Vorbemerkung
10 Wochen waren wir gemeinsam Segeln, die Moni und ich. Am Sonntag den 22.08.2021 sind wir wieder in Gustow, unserem Heimathafen angekommen. Wir haben 1303 Meilen auf der Logge in 10 Wochen. Hatte ich schon mehr, die Jahre zuvor. Zusammengefasst und ganz kurz, sind wir im Osten an Schweden nordwärts gesegelt, haben Gotland umrundet und sind dann quer durch Südschweden über den Götakanal, den Vätternsee, den Vänernsee und den Trolhattankanal Richtung Westen nach Göteborg gefahren. Von hier ging es südwärts an der Westküste Schwedens nach Hause.
In der Heimat angekommen gab es ein Highlight, die Teilnahme an der Charity Gala „Windflüchter“. Darüber werde ich auch noch mal was schreiben!
Und dann werde ich erst mal krank, richtig erkältet. Es ist kein Covit-19, es gibt noch ganz gewöhnliche, nicht tödliche Erkältungskrankheiten. Und ich heile das konventionell: Analgin, Pulmotin und Inhalation mit Kamillan und anderen Wundermitteln. Na, ich überlebe!
Kaum gesund, baue ich unsere kaputte Webasto Heizung aus der Segelyacht aus und bringe sie zur Reparatur nach Saßnitz. Und ich beseitige den Kratzer im Gelcoat an steuerbord, den wir uns im Götakanal zugezogen hatten.
Und wir hören, dass Premier Justin Trudeau sein Land Kanada am 7.September für Touristen wieder öffnet. Also kaufen wir uns schnell Tickets und fliegen für 15 Tage zu unserem Sohn nach Kanada, wo der Corona Wahnsinn sich noch tiefer in die Köpfe der Kanadier gebrannt hat als wir es mit ‚Lauterbachscher‘ Demagogie in Deutschland geschafft haben.
Von Kanada zurück am 28. September haben wir mit der Zeitumstellung schwer zu tun. Es geht langsam und ich frage mich, wie habe ich das die letzten 26 Jahre zwischen 1992 und 2018 auf meinen permanenten dienstlichen Reisen geschafft. Na wir quälen uns und schlafen viel.
Am 2.und 3. Oktober poliere ich noch die Pflicht und die Aufbaute der „Bluenose“ und bessere das Unterwasserschiff aus. Mein Angelfreund und Nachbar Romeé hatte schon den Rumpf gepflegt. Jetzt kann ich beruhigt in den Herbst segeln, mit dem Wissen, das das Motorboot auch angelklar ist!
Am 3.Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, oder besser dem Tag der feindlichen Übernahme, belade ich mit Moni das Segelboot und frage sie nochmal, ob sie wirklich nicht mitsegeln möchte. Nein, sie möchte mal in unserem Haus sein, im Garten und mal nicht segeln. Also werde ich alleine unterwegs sein.
Tag 1, 4. Oktober 2021
Gustow (D) – Peenemünde (D), 25 nm
Ich hatte bis heute, Montag gewartet mit dem Auslaufen. Gestern war noch Knatter. Wir bringen also die letzten Sachen und die kühlschrankpflichtigen Nahrungsmittel an Bord.
11:15 Uhr lege ich ab, „Steffen alleine an Bord“. Angekommen im Sund setze ich das Groß. Im oberen Teil des Segels, Höhe oberer Saling sehe ich eine dünne Stelle im Großsegel. Das muss ich provisorisch reparieren. In Peenemünde werde ich mich drum kümmern.
Nachdem die Fock ausgerollt ist, geht es mit 4 ktn ü.G. bei Halbwind aus Süd den Sund hinunter Richtung Greifswalder Bodden. Es geht langsam und ich mache mir erst mal eine Büchse Lübser auf. Hinter mir kommt ein Schiff, auch aus unserem Hafen. Der Segler kommt nicht an mich ran. Also, noch langsamer geht auch. Ich nehme ihn unter Beobachtung bis zum Fahrwasser nach Peenemünde.
13:40 Uhr befinde ich mich auf dem Greifswalder Bodden. Ein klein wenig Welle. Bei fast raumen Wind fahre ich manchmal sogar 5,5 ktn. Trotz des nicht sehr schönen Wetters sehe ich noch viele Segler.
14:50 Uhr, bei der Lateraltonne Ariadne fängt es leicht an zu regnen. Ich ziehe meine gefütterten Jeans und die dicke Angeljacke an. Moni hat mich überredet meinen gefüttertes zweiteiliges Naßzeug mit zu nehmen. Und sie hat wie immer recht. Ihr Rat war richtig, ich freue mich über die Wärme der Jacke.
