Tag 92, 12. August 2024, Dover (UK), Hafentag, keine Meilen
Es ist Montag und ein wunderschöner Sommertag, schon am Morgen. Ich mache das Fahrrad startklar und bewege mich durch Dover Richtung Dover Castle. Die Richtung ist klar, ich sehe es ja auf dem Berg schon von der Marina. Der Weg hoch ist steil und ich muss das Fahrrad die Hälfte des Weges schieben. Oben angekommen muss ich Eintritt bezahlen. 29 Pounds muss ich löhnen. Das ist ziemlich teuer, aber ich lebe nur einmal.
Durch das Tor des Castles durch und ich verspüre einen kleinen Hunger und ich habe meine Wasserflasche auf dem Schiff vergessen. Also leiste ich mir einen kleinen Lunch im Castle Selbstbedienungsrestaurant und hier muss ich 16 Pounds für wenig Leistung bezahlen. Na ich will nicht weiter jammern, Großbritannien ist eben teuer.
Ich besichtige den großen Tower in welchem König Henry II residierte. Ich lerne in den Ausstellungen über das Auf und Ab des Königreiches, wie die Barone sich mit König Philipe von Frankreich liieren und gegen den eigenen König vorgehen, weil der Steuern eingeführt hat.
Viel ist zu sehen über den 2. Weltkrieg, ein unterirdisches Krankenhaus, Luftabwehrstellungen und unterirdische Kasematten. Selbst Churchill war hier während des Krieges und hat die Lage inspiziert.
Das Castle liegt strategisch gut, ich kann bis nach Frankreich sehen und dazu ist die Burg einst gebaut worden und wurde auch zur Überwachung des Englischen Kanals während des Weltkrieges genutzt.
Eine sehr schön erhaltene Burg ist es. 2000 Jahre Geschichte sind das hier. Schon 1066 hat man angefangen an der Burg zu bauen.
Von 1216-17 wurde die Burg belagert. Von hier aus wurde verhindert das der Englische Thron in französische Hände viel.
1800 herum war die Situation mit den Franzosen wieder kritisch. Man war im Krieg mit Frankreich. Die Ausstellungen zeigen das Leben der Soldaten auf der Festung in dieser Zeit.
Und das Castle wurde bekannt im 2. Weltkrieg durch die Evakuierung alliierter Truppen aus dem französischen Dunkerque. Mit Meinem Vater rede ich später. Der berichtet mir, dass er sich an die Wochenschauen und Nachrichten erinnert in denen die zeitweise Vertreibung der Alliierten gefeiert wurde.
Nach 4 Stunden Besichtigung und Besteigung der Türme und der Festungsmauern und Wälle ist es genug. Es ist ein heißer Sommertag. Ich fahre zurück nach Dover. Diesmal geht es den Berg runter und der Wind kühlt während der Fahrt. Noch besser ist das Bier im Pub nachdem ich unten angekommen bin.
Der nächste Weg führt mich mit dem Fahrrad zum Bahnhof Dover. Ich kaufe mir ein Ticket für den High-Speed-Zug nach London für morgen.
Ich gehe einkaufen, nutze das Fahrrad dazu und erleichtere mir so den Transport meines Proviants.
Heute Abend koche ich dann mal selbst wieder. Chili sin Carne aus der Büchse.
Tag 93, 13.August 2024, Ausflug nach London mit dem Zug, 250 km hin und zurück
Gestern habe ich den Weg zum Bahnhof in Dover erkundet. Von der Marina bis hin sind es 25 Minuten Fußmarsch. Ich ziehe mit kleinem Rucksack und einem Lunchpaket gegen 9:00 Uhr los. Zu zeitig bin ich am Bahnhof aber das hilft mir mich wegen dem Bahnsteig und der Rückfahrt zu erkundigen.
9:45 Uhr fährt der High-Speed-Zug aus Remsgate kommend ein und startet pünktlich 9:50 Uhr nach London. Der Zug nutzt die Eurostar Trasse. Unterwegs lese ich die Geschwindigkeit in meiner Navionics Karte im Telefon ab. Spitzengeschwindigkeit war 220 km/h. 11:05 komme ich in London auf dem Bahnhof St. Pancras an.
