Tag 66, 25. Juli 2022
Hamnøya, Lofoten (N) –Vestersand (N), 36 nm
8:00 Uhr wachen wir auf, kein Wind in der Nacht. Als wir rausschauen, dicke Wolken, tiefhängend. Vorbei mit dem schönen Wetter der letzten zwei Tage? Eigentlich wollten wir draußen in der Plicht frühstücken, nun wird es wieder unten im Schiff.
9:10 Uhr legen wir ab. Wir fahren langsam an die Brücke vor Hamnøya ran, 18 Meter ist die ausgewiesene Durchfahrtshöhe. Unser Mast mit Antenne und Aufbauten ist 17 Meter hoch, gemessen vom Meeresspiegel. Und wir haben Hochwasser, Hightide. Was ist die Basis für die Durchfahrtshöhenangabe. Es ist die Maximale Durchfahrtshöhe bei höchstem möglichen Hochwasser. Gott sei Dank, wir passen durch. Immerhin, rein zu war Niedrigwasser!
Auf dem Vesterfjord ist wenig Wind aus Nordwest. Wir ziehen das Groß hoch und rollen die Fock aus. Aber wir müssen kreuzen, so hoch kommen wir nicht ran. Manchmal nehmen wir die Maschine zur Unterstützung, es sind immerhin nur 7…8 ktn Wind, da geht nicht viel.
11:30 Uhr sind wir vor dem Nusfjord, wo wir gestern gestartet sind. Und wir biegen kurz danach nach Backbord ab, in einen Fjord zwischen den Lofoteninseln Flakstadøy an Backbord und Vestvagøya an Steuerbord. Hier ist die See glatt wie ein Kinderarsch und kein Wind. Wir holen die Segel ein. Rechts und links, die Berge in Wolken. Ab und zu ein kleiner Nieselregen, kommt wohl mehr von den tiefhängenden Wolken. Die Landschaft – gespenstig.
Wir haben immer 1 ktn Strom von hinten, hängt damit zusammen, dass der Wasserstand im Vesterfjord durch die Tide wohl noch höher ist als in der Norwegischen See auf der Seite des Nordatlantiks.
12:35 Uhr erreichen wir so ziemlich das nördliche Ende des Fjords. Es wird immer schneller. Der Strom von hinten schiebt jetzt mit schon 2 ktn. An der engsten Stelle, dem Ausgang zum offenen Meer dann schiebt der Strom mit 3,5 ktn. Wir fahren 8 ktn ü.G.! Wellen bauen sich auf durch das schnelle ablaufende Wasser. Spannend!
Wir sind jetzt auf der nordwestlichen Außenseite der Lofoten. Kein Wind, nur eine langgestreckte Welle wiegt uns. Wir gehen auf Nordost Kurs. An Steuerbord haben wir die imposanten Berge, eingehüllt in Wolkenfetzen. Wir sehen ein Surfcamp und wilde Stellplätze mit Wohnmobilen und durchs Fernglas Wanderer in Regenbekleidung.
Ab 15:30 Uhr geht es dann durch Schären und Flachwassergebiete. Wir müssen aufpassen, wo wir hinfahren.
16:15 Uhr fahren wir in die Hafenmole von Vestersand ein und legen an einem neuen großen Schwimmsteg an. Unsere Pos. 68°18‘542 N, 13°51‘125 O. Sehr schön hier, mitten im Nichts! Ein paar Häuser in der Nähe und die Ruhe. Wir trinken den Anleger und ein Glas mehr.
Es reist auf, die Wolken ziehen weg. Für morgen ist Starkwind angesagt. Wir wollen einen Fahrradausflug nach Borg in das Vikkingermuseum machen.
Da kommt der Besitzer eines Fischerbootes direkt neben uns. Und er beklagt sich, dass das keine Marina sei. Wir erklären ihm, dass wir über die GoMarina App gebucht haben. Er hat Sorge, dass wir seinen Elektroanschluß nutzen. Ich gebe ihm ein Bier und die Situation entspannt sich. Er zeigt uns was eigentlich in der GoMarina App gemeint ist: Gegenüber, ein Anleger für Fischerboote, eine einfache Holzpier 7 Meter hoch, bei Niedrigwasser.
