Tag 73, 1. August 2022
Andenes, Vesteralen (N) – Harstad, Vesteralen (N), 40 nm
Bis 8:00 Uhr ist Nachtruhe. Eher aufstehen macht keinen Sinn, der gute Wind kommt erst gegen 11:00 Uhr aus Nord Nord West.
Gestern Abend noch haben wir das Vorsegel gewechselt, das Focksegel gegen die Genoa eingetauscht. Für heute sind nochmals Sonne und 3…4 bft Wind angesagt.
Wir legen 9:10 Uhr ab. 9:20 Uhr sing Groß und Genoa gesetzt. Erst geht es langsam vorwärts, nur 3 ktn ü.G. bei 7 ktn Wind aus NNO.
1040 Uhr haben wir 5 Meilen versegelt. Der Wind wird kontinuierlich stärker. 11:00 Uhr haben wir dann 13…15 ktn Wind. Unsere Bavaria läuft schnell, wir fahren 6,5…7 ktn ü.G. 11:30 Uhr haben schon 11 Meilen von 67 geplanten Meilen versegelt.
Und beim Segeln ändert sich die Situation schnell. Wir kommen an das südliche Ende des Andfjorden und schiften die Segel. Das mit dem Schiften bezieht sich dann auch nur auf das Großsegel. Wir fahren vor dem Wind. Die Geschwindigkeit, an die wir uns gewöhnt haben geht runter auf 5 ktn ü.G.
Und 13:00 Uhr schwächelt der Wind komplett. Wir rollen die Genoa ein und starten den Motor.
Es ist wunderschönes Sommerwetter, die Sonne scheint, wir bewundern die Berge an Steuerbord und Backbord und voraus. Aber durch die Wassertemperatur von 13°C ist auch die Luft trotz aller Sonne kühl. Bis 14:40 Uhr schieben wir mit Maschine. Dann kommt der Wind wieder, Fallwind von den erwärmten Bergen an Steuerbord. Wir rollen die Genoa wieder aus und fahren höher an den Wind. Um diesen Fallwind besser nutzen zu können Fahren wir hinter die beiden Inseln Kjøtta. Und wir segeln hoch am Wind bei glattem Wasser über 7 ktn ü.G. Segelfreude pur!
Wir sehen weit vor uns eine weise Fontane. Wir sind 3 Meilen vor Harstad. Im Hafenbecken von Harstad haben die wie auf dem Genfer See eine riesen Wasserfontane.
Wir haben fast 40 Meilen geschafft, eigentlich wollen wir noch bis Lødingen, das wären nochmal 25 Meilen. Ich sage zu Moni, lass uns in Harstad bleiben. Harstad steht als größere Stadt beschrieben, hier macht auch die Hurtigruten fest. Lødingen dagegen ist ein Kaff am Ende des Tjelsund.
Und so machen wir es, wir legen am Gästesteg in Harstad an. Pos 68°48‘109 N, 16°32‘740 O. Nicht weit von uns das Thon Hotel. Es ist 16:40 Uhr.
Von der Seeseite sieht Harstad toll und einladend aus. Die Wohnhäuser am Berg gebaut, unten am Ufer der Hafen und das Stadtzentrum.
Wir trinken unseren Anleger und spazieren dann in die Stadt. Es ist kurz nach 17:00 Uhr. Alles ist zu. Die Touristeninformation und die wenigen verbliebenen kleinen Geschäfte in der Stadt. Down Town macht einen verwahrlosten Eindruck. Hat denen Corona so zugesetzt? Wir erfahren, es gibt eine Einkaufsmall außerhalb und damit gehen die kleinen Gaschäfte die das Flair ausmachen kaputt. Sicher ist dieser Prozess noch durch zwei Jahre Corona beschleunigt worden. Wir sind enttäuscht.
Auf unserer Suche nach einem Supermarkt sehen wir viele Baustellen um das Hurtigrutenkai. Die Bauarbeiter alle Ausländer. Beim Näherkommen mache ich viele Estnische Arbeiter aus. Die treffen wir dann nach Feierabend auch im Supermarkt und die kaufen Waren aus dem untersten Regalfach…arme Welt, das ist Globalisierung.