Im Zug habe ich im Internet nachgesehen. Direkt am Bahnhof in London gibt es eine Haltestelle der „Grünen Linie“. Und hier steige ich auf Hop On Hop Off um. An der Waterloo Station wechsle ich auf die „Rote Linie“ Ich fahre auf Rot das gesamte Zentrum mit all seinen Sehenswürdigkeiten ab. An der St. Pauls Cathedral „hoppe“ ich „off“ und schaue mich um. Gleiches mache ich an der Tower Bridge und dem Tower of London.
Weitere Stationen sind der Big Ben und die Westminster Abbey. Dann stoppe ich auch am Buckingham Palace und dem Trafalgar Square.
Lange war ich nicht in London. 10…15 Jahre ist das mindestens her. Damals immer dienstlich. Vieles hat sich verändert. Sehr viel Neues aus Glas ist entstanden. Einiges erinnert mich an Moscow City.
An der Waterloo Station beende ich die Rundfahrt mit der „roten Linie“. Ich wechsele gegen 17:00 Uhr auf die „Grüne“ und steige an der Pancras Road, direkt an der Eisenbahnstation St.Pancras aus.
In den Bahnhof komme ich 18:30 Uhr und ich sehe, dass der nächste Zug auf Gleis 11 um 18:34 Uhr startet. Den schaffe ich. Eine reichliche Stunde später bin ich in Dover.
In Dover genehmige ich mir auf dem Rückweg zur Marina im Pub ein Bier. Das habe ich mir heute verdient.
Zurück im Schiff bekomme ich einen Anruf von meinem britischen Kollegen Raphael aus GE/Alstom/Areva-Zeiten. Er besucht mich am Abend noch mit seiner Frau auf der All Right II. Wir sitzen bis in die Nacht zusammen und verabreden uns für den nächsten Tag zum Lunch.
Tag 94, 14. August 2024, Dover (UK), Hafentag, keine Meilen
Am Morgen beschäftige ich mich mit Formalitäten. Ich checke aus aus Großbritannien für den morgigen Tag. Elektronisch versteht sich. Schwieriger ist die Anmeldung für die Wiedereinreise in die Schengen Region. Nach langem Suchen habe ich ein Formular gefunden, welches ich beim Hafenmeister habe ausdrucken lassen. Das wiederum fülle ich mit Hand aus, der Hafenmeister scannt es für mich und dieses wiederum sende ich als Anhang an eine E-Mail an den Hafenmeister der Marina in Dunkerque. Ich hoffe das ist richtig so, aber ich habe mich bemüht. Alle Leute mit denen ich gesprochen habe hier im Hafen, ob aus Frankreich, den Niederlanden oder Belgien haben keine Ahnung wie das richtig zu handhaben ist. Einige sagen mir sogar sie machen gar nichts.
Mittagessen gehe ich mit meinem Kollegen Raphael in einen Pub in Dover. Wir trinken Bier und essen Fish & Ships. Danach sitzen wir noch eine Weile auf dem Schiff bei Getränken. Es folgt eine herzliche Verabschiedung. Immerhin, nachdem ich 2018 in den Ruhestand gegangen bin ist das erst der 5 Kollege den ich aus alten Zeiten getroffen habe.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Vorbereitungen für morgen. Ich schaue mir den Gezeitenstrom und den Wind an. Ich werde morgen Früh 5:00 Uhr aufstehen und 6:00 ablegen. Nächste Destination ist Frankreich.
Tag 95, 15. August 2024, Dover (UK) – Dunkerque (F), 44 nm
Ich bin eine halbe Stunde vor dem Wecker wach, es ist 4:30 Uhr englischer Zeit. Ich gehe gelassen ran an das Frühstück und die Vorbereitungen zum Ablegen. Ich habe schließlich eine halbe Stunde plus in meiner Planung.
6:00 Uhr mache ich die Leinen los, hole alle Fender rein und verstaue diese und die Leinen. Wie mit dem Hafenmeister gestern besprochen rufe ich erst am Ausgang der Marine die Dover Port Control… oder Dover VTS und bitte um Genehmigung, den Hafen verlassen zu dürfen. Ich bekomme sofort Antwort: Ich soll die Ostausfahrt nehmen und mich dahin am Breakewater entlang bewegen und kurz vor dem Ausgang wieder über Funk anrufen. Und so mache ich das und bekomme gleich grünes Licht.