16:00 Uhr bin ich am Ende meiner geraden Überfahrt über den Bodden. An Steuerbord der Anflugturm des früheren Militärflugplatzes Peenemünde. Ich biege jetzt „rechts“ ab, in das Fahrwasser Richtung Ruden/Peenemünde. Die Segel berge ich, der Wind kommt direkt auf die Nase. Die restlichen 5 Meilen geht’s unter Maschine bis Peenemünde.
Ich bin besorgt, mein Ziel ist die Hafenbar „Dünner Hering“, direkt neben dem Anleger. Habe im Internet nachgeschaut: Küche nur bis 18:00 Uhr! Aber ich schaffe es. 16:50 Uhr lege ich rückwärts am Anleger an.
Jetzt beeile ich mich. Mache das Schiff richtig fest und spanne die Fallen ab. Dann bewege ich mich schnellen Fußes in die Hafenbar. Ich habe Glück, ich bekomme meinen Sahnehering mit Pellkartoffeln und Salat, dazu zwei Bier und zwei „Kurze“. Ich bezahle den Liegeplatz für zwei Nächte und bestell mir Brötchen für morgen Früh.
Kurz nach 18:00 Uhr bin ich schon wieder auf dem Schiff und schaue die Nachrichten im Zweiten. Oh, wie hat mir diese einseitige Darstellung der Dinge gefehlt, als wir 2 Wochen in Kanada waren. Es ist ja jetzt spannend geworden welche Regierung nun Deutschland weiter abschaffen wird. Ich schlafe bei den Nachrichten ein. 20:00 Uhr schalte ich mich nochmals zu und wieder werde ich sehr müde.
Ich habe mir das Buch „Deutschland schafft sich ab“ von Thilo Sarrazin mitgenommen. Ich werde es zum zweiten Mal lesen. Das erste Mal habe ich das vor Corona getan. Ich muss einfach mal vergleichen, vor der Wahl und Corona und nach der Wahl mit Corona. Aber ich schaffe nur ein paar Seiten, dann holt mich nochmals die Zeitverschiebung nach Kanada ein.
Tag 2, 5. Oktober 2021
Peenemünde (D), Hafentag, keine Meilen
Habe mich gestern Abend in meiner Koje eingekuschelt. Die elektrische Heizung lasse ich auf kleinster Stufe. Die Webasto Heizung bekomme ich repariert leider erst Ende Oktober zurück! Irgendwann ist es mir dann zu warm. Also eine Decke wieder weg von mir.
1:50 Uhr brummt das Telefon. Ein WhatsApp Anruf von meinem Sohn. Das Gespräch kommt nicht zustande, ich rufe zurück. Er sagt mir, er hat vor dem Facebook-, Instagram- und WhatsApp- Absturz angerufen. Offenbar sind die Anrufe dann in Warteschleife bis der reiche Zuckerberg seine Router wieder im Griff hat. Robert sagt mir, Vater schlaf weiter!
Ich schlafe heute bis 8:50 Uhr, also 12 Stunden. Gut für die Gesundheit eines alten Mannes.
Ich hole meine bestellten Brötchen ab und frühstücke bis 10:30 Uhr. Dann sage ich mir, mache was gegen die Lethargie und die Depri-Phase, ausgelöst durch das Scheißwetter draußen. Es regnet und der Himmel ist voller tiefhangender Wolken.
Ich ziehe mich warm an, Seglerjacke und Regenschirm. Ich marschiere los. Nur die Museen werde ich heute streichen vom Programm. Kenne ich alles. War schon mehrmals mit der Moni hier, mit Robert und seiner Freundin, mit den Enkeln, mit Nitsches, mit meinem Freund Wolle vor der tödlichen Pandemie und mit Jacobs letztes Jahr fast zur gleichen Zeit während der „Pandemischen Lage von nationaler Bedeutung“…
Aber ich gehe in den Museumsshop gegenüber dem Museumsschiff Hans Beimler (Nato Bezeichnung Tarantul). Hier gibt es schöne Bilder und Bücher über die Volksmarine und die Deutsche Seerederei der DDR. Auch brauche ich eine Mütze. Habe gerade meine verloren, als ich mit Moni aus Schweden zurückkam.
