Der Aufruf ist klar! Vor der Seebrücke Sellin findet am Samstag, dem 25. Februar 2023 eine Demonstration statt. Da will man doch vor der schönen Urlaubsinsel, direkt 2 Meilen vor der Seebrücke Sellin ein LNG-Terminal bauen. Und der Wahnsinn soll so aussehen:
Es werden zwei Bohrinsel-ähnliche Stahlkonstruktionen in den Meeresboden im Prorer Wiek gerammt. Daran sollen 2 oder 4 Regasifizierungsschiffe festgemacht werden. Von hier wird eine Unterwassergaspipeline herum um das Nordperd und Südperd in den Greifswalder Bodden bis nach Lubmin in die Nähe des Industriehafens gebaut, um hier an das Erdgasnetz Deutschlands anzuschließen. An den Regasifizierungsschiffen am LNG-Terminal im Prorer Wiek sollen dann die großen LNG-Tanker festmachen, die das komprimierte, tiefgekühlte Erdgas aus den USA, den Emiraten oder sonst woher bringen. Das Gas wird dann von den LNG-Tankern in die Regasifizierungsschiffe umgepumpt und hier von -164°C auf normale Temperatur gebracht und dekomprimiert. Dann wird das Erdgas in die Pipeline nach Lubmin gepumpt, von wo es dann weiter zum Verbraucher über das Deutsche Erdgasnetz gepumpt wird.
So ein LNG-Terminal ist groß. Ein Regasifizierungsschiff ist ca. 300 Meter lang und hat die Höhe eines Sechsstöckigen Gebäudes. Man stelle sich vor, da liegen vor der Seebrücke in Sellin 2 Solche Kolosse in Reihe und daran sind nochmals 2 LNG Tanker festgemacht?!
Und dann lese ich, die Anlagen müssen regelmäßig gespült werden, mit Chemikalien (Chlor) und dann laufen die großen Schiffsdiesel permanent, schließlich müssen die Regasifizierungseinheiten auf den Schiffen ja angetrieben werden. Und da gibt es Abgase vom Verbrennen des Schweröls und Schiffsdiesel kann man auf 2 Meilen Entfernung gut hören. Je nach Windrichtung ist das richtig laut, das wissen wir als Segler, die auf der Ostsee unterwegs sind.
Und dann müssen LNG-Tanker auf Reede vor Anker liegend warten, bis sie dran sind mit der Entladung am Terminal. Die Anker der großen LNG-Tanker werden den Meeresboden auf 20 Meter Tiefe in den ausgewiesenen Reedegebieten aufpflügen, die Fische vertreiben und die Meeresfauna vernichten.
Also, genug der Erläuterung des Umweltwahnsinnes zu Ungunsten der Fische, der Unterwasserfauna, der Wasserqualität der Ruhe am Meer, zu Ungunsten der Urlauber und des Tourismus. Wir gehen zur Protestveranstaltung in Sellin.
Am Morgen dem 25.2.2023 fertige ich noch zwei Plakate an, eines für Moni und eines für mich:
Kein LNG-Terminal vor Rügen und Stopp dem LNG-Wahnsinn
Wir fahren hin, Moni und ich sowie der Nachbar Henry mit seiner Freundin. Es ist kalt, hässliches Wetter und wir sind zeitig da. Zeit in einem Café noch Cappuccino zu trinken.
Als wir dann Richtung Seebrücke gehen ist das Ordnungsamt mit mehreren Mitarbeitern unterwegs und kontrollieren die Parkscheine von den Autos der Demonstranten. Aber mit unserem Auto machen sie kein Geschäft.
1,5 Stunden dauert die Veranstaltung dann. Es sind 500 Leute gekommen mit Plakaten und Fahnen. Es reden die Veranstalter und es wird das Vorhaben verurteilt, so wie von mir all der Wahnsinn schon beschrieben.
Am Ende ist uns kalt und wir fahren nach Großzicker zum „Flammkuchenmann“, richtig heist das kleine Restaurant „de Wienkist“. Wir essen lecker Flammkuchen, trinken Glühwein und richtigen Wein.
Auf der Veranstaltung lernen wir, das am 26.2.2023, also am nächsten Tag eine weitere Protestkundgebung in Baabe sein wird.
Am 26.2.2023 fahren wir dann nach Baabe. Das Wetter ist heute viel besser, Sonne aber immer noch kalt.
Vom Parkplatz bewegen wir uns mit unseren Plakaten Richtung Strandpromenade. Wir erregen mit den Plakaten Aufsehen. Urlauber sprechen uns an. Sie sind verwundert über den Protest. Keiner weiß, was es mit den LNG-Terminals auf sich hat. Ich erkläre und die Urlauber sind entsetzt.
Weiter wollen wir zur Kurbühne Baabe. Hier soll die Protestveranstaltung stattfinden. Auf dem Weg werden wir von einem Kamerateam des NDR angesprochen. Man fragt mich, wieso das LNG Vorhaben Wahnsinn ist. Ich erkläre. Dann wird auch Moni gefragt, warum sie protestiert. Sie erklärt kurz: Die Küstenlandschaft wird verschandelt, der Tourismus ist betroffen, das Bauvorhaben geht durch ein Landschafts und Vogelschutzgebiet. Bis heute sind auf der Insel Rügen schon Industrien und landwirtschaftliche Betriebe kaputtgegangen, der Fischbestand ist zurückgegangen, die Fischereiwirtschaft gibt es nicht mehr, es gibt keine Küstenfischerei mehr… und wenn jetzt noch der Tourismus weniger wird, dann können wir die Insel zumachen. Das Interview mit Moni sehen wir am Abend in der Tagesschau.
2500 Leute sind gekommen. Mit uns auch unsere Nachbarn, Jan und Sandra.
Der Tourismusverband tritt auf, die Initiative Lebenswertes Rügen, die Bürgermeister von Stralsund und Baabe und und, und, und… treten auf. Wir hören, dass sich 16 Bürgermeister oder noch mehr von Orten auf der Insel Rügen gegen das Vorhaben zusammengetan haben. Eine schöne und wirkungsvolle Veranstaltung finde ich. Und es soll weitere Protestveranstaltungen geben, auch in Lubmin. Der Aufwand für unsere Selbstgefertigten Plakate hat sich gelohnt. Wir werden sie weiter brauchen!