2018 war ich auf meiner Segelreise durch den Finnischen Meerbusen auf der Insel Ruhnu. Dort steht ein toller Leuchtturm aus der Feder des Herrn Eifel, ja der Eifelturmkonstrukteur. Ich habe damals darüber ein bisschen geschrieben. Bei meiner jetzigen Reise bin ich an der Insel Kihnu angelandet. Die ist nur 30 Meilen von Ruhnu entfernt und befindet sich auch in der Rigaer Bucht.
Also berichte ich über den Leuchtturm von Kihnu.
Die See um die Insel Kihnu ist flach und steinig und hat viele Reffs. Leuchttürme haben schon immer den Seefahrern geholfen einen sicheren Weg auf See zu finden. 1718 herum wurde die Russische Flotte aufgebaut und das wird zugleich der Beginn des Baus von Leuchttürmen in der Baltischen See. Aber zur Zeit als der Krim Krieg zu Ende ging im Jahre 1856 häuften sich die Beschwerden der Seefahrer über den unzureichenden Ausbau der Leuchtfeuer sowohl im Schwarzen Meer als auch in der Ostsee.
In Europa hatte sich im 19. Jahrhundert sowohl die Beleuchtungstechnik als auch die Baukonstruktion von Leuchttürmen entwickelt und große Fortschritte gemacht.
Die Englische Firma Porter & Co begann Leuchttürme aus Eisenguss Elementen herzustellen. Das Russische Kaiserliche Marineministerium orderte aus England 3 baugleiche Leuchttürme aus eben diesen Eisenguss Elementen für Kihnu, Virstu und Vormsi. Und die wurden in England vorgefertigt, als Teile verschifft und vor Ort montiert.
Es sind halbschalen aus Eisenguss, die auf einem Basaltfundament aufgeschraubt und miteinander verschraubt wurden. Von außen sieht das wie verschweißt aus, aber innen sieht man die Schrauben, die die Konstruktion zusammenhalten. Eigentlich ähnlich der heutigen Konstruktion der Türme für die Windkraftanlagen.
Und innen ist eine ebenfalls aus Stufenelementen vorgefertigte Wendeltreppe mit 122 Stufen und mehreren Etagenabsätzen montiert.
Beeindruckend die Passgenauigkeit der Gussteile! Was die damals schon konnten. Ich bin beeindruckt.
Und vor Ort erfahre ich auch, dass einer der Türme mit ihrer Standardhöhe an der einen Stelle nicht hoch genug für die Schifffahrt war. Und da wurde der Turm wieder demontiert und an einer anderen Stelle, wo die Höhe ausreichend war, wiederaufgebaut.
Der Leuchtturm war versehen mit einer Fresnel Linse der Firma Chance Brothers & Co. Das Licht hatte eine Tragweite von 11 Meilen. Am Anfang wurde die Beleuchtung mit Petroleum durchgeführt. Vom Jahre 1921 an wurde das Petroleum durch Gas ersetzt und 1961 wurde der Leuchtturm dann elektrifiziert. Seit 1990 wurde eine ASA-500 Befeuerung installiert. Seit 1996 ist der Leuchtturm unbemannt.
Die Estnischen Leuchttürme waren und sind wie folgt unterstellt:
Bis 1918 dem Marineministerium des Russischen Reich; 1918-1940 dem Marine Gouvernement der Republik Estland; Nach dem 2. Weltkrieg bis 1993 dem Hydrographischen Service der Flotte der UdSSR; Seit Herbst 1993 dem Hydrographischen Dienst der Republik Estland.
Die Geschichte der Leuchttürme ist eng verbunden mit Russland, was auch erklärt, dass die Leuchtturmwärter meist Russen waren. Der letzte Leuchtturmwärter von Kihnu war Viktor Mikhailov der ursprünglich aus Dnipropetrowsk stammte. Er ist inzwischen zum Esten geworden so er noch lebt.