Ich wandere um das Hafenbecken. Shit Wetter. Na morgen solle es wieder schöner werden. Ich gehe bis zum U-Boot U461 der Sowjetischen Marine (Nato Bezeichnung Juliett). Es liegt hier zur Besichtigung. Sein Zustand wird immer schlechter. Irgendwann wird es Wasser machen und im Hafen sinken. Aber der Hafen ist nur 5 Meter tief, da schaut die Brücke noch aus dem Wasser.
Ich trottle zurück zur All Right 2. Lese ein bisschen und schreibe. Am Nachmittag ende ich in der Hafenbar „Zum dünnen Hering“.
15:30 Uhr bin ich dann hungrig in der Hafenbar und bekomme gleich gesagt, Küche nur bis 16:00 Uhr. Ich bin der einzige Gast. Habe ich wieder Glück bekomme eine Soljanka und einen großen Brathering mit Pellkartoffeln und Salat. Die Kneipe ist gemütlich obwohl kein Fassbier.
Doch dann füllt sich der Laden, plötzlich werden noch ein Vierertisch und 2 Zweiertische besetzt. Ich komme mit den Tischnachbarn aus Berlin-Köpenick ins Gespräch. Hatten schließlich auch mal ein Apartment in der Heimat des Hauptmanns… Tja, worüber reden wir. Er Ist Verkaufsleiter in einem Autohaus und er erzählt, keine Autozulieferungen und damit kein Autoverkauf… Und natürlich schimpfen die auch die Über den Corona Wahnsinn. Auch der Nachbartisch, Sachsen aus Zeitz, stimmen ein in das Corona-Lied. Na wir trinken Bier und Schnaps und überlegen ob die nächste Bundesregierung besser oder noch schlechter wird…
Morgen geht’s weiter nach Bornholm, Dänemark. Die Dänen haben Corona abgeschafft. Ich freue mich, keine Maske…
Hafenbar mit der All Right 2 U 461 Das bischen was noch übrig ist von der Volksmarine
Tag 3, 6. Oktober 2021
Peenemünde (D) – Rønne auf Bornholm (DK), 73 nm
Den Wecker hatte ich auf 5:00 Uhr gestellt. Kurz vor dem Klingeln treibt mich mein Harndrang aus der Koje. Danach verstelle ich den Wecker auf 5:30 Uhr. Draußen ist es ja noch dunkelschwarz.
Ich muss mein Frühstück alleine vorbereiten- betreutes Segeln mit Moni war in dieser Hinsicht besser.
6:30 Uhr wird es draußen ein wenig dämmerig. Das Schiff habe ich schon eine ganze Weile fertig zum Ablegen, wollte aber wenigstens so viel Licht, dass ich den Hafenausgang sehe. Also halb Sieben lege ich ab. Gleich außerhalb, bevor ich in den Peenestrom einbiege, ziehe ich das Großsegel hoch.
Auf dem Peenestrom habe ich raumen Wind, rolle auch die Fock aus und schiebe aber immer noch mit der Maschine.
Vor der Abzweigung Richtung Greifswalder Bodden ist ein Bagger am Arbeiten, die Fahrrinne wird in Form gehalten. Ich fahre vorbei auf die Insel Ruden zu.
7:10 Uhr bin ich am Leuchtfeuer Ruden. Es ist ein wenig Wind, 11 ktn. Ich fahre 5 ktn ü.G. 7:30 Uhr fahre ich an der Insel Ruden vorbei. Über das Ruden-Debakel habe ich vor einiger Zeit eine Geschichte geschrieben…
8:45 Uhr bin ich an der Insel Oie vorbei. Jetzt ist es endlich richtig hell, aber bedeckt.
Ich fahre bei Wind fast von hinten. Das wird nichts mit meiner Besegelung. Ich möchte das Groß nicht voll ausstellen, damit es nicht dauernd an der oberen Saling anliegt und ich kann die Fock schlecht zum Schmetterling ausstellen. Also gehe ich ein bisschen mehr an den Wind, fahre einen raumen Kurs und muss dann eben immer mal die Segel schiften.
9:40 Uhr Latteraltonne Swinemünde-N, ich schifte, gehe von Steuerbordbug auf Backbordbug. Nach 20 Minuten bin ich wieder an meiner Idealkurslinie nach Bornholm. Ich schifte wieder und habe die Segel dann wieder an Steuerbord.
11:10 Uhr habe ich an Backbord die Latteraltonne EDA. Ich bin 26 Meilen unterwegs. Die Sonne scheint jetzt. Ich kann bis zum Königstuhl sehen. Ich fahre mal über und mal unter 5ktn ü.G. und rechne. Na bis 20:00 Uhr sollte ich in Rønne sein. Das Wetter ist schön nur mehr Wind könnte sein.
