Oft sind wir mit unserer Yacht durch Kanäle gefahren oder wir haben Kanäle bei unseren Reisen besucht. Vielfach habe ich darüber in meinem Blog geschrieben und berichtet. An dieser Stelle erwähne ich den Götekanal/Trollhättan Kanal durch Schweden, den Saime Kanal von der Ostsee bis nach Lappenranta in Finland, den Halden Kanal in Norwegen, Den Nord-Ostsee-Kanal… auch Kaiser- Wilhelm- Kanal oder Kiel-Chanel genannt, die Kaiserfahrt von der Ostsee durch Swinemünde und über das Stetiner Haff nach Stetin, den Sloten Kanal in Westschweden…
Irgendwann treffe ich mal einen Segler in Greifswald. Der fährt einen englischen Motorsegler und den hat er in Irland gekauft. Und der hat ihn selbst auf dem Wasserweg überführt., Über die Irische See, den Caledonian Canal und die Nordsee. Er erzählte mir vom Caledonian Canal. Da ich vor zwei Jahren nach Nordnorwegen gesegelt bin und in Bergen (N) die Segler auch über den Caledonian Canal sprachen, stand mein Entschluß fest. Ich muss da auch mal durch.
Der Caledonian Canal durchtrennt Schottland und verbindet die Ostseite Großbritanniens, die Nordsee, mit der Westseite Großbritanniens, der Irischen See… bzw. dem Atlantik.
Der Erbauer
Thomas Telford, ein Schottischer Ingenieur, gilt als Erbauer des Kanals.
Er wurde 1757 in Schottland geboren und starb 1834 In London, Westminster. Er gilt als britischer Baumeister der mit Brückenbau und Straßenbau befasst war. Neben der Menai- Brücke, die seit 1826 das Walisische Festland mit der Insel Anglesey verbindet ist er Baumeister mehrerer Aquädukte.
Baltazar von Platen, der Erbauer des Götakanals lernte Thomas Telford kennen und bat ihn für sein Projekt in Schweden als Berater zu wirken.
Der Plan für den Kanal
Der Idee für den Bau des Kanals lagen sowohl militärstrategische Überlegungen zugrunde als auch eine Verkürzung von Handels Routen zwischen der Nordsee und der Irischen See bzw. dem Atlantik. Auch die Fischerei sollte partizipieren an den Vorteilen dieser Verkehrsverbindung.
Großbritannien lag in ständigem Streit und Kriegen mit den Franzosen und die Durchfahrt durch den Englischen Kanal war gefährlich. So konnte mit dem Kanal ein Bypass von West nach Ost, bzw umgekehrt geschaffen werden.
Gleiches galt für Militärschiffe der Royal Navy.
Die Fischerei auf Hering konnte bei Nutzung des Kanals schnell die Heringsfischer von der Irischen Seite auf die Nordseeseite und umgekehrt bringen. 1870 verbreitete sich die Nachricht über massive Heringsschwärme vor den Inneren Hebriden. 500 Fischkutter vom Osten Schottlands machten sich auf den Weg durch den Kanal. Vor den Schleusen bildeten sich lange Warteschlangen.
Der Bau des Caledonian Canals
Von 1803 bis 1822 wurde der Caledonian Canal erbaut. Der Bau erfolgte übrigens ziemlich zeitgleich mit dem Götakanal… (1810 -1832).
Thomas Telford plante den Kanal für Lastensegler, für ausländische Handelsschiffe und Kriegsschiffe, damals alles noch Segelschiffe. Aber als der Kanal endlich fertig war hat ihn die Zeit überholt. Dampfschiffe waren nun aktuell und die waren unabhängig von Winden und konnten leicht die Nordroute um Schottland nehmen, auch gegen den Wind und die Strömungen. Sie waren einfach stärker und widerstandsfähiger gegen raue See. Gleiches galt für die Kriegsschiffe der Royal Navy. Auch wurden mit den Dampfantrieben die Schiffe, sowohl Handelsschiffe, als auch Kriegsschiffe immer größer und passten in die Schleusen nicht mehr rein. Auch war im Kanal der Tiefgang auf 4 Meter limitiert.
Trotzdem nutzten kleinere Lastenschiffe den Kanal als Abkürzung um z.B. russisches Flax zu den Leinen Mühlen nach Irland zu bringen. Dennoch war der Lastentransport auf lokale Transporte fokussiert, wie Kohle, Hering, Wolle…
Niemals erlangte der Kanal eine wirtschaftliche Bedeutung als Wasserstraße.
Der Kanalbau kostete damals 800.000 Pfund Sterling, das wären heute 2 Mrd.
Die wichtigsten Daten
Der Kanal verbindet die Nordsee mit dem Atlantik. Den Kanal können Schiffe mit einer maximalen Länge von 45,7 m, einer Breite von 10,5 m und einem maximalen Tiefgang von 4,1 m befahren. Die maximale Masthöhe beträgt eigentlich 35 Meter, ist aber durch die Hängebrücke in Inverness auf 27m beschränkt.
Der Kanal ist 97 km lang und bindet 5 Seen ein, Loch Dochfour, Loch Ness, Loch Oich, Loch Lochny, Loch Linnhe. Seinen Scheitelpunkt hat der Kanal in Loch Oich mit 37 m ü.M.
Zieht man die Länge der Seen ab, so sind ca. ein Drittel des Kanals durch Menschenhand geschaffen.
Der Kanal hat 13 Schleusen, die teilweise als Schleusentreppen ausgebildet sind. Es sind insgesamt 29 Schleusenkammern. Die längsten Schleusentreppen sind die Muirtown Schleuse (4 Kammern), die Fort Augustus Schleuse (5 Kammern) und die Benavie Schleusentreppe (8 Kammern) auch bezeichnet als Neptuns Stair.
Der Kanal wird durch 8 Swingbridges (Drehbrücken) überquert, 2 davon sind Eisenbahnbrücken.
The Royal Route, die Königliche Route
Queen Victoria sorgte mit ihrer Reise dafür, dass der Kanal zur Touristenattraktion wurde, nachdem sie 1873 den Kanal auf dem Raddampfer „Gondolier“ durchquerte. Sie soll sehr beeindruckt vom Kanal gewesen zu sein, nicht aber von der Langsamkeit der Schleusenvorgänge. In ihrem Tagebuch schrieb sie damals: „The Caledonian Canal is a very wonderful thing, but rather tedious (langweilig)…
Mit der Reise der Königin begann ein Trend. Über die nächsten Jahre buchten tausende Passagiere die Kanalreise auf Raddampfern. Mithin öffneten am Kanal Hotels und Shops für Touristen.