Na, wir machen einen Spaziergang zu dieser Pier und durch die paar Häuser. Zurück am Schiff gehe ich kurz ins Wasser, hundekalt. Dann eine schöne warme Dusche am Heck des Schiffes. Moni scheut sich vor der Kälte des Seewassers, sie duscht nur…
Tag 67, 26. Juli 2022
Vestersand (N), Hafentag, keine Meilen, Ausflug zu den Vikingern nach Borg
Heute soll der Wind richtig stark werden. Kein Problem für uns. Wir machen eine Fahrradtour, 12 km von hier ist Borg, eine alte Vikinger Siedlung.
Vorher Frühstück satt, dann Luft aufpumpen auf die Fahrradreifen. Und gegen 10:30 Uhr geht’s dann los. Das Wetter ist nicht so schlecht, sogar die Sonne scheint!
Also radeln wir los. Am Anfang relativ eben… später geht es richtig hoch. Doch was wir an Höhe gewinnen lässt uns Gas geben ins Tal. Das geht 3 oder vier Mal so. Also rauf und runter, hoch schieben wir die Fahrräder, runter rollt es super. Der Nachteil, wir fahren auf der Hauptstraße. Viele Touristen sind unterwegs mit großen und kleinen Wohnmobilen und in beide Richtungen.
Also meistern wir bei moderatem, fast Herbstwetter, die 12 km bis zur Vikinger Siedlung in Borg. Das Ziel ist uns bekannt, 1997 waren wir mit dem Wohnmobil mit unserem Sohn Robert hier… die Tochter Frauke war damals zum Austauschjahr in England.
Und nun tauchen wir ab ins Vikingerleben. Das ist eine gesonderte Geschichte wert, mir gefällt die Weltauffassung der Vikinger, es ist wie das Leben heute…
Und wir schreiben noch Postkarten an unsere Tochter in der Lüneburger Heide und den Sohn in Brampton, nahe Toronto.
Dann geht es zurück per pedes zum Schiff. Hoch zu schieben wir und runter zu geht es mit affenzahn.
Angekommen an unserer All Right 2 gibt es Gin Tonic nicht nur mit Zitrone, sondern mit grüner Gurke… Lecker, es schmeckt nach immer mehr, bis der Gin alle ist. Schade. In Svolvǣr müssen wir wohl für Nachschub sorgen, im Vinmonopol.
Tag 68, 27. Juli 2022
Vestersand (N) – Henningsvǣr (N), 25 nm
Wir schlafen aus, der Wind soll erst gegen 11:00 Uhr runtergehen. Draußen ist es wie üblich bewölkt. Wir messen die Außentemperatur, 8°C. Richtig schöne Sommertemperatur.
11:00 Uhr sind wir soweit fertig und legen ab. Der Wind ist gefühlt auch ein bisschen runtergegangen, aber nur gefühlt. Aber der Wind, 5…6 bft aus West sind nicht das Problem. Wir werden 3…4 Meter Welle haben.
Erst mal fahren wir mit Maschine gerade auf West Kurs aus dem Hafen und aus dem Schärengürtel, ungefähr 3 Meilen. Dann Setzen wir das Großsegel, Reff 2. Der Wind um die 20 ktn. Wir fallen nach Nord Nord Ost ab. Ein schöner Halbwindkurs mit ganz spitzen Winkel zur 4 Meter Welle. Das Schiff läuft mit 5 ktn ü.G.
Wenn wir Richtung Küste nach Steuerbord schauen, alles Grau in Grau. Von den Bergen sieht man wenig bis gar nichts.