12:30 Uhr, ich bin kurz vor dem Verkehrstrennungsgebiet unterhalb Bornholm, wird der Wind immer weniger. Es war ja vorausgesagt, aber ich dachte ich komme wenigstens auf 15 Meilen an Bornholm ran. Jetzt sind es noch 30 Meilen und ich entschließe mich bei 6 ktn Wind erst mal die Fock einzurollen. Shit, das geht nicht. Habe einen „Überläufer“ in der Furlex, der Rolleinrichtung für das Vorsegel. Durch das öftere Schlagen der Fock bewegt sich die Rolleinrichtung mal nach rechts mal nach links und ich habe wieder mal vergessen die Sorgleine für das Vorsegel festzuklemmen. Selber schuld, also muss ich den Vorfall lösen und das Focksegel runterziehen.
Inzwischen ist der Wind auf 3…4 ktn runter und ich berge auch das Großsegel. Es geht weiter mit Volvo Penta! Schade, aber man kann es ja nicht erzwingen, wäre gerne bis Bornholm gesegelt.
14:15 Uhr bin ich durch das Verkehrstrennungsgebiet durch und schaue noch zurück zum Windpark den ich an Backbord hatte. Alle Räder stehen still, wenn Frau Baerbock nicht will so denke ich. Kein Wind, keine Energie, aber der Strom kommt ja aus der Steckdose.
16:00 Uhr habe ich dann noch 18 Meilen bis zum Ziel. Am Horizont sehe ich Bornholm.
Gegen 18:00 Uhr schicke ich noch an einige Leute ein Foto vom Sonnenuntergang. Ab jetzt wird es kühler und langsam dunkel.
Vor der Hafeneinfahrt Rønne ist es dunkel. Ich muss noch bis zur Marina, die liegt nördlich der Hafeneinfahrt. Es ist schwarz. Ich dimme die Navigationsgeräte und bringe die Fender aus und mache die Anlegeleinen fertig.
Mit Handleuchte taste ich mich bei langsamer Fahrt durch den Eingang in die Marina. Mein Ziel geht auf, ich kann längsseits gehen, kein Wind, kein Zauberwerk das Anlegen.
Ich mache mir ein Bier auf und einen Gammeldansk zum nachspülen. Das habe ich mir jetzt verdient.
Auf der Kaimauer steht ein Däne, mit dem unterhalte ich mich noch ein bisschen. Er ist im Ruhestand, hat auch eine Bavaria und hat in Norwegen auf Ölplattformen gearbeitet, viel Geld verdient und ist gesegelt oft von Stavanger auf die schottischen Inseln. Er war mit einer Norwegerin verheiratet, dann trank er aus ihrer Sicht zu viel und die hat sich getrennt von ihm, jetzt segelt er alleine.
Insel Oie Die Fock liegt auf dem Vorschiff Blick zurück am Nachmittag
Gleich fällt die Sonne in den Teich Ronne bei Nacht Der Kurze ist schon alle
Tag 4, 7. Oktober 2021
Rønne auf Bornholm (DK), Hafentag, keine Meilen
Heute ist kein Wind oder nicht genug zum Segeln, so sagte mir das der Windfinder gestern am Abend. Ich schlafe aus, mache gemütlich Frühstück. Draußen scheint die Sonne und wirklich, kaum Wind.
Meine erste Aufgabe heute: ich muss sehen was mit der Furlex ist. Habe gestern berichtet, dass ich einen Überläufer in der Rollanlage vermute. Also nehme ich die teilweise auseinander, baue die Verkleidung der Rollanlage ab. Dann löst sich das Problem ganz schnell. Die Sorgleine hatte sich unter der Verkleidung verklemmt, eine Lasche unter der aufgerollten Leine eingeklemmt. Die Leine hat sich selbst am Auslaufen gehindert. Problem erkannt, Gefahr gebannt. Ich baue alles wieder zusammen.
Dann ziehe ich das Focksegel nochmal mit dem Vorfall hoch, lasse es trocknen und lege es zusammen. Danach ziehe ich die Genoa hoch. Für das Weitersegeln bei wenig Wind brauche ich die Genoa! 11:30 Uhr bin ich fertig und durchgeschwitzt.
Ich baue noch das Klappfahrrad auf und gehe erst mal duschen.
