Heute erreicht mich die Nachricht, dass Prof. Dr.-Ing. habil. Ottmar Müller am 21. November 2019 im Alter von 88 Jahren gestorben ist.
Unser Doktovater heißt, bei Prof Müller haben ich und meine Frau Monika Breuer zum Dr.-Ing. promoviert.
Ich nehme das zum Anlass ein paar Zeilen dem Ottmar zu widmen.
Ich glaube ich war im 3. Studienjahr, so 1981. Da kommt einen neuer ordentlicheren Professor an unsere Sektion Elektroenergieversorgung unserer Ingenieur Hochschule Zittau (IHZ). Er besetzt den Lehrstuhl Geräte der Elektroenergieversorgung. Später schreibe ich meine Diplomarbeit an eben diesem Lehrstuhl. Da kommt der Professor auf mich zu und fragt ob ich nicht nach dem Diplom noch an der Hochschule bleiben und zum Dr.-Ing promovieren wolle.
Welch ein Wunder. Ich sagte damals, das interessiert mich. Aber ehrlich gesagt hatte ich gedacht, das sei wohl eher was für die Fleißigen. Ich mache es trotzdem. Und weil der Professor eigentlich Physiker ist bringe ich gleich meine Frau, die frisch gebackene Diplomkristalografin, von der Humboldtuni mit.
Der Ottmar war ein guter Mensch. Er strahlte Lebenserfahrung aus und teilte seine Industrieerfahrung mit seinen Schülern und Studenten. Er kommt vom TRO, Transformatorenwerk Oberschöneweide. Er ist Schaltgeräte- und anlagen – Guru. Er hat seine erste Industrieerfahrung und sein Wissen zu Schaltgeräteprüfungen im IPH, Institut Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik, gesammelt.
Prof. Ottmar Müller ist Schaltgeräteentwickler mit Leib und Seele. Er forschte nicht nur, sondern sieht immer wie er das Erkannte in konstruktive Lösungen umsetzen kann. Das begeisterte mich vom ersten Moment an und die anderen Doktoranden auch.
Als Ottmar Müller vom TRO nach Zittau kam hatte er gerade mit einem Entwicklerteam die Entwicklung der GSAS 123 abgeschlossen. Die „Ost-GIS“ für 72,5-123 kV. Dafür bekam er mit seinem Team den Nationalpreis 1. Klasse der DDR. GIS steht übrigens für Gas Insolated Switchgear- Gasisolierte Schaltanlage.
Und er entwickelt weiter an der Hochschule: Dreistellungstrenner, Schneller Kurzschließer, Kontaktsysteme… mit seinen Doktoranden, Diplomanden und Studenten. Ich war stolz bei ihm zu arbeiten. Das war nicht so theoretisch, es war zum Anfassen, alles Themen aus der Industrie.
Ottmar war nicht so ein eingebildeter Professor, nein er war nah seinen Kollegen, er war lebensnah und menschlich, erkannte die Leistungen anderer an, war immer freundlich und voller verschmitzten Spott.
Er hat mich und die Lehrgruppe inspiriert. Ich selbst komme nach 6 Jahren Arbeit mit ihm auf 16 Patentanmeldungen. Meine Frau hat zwei Patente mit Ottmar angemeldet.
Und Ottmar vermittelt die Resultate seiner Arbeit, Lehre und technischen Erziehung an die Industrie.
Ich und meine Frau kommen zum Starkstromanlagenbau Dresden. Ich setze fort mit der Entwicklung eines neuen Schaltanlagensystems Mittelspannung (NSAS) und einer Schaltanlagenleittechnik. Meine Frau Monika sollte eine Fabrik für Mittelspannungs-Vakuumschaltkammern aufbauen. Der Starkstromanlagenbau Dresden wird AEG, nach dem Beitritt der DDR zur BRD.
Die anderen „Doktorkinder“ vom Prof. Müller von der IHZ, und später TH Zittau gehen in die Keramischen Werke Hermsdorf, zu Siemens, zu ABB und zu Sprecher Energie.
Der Ottmar hat uns zu Konferenzen getrieben, wir haben gelernt national und international unsere Forschungsergebnisse vorzustellen, sie unseren Auftraggebern aus der Industrie zu präsentieren.
Bei Prof. Ottmar Müller lernen wir was die CIGRE ist. Schließlich war der Ottmar damals Chairman des CIGRE Nationalkomitees der DDR. Später war ich viele Male selbst in Paris.
Der Ottmar hatte immer was zu erzählen, wenn er wiederkam aus dem Ausland und von Sitzungen des SC 23. Ich erinnere mich wie heute: einmal kam er aus Paris und brachte Whisky mit aus dem Duty Free. Den gab es dann in der Lehrgruppe.
Mit dem Ottmar Müller und seiner Frau Inge verband uns später auch eine familiäre Freundschaft. Wir besuchten uns von Zeit zu Zeit in Dresden, Großenhain und Berlin. Selbst später noch, es geht ihm gesundheitlich nicht mehr gut, halten wir den Kontakt.
Ich bin heute selbst pensioniert, meine Frau auch. In der Elektroindustrie machen wir nichts mehr. Aber den Professor Ottmar Müller behalten wir immer in unserer Erinnerung und unserem Herzen.
Dr.-Ing. Monika Breuer und Dr.-Ing. Steffen Breuer
Vileurbane Vileurbane Im Institut CERDA
In Aix les Bain Aix les Bain