Logbucheintrag
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Tag 1, 5.Juli 2019
Gustow/Rügen – Thiessow (D), 22 sm
Die Verzögerung meiner Reise ist groß – 1 Monat! Ich wollte dieses Jahr schon am 1. Juni starten. Aber…, man muss Prioritäten setzen.
Priorität 1 war mein Vater, eine neue Wohnung musste hergerichtet werden, ein spannender Umzug. Die alte Wohnung in Berlin musste ausgeräumt werden. Ich konnte ja nicht alles meiner Moni überlassen.
Priorität 2 war mein Leisten- und Nabelbruch. Der sollte noch vor meiner Reise repariert werden. Das habe ich in der Helios Klinik in Stralsund „zeitnah“ (was für ein deutsches Wort) geklärt bekommen. Ein bisschen hängt mir das noch an, obwohl endoskopisch… oder besser (wieder Neudeutsch) minimalintensiv gemacht gibt es Seromflüssigkeit die aus der Wunde am Bauch kommt. Heute am Freitag war ich früh noch mal in der Klinik beim Chirurgen. Die spülen die Wunde und bringen Temponate ein, das letzte Mal! Heute fahre ich los. Der Oberarzt weis von meinem Plan und gibt mir steriles Material mit: schließlich sind die Segler „selfmade“, sagt er zu mir.
Ich besorge mir beim Aldi gegenüber dem Krankenhaus noch die frische Verpflegung. Mit meinen Nachbarn die eigentlich 2-3 Wochen mitkommen wollten und dann absagen müssten, vereinbaren wir gestern Abend beim Abschiedsesse/-trinken noch, das sie mich wenigstens bis Thiessow begleiten.
Gesagt getan, wieder ein anderer Nachbar bringt uns drei 13:30 Uhr zur Marina ImJaich. Die Sachen sind schnell verstaut, alle Persennings abgenommen.
Pünktlich 14:00 Uhr geht es los. Ziel ist Thiessow. Im Fahrwasser vom Sund setzen wir Groß und Genua. Es geht bei Westwind zügig den Sund runter. 15:10 Uhr passieren wir die Fähre in Stahlbrode. 15:50 Uhr geht’s um die „Ecke“ am Palmer Ort. Segel sind schnell geshiftet.
17:45 Uhr holen wir die Segel an der Einfahrtstonne Thiessow ein. Wir legen 18:00 Uhr an auf 54°16‘855N 13°42‘517E. Aber mit kleiner Blessur. Kleine Lücke zwischen zwei Booten. Ich drehe ein und ängstlich wegen des Ankers des „Panzerkreuzers“ hinter mir, gebe ich nochmal Gas und der Fenderball am Bug Steuerbord kommt in die Spundwandnische und zerreißt das untere Stahlseil meiner Steuerbord Reling. Nicht schlimm, Moni holt ja die Nachbarn, Jana und Romeé, ab und bringt mir ein Stück Stahlseil mit. Die Sache ist nach dem Kneipengang schnell behoben.
Apropos Kneipengang: eigentlich war der gar nicht geplant. Aber wir mussten auf meine Frau Moni warten. Sie musste meinen Schwager mit Fersenbruch ins Krankenhaus bringen. Er ist beim Kirschenpflücken von der Leiter gefallen.
Das Positive: ich war noch mal zum Bier und Hering mit Bratkartoffeln in einer Deutschen Hafenkneipe… Wird wohl erst wieder im Oktober gehen, nach meiner Rückkehr.
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Tag 2, 6.Juli 2019
Thiessow (D) – Ystad (S) 81 sm
Ich habe den Wecker auf 4:00 Uhr gestellt. Wiederwillig raffe ich mich auf. Kaffee ist schnell angesetzt. Aber als erstes verarzte ich meine Wunde am Bauch. Pflaster ab: Serom ist klar. Ich bringe Braunovidon mit sterilem Werkzeug in die Wunde ein und decke das Ganze mit steriler Kompresse und Pflaster ab. Warum bin ich eigentlich kein Arzt geworden… Sicher war der numerus clausus schuld den es auch in der DDR (Ostdeutschland) gab… ich war ein Spätentwickler und bin erst am Ende des Studiums fleißig geworden, immerhin magna cum laude für den Dr.-Ing… Alles Vergangenheit.