Wie gesagt, super schönes Herbstwetter, warm und sonnig. Ich mache eine Fahrradtour durch Rønne. Ich kenne den Ort von vielen früheren Besuchen. Das letzte Mal war ich hier 2019, als ich aus der Bottnischen See zurückkam. Das muss am 11. September 2019 gewesen sein, ich schrieb damals eine Geschichte über 9/11.
Rønne macht mir Freude. Nirgendwo sind Masken zu sehen! Die Menschen bewegen sich in den Läden und auf der Straße als ob es kein Covit gab. Ich frage mich warum es das in Deutschland nicht gibt.
Ich brauch etwas zu essen! Mein Lieblings-Steakhouse ist nicht offen. Ich bekomme nicht heraus warum. Gegenüber auf dem zentralen Platz ist ein Freiluftlokal. Ich sitze bei schönstem Wetter trinke Tuborg Classic und esse einen Burger und Pommes.
Es kommt plötzlich Nebel auf. Der Nebel zieht von der Ostsee in die Stadt hoch.
Ich radle och ziellos rum und sehe mir das Fährterminal von oben, von der Altstadt heran. Eine Fähre kommt aus dem Nebel in den Hafen.
Es sind eine ganze Menge deutsche Urlauber unterwegs. Es gibt ja günstige Fährverbindungen auf die Insel.
Ich habe zu nichts Lust, setze mich in der Marina vor die All Right 2 und nicke ein. Später dann zwinge ich mich etwas zu lesen. Aber meine Lust geht gegen null.
Nebel kommt auf Fähre taucht auf, aus dem Nichts
Abendstimmung
Tag 5, 8. Oktober 2021
Rønne auf Bornholm (DK) – Allinge auf Bornholm (DK), 22 nm
Aufstehen fällt schwer. Auf 7:00 Uhr habe ich den Wecker gestellt. Es kotzt mich an. Ich weigere mich. Früher war zeitig aufstehen kein Problem für mich. Ist es noch die Zeitumstellung von Kanada? Oder ist es das Alter oder ist es der Herbst?… Trotzdem stehe ich auf. Draußen ist es schon hell. Also frühstücken.
8:30 Uhr lege ich ab. Leinen los, Fender rein!
8:40 Uhr bin ich raus auf der offenen See, setze die Segel, Groß und Genoa. Der Wind, 8ktn aus NEN. Ganz anders als geplant. Aber um Bornholm ist der Wind immer anders als im Wind Finder. Ich fahre hoch am Wind. 35° komme ich ran und fahre 5 ktn ü.G. Die Sonne scheint. Ich bin alleine auf See.
Mein früherer Kollege aus Russland, der Alex, schickt mir eine WhatsApp Message: Ein Idiot, der Viktor K. wurde wieder befördert. Das gibt’s doch nicht. Je dümmer, je unbedarfter, umso höher steigt er. Ich verstehe das nicht. Das Geschäft in meiner früheren Region geht runter, immer weiter runter, die Idioten, verantwortlich dafür steigen auf und bekommen immer mehr Geld und Anerkennung. Ich sollte mir keine Gedanken weiter machen über den Niedergang und an das Segeln und meine Rente denken!!
10:00 Uhr habe ich Hassle querab an Steuerbord. Ich mache eine Wende nach Steuerbord, um näher an die Küste zu kommen. 1 Meile fahre ich Richtung Küste und wende wieder nach Nord.
11:00 Uhr bin ich querab Hammerhaven, 2,5 Meilen weg von der Küste.
11:20 Uhr kommt ein Tanker von Steuerbord. Er geht eine halbe Meile vor mir durch meine Kurs Line. Es ist der Tanker „George S.“ Er fährt nach Skagen, sehe ich aus seinen AIS Angaben.
Ich hoffe heute noch nach Christiansø zu kommen. Ich halte mit dem mir möglichen Kurs auf die Davidsbank zu. 12:00 Uhr habe ich mir als Deadline für die Wende nach SO gesetzt.
Ich fahre die Wende 12:00 Uhr und bin enttäuscht. Ich komme nicht Richtung Christiansø. Da würde mir der Wind voll auf der Nase stehen. Also mache ich, was vernünftig ist: ich gehe auf Allinge zu. Allinge kenne ich, da war ich schon viele Male, ruhiger Hafen!
13:00 Uhr bin ich heute zum zweiten Male querab vom Leuchtturm Hamerode. Diesmal habe ich ihn an Backbord.
