Ich habe in einer Geschichte die Finnische und Schwedische Küste verglichen, Hogan Kusten vs. Kvarken.
Ich finde es ist an der Zeit die Menschen beiderseits des Bottnischen Meerbusens zu vergleichen. Den Vergleich erlaube ich mir als Ostdeutscher und denke es macht schon Sinn den Ostdeutschen und den Westdeutschen auf Segeltour mit zu vergleichen! Also, ich mache das dann mal.
Ich beginne mit einem Witz über die Finnen. Das ist vielleicht nicht ganz fair, aber den habe ich Finnen erzählt und die haben schallend gelacht:
Was ist der Unterschied zwischen einem introvertierten und einem extrovertierten Finnen? Antwort: wenn ein introvertierter Finne mit dir spricht, schaut er auf seine eigenen Schuhe. Spricht dagegen ein extrovertierter Finne mit dir, schaut er auf deine Schuhe.
So haben wir früher spöttelnd über unsere finnischen Kollegen in der Firma geredet.
Nun ist dieser Ansatz nach meiner letztjährigen und der diesjährigen Segelreise nicht aufrecht zu erhalten. Alle Finnen die ich traf, auf die trifft dieses Vorurteil nicht zu.
Moni und ich, wir treffen finnische Segler in Rauma. Sie sind irgendwann nachts angekommen. Als sie am nächsten Tag spät aufstehen sind wir von unserer Fahrradtour zurück. Ich frage sie nach Segelzielen an der finnischen Küste im Bottnischen Meerbusen. Wir kommen ins Gespräch und am Abend sitzen wir bei Wein und Bier bei uns auf dem Schiff. Wir sprechen über unsere Segelreisen und auch über die Familien.
Oder die Frauen auf der Insel Hailouto ganz oben auf der finnischen Seite des Bottnischen Meerbusens. Ich sitze im Restaurant und nutze das Internet. Außer mir zwei Finninnen. Die unterhalten sich laut und angeregt. Unterbrechungsfreies Sprechen und lachen. Auch im Finnischen Radio habe ich das Phänomen, dass die Moderatoren ununterbrochen reden und lachen und dabei die Musik vergessen. Introvertiert ist anders.
Dann treffe ich in Raahe eine Lehrerin und einen jungen Ingenieur. Die helfen mir beim Anlegen mit den Vorleinen. Wir kommen sofort ins Gespräch und nach ein paar Minuten sitzen die bei mir in der Pflicht und wir trinken den Anleger. Die beiden sind äußerst kommunikativ. Sie reden über das finnische Bildungssystem, über den Kernkraftwerksblock den AREVA in Finnland baut, über Politik und das für die heutige finnische Jugend wohl kein Geld mehr für die Rente da sein wird. Sie reden über ihre Arbeit, auch was sie verdienen. Ich erzähle von meiner Reise und wie es heute in Deutschland ist.
Oder der Oberstleutnant a.D. auf einer Insel in den Kvarken. Er spricht super englisch. Er ist der Wirt im Inselrestaurant. Ich hänge wegen schlechtem Wetter auf der Insel fest. Wir kommen schnell ins Gespräch. Freundlich ist er und er erzählt über sich, seine Familie und seine Kinder, über Studienfinanzierung für die Kinder und das Leben im Winter. Ein Mann gesellt sich zu uns im Restaurant. Der einzige der dort auf der Insel bis Oktober aushält. Er versteht was vom Segeln und es ist eine angeregte Unterhaltung.
Ich kann die Beispiele weiter fortsetzen, mit finnischen Offizieren der Grenzwacht im letzten Jahr bei meiner Reise von Finnland nach Russland und zurück oder mit finnischen Seglern die wir in Tallin und anderswo getroffen haben. Die Finnen, die ich/wir getroffen habe/n waren kommunikativ und alles andere als introvertiert.
Wie ist das nun bei den Schweden? Ich beginne mit einer Begebenheit auf den Ålands in Mariehamn letztes Jahr. In der Sauna sitzen Finnen und Schweden und ich geselle mich dazu. Jeder hat seine Büchse Bier in der Hand. Anfangs reden die auf Schwedisch und angeregt laut. Man muss wissen das in Finnland Schwedisch als Zweitsprache gelehrt wird und teilweise auch Amtssprache ist. Also die reden Schwedisch bis ich komme. Alle bemühen sich nun Englisch zu reden. Ich werde in deren Kommunikation mit einbezogen. Die scherzen und da erzähle ich die Story über die extrovertierten und introvertierten Finnen. Alle lachen.