Ich lege 5:10 Uhr fast pünktlich ab. In der Bucht von Thiessow sind 11 Ktn Wind aus West. 5:30 Uhr bin ich raus aus der Bucht und setze Groß und Genua. Ich segle jetzt alleine. 6:00 Uhr bin ich an der Ausfahrt vom Greifswalder Bodden. Der Wind jetzt 13 Ktn aus WSW. Ich schifte die Segel und raus geht’s auf die Ostsee. 6:20 Uhr dann Südperd an Backbord und 7:15 Uhr Nordperd backbords. Es regnet leicht und ist bewölkt, kein schönes Wetter für eine Abreise.
8:40 Uhr mache ich im trüben Wetter Saßnitz und die Kreidefelsen aus. Das Kap Arkona kann ich nur noch erahnen.
10:30 Uhr habe ich die ersten 30 sm hinter mir. Immer noch nieselt es. Ich sitze inzwischen im Ölzeug hinter dem Steuerrad, manchmal auch im Regenschatten unter der Spray Hood- den Rest macht der Autopilot.
Der Autopilot ist auch elektrisch und saugt mir über die Zeit meine BV Batterie leer. Ich starte den Motor zum Aufladen. Interessant vielleicht auch für die Grünen in Deutschland: Batterien kann man mit Photovoltaik auch nicht aufladen, wenn keine Sonne ist. Ich habe 2 Panele an Bord, aber kein Output! Egal, ich lasse den Motor ein bisschen laufen und schon bin ich wieder bei 13,5 V.
Höhe Windpark Baltic 2 verlässt mich der Wind… nur noch 5 Ktn und weniger. Ich hole die Segel ein und fahre 1,5 Stunden unter Maschine.
14:00Uhr dann sind plötzlich wieder 12 Ktn Wind. Das reicht um mich mit 6 Ktn zu schieben. Groß und Genua gesetzt und Motor aus. 15:45 Uhr habe ich schon 20 Ktn Wind und fahre 7 Ktn üG. Jetzt klart es endlich auf, die Sonne scheint. Das macht schon mehr Spaß.
Aber auch die Welle geht hoch auf 2 Meter und von der Seite. Der Wind ist um 16:30 Uhr bei 25 Ktn. Ich rolle die Genua ein und fahre mit Groß bei raumen Wind zwischen 7 und 8 Ktn. 17 Uhr entschließe ich mich das Groß zu reffen. Eigentlich wollte ich nur Reff 1 aber ich denke an Monis Worte und lege gleich 2 Reffs ein. Ich fahre immer noch mit 7 Ktn… Die All Right 2 geht ab „wie Schmidts Katze“.
Eigentlich wollte ich nach Sandhamn an der Ostküste der Hanøbucht aber das war mir dann zu weit. Ich entscheide mich für Kåsberga. Der Wind ist inzwischen bei 28 Ktn. Ich denke vielleicht keine gute Idee bei Westwind und 28 Ktn nach Kåsberga reinzugehen. Ist ein kleiner Hafen, schlecht bei dem Wind dort alleine anlegen. Ich entscheide mich für Ystad.
12 Meilen vor Ystad habe ich kein GPS Signal mehr: NO GPS FIX. Was immer das ist, Ich mache zwei Re-starts meines Raymarine Navigationssystems. Da ist es wieder, das GPS Signal. Inzwischen hatte ich aber das Navionix Programm auf meinem IPad aufgerufen… Wie sind wir eigentlich schon abhängig von all diesen Dingen.
18:35 Uhr hole ich das Großsegel ein und bereite mich auf das Anlegen vor.
Der Hafen ist voll in Ystad. Ich finde schließlich um 19:20 Uhr Platz im Päckchen an einer Dehler 38 auf 555‘568 N 13°48‘873 O. Die Schiffsnachbarn nehmen mir Vor und Heckleine ab und ich bin fest.
Auf meine Nachfrage, wann legt ihr morgen ab sagen die mir, sie bleiben morgen in Ystad. Ich freue mich, da kann ich morgen ausschlafen. Aber kurz vor Schlafengehen sagen sie mir, dass sie am nächsten Tag doch um 6:00 Uhr ablegen wollen. Wird wieder nichts mit ausschlafen denke ich und gieße mir noch ein Glas Wein ein. 21:30 Uhr bin ich in der Koje.