13:25 Uhr hole ich die Segel ein und lege 13:45 Uhr längsseits in Allinge an. Meine Position 55°16‘678 N 14°48‘095 O. Nur ein Segler und 3 Motorboote liegen im Hafen.
Ich denke an meinen früheren Chef Stanislaw, mit dem war ich hier im Hafen und an Petra und ihren Mann Petr aus CS. Petra war meine Mitarbeiterin in Prag. Sie und ihren Mann habe ich zwei Mal zum Segeln mitgenommen. Mit Petra und Petr bin ich vor vielen Jahren mit Blister bei 14 ktn Wind von Christiansø nach Allinge geflogen. Seitdem ist das O für den Blisterbaum in ein Ei verwandelt. Das war geil, war nur schwierig den Blister bei dem Wind zu bergen.
Ich habe den ganzen Tag nach dem Frühstück nur eine Banane, eine Käseschnitte und ein Ei gegessen. Jetzt habe ich Hunger. Direkt am Hafenbecken eine Kneipe. Der Laden ist voll von Rentnern von der Insel. Die essen und trinken als ob es kein Morgen gibt. Das gefällt mir, ich mache mit. Scholle und Bier und lokalen Schnaps.
Ich unterhalte mich mit dem Wirt. Corona will der nicht hören. Das gibt es nur in der Sprache der Politik. Hier wird gefressen und gesoffen, seine Worte! Ich bleibe 2 Stunden in der Gastwirtschaft.
Ich wandle noch ein bisschen im Ort rum. Da sehe ich ein Thai-Massagesalon. Und das ist mein Ziel, war noch nie zu einer Thai-Massage. 18:15 Uhr habe ich einen Termin und das tut gut. Bin total verspannt, hinterher nicht mehr.
Morgen geht es weiter nach Christiansø!
West an Hammerode Tanker geht durch die Kurslinie
Allinge
Tag 6, 9. Oktober 2021
Allinge auf Bornholm (DK) – Christiansø (DK), 14 nm
Habe keinen Wecker gestellt. Ich vertraue auf den natürlichen Rhythmus. Und es klappt, kurz vor acht bin ich wach. Die Sonne blinzelt durch die Ritzen meiner Lukenabdeckungen. Ich schaue raus aus dem Schiff, ein schöner Herbstmorgen. Ich habe Muskelkater, das hängt mit der Massage zusammen. Trotzdem fühle ich mich lockerer und habe auch nicht so verkrampft dagelegen über Nacht. Soviel zu meiner Befindlichkeit.
9:00 Uhr lege ich ab, nachdem ich gut gefrühstückt habe. Das Ei ist mir diesmal besser gelungen.
Ich fahre raus auf die glatte See, ein kleinwenig Dünung nur. 9:10 Uhr sind die Segel gesetzt und es geht mit 4,5 ktn gut ab. Ich habe alle Zeit, es sind nur 12 Meilen bis Christiansø.
Der Wind geht hoch bis 12…13 ktn und die All Right 2 schiebt sich inzwischen mit 5,5 ktn, manchmal 6 ktn dahin. Ich habe nichts zu tun, der Autopilot hat mich abgelöst.
Ich schreibe Mitteilungen an meinen Studienfreund Jürgen und an die Leute in der alten Heimat und alte Kollegen und Freunde in Dresden und einen Segler in Thüringen. Ich plane unsere Rundreise durch Mittel-Süd-Ostdeutschland nach meiner Rückkehr. Wir müssen unbedingt die verbliebenen Kontakte nach und während der ‚Pandemischen Lage von nationaler Tragweite‘ erhalten. Die Gesellschaft ist gespalten. Die einen lassen sich von der Coronapanik einfangen, die anderen schauen nach vorne und sind Realos und voller Unbegeisterung über das, was sich Regierung und Politik nennt. Gott sei Dank, in unserem Umfeld ist die Zahl derer, die dem Coronawahnsinn folgen stark in der Unterzahl.
Auch telefoniere ich mit meinem Vater, versuche ihn zu überzeugen mal wieder zu uns an die Ostsee zu kommen…
Während des Telefonierens und Schreibens habe ich nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht. Ich bin schon 2 Meilen vor der Hafeneinfahrt Christiansø. Ich starte die Maschine, berge das Vorsegel und bringe die Fender und Leinen aus. Zuletzt berge ich das Großsegel. Ich bin bereit!
12:00 Uhr lege ich an, im idyllischen Hafen von Christiansø. Ich habe alles an Steuerbord vorbereitet und so lege ich mit dem Wind an. Macht man ja nicht, günstiger ist gegen den Wind. Na macht nichts, ich bin fast alleine im Hafen und nochmals die Fender von Steuerbord nach Backbord – nein danke.