Anderthalb Stunde geht es so, bis zur Gefahrentonne Skuvingen. Hier fallen wir nach Ost ab, Richtung dem Fjord, wo wir durchwollen, um nach Henningsvǣr zu kommen. Unser Kurs jetzt Raumschots, das Großsegel Steuerbordbugs.
Die Einfahrt zum Fjord kommt immer näher. Erst fahren wir noch 6 ktn ü.G. Doch je näher wir kommen umso mehr sinkt unsere Geschwindigkeit. Jetzt haben wir den umgekehrten Effekt wie Vorgestern. Der Strom kommt uns entgegen. Der Wasserstand im Vestfjorden ist höher als auf dem Atlantik. Am Ende haben wir 3 ktn Strom auf der Nase, der Wind schiebt uns mit dem Großsegel, aber das reicht nicht. Ich starte die Maschine und unterstütze mit 1500 U/min.
Die Fahrt in dieser Strömung ist gruselig, um unser Schiff herum gräuselt sich das Wasser, eigenartige Wellen entstehen durch Wind entgegen der Strömung des Wassers. Es ist jetzt 14:15 Uhr.
15:15 Uhr Unterqueren wir die Brücke, 30 Meter Durchfahrtshöhe, welche über den Fjord führt. Fallwinde mal von Steuerbord, mal von Backbord von den hohen Bergen. Das Groß schiftet sich selbstständig von Backbord nach Steuerbord und umgekehrt. Gut das wir eine funktionierende Baumbremse haben. Ohne die hätten wir die Baumnock schon gesprengt.
Eine Meile nach der Brücke ist es vorbei mit dem Segeln. Den Wind haben wir jetzt auf der Nase. Wir holen das Großsegel ein und weiter geht es mit Maschinenkraft bis Henningsvǣr. Hier legen wir gegen 17:00 Uhr an, Pos 68°09‘249 N, 14°12‘275 O. Und wir trinken unseren Anleger, diesmal Wodka, der Gin für den Gin Tonic ist ausgetrunken. Wir müssen in Svolvǣr im Vinmonopol für Nachschub sorgen!
Und heute gehen wir mal wieder ins Restaurant. „Fiskekrogen“ heißt es. Und wir essen als Vorspeise Wal Carpaccio aus geräuchertem Walfleisch und als Hauptspeise gibt es Muscheln in Kokosmilch mit Chili und dazu eine Flasche Chardonnay aus Frankreich.
Tag 69, 28. Juli 2022
Henningsvǣr (N) – Svolvǣr, 10 nm
Heute haben wir keine lange Strecke vor uns. Wir frühstücken spät und gehen spazieren durch Henningsvǣr. Henningsvǣr besteht aus zwei langgezogenen parallelen Inseln, die am Südlichsten Ende durch einen Damm verbunden und am nördlichen Ende der einen Insel über eine Brücke mit dem Rest der Lofoten verbunden sind. Also der Spaziergang beschränkt sich auf eine Stunde, die eine Insel hoch und runter und die andere Insel auch. Viele Touristen sind hier unterwegs und es ist schönstes Lofoten-Sommer-Wetter.
11:45 Uhr legen wir dann ab. Wir segeln nur mit dem Großsegel auf raumen Kurs Richtung Svolvǣr. Es ist wenig Wind und es geht langsam, mit 3 ktn vorwärts. Nach einer Stunde ist es dann vorbei mit dem Wind und wir treiben nordwärts mit 1,5 ktn ü.G. Das Richtige zum Angeln. Ich lasse den 400g Pilger mit Beifang Vorfach runter auf 60 Meter. Es dauert keine 5 Minuten, dann merke ich Wiederstand und „pumpe“. Es geht schwer, der Pilger und die lange Schnur. Dann kommen sie an die Oberfläche. Zwei Pollaks am Haken, einer auf dem Pilger, einer am Vorfach. Es gibt für jeden eine auf die Nuss und dann die Köpfe ab und Moni filetiert. Heute Abend gibt es Fisch, lecker. Das Angeln stelle ich sofort ein, es ist genug Filet für 2…3 Tage.