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Tag 3, 7.Juli 2019
Ystad (S) Hafentag, keine Meilen
Wie schon gestern berichtet: die Schiffsnachbarn, bei denen ich im „Päckchen“ festgemacht haben klopfen 6:15 Uhr an mein Schiff. Ich gehe im Schlafanzug raus, starte den Motor und lege ab, damit die Nachbarn freikommen. Bei mir ging das schnell, fast wie im Schlafe. Ganz anders als das Ablegemanöver der Nachbarn. Der Skipper dampft in die Vorspring und schiebt sein Heck schön weit raus. Soweit alles gut aber der Spezi, der die Spring einholen will hat eine super lange Leine mit einem Knoten drin am Ende welcher nicht durch die Klampe ging. Also die mussten ihr Manöver abbrechen und wiederholen. Endlich nach 15 Minuten bin ich wieder angelegt und kurz danach wieder in der Koje und schlafe noch mal bis 10:00 Uhr.
Draußen ist Sonnenschein und ich verklebe meine Bauchwunde mit wasserdichten Pflaster. Ich kann mich endlich mal duschen. Danach verarzte ich die Bauchwunde – sieht schon gut aus
Ich mache mir ein spätes Frühstück und danach lege ich mein Schiff nochmal in einen Anlegefinger um. So vermeide ich das ich morgen nochmals ein Schiff längsseits im Päckchen habe.
Ich räume mein Schiff erst mal richtig ein und auf. Die beiden Unterwanten Backbords und Steuerbords spanne ich nochmal.
Dann schreibe ich an meinem Blog und trinke einen Wein. Dabei höre ich Nachrichten auf NDR Welle Nord über Satellit. Was höre ich da: nachdem die Italienische Justitz die Kapitänin von Sea-Watch wegen Unterstützung illegaler Einwanderung und Widerstand gegen die Italienischen Küstenwache nun leider nicht verknackt hat, gibt es wieder einen Zwischenfall. Die „Alacour“ von Sea-Eye hat Seenotrettung vor der Küste Lybiens betrieben. Sie bringt die in Seenot gekommenen nicht in einen Lybischen Hafen, sondern versucht sie in die EU zu bringen. Hier wird illegale Immigration unterstützt. Die Organisationen Sea-Watch und Sea-Eye sollten strafrechtlich verfolgt werden. Schließlich ist es einem LKW-Fahrer auch verboten, Leute mit dem LKW den er fährt von der Türkei oder sonst woher nach Europa zu bringen. Diese Leute, unterstützt von den Grünen und anderen, die hinter Sea-Watch und Sea-Eye stehen, stellen sich gegen Europa und gefährden die Zukunft Europas. Was würde mir passieren, wenn ich mit meiner Yacht auf dem Mittelmeer Leute aufnehmen würde und sie dann nach Italien, Malta oder Frankreich bringen würde. Auf jedem Fall kann ich mich nicht den Anweisungen der Küstenwache wiedersetzen!!
Seeleute von Sea-Watch und Sea-Eye: Seenot sieht anders aus!
Jetzt rege ich mich wieder ab: Es ist 17:30 Uhr, ich starte ich zu einem kleinen Stadtrundgang in Ystad, der Stadt von Henning Mankel und seinem Kurt Wallander.
Auf dem Weg in die Stadt sehe ich noch im Hafen ein Spektakel. Die Russen kommen: ein Drachenboot, am Bug drei große Holzdrachen, 6 als russische Bojaren verkleidete Gestalten an Bord legen an. Sie sind auf der Suche der Insel „Rus“. Darüber mehr in einer kleinen Geschichte.
Ich gehe weiter in die Stadt, vorbei am Mankel Theater über die Fußgängerpromenade bis zu Marien Gatan. Mein eigentliches Ziel aber ist die Brauerei „BRYGGERIET“, meine Lieblingskkneipe in Ystad.
In der Kneipe gibt es dann dunkles Bier, welches hier gebraut wird und dazu Hering, 4 Sorten schwedisch zubereitet, lecker. Gegenüber am Tisch sitzt einer alleine… mein Alter und Deutsch. Ich geselle mich zu ihm und es stellt sich folgendes heraus:
Uwe ,er ist 1955 geboren, hat in Ilmenau Elektrotechnik studiert und ist auch dort promoviert, hat zuletzt bei Siemens in der Antriebstechnik- Entwicklung gearbeitet, ist jetzt pensioniert und mit seinem Motorrad rund um den Finnischen Meerbusen unterwegs. Wir hatten uns viel zu erzählen und beschließen den Abend auf der ALL RIGHT 2 mit einem oder besser mehreren „Absackern“.
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Tag 4, 8.Juli 2019
Ystad (S) – Simrishamn (S), 28 sm
Ich stehe 7:00 Uhr auf. Es geht langsam, erst die Bauchwunde verarzten, dann Frühstücken.