Tag 74, 2. August 2022
Harstad, Vesteralen (N), Tarnøy, Insel Hamarøyskǣftet (N), 49 nm
Nach dem Frühstück gehe ich schnell noch zur Touristeninformation. Hoffe, dass die dort Souvenirs verkaufen. Die Verkäuferin sitzt gelangweilt vor dem Laden und raucht. Ich bin der erste Kunde. Und drinnen, Faschingshüte, ein paar Bücher über Norwegen und Harstad und ansonsten nur Mist. Bei dem Angebot kann die Verkäuferin auch draußen weiterrauchen.
Zurück am Schiff, legen wir 10:10 Uhr ab. Es regnet und es ist gut, dass wir die Kuchenbude aufgebaut haben. Wind ist so gut wie keiner, 12° C Lufttemperatur.
Wir fahren in den Tjeldsund ein, es geht nach Süden. Scheiß Wetter, immer dieser Regen. Unter der Kuchenbude ist es angenehm. Eine Seite lassen wir offen, damit wir uns orientieren können.
12:10 Uhr fahren wir unter der Tjeldsundbrücke durch, 45 Meter Durchfahrtshöhe, eine Hängebrücke. Wir haben 2 ktn Strom von hinten an dieser engen Stelle des Fjords. Gut für uns, es hätte auch Gegenstrom sein können. Aber wir sind zur richtigen Zeit bezogen auf die Tide losgefahren.
12:45 Uhr macht der Sund einen Knick und hier wird es flacher, es geht auf 50…20 Meter hoch. Ich bekomme eine Angelpause genehmigt. Maschine Stopp und dann Rückwärtsgang, bis das Schiff nur noch mit der Strömung treibt. Ich lasse die Angelschnur mit Beifangvorfach runter. Es dauert 2…3 Minuten und es ruckt, Biss! Ich „pumpe“ hoch, ein schöner Dorsch, 70 cm. Ich will den Pilger nochmals runterlassen. Moni stoppt mich, der eine Dorsch sei genug Fisch für zwei! Also stelle ich das Angeln ein. Moni filetiert den Fisch, ich gehe wieder auf 1700 U/min Motordrehzahl, weiter geht die Fahrt.
Steuerbord am Ufer verläuft die Europastraße E-10, der Kong Olavs Vei, König Olaf Weg. Wir beobachten Unmengen von Wohnmobilen, die sich dort in beide Richtungen bewegen.
15:30 Uhr haben wir an Steuerbord Lødingen. Hier geht die Fähre zum Norwegischen Festland ab. Von der Ferne sieht der Ort idyllisch aus. Wir sehen den Gästeanleger an dem wir gelegen hätten, hätten wir nicht gestern in Harstad schon Halt gemacht.
16:00 Uhr verlassen wir den Tjeldsund und es geht rein in den Vestfjorden. Den sind wir schon vor 12 Tagen nach Nordost rüber gesegelt, zu den Lofoten.
Und auf dem Vestfjorden gibt es Wind aus West. Wir setzen Großsegel und Genoa, Maschine aus. Und wir machen gleich gute Fahrt. 10 Meilen klappt das so mit dem Wind, etwa die Hälfte des Weges nach Tranøy, wo wir heute hinwollen.
18:35 Uhr legen wir an, ein Österreicher nimmt uns die Leinen ab. Pos 68°10‘839 N, 15°40’42 O.
Die Leute aus Östereich mit ihrer HR 39, „Cara Mia“ habe ich schon bei meiner Reise nach Norden in Alesund getroffen. Wir unterhalten uns kurz. Die waren bis Narvik gefahren und sind jetzt auf dem Rückweg nach Göteborg wo deren Schiff den Winter über bleibt.
Wir haben es eilig. Im Hafen, hoch auf der Pier steht ein ausgedienter Walfangkutter mit Harpune am Bug. Der ist umgebaut zum Restaurant. Und hier soll es Walfischsteak geben. Das ist unser Ziel, wir kehren ein und bestellen Walfischsteak mit Preiselbeeren und Kartoffeln. Lecker. Wir unterhalten uns mit dem Wirt. Ich frage ihn woher er ist, Türkei, aus Ankara ist die Antwort. Mit meinen paar Worten Türkisch, an die ich mich noch aus der Istanbuler Zeit und Marmaris erinnere, ist die Brücke gebaut. Er ist Kurde, lebt mit seiner Großfamilie hier in Norwegen und führt 2 Restaurants. Das Walfischrestaurant auf der Insel ist nur 2 Monate im Sommer offen. Die andere Zeit arbeitet die Familie im Stadtrestaurant, wo? Habe ich nicht hinterfragt.