6:20 Uhr fahre ich aus dem Dover Hafen raus. Ich bewege mich noch 15 Minuten mit Maschine weg nach Norden von der Ausfahrt. Dann setze ich die Segel. Ich habe Strom nach Nord und 13 ktn Wind. Alles ist super, ideal. Und die Sonne scheint schon. Rückwärts sehe ich die Weise Kreidesteilküste von Dover.
7:10 Uhr bin ich an der Südtonne South Calliper. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Verkehrstrennungsgebiet im englischen Kanal. Ein bisschen bin ich aufgeregt. Hier ist so ein Verkehr der Berufsschifffahrt.
7:30 Uhr, kurz vor der Verkehrstrennung baue ich noch ein Reff in das Großsegel ein und verkleinere auch noch die Fock. Immerhin messe ich schon 21 ktn Wind. Das Reffen möchte ich bei dem Schiffsverkehr nicht im Verkehrstrennungsgebiet durchführen.
8:30 Uhr bin ich in der Mitte des Verkehrstrennungsgebietes, heißt ich habe den Nord-Süd- Verkehr passiert und zwar im rechten Winkel. Ich halte mich an die Regeln!
9:30 Uhr bin ich dann auch über die Süd-Nord Richtung der Verkehrstrennung. Der Wind hat abgenommen, nur noch 13…14 ktn. Ich reffe aus.
Aus meinem Halbwind Kurs wird erst raumer Kurs und dann immer mehr, platt vor dem Wind. Ich rolle die Fock ein. Fahre nur noch mit dem Großsegel. Es läuft super! 7 ktn ü.G. und manchmal mehr. Die Welle und der Strom schieben, ich surfe zuweilen.
12:30 Uhr rufe ich über CH 74 Portcontroll Dunkerque. Ich muss auf Warte Position vor der Hafenmole bleiben. Erst an der Westseite, dann auf der Ostseite.
Dann bekomme ich endlich Grün. Ich fahre ein in den Hafenkanal. Ich steuere die Marina des Yachtklubs an und fahre rückwärts in die Finger, ganz nahe an der Gendarmerie du Mer ein.
Die Polizeibeamten laufen zu ihrem Schiff, direkt an mir vorbei. Sie sehen die deutsche Flagge und mich. Keiner fragt woher, wohin. Scheint die Beamten fürchten die Sprachbarriere. Ich reagiere auch nicht. Offenbar habe ich mir zu viele Gedanken über die Wiedereinreise im Schengen Raum gemacht.
Im Hafen gibt es keinen Hafenmeister. Frankreich hat Feiertag. Und auch ich wandere in die Stadt. Und in Dunkerque ist überall Party. Auch ich nehme in dem erstbesten Straßenrestaurant Platz, bestelle mir Muscheln und Weisewein. Französische Musik wird live mit Schifferklavier gespielt. Die Sonne scheint und das Zusehen macht Spaß.
Dann wandere ich durch den Ort und sehe dasselbe Schauspiel, die Feierstimmung mehrmals.
Nur eines noch, Dunkerque hat im zweiten Weltkrieg schwer gelitten, von den alten Häusern ist kaum noch was übrig, außer den Kirchen. Die Lücken-Bebauung ist nicht ganz gut gelungen.
Der Wein hat mir ganz schön zugesetzt nach der Übersegelung des Englischen Kanals. Lange rede ich noch mit meinem Sohn am Telefon und dabei trinke ich noch das eine oder andere Glas.
Tag 96, 16. August 2024, Dunkerque (F) – Nieuwport (B), 19 nm
Gestern war kein Hafenmeister anzutreffen. Heute früh regnet es und ich bleibe wegen des Regens und dem Wein von gestern Abend länger in der Koje. Dann schaue ich mal aus dem Niedergang und da taucht prompt die Hafenmeisterin auf. Sie spricht so gut wie kein Englisch und ich bemühe mich nicht ihr entgegen zu kommen, sprachlich versteht sich. Ich sage ihr auf Englisch, dass ich in einer Stunde in die Captainerie komme und bezahle.
Also frühstücke ich erst mal in aller Ruhe.