8:50 Uhr bin ich dann soweit und lege ab. Der Wind bläst aus westlicher Richtung. Ich setze Groß und Genua. Letztere hole ich schnell wieder ein und setze nur mit Groß fort. Wenig Wind,, 9 Ktn und ich mache 3 -4 Ktn Fahrt über Grund.
10:15 Uhr habe ich erst mal die Schnauze voll. Wind zu schlapp, Motor an und Segel eingeholt. So geht es bis ungefähr querab Kåsberga. Hier ist dann wieder Wind. Ich rolle die Genua aus und bei 13 Ktn Wind geht es nun mit 4 Ktn voran.
Ich komme vorbei an Löderups, einem riesigen Campingplatz. Löderups sollten alle kennen die Henning Mankel lesen!
12:00 Uhr geht’s „um die Ecke“, vorbei am Leuchtturm der das obere Ende vom Bornholmsgatt markiert. Ich shifte das Segel. Es geht jetzt nach Nord.
Unterwegs höre und sehe ich Gewitter, aber die schiebt es vor mir her nach Osten.
13:30 Uhr backbords querab Skillinge. Ich überlege, gehe ich in den Hafen… nein ich fahre weiter bis Simrishamn. 14:05 Uhr passiere ich Brantevik. Sklillinge und Brantevik sind übrigens hübsche schwedische Orte in der Provinz Schonen.
14:30 Uhr zieht Gewitter auf und ich beeile mich. Ich will rein in den Hafen bevor der Regen einsetzt. Auch kommen jetzt taffe Gewitterböen auf, schön beim Anlegen denke ich.
Anlegefinger im Hafen und ich will in den ersten rückwärts rein. Zu eng oder die Schiffe sind zu dick. Ich gehe in einen anderen, da passt es!
14:55 Uhr habe ich angelegt auf 55°33’59 N, 14°21‘268 O. Ich trinke den obligatorischen Anleger und beobachte den Gewitterguss aus dem Niedergang der ALL RIGHT 2.
Ich mache mir Penne Arabiata, trinke Rosé dazu und lege mich 18:00 Uhr in die Koje. Den morgigen Tag hebe ich mir für Simrishamn auf.
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Tag 5, 9.Juli 2019
Simrishamn (S) Hafentag, keine Meilen
Nachdem ich nun gestern schon 18:00 Uhr in der Koje lag und um 22:00 Uhr noch mal pinkeln war, werde ich heute erst 9:00 Uhr wach. Ich bin kaputt. Habe niedrigen Blutdruck was wohl dem Wetter geschuldet ist. Richtig schön ist es nicht. Die ganze Nacht durch muss es geregnet haben. Es war auch sehr windig. Ich habe nicht viel davon mitbekommen.
Den Tag beginne ich ganz langsam, Duschen und dann Frühstück. Da die Sonne scheint frühstücke ich oben in der Pflicht des Schiffes.
Bis Mittag schreibe ich ein bisschen an meinem Blog. Danach hole ich ein Fahrrad aus der Achterkabine. Ich fahre in den Ort.
Als erstes kommen Erinnerungen an eine frühere Segelreise mit unseren Enkeln Heinz und Alfred hoch. Wir waren im Sommer 2016 das letzte Mal hier. Damals war es wärmer.
Ich fahre zum Fischerei und Handelshafen. Weiter schiebe ich mein Fahrrad durch die Fußgängerzone. Unterwegs überkommt mich ein kleiner Hunger. Im Straßen Restaurant esse ich einen Cäsar Salat und dazu ein Bier.
Ich gehe über den Marktplatz und schaue mir die St. Nikolai Kirche innen und außen an.
Ein kleiner Einkauf im „Hunde“-Netto und dann eine Fahrradtour durch Park und am Friedhof vorbei.
17:00 Uhr bin ich wieder auf der ALL RIGHT 2 und bin faul.
Mal sehen wie der Wind morgen ist. Der Forcast im Windfinder sagt schlappen Wind voraus. Na mal sehen ob ich nach Hanø oder gleich nach Karlskrona segle.
