Also, wenn ich einmal hier oben bin auf 65°54’00“N, dem nördlichsten Punkt der Ostsee, dann muß ich auch noch zum Nordkap, 71°10‘21“N. Nicht weit denkt man, aber es sind immerhin auf der Straße fast 900 km. Eigentlich wollte ich das mit Moni gemeinsam schaffen, aber die Zeit ihres Urlaubes reicht nicht… oder es wäre nur Stress geworden. Also reise ich alleine. Ich miete mir an Monis Abreisetag auf dem Flugplatz Luleå ein Auto, ein Volvo V40 CC für drei Tage für 75€!
Der Wecker klingelt am 9. 8.2019 schon um 4:00 Uhr. Ein schneller Tee und die Sachen sind im Auto verstaut. Die Hafengebühr für die All Right 2 habe ich für 4 Tage bezahlt.
Ich gebe Nordkap in das Navi des Volvo V40 ein. Nordkap gibt’s nicht. Ich merke, ich muss für das Ziel Norwegen als Land eingeben.
Ich verlasse Luleå und fahre immer durch Wald, hier sind die Bäume noch hoch. Es ist Mischwald. Erst geht es die E10 entlang. In Töre, wo wir schon mit der Segelyacht waren, geht es nach Nord bis Pajala. Hier überfahre ich die Schwedisch- Finnische Grenze. Weiter geht die Fahrt auf finnischem Territorium. Immer durch Mischwald der durch Kiefern und Tannen dominiert wird. Rechts und links kleine und große Flüsse und Seen.
80 km nördlich von Töre überfahre ich den Polarkreis. Ein Denkmal und die Flaggen aller Länder durch die der Nord –Polarkreis verläuft: Norwegen, Schweden, Finnland, USA, Kanada und Russland. Hier steht das Polarcircelhuset. Ein Museum und Kaffee – noch geschlossen, es ist zu zeitig am Tage.
Ich bin im Gebiet der Rentierzucht. Ich muss höllisch aufpassen, überall Rentiere. Sie grasen meist am Straßenrand, laufen aber auch mitten auf der Straße.
13:00 Uhr finnischer Zeit, 12:00 Uhr schwedischer und Norwegischer, überfahre ich die Grenze nach Norwegen. Die Norweger bauen gerade den Grenzübergang ihrer Reichsgrenze aus. Vielleicht führen die bald wieder Grenzkontrollen ein.
Auf Norwegischem Gebiet folge ich dem Alta Fluß, der in den Altafjord mündet. Die Landschaft hat sich völlig verändert. Es ist wie ein Tundragebiet, viele Sümpfe und alles bewachsen mit verkrüppelten Birken bis hinunter nach Alta. Es gibt kein Nadelgehölz mehr.
Schnell fahren kann ich nicht, Maximum ist 80 km/h, manchmal darf man in Norwegen auch 90 km/h fahren. Die Fahrerei macht müde. Immer mal muss ich eine Pause zum Schlafen, Ausruhen und Kaffeetrinken einlegen.
Vom Altafjord, wo 1943 der Deutsche Zerstörer „Scharnhorst“ vor Anker lag, geht es wieder aufwärts, der E6 entlang. Die Vegetation ist hier nun völlig anders. Die Laubbäume, die es runter bisis Alta gab, gibt es nun nicht mehr. Übrig ist Grass und Fels. Die Fahrt zieht sich hin.
Endlich, ich komme auf die Insel Magerøya. Hier, im Norden der Insel ist das eigentliche Nordkap. Als ich vor 20 Jahren mit meiner Familie mit dem Wohnmobil hierherfuhr, musste man noch mit einer Fähre zur Insel übersetzen. Aber die Norweger sind wie die Schweizer. Sie haben das Meer zur Insel untertunnelt und auch Tunnel gebohrt um die Straßenführung der Europastraße zum Nordkap zu verbessern.
Ich komme 20:15 Uhr am Nordkap an.
Habe Glück mit dem Wetter, kein Nebel, aber Wind und kalt. Ich habe mir ein
Ticket für Parkplatz, Aussicht und Nordkaphaus gekauft.
Erst mal geniese ich den Blick auf die Norwegische See. Mache Selfies vor dem
Nordkapdenkmal, ein metallener Globus. Im Nordkaphaus wärme ich mich erst mal
auf, draußen waren nur 8°C die sich durch den Wind noch kälter anfühlen. Ich sehe
mir einen Film im Cinema im Untergeschoß an und schaue mir die Ausstellungen
über Tiere, den Besuch des Königs von Siam auf dem Nordkap und die Schlacht am
Nordkap im 2. Weltkrieg an.
Ja der König von Siam, heute Thailand, hat Europa zwei Mal besucht, 1897 und 1907. Der König Chilalongkorn hat dann beim zweiten Male auch das Nordkap bestiegen. Hier hoch ist er mit dem Schiff gekommen und dann musste er den Felsen besteigen, Straßen gab es noch nicht.