Und wir kommen auf Corona und die letzten zwei Jahre zu sprechen. Der Wirt erzählt uns, das war eine gute Zeit. Die Norweger sind nicht verreist und haben ihr Geld im Inland ausgegeben und in den Restaurants gelassen. Denen hat man zwar das Reisen untersagt, aber nicht die Restaurants zugesperrt. Ein interessanter Aspekt, finden wir.
Tag 75, 3. August 2022
Tarnøy, Insel Hamarøyskǣftet (N) – Bodø (N), 69 nm
Heute ist Mittwoch, Moni ist nun 14 Tage an Bord. Und es ist schönes Wetter und es sieht nach Wind aus.
Wir sind 6:30 Uhr wach und wir legen einen Schnellstart hin. 7:30 Uhr legen wir schon ab. Wir haben einen langen Weg vor uns, wollen bis Bodø, dahin, wo Moni angeheuert hat.
Gleich vor dem Hafen sind die Segel schnell gesetzt. Wir fahren wieder mit Genoa. Der Wind kommt aus Nordost mit 10…13 ktn. Wir machen mit 5…6 ktn ü.G. gute Fahrt. Voraus haben wir noch einen schönen Panoramablick auf die Lofoten, nach Steuerbord, Richtung Norden auf die Vesterålen.
Wir haben die Kuchenbude aufgebaut gelassen, es waren Regenschauer angekündigt. Aber wir haben bisher nur Sonne und müssen uns immer etwas bücken um seitlich aus der Kuchenbude die Aussicht zu geniesen.
Zwei Stunden machen wir gute Fahrt, haben an Backbord das südliche Ender der Insel Hamarøya. Jetzt verlässt uns der gute Wind, nur noch 4 ktn. Es geht nicht mehr vorwärts. Schade, eigentlich sollte der Wind bis 11:00 Uhr gut für uns sein, nun hat er schon eine Stunde eher ausgehaucht. Wir sind bis hierher 12 Meilen unterwegs. Weiter geht es mit Maschinenkraft.
13:00 Uhr, an Backbord sehen wir einen interessanten Berg. Eigentlich bis hoch wie ein normaler Felsiger Berg, aber obendrauf kommt ein wie aufgesetzter Kegel raus… Was für ein Anblick!
15:30 Uhr endlich wieder Wind, 12 ktn. der kommt jetzt von den Bergen runter, Fallwind erzeugt durch die „Mittagshitze“. Wir fahren einen schnellen Halbwindkurs, genau eine Stunde lang. Wir sind jetzt weiter Weg von den Bergen und der Wind geht auf 6…7 ktn runter. Zu langsam sind wir um die restlichen 30 Meilen zu schaffen. Also Genoa eingerollt und weiter mit Maschine und Groß.
Gegen 18:00 Uhr haben wir 55 Meilen versegelt. Das Wetter wird jetzt schlechter. Die Sonne ist schon lange weg aber jetzt kommen auch Regenschauer. Na wir haben es ja gemütlich unter der Kuchenbude.
Eigentlich habe ich betreutes Segeln, heißt Moni kocht normalerweise. Aber wir fahren mit Maschinenkraft und es ist nichts zu tun. Also koche ich uns ein spätes Mittagessen. Kartoffeln, Rotkraut und der geangelte Dorsch in Alufolie im Backofen gedünstet. Lecker!
18:30 Uhr lassen wir die Insel Landegode an Steuerbord. Bodøist jetzt schon zum „Greifen“ nahe. Nur noch 2 Stunden. Der wind kommt zwar nochmals auf aber wir lassen die Segel eingepackt und fahren bis 20:00 Uhr als „Motorsegeler“.