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Tag 6, 10.Juli 2019
Simrishamn (S) – Insel Hanö (S), 32 sm
Ich hatte den Wecker auf 7:00 Uhr gestellt. Es ist ja nicht soweit, was ich vorhabe. Aber es kommt anders. Der Nachbar, ein Deutscher, legt 5:00 Uhr ab. Ich höre die Maschine, aber er macht schnell und ist davon. Dann, 6:30 Uhr eine weitere Yacht. Der Motor läuft laufend, es geht vorwärts und rückwärts. Ich höre das Schalten und dann immer viel Gas. Nach gefühlten 10 Minuten schaue ich hoch. Die Polen kommen! Eine Yacht von Kołzberg. Die sind über Nacht gefahren, wie alle Polen das machen die über die Ostsee wollen. Aber das: die Polnische Skipperin will Rückwärts in die Finger. Hat leider wenig Erfahrung. Ein Schauspiel, eben Hafenkino, leider zu früh am Tage. Ich rufe Dobre Rano (Guten Morgen) rüber und dass alle noch schlafen und sie solle dieses Training auf die Tageszeit verschieben. Endlich fährt sie vorwärts in den Anlegefinger.
Jetzt lege ich mich nicht mehr hin. Ich mache mir Frühstück, verarzte meine Wunde und ziehe mich an.
Ich lege 7:50 Uhr ab nachdem ich über Whatsap noch mal mit Moni telefoniert habe.
8:00 Uhr setze ich Groß und Genua. Ich habe NNW mit 12 Ktn, das Schiff zieht an, gleich 6 Ktn ü G.Ich war mir am Vorabend noch nicht sicher welchen Kurs ich absetze. Aber der Wind ist günstig, wenig Welle, ziemlich hoch am Wind mit direkten Kurs auf Hanö.
10:00 Uhr bin ich schon 12 sm unterwegs. Bis jetzt war Sonne. Nun ist es bedeckt. Es ist kühl. Dafür zieht der Wind noch ein bisschen an und kommt jetzt aus WNW. Ich fahre jetzt 6,5 Ktn und manchmal 7 Ktn.
12:40 Uhr sind es noch 2 Meilen. Ich bringe schon die Fender aus und mache Anlegeleinen fest. 13:00 Uhr hole ich die Segel ein und lege 13:20 Uhr im Päckchen an, Pos 56°00‘581 N und 14°50‘114O. Der Schiffsnachbar nimmt mir die Leinen ab.
Jetzt fängt ein Gewitter vom feinsten an. Ich trinke mein Anleger-Bier, esse ein bisschen Wurst und Brot und mache erst mal Mittagsschlaf.
16:00 Uhr mache ich eine Wanderung zum Leuchtturm, vorbei an den Gräbern der Engländer. Darüber mehr in einer kurzen Geschichte über Hanö.
In der Hafenkneipe nehme ich nach der Wanderung ein Bier. Die Kneipe ist nicht mehr schön wie früher. Sie wird geführt von Immigranten, ich zähle 4 und auf einer Bank 4 Kinder mit Mobiltelefonen, irgendwas aus dem Nahen Osten. Alles dunkelhäutig rundherum. Der blonde schwedischer Stereotyp kommt in die Minderzahl. Bleiben also nicht alle Flüchtlinge in Deutschland. Ein paar kommen auch nach Norden durch. Irgendwann werden die dann auch die Kneipen der Inuit bewirtschaften. Ich kann gar nicht lachen.
Also beende ich den Kneipengang. Ich gehe aufs Schiff, baue meinen Gasgrill an und grille mir ein Rindersteak und Maiskolben. Dazu reiche ich mir Rosé.
Gute Nacht dann 22:00 Uhr.
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Tag 7, 11.Juli 2019
Insel Hanö (S)- Karlskrona (S), 33 sm
Der Wecker Klingelt 7:00 Uhr. Rundherum schläft noch alles. Die Sonne scheint. Ich gehe zum Duschen, das ist ein paar Schritte auf der anderen Seite des Hafens. Ich komme zurück zum Schiff. Das Schiff Steuerbord und auch das Backbord im Päckchen schlafen. Das kann ja heiter werden. Ich wollte 9:00 Uhr ablegen. Na erst mal Wunde verarzten und dann Frühstück.
8:30 Uhr tut sich was auf dem Nachbarschiff. Das ist das kritische für mich an steuerbord um wegzukommen. Obwohl seine „Manschaft“ (Frau und Sohn) noch schläft, bietet er an sein Schiff zu verholen, wenn ich rückwärts aus dem Päckchenausdampfe. Gesagt getan, 8:45 Uhr habe ich abgelegt.
Kein Wind als ich aus dem Hafen ausfahre und westwärts um di Insel nach Norden absetze. Bis 10:45 Uhr geht es also unter Maschine. Ich habe keine Eile und so tuckere ich die ersten 9 Meilen mit 4,5 Ktn dahin.