Und auch der Wind kommt wieder, wie auf Bestellung. Wir fahren jetzt 5 ktn bei Halbwind bis raum.
14:45 Uhr passieren wir die Hafeneinfahrt von Svolvǣr. An Steuerbord eine Säule mit einer bronzenen Fischersfrau obenauf. Die bronzene Frau winkt den Fischern zu…
An Backbord haben wir ein Scandic Hotel auf „Stelzen“. An der Ecke, die wir umfahren müssen stehen zwei Leute und winken. Wir kommen näher, plötzlich ruft die Frau meinen Namen, Steffen! Moni sagt, das sind vielleicht Leute von einem anderen Segelschiff, die ich vorher getroffen habe… Doch dann erkennen wir die Leute, es sind Viola und Thomas aus Gustow, Hafenfreunde. Wir sind verblüfft. Was soll man da sagen.
Wir legen an auf Pos 68°14‘014 N, 14°34‘145 O. Und wir begrüßen uns, welche Freude, was für ein Wahnsinn. Um uns zu treffen und zu überraschen sind die beiden in drei Tagen 2000 km Auto gefahren, was für ein Wahnsinn. Wie kommen die beiden auf so eine Idee? Meine Berichte auf meiner Webseite haben die neugierig gemacht und die beiden haben Urlaub und fahren gerne Auto und waren noch nie in Norwegen. Eine tolle Überraschung. Alle aus der Gruppe Hafenfreunde wussten das sie hier hoch zum 68° Breitengrad fahren, nur wir nicht. Ich hatte noch gestern mit beiden telefoniert. Sie sagten mir, sie seien in Wismar mit dem Motorboot, dabei saßen die schon in Bodøin der 17. Etage im Restaurant.
Wir trinken erst mal Begrüßungsgetränke. Und dann machen wir einen gemeinsamen Stadtbummel mit Einkauf, vor allem Getränke aus dem Vinmonopolet.
Jetzt war es gut, dass ich viel Fisch an der Angel hatte. Moni bereitet ein Festmahl, Pollack, gebraten und dazu Kartoffeln und Tomaten, Zwiebelgemüse. Und es gibt viele Getränke, oder wie man in Gustow sagt, wir haben uns ganz schön die Brille beschmiert.
Abends verlängern die beiden noch ihren Hotelaufenthalt um eine Nacht. Wir wollen morgen gemeinsam mit dem Boot zum Trollfjord.
Tag 70, 29. Juli 2022
Svolvǣr (N) – Trollfjord – Svolvǣr (N), 34 nm
Also haben wir unsere Freunde überzeugt noch einen Tag zu bleiben. Moni und ich gehen zum Scandic Hotel und frühstücken gemeinsam mit Viola und Thomas. Danach geht es zur All Right 2.
10:30 Uhr legen wir ab. Das Wetter ist nicht so sonnig wie gestern, aber immerhin kein Regen und gute Sicht. Wir fahren nach Norden zum Troll Fjord. Anfangs versuchen wir es mit dem Segel. Aber hoffnungslos, zu wenig Wind.
Der Troll Fjord zieht magisch die Touristen an. Die fahren mit schnellen Schlauchboten im Akkord zum Fjord und zurück nach Svolvǣr. Im Troll Fjord sieht man Seeadler. Auch uns zieht es dahin.
13:00 Uhr fahren wir in den Fjord ein. Steuerbord und Backbord steile Felswände. Eine schmale Durchfahrt. Der Fjord ist an der schmalsten Stelle nur 100 Meter breit! Am Ende des Fjordes drehen wir Kreise und lassen uns treiben. Wir warten auf die Seeadler. Moni legt auf dem Freibord am Bug Fisch aus um zu locken… Der Fisch bleibt ohne Wirkung, aber dann sehen wir die Seeadler kreisen. Ganz schöne große Tiere. Ein paar Fotos gelingen.