Die Belgier am Ponton gegenüber haben abgelegt und sitzen im Kanal zur Hafenausfahrt fest. Die Ampel an der Ausfahrt ist für nun mehr als eine Stunde auf Rot. Inzwischen habe ich die Liegegebühr bezahlt, fertig gefrühstückt und den Abwasch gemacht. Ich lege 10:00 Uhr ab und komme mit den anderen Schiffen raus, auch mit den Belgiern von gegenüber.
10:25 Uhr bin ich aus der Hafenmole raus und setze Segel. Erst mal denke ich hier läuft gar nichts. Nur 8 ktn Wind von achtern. Ich lasse die Maschine mit den Segeln laufen. Aber dann kommt der Wind, 13…15 ktn und ich habe den Strom von achtern. Na es geht doch!
Ich wollte eigentlich bis Ostende. Entscheide mich aber nur 20 Meilen zu segeln, bis Nieuwport.
Ich folge anderen Seglern. Ich muss mich im betonnten Fahrwasser halten. Das Segelrevier hier hat wenig Wassertiefe. Die Sicht ist schlecht, immer wieder regnet es. Ich habe sogar die Positionslichter eingeschaltet.
11:45 Uhr übersegle ich die Grenze zwischen Frankreich und Belgien. Da war ich dann nur einen Tag mit meiner Yacht in Frankreich. Da muss ich wohl dann noch mal hin und ein paar Tage länger bleiben.
Vor der Einfahrt nach Nieuwport ist eine Regatta im Gange. Die muss ich umfahren. Ich berge die Segel und bringe die Fender aus und bereite die Festmacherleinen vor.
Ich rufe über CH 08 die Marina an. Ich bekomme Bravo 15 zugewiesen. 13:50 Uhr habe ich angelegt.
51°08‘442 N, 2°44‘697 O. Die Reise heute war nicht weit, aber ich kann mich ja auch mal ausruhen.
Ich mache mir ein schönes leckeres spätes Mittagessen: Szegediener Gulasch. Das reicht noch mal für morgen, so viel ist es geworden…
Ich überwinde mich, eine Stadtwanderung nach Nieuwport zu machen. Und das tut mir gut, mal ein bisschen zu laufen. Ich kaufe Proviant ein, Wein, Bier Whisky, Eier, Käse, saure Gurken und Harribo…
Aber ich mache auch Halt in einem Restaurant und trinke zwei Belgische Biere.
Tag 97, 17. August 2024, Nieuwport (B) – Zeebrugge (B), 27 nm
Gestern habe ich mich zeitig schlafen gelegt. Dadurch bin ich heute schon 8:30 Uhr ablegebereit. Ich fahre raus über den langen Kanal zur Nordsee. Es ist Niedrigwasser. Am Kanalufer, der unbewohnten Seite liegen auf dem trocken gefallenen Ufer die Robben herum und sonnen sich in der Morgensonne. Mir gelingen ein paar Fotos.
Raus auf der Nordsee ist kaum Welle und nur 4…5 ktn Wind. Da macht Segeln keinen Sinn. Ich tuckere mit Maschine Richtung Norden. Eigentlich hätte ich mir mit meiner Abfahrt noch Zeit lassen können. Der Gezeitenstrom nach Norden setzt erst gegen 10:00 Uhr ein.
Am Ufer ist alles bebaut. Überall Apartmenthäuser. Jeder möchte in der Ersten Reihe wohnen mit Meeresblick. Und langgezogene Strände, die Leute können also jeden Tag an den Strand. Diese Uferbebauung beobachte ich seit Frankreich, die gesamte belgische Küste entlang. Die Küste, ist abgesehen von der Bebauung, vergleichbar mit der dänischen Nordseeküste und der Polnischen Ostseeküste.
10:30 Uhr habe ich an Steuerbord die Hafeneinfahrt von Ostende. Nein ich möchte weiter, kann nicht an jeder Milchkanne haltmachen!
Weiter geht es mindestens bis Blankenberge. Hier überlege ich. Der Einfahrtkanal zeigt bei Niedrigwasser nur 1,5 Meter Tiefe. Ich überlege hin und her, jetzt ist zwar mittleres Hochwasser aber bei Niedrigwasser komme ich eventuell nicht raus.
Also fahre ich weiter bis Zeebrügge, das sind noch 5 Meilen.