10:45 Uhr dann Wind SW, 9 Ktn, Zeit für die Genua. Ich mache die Maschine aus und es geht bis in die Schären mit 3 Ktn ü.G. unter Genua.
Hier, am Schäreneingang wird es anders. Der Wind frischt ein bisschen auf und ich muss meinen Kurs jetzt nach Ost ändern. Ich setze jetzt auch das Groß. Prima, das Schiff zieht an. Ich mache jetzt 5 Ktn Fahrt ü.G.
13:50 Uhr geht der Kurs jetzt wieder nördlicher, Richtung Brücke Hassalobron. Das letzte Stück hole ich die Genua ein und starte den Motor. Die Brücke öffnet nur zur vollen Stunde und ich will die Brückenöffnung der Drehbrücke 15:00 Uhr schaffen. Vor der Brücke dann das Groß runter und 15:05 Uhr habe ich die Brücke hinter mir.
Ich fahre die letzten 5 Meilen bis nach Karlskrona unter Maschine. 16:15 Uhr lege ich in der Marina an auf 56°10‘085 N und 015°35‘548 O. Die Segler rundherum sind hilfsbereit und nehmen die Leinen ab.
Heck an Heck über den Schwimmsteg liegt eine andere Bavaria aus Stralsund. Ich unterhalte mich mit den Leuten von der SULIS.
Ich gehe in die Stadt und will schick essen. Ich gehe in das Restaurant Stars&Stripes. Schmeckt wie Donald Trump. American Food…. Stars bekommt die Gaststätte von mir nicht. Die BBQ Original Ribs stoßen mir noch nach dem Schlafengehen auf.
21:00 Uhr streiche ich die Segel. Feierabend!
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Tag 8, 12.Juli 2019
Karlskrona (S) Hafentag, keine Meilen
Ich schlafe bis 8:00 Uhr fest und versuche dann aufzustehen. Ganz langsam. Mir ist schummrig, wieder der niedrige Blutdruck, denke ich. Nach dem Kaffee geht es mir dann besser.
Nach dem Frühstück unterhalte ich mich noch ein wenig mit den Schiffsnachbarn und klappe mein Fahrrad auf.
Als erstes radle ich in die Fortifikationsgatan. Dort ist eine Arztstation. Kein niedergelassener Arzt, irgendetwas staatliches wie eine Poliklinik. Ich bekomme einen Termin für 13:20 Uhr zur Beschauung meiner OP Wunden.
Weiter geht’s zum Marinemuseum. Ich kenne mich aus, ist wohl das 4. oder 5. Mal das ich in Karlskrona bin. Das letzte Mal waren wir hier 2016 mit meinen Enkeln Heinz und Alfred.
Ich habe reichlich 2 Stunden für das Museum, das reicht um die U-Boot Ausstellung und den Hauptteil zu besuchen. Der Eintritt ist frei und es ist eines der schönsten maritimen Museen die ich kenne. Bevor ich zum Arzttermin radle nehme ich noch Mittag vom Buffet für 120SKR (12 €), man stelle sich das vor… Kinder bezahlen nur 70 SKR und die ganz kleinen sind frei. Endlich was richtig schwedisches, Hering verschieden mariniert, Salate und Braten und Gulasch mit Pilzen und Preiselbeeren. Das war ein positiver Esseneindruck von Schweden und kompensiert meinen fehler vom Vorabend.
13:30 Uhr nehme ich meinen Arzttermin war. Die Wunden sind in Ordnung. Eine Krankenschwester beseitigt den Rest der Fäden und versorgt die Wunde am Nabel. Mit dem Arzt unterhalte ich mich noch ein Weilchen. Ich hatte es erst gar nicht gemerkt, er sah so schwedisch aus und sprach ganz langsam und wenig. Er ist deutscher, Abschluss an der Humboldt Uni in 2002 und hatte zuvor in Brasilien gearbeitet. Meine Frage warum Schweden und nich Deutschland beantwortet er damit dass es wohl etwas ruhiger an den medizinischen Einrichtungen zugeht…. Ich denke für mich, es ist wohl auch das Geld. Für den einen Arztbesuch bezahle ich 1600 SKR… (160€).
Nach dem Arzt wieder aufs Fahrrad und Stadtrundfahrt. Ich fahre zum zentralen Platz, Stor Torget, da wo die Deutsche Kirche, Tyska Kyrkan, steht. Rundherum die Frederiks Kyrkan, das Konzerthaus und das Rathaus.