14:00 Uhr treten wir die 17 Meilen Rückfahrt nach Svolvǣr an, es war ein tolles Erlebnis für unsere Gäste und für uns. Kurz vor Svolvǣr, als wir im freien Wasser sind sehe ich den Rücken, die Rückenflosse eines Delphins oder Wals, er taucht wieder und wir warten vergeblich, dass er wiederauftaucht. Schwertwale und haben eine Rückenflosse wie ein Delphin. Moni ist überzeugt, dass es ein Orca war, wer weis, die soll es hier oben geben.
16:30 Uhr laufen wir wieder in Svolvǣr ein. Wir machen aber erst mal einen Stopp an einer Tankstelle und bunkern 120 Liter Diesel, den Liter für 197 NOK…1,97€, avgiftfri!
17:40 Uhr sind wir dann wieder fest am Gästeanleger. Unser Platz von letzte Nacht war belegt und so müssen wir bei einem Norweger ins Päckchen aber wir können über unser Heck aus und einsteigen. Es gibt den obligatorischen Anleger und wir bereiten uns auf unseren Restaurantbesuch vor.
Wir haben bestellt im Restaurant „Kjøkkenet“ und das ist gut so in Norwegen. Wir haben inzwischen gelernt, man sollte immer seinen Tisch reserviert haben. Und wir haben eine gute Wahl getroffen. Weise Tischdecken, rustikal eingerichtet. Und das Essen super, Wal Carpaccio, Wal Steak, Stockfisch, Rindersteak und Entenbrust und Rose Wein und für Thomas Lofoten Pils… Das Essen war einfach super.
Und wir lernen noch Schweizer am Nachbartisch kennen. Unterhalten uns. Des einen Frau ist Georgierin. Ich lasse ein paar Worte meiner knappen Georgisch Kenntnisse gucken und ich spreche über Georgische Weinsorten. Dann reden wir noch russisch.
Und diese Tischnachbarn kommen dann noch auf einen Absacker auf unser Schiff. Und wir haben noch gute Unterhaltung.
Später bringen wir Viola und Thomas noch ein paar Meter in Richtung deren Hotels. Wir lassen die Schüsseln mit Knapperzeug in der Plicht stehen. Als wir zurückkommen haben sich zwei fette Möwen drüber hergemacht.
Tag 71, 30. Juli 2022
Svolvǣr, Lofoten (N) – Risøyhamn, Vesteralen (N), 60 nm
8:00 Uhr haben wir uns noch Mal mit unseren Freunden zum Frühstück im Hotel verabredet. Bei schönstem Sommerwetter laufen wir zum Scandic Hotel. Wir sind pünktlich da. Und wir frühstücken fürstlich. Dann kommt der Moment der Verabschiedung. Wir fahren mit dem Segelschiff weiter nach Norden. Viola und Thomas mit dem Auto nach Süden.
9:15 Uhr legen wir ab. Wind ist ganz wenig, dafür Sonne satt. Wir fahren aus dem Hafen von Svolvǣr und dann Kurs Nord. Segel setzen macht bei 4 ktn Wind auf der Nase keinen Sinn. Uns schieben die Maschine und der Strom auch ein klein wenig von achtern.
Damit wir nicht eins zu eins denselben Kurs wie gestern fahren, gehen wir um die Insel Stormolla östlich herum. Immer noch haben wir die Hoffnung, dass wir östlich der Insel noch Wind zum Segeln bekommen. Aber dem ist nicht so, kaum Wind auch hier und das Bisschen auf der Nase.
Moni steht am Ruder und macht 11:30 Uhr noch einen Abstecher in einen kleinen Seitenfjord, den Ulvågfjorden. Und wir sehen noch zwei Seeadler.