Zeebrügge ist ein riesiger kommerzieller Hafen. Ich rufe über CH 69 Zeebrugge Trafik controll. Die sagen mir, dass ich CH 71, Port Control rufen muss. Das mache ich prompt und bekomme gleich Freigabe für die Einfahrt.
Im Hafen muss ich noch 2 Meilen fahren, um in den Brugse Zeil En Yachtclub zu kommen. Ich spreche mit dem Hafenmeister über CH 12 und der weist mir den Anleger Delta 13 auf Englisch zu. Und er steht bereit und nimmt mir die Leinen ab. Freundlich und zuvorkommend!
Ich habe Hunger und mache mir einen Rest vom Szegediner Gulasch von Gestern warm. Danach mache ich erst mal einen ausgedehnten Mittagsschlaf.
Am Nachmittag baue ich die Großschotwinch auseinander, reinige das Getriebe und fette die Zahnräder. Ich hatte den Eindruck, dass diese Winch ein bisschen schwer ging. Schließlich ist es die hauptsächlich beanspruchte Winch.
Und meine Satellitenantenne findet wieder mal den Satelliten nicht. Ich parametriere neu. Eine kleine Verbesserung tritt ein, aber ich bin nicht zufrieden. Da werde ich wohl heute keine Lügennachrichten aus Deutschland empfangen.
Also gehe ich noch auf ein Bier an Land. Am Ende werden es zwei. Das Belgische Bier schmeckt.
Tag 98, 18. August 2024, Zeebrugge (B) – Buitenhaven (NL), 51 nm
Der letzte Tag der 14. Woche! Ich werde wach vor dem Wecker. Eigentlich brauche ich nicht zeitig los, der Gezeitenstrom nach Nord setzt erst um die Mittagszeit ein. Und trotzdem, die Strecke, die ich mir vorgenommen habe ist weit.
Ich lege also 9:00 Uhr ab. 9:10 Uhr an der ersten roten Tonne im Handelshafen gibt mir Port Control über CH 71 Freigabe zur Hafenausfahrt.
9:40 Uhr setze ich draußen vor dem Hafen die Segel. 11ktn blasen aus West, für mich ein Halbwindkurs. Das Wetter ist ein wenig trübe. Sonne sehe ich nicht.
10:20 Uhr quere ich die Schifffahrtslinie von Antwerpen. Ich muss ein bisschen vom Wind abfallen um nicht mit einem riesen Containerschiff zu kollidieren. Ich gehe hinten durch. An Steuerbord nähert sich schon der nächste Dampfer. Aber ich schaffe es rechtzeitig aus dem betonnten Fahrwasser.
Kurz nach 11:00 Uhr habe ich 10 Meilen versegelt. Und je weiter ich segle umso mehr komme ich in einen Am-Wind-Kurs. Der Wind geht auch ein bisschen runter, nur noch 7 ktn.
13:50 Uhr sind 24 Meilen versegelt, 15:00 Uhr bereits 32 Meilen. Der Strom kehrt sich endlich um und schiebt gemeinsam mit dem Wind. Am Nachmittag bin ich viel schneller als am Vormittag. Meistens fahre ich 7ktn+. Und auch die Sonne ist inzwischen am Himmel.
16:30 Uhr bin ich unterhalb vom Hafen Rotterdam. Ich biege hier nach Osten unter Land ab. Hier gibt es eine Brücke und eine Schleuse. Ankommend kann man da an einem Ponton über Nacht festmachen, ohne Gebühr. Das ist mein Ziel.
Bevor ich in das betonnte Zick-Zack Fahrwasser dahinfahre, berge ich die Segel. Die Fahrt geht vorbei an einem riesigen Hochwassersperrwerk. In der Hafenanlage vor der Schleuse sehe ich den Ponton und mache gegen den Wind fest. Das klappt schnell und reibungslos. Geholfen hätte mir keiner. Hier gibt es niemanden, nur einige Anleger für Fischtrawler.
17:50 Uhr bin ich fest am Ponton. Pos 51°49‘518 N, 4°02‘136 O.
Ich esse Abendbrot und schreibe noch ein bisschen an meinen Analen, dazu gibt es noch ein Glas Wein. Ich bin müde von den 51 Meilen.