Ich fahre den Berg runter entlang an der alten unterirdischen Eisenbahnzufahrt zum Hafen. Es geht durch den Admiralitätspark zum Marinehafen. Hier sollte sich Frau von der Leyen mal über Modernisierungsprojekte für die Bundesmarine beraten lassen. Eventuell findet sie dann Ansätze wie eine moderne Armee auszurüsten wäre.
Nochmal fahre ich zum Marinemuseum. Ich schaue mir noch die Ausstellung im Slup- und Barkassenschuppen an. Ich hätte noch mehr Zeit im Museum verbringen können, aber es gibt ja ein nächstes Mal.
Auf dem Weg zum Marinemuseum komme ich an den Kasernen der Marine und der Marineschule vorbei und ich gehe in die Admiralitätskirche Ulrica Pia. Davor steht der alte ROSENBOM. Darüber gibt es noch eine extra Geschichte.
Dann mache ich noch ein paar Einkäufe und fahre zurück zur Marina.
Eine Siesta von 1,5 h folgt und dann schreibe ich an meinem Blog.
Was ist das? 19:00 Uhr lautes Schiffshorn, 3-mal. Der Kreuzer der Küstenwache legt ab. Er ist viel größer als das Flottendienstboot der Bundesmarine welches 2016 genau dort an der Pier lag. Der Unterschied, und das ist wieder interessant für Frau von der Leyen: Das Schiff der schwedischen Küstenwache kommt ohne Schlepper von der Pier, das Flottendienstboot der Bundesmarine braucht 2 Schlepper für das selbe Manöver!
Am Abend gehe ich noch zu den Schiffsnachbarn von der SULIS. Ich nehme eine Flasche Rioja mit hin und wir unterhalten uns angeregt. Inge und Heinz wohnen in der Nähe von Stralsund, sind im Ruhestand und schon seit dem 28. Mai mit ihrer Segelyacht unterwegs. Sie sind auf dem Heimweg nach Stralsund. Bei der Verabschiedung verabreden wir uns auf ein Treffen in der Heimat Ende September, Anfang Oktober.
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Tag 9, 13.Juli 2019
Karlskrona (S) – Kalmar (S), 54 sm
Ich habe den Wecker auf 7 Uhr gestellt, bin aber schon 6:30 Uhr wach. Ich nutze die Hafenfazilitäten und gehe vor dem Ablegen noch mal duschen. Übrigens alles sehr gepflegt in der Marina. Das einzige mit dem WELAN hapert es. Ich musste mein Mobiltelefon für einen Hotspot nutzen.
7:55 Uhr, nach ausgiebigem Frühstück lege ich ab. Kein Wind, dafür bewölkt und Regenschauer. Es ist kühl. Ich verlasse Karlskrona über die nördlichste Ausfahrt. Es geht vorbei an einem Kabelwerk, früher stand hier ABB dran. Direkt neben der Fabrik ist das Anlegeterminal der StenaLines. Eine Fähre wird beladen.
8:50 Uhr passiere ich die 18 Meter hohe Brücke zur Insel Sengren. Danach muss ich mich genau an das Fahrwasser halten. Es wird eng, steuerbords und backbords geht es auf 1 Meter Tiefe. Das Fahrwasser ist gut betonnt und biegt dann nach Steuerbord ab. Hier ist es wieder gemütlich breit. Ich erinnere mich das wir hier in entgegengesetzter Richtung mit Heinz dem Enkel in 2013 langgefahren sind. Es gibt da ein schönes Foto. Ich werde es hier einstellen.
Es geht über eine Fährverbindung. Die knallrote Fähre wird über Kabel gezogen.
9:40 Uhr bin ich querab vom Hafen Torhamn. Auch hier haben wir früher schon mal gelegen.
Endlich nahe der Ausfahrt zum Kalmarsund kommt die Sonne raus. Wind ist immer noch keiner. Also motore ich weiter.
10:10 habe ich freies Wasser im Kalmarsund erreicht. Ich sehe backbords Sandhamn. Ich ziehe das Groß hoch, aber viel bringt es nicht. Der Wind kommt mit 5…6 Ktn aus SW.
Es geht den Kalmarsund hinauf, Richtung Kalmar.
11:00 Uhr versuche ich es mit segeln. 7 Ktn Wind, kein Vorwärtskommen. Bis 1e3:10 Uhr motore ich weiter. 56°16‘739 N, 16°06‘714 O. Vor mir eine Regenfront. Backbord am Festland gewittert es. Es sind noch 23 Meilen bis Kalmar.
