wir schon mal hier sind, warum nicht mal nach Norwegen. Und wir kaufen Tickets für die nächstbeste Fähre und setzen über. Unsere erste Fahrt mit einer Autofähre. Es war spannend und wir vergasen die Sorgen der Arbeit und der Wende.
In Norwegen angekommen, fahren wir weiter nordwärts. Ich weiß das nicht mehr genau aber ich glaube Bergen (N) war die Richtung. Als Ossis kannten wir nur unser Bergen (D) auf Rügen! Ich glaube wir fuhren über Stavanger und wir waren beeindruckt, wie das mit den Fährverbindungen über die Fjorde klappte.
Wir fahren in die Berge. Es geht in Serpentinen nach oben und wir sehen Schnee auf den Bergen, das zu Ostern, aber die Straßen sind trocken und frei. Dann erinnere ich mich an unsere Klettertour. Kein richtiges Schuhwerk und Moni im sommerlichen Trenchcoat. Ein Wasserfall war unser Ziel. Sowas kannten wir bisher nur aus der Hohen Tatra, dem Riesengebirge oder, oder…
Wir übernachten in einem kleinen Haus in Røndal, Bed & Breakfast. Ich weiß noch, ich hatte auf der Fähre im Dutty free eine kleine Flasche Whisky gekauft. Die tranken wir am Abend.
Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück setzen wir uns in das Auto und wollen den Berg wieder runterfahren. Rechts und links Schnee, die Straße in das Tal gut geräumt, aber glatt. Ich fahre vorsichtig. Doch das Auto beginnt in einer Serpentine zu rutschen. Ich sage zu Moni, ich kann nicht bremsen… Panik! Ich versuche zu lenken und rufe der Moni zu: festhalten! ich steuere jetzt in einen Schneehaufen am Rande der Straße… und ich hoffte, dass keine Leitplanke oder Eiszeitstein darunter ist. Und wir haben Glück, das Auto ist unversehrt. Ab jetzt dann weiter im 2. Gang bis in das Tal. Und mit der Motorbremse kommen wir sicher runter.
Im Tal am Ender der Serpentinen dann eine Polizeikontrolle. Norwegische Polizei, die sahen mit ihren Schwarzblauen Uniformen aus wie eine vergessene SS- Patrouille erinere ich mich. Und dann sind die völlig überfordert mit unserem DDR-Nummernschild und der DDR- Fahrerlaubnis. Ich erkläre denen, das die Situation sich in Deutschland geändert hat aber es erst neue Westnummernschilder für die Ostgebiete seit Januar 1991 gibt und sich der Prozess des Nummerschiltausches ziehen wird. Und da machen die auch gleich noch eine Alkoholkontrolle, die erste in meinem Leben. Aber der Whisky vom Vorabend war nicht mehr nachweisbar…
Und wir fahren dann weiter nach Haugesund, den Anlas für meine Geschichte. Und hier bin ich nun heute zum 2. Mal nach 31 Jahren, aber mit der eigenen Segelyacht. Hätte ich mir damals auch nicht träumen lassen.
Irgendwie sind wir dann wieder zurück zur Fahre in Kristiansand und dann über Dänemark nach Deutschland. In Storkow haben wir noch unsere Kinder eingesammelt und zurück ging es nach Dresden auf den Kamillenweg 8 in unsere Wohnung in einem Plattenbau, den es heute auch nicht mehr gibt. Nach Ostern bin ich dann wieder mit meinem Dienstauto auf die Braille Straße gefahren und habe mein Geschäftsbereich Schutz- und Schaltanlagenleittechnik weitergeführt.
Tja so war das damals vor 31 Jahren!