Auch Oscar II, der König der Schwedisch Norwegischen Union hat auf diese beschwerliche Weise das Nordkap besucht. Das war im Juli 1873.
Ja und dann gab es hier die Seeschlacht am Nordkap im Jahre 1943. Der Deutsche Kreuzer Scharnhorst wurde hier am 26.Dezember 1943, getroffen von mehreren Torpedos der Britischen Marine unter Mitwirkung der Norwegischen HNoMS Stord, versenkt. Von den 1900 Matrosen und Offizieren wurden nur 4 Seeleute gerettet. Eigentlich war die Scharnhorst in Bewaffnung und Geschwindigkeit, sie lief immerhin 30 Ktn, den Britten überlegen. Die Britten hatten aber besseren Radar und haben außerdem den Funkverkehr der Deutschen entschlüsseln und abhören können. Die Scharnhorst war längere Zeit im Altafjord stationiert um gemeinsam mit den Deutschen U-Boot- Verbänden den Nachschub der Alliierten nach Murmansk und Archangelsk zu stören.
Ich mache eine Unmenge Fotos.
Ich gehe zum Auto zurück. Auf dem riesigen Parkplatz stehen Unmengen von Wohnmobilen. Ich werde im Auto auf dem Parkplatz schlafen. Das Auto ist ein Hatchback. Ich klappe Hecklehnen runter, die Länge Kofferraum- Fonds reicht für mich. Ich trinke noch eine Büchse Bier und huschle mich in meinen Schlafsack und schlafe wie tot. Draußen pfeift der Wind
Am Morgen des 10. August bin ich schon 5:00 Uhr wach. Mich fröstelt und so bequem war es nun auch nicht. Ich ziehe mich in der Enge des Autos an, ich muss pinkeln.
Draußen muss ich erst mal in die Gänge kommen. Ich mache noch einen Rundgang und noch ein paar Fotos. Es ist sonnig, aber windig und kalt. Ich kehre zurück zum Auto, Motor und Heizung an. Erst mal aufwärmen und ich schreibe ein paar Ansichtskarten vom Nordkap.
Ich habe mir gestern mit dem Eintritt zum Nordkap einen Platz am Frühstücksbuffet und Frühstück mit Aussicht auf die Norwegische See gebucht. Ich esse vorzüglich im warmen Nordkapgebäude.
Gegen 8:00 Uhr trete ich die Rückreise an. Das heißt ich fahre die Straße, die erst 1956 gebaut wurde, Richtung Henningsvägt, der „Hauptstadt“ der Insel Magerøya. Ich mache einige Male halt um zu fotografieren. Die Sicht ist super. Ich biege einige Male in Seitenstraßen ein, die unten an kleinen Siedlungen an den Enden der Fjorde enden. 9:00 Uhr dann bin ich in Henningsvägt. Ein schneller Ritt durch den Ort und dann geht es Richtung Festland. 9:39 Uhr fahre ich in den 4,4 km langen Honningsvägt Tunnelen ein und unterquere das Meer. Ich passiere noch weitere Tunnel und fahre entlang dem Porsangerfjorden bis zu dessen Ende. Von hier geht es wieder bergauf Richtung Alta.
Auf dem Rückweg hinauf am Altafluß lerne ich, dass der Fluß ein Paradies für Lachsangler ist.
Die Straße geht immer nach oben und geht dann in die Waagerechte, wo ich eine Art Hochplateau erreiche. Hie mache ich eine Kaffeepause in einem kleinen Bistro.
Weiter geht es zur Norwegischen Reichsgrenze. Dann bin ich in Finnland. Ab hier halte ich Ausschau nach einer Schlafstätte. Ich habe zwar ein Zelt mit, aber draußen inzwischen Regen, da suche ich nach einem Bett.
Vor Pajela, da wo die Straße quasi auf der Schwedisch finnischen Grenze verläuft fahre ich ein kleines Stück nach Schweden Rein und finde ein Camp welches Hütten zum Übernachten anbietet.
Ich miete, unterhalte mich mit dem Wirt auf Deutsch, kann mich endlich duschen und liege 20: Uhr im Bett. Die Nacht über regnet es ununterbrochen.
Es ist nun Sonntag, der 11.August 2019. Die letzten 400 km liegen vor mir.
Als ich den Polarkreis passiere bin ich enttäuscht. Das Navi hat mich über eine andere Straße getrieben als hoch zu. Ich dachte ich kann das Polarcirculenhuset besuchen. Aber hier steht nur ein Hinweisschild. Ich mache trotzdem halt.
Jetzt geht es nach Gammelstad. Darüber gibt es eine extra Geschichte.
Danach lade ich meine Sachen am Schiff in Luleå aus, nehme mir ein Fahrrad mit und fahre zum Flughafen und gebe das Mietauto zurück. Die 9 km zurück zum Schiff fahre ich mit dem Fahrrad.