Bei wunderschönen Sonnenschein trinke ich eine Büchse Lübser und freue mich, dass ich nun, seit 2018 wieder mal hier bin.
Ich bezahle die Hafengebühr und schaue hoch zum Restaurant, zur Christiansø Gǣstgiveri. Der Laden hat auf. Ich ziehe mich schnell um auf dem Schiff und bewege mich in das Restaurant, besser gesagt auf die Terrasse mit Sonnenschein und schönsten Blick Richtung Frede-Riksø, das ist die kleinere bewohnte Insel der sogenannten Erbseninseln. Ich esse drei Heringsvariationen mit dänischen Schwarzbrot und dazu Tuborg Classic.
Mit dem Gaststättenbesitzer unterhalte ich mich. Er erkennt mich wieder. Ich hatte auf der Insel in 2018 drei Tage lang festgesessen und oft die Gaststätte frequentiert. Wir verabreden uns nochmals für den Abend in seiner Kneipe. (hier empfehle ich meine Reiseberichte von 2018!)
Und jetzt wandere ich um die Insel. Unterwegs sehe ich kaum Leute. Die sind schon mit dem Postdampfer, der regelmäßig zwischen Bornholm und Christiansø verkehrt, zurückgefahren. Ein Inselrundgang dauert, je nachdem wie schnell man sich bewegt, 1-1,5 Stunden – überschaubar. Ich stelle fest, das viele Wege und Festungsmauern rekultiviert wurden. Auch sind weiter Häuser der „Ureinwohner“ instandgesetzt worden. Die Inselgruppe untersteht dem Verteidigungsministerium Dänemarks und deren Verteidigungsminister investiert offenbar intelligenter und nachhaltiger als es von der Leyen (Flintenuschi) oder Kramp- Karrenbauer (AKK) je getan haben. Es liegt nicht am Geschlecht, auch die Dänen haben eine Verteidigungsministerin! Na abwarten wer in der neuen Bundesregierung den runtergekommenen Laden, die Bundeswehr, kommandiert.
Ich verbringe den Nachmittag an Bord, bei Tee und Zitronenkuchen. Mal sehen, was mir das Gespräch mit dem Kneipier heute Abend bringt…
Ansteuerung nach Christiansö Angelegt, geschafft!
Tag 7, 10. Oktober 2021
Christiansø (DK) – Ystad (S), 50 nm
Heute ist schon der letzte Tag der ersten Woche meines Herbsttörns. Die Zeit vergeht, gut für den Rentner, alles gediente Zeit. Gestern Abend war ich noch in der Gǣstgiveri. Habe Huhn in Rotweinsoße gegessen. War ganz lecker. Viel zu reden gab es dann doch nicht, war zu zeitig da und der Wirt kam erst später als ich ging. Na kein Problem, ich wollte zeitig schlafen gehen.
Also, heute stehe ich 6:30 Uhr auf. Habe eine gutes Stück Strecke bis Ystad vor mir. Ich lege 7:50 Uhr nach gutem Frühstück ab.
Noch im geschützten Naturhafen von Christiansø nehme verstaue ich die Fender und Leinen und bin segelklar.
Draußen auf See setze ich das Großsegel und die Genua und setze Kurs 260° ab, das ist direkter Kurs bis Kåsberga, dort muss ich ja dann um eine Nase fahren um nach Ystad zu kommen. Alles super, der Wind bläst mit 12 ktn aus WNW. Ich fahre 40° am Wind. 5,6 ktn ü.G. Die See ist flach und es rutscht so dahin. Ich bin zufrieden und schaue zurück nach Christiansø, westlich von der Insel die Sonne schon schön hoch und warm. Ein super Herbsttag, vom feinsten.
9:55 Uhr habe ich Allinge querab an Backbord und kurze Zeit später, 10:10 Uhr bin ich auf Höhe Hammerude, der nördlichen Spitze von Bornholm.
Hier im Bornholmsgat nimmt der Wind zu, jetzt schon 14…15 ktn. Ich fahre immer noch gleichen Kurs jetzt 6,5…7 ktn. Das macht Spaß. Steuerbord voraus sehe ich die Gefahrentonne Davidsbank. Immer noch schönster Sonnenschein und angenehme Temperatur.