Hier in Bodøgibt es neben dem Gästesteg gleich eine Tanke. Wir füllen den Dieseltank auf. Und dann gehen wir an den Anleger und legen an für die Nacht. Pos 67°16‘969 N 14°22‘216 O. Ja, wir sind schon wieder 2 Breitengrade nach „unten“ gerutscht.
Heute Abend ist noch Waschtag für unsere Wäsche und uns selbst. Die Wäsche bleibt bis morgen Früh im Trockner und wir trinken noch ein Getränk und lesen und gehen in die Koje.
Tag 76, 4. August 2022
Bodø (N) – Stott (N), 33 nm
Nach dem Frühstück wechseln wir erst mal das Vorsegel. Die Genoa runter und zusammengelegt, die Fock hoch. Auf dem Rückweg soll mehr Wind sein, als wir die letzten paar Tage hatten.
Der bessere Wind soll erst gegen Mittag kommen. Dan starten wir eben später und nutzen den regenfreien Vormittag für Einkäufe.
Wir scheinen die ersten im Supermarkt zu sein, als wir 9:15 Uhr ankommen. Der Schnapsladen, Vinmonopolet, öffnet erst 10:00 Uhr. Also vertreiben wir uns die Zeit im Supermarkt. Die Preise sind happig, aber Moni sagt mir, vieles kostet in Deutschland genauso. Na, ich kann das nicht wissen, gehe ja zu Hause kaum einkaufen. Es lässt sich einfach umrechnen, 10 NOK = 1 €. Wir lassen 100 € im Laden, für unsere zwei gefüllten Rucksäcke.
Dann geht es in den Vinmonopolet, es ist 10 Uhr. 1Liter Gin und eine 3 Liter- Packung Chardonnay kosten uns nur 80 €. Da tränen einem die Augen, aber unsere Vorräte aus Deutschland gebunkert, gehen auch zu Ende.
Auf dem Weg zum Schiff regnet es wieder mal. Das Wetter ist schlichtweg nicht schön.
12:10 Uhr legen wir ab. Die Kuchenbude bleibt drauf, die Sicht ist da zwar eingeschränkt, aber wir sitzen im Trockenen.
Vorbei geht die Fahrt ein letztes Mal an der Festung am Eingang von Bodø. Die hatten wir nach Monis Ankunft am 21. Juli bestiegen. An Backbord lassen wir den Flugplatz mit seinen Unterständen für die Jagdflugzeuge – ich bin hier in Nordrichtung am 19. Juli vorbeigefahren.
12:50 Uhr sind wir aus den Schären raus, im freien Wasser und setzen Groß und Fock. Es geht hoch ran an den Wind, der kommt aus Südwest. Und wir müssen einige Wenden fahren. Die Windrichtung ist nicht unser Freund.
Gegen 15:00 Uhr lässt der Wind nach. Wir starten den Motor, schieben mit Maschine. Das Vorsegel beginnt zu killen. Macht keinen Sinn, wir rollen die Fock ein.
Es fängt wieder an zu regnen. Nein es ist kein Regen, es sind feine Tröpfchen aus den niedrig hängenden Wolken. Wir haben Null Sicht, navigieren nur nach Karte. Das Radar ist eingeschaltet. Wir müssen um die Halbinsel Kunna herum. Den Bergkegel darauf sehen wir nicht, schade.
Gegen 18:30 Uhr fahren wir auf die Insel Stott zu, unser Ziel für heute. Die Insel Stott liegt zwischen den Inseln Nordsveninge im Norden und Innerstøtt im Süden.
Wir legen 18:50 Uhr an, Pos 66°55‘519 N, 13°26‘101 O. Am Anleger sind wir das einzige Schiff. Wer soll auch herkommen, bei dem Shit-Wetter. Es regnet jetzt in Strömen. Wir trinken einen schnellen Anleger und ziehen uns um. Hier ist die alte Poststation, ein schönes Restaurant inzwischen.
Und kurz danach sind wir im Restaurant. Überraschung, doch drei Tische besetzt. Die Leute kommen mit der Fähre her und machen hier Kurzurlaub, wie wir erfahren. Das Restaurant ist noch wie ein alter Laden und die Post eingerichtet, nur alte große Esstische reingestellt.