Letztes Jahr, bei Scheißwetter mache ich Pause auf einer kleinen Insel zwischen Södertalje und Landsort. Ein Schwede liegt auch auf Heckanker. Wir sind die Einzigen auf der Insel. Also der Schwede hilft mir. Ich lade ihn und seine Frau auf ein Gässchen Wein ein. Ich spreche über meine Reise. Die erzählen über sich, ihre Arbeit und wie lange sie noch müssen bis zur Pensionierung. Er erzählt mir über seinen alten Vater…
Als ich mit Moni am oberen „Ende“ des Bottnischen Meerbusens war, liegen wir am Pier der Insel Junkön. Viele Leute gibt’s da nicht. Aber freundliche Fischer. Der eine unterhält sich mit uns auf Englisch. Ein anderer erklärt mir wie Lachsreusen gebaut werden. Als ich nach meiner Reise zum Nordkap auf dem Weg Richtung Finnland, Oulu, war mache ich nochmals dort Halt. Der eine Fischer erkennt mich, kommt auf mich zu und fragt wie es mir seit unserem letzten Treffen ergangen ist und wo ich weiter hinwolle.
Letztens steure ich die kleine Insel Storjungfrun an, noch im Bottnischen Meerbusen. Es ist einsam, keine Schiffe. Ein Segler liegt auf Heckanker an der kleinen Pier. Mein Anlegemanöver scheitert. Ich bekomme die Heckleine in die Schraube. Motor aus. Der Schwede hilft mir meine Jacht festzubekommen und assistiert mir bei meinem Tauchgang vom Schlauchboot. Freundlich und Hilfsbereit. Er sagt nach dem Tauchen müsse ich unbedingt in die Sauna. Er war schon dort und hätte diese angeheizt. Ich gehe in die Sauna und wir unterhalten uns bei Bier. Zwei Tage später in Gävle, ich liege noch dort im Gasthamn, er läuft ein. Freundlichst grüßt er und wir schwatzen.
Oder gestern südlich von Stockholm. In einer Sauna mit Aussicht in der Marina Bullandö. Nur Schweden um mich herum. Die plappern und trinken Bier. Als sie mitbekommen, dass ich Deutscher bin wechseln alle die Sprache und unterhalten sich auch untereinander auf Englisch, um mich teilhaben zu lassen. Sie sind interessiert an meiner Reise und ich erzähle. Wir sprechen über Bootskauf in Schweden und Deutschland, über deren schiffe. Einer erzählt mir, dass er in den warmen Monaten in Schweden arbeitet und im Winter in Afrika an der Westküste lebt.
Durchaus kommunikativ die Schweden!
So, ich habe versprochen auch über meine Erlebnisse mit den Deutschen zu reden. Da muss ich unterscheiden zwischen dem Westdeutschen und dem Ostdeutschen, denn das sind zwei verschiedene Welten.
Ich fange mit den Ostdeutschen an:
Moni und ich, wir steuern die kleine Marina von Kastelholm auf den Ålands an. Wir legen neben einem Schiff mit deutscher Flagge an. Zwei Männer darauf, ü 50. Wir werden begrüßt. Es klingt ein bisschen nach Berlin. Aber die waren zu freundlich, die sind aus Ostberlin. Wir unterhalten uns. Sie erzählen über ihre Tour, was sie arbeitsmäßig machen und das sie sich zwei Monate Auszeit gönnen. Wir trinken zusammen ein paar Getränke.
Als ich mit Moni die Gelbe Tonne in Töre am nördlichsten Punkt des Bottnischen Meerbusens umrundet habe, liegen wir den nächsten Tag noch dort. Ein Segler unter Finnischer Flagge ist eingefahren. Ich gehe hin und fange auf Englisch an. „Kannst mit uns ruhig Deutsch reden“ sagt der Mann an Bord. Er arbeitet in Finnland und hat ein Segelboot hier gekauft und ist mit seiner Familie, Frau und Sohn von Rauma jetzt hier zur Gelben Tonne gesegelt. Wir unterhalten uns. Er ist Kraftwerkstechniker aus dem Osten und arbeitet jetzt bei einer Firma zu der ich auch mal gehört habe. Die erzählen über sich, wir über uns.