11:03 Uhr fahre ich in das Verkehrstrennungsgebiet Bornholmsgatt ein, Pos 55°20‘446N 14°24‘577O. Ganz schöner Verkehr hier. Die Schiffe von West nach Ost sind schon durch, gut für mich. Von Ost nach West kommt aber noch eine große Zahl Schiffe. Die schneiden alle meinen Kurs. Ich fahre jetzt schon mal 7,5 ktn in Spitze, aber meist 7 ktn. Da lacht das Seglerherz.
11:35 Uhr bin ich genau auf der Mitte des Verkehrstrennungsgebiet. Der Wind hat weiter zugenommen, jetzt 18ktn, Tendenz steigend. Es ist jetzt auch bewölkt und ich denke ans Reffen. Letztens hat mal einer zu mir gesagt, wenn du ans Reffen denkst ist es höchste Zeit! Und ich reffe, Groß Reff 1 und die Genoa mache ich auch kleiner. Und meine Geschwindigkeit geht nicht runter!
Jetzt kreuze ich das Kielwasser eines Frachters und der nächst ist schon nahe dran von Ost, aber ich gehe vor ihm durch seine Kurslinie. 12:10 Uhr verlasse ich das Verkehrstrennungsgebiet im Norden bei Pos 55°21‘114N 14°24‘577O. Die Welle ist jetzt merklich mehr geworden.
Jetzt ist es bewölkt, keine Sonne mehr, mir wird kalt und ich ziehe mir die gefütterte Segeljacke an und ziehe die Rettungsweste wieder drüber, die wärmt auch noch. Auf dem Weg an der Südküste Schonens kommt mir ein Segler entgegen. Ansonsten ist kein Segler unterwegs.
14:00 Uhr habe ich den kleinen Hafen von Kåsberga an Steuerbord. Jetzt sind es nur noch 9 Meilen bis Ystad. Hier verändere ich das erste Mal leicht den Kurs, ich falle ab auf 290°.
15:30 Uhr rolle ich die Genoa ein, Maschine an und ich fahre noch schnell über die Einfahrt des Fährhafens. Müsse mich beeilen, eine Schnellfähre ist in Anmarsch und das schnell!
Jetzt noch das Groß eingeholt und ab in die Marina Ystad. Ich lege längsseits an, der Wind kommt von schräg vorne, easy. 16:00 Uhr bin ich fest auf Pos 55°25‘541N 13°48‘865O und trinke meinen Anleger, Lübser und Ruski Standard. Ich bin kaputt.
Ich lasse mir Zeit, gehe duschen und mache mich fertig für den Landgang. Der Marina ist leer, stelle ich fest. In Rønne war die Marina noch gut gefüllt, aber das war Dänemark, jetzt bin ich in Schweden, hier in Ystad beginnt der Winter eher.
Also Landgang, mein Ziel die Brauerei. Enttäuschung, der Laden ist geschlossen, ein ‚Closed‘ Schild hängt an der Tür. Macht nichts, am Markt kenne ich eine andere gute Gaststätte. Auch geschlossen… alle Gaststätten zu am Sonntag, was ist bloß los? Na ich finde noch eine Pizzaria&Pub. Sieht ganz gut aus. Am Ende stelle ich fest, es ist ein Türke! Na dann esse ich Kebab… wenigstens gibt es ein schwedisches Bier dazu. Mit der Kellnerin unterhalte ich mich noch, sie ist Schwedin, vielleicht schreib ich noch eine Geschichte darüber was ich denke… Der Wirt selbst sprach nur schwedisch und türkisch… wenigstens konnte ich mich mit einigen meiner Türkischen Vokabeln aus meiner Istanbul-Zeit durchmogeln.
20:20 Uhr nach den ARD Nachrichten lege ich mich schlafen. Morgen ist Hafentag!
50 Meilen, fast gerader Kurs
Habe es gerade nochh geschaft über die Fährhafeneinfahrt Der Hafen ist leer
Hallo Steffen,
schreibst ja wieder sehr unterhaltsam. Bekomm gleich Lust es dir nachzutun und mein Böötchen gegen was ordentliches zu tauschen. Wenn, bist du auf alle Fälle mitschuldig. Liebe Grüße und noch viel Sonne, Wind, Schnaps und Pellkartoffeln und was du sonst noch zum Überleben brauchst. Christian
Tja Christian, bin auf der Insel, die nach Dir bennant ist. Hättest mitkommen können. Alleine schmeckt das Bier und der Schnaps nicht so. Auch habe ich gerne jemanden zum Reden. Danke für Deinen Kommentar.
Steffen