14:00 Uhr endlich Wind, 10 Ktn. Groß und Genua vor dem Wind, 4 Ktn Fahrt ü.G.
14:25 Uhr segle ich querab von Utgrunden, 6,5 Ktn ü.G.
Irgendwann nach 15:00 Uhr sehe ich Kalmar. 17:00 Uhr hole ich die Segel ein und motore nach Kalmar.
18:05 Uhr dann lege ich an in der Kalmar Marina. 56°39‘619 N, 16°21‘847 O.
Anleger getrunken, diesmal ein Bier. Es gibt selbstgemachte Makaroni Arabiata und Rosé. Ich bezahle den Liegeplatz. Sehe mir die Tagesschau an und höre was unser Superaußenminister, für gutmenschliche Vorschläge macht, um weiter die Immigration von wohlstandsuchenden Ausländern aus dem Süden zu ermöglichen. Ich hoffe nur der ehemalige Österreichische Kanzler Kurz behält Recht mit seinen Ansichten und wird bald wieder Kanzler und wird Europa positiv beeinflussen.
Ich sehe mir Herrn von Almen in Fernsehen an. Die Sprache und die Artikulation des Herrn von Almen sollten sich die deutschen Politiker mal anhören und versuchen nachzuahmen!
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Tag 10, 14.Juli 2019
Kalmar (S) –Bergholm (S) auf Öland, 18 sm
8:00 Uhr ist die Nacht zu ende, obwohl, ausschlafen hätte
ich gekonnt. Aber Ich war eben wach. Ich frühstücke langsam und ausführlich.
Gegen 10:00 Uhr mache ich mein Fahrrad flott. Ziel ist das Schloß von Kalmar.
Zuvor wollte ich in den seglerladen, nur der hat zu.
Also bin ich kurz nach 10:00 Uhr schon am Schloß, einer der ersten Besucher. Ich kaufe mir ein Ticket und besuche die allgemeine Ausstellung und dann noch eine Sonderausstellung für Vincent van Gogh. Und es lohnt sich. Ich denke ich schreibe noch eine Geschichte darüber.
Bevor ich die Schloßinsel verlasse mache ich noch einen Rundgang auf dem Burgwall. Herrliche Aussicht bei diesem schönen Sommerwetter.
Mit dem Fahrrad fahre ich noch ein bisschen durch die Stadt. Gegen Mittag bin ich zurück am Schiff. Ich mache noch einen Rundgang durch die Einkaufsmall am Hafen.
13:15 Uhr dann lege ich ab in Kalmar. Im Kalmarsund kommen Wind und Strom von vorn. Der Wind „bläst“ nur mit 3-4 Ktn. Ich versuche erst gar nicht zu segeln. Die 18 Meilen bis Bergholm fahre ich unter Maschine.
16:50 Uhr lege ich an in Bergholm bei super Sonnenschein. Ich messe in der Sonne fast 40°C. Das Wasser hat 20°C.
Also ich liege auf 56°52‘822 N, 16°38‘772 O.
Im Hafen ist was los- Party überall. Ich schnalle es erst später: Prinzessin Victoria von Schweden hat heute Geburtstag. 42 Jahre. Sie feiert immer auf Öland in Bergholm.
Ich schwinge mich auf das Fahrrad. Kaum Durchkommen. So viele Leute. Der Hafen ist voll mit Superyachten. Die Straßen stehen voller super Autos. Die Polizei sperrt alles ab.
Ich will zur alten Schlossruine auf dem Berg und muss einen riesen Umweg fahren. Als ich ankomme ist es nach 18:00 Uhr, also schon zu. Ist trotzdem schön. Ich kann bis zur Insel Blå Jungfrun sehen, das sind 20 Meilen!
Nach dem Ausflug zur Ruine fahre ich noch in die Stadt. Stadtrundfahrt mit dem Fahrrad. Ich beschließe das Kapitel Bergholm mit einem Abendessen in einem Restaurant: Vorspeise Taizikki, Hauptgang Lammes von Öland.
Absacker gibt es auf der All Right 2.
Ende der 1. Woche (reichliche Woche)
Es ist das erste Mal, dass ich Dein Logbuch lese. Ich bin begeistert, Steffen. Es liest sich wie ein Roman. Bitte nicht nachlassen! Ich freue mich auf viele weitere Einträge. Weiter gute Reise!
Thomas
Thomas, freut mich dass du mich verfolgst. Mache das weiter!
Dein Alter Mittelspannungsfahrensmann Steffen Breuer