Spät erreicht mich die Nachricht, dass mein Freund Dr.-Ing. Klaus Sieber, am 12. August 2019 gestorben ist. Ich bin sehr traurig über diese Nachricht, haben wir, Meine Frau und Ich ihm doch noch im Krankenhaus im Frühjahr dieses Jahres in Dresden besucht. Voller Hoffnung war der Klaus, dass es wieder aufwärtsgeht.
Ich bin auf großem Segeltörn, weit weg von Dresden im Bottnischen Meerbusen und kann leider an der Beisetzung am 27. August in Dresden nicht teilnehmen.
Ich mache es anders, ich schildere die Highlights unserer Zusammenarbeit und Freundschaft.
1991 wurde ich vom Geschäftsführer der AEG Starkstromanlagen Dresden GmbH, Christmann und vom Vorstand der AEG, Dr. Holtmeier gefragt, ob ich nicht den Aufbau des Russlandgeschäftes übernehmen würde. Ich sagte zu, unter der Bedingung, dass ich mir Leute aussuchen dürfte, mit denen ich das machen würde. Also wählte ich den Klaus Sieber, den ich aus der Entwicklung der Mittelspannungsschaltanlagen des ehemaligen OBSAD kannte. Es war die Umbruchzeit nach der Wiedervereinigung Deutschlands und Klaus war eben erst in den zu frühen Ruhestand geschickt worden. Er hat sich mit Freude reaktivieren lassen.
Klaus hat in Leningrad dem heutigen St. Petersburg studiert und promoviert. Das Russisch hatte er quasi muttersprachlich verinnerlicht und ein guter Elektrotechniker war er obendrein.
Unser gemeinsamer Job bestand darin Kontakte wieder anzuknüpfen und Geschäft zu finden. Wir waren unterwegs in Russland, Kasachstan, Usbekistan… Und wir wurden schnell fündig und erfolgreich. Das erste Anlagengeschäft, ein Umspannwerk 220/110/35 kV Sokolovskaja im Kuzbass wurde zum Turn Key Auftrag.
Vom Klaus habe ich neben der Russischen Sprache aber auch Russische und Sowjetische Kultur vermittelt bekommen. So erinnere ich mich, dass wir uns immer auf die Koffer setzten und an das Vergangene und Kommende dachten, bevor die Reise wieder losging.
Bei der Akquisition neuer Projekte, muss man mit dem Geschäftspartner zusammenkommen. Man muss den Geschäftspartner verstehen und man muss sein Vertrauen haben. Klaus konnte das. Nicht selten endete das beim Geschäftsessen mit russischen Volksliedern die Klaus mit seinem Bariton vorzüglich vortrug.
1992 gründete die AEG in Jekaterinburg am Ural ein Joint Venture für die Produktion von Mittelspannungsschaltfeldern. Ich wurde dort als Geschäftsführer von deutscher Seite, verantwortlich für Vertrieb ernannt. Der Klaus folgte meinem Wunsch mich in dieser Aufgabe zu unterstützen. Wir haben gemeinsam ein Vertriebsteam aufgebaut und hatten schnell Verkaufserfolge. Klaus hat intensiv an der Einführung des sogenannten D- Feldes gearbeitet, eine Abwandlung der WKB der AEG um die russischen KCO-Felder abzulösen.
In Jekaterinburg hatten wir unsere Apartments in einem Aufgang. Es haben in diesem Haus damals einige Kollegen aus Deutschland gewohnt, die die Fabrik auf Vordermann zu bringen hatten. Da wurde auch viel gefeiert. Ich erinnerte mich gerne an die Grillpartys im Uralgebirge die wir Winters wie Sommers veranstaltet haben. Ich habe mit Klaus damals viele Ausflüge im Uralgebirge unternommen, weil sowohl er als ich diese Landschaft liebten.
Zwischen uns hat sich eine Männerfreundschaft entwickelt, die auf gegenseitiger Achtung fußte. Diese Freundschaft haben wir mit unseren Familien in Deutschland weiter gepflegt. Gemeinsam waren wir wandern in der Sächsischen Schweiz. Wir haben uns so oft es ging besucht.
Als ich die Vertretung der AEG T&D für Russland und die GUS in Moskau übernahm und ich im Sommer mal in den Urlaub nach Deutschland gefahren bin habe ich Klaus gebeten in meiner Abwesenheit über die Dinge in Moskau zu wachen. Er hat das vorzüglich gemacht, denn meinem russischen Team konnte ich nicht immer das volle Vertrauen schenken. So hatte ich einen ruhigen und erholsamen Urlaub.
Klaus schrieb Tagebuch über seine wesentlichen Reiseerlebnisse. Ich fand das manchmal eigenartig. Heute ärgere ich mich darüber, dass ich über die einzigartigen Erlebnisse der Umbruchzeit, die ich gemeinsam mit Klaus erlebt habe, keine Aufzeichnungen habe. Ich würde ein Buch darüberschreiben.
Dr. Klaus Sieber wurde 1937 geboren, er ist 82 Jahre alt geworden. Ich denke er hatte ein erfülltes Leben. Ich und meine Familie werden ihn immer in guter Erinnerung behalten.
Dr. Steffen Breuer