13:00 Uhr machen wir den Leerlauf rein, lassen uns vom Strom schieben und ich halte die Angel wieder rein. In 5 Minuten zwei schöne Dorsche. Ich nehme die Fische aus und lasse den Abfall und die Fische in der Pütz. Dann lege ich den einen auf den Tisch in der Plicht und denke der andere liegt da auch schon und ups kippe ich die Abfälle ins Wasser, leider war der zweite Dorsch auch mit dabei. Shit. Aber der eine große Dorsch reicht für das Abendessen. Weiter geht es mit Maschine, 1600 Umdrehungen nach Norden.
13:30 Uhr sind wir an der engsten Stelle vom Fjord. Das Schiff läuft jetzt im Strom mit 8 ktn+. Eine halbe Stunde später unterqueren wir die Raftsundbrua, eine Straßenbrücke. Und jetzt verlassen wir die Lofoten und es geht in die Vesteralen. Die Landschaft verändert sich. Die Berge auf den Lofoten waren schroff und spitz aus dem Wasser ragend. Die Vesteralen sind etwas flacher und die Berge sind abgerundet.
An der Insel Brottøya liegt vor einem Sandstrand ein Segler vor Anker. Der Badestrand ist voller Leute.
17:00 Uhr sind wir durch die Sortland Brücke durch. Und uns kommt gegen 18:00 Uhr ein norwegischer Segler entgegen. Wir haben also heute zwei Segler gesehen, wow!
Wir haben jetzt an Backbord die Insel Andøya an deren nördlicher Spitze wollen wir morgen sein. Dort im Norden haben wir vor 25 Jahren Wale gesehen!
Weiter unterwegs sehen wir keine Schiffe. Nichts los!
20:00 Uhr fahren wir durch die Andøybru und gleich danach kommt unser Hafen für heute, Risøyhamn. Wir legen an auf Pos 68°58‘414 N, 15°38‘695 O.
Moni hat den Dorsch gebraten. Den gibt es jetzt auf Linsengemüse. 60 Meilen waren wir unterwegs.
Hier im Hafen ist nichts los. Totenstille, keine Leute. Es ist taghell und 23:00 Uhr niemand auf der Straße… Und auch wir gehen ins Bett.
Tag 72, 31. Juli 2022
Risøyhamn, Vesteralen (N) – Andenes, vesteralen (N), 30 nm
Gestern Abend haben wir zeitiges Aufstehen angesagt. Und wir hatten keinen Wecker. Alle Telefone und I Pad an der „Ladesäule“. Ich werde halb Sechs mal Wach, Harndrang, Männerproblem. Ich lege mich verrichteter Dinge wieder Schlafen. Da klingelt doch ein Wecker… Die Moni hat ihn in der Nacht aktiviert. Es ist 6:00 Uhr morgens. Na gut, wir stehen auf und frühstücken. Es ist schönstes Wetter, nun schon den dritten Tag.
7:00 Uhr legen wir ab und nehmen Fahrt auf im Fahrwasser. Und wir müssen im Fahrwasser bleiben, hier 6 Meter unterm Kiel, Steuerbord und Backbord hat die Eiszeit Flachwasser mit Geröllflächen hinterlassen. An den Ufern sieht man bei dem Niedrigwasser am Morgen das Desaster. Da möchte man nicht auflaufen!
7:30 Uhr sind wir im tiefen Wasser. 8:00 Uhrsetzen wir dann mal das Großsegel und die Fock. Der Wind lässt zu wünschen übrig, könnte mehr sein. Wir kreuzen uns mit 3…4 ktn in Richtung Nord. Aber richtig läuft das nicht. Wir unterstützen mit Volvo Penta D-2 40…
Ein Fischerboot kommt uns entgegen. Sonst sehen wir bis Andenes niemanden auf dem Wasser. Einzig Papageientaucher, eine Robbe und Möwen und weit im Norden die Fähre von Gryllefjord nach Andenes. Und wir haben Sonnenschein aber es könnte mehr Wind sein – nichts ist perfekt.
An Backbord haben wir die Vesteralen, die Insel Andøya mit ihren runden Bergrücken im Blick. An Backbord sehen wir die schroffen Berge der Insel Senja vor dem norwegischen Festland.