Und wir essen vorzüglich, ein Menü: Carpaccio vom Kabeljau, dann Stockfischfillet dazu Weisein und zum Abschluss Schokoladenmouse mit Vanilleeis. Superlecker, Superpreis… Aber wir leben nur einmal. Und das ist noch erwähnenswert, die Gäste sind Norweger und wir Deutsche, die Bedienung und der Koch sind Tschechen, der Chefkoch ist aus Estland. Ich unterhalte mich noch lange mit der Bedienung, Eva aus Pilsen. Moni hat Smalltalk mit den Norwegern.
Und wir machen es uns danach bei Regen unter unserer Kuchenbude gemütlich bei Rum, Zigarre und Moni bleibt beim Weißwein. Lange unterhalten wir uns noch mit unserem Sohn über WhatsApp. Er erzählt uns wie in Kanada alles den Bach runter geht… Mal sehen was uns in Deutschland im Herbst erwartet, so denken wir.
Tag 77, 5. August 2022
Stott (N) – Engen, Svartisen Gletscher (N), 22 nm
Und heute ist schönes Wetter, Sonnenschein am Morgen. Es hat ja die ganze Nacht über geregnet. Unser Ziel heute, die Gletscherzunge vom Svartisen Gletscher.
Wir legen zeitig ab, 7:30 Uhr. Wollen die kurze Strecke von etwa 25 Meilen bis Mittag erledigt haben. Denn am Nachmittag wollen wir zur Gletscherzunge mit den Fahrrädern und danach wandern und Bergsteigen.
Beim Ablegen haben wir richtig Knatter von der Seite und es ‚schifft‘. Tricky das Ablegemanöver aus den Fingern bei diesem Seitenwind. Aber Bugstrahlruder und Fender helfen und schützen.
Nach kurzer Zeit ist der Regen weg, wie er gekommen ist, die Sonne lacht wieder. Nur Segeln macht keinen Sinn. Fast die gesamte Strecke haben wir den Wind auf der Nase. Dafür genießen wir die schöne Sicht. Wir machen die Seiten und das Heck der Kuchenbude auf. Der Wind der reinkommt ist aber kalt, nur dicke anziehen hilft.
Nach einer reichlichen Stunde durchfahren wir den Meløysund, an Steuerbord Meløya, an Backbord Sørvika. Wunderschön diese Durchfahrt. Und wir sehen über uns wieder Seeadler.
Wir kreuzen den Glomfjorden. Auf dem Fjord kreuzt ein Schiff der Hurtigruten unseren Weg.
Und dann fahren wir durch ein Schärenfeld um in den Skarsfjorden zu kommen. Hier gibt es eine Flachstelle. Wir müssen aufpassen. Aber die Aussicht lohnt sich.
Nach Einfahrt in den Skarsfjorden sehen wir den Svartisengletscher. Der glänzt in der Sonne. Das Wetter spielt mit! Wir fotografieren viel zu viel.
11:45 Uhr legen wir an in Engen am Schwimmponton Steuerbord von uns 4 km Luftlinie in der Sonne der Svartisen Gletscher, was für ein Anblick. Unsere Pos 66°42‘591 N, 13°42‘472 O.
Moni hat ein bisschen Bauchweh und macht eine Mittagsruhe. Ich mache die Fahrräder fertig.
14:00 Uhr machen wir unseren Ausflug zum Gletscher. Erst 4 km mit dem Fahrrad. Dann geht es weiter zu Fuß den Berg hinauf. Der Weg ist gut markiert und mit Ketten gesichert. Aber unterwegs fängt es an zu regnen. Die Felsen werden glitschig. Wir erreichen die Gletscherzunge leider nicht. Es ist glatt und gefährlich, wir kehren um.
Zurück bei den Fahrrädern ist wieder schönes Wetter. Aber wir haben den Gletscher gesehen, das zweite Mal nach 1997! Und die Gletscherzunge ist kleiner geworden.
Am Schiff zurück unterhalte ich mich mit norwegischen Seglern und einem Franzosen. Eigner von einer französischen Segelyacht. Ein Aluminiumschiff, wunderschön aber eben nicht unsere Preisklasse. Wir schauen bis zum Abend noch auf den Gletscher und gehen mal schon 20:00 Uhr in die Koje. Sind geschafft.