Letztes Jahr in einer Olympiamarina in Estland. Neben uns eine Hanse42 unter deutscher Flagge mit 6 Leuten an Bord. Aus Rostock. Abends sitzen wir bei denen an Bord und trinken Bier und Wein. Es gibt viel zu erzählen.
Letztes Jahr auf meiner Reise an der polnischen Küste in Wladiskawowo. Ein Einhandsegler liegt im Hafen. Aus Greifswald. Er ist auf dem Rückweg nach Deutschland. Er lädt mich ein zu sich an Bord. Es gibt Radeberger. Er hat im Kernkraftwerk gearbeitet. Er erzählt über sich, ich über mich.
Auf Meiner Reise dieses Jahr Richtung Stockholm lege ich in Karlskrona an. An gleichem Schwimmsteg, quasi Rücken an Rücken eine Bavaria aus Stralsund. Es dauert nicht lange und wir unterhalten uns angeregt und abends sitze ich mit auf deren Schiff und es gibt Rotwein.
Man sollte meinen, das alles ist normal unter Seglern. Nein ist es nicht!
Ich erzähle jetzt von den Seglern aus dem anderen Teil Deutschlands. Da gibt es aber nicht viele Erlebnisse, weil die Kommunikation mit unseren Brüdern schwierig ist, dabei bin ich nicht introvertiert.
Also lege ich bei ganz schön Knatter in Byxelkrok auf Öland an. Ich mache längsseits an einem Passagierschiff fest, weil der Hafen total überfüllt ist. Ich sitze mit einem Schweden vom Passagierschiff auf meiner All Right 2 und wir trinken ein Bier und unterhalten uns. Da kommt ein kleineres Segelschiff unter deutscher Flagge mit 4 Leuten an Bord, alle ü.60, und geht ins Päckchen. Ich helfe denen beim Anlegen. Danke sagen die, aber man kommt nicht ins Gespräch. Es gibt keine Kommunikation.
Letztes Jahr auf der Insel Rhunu in der Bucht von Riga. Eine deutsche Jacht, HR, legt gegenüber meinem Schiff am Schwimmsteg an. Ich nehme denen die Leinen ab und helfe. Danke sagen die, aber von deren Seite kein Interesse am Gesprächsaufbau. Ich bekomme durch Hinterfragen zwar heraus das sie aus Bremerhaven sind und sie ihr Schiff im Winter in Estland lassen, aber mehr Unterhaltung war nicht.
Oder vor zwei Tagen in Bullandö, südlich von Stockholm. Es ist ja schon spät im Jahr, Anfang September, aber ich sehe ein Schiff unter deutscher Flagge. Abends, Ich komme aus der Sauna, da kommen eine Frau und ein Mann von diesem Schiff. Ich sage Moin Moin und gebe zu verstehen, dass ich Deutscher bin. Ich frage woher, wohin. Der Mann zögerlich, antwortet, dass sie aus Karlsruhe seien. Ich frage was sie hier hertreibt. Es ist ein Monolog. Ich hatte den Eindruck die sind kommunikationsgehemmt.
Tja, und die Moral von der Geschicht:
Finnen und Schweden kommunizieren angeregt und nicht nur untereinander, sondern auch mit mir als Deutschen. Unter Ostdeutschen Seglern unterhält man sich gerne. Woran liegt es nur, dass man so schwer ins Gespräch mit Westdeutschen Seglern kommt?
Als Ich das schrieb, lag ich noch nicht in Gryts Varv. Da läuft ein deutsches Schiff ein. Aus Kiel. Und die beiden begrüßen sich mit mir. Und er fragt, willst Du ein Pils. Ich: lasst uns zu mir unter Deck gehen, ich habe geheizt. Und sie kommen und wir sitzen und neben dem Biertrinken unterhalten wir uns. Also gibt es doch innerdeutsche Kommunikation unter Seglern. Ich freue mich und weiß nicht, ob ich den Artikel jetzt poste.
Aber heute laufe ich einen Tag später in Västervik ein. Ein Hamburger Segler mit zwei Männern läuft ein. Ich spreche die an. Der Wortwechsel aber dann eher stark limitiert. Was soll’s – also ich poste den Artikel doch.