12:30 Uhr dann haben wir an Backbord den Flugplatz von Andøya. Sichtbar an den getarnten Hangars, der wird militärisch genutzt aber auch zivil… dafür braucht man keine Bunkerhangars.
12:55 Uhr dann legen wir an am Gästeponton. Pos 69°19‘637 N, 16°08‘055 O. Ein Segler aus Kappeln an der Schlei hilft uns beim Anlegen. Na, Hilfe war nicht notwendig, aber ich lasse es mir gefallen. Immerhin kein Wind im Hafen…
Bei uns gibt es heute Spaghetti an Bord. Der Fisch der letzten Tage hat gereicht und außerdem kann man die Spaghetti mit Rotwein begleiten, was mir durchaus gefällt.
Wir reden über die weitere Tour. Ich würde gerne noch zum Nordkap, das entspräche meinem Ego… Monis durchaus nicht, sie erklärt mir wie beschissen der Wind in den nächsten Tagen sei.
Der kluge Mann gibt nach. Also, ab morgen treten wir die Reise zurück nach Süden an. Ich bedaure das innerlich, wo ich doch schon mal hier oben bin. Es fehlen nur noch 250 Meilen… bis zum nördlichsten Punkt Europas. Und ich lerne auch, dass Moni sich innerlich schon mit einem Flug von Bergen (N) nach Berlin identifiziert hat. Gut, sie hat noch keinen Termin für den Abflug genannt.
Und wir gehen spazieren in Andenes. Unser Schiff liegt direkt am Fährhafen. Wir gehen vorbei an den Autos, welche auf die nächste Fähre warten: Norweger, Finnen, Schweden, Frazosen, Deutsche, Italiener, Britten, Schweizer, Polen, Letten…hier trifft sich Europa!
Im Ort steuern wir Richtung Leuchtturm. Hier ist auch das Walzentrum. 1997 waren wir hier und hatten an einer Walsafari teilgenommen. Die fuhren damals und fahren auch heute noch 15 Meilen Offshore wo die Wassertiefe schon 1000 Meter und mehr ist. Wir hatten damals erst bei der zweiten Ausfahrt Wale gesehen. Heute fahren wir nicht auf Walsafari… Haben schon Beluga Wale im St. Lorenzstrom gesehen und Wale vor Neufundland und 1997 eben auch hier.
Unsere Unterhaltung im Walzentrum brachte dann aber doch Licht ins Dunkel: die Tiere die wir vor Svolvǣr gesehen haben, es waren Schweinswale!
Wir sehen uns noch in zwei Museen um. Und dann werden wir immer enttäuschter. Der Ort ist runtergekommen. Es scheint, das viele Häuser leer stehen. Und wir sehen dunkelhäutige Norweger die hier angesiedelt wurden. Teilweise hatten sich die Frauen mit Kopftüchern verhüllt, sicher um sich vor der intensiven nordischen Sonne zu schützen. Einzig ein Minarett sehen wir nicht.
Der Ort ist entvölkert und runtergekommen. Eine Gaststätte gibt es, die geht einigermaßen. Es ist Sonne draußen und Biergartenwetter. Wir gehen an den Tresen, ich verlange ein Fassbier, Moni Campari-Orange. Orangenjuice haben wir nicht, ist die Antwort. Dann versuchen wir es mit Aperol – Spritz. Die ausländische Fachkraft holt sich Anleitung wie man das mixt. Hier gibt es keine Norweger die bedienen und wir bekommen einen Ausblick wie es bald in Deutschland unter den grünen Gutmenschen weitergehen wird. Wir trinken schnell aus und gehen zum Schiff zurück.
Hier gibt es ein qualifiziertes Abendessen, bereitet von Moni. Zuvor tauschen wir noch die Fock gegen die Genoa. Wir werden morgen Halbwind bis raumen Wind haben und der ist nicht so stark…
Die 10. Woche meiner Reise ist zu Ende. Moni hat zwei Wochen hinter sich.