Tag 78, 6. August 2022
Engen, Svartisen Gletscher (N) – Selsovik (N), 24 nm
In der Nacht sind die Fallwinde vom Gletscher runtergekommen. Gut, dass wir die Ruckdämpfer in die Festmacherleinen eingebaut haben. Dadurch haben wir ruhig schlafen können.
Ausschlafen war heute angesagt! Dennoch sitzen wir schon 9:00 Uhr beim Frühstück. Draußen, der Gletscher liegt in der Sonne. Wir gammeln noch ein bisschen vor uns hin. Moni räumt das Schiff auf, ich schreibe. Ab 10:00 Uhr regnet es dann wieder abartig. Nach einer Stunde ist der Regen wieder wie abgeschaltet.
Vor dem Ablegen redet Moni noch mit der Norwegerin vom Schiff auf der anderen Seite des Pontons. Die sind aus Tromsø und warten mit ihren drei Kindern auf günstigeren Wind. Wir dagegen bereiten das Ablegen vor.
11:15 Uhr Leinen dann los. Erst mal geht es mit Maschinenkraft Richtung Ausgang des Fjordes. Wind ist wieder keiner, dafür fängt der Regen wieder an. Wir sitzen geschützt unter der Kuchenbude. Blick nach draußen und wir sehen nichts. Das Radar tastet das Ufer ab. Wir fahren blind nach Seekarte auf dem Kartenplotter.
Gegen 13:00 Uhr erreichen wir die offene See. Es wird welliger, der Regen ist vorbei. Wir setzen Großsegel und Fock. Erst mal segeln wir uns weiter frei von der Küste. Dann wenden wir und es geht hoch am Wind zügig mit 5…6 ktn ü.G. Richtung unseres Zieles. Immer gerader Kurs. Das Schiff läuft gut. Autopilot und wir quatschen. Manchmal machen wir die Kuchenbude auf und schauen raus. Richtung Festland hängen die Wolken tief und es ist wenig Sicht. Anders an Steuerbord. Richtung Norwegische See gute Sicht und manchmal Sonne.
Gegen 15:00 Uhr kommt ein Schiff von achtern mit 15 ktn Fahrt näher. Ohne Bezeichnung im AIS. Es ist eine große Motoryacht aus den 30 er Jahren, weiß, und die sieht nach vergangenem Luxus aus. Ich sage zu Moni, das ist wahrscheinlich die königliche Norwegische Yacht… Und Moni googelt, findet ein Bild im Internet. Und in der Tat, ich habe recht mit meinem Scherz, es ist die königliche Yacht auf dem Weg nach Süden. Ich erinnere mich und das habe ich in Kristiansand gelernt: König Hakan von Norwegen, als er nach dem 2. Weltkrieg aus dem Britischen Exil nach Norwegen zurückkehrte bekam diese Yacht vom Volke geschenkt. Die Yacht wurde mit Spenden finanziert.
15:30 Uhr biegen wir nach Steuerbord ab, durch Schären und haben vor uns die Insel Selsøya, unser heutiges Etappenziel. Ich war schon hier. Moni ist gespannt. Es ist jetzt Sonnenschein, wir fahren in den schmalen Sund nach Süden. Hier in der Mitte dann an Backbord Selsøyvik. Hier legen wir 16:10 Uhr an, ein altes Gehöft mit Speichern und davor der Anleger. Pos 66°34‘519 N, 12°58‘841 O. Wir liegen nun 2 Meilen nördlich des Polarkreises. Außer uns kein weiteres Schiff.
Und hier gibt es ein Restaurant. Und wir kehren hier ein, zum Abendessen.
Heute geht es zeitig in die Koje, wir wollen morgen den günstigen Wind nutzen und mindestens 60 Meilen südwärts kommen.
Tag 79, 7. August 2022
Selsovik (N) – Berg (N), 81 nm
5:00 Uhr Wecken, oh wie schrecklich. Wir haben einen weiten Weg vor uns. Es hat die Nacht über geregnet und der Wind pfiff durch die Wanten. Moni hat bedenken, dass der starke Wind anhält. Ich beruhige sie, der Wetterforcast zeigt abnehmende Winde.
6:00 Uhr legen wir ab. Gleich im Sund vor Selsovik ziehen wir das Großsegel hoch und schieben uns mit Maschine raus auf die See.
6:15 Uhr passieren wir den Nördlichen Polarkreis auf 66°33’55 N, 12°57‘770 O und kurz danach, 1 Meile südlicher fahren wir östlich an der kleinen Insel Vikingen vorbei. Hier steht der Polarcirkelen Obelisk. Moni fotografiert und filmt wie verrückt. Ich war hier auf dem Weg nach Norden am 17. Juli um 16:00 Uhr vorbegefahren.
Das mit dem Segeln klappt ganz gut, Halbwind aus West, Nordwest. 7:00 Uhr haben wir schon 6 Meilen versegelt. Wir lassen an Steuerbord Sørgarden, ein kleines Dorf auf der kleinen Insel Innerkvarøya mit einem gläsernen Hurtigrutenterminal. Passt überhaupt nicht in die Landschaft. Wer sich so etwas wohl ausgedacht hat?
8:00 Uhr haben wir 10 Meilen versegelt. Der Wind nimmt zu. Gegen 9:00 Uhr bauen wir ein Reff in das Großsegel. Bis 10:00 Uhr etwa läuft es ganz gut. Wir haben schon 21 Meilen versegelt. Aber nun bekommen wir den Wind auf die Nase und der Regen wird immer schlimmer. Wir holen das Großsegel ein und verstecken uns unter der Kuchenbude. Hier sind wir vor der Nässe und dem kalten Wind geschützt. Das Wetter ist einfach Sch…
Wir sehen nichts, rund um uns tiefhängende Wolken und schlechte Sicht. Die Positionslichter sind angeschaltet, das Radar tastet die Berge und Schärenrundherum ab. Wir fahren quasi im Blindflug.
An Segeln ist nicht zu denken, Strom, Wind, Sicht und Regen sind gegen uns.
13:00 Uhr, 35 Meilen sind versegelt… nein, verfahren. An Backbord haben wir Sandnessjøen. Hier habe ich auf dem Weg nach Norden Halt gemacht. Heute geht es daran vorbei. Wir haben 1, 5 Knoten Strom gegenan. Aber dafür wird das Wetter besser. Der Regen hört auf und wir haben gute Sicht.
15:00 Uhr haben wir 45 Meilen geschafft, wir sind über die Hälfte des geplanten Tagesetmals. Sandnessjøen liegt im Norden der Insel Alsten. Im Süden, am Ende der Insel gibt es eine Bucht. Hier ist das Petter- Dals- Museum. Wir machen einen schnellen Abstecher in die Bucht, ein paar Fotos und fahren eine Halse und wieder raus aus der Bucht. Das Museum, ein moderner Bau neben einer Kirche ist mir schon bei der Fahrt nach Norden aufgefallen. Petter Dals war der Martin Luther Norwegens, so finden wir im Internet heraus.
Gegen 20:00 Uhr sind wir in Brønnøysund. Wir haben 70 Meilen hinter uns. Aber nein, 10 Meilen gehen noch! Wir lassen Brønnøysund „links liegen“. Wir wollen so viele wie mögliche Meilen schaffen um spätestens Mittwoch in Trondheim zu sein. Für Mittwoch ist Sturm an der Küste angesagt, da wollen wir uns im Fjord bei Trondheim verstecken!
Wir unterqueren die Brønnøysundbrücke und sehen vor uns den Berg Torghatten, 300 Meter hoch mit einem riesigen Loch mittendrin, das Licht scheint durch. Hier waren wir schon 1997 mit unserem Sohn Robert, erinnert sich Moni und ein bisschen kommt auch bei mir die Erinnerung zurück.
21:00 Uhr biegen wir nach Backbord in eine Bucht ab. Es geht nach Berg, einem kleinen Ort mit einem schönen Anliegerponton. Es reicht! Wir sind 81 Meilen unterwegs gewesen. Wir liegen auf Pos 65°22‘161 N, 12°11‘582 O.
Es gibt noch Wein und wir machen Fotos vom Berg Torghatten mit der untergehenden Sonne dahinter.
Ende der 11. Woche meiner Reise! Moni ist seit drei Wochen an Bord.
super pictures, i wish you nice